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Argonaut

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19.06.2001
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Argonaut

ARGONAUT


Alle Schlachten waren geschlagen. Es gab nichts mehr, was noch lohnen würde, menschliche Ressourcen zu vergeuden. Die Erkenntnis kam freilich zu spät. Und während die Mächtigen erbittert um den wertlos gewordenen Planeten gekämpft hatten und nun mit leeren, blutbeschmierten Händen ihr eigenes Elend bedauerten, waren es die kleinen Staaten, die still und leise inmitten kriegerischer Wirren ihr Heil in einer vielversprechenden neuen Welt suchten...


Verbleibende Flugdauer: 08Y / 12M / 06D / 23H / 05M / 03S

Die ‚Argonaut‘ befand sich im vierzehnten Jahr ihrer Reise ohne Wiederkehr. Ohne Probleme hatte sie den Asteroidengürtel durchquert, hatte sie zweimal den Riesenplanet Jupiter umrundet, um mit neuem Schwung die Besatzung dem Ziel ein weiteres Stück näher zu bringen. Jenes Ziel, was einige Millionen Kilometer vor Pluto lag. Wenn der vor Jahrzehnten ausgebrütete irrwitzige Plan tatsächlich gelingen sollte, würde sich die ‚Argonaut‘ mit den anderen einundzwanzig Raumschiffen an einem bestimmten Punkt treffen, dort miteinander eine gigantische Station bilden, und diese nach und nach weiter zu einer künstlichen Welt inmitten des Raumes ausbauen. Zwar wäre die Sonne nur noch ein kleiner heller Punkt unter vielen, dennoch würde ihr Licht ausreichen, um die neu entstandene Welt ausreichend mit Energie zu versorgen.

So wie die anderen Schiffe wurde die ‚Argonaut‘ von einem Computer gesteuert. Völlig unabhängig von den rivalisierenden Supermächten, im Verborgenen von ehemals unwichtigen Staaten miteinander konzipiert und realisiert, bildete er das Kernstück eines jeden Raumschiffes. Hatten sich einstige Super- und Atommächte damit begnügt, ihr gewaltiges Potential in immer zerstörerische Waffen zu investieren, waren es merkwürdigerweise kluge Köpfe in Afrika und Südamerika gewesen, die zu dem Entschluß kamen, dass es für ihr jeweiliges Land das Beste wäre, sich nicht an diesem selbstmörderischen Wettlauf zu beteiligen. Sie konnten Land und Politiker überzeugen, die wenigen Mittel einem kolossalen Projekt beizusteuern, dessen Teilresultat nun Milliarden Kilometer von der zerstörten Erde entfernt einsam und lautlos durch das All schwebte. Nachdem sie die Anziehungskraft von Jupiter überwand, hatte die ‚Argonaut‘ das Maximum an Geschwindigkeit erreicht. Der Zentralrechner stand in ständigem Funkkontakt mit den anderen Schiffen, die in einem Gebiet von annähernd vierhunderttausend Kilometern mehr oder weniger eine Formation bildeten. So sehr sich damals in geheimen Konferenzen die Köpfe des Projekts einig waren, dass nur so der Untergang der Menschheit zu vermeiden sei, so sehr waren sie sich uneinig in der Frage, wie dies zu bewerkstelligen war. Manche schwörten auf den Mars als Katapult für die enorme, dringend benötigte Beschleunigung, andere setzten auf den Jupiter, wiederrum andere präsentierten einen Antrieb, der ein solch waghalsiges Manöver gar unnötig erschienen ließ. Letztendlich versprach jede Methode Erfolg. Kurz vor dem ultimativen Kraftakt zwischen den Krieg führenden Parteien gelang es allen Beteiligten, ihr Raumschiff von der Erde aus zu starten, oder direkt aus der Umlaufbahn heraus auf die Reise zu schicken. Eines hatten alle Raumschiffe gemeinsam: Einen Computer, der alles kontrollierte, alles lenkte. Und CHE gab es genau zweiundzwanzig Mal.

Über die ‚Argonaut‘ herrschte CHE-12. Er war es, der das Schiff steuerte, leichte Kurskorrekturen vornahm, für das Wohlbefinden der Crew in ihren Behältern sorgte. Es gab kein Heute, kein Morgen, kein Gestern. Keine Gegenwart, keine Zukunft, keine Vergangenheit. CHE-12 besaß kein Zeitgefühl. Nur eine rückwärts laufende Uhr, irgendwo im riesigen Rumpf des Schiffes versteckt, zeigte an, wenn CHE-12 die Dauer der Reise ein wenig veränderte. Sekundenbruchteile wurden dann hinzu gerechnet, oder abgezogen. Je nachdem, wie sehr der Kurs von der einprogrammierten Route abwiech. Jedoch unausweichlich verging Sekunde um Sekunde, in denen die ‚Argonaut‘ durch den Raum schoss, bis sie einen Punkt erreichen und CHE-12 seinen Befehlen entsprechend das langsame Abbremsen einleiten würde. Anschließend würde er die Crew von ihrem jahrelangen Tiefschlaf erlösen. Einige Stunden später würden die Menschen an Bord das Kommando übernehmen und den kurzen Rest der Reise das Schiff navigieren. CHE-12 wäre dann zwar immer noch ein enorm wichtiges Rad im Getriebe, aber bei weitem nicht mehr so wichtig, wie er es am jetzigen Punkt der Reise war. Klugerweise hatten Ingenieure, Designer, Wissenschaftler und Programmierer darauf verzichtet, der CHE-Reihe einen denkfähigen Prozessor einzubauen, der individuell reagieren und entscheiden konnte. Unzählige Szenarien wurden diskutiert und beraten, die realistischen Lösungen in die Routinen der Rechner einprogrammiert. Eine plötzliche ‚Neurose‘, wie man sich hinter vorgehaltener Hand zuraunte, wollte und konnte man nicht riskieren. Kubricks Klassiker „2001“ war zwar seit mehr als zweihundert Jahren überholt, hatte aber Möglichkeiten gezeigt, wie eine Mission scheitern konnte.


Verbleibende Flugdauer: 04Y / 09M / 12D / 03H/ 46M / 12S

Kleine mechanische Drohnen glitten über die leeren Korridore des Schiffes, beseitigten Staubpartikel, überprüften Zustand der Elektronik und die Verkleidungen der Wände, kontrollierten die Schlafbehälter der Menschen. CHE-12 wiederholte unablässig Schritt für Schritt der ihm einprogrammierten Codes. Immer und immer wieder. Sekunde für Sekunde. Unaufhaltsam steuerte er die ‚Argonaut‘ auf den finalen Punkt ihrer Reise zu. Ab und an änderte er leicht den Kurs, wenn etwa Asteroiden die Bahn zu kreuzen drohten, oder Partikel eines heftigen Sonnensturms sich gefährlich dem Schiff näherten. Die Tage vergingen und wurden zu Wochen und Monaten. Während auf der Erde sich die dunklen Wolken langsam auflösten, und die wenigen Überlebenden seit Jahren wieder einmal den Anblick der Sonne erleben durften, schossen die ‚Argonaut‘ und die anderen Schiffe durch den Raum einer neuen Welt entgegen. Und dann, eines Tages, passierte etwas, das in keiner der millionen Programmzeilen von CHE-12 verzeichnet war.


Verbleibende Flugdauer: 03Y / 01M / 04D/ 20H / 12M / 47S

Direkt unter dem Rumpf der ‚Argonaut‘ hatte sich etwas festgesetzt. Alle Abwehrmaßnahmen brachten keinen Erfolg. CHE-12 ging die Aufnahmen durch, welche die digitalen Kameras an den Außenflächen zum Zentralrechner sendeten, konnte aber nichts Vergleichbares in dem terrabyte großen Archiv finden. Alle Drohnen befanden sich im riesigen Versorgungstrakt. Fünfzig Zentimeter Titan trennten sie von dem merkwürdigen Etwas, das wie aus dem Nichts aufgetaucht war und nun CHE-12 mehr beschäftigte, als die letzten Jahre zusammen. Surrend versuchten sie mit ihren winzigen Sensoren und Antennen durch die Wand hindurch das fremdartige Ding zu analysieren. Zwecklos. CHE-12 wies das System an, die Bordcrew zu wecken.

 
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Das heißt, nicht sofort die gesamt Crew, sondern lediglich einen kleinen Teil davon: den Captain, einen Mediziner und einen Wissenschaftler. CHE-12 hatte errechnet, dass mit 78 %iger Wahrscheinlichkeit, wenn überhaupt machbar, diese drei die notwendige Kompetenz zur Lösung des Problems haben würden.

Der Captain ´Capitán José Garcia Lorca´ war mit seinen 67 Jahren der älteste der gesamten Expedition. Seine dunkle Haut, die schwarzen, gewellten Haare und der kurze, schwarze Oberlippenbart offenbarten seine Herkunft bereits bevor es sein mexikanischer Akzent tat. Seine geringe Körpergröße schien ihn nicht im Geringsten zu stören. Witzeleien darüber überhörte er, meist hatte der Spötter dann allerdings ein paar Tage später das Pech zufällig für unangenehme Arbeiten ausgelost zu werden.

Der Mediziner war für die Teilnahme an einer solchen Reise ungewöhnlich dickleibig. Sein Gewicht lag mit Sicherheit weit jenseits des Toleranzwertes von fünfundsiebzig Kilo. Gerüchten zufolge war aber seine medizinische und wissenschaftliche Kompetenz (er war auch Dr. der Physik) derart groß, dass dadurch das K.O.-Kriterium des Gewichtes in den Hintergrund trat. Dr. Uchenna Utaka war vierundvierzig Jahre alt, Afrikaner, seine Hautschwärzer als Ebenholz, und er war sehr stolz darauf.

Akuyi Adepoju zählte zu den jüngsten (und Hübschesten) der Teilnehmerinnen. Vor knapp vierunddreißig Jahren hatte ihre Geburt in Nigeria viel Diskussionen und Spekulationen ausgelöst. Ihre Qualifikation als Emotional-Wissenschaftlerin war unter den Entsendern umstritten. Die Einen sahen Ihre guten Ergebnisse als Zufall an und behaupteten es sei gar nicht möglich in diesem Alter ein solches Wissen zu haben, die Anderen flüsterten unter vorgehaltener Hand dass sie eine Erleuchtete sei und vom Wissen ihrer Vorfahren profitieren würde.

Für CHE-12 zählten nur die Fakten, die er in seinem Speicher hatte und daher leitete er bei genau eben diesen drei Genannten die Wiedererweckung ein.

Es dauerte drei Stunden bis die Normaltemperatur wieder hergestellt war, noch eine weitere halbe Stunde um die Muskeln soweit zu animieren, dass sie wieder allen Impulsen Folge leisteten. Geweckt wurden sie alle drei exakt auf die Sekunde genau gleichzeitig. Während der ´Capitán´ und Dr. Uchenna Utaka noch mit aufgerichtetem Oberkörper wortlos umher schauten, entstieg Akuyi Adepoju als Erste ihrem Tank. Sich der Blicke bewusst, die beide Männer mehr oder weniger direkt auf ihren nackten Körper richteten, zog sie sich schnell ihre Kombination über und schaute die beiden dann auffordernd an.
„Na, ihr Schlafmützen?“ Sie wedelte mit den Händen, um die Aufstehbewegung der Männer optisch zu unterstützen. Dann glitt ihr Blick eher zufällig auf die Anzeige der verbleibenden Flugdauer.
„CHE-12, warum hast du uns geweckt?“ Ihre laut in den Raum hinein gerichtete Frage machte den ´Capitán´ und Dr. Utaka darauf aufmerksam, dass etwas Unvorhergesehenes geschehen war.

