Was ist neu

Kinderficker

Seniors
Beitritt
02.11.2001
Beiträge
679

Kinderficker

„Für mich bitte die Nummer achtundvierzig.“
Alle Blicke richteten sich auf mich, während der Schwarzbefrackte buckelnd die Karten entgegennahm, um dienstbar in den Nebenraum zu eilen.

Norbert grinste ein unangenehmes Grinsen und stellte die unausweichliche Frage: „Was is los mit Dir? Achtundvierzig? Mensch, Alter, hier gibt’s die leckersten jungen Dinger und Du bestellst Dir so ne abgehalfterte alte Schnalle? Laß krachen, Mann, ich bezahl doch!“
„Ich ficke keine Kinder mehr“, antwortete ich knapp, nippte an meinem Martini und bemühte mich, gelassen zu wirken, während Norberts Gesichtszüge zu entgleisen drohten.
„Keine Kinder mehr?“ fragte er entgeistert. „Sowas hab ich ja noch nie gehört. Lebst du jetzt etwa zölibatär?“
Die anderen lachten leise, höhnisch.
Ruhig antwortete ich, was ich immer antwortete: „Nein, ich lebe nicht enthaltsam, aber es gibt genügend Frauen zum Ficken, ich muß es nicht mit Kindern tun. Ich finde Kinderfickerei unmoralisch.“
Nervöse Füße scharrten unter dem Tisch, selbstgefälliges Lächeln dunkelte im Raum.
„Eigentlich mach ichs nur noch selten mit Kindern“, warf Peter ein, „aber ab und zu brauch ich einfach so ein junges, enges Ding. So ganz ohne könnte ich mir einfach nicht vorstellen, dann wär das Leben nicht mehr lebenswert.“
„Genau“, stimmte Roland ihm zu. „Ich vögle eigentlich auch nur noch ganz selten mit Kindern. Respekt vor Dir, wenn Du es ganz ohne schaffst. Aber ich könnte das nicht.“
Peter nickte zustimmend und meinte: "Bei uns im Sportverein ist einer, der auch keine Kinder fickt. Komische Type. Total verklemmt und prüde.“
„Also was anders gibts bei mir gar nicht“, unterbrach ihn Norbert. „So ne Fünf- oder Sechsjährige ist doch das Geilste, was es gibt! Was soll das Geschwätz von wegen unmoralisch? Wozu hat Gott uns denn die Kinder gegeben, wenn nicht zum Ficken? Außerdem ist es gesünder, von so nem jungen Ding holt man sich nicht so schnell nen Tripper.“
„Die Kinder leiden. Wir haben nicht das Recht, unseren Genuß mit ihren Leiden zu erkaufen“, warf ich ein.
Mißmutig runzelte Norbert die Stirn. „Gott, bist du intolerant. Ich laß Dich doch auch Deine alte Schnalle vögeln, wieso versuchst Du, uns hier unseren Spaß zu verderben? Laß mich einfach in Ruhe mit Deinem fanatischen Geschwätz! Sowas genußfeindliches, ekelhaft.“
Mit verschränkten Armen lehnte er sich in die Polster zurück und wandte seinen Blick von mir. Das Schweigen der anderen setzte sich in meinem Kopf fest.

Der Schwarzbefrackte brachte die Kinder. Reißzähne blitzen auf, Raubtieraugen glommen im Dunkel. Gieriger Speichel einte sich mit Schweiß und troff von Kinnen. Gesichter wichen Fratzen.
Ich ließ Nummer achtundvierzig zurückgehen und ging.

 

Und ich bestehe darauf, mich fragen zu dürfen, wieso gerade dieser Text so viele Kommentare erhalten hat, und andere gute Texte nicht?!
Jaja, ist ja schon gut, Du darfst Dich natürlich fragen... Wollte Dir mit meiner Anmerkung keineswegs das Denken verbieten. :D
Und was sagt denn nun Deine Menschenkenntnis dazu? ;)

Da der Text unter Gesellschaft steht, nehme ich ja nicht an, daß jene 50 % der Leser ihn in der Hoffnung auf erotische Szenen gelesen haben. Ist es vielleicht schlechtes Gewissen, die Angst, sich selbst in dem Text wiederzufinden? Ist es eine Art Kontrollbedürfnis, also zu schauen, ob auch alles mit rechten Dingen zugeht? Oder ist der Titel eben einfach ein Reizwort, das man schneller anklickt als andere Überschriften?
Wobei mit einem Klick und dem Lesen der Geschichte ja noch kein Posting entstanden ist, also dürfte doch irgendwie mehr hinter der Frage stecken, warum so viele Antworten hier stehen.

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo Häferl!
Du hast Dir meine Antwort selbst gegeben. Dazu ein Auszug aus Deinem Kommentar: "Ist es vielleicht schlechtes Gewissen, die Angst, sich selbst in dem Text wiederzufinden? Ist es eine Art Kontrollbedürfnis, also zu schauen, ob auch alles mit rechten Dingen zugeht? Oder ist der Titel eben einfach ein Reizwort, das man schneller anklickt als andere Überschriften?""

Dazu meine Antwort: Irgendwie steckt in Deinen beiden Fragen all das, was auch ich mich frage. Beobachten wir doch einfach mal weiter! Und dann schreiben wir - warum auch nicht - ein Buch darüber (ein Buch über die Gesellschaft, in der wir leben [HINWEIS: Da war doch auch ein Kommentar über die alten Griechen, der war, wenn man das Hintergrundwissen hat, gar nicht so falsch]). Und das mit dem Buch schreiben meine ich ernst. Wollte mit meinem ersten Kommentar zum Thema einfach nur zum Denken anregen. Aber Nachdenken scheint ja heutzutage nicht mehr so "in" zu sein, wenn ich mir Sighards plumpe Antwort (übrigens: es hat sich ausgefreud!!) anschaue.

