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Die kleine Tür

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07.08.2005
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Die kleine Tür

Der Sadist (ohne kleine Tür)

Der Sadist

Im Morgengrauen lag die Stadt nun da nach dieser Nacht, die wie jede andere gewesen zu sein schien und nicht einmal das Vogelzwitschern konnte die junge Frau,die auf der Straße stand und nach oben blickte, beruhigen, sie davon überzeugen ruhig zu sein. Sie schrie immer noch innerlich und konnte nicht unterscheiden, ob es nach außen drang oder nur noch nachhallte in den Windungen ihres Kopfes.
Sie starrte auf den leblosen Körper des Freundes, hoffte, dass er wieder aufstand und doch wusste sie, wie sinnlos ihr Starren war, wurde es doch nicht mehr registriert. Der Tod interessiert sich nicht für seine Betrachter.
Im Grunde war ja auch alles geklärt. Noch vor ein paar Stunden hatte sie auf einer Party getanzt zu einer Musik, die sie nur noch als Schleier wahrgenommen hatte, als ihr Telefon unerbittlich klingelte und klingelte.

Langsam veränderte sich seine Farbe, wahrscheinlich durch den Lichteinfall. Es wurde offensichtlich, dass er tot war. Das Blau seiner Lippen erfüllte sie mit Abscheu. Sie dachte darüber nach, ob sie je etwas Schrecklicheres gesehen hatte, ob die Hässlichkeit sich ihr je so in dieser Form vorgestellt hatte.
Sie konnte sich nicht erklären, warum gerade sie hier sein musste. Warum ihr Handy mit seiner Nummer auf dem Display hatte klingeln müssen und er gerade sie darum gebeten hatte auf das Dach zu kommen, durch diese Tür zu gehen und ihn dort am Rand des Daches stehen zu sehen.

Sie kannten sich bereits seit ihrer Kindheit, hatten oft miteinander Sandburgen und Luftschlösser gebaut. Irgendwann trennte sie dann die Schule und sie sahen sich nur noch auf dem Heimweg. Dennoch teilten sie etwas. Etwas, dass sich schwer in Worte fassen ließ. Aber seit er dieses Zeug nahm, mit diesen Gedanken Wände in seinem Zimmer füllte und seit er angefangen hatte seine Arme zu zerschneiden, klingelte regelmäßig ihr Telefon und sie eilte zu jedem Ort, den er ihr nannte. Sie hatte oft versucht ihm beizustehen.

Immer wieder erfassten sie Übelkeit und Wut. Sie wollte das hier nicht betrachten und sie hatte auch weiß Gott bessere Dinge zu tun als neben ihm zu stehen. Und dann noch überall Blut. "Wenn man sich schon unbedingt umbringen will", dachte sie," warum nicht den armen Menschen, die sich das Unglück anschauen müssen, dieses rote, verkrustete, nach Metall schmeckende Zeug ersparen". Erhängen ist blutlos. Wie wäre es mit Tabletten? Ihretwegen die, von denen man erst furchtbare Krämpfe bekommt, wenn man das unbedingte Bedürfnis hat sich selbst noch einmal weh tun zu müssen, aber bitte nicht auf ein verdammtes Dach steigen und runterspringen. Der Körper hält den Aufprall nicht aus, das weiß jeder.

Sie wurde immer wütender und wäre ihr nicht bewusst gewesen, dass er es so wie so nicht mehr bemerkte, sie hätte ihm eine Ohrfeige verpasst.
Dieser Sadist. Schon vor einiger Zeit wollte er, dass sie seine Hand hielt, wenn er zu viel von den kleinen Pillen herunter schlucken sollte. Das hatte sie ausgeschlagen. "Bring dich um, bitteschön. Aber ich werde nicht dabei zusehen.", war ihre Antwort gewesen. Scheinbar wollte er das widerlegen.
Was ihm wohl gelungen zu sein schien.