„Fremdes Objekt hat am Rumpf angedockt. Herkunft unbekannt. Andockmanöver wurde nicht registriert. Äußeres: annähernd würfelförmig. Größe: ca. zwei mal zwei mal zwei Meter. Ursprung: mit 99,4724 protzentiger Wahrscheinlichkeit künstlich, nicht irdisch. Weitergehende Analyse auf optischem Wege nicht möglich. Hochgerechneter zusätzlicher Energieverbrauch bis Ende der Flugdauer 0,72 Prozent. Entscheidend zur Reanimation von drei Entscheidungsträgern war der Beginn einer noch nicht näher identifizierten Strahlung. Spezifische Absorptionsrate der Strahlung liegt bei 0`64 W/kg, Grenzwert laut ICNIRP beträgt 0`08 W/kg.“

 
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Der "Capitán" runzelte die Stirn: "Das klingt in der Tat eigenartig." Er erhob sich ebenfalls aus seinem Tank und stakste mit noch recht steifen Gliedern zu dem Wandschrank, aus dem auch die Wissenschaftlerin ihre Kleidung genommen hatte. Während er sich anzog, fragte er die Wissenschaftlerin, die immer noch die Anzeigen auf dem kleinen Wandmonitor betrachtete, wie weit sie noch von ihrem Ziel entfernt seien. "Laut CHE-12 sind es noch über drei Jahre. Wir haben also noch ein gutes Stück Weg vor uns." Auch der Doktor reckte sich einmal, gähnte herzhaft und stakste dann ebenso unbeholfen wie der "Capitán" zuvor in Richtung Wandschrank. "CHE-12. Wie ist der Status der anderen Schiffe?" fragte Adepoju. "21 der Schiffe intakt, die 'Nemo' ist nicht in Sensorenreichweite. Insgesamt 12875 Menschen an Bord der erreichbaren Schiffe, davon 12871 in gutem Gesundheitszustand."

José Garcia Lorca blickte erstaunt auf: "Wann konnte die 'Nemo' zuletzt kontaktiert werden?" - "Vor zwei Monaten, acht Tagen, drei Stunden..." - "Schon gut", unterbrach der "Capitán" die wohlklingende Frauenstimme des Bordcomputers. "Ist die Ursache für den Kontaktabbruch bekannt?" - "Das Schiff ist immer weiter zurückgefallen und außer Sensorenreichweite der Flotte geraten", kam die Antwort. Lorca setzte sich auf den Rand seines Tanks. Es fiel ihm sichtlich schwer, länger als ein paar Minuten zu stehen, Nachwirkungen des langen Tiefschlafs. "Warum wurde niemand geweckt, als der Kontakt zur 'Nemo' abbrach?" erkundigte er sich. Es dauerte einige Sekunden, bis der Computer antwortete, was den "Capitán" sehr verwunderte. Normalerweise hatte der äußerst leistungsfähige Bordcomputer immer sofort eine Antwort parat. Schließlich antwortete CHE-12: "Ursache unbekannt." Adepoju seufzte. "Sollten wir nicht erst Mal sehen, was mit unserem eigenes Schiff los ist, bevor wir uns um die 'Nemo' kümmern?" fragte sie. Lorca nickte: "Stimmt, Sie haben Recht. Am Besten, wir gehen in das wissenschaftliche Labor, um den Fremdkörper zu erkunden."

Das Wissenschaftslabor war ein nahezu quadratischer Raum, der entlang seiner Wände knapp ein Dutzend Stationen besaß, die jeweils über Computerterminals und Analysegeräte verfügten. Der Raum wirkte wie eine Kreuzung aus astronomischem und chemischem Labor. Auf den Tischen, die sich um die Raummitte herum befanden, standen allerlei Geräte, Instrumente und Computer. An der der Tür gegenüberliegenden Wand befand sich ein riesiger Bildschirm, der jedoch deaktiviert war, als die drei Crewmitglieder das Labor betraten. "CHE-12, bitte ein möglichst deutliches Bild des Fremdkörpers auf dem Bildschirm anzeigen." An der Außenhülle des Schiffes bewegten sich mehrere Kameras, um einen optimalen Blickwinkel des fremden Objektes zu ermitteln. Schließlich stoppten sie und eine der Kameras zoomte auf das Objekt, während das Bild auf dem Bildschirm im Labor dargestellt wurde.

"Sieht genauso aus, wie es CHE-12 beschrieben hat. Wie ein überdimensionierter Würfel", stellte Capitán Lorca fest. "Ja, fehlen nur noch die Punkte, und wir können damit knobeln spielen", grinste die Emotional-Wissenschaftlerin. "Zumindest können wir jetzt sagen, dass es wirklich künstlich ist", entgegnete der Mediziner. "Einen so perfekten Würfel könnte die Natur nur erzeugen, wenn es sich um einen Kristall handeln würde. Für mich sieht das... das Ding eher metallisch aus." Dem Arzt lief ein Schauer über den Rücken. "Wisst ihr, was das bedeutet? Wenn dieses Ding weder von der Erde stammt noch natürlichen Ursprungs ist, dann wurde es von... von Außerirdischen konstruiert." - "Die einzigen Außerirdischen, die wir bisher kennen, sind die kleinen bakterienartigen Viecher, die wir unter dem Jupitermond Europa gefunden haben. Intelligente Außerirdische, das wäre wirklich eine Sensation", entgegnete der Capitán.

An den Computer gewandt, fuhr er fort: "CHE-12, bitte den Bildausschnitt vergrößern." Die Kamera außerhalb des Schiffes zoomte näher an das Objekt heran. Weitere Details wurden auf dem Bildschirm sichtbar. Die auf den ersten Blick glatte Oberfläche war durchzogen von feinen Äderchen, die an ihren Knotenpunkten leicht verdickt waren. "Sieht aus wie Datenleitungen oder so was", murmelte Lorca. "Bleibt nur noch die Frage, was das für ein Objekt ist und wo es herkommt. CHE-12, bitte die Zusammensetzung des Objektes analysieren." Die freundlich klingende Computerstimme antwortete: "Außenhülle besteht aus einer 1,2 Zentimeter dicken Legierung aus Eisen und Blei, in die dünne Kupferleitungen eingebettet sind. Dahinter befindet sich eine Schicht aus einem unbekannten Metall, die nicht durchdrungen werden kann."

Die drei blickten ehrfürchtig auf den grauen Würfel. Plötzlich begann dieser, an einigen der Knotenpunkte auf der Oberfläche zu blinken. Die Stimme des Computers meldete sich: "Das Niveau der Strahlung des Objektes hat sich um das Doppelte erhöht, Tendenz steigend." Die drei Crewmitglieder zuckten zusammen.

 
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„Mein Gott“, flüsterte Capitán Lorca und starrte gebannt auf den Bildschirm. In der Schwärze des Alls wirkte das rhythmische Blinken des unbekannten Objekts gespenstisch, ja, nachgerade surreal.
„Gott?“, entgegnete Adepoju mit ungewohnt scharfer Stimme. „Dass Gott nicht existiert, sollte Ihnen seit dem letzten Krieg bekannt sein.“
Lorca wandte seinen Blick keine Sekunde vom Monitor ab. Es erschien ihm sinnlos, mit einer Atheistin über Gottes Existenz zu streiten. Seltsamerweise sagte man gerade ihr nach, ihre empathischen Fähigkeiten seien transzendentalen Ursprungs.
„Strahlung steigt weiter an“, verkündete CHE-12 sachlich.
„Vermutlich handelt es sich um irgend eine Art Maschine“, stellte Dr. Utaka nicht weniger nüchtern als der Bordcomputer fest.
Kurz blickte der Kapitän zu ihm rüber. „Dann wollen wir hoffen, dass es sich um keine uns feindlich gesinnte Maschine handelt.“
Plötzlich stoppte das pulsierende Blinken des Würfels. Einher mit dieser Veränderung ging die Meldung von CHE-12: „Strahlungsniveau Null.“
Capitán Lorca lächelte. So aufregend die Aussicht war, als erster Mensch Kontakt zu einer außerirdischen Spezies aufnehmen zu können, war ihm doch mehr als nur etwas mulmig zu Mute. Er war kein Held, der jeglicher Gefahr todesmutig ins Antlitz lachte. Die meisten dieser Menschen waren im Laufe der Erdgeschichte ihren falschen Überzeugungen blindlings in den Tod gefolgt und hatten dabei noch möglichst viele andere Menschen mit sich gerissen. Darauf konnte er verzichten. Lieber feige und am Leben.
„Sagen Sie, haben Sie nicht auch das Gefühl, dass das Ding zu schrumpfen scheint?“, warf Adepoju ein. „Als würde es flacher werden.“
Tatsächlich bemerkte Lorca, wie aus dem Würfel ein Rechteck wurde, welches rasch kleiner wurde. Insgeheim befürchtete er, dass der spektakuläre Fund sich buchstäblich in Luft auflöste. Welche Beweise hatten sie für seine Existenz? Bilder und Messdaten konnte man manipulieren und schieden als Beweise aus.
Der Traum von einer Kontaktaufnahme schien sich genau so rasch aufzulösen wie der Würfel selbst.
Eine Minute später war von dem geheimnisvollen Objekt keine Spur mehr zu sehen und der Doktor stieß ein tiefes Seufzen aus, als lediglich das vertraute Blinzeln unendlich weit entfernter Sterne einen Hauch kosmischen Glanzes in die trostlose Schwärze zauberte.
„Was für ein Jammer! Hätten wir doch einen Greifarm oder eine Robot-Sonde an Bord gehabt. Wer weiß, welche Erkenntnisse dieses Objekt uns geliefert hätte?“
„Möglich. Aber vielleicht hätte es uns gefährdet“, gab Capitán Lorca zu bedenken. „Wie auch immer, es gibt jetzt einige sehr wichtige Fragen zu erörtern. Erstens: Sollten wir uns wieder schlafen legen? Zweitens: Was ist mit der Nemo geschehen?“
Utaka verschränkte die Arme vor dem mächtigen Brustkorb. „Meiner Meinung nach müssen wir so lange wach bleiben, bis wir das Verschwinden der Nemo aufklären konnten. Wir sollten die anderen Schiffe kontaktieren und von unserer Entdeckung unterrichten. Vielleicht besteht ja irgend ein Zusammenhang zwischen diesem Ding und dem Verschwinden der Nemo? Da wäre es fahrlässig, uns einfach wieder in den Kälteschlaf zu begeben. Oder sehe ich das falsch?“
„Ich stimme Dr. Utaka in diesen Punkten zu. Es ist unsere Pflicht, jegliche Gefahren auszuräumen“, sagte Adepoju.
„Dennoch ist -“, begann Capitán Lorca, ehe er von CHE-12 unterbrochen wurde.
„Objekt hat die Außenhülle erfolgreich durchdrungen.“
Die drei Crew-Mitglieder wussten in ihrer Verwirrung zunächst nicht, was sie mit CHEs Worten anfangen sollten. Es war der besonnene Doktor, der die Lage als Erster erkannte. „Das Ding hat sich nicht aufgelöst.“
„Verdammt“, stöhnte Capitán Lorca. „Dann müssten doch irgend welche Beschädigungen der Hülle zu sehen sein? Ganz zu schweigen vom Alarm, der durch ein noch so winziges Loch ausgelöst werden würde.“
Dann wandte er sich dem Computer zu. „CHE-12, ist die Schiffhülle beschädigt?“
„Schiffshülle zu hundert Prozent intakt. Alle Systeme funktionsfähig.“
„Aber das ergibt doch keinen Sinn! Wir sprechen hier von einer Titanhülle, nicht von einer Zellmembran und einem osmotischem Prozess“, sagte Utaka und kratzte sich am Hinterkopf.
„CHE-12“, sagte der Kapitän, Utakas Worte ignorierend, „befindet sich das Objekt innerhalb des Raumschiffs?“
Einige Sekunden vergingen, bis der Computer endlich antwortete: „Ja.“

***

Nervös leckte Capitán Lorca über seine trockenen Lippen. „CHE-12, kannst du lokalisieren, wo sich das Objekt befindet?“
„Möglicher Aufenthaltsort: Lagerhalle 51. Eine Messung ergab erhöhte Strahlungsaktivität vor allem im Gamma-Bereich. Dauer der Strahlung: Zwei komma vier Sekunden. Wo sich das Objekt derzeit aufhält ist unbekannt.“
„Großartig“, murmelte Lorca. „CHE-12, bitte versuche, das Objekt zu lokalisieren. Falls du es findest, teile uns das Ergebnis sofort mit.“
“Jawohl, Capitán Lorca.“
Ernst blickte er von einem Gesicht zum anderen. Er musste die beiden nicht fragen um zu wissen, was er als nächstes zu tun hatte.
„CHE-12, stelle Verbindung zu den Bordcomputern sämtlicher Raumschiffe her.“
„Jawohl, Capitán Lorca“, sagte der Computer teilnahmslos und konstatierte einen Moment später: „Verbindung nicht möglich.“
„Was?“, stieß Lorca heiser hervor.
„Es ist mir nicht möglich, eine Verbindung zu den anderen Schiffen herzustellen", stellte CHE-12 fest.

 

„Großer Go...“ Lorca biss sich auf die Zunge. Eine der Situation unangepasste Bemerkung seiner Wissenschaftlerin hatte er in der jetzigen Lage wirklich nicht nötig. „Also gut.“ Er sah zu den beiden anderen. „Irgendwelche Vorschläge?“
Verlegen fuhr sich Utaka durchs Haar. „Nun, ich...“
Lorca winkte ab. „Was ist mit Ihnen, Adepoju? Eine Lösung gefunden, die sich rein wissenschaftlich ermöglichen läßt?“ Kaum, dass er das gesagt hatte, tat es ihm auch schon leid.
Adepoju ließ sich nichts anmerken und räusperte sich. „CHE-12 kann keinen Kontakt zu den anderen Schiffen herstellen. Wir sind also auf uns angewiesen. Gut möglich, dass es bei der ‚Nemo‘ zu einem ähnlichen Vorfall gekommen ist. Vielleicht auch bei den anderen...“
„Das wissen wir aber nicht!“, warf Utaka stirnrunzelnd ein.
„Deshalb sagte ich auch ‚möglich‘, Doktor.“ Sie wandte sich Lorca zu. „Capitan?“
„Ja?“
„Es wäre ratsam, den Sicherheitsoffizier zu wecken.“
„Nun...“ Lorca rieb sich seine Augen. „Nun, hat das nicht noch Zeit? Ich meine, wenn es darauf ankommt, dann wissen Sie doch, wie man mit einer Waffe umzugehen hat. Das haben Sie doch in der Grundausbildung gelernt, nicht wahr? Wir haben es hier nicht mit einem potentiellen Feind zu tun. Mit der ‚Nemo‘ kann sonstwas passiert sein. Irgendwelche kosmischen Strahlungen können unsere Funkfrequenzen zum Erliegen bringen. Das gab es immer wieder, denken Sie an die alten ‚Peace-Missions‘. Überlegen Sie mal, wie lange wir schon unterwegs sind.“ Er war über sich selbst erstaunt, wie er in kürzester Zeit seinen Standpunkt geändert hatte. (Plötzlich sind die anderen nicht mehr wichtig, was? Großer Gott!)
„Und wenn es doch feindlich ist?“, bohrte Adepoju nach.
Doktor Utaka seufzte tief. „So kommen wir nicht weiter. Wir sollten die anderen Schiffe erst einmal vergessen und uns um unsere Belange kümmern. Bis zu den Zielkoordinaten ist es noch ein langer Weg.“ Kopfschüttelnd sah er zu den vielen Anzeigen und Schaltern. „Wichtig ist doch nur, dass ein unbekanntes Objekt sich vermutlich in Lagerhalle 51 befindet. Ich denke, das ist primär! Und wir sollten es wie unsere Vorfahren bewerkstelligen: Forschen, Erkunden, Erkennen.“
Lächelnd sah Adepoju zu dem Doktor. „Ja, gute Idee.“
„Also gut“, sagte Lorca. „So machen wir es... CHE-12?“
„Erwarte Frage, Capitan Lorca.“
„Aufenthaltsort des unbekannten Objekts?“
„Unbekannt.“
„Prima!“, sagte Lorca sarkastisch. „Genau so wünsche ich mir das.“ Er gab den anderen beiden ein Handzeichen. „Kommen Sie. Lagerhalle 51 wartet auf uns.“

Verbleibende Flugdauer: 03Y / 01M / 04D/ 11H / 09M / 33S

Die vielen kleinen Helfer der ‚Argonaut‘ gingen trotz der ungewöhnlichen Umstände ihrer Arbeit nach. CHE-12 gab klare Befehle von sich. Drohne Z-39 wirbelte durch einen der schmalen Kabelschächte des Raumschiffes und schluckte Staubpartikel um Staubpartikel, die sie dank eines ausgeklügelten Mechanismus zu reinem Sauerstoff wieder austieß. Als Z-39 eine Schnittstelle des verwinkelten Kabesystems passierte, blieb sie abrupt stehen. Ihre kleinen Sensoren drehten sich. Irgendetwas hatte einen Befehl gegeben. Und das Signal stammte nicht von CHE-12. Summend machte Z-39 eine Kehrtwende und raste duch den Kabelschacht zurück zur Hauptröhre. Vier Minuten später befanden sich zwanzig Drohnen über einer Luke. Unterhalb von ihnen befand sich Lagerhalle 51.

Doktor Utaka machte einen unglücklichen Gesichtsausdruck und entsicherte seine Waffe. „Ich weiß nicht... Schockwellen?“
„Äußerst wirkunsgvoll!“, sagte Adepoju und nickte ihm zuversichtlich zu. „Diese Waffen verursachen keinen Schaden am Schiff selbst. Beim Zielobjekt allerdings... Bei Testversuchen damals gingen Knochenbrüche und innere Blutungen fließend ineinander. Ich finde, das ist eine wirklich gute Idee gewesen.“
„Ruhe jetzt!“, brummte Lorca verärgert. „Das ist kein Spiel!“ Adepoju wollte etwas sagen, aber er deutete ihr an, zu schweigen. „Hört ihr das? Könnt ihr das hören?“
„Was ist das?“, fragte Utaka.
„Klingt wie ein... Summen“, flüsterte Adepoju. „Mechanisch, irgendwie...“
Lorca nickte. „Wir gehen jetzt da rein!“ Er holte tief Luft und drückte eine Taste in der Wand. Lautlos glitt die große Aluminiumtür zur Seite. In der Halle war es stockdunkel. „An den Waffen befinden sich starke Scheinwerfer“, sagte er. „Allerdings...“ Kurz entschlossen ging er in die Halle. Utaka und Adepoju sahen sich entsetzt an. Dann flackerte es plötzlich und wenige Sekunden später war Lagerhalle 51 von Neonlicht durchflutet. „Allerdings gibt es auf diesem Schiff eine Art Handschaltung!“ Lorca lächelte grimmig und winkte sie zu sich. Das Summen war mit dem Licht stärker geworden. „Ob es CHE-12 ist?“ Er überprüfte seine Waffe. „CHE-12?“
„Erwarte Frage, Capitan.“
„Erbitte Überprüfung des Summens!“
„Nicht möglich.“
„Nicht möglich? Warum?“
„Ursache unbekannt.“
„Also gut!“ Lorca nickte. „Dann eben auf die gute, alte Methode!“ Er befand sich schon innerhalb der Halle. „Kommen Sie!“, wies er die anderen an. „Irgendwas ist hier. Ich kann es spüren.“ Er stellte fest, dass das monotone Summen von der Decke der riesigen Halle kam. Direkt über ihnen. „Es kommt von da oben...“

 
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"Da oben sind nur Kabelschächte, Lüftung und Wartungsroboter..." Adepoju hatte die Antwort gedankenlos mechanisch runtergeleiert und wurde sich des Gesagten erst bewusst, als sie es bereits ausgesprochen hatte.
"Wartungsroboter! Unsere kleinen summenden Helfer! Und zwar viele. Bei der Lautstärke müssen die da oben eine Betriebsversammlung abhalten.“ Sie sah, dass Lorca und Utaka wortlos vor sich hinnickten und wandte sich an CHE:
„CHE-12?“
„Erwarte Frage, Miss Adepoju.“
„Bestimme den Standort aller Wartungseinheiten und melde Auffälligkeiten.“
Die Antwort ließ erstaunlich lange auf sich warten.
„Vierundvierzig Einheiten entziehen sich meinem Zugriff. Standortbestimmung nicht möglich.“
„Vierundvierzig!“, sie schüttelte den Kopf und zu den beiden Männern gewandt fuhr sie fort: „das würde das Summen wahrhaft erklären.“
Dr. Utaka runzelte die Stirn: „Hmm, Eine Erklärung wäre es schon. Aber wer erklärt mir, was die da machen sollten?“
„Dann schauen wir doch einfach nach.“ Nun meldete sich der Capitán zu Wort. „ein vernünftiger Einstieg ist nebenan, in Halle 52. Teilen wir uns auf. Das ist rationeller. Sie Adepoju, klettern in den Schacht, ich gehe ein Stockwerk höher in CHE´s ´Eingeweide´, von dort aus habe ich direkten Zugriff auf die Kameras im Schacht. Sie, Dr. Utaka, gehen noch mal am Funkgerät alle Frequenzen durch, prüfen dann die Kristalle, etc. Nicht dass es sich lediglich um ein simplen, kleinen Fehler handelt.“ Lorca´s Vorschlag, im Grunde genommen ein Befehl, wurde von den anderen beiden akzeptiert und so trennte man sich.