Die Sirenen erreichten sie. Auf einmal quoll die Luft vor Stimmen. Ein Mann sprach zu ihr. Das sollte beruhigend wirken, so meinte sie, und um dem Mann ein wenig das Gefühl zu vermitteln, er würde helfen, ließ sie sich von ihm weg führen.
Die Wut erreichte einen neuen Pegel. "Wozu der ganze Aufstand?", fluchte sie tief drinnen. Sie wusste, er würde es nicht spüren, aber das war ihr gleich. Wozu der ganze Aufstand? All die Menschen, die jetzt nur damit zu tun hätten, seinen Leichnam weg zu schaffen, das Blut zu beseitigen, ihn dann noch einmal zu untersuchen um schließlich ein Formular auszufüllen, das nun wirklich von niemandem mehr gelesen werden würde. Warum ließ man ihn nicht einfach da liegen? Körper verwesen, werden zu Erde. Ob nun hier oder verbunden mit zahlreichen Umständen in einem teuren Sarg irgendwo unter einem Stein. Eine Verschwendung von Zeit. Solch theatralischer Schwachsinn sollte nicht noch mit Mühen und Kosten für andere, die wahrscheinlich liebten und weinten um ihn, verbunden ja sogar belohnt werden.Nun weinte sie doch, obwohl sie ihm diese Genugtuung eigentlich nicht geben wollte. Dieser Mistkerl, er konnte doh nicht einfach...
Gut, sie hätte damit rechnen müssen, aber so...

Letztendlich hätte man einfach über ihn weg steigen können und warten bis die Natur das erledigt hatte. Aber nein, ein Hin und Her, was Bedeutung verlieh, Bedeutung für eine Tat, die schmerzte.
Als sie nun im Wagen saß und alles mit diesem roten Licht der Krankentransportsirenen durchflutet war, dachte sie an ihr letztes Gespräch. Er hatte nicht allein sein wollen. Sie sei doch die einzige, die es verkraften würde. Und sie sei etwas besonderes gewesen, leider jedoch, reiche das nicht aus um am Leben zu bleiben. Sprung.
Es fühlte sich genau so an, wie er einmal gesagt hatte. Am Abgrund stehen und hinunter starren, nichts mehr wahrnehmen als das eigene Herz, das so laut schlägt, dass man es einfach zur Ruhe bringen muss.

 

Hallo Choc,
erschütternd, deine Geschichte. Gut! Tod, Leid, Ekel, Wut (keine Schuld?), ein großes Thema in einer kleinen Geschichte!
Ich war erst etwas unsicher über die Art des Suizids. Auf dem Dachboden, da dachte ich an erhängen. Dann das Blut...Habe ich das richtig verstanden, dass er sich hinabgestürzt hat und sie (angerufene) Zeugin war? Könnte man vielleicht noch deutlicher sagen.
Der letzte Teil mit der kleinen Tür gefällt mir nicht so. Der ist dir bestimmt wichtig, und stellt ja die Verbindung zum Titel her. Aber ich empfinde ihn irgendwie als aufgesetzt.Vielleicht ist das aber auch Geschmackssache.
Bitte guck dir noch mal die Rechtschreibung und Zeichensetzung an. Da gibt es einiges; wenn du´s noch mal durchgesehen hast und noch was übrig bleibt, kann ich dir ´ne Fehlerliste erstellen.
ansonsten:

dieses rote, verkrustete, nach Metall schmeckende Zeug
Blut schmeckt zwar nach Metall, aber die Prot. sieht es ja nur - würde ich weglassen
Gruß, Elisha

 

Danke erst einmal fürs Lesen ihr Beiden.
Elisha, du hast Recht mit dem Ende. Mir gefällt es auch nicht so wie es jetzt ist und ich habe noch nicht den zündenden Schluss gefunden. Mit den Rechtschreibfehlern setze ich mich auch noch einmal auseinander. Es wäre nett, wenn du falls ich nicht alles finde, eine Liste erstellen würdest. Ja es war Freitod gemeint.

Zur zweiten Kritik: Also mit ihr, die beruhigt werden soll, ist die Protagonistin gemeint. Es stimmt, dass der Einstieg verwirrt, aber ehrlich gesagt gefällt mir das ganz gut. Du hast Recht, was den Tempus angeht. Danke für den Hinweis.
Zum Inhalt: Es geht nicht um den Fleck, oder darum, dass jemand angeklagt wird. Vielmehr weiß die Protagonistin nicht, wie sie damit umgehen soll, dass ein Mensch, den sie kennt und so gut kennt, dass er in den letzten Minuten mit ihr zusammen sein will (sonst kein Anruf) , plötzlich einfach so sein Leben verschenkt. Die gewollt unpassende Härte sollte ihre Unfähigkeit, ihr Unverständnis ausdrücken. Aber vielleicht wirkt es etwas zu hart oder es ist einfach nicht gut formuliert. Ich selbst wollte einfach einmal eine andere Reaktion darstellen, die sicher nicht jedermanns Sache ist. Falls du Verbesserungsvorschläge hast, würde ich sie gern hören.