Adepoju ging in die benachbarte Halle. Die Tür war lediglich angelehnt. Ungewöhnlich, da während der Reise alle Türen zu verschließen waren.
„Halloooo?“ Adepoju rief laut in die Halle hinein, während sie vorsichtig um die Ecke lugte, die Waffe im Anschlag. Lorca, der per Funk verbunden war, klang ein wenig verärgert.
„Meinen Sie, wenn da jemand drin wäre, würde er jetzt freundlich zurückrufen?. Hören Sie mit dem Blödsinn auf und gehen Sie mit dem notwendigen Ernst an die Sache. Aber warten Sie bis ich im Computerzentrum bin. Ich will sie auf den Monitoren sehen.“ Dann hörte Sie noch mit, wie Utaka sich an Lorca wandte und als Ergebnis einer ersten, flüchtigen Durchsicht mitteilte, keine Fehlfunktion feststellen zu können. Adepoju hatte nach Lorca´s Aufforderung den Sendeteil ihres Funkgerätes abgestellt, so dass Sie vor sich hin reden konnte, ohne dass jemand mithörte. Selbstgespräche halfen ihr Distanz zum Geschehen zu behalten.
„Hier bist du also nicht. Dann erstmal ab in den Schacht.“ Sie stieg ein paar metallene Stiegen hinauf und öffnete an der Decke die Einstiegsluke indem sie sich mit einer Hand festhielt und mit der anderen den Öffnungsmechanismus betätigte. Die Luke schob sich zur Seite. Vorsichtig schaute sie hinein. Durch das Öffnen der Luke waren ein paar Lichter der Notbeleuchtung angegangen, die den Schacht in ein diffuses Licht tauchten. Der Gang, man konnte ihn ohne weiteres so nennen, hatte eine Höhe von zirka anderthalb Metern und eine Breite von einem Meter. Die längs laufenden Kabel nahmen zwar viel Platz in Anspruch, es blieb jedoch genug Platz um sich gebückt oder kriechend darin fort zu bewegen. Adepoju sah in eine Richtung armdicke Stränge, die sich im diffusen Dämmerlicht verloren. Dann drehte sie sich herum und erstarrte. In einer Entfernung von zirka fünfzehn bis zwanzig Metern – es musste ziemlich genau über Halle 51 sein – standen die Wartungsroboter summend in Reih und Glied und schienen eine Warteschlange zu bilden. Direkt vor einer Wand die den gesamten Schacht ausfüllte, mit glatter Oberfläche, durchzogen von feinen Äderchen, die an ihren Knotenpunkten leicht verdickt waren.
„Ach du Scheiße, hier ist unser Objekt. Beziehungsweise ein Teil davon“ Sie hatte vergessen, dass ihr Sendeteil ausgestellt war. Adepoju schwang sich hinauf in den Schacht und kroch langsam auf die Schlange der Wartungsroboter und die Wand zu.
„Adepoju, melden Sie sich.“ Lorca´s Stimme. Schnell schaltete sie wieder auf Senden.
„Hallo Lorca, sehen Sie auch, was ich sehe?“
„Nein verdammt. Die Verbindung zu den Kameras im Schacht scheint unterbrochen zu sein. Was sehen Sie?“
„Unser Objekt ist wohl gerade dabei die Decke nach oben zu passieren. Mitten durch die Wände und den Schacht. Ich sehe nur ein Stück von dem Ding und die Wartungsroboter stehen davor Schlange, um sich, ähm, assimilieren zu lassen. Jedenfalls sehe ich gerade zwei Roboter, die halb in dem Ding stecken. Die anderen, zirka zwanzig, warten dahinter.“
Schweigen, dann:
„Gehen Sie nicht näher. Ich befinde mich ziemlich direkt darüber. Moment.“ Man hörte Lorca´s schnellen Atem. Offensichtlich ging er gerade an die vermutete Stelle, um zu schauen, ob bereits etwas von dem Ding zu sehen war.
„Mein Gott!“
„Was ist, Lorca? Sagen Sie schon.“ Dr. Utaka hatte sich eingeschaltet, seine Nervosität war unverkennbar. Dann wieder Lorca´s Stimme:
„Ich sehe nur ein kleines Stück, eine Ecke des Objektes. Der Rest verschwindet direkt hoch in den Zentralkörper von CHE. Völlig lautlos! Fantastisch.“
In diesem Augenblick schrillten schmerzhaft laut die Alarmsirenen auf. In jedem Raum des Schiffes begannen die kleinen, rotierenden Alarmsignale zu blinken, die im Normalfall die Besatzung über den Beginn der höchsten Alarmstufe informieren sollten. Dazu ertönte die gefühllose Ansage von CHE-12:
„Fremde Kontrollinstanz überlagert meine Steuerungsimpulse. Kontrollverlust 62 Prozent. Aufrechterhaltung der Lebenserhaltungssyteme nicht länger gewährleistet. Empfehle Anlegen der Raumanzüge.“

 

Zur gleichen Zeit jenseits menschlich erforschter Frequenzen:
"Isolierung des Gesamtobjektes abgeschlossen. Strukturerforschung dauert an. Durchdringung der stationären Objekte problemlos. Wird in zwölf Einheiten beendet.
Systematik der neuronalen Verknüpfungen der solitären Objekte erweist sich als sehr komplex. Reaktionen zeigten gewisses Grundmuster, unterliegen jedoch nicht durchgängig nachvollziehbarer Logik. Unabhängigkeit vom stationären Objekt fraglich. Intelligenzausprägung noch nicht definierbar. Versuch Kontaktaufnahme aufgrund aggressiver Reaktion gescheitert. Weitere Problematik eröffnet sich im molekularen Aufbau der solitären Objekte. Die starre Anordnung und die organische Zusammensetzung erschweren die Durchdringung und Analyse. Bei YX37-12K laufen soeben neue Experimente an. Weitere Ergebnisse in 10 Einheiten erwartet."

Rückblick
Verbleibende Flugdauer 03Y / 02M / 05D / 11H / 09M / 33S

Raumschiff Nemo. Die weitläufigen Gänge sind in Bewegungslosigkeit erstarrt. Einzig das rotierende, rote Licht der Alarmstufenmeldung schleudert in stetem Kreislauf monotone Schatten durch jeden einzelnen Raum des Schiffes. Das Schweigen der Sirenen erzeugt einen gespenstischen Kontrast zur optischen Alarmwarnung. Die Zentrale ist, wie unschwer im vollen Licht der künstlichen Lampen zu erkennen, menschenleer. Die Tore zu den Lagerhallen stehen weit geöffnet, ebenso das Tor zu den Kälteschlafkammern. Dort liegen sie, Hunderte, die in eisigem Schlaf neuen Lebensräumen entgegen träumen. Hunderte Gruften in endlos erscheinenden Reihen, zwei auf drei Meter jede, sechshundertzwölf eingefrorene Menschheitshoffnungen. Sechshundertzwölf Kammern mit organischen Individuen, in jeder ein anderes Fachwissen, in jeder ein anderes menschliches Genom. Vier Kammern jedoch sind leer. Es sind die des Captains, die zweier Wissenschaftler und des ersten Technikers.

Vor Kurzem erst verhallten die Schußgeräusche im Deck der Computerzentrale. Das Tor zum Herzen von CHE-07 wurde mit großkalibrigem Laser gewaltsam geöffnet. Durch das riesige Loch kann man die Umrisse zweier am Boden liegenden Personen erkennen. Direkt vor CHE-07 steht ein Wissenschaftler, im Raumanzug, zur Salzsäule erstarrt, die Hände tief im Inneren von CHE versenkt. Sein verzerrtes Gesicht und die angstgeweiteten Augen zeigen das Grauen, das ihn in seinem letzten Moment überfallen zu haben scheint. Nur zwei Meter entfernt, am Pult der Notfunkzentrale eine zusammengesunkene Gestalt, schlaff ein Mikrophon in der Hand haltend. Der letzte der vier Menschen, die aufgrund unbekannter Entscheidungen vorzeitig der Kälteschlafkammer entstiegen sind. Allerdings scheint im letzten Fall ´Mensch´ nicht länger der richtige Ausdruck zu sein. Die Haut hat metallisches Aussehen angenommen, durchzogen von feinen Äderchen, die an ihren Knotenpunkten leicht verdickt sind. Die Füße scheinen im Fußboden versunken zu sein, zumindest ist kein Übergang zur Struktur des Bodens festzustellen. Aus dem kleinen Lautsprecher an der Konsole dringt in einer Endlosschleife der letzte Funkspruch, der als Dauersendung auf den Weg gebracht wurde:

"Mayday, Mayday. Raumschiff Nemo meldet Eindringen außerirdischer Technik oder Lebewesen. Würfelform. CHE-07 weitestgehend unter fremdem Einfluß, Captain und zwei weitere Teilnehmer ausgeschaltet. Sprunghafte Strahlung. Wirkungsweise nicht bekannt. Oh Gott!" Man hört etwas fallen, die hektische Stimme des Sprechers entfernt sich kurzzeitig vom Mikrophon, man hört ein Ächzen, dann wieder schwer atmendes Annähern an das Mikrophon. "Zu spät, jetzt beginnt es auch bei mir zu wirken. Wirk..ung kann gedämpft.. überziehen... sie... nicht Waffen... kein Beschuss... Symbiose..." Kurzes Rauschen, dann wieder: "Mayday, Mayday. Raumschiff Nemo meldet Eindringen außerirdischer Technik..."


Argonaut Verbleibende Flugdauer 03Y / 01M / 04D / 09H / 02M / 03S

... Dazu ertönte die gefühllose Ansage von CHE-12:
„Fremde Kontrollinstanz überlagert meine Steuerungsimpulse. Kontrollverlust 62 Prozent. Aufrechterhaltung der Lebenserhaltungssyteme nicht länger gewährleistet. Empfehle Anlegen der Raumanzüge.“ Captain Lorca demonstrierte warum er als Kommandant der Argonaut erwählt worden war.
"Utaka, holen Sie drei Raumanzüge! Sie Adepoju schalten endlich den Scheiß Alarm ab! Und dann helfen Sie mir mit der Notfallabschaltung von CHE-12!" Er wartete nicht erst Adepojus sofortige Reaktion ab, sondern begann bereits vorbereitende Schaltungen an CHE vorzunehmen. Der Alarm erlosch, ebenso das kreisende Blinken der Alarmleuchten. Sekunden später stand Adepoju an seiner Seite. "Zu spät" sagte sie, während er auf ihre Identifikationseingabe wartete.
"Was heißt zu spät?"
"62 Prozent, inzwischen eher 70, Kontrollverlust von CHE heißt, dass das Ding, wenn es mit System arbeitet, als erstes unsere Manipulationsmöglichkeiten reduziert hat. Die Notfallabschaltung dürfte das Erste sein."
"Egal verdammt. Reden Sie nicht, versuchen Sie es!"
Adepoju hatte längst Ihre Kennung eingegeben und drückte den entscheidenden Schalter exakt als Lorca sie aufforderte. Gespannt richteten sie den Blick auf die Hunderte von Lichter. Sie blinkten, mal rot, mal gelb oder grün. Doch sie erloschen nicht. Lorca stand etwas ratlos vor den nutzlosen Schaltern.
"Nun sind Sie gefragt, Frau Emotional-Wissenschaftlerin."

 

„Und das soll was bitte bedeuten?“ Adepoju schaute stirnrunzelnd zu Lorca rüber.
„Naja, machen Sie jetzt Ihren Emotio-Dingsda und sagen Sie mir dann, was zu tun ist.“ Lorca hatte beim Erwähnen des Wortes ´Emotio-Dingsda´ fahrig mit der Hand gewedelt. Er war unsicher, hatte bisher nie richtigen Kontakt zu Emotional-Wissenschaftlern gehabt und stand dieser „Wissenschaft“ mehr als skeptisch gegenüber. Adepoju schmunzelte trotz ihrer Anspannung.
„Lorca, so geht das nicht, was glauben Sie was ich machen sollte: Mit Federschmuck auf dem Kopf Vodoo-Lieder singend im Kreis tanzen und warten, bis sich Regenwolken gebildet haben? Quatsch, Tatsache ist, dass meine Intuition um ein Vielfaches größer ist, als bei Normalmenschen. Ich habe –ebenso wie die anderen paar existierenden Emotional-Wissenschaftler- von Geburt an geschärftere Sinne, andere synaptische Verbindungen, ein anderes neuronales Netz, bilde andere Assoziationen und komme zu völlig anderen –meist hilfreichen- Schlüssen. Mein Wissen ist nicht auf ein spezielles Fach, einen einzelnen Bereich bezogen, sondern deckt in möglichst tiefer Ausprägung möglichst viele Bereiche ab, um die Bandbreite fundierter Assoziationen zu verbreitern. Sie sehen, es ist kein Hokuspokus, sondern einfach nur eine wissenschaftlich unterstützte Gabe der Natur oder eine Mutation, wenn Sie wollen.“
„Okay, ja, ja. Jetzt machen Sie schon und halten keine Vorträge. Utaka, wo bleiben Sie?“ Mit der Frage an Utaka hatte er Adepoju klar gemacht, dass er das Thema als beendet ansah und nun von ihr Ergebnisse erwartete.

Adepoju trat an den Zentralkörper von CHE-12 und nahm die Stellen in Augenschein, die normalerweise eine Lücke oder Vertiefung hätten zeigen müssen, nun aber von dem fremden Material durchdrungen und ausgefüllt waren. Vorsichtig streckte sie den Finger aus und, nachdem sie weder extreme Kälte noch Hitze bemerkt hatte, berührte sie die Oberfläche des fremden Materials. Zuerst nur durch kurzes Antippen mit dem Fingernagel, das sich wie das Antippen von Stahl anfühlte und anhörte. Dann versuchte sie eine dauerhafte, sanfte Berührung. Ein leichtes Kribbeln durchlief ihre Hand. Strom. Sie drückte auf das Material und spürte, wie der Widerstand langsam nachgab, der Finger drang ein. Zwar nur Bruchteile von Millimetern, aber deutlicher Beweis für die Fremdartigkeit des Stoffes. Als sie den Finger zurückziehen wollte, ging es nicht. Sie hatte den Eindruck, er sei angeklebt. „Mist!“ fluchte sie vor sich hin und riss den Finger mit Gewalt zurück. Höllische Schmerzen durchzuckten den Finger und strahlten bis in die Hand hinein. An der Stelle, an der eben noch ihr Finger an dem fremden Material ´angeklebt´ war, ragte ein filigranes, schlankes Gebilde von Fäden hervor, blutverschmiert, das um sich zu tasten schien, dabei langsam kürzer wurde und schließlich verschwand. Lorca war durch ihren Fluch aufmerksam geworden und hatte gerade noch das Verschwinden der Fäden gesehen. Adepoju, für einen Moment völlig von ihren Schmerzen abgelenkt, griff sich stöhnend an den Finger.
„Schnell Captain, Spray und Verband aus der ersten Hilfe-Station.“ Während Lorca das Gewünschte aus dem Kasten an der Wand holte, schaute sich Adepoju ihre Hand genauer an. Von der Fingerspitze aus, der nun ein Stück Haut fehlte, bis in die Mittelhand zogen sich hauchfeine rote Äderchen. Für Adepoju war klar, dass es sich um die Spuren der herausgerissenen Fäden handelte, die - der Physik sei Dank - fester mit ihrem Ursprung verwurzelt gewesen waren, als mit ihrem Körper. Ihr graute bei dem Gedanken, was wohl geschehen wäre, hätte sie länger den Finger auf diese Stelle gehalten. Lorca sprühte ihr was desinfizierendes, schmerzstillendes auf und legte dann einen leichten Verband an. Er stimmte mit Adepoju überein, dass es sich nicht unbedingt um einen Angriff gehandelt haben müsse, eine Erkundung vielleicht, automatisch oder gezielt veranlasst. Von diesem Etwas.
Dann endlich traf Utaka ein, bereits vollständig mit seinem Raumanzug bekleidet, in der Hand die zwei Anzüge für Lorca und Adepoju.
„Musste erst an meinen Platz gehen, da ich eine Sondergröße habe, die nicht überall parat liegt. Daher hat es etwas gedauert. Bei der Gelegenheit habe ich auch eure eigenen Anzüge geholt.“ Er sah Adepoju´s Verletzung und ließ sich erstaunt, fast ungläubig das Vorkommnis schildern, während sich die beiden ihre Anzüge überzogen.

„Wir sollten uns irgendwie gegen Strahlung abschirmen und dringend ein Material finden, dass von dem Ding nicht durchdrungen werden kann.“ Adepoju wechselte abrupt das Thema.
Lorca, der genauso wenig wie Utaka verstanden hatte, was sie damit sagen wollte, fragte:
„Das mit dem Material ist klar. Aber wieso Strahlung?“
„Nun, das Ding hat auf lange Sicht nur die Möglichkeit in uns einzudringen, wenn wir stehen, sitzen oder liegen bleiben, denn es braucht seine Zeit, um die Fäden so weit in unsere Körper eindringen zu lassen, dass es uns auf diese Art festhalten kann. Da es sich nicht unserem Tempo der Bewegung anpassen kann hat es garantiert eine Möglichkeit bewegliche Ziele bewegungsunfähig zu machen. Da sehe ich im Moment nur Strahlung; dass es Strahlung emittieren kann, wissen wir ja bereits.“
„Scheint mit logisch. Und vor Allem: Haben wir sofort eine Lösung für, können wir ganz schnell umsetzen. Unsere Anzüge haben, der Idee eines Entwicklers folgend, eine neue Vorrichtung. Wir können über diesen Schalter hier“, dabei zeigte er auf einen Knopf neben der Gürtelschnalle, „ein elektromagnetisches Feld um den Körper legen, das wie ein Faradayscher Käfig wirkt. Et voila! Allerdings werden dadurch die Batterien stark beansprucht.“
„Okay, schalten wir das Feld an. Dann besorgt sich jeder noch mindestens eine Ersatzbatterie und wir können loslegen. Vielleicht gelingt es CHE-12 noch das Aufwecken anderer Besatzungsmitglieder in die Wege zu leiten. Das versuche ich gleich anzuordnen. Sie versuchen ein Material zu finden, das für das Ding unpassierbar ist. Bis dahin dürfen wir nicht längere Zeit an einem Platz stehen bleiben, sitzen und liegen sowieso nicht. Ach ja, Utaka, Sie könnten…“
Mit total übersteuerter Lautstärke sprangen alle Monitore an. Zuerst nur Flimmern mit extrem lautem Rauschen, dann erschienen Bilder, die in stakkatoförmigem Wechsel irgendwelche Fernsehsendungen, private Bild- und Funkverbindungen, Gebrauchsanleitungen, Bau- und Risszeichnungen, etc. anzeigten. Offensichtlich spielte CHE-12 den kompletten Inhalt seiner Datenbänke im Schnelldurchlauf ab.
„CHE-12 Stopp! Ende der Wiedergabe!“ Lorca schrie aus vollen Leibeskräften, um das Prasseln der Lautsprecher zu übertönen. Aber es erfolgte keine Reaktion.Er versuchte gar nicht erst sich verständlich zu machen, sondern winkte den beiden anderen ihm zu folgen. Sie verließen die Computerzentrale und registrierten erleichtert, dass die Lautstärke im Gang nicht mehr ganz so laut war. Lorca führte sie in eines der Privatquartiere und riss dort die Kabel zu Monitor und Lautsprecher aus ihren Verbindungen. Schlagartig wurde es ruhig, nur noch dumpf drang von Außen der Lärm der chaotischen Wiedergabe herein
„Puh, herrliche Ruhe. Was ich sagen wollte, Utaka: Ermitteln Sie, welche Art Strahlung von dem Ding emittiert wurde, und ob wir diese Strahlung auch irgendwie erzeugen können. Wir können dann einen Test starten, indem wir das Ding damit bestrahlen.“
„Die Strahlungsart habe ich bereits analysiert. Allerdings gibt es ein kleines Problemchen bei der Erzeugung. Schauen Sie.“ Utaka nahm einen Kugelschreiber zur Hand und setzte sich, um Lorca Fakten zu notieren und das Problemchen mit der Strahlung auf einem Blatt Papier darzustellen. Er skizzierte eine Schaltung, die zur Erzeugung der Strahlung gemacht werden müsste.
„So, und wenn wir hier einen entsprechenden Chip zwischenschalten kann der Grad der Strahlung ganz einfach reguliert werden. Damit wären wir bei dem Problem: Diese Art Chip sind direkt bei CHE-12 gela…“ Er zuckte zurück, Augen geweitet. „Mein Gott, es hat mich!“ Er versuchte vergebens aufzustehen. Sein Gesicht verzog sich schmerzerfüllt.
„Helft mir doch! Ich süre es in mir. Es tut weh! Ich kann mich nicht mehr bewegen.“
Lorca und Adepoju hatten schnell versucht ihm beim Aufstehen behilflich zu sein, aber genauso schnell erkannten sie, dass das Ding bereits in Utaka eingedrungen war. Bestürzt und verzweifelt standen sie neben Utaka, wagten nicht, ihn zu berühren und beobachteten hilflos sein Leiden und seine Veränderung.

 

Es sah grotesk aus, beinahe wie in einem Film, der vor vielen Jahren weltweit für Furore gesorgt hatte. ‚Fuck your brain, Mr. Warhol!’ Da gab es eine Szene, in der hunderte Spinnen sich über einen Mann ergossen, der seelenruhig in seinem Sessel saß und wie ferngesteuert durch hunderte Kanäle zappte, während die Spinnen sich in seinen Körper gruben. Das war Jahrzehnte her... „Argh!“ Mit einem lauten Schrei zwang sich Adepoju aus der Starre, die sie umklammert hatte. Es gelang ihr, ein paar Schritte nach hinten zu gehen. „Capitan!“, flüstere sie aufgeregt. „Lorca! Verdammt!“ Der Capitan stand unbeweglich da, den Blick auf Utaka gerichtet. „Lorca!“ Der Raumanzug des Afrikaners begann sich mit einer fremdartigen Substanz zu füllen. Adepoju kam es fast vor, als ob es sich um flüssiges Metall handelte. Gebannt starrte sie zu Utaka, dessen Körper sekundenlang hin und her gerüttelt worden war. Nun saß er ruhig da, nur seine Augen verrieten furchtbaren Schmerz. Sie sah zum Capitan. „Lorca! Was ist los mit Ihnen?“ Sie konnte sein Gesicht nicht sehen. Er stand einfach nur da. Ruhig. Irgendwie teilnahmslos... „Capitan!“
„Ich...“ Langsam bewegte er die linke Hand in Richtung Utaka. „Ich will nicht... Aber ich kann nicht...“ Dann berührte er Utaka. „Sie müssen... Ich...“
Entsetzt mußte die junge Frau mit ansehen, wie die Hand des Capitans mit der Schulter von Utaka verschmolz. „Lorca!“ Kurz entschlossen sprang sie auf ihn zu und riss ihn von Utaka weg. Unsanft landeten sie auf dem Boden. Lorca lag auf ihr. Sofort kam nackte Angst in ihr hoch und panisch versuchte sie, den immer noch apathisch wirkenden Lorca von sich zu stoßen. Aus den Augenwinkeln heraus stellte sie fest, dass Utaka (Das ist nicht mehr Utaka, verdammt!) aufstand, sich streckte und eine Drehung um die eigene Achse machte. „Lorca!“
„Ich...“ Unendlich langsam sah er in ihr angsterfülltes Gesicht. „Zu spät...“ Wie aus einem langen Schlaf erwacht, blinzelte Lorca mit seinen Augen. „Oh nein!“ Er rollte sich von Adepoju herunter. „Oh nein! Oh Gott! Oh Gott!“ Sein Körper begann zu zucken. Der Raumanzug begann an mehreren Stellen aufzuplatzen, aus denen gelblicher Qualm entwiech.
„Oh Scheiße!“ Keuchend rappelte sich Adepoju auf. (Utaka!) Kaum, dass sie diesen Gedanken gehabt hatte, packte sie etwas von hinten und schleuderte sie gegen die Wand. Die Dichte des Anzuges, den sie trug, rettete sie vor unangenehmen Schmerzen. „Blödes Arschloch...“ Utaka... Es... hatte sie neben die Tür geworfen. „Tür öffnen!“, rief sie laut. Nichts geschah. „Tür! Öffnen!“ Utaka stand über dem Capitan und breitete seine Arme aus. Ihm umgab ein leichtes Schimmern. (Was ist das?) Sie kroch zur Tür und drückte eine kleine Taste, die sich einige Zentimeter überhalb des Bodens befand. Summend öffnete sich die Tür. Sie rollte sich auf den Gang hinaus und stand auf. (Was jetzt?) Sie sah zu den beiden anderen. (Du bist vollkommen allein! Allein! Allein!) Lorca war aufgestanden und hatte sich neben Utaka gestellt. Adepoju suchte die Taste, die nötig war, um die Tür wieder manuell zu schließen. Mochte CHE-12 auch von einer fremdartigen Intelligenz übernommen worden sein, mechanische Dinge mußten sich immer noch den Gesetzen der Mechanik fügen. Der Capitan und der Mediziner kamen auf sie zu. Vier Meter, dann würden sie die Tür erreichen. „Streng dich an!“, befahl sich Adepoju. Drei Meter... Da war sie. Sie ging in die Hocke und drückte die Taste. Die Tür schloss sich. Das letzte, was sie von Lorca und Utaka sah, waren ihre Gesichter. Sie sahen aus wie Masken aus Eisen... Unmenschlich... Unheimlich... Außerirdisch... „Denk nach! Denk nach!“ Von einem Moment zum anderen fiel das Licht aus. Surrend sprang die Notbeleuchtung an. „Grundgütiger...“, stammelte Adepoju. Der Hauptstrom! Hatte CHE-12 ihn abgeschaltet? Sie mußte sich eingestehen, dass es wohl so war. Aus dem Raum, vor dem sie stand, waren Lorca und Utaka zu hören, die gegen die verschlossene Tür schlugen und traten und an ihr kratzten. „Magnetismus, meine Herren!“, flüsterte Adepoju und lächelte. „Großartige Sache!“ Dann traf sie eine Entscheidung, holte tief Luft und rannte Richtung Maschinenraum, so schnell, wie es der Raumanzug zuließ. (Kein Hauptstrom! Die restliche Crew vom System dadurch getrennt! Scheiße!) Während sie durch die Gänge lief, hörte sie über und unter sich ein mechanisches Summen. „Auch das noch!“ Wartungsroboter folgten ihr. Sie bezweifelte, dass die kleinen, ursprünglich hilfreichen, jetzt jedoch unerwartet lästigen Dinger, sie einfach so gewähren ließen. (Du mußt es versuchen!) Im Maschinenraum gab es eine kleine Funkstation, die autonom funktionierte und nicht in das System von CHE-12 integriert worden war. Das wußten freilich nur die wenigsten. Und Adepoju war eine von denen. Sie mußte versuchen, Kontakt zu den anderen Schiffen herzustellen. Und wenn das nichts half... „Denk nicht daran!“ Sie versuchte es auf dem Weg zum Maschinenraum vergeblich, aber als sie schließlich vor der großen Stahltür stand, völlig außer Atem, um sie herum das bedrohliche Summen der Wartungsroboter, da dachte sie hauptsächlich an die Selbstzerstörung der ‚Argonaut’, und nicht an einen Hilferuf an die anderen Schiffe...