Danke noch Mal.
choc

 

Was mir im Allgemeinen auffällt, ist, dass ich scheinbar zwei von euch gerade mit den letzten Gedanken meiner Protagonistin , die hart klingen, etwas gereizt haben dürfte. Eigentlich gut so, denn diese unpassenden Gedanken sollen ein Stück weit provozieren. Mein Stil Geschichten zu schreiben entwickelt sich noch (hoffe ich zumindest) so weit, dass Emotionen besser zur Geltung oder erst einmal überhaupt heraus kommen. Naja, ich fange ja erst an. Aber womit ich ein wenig meine Probleme habe, ist, dass ich so stark alles erklären soll: Die Beziehung, wie es zu der Situation gekommen ist und so weiter. Ich vertrete die Meinung, dass es in Kurzgeschichten nicht unbedingt darauf ankommt, dass sich alles selbst erklärt. Phantasie eines Lesers spielt doch bei einer Kurzgeschichte genauso eine Rolle, wie die Situation selbst. Für Spekulationen sollte Raum sein und ich wollte eher ein unfertiges Bild, das etwas schockt, gerade weil so vieles ungeklärt erscheint, zeichnen. Naja, ich denke, das kam nicht heraus. Aber für mich ist es schließlich hilfreich, dass Menschen darauf reagieren und deshalb nochmals Danke fürs Lesen.

Alles Liebe,
choc

 

Hallo choc!
Okay, in Kurzgeschichten braucht man nicht alles erklären, aber du hast eine äußerst ungewöhnliche Situation geschaffen, die sogar der zentrale Punkt dieser Story ist, das geht nicht ohne Erklärungen. Dein Selbstmörder ruft die Protagonistin an, und als sie da ist, springt er vom Dach. Dieser Anruf muss begründet werden, wie ist die Beziehung der Beiden?
Wäre die Protagonistin zufällig dort gewesen, wäre die Beziehung uninteressant.
Geschockt hat mich die Geschichte nicht, dazu fehlen Emotionen.
Den Titel würde ich auch noch mal überdenken, denn er hat überhaupt nichts mit dem Text zu tun, die kleine Tür wird doch nur beiläufig erwähnt.
Die Eingangssequenz würde ich überarbeiten, Verwirrung am Anfang sorgt oft dafür, daß der Text nicht zuendegelesen wird.
Übrigens, da du dich selbst noch als Anfänger (-in?) bezeichnest, rate ich dir, erstmal Geschichten zu schreiben, die nicht so viele Fragen offen lassen, einfach, um dich und deinen Stil zu entwickeln. Dann bekommst du auch ein Gespür dafür, was du weglassen kannst und was nicht.
Grüße
Chris

 

Guten Morgen Chris,

Danke für die Anmerkungen. Ich habe mir jetzt ein bischen Zeit genommen bevor ich Veränderungen vorgenommen habe und heute hab ich mich dran gesetzt. Sie ist jetzt anders aufgebaut und ich habe auch versucht die Verwirrung zu entwirren. Die Beziehung darzustellen fiel mir etwas schwerer.
Aber das wird schon. Deshalb habe ich ja angefangen mich hier aktiv zu beteiligen. Ich schreibe schon eine Weile, aber ich hatte nie den Mut meine Geschichten gegenlesen zu lassen. Mit Anfängerin meinte ich deshalb eher, dass ich erst anfange gezielt nach Kritiken an den Dingern, die sonst in der Schreibtischschublade liegen zu arbeiten.
Deshalb auch dir Dank für die Zeilen.

Alles Liebe
choc

 

Hi Choc, gibt es die alte Fassung noch irgendwo?
Gruß, Elisha

 

Guten Abend,

an Elisha: nicht in diesem Forum, als Datei aber natürlich noch.

an Angua: Es ist sehr nett von dir dich so persönlich damit zu befassen. Generell
glaube ich, ist die eigene Erfahrung ob Leser oder Schreiberling immer entscheidend dafür, wie man Texte verfasst oder liest. Deshalb liegt mir an deiner Kritik auch sehr viel am Herzen, denn deine Erfahrung entscheidet widerum sehr ernstzunehmend über die Schlüssigkeit meines Textes.

Das Borderlinesyndrom ist sehr hart für die Kranken und für die Angehörigen. Ich weiß wovon du schreibst, deshalb erscheint mir deine Kritik auch an vielen Stellen sehr sinnvoll.

Bei der Stelle, an der sie sich fragt, warum unbedingt sie, sollte verdeutlicht werden, dass es manchmal Situationen gibt, in denen, selbst, wenn man eigentlich weiß, wieso man gerade daran teilnimmt, einfach überfordert ist und dieses Wieso-eigentlich-immer-ich-Gefühl ausbricht. Aber ich denke drüber nach, ob ich diesen Satz herausnehme oder verändern kann.

Auch ihre negativen und sehr krassen Vorwürfe, z.B. die die das Blut betreffen, sollten etwas aufzeigen, was meist in den Hintergrund bei Selbstmorden rückt: Es ist nicht fair den Menschen gegenüber, die um dich weinen werden und es auch nie verstehen werden. Und um das zu verdeutlichen, diente mir diese Härte. Sie weint zwar, aber empfindet dennoch so etwas wie Hass in diesem Moment. Später wird sie vielleicht anders darüber denken, aber jetzt zu diesem Zeitpunkt reicht es ihr. Sie ist fertig und müde. hat kein Verständnis mehr, das sie aufbringen könnte. In diesem Moment siegt die durchaus gewollt boshafte Verurteilung des Selbstmordes.
Mag sein, dass das nicht nachvollziehbar erscheint. ich kann nur sagen, dass ich aus Erfahrung weiß, dass es Menschen gibt die auf ähnliche Weise reagieren.

Nochmals vielen herzlichen Dank für deine Auseinandersetzung und die Geschichte ist noch nicht fertig (wird es vielleicht nie sein) und da sie auch mir sehr am Herzen liegt, werde ich weiter daran arbeiten. komisch nur, ich brauche immer erst ein paar Tage um mich ransetzen zu können.

Alles Liebe
Annett

 
Zuletzt bearbeitet:

Zur Geschichte wurde, denke ich, bereits alles gesagt. Hier nur noch eine kleine Liste mit Detailanmerkungen, auch wenn ich es besser fände, wenn Du Dich um Deine Rechtschreibung erst einmal selbst kümmern würdest, anstatt Dich auf die Hilfe anderer zu verlassen. Dazu gehört dann m.E. auch, bereits angemerkte Fehler zu korrigieren.

  • die junge Frau,die auf der - Leerzeichen fehlt
  • sie davon überzeugen ruhig zu sein - Komma fehlt
  • Warum ihr Handy mit seiner Nummer auf dem Display hatte klingeln müssen und er gerade sie darum gebeten hatte auf das Dach zu kommen - Komma nach "müssen" (nicht obligatorisch), Komma nach "hatte"
  • Sie kannten sich bereits seit ihrer Kindheit [...] - Bitte den ganzen Absatz in Vorvergangenheit, oder den Rest der Geschichte ins Präsens.
  • mit diesen Gedanken Wände in seinem Zimmer füllte und seit er angefangen hatte seine Arme zu zerschneiden, - Komma nach "füllte" (nicht obligatorisch), Komma nach "hatte"
  • Sie hatte oft versucht ihm beizustehen. - Komma nach "versucht"
  • bessere Dinge zu tun als neben ihm zu stehen. - Komma nach "tun"
  • so wie so - "sowieso"
  • dass sie seine Hand hielt, wenn er zu viel von den kleinen Pillen herunter schlucken sollte. - Sollte? Ich glaube, hier stimmt etwas nicht, vielleicht liest Du noch einmal drüber.
  • weg führen - "wegführen"
  • weg zu schaffen - "wegzuschaffen"
  • verbunden ja sogar belohnt werden.Nun weinte sie doch, obwohl sie ihm diese Genugtuung eigentlich nicht geben wollte. - Leerzeichen fehlt, "hatte geben wollen"
  • doh nicht einfach - "doch"
  • etwas besonderes - "etwas Besonderes"

Nachtrag: Wenn Du den Titel ändern möchtest, mußt Du einen Moderator anschreiben.

 

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