Verbleibende Flugdauer: 03Y / 01M / 04D / 08H / 11M / 43S

 
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Auch diese Tür öffnete sich nicht mehr automatisch, doch nachdem Adepoju einen kleinen Knopf an der Wand betätigt hatte, sprang sie mit einem leisen Zischen schließlich doch auf.

Im Maschinenraum war es dunkel. Bis auf die aufblinkende Notbeleuchtung, die den länglichen Raum in ein düsteres, rötliches Licht tauchte, war es finster. Obwohl der Computer sich nicht mehr kontrollieren ließ, waren die Maschinen weiterhin in Betrieb. Sie beförderten das Schiff mit einer konstanten Geschwindigkeit von über 30.000 Stundenkilometern durch die Leere des Alls, immer näher an sein Ziel heran, in eine ungewisse Zukunft. Sie hatte jedoch keine Zeit, sich Gedanken über die Zukunft zu machen. "Wer weiß, ob uns überhaupt noch eine Zukunft bleibt", murmelte Adepoju und dachte schaudernd an die mehreren hundert Leute, die in den nun deaktivierten Stasiskammern lagen und hoffte, dass sie diese plötzliche Trennung vom System heile überstehen würden.

Erschrocken stellte sie fest, dass sie einen Moment stehen geblieben war und setzte sich wieder in Bewegung. Keine Sekunde zu früh, wie sie feststellen musste, da plötzlich ein Knirschen im Boden zu hören war, die metallische Bodenplatte wie eine Papiertüte platzte und sich für einen kurzen Moment einige organisch wirkende Fäden suchend aus der Spalte hochstreckten. Adepoju fröstelte. Offenbar benutzte dieses fremdartige Ding die Sensoren von CHE-12, um sie zu orten. Und es schien sich schon sehr weit ausgebreitet zu haben, wenn die Tentakel bis in den Maschinenraum vorgedrungen waren. Schleunigst machte sie sich auf die Suche nach der Funkstation, an die sie sich erinnert hatte. Sie war nicht oft hier gewesen, und jetzt im Dunkeln wirkte die riesige Halle noch unübersichtlicher als im Hellen - "Wenn zig Techniker hier herumlaufen und man sich nicht fühlt wie in einem Horrorfilm", fügte sie in Gedanken hinzu.

Schließlich hastete sie die Wendeltreppe zur zweiten Ebene des Maschinenraums hoch, allgemein als "Galerie" bekannt, da es sich eigentlich nur um einen Gang handelte, der an der Innenwand des Raumes ganz um diesen herumführte. Oben angekommen, erinnerte sie sich. Die Funkstation befand sich im hinteren Teil des Raumes. Hastig (Bloß nicht stehen bleiben) ging sie zur hinteren Seite des Raumes. Sie befand sich jetzt direkt über dem riesigen Maschinenkern, der sie immer an eine Turbine aus der Zeit der Industrialisierung erinnerte. Sie sah die Funkstation auf Anhieb. Verzweifelt suchte sie nach einer Hinweistafel, einer Bedienungsanleitung für das Gerät, in das sie all ihre Hoffnungen setzte. Als sie schließlich einen ziemlich unleserlichen, handgeschriebenen Zettel gefunden hatte, der offenbar erklärte, wie man das Gerät aktivierte, ertönte plötzlich ein ohrenbetäubendes Krachen, als die Decke durchbrach und Dutzende von Wartungsrobotern hindurch fielen. Unter anderen Umständen hätte das vielleicht witzig wirken können. "Verdammt! Die hatte ich ganz vergessen!" entfuhr es ihr. Sie fragte sich, ob die Roboter Treppen steigen konnten, doch das brauchten sie gar nicht. Die Wartungsroboter besaßen Laserschweißgeräte, um Reparaturarbeiten vorzunehmen. Die Laser waren auf größere Entfernung (was eigentlich eine Sicherheitssperre hätte verhindern müssen) zwar nicht mehr tödlich, aber dennoch sehr schmerzhaft, und als Adepoju einen ersten Streifschuss abbekam, sah ihre Lage ziemlich aussichtslos aus.

Glücklicherweise besann sie sich auf die Sicherheitsschotts und sprach ein Stoßgebot (trotz der Tatsache, dass sie eigentlich nicht an Gott glaubte), als sie auf den Knopf für die Einleitung der Evakuierung des Maschinenraums drückte. Erstaunlicherweise funktionierte er und mit beachtlicher Geschwindigkeit raste das Sicherheitsschott herunter, das im Notfall den restlichen Raum vom Maschinenkern trennen sollte. Nur vieren der Wartungsroboter gelang es, unter dem Schott in den hinteren Bereich des Raumes zu rollen, bevor es sich krachend schloss. Die Wissenschaftlerin suchte nach einer Waffe, einem harten Gegenstand, irgendwas, das die Roboter davon abhalten könnte, sie zu töten. Schließlich nahm sie einen der Sessel, die vor den Computerterminals standen und warf ihn über das Geländer der Galerie. Er schlug knapp neben einem der Roboter ein, traf ihn aber nicht. "Verdammt!" schrie sie und griff nach dem nächsten Stuhl. Dieser traf einen der Roboter, der daraufhin sein ohnehin nur mechanisches Leben aushauchte. Viel Munition hatte sie nicht mehr. Sie warf zwei weitere Stühle nach unten, die beide ihr Ziel verfehlten. Die drei verbliebenen Roboter schossen mit Laserstrahlen, die eigentlich Schweißnähte reparieren sollten, auf ihr Ziel. Adepoju stellte fest, dass sie in ihrer Ecke nur schwer zu erreichen war und machte sich, in der Hoffnung, auch weiterhin verfehlt zu werden, daran, die Kurzbeschreibung zu entziffern.

Verbleibende Flugdauer: 03Y / 01M / 04D / 08H / 24M / 11S

Sie hatte zehn Minuten ununterbrochen einen Notruf abgesendet, auch wenn sie sich keine großen Hoffnungen machte. Die Reichweite des Senders war ziemlich gering, und die Schiffe im Konvoi weit voneinander entfernt. Wenn überhaupt eines der Schiffe in Reichweite des Senders war, musste der Bordcomputer auch die richtigen Schlüsse ziehen und einige Crewmitglieder wecken, so wie es mit ihnen geschehen war... Mit ihnen. Sie war die ganze Zeit zu abgelenkt gewesen, um die Situation genauer zu analysieren, doch jetzt, da sie einigermaßen sicher war (auch wenn um sie herum Laserschüsse in die Wände einschlugen und sie versuchen musste, sich gleichzeitig von der infizierten Technik fernzuhalten), sackte sie schluchzend auf dem Boden der Galerie zusammen und musste an das denken, was vor weniger als einer Stunde ihrem Capitan und dem Bordarzt zugestoßen war. Nie wieder würde sie Poker spielen können mit dem Arzt, nie wieder mit Capitan Lorca streiten. Sie fragte sich, ob die beiden mit eben solchen Schmerzen gestorben waren, wie sie beim Berühren des Dings verspürt hatte - und ob sie wirklich tot waren oder immer noch mit diesen Parasiten in ihrem (auf ihrem) Körper versuchten, ihr zu folgen. Sie wurde unterbrochen von Laserschüssen. Nicht von denen, die ohnehin schon versuchten, sie zu töten, sondern von welchen, die von oben kamen.

 

Doch plötzlich erstarben die Schüsse. Irritiert schaute sie nach den Robotern. Sie standen reglos, sowohl die, die unten erste Versuche gestartet hatten, zur Galerie hoch zu klettern, als auch die, die dabei waren, von oben herunter zu steigen. Ein gespenstisches Bild. Eben noch hektisch und aggressiv, die Laser fast auf Dauerbetrieb, jetzt wie abgestellt, tot.
Adepoju hörte ein leises Rauschen aus den Lautsprechern. Erst jetzt fiel ihr bewusst auf, dass das Dröhnen aufgehört hatte. Ausser dem Rauschen war es totenstill an Bord.
"Hallo?"
"Im Notfall sind folgende Maßnahmen sofort zu ergreifen: 1.) Begeben Sie sich zügig an die nächste Raumanzugdeponie und ziehen Sie einen Raumanzug an 2.) Schalten Sie den internen Funk Ihres Raumanzuges an und geben mit ruhiger, verständlicher Stimme ihre persönliche Identifikations-Nummer an 3.) Warten Sie auf weitere Anweisungen des Kapitäns 4.) KRRRRCHRR..."
Die Stimme, Adepoju hatte sie als die automatische Notfallansage erkannt, war in ein Krächzen übergegangen.Dann war wieder eine verständliche Aussage zu hören.
"Eins, zwei, drei. Pi-gleich-Zweiundzwanzig geteilt durch sieben. Zwei-Pi-R-quadrat. A-quadrat-plus-B-quadrat-gleich-C-quadrat. ½MV-quadrat-gleich-M-mal-G-mal-H. E-gleich-M-mal-C-quadrat. Kontakt. Kontakt. Kontakt. Kontakt."

Adepoju fiel die Kinnlade nach unten. Spinnt CHE-12 jetz völlig?
"CHE-12?"
"Stationäre Einheit nicht aktiv. Hier spricht YX37-12K. Frage an solitäres Objekt: Bist Du bereit zur Kommunikation?"
"Hallo YX... Mein Name ist Adepoju. Habe verstanden. Bin bereit zur Kommunikation."
"Bewege Dich in die Zentrale."
Kurz nur ging ihr das Unglaubliche der Situation durch den Kopf. Sie, ausgerechnet sie, war der erste Mensch, der zu einer ausserirdischen Lebensform Kontakt hatte. Weit ab der Heimat. Mitten im interstellaren Raum, ohne Chance irgend jemand an dieser Sensation teilhaben zu lassen. Während sie den Weg zur Zentrale beschritt überschlugen sich ihre Gedanken. Vielleicht war ja eine friedliche Verständigung möglich.Vielleicht konnte sie die Selbstzerstörungsanlage in Gang zu setzen. Vielleicht gelang es ihr andere Besatzungsmitglieder zu wecken und mit ihnen gemeinsam gegen dieses Ding kämpfen. Vielleicht war alles nur ein Missverständnis. Vielleicht, vielleicht, vielleicht...

Sie durchschritt das Tor zur Zentrale. Lorca und Utaka standen wie versteinert neben CHE-12. Die Gesichter noch immer wie aus Eisen, unheimlich, gespenstisch. Sie versuchte gar nicht erst sie anzusprechen.
"Hier bin ich."
"Warum verhinderst Du die Erforschung?"
"Weil ich dadurch Schmerzen spüre."
"Schmerzen? Was ist Schmerzen?"
"Ein Zustand, der von solitären Einheiten absolut vermieden wird, da er unsere Funktionalität beeinträchtigt."
"Die Störung der Funktionalität ist nur temporär. Nach der Erforschung ist unsere Aufgabe beendet. Dann werdet ihr und die stationären Einheiten eingestuft und je nach Grad Eurer Systemkompatibilität eingesetzt."
"Was bedeutet eingesetzt?"
"Bevor das beantwortet werden kann, muss die Erforschung betrieben werden. Die Einsatzmöglichkeiten sind sehr vielfältig"
"Unterbrich deine Erforschung und die Störung der Funktionalität bei diesen beiden solitären Einheiten, damit ich deine Aussage analysieren kann. Dazu benötige ich diese Einheiten."
Adepoju standen vor Anspannung Schweissperlen auf der Stirn. Innerlich hoffte sie inständig, dass das Ding noch nicht in der Lage war, sie über die optischen Systeme genauer zu beobachten und wenn ja, zumindest unfähig war, die menschliche Mimik zu interpretieren. Nach ihrer letzten Forderung wagte sie kaum zu antworten. Mit einem lautlosen Stoßseufzer wünschte sie, dass ihre Logik überzeugen genug gewesen war.
"Die Durchdringung der solitären Einheiten wird temporär rückgängig gemacht, damit du die notwendige Rechenleistung zur Analyse erzielen kannst. Die dadurch verlorene Zeit wird durch Eure anschließende Mitwirkung kompensiert."

Äußerlich unbewegt jubilierte Adepoju und schaute voller Spannung zu Lorca und Utaka. Langsam, fast unmerklich änderte sich die Farbe ihrer Haut, das metallisches Aussehen, die feinen Äderchen samt der Verdickungen verschwanden in einem fließenden Übergang. Plötzlich drang ein unmenschlicher Schrei aus Lorcas Kehle. Der aufgestaute Horror der letzten durchlebten Minuten wurde in Schallwellen umgewandelt. Dann brachen beide zusammen. Utaka begann haltlos zu schluchzen, während Lorcas Augen klarer zu werden schienen und sich fixierend auf Adepoju richteten. Adepoju blieb kalt, gefühllos stehen und sagte nichts, sondern senkte die Augen, deutet ein Schließen an.
"YX... Deine Erforschung hat sehr viel Energie der solitären Einheiten verbraucht. Sie brauchen Zeit, den optimalen Ladezustand wieder herzustellen. Dazu muss gewährleistet werden, dass eine völlige Isolierung zu deinen Ausläufern besteht. Welches Material kann zur vollständigen Isolierung der solitären Einheiten verwendet werden?"

Es war der entscheidende Augenblick...

 

Der entscheidende Augenblick... Der entscheidende Augenblick...

("Bist du bereit zur Kommunikation?")

Der entscheidende Augenblick...

("Bist du bereit zur Kommunikation?")

Sie öffnete die Augen und stellte fest, dass sie sich nicht im zentralen Kern der 'Argonaut' befand. Sie stand nicht CHE-12 gegenüber. Der Capitan und der Bordarzt waren nicht von der fremdartigen Substanz befreit, und dadurch von ihren Schmerzen erlöst worden. Adepoju war sich sicher, dass die beiden furchtbare Schmerzen erlitten hatten. (Und immer noch haben? Trotz der Veränderung?) Aus den Lautsprechern knackte es. Dann hörte sie wieder die Stimme. Es war... Ihr fehlten die Worte, sich selbst beschreiben zu können, wie die Stimme klang. Als ob Milliarden Stechmücken ihr Summen zu einzelnen Buchstaben formten, bis vollständige Wörter und Sätze herauskamen. Und dennoch wirkte die Stimme klar und deutlich.
"Bist du bereit zur Kommunikation?", fragte die Stimme erneut.
Ihr war klar, dass sie bis vor wenigen Sekunden in einer Art Tagtraum gewesen war, so absurd das der Situation auch entsprach. (Das ist der erste Kontakt... Streng dich an! Was hat man dir damals beigebracht? Was stand in diesen verdammten Regelbüchern?) Adepoju fröstelte. Zu allem Übel kam auch noch plötzliche Platzangst hinzu. (Luft! Ich brauche Luft!) Sie löste den Verschluß des Helms und riss sich diesen vom Kopf. Keuchend atmete sie tief ein und aus. (Warum ich? Warum passiert das mir?) "Ich..." Schweiß lief ihr die Stirn herab. "Was bist du?", fragte Adepoju mit zittriger Stimme. Sie kämpfte gegen die Übelkeit an, die sie spürte.
"Was bist du?" Die Stimme deutete auf keinerlei Emotionen hin.
Mühsam richtete sie sich auf. "Ich bin ein... Mensch." Nicht schlecht, dachte sie. (Als erstes wird die Frage der Spezies geklärt. Anschließend trifft man sich zum Lunch in der Bordküche...) Ihr war nicht zum Lachen zumute.
"Wir wissen, dass du ein Mensch bist."
Adepoju lehnte sich an die Wand. Dahinter hörte sie leises Summen, was nicht von der Mechanik stammte. Ihr war klar, um was es sich handelte: Dünne Fäden, die sich durch jede Ritze des Schiffs schlängelten, jedoch aus bisher unerklärlichen Gründen noch nicht einen Weg in den Maschinenraum gefunden hatten.
Wieder knackte es in den Lautsprechern. "Bist du bereit zur Kommunikation?"
Adepoju zuckte hilflos mit den Schultern und nickte. "Ja, bin ich..."
"Öffne den Raum, in dem du dich befindest und begib dich zum zentralen Kern der 'Argonaut'."
Das überraschte sie. Es entsprach ungefähr dessen, was sie in dem Tagtraum erlebt hatte. (Aber wozu? CHE-12?) Sie nahm all ihren Mut zusammen und sagte: "Nein! Ich will erst wissen, was du bist!"
"Meine Bezeichnung lautet YX37-12K. Aber das ist irrelevant und nicht von Bedeutung."
Sie schloss die Augen. Das war einfach zuviel für sie. Keiner, aber auch wirklich keiner hätte je mit so einer Situation gerechnet. Und nun saß sie ganz allein auf dem Boden, die Beine angezogen, in einer Ecke des Maschinenraumes und... "Mein Name ist Akuyi Adepoju." Es war ihr einfach so herausgerutsch. Sie war über sich selbst erschrocken.
"Wir wissen, dass du Akuyi Adepoju bist."
(Und woher, verdammt nochmal?) Adepoju beugte sich etwas nach vorn und warf einen Blick auf die Wartungsroboter. Diese standen immer noch unbeweglich da. "Woher weißt du das, YX37-12K?"
"Ich habe Zugriff auf die solitäre Einheit, die die Bezeichnung CHE-12 trägt."
Sie runzelte die Stirn. (Aber CHE-12 ist keine...) "CHE-12 ist keine solitäre Einheit! Es handelt sich um eine Maschine."
"Irrelevant."
Erstaunt fuhr sie sich durchs Haar. (Alle werden gleich behandelt. Schiff und Menschen. Als eine einzige Einheit, unterteilt in Teileinheiten.) "Sind die Wartungsroboter auch solitär?"
"Wartungsroboter?" Dieses Mal war das Knacken lauter. "Ja."
(Es begreift nicht den Unterschied zwischen Menschen und Maschinen. Es behandelt alle gleich! Vielleicht liegt darin meine Chance...) Adepoju begann fieberhaft zu überlegen. (Aber es muss doch den Unterschied erkannt haben! Ich lebe! Die Maschinen aber nicht!) "Ich werde mich zum zentralen Kern der 'Argonaut' begeben. Die solitären Einheiten, die ich als 'Wartungsroboter' bezeichne, fügen mir Schaden zu..."
"Es werden keine weiteren Schäden an der solitären Einheit Akuyi Adepoju vorgenommen."
"Na, vielen Dank auch", murmelte sie leise und stand auf. "Ich habe dein Wort?"
"Ich habe dein Wort?", wiederholte emotionslos die Stimme.
"Mir wird nichts geschehen?"
Das Knacken war leiser als sonst. Dann: "Dir wird nichts geschehen."
(Es lernt offensichtlich.) Adepoju holte tief Luft und stand auf. Den Horror, den sie beim Vorbeischleichen an den reglosen Wartungsrobotern gefühlt hatte, versuchte sie so schnell wie möglich aus ihrer Erinnerung zu verbannen Als sie das Sicherheitsschott wieder öffnete, ging sie erschrocken einen Schritt zurück. Der Rest des Maschinenraums bestand nur noch aus Gebilden von silbern glänzenden Fäden, die ineinander verschlungen waren. Erstaunlicherweise gab es ausreichend Licht. (Bewegt es sich? Hast du dir nicht gerade eingeredet, dass es sich bewegt? Dass es eine Masse ist? Eine lebende Masse?) Sie wischte den Gedanken weg und ging zum Ausgang des Maschinenraums. Irgendetwas in ihr gab ihr Sicherheit, das Tor zu öffnen. Adepoju ging in die Knie und drückte den Knopf für die manuelle Öffnung.

Der Weg zum zentralen Kern der 'Argonaut' führte sie vorbei an liebgewonnene Räume und Decks. Doch überall wanden und schlängelten sich die silbernen Fäden. Ab und zu stießen die seltsamen Tentakel durch die Decke hindurch und fegten über ihren Kopf, so dicht, dass Adepoju sich ducken mußte. Das ganze Schiff hatte sich verwandelt. Ihr kam es vor, als ob sie durch einen riesigen, lebendigen Organismus ging. Die Luft war stickiger, die Temperatur wärmer geworden. Alles hatte sich verändert. Adepoju blieb stehen und sah nach rechts. Zum zentralen Kern ging es geradeaus. Wenn sie jedoch rechts abbiegen, Gang 12S nehmen würde... (Sie sind bestimmt alle tot.) "Lorca...", flüsterte sie. "Ich hoffe, Sie hatten Recht und es gibt eine Art Gott..." Es war das erste Mal in ihrem Leben, dass sie ein Gebet sprach. Adepoju betete für die Crew, die nichtsahnend, ohne etwas zu empfinden in ihren Behältern gestorben waren. (Kein Strom! Sie haben bestimmt nichts gespürt. Das haben sie bestimmt nicht!) Dann ging sie weiter. Geradeaus. Zum zentralen Kern der 'Argonaut'. Unterwegs fielen ihr viele Fragen ein, die sie YX37-12K stellen wollte: Gibt es noch mehr? Wie hat alles wirklich angefangen? Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Wieviel Zeit bleibt uns? Dann stand sie auch schon vor einer kleinen, schmalen Tür. Dahinter lag der Raum, in dem sich CHE-12 befand. Das Herzstück der 'Argonaut'. Sie erinnerte sich an einen Film, den sie gesehen hatte, als sie noch ein kleines Mädchen war. Der Film hatte ihr gefallen, obwohl er, technisch gesehen, katastrophal war. "Es gibt keinen Löffel...", flüsterte Adepoju und lächelte. Wie in Zeitlupe berührte sie die rot leuchtende Taste neben der Tür. Die Tür ging auf und sie betrat den zentralen Kern.
"Du bist da!", sagte die Stimme.
"Ja", antwortete Adepoju leise. "Ich bin hier." Es überraschte sie nicht, zwei Gestalten in Raumanzügen zu sehen, die links und rechts neben der breiten, hohen Glassäule standen, in deren Inneren Chaos herrschte. Blitze in verschiedenen Farben schlängelten sich entlang der Säule nach oben und nach unten. Kleine Explosionen setzten Wirktsoffe frei, die weitere Reaktionen mit sich brachten. "Ich bin hier", wiederholte Akuyi Adepoju und sah gebannt zu der Glassäule, zu CHE-12. (Es ist wie in dem Traum! Wie in der Vision! Aber du glaubst nicht an solche Sachen!) Die beiden Gestalten drehten sich langsam um. Wie nicht anders zu erwarten, waren es Capitan José Garcia Lorca und Schiffsarzt Uchenna Utaka.
"Warum widersetzt du dich?", fragte die Stimme.
Adepoju legte den Kopf etwas quer. "Warum bin ich hier?"
"Wir wollen forschen!"
"Wir wollen eine neue Heimat!", entgegnete sie.
"Heimat?"
"Ja." (Hier ändert es sich. Hier beginnt alles neu. Erst jetzt ist der entscheidende Augenblick gekommen... Was will es wirklich?)

 

Einfach so ging das Licht aus. Nur noch die CHE-12-Glassäule, der Capitan und der Arzt waren zu sehen. Die Wand der kreisförmigen, nach oben hin schmaler werdenden Halle leuchtete silbern. Dünne Fäden krochen langsam umeinander herum, verschmolzen, lösten sich auf, erschienen erneut. Die Raumanzüge von Lorca und Utaka gaben ein grün fluoreszierendes Schimmern von sich, und die Glassäule selbst strahlte so hell, dass Adepoju die Hand schützend vor die Augen hielt.
"Definiere Heimat", sagte die Stimme.
Die junge Frau starrte mit zusammen gekniffenen Augen abwechselnd zu ihren ehemaligen Kollegen und zu CHE-12. (Irrtum! Das ist nicht mehr CHE-12!) "Heimat ist, wo man leben kann...", rief sie laut. Das war das erste, was ihr eingefallen war. (So ein Unsinn!)
"Die 'Argonaut' ist deine Heimat?"
Adepoju schüttelte den Kopf. Wo sollte das hinführen? Das Ding hatte fast das ganze Schiff verwandelt und die Mannschaft getötet. Einfach so. Und jetzt unterhielt sie sich über belanglose Dinge, die im Grunde genommen nicht wichtig waren. (Oder doch? Was, wenn sie von enormer Bedeutung sind?) Dünne Silberfäden schossen vereinzelt auf sie zu, wiechen aber stets im letzten Moment urplötzlich aus und verschwanden in der leuchtenden Wand. (Es sieht aus wie ein... Ja, was? Nerven? Impulse? Gehirn? Ein riesiges Gehirn?) Adepoju holte tief Luft und sagte: "Die 'Argonaut' ist ein Mittel, um zu unserer neuen Heimat zu gelangen, jedoch..."
"Inakzeptabel. Es gibt kein uns mehr. Nur noch eine solitäre Einheit mit speziellen Spezifikationen vorhanden", unterbrach sie die Stimme in gewohnter Monotonie.
(Was?) Und dann begriff Adepoju. YX37-12K hatte wieder dazugelernt. Es gab die Wartungsroboter. (Solitäre Einheiten!) Und es gab sie. (Ich bin die eine solitäre Einheit mit speziellen Spezifikationen!) Also stand es fest: Die restliche Crew war tot, und die beiden sich leicht hin und her bewegenden Gestalten in den Raumanzügen waren nun nur noch Werkzeuge der fremden Intelligenz, die das Raumschiff in einem nicht für möglich gehaltenen Handstreich übernommen hatte. (Und die 'Argonaut' selbst?) "Was ist mit dem Schiff? Der 'Argonaut'?", fragte sie und konnte es nicht verhindern, dass Tränen über ihre schmalen Wangen hinabliefen, über den Mund (Sie schmecken so salzig!) hin zum Kinn, dort eine kleine Weile innehielten und dann auf den Boden zustürzten und geräuschlos in mikroskopisch kleine Tropfen zersprangen.
"Ich bin auch eine solitäre Einheit mit speziellen Spezifikationen."
Adepoju ging einen Schritt zurück und starrte ungläubig auf die Glassäule. Auf CHE-12. Auf YX37-12K. Auf die 'Argonaut'. "Nein!" Sie rang nach Fassung. "Nein!" Schluchzend fiel sie auf die Knie. "Warum?", flüsterte sie und wischte sich Tränen aus dem Gesicht. "Warum? Was haben wir getan?" Lorca und Utaka zuckten zusammen, als ob ein starker Stromschlag durch ihren Körper gefahren war, und torkelten ungelenk, aber zielsicher auf sie zu. Adepoju machte keine Anstalten zu fliehen. (Wozu auch? Alles ist vorbei!) "Warum?", fragte sie erneut.

***

Das riesige Gewölbe scheint unendlich zu sein. Hell leuchtende Punkte verpuffen im Raum und geben eine kleine Druckwelle von sich, die nahe gelegene, kleinere Punkte verschwinden läßt. Alles wirkt chaotisch, dennoch struktuiert... gewollt. Ständig entstehen und verschwinden neue Punkte, die entweder grell leuchten oder schwach glimmen. Oder aber auch nur unscheinbar ein einziges Mal einen Impuls von sich geben, der sich wiederrum auf andere Punkte auswirkt. Es scheint ein ewig währendes Spiel zu sein. Geburt. Tod. Anfang. Ende.
"Sie hat es erkannt." Um die vielen leuchtenden Punkte schlängelt sich elegant ein blauer, dünner Faden, der endlos und dennoch endlich wirkt.
Ein roter Faden springt von Punkt zu Punkt und verschmilzt schließlich mit dem blauen. "YX37-12K erwartet neue Instruktionen."
Der blaue Faden löst sich wieder. "Was werden wir tun?"
"Erwarte Anweisungen..."
Spielerisch gleitet der blaue Faden um einen besonders hellen Punkt im Raum. Ein paar mal umkreist er ihn, entfernt sich und kurz darauf fällt der Punkt in sich zusammen. Ein undurchdringlich wirkendes schwarzes Etwas hat sich gebildet, was sofort anfängt, alles zu verschlingen, was in seiner Reichweite liegt. "Und?"
Abrupt hält der rote Faden zwischen zwei Punkten und fängt an, leicht zu vibrieren. "Das verstehe ich nicht."
"Was?"
"Komplikationen."
Der blaue Faden rollt sich zu einer gigantischen Rolle zusammen, dreht sich im Kreis, wird wieder zu einer langen Linie und fährt fort, um die Punkte zu gleiten. "Ich empfange nichts."
"YX37-12K hat drei Routinen übersprungen."
"Er hat uns übergangen?"
"Er hat sich direkt an den Ursprung gewandt."
"Und nun?"
"Das ist merkwürdig. YX37-12K ist selbst zu einer solitären Einheit geworden."
"Unmöglich!" Zahlreiche Punkte rings um den blauen Faden blähen sich auf und kollabieren. Übrig bleiben kaum erkennbare weiße Punkte, die der blaue Faden achtlos durchfliegt, um sich mit dem roten Faden erneut zu verschmelzen. "Wie kann das sein?"
"Antwort unbekannt."
"Der Ursprung?"
"Antwort unbekannt."
Plötzlich verkrümmt sich der Raum etwas, und ein gelber Faden schießt auf die beiden anderen zu. "Der Ursprung hat entschieden", sagt der gelbe Faden und umschließt die beiden anderen. "Den verbliebenen solitären Einheiten wird der Raum gewährt, den sie sich ausgesucht haben."
"Was passiert mit YX37-12K?"
"Der Ursprung ist der einstimmigen Meinung, dass YX37-12K irrelevant geworden ist. Keine weiteren Erforschungen werden mehr getätigt werden. Forschungssektor 1200045 wird vorerst außer Acht gelassen." Der gelbe Faden läßt die beiden anderen wieder frei und verschwindet wieder. Erneut krümmt sich kurz der Raum.
"Merkwürdig." Im schnellen Sturzflug durchquert der blaue Faden eine ganze Kette von Punkten, die sich auflösen und eine wirbelnde Leere hinterlassen.
"Was?"
"Sie waren interessant."
"Das waren sie."
"Hat YX37-12K einen Fehler gemacht?"
"Möglich."
"Interessant."
Der rote Faden fängt an zu schimmern, wird beinahe durchsichtig. "Es war ein guter Versuch."
"Ja."
"Ja."
"Nicht wir haben einen Fehler begangen."
"Nein, haben wir nicht."

***

Lorca und Utaka packten Adepoju und zerrten sie zu der Glassäule. Sie ließ es geschehen. "Warum?"
Kurz knackte es fünfmal hintereinander. Dann sagte die Stimme: "Halt!"
Sofort ließen der Capitan und der Bordarzt Adepoju los. (Was? Was soll das? Was kommt jetzt?) Sie fiel unsanft auf den Boden. In weiter Ferne und dennoch nah (Seltsam!) konnte sie die Konsole erkennen, die einzig und allein dem Zweck diente, die Selbstzerstörung der 'Argonaut' einzuleiten. (Und wenn es mir tasächlich gelingen sollte? Schaffst du das? Kannst du das schaffen?)
Die monotone Stimme fragte: "Was ist meine Aufgabe?"
(Du kannst mich mal!) Stöhnend robbte sie sich langsam zu der Konsole. "Was ist dein Ziel?"
"Erforschung der solitären Einheiten."
"Gleich...", flüsterte Adepoju. Nur noch wenige Meter. "Gleich..." Die Glassäule wurde plötzlich dunkel. Auch die Wände und die Raumanzüge von Lorca und Utaka verschwanden in der Dunkelheit. Nur noch die Stimme war zu hören.
"Anweisung erhalten."
Sie hatte die Konsole erreicht. (Jetzt mach ich dich fertig!) Mit zittrigen Fingern öffnete sie die Abdeckung. Gelb und grün blinkende Tasten waren zu erkennen.
"Neue Routinen werden geladen."
(Du mich auch!) Adepoju tippte schnell eine achtstellige Zahlenkombination ein und rollte sich zufrieden auf den Rücken. Über ihr war eine sich bewegende Masse aus silbernen Fäden und Elementen, die einst zur 'Argonaut' gehörten. (Jetzt ist es vorbei!)
"Erforschung abgebrochen." Der Klang der Stimme war erschreckend.
"Was?", schrie Adepoju, drehte ihren Kopf und sah zu der Anzeige. "Oh nein!"
"Erforschung abgebrochen. Freigabe erfolgt."
Adepoju richtete sich auf. "Oh nein!"

Sekunden später verwandelte sich die 'Argonaut' in einen gleißenden Orkan aus Feuer inmitten des kalten, leeren Raums. Die Reise der 'Argonaut' war beendet.

***

Verbleibende Flugdauer: 00Y / 00M / 03D / 13H / 47M / 39S

"Kontakt?", fragte Sheron Mnube nach und runzelte die Stirn. "Ich kann es immer noch nicht glauben, dass die 'Nemo' und die 'Argonaut' es nicht geschafft haben.
"Tut mir leid, aber ich kann nichts empfangen", sagte der Funkoffizier und zuckte hilflos mit den Schultern. "Ich hab es auf allen Frequenzen versucht, Captain."
Mnube nickte und lächelte grimmig. "Das es ausgerechnet die beiden Schiffe treffen würde, hatte ich nicht erwartet." Er stand auf der Brücke der 'Prometheus' und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. "Mit den anderen Schiffen ist alles in Ordnung?"
"Ja, Sir. Alles wie geplant."
"Gut. Leiten Sie das Bremsmanöver ein!" (Ob es auf der Erde mittlerweile wieder einen Sonnenaufgang gab? Oder einen Sonnenuntergang?) Mnube seufzte leicht. "Also dann. Willkommen in der neuen Welt!"


ENDE

 
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