Liebe Grüße zurück (und traue keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast - ist zwar ein alter Spruch, aber...) :thumbsup:

 

Wozu hat Gott uns denn die Kinder gegeben, wenn nicht zum Ficken? Außerdem ist es gesünder, von so nem jungen Ding holt man sich nicht so schnell nen Tripper.
Musste doch wahrhaftig nach meinem letzten Erguss hier allein schon wegen des Titels hineinschauen,

Gute Fee,
Du wirst mir hoffentlich verzeihen,

aber auch wegen der enormen Zahl der Beiträge (eingedenk dessen, dass der eine oder die andere der Kommentatoren abgesprungen sein wird). Da wird manches Auge neidisch überlaufen …

Mich hätte auch nicht überrascht, wenn dieser Club (ich nehm’s mal aufgrund des Getränkes an, dass es in einem solchen spielt) von Bildungsbürgern bevölkert wäre und die Rede im gehobenen Tone erfolgte. Nun gut, dann wäre der Titel wahrscheinlich griechisch angehaucht … und man wundert sich immer wieder, wie aktuell das Thema bleibt (obwohl zwölf Jahre sind eigentlich nix gegen das antike Griechenland …)

Aber mir will eigentlich die Geschichte was anderes flüstern, denn allemal gehört schon Mut dazu, aus einem solchen Club von Norbert und Konsorten und den geheimen Zwängen dieser verschworenen, mehr oder weniger geheimen Gesellschaft auszuscheren, nicht mehr mit machen wollen und dann tatsächlich nicht mehr mitzumachen … wie auch Miriam in Zion ...

Lohnt sich immer, ein bisschen Archäologie zu betreiben,

meint der

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Raven,
schwieriges Thema und im Ansatz gut umgesetzt.
„Die Kinder leiden. Wir haben nicht das Recht, unseren Genuß mit ihren Leiden zu erkaufen“,
Warum sagt er das, warum ist er in einem Zirkel von Kinderfickern, obwohl er so denkt ? Vielleicht lohnte es sich innere Dialoge zu nutzen dafür.
Insgesamt finde ich es wichtig auch diese Themen beschreiben zu können. Wir leben ohnehin in einer Zeit, in der die freie Meinungsäußerung auch im künstlerischen Bereich von der "political correctness" zensiert wird.
viele Grüße
Isegrims

 
Zuletzt bearbeitet:

Hui, da werden aber alte Sachen ausgegraben. Danke für Eure Kommentare.

Damals hat sich ja schon gezeigt, dass mein Text nicht funktioniert hat. Niemandem ist zuzumuten, sich durch sechs Seiten uralter Postings zu wühlen, deshalb kurz und knapp:
Die Geschichte war als Parabel gedacht. In meinem Kopf funktioniert das immer noch ganz fantastisch, ich mag den Text sehr und finde ihn durchaus gelungen.
Außerhalb meines Kopfes ist aber das vordergründige Thema dermaßen laut, dass die Intention im Hintergrund einfach überbrüllt wird.

Tja, was soll's. Man kann nicht immer nur Treffer landen. :)

 

Hallo raven,

als ich den Titel gelesen habe, habe ich mit schon vom Sprachniveau her etwas ... Na ja, "unreiferes" vorgestellt (tränenreiche, aber pedantisch geschriebene Missbrauchsgeschichte von jemandem, der ganz offensichtlich keine Ahnung hat), denn so ging's mir hier mit den bisherigen Geschichte zu dem Thema.

Umso überraschter war ich von deiner Geschichte, und zwar positiv. Mir kam es ebenfalls parabelartig vor - ein viel zu "distanzierter" Dialog zwischen den Kinderfickern. Auch zu reflektiert und wenig "leidenschaftlich".

Aber als Parabel funktioniert es. Etwas Surreales, könnte man fast meinen und genau so eine "Zwischenwelt" ist dieses Milieu ja auch.

Ich hatte das Gefühl, dass ein paar Vorkommentatoren in der Geschichte einen Affront sahen?
So kam es mir nicht vor, sondern ein Versuch, sich mal das Unvorstellbare vorzustellen.

Es gab mal eine Homepage (survivorsarts.de/com), da gab es einen Text, geschrieben aus der Sicht eines Journalisten, der ein inzwischen 16- oder 17-jähriges Opfer von Kindesmissbrauch kennenlernt und beschreibt und der seinen Text beginnt mit "Die Leute sagen, ich soll nicht "Kinder ficken" sagen." Er führt an, dass er den Ausdruck angemessen findet - denn es ist kein Sex, es ist Gewaltanwendung und alle anderen Formulierungen seien für ihn zu euphemistisch. Das ist Jahre her, aber geht mir seither nicht mehr aus dem Kopf ... Leider gibt es die Seite nicht mehr. Dein Text hat mich wieder dran erinnert.

Liebe Grüße
Tell

 
Zuletzt bearbeitet:

Ein freundlicher Nachbar hat mir heute die Hauptsicherung aus dem Kasten im Flur geklaut, was für mich ein paar Stunden ohne Strom und ein ins Nirvana verwundenes, langes Posting an dich bedeutete. :dozey:

Liebe Tell,

ja, die Geschichte wurde mir damals ganz schön um die Ohren gehauen. :D So freut mich positives Feedback natürlich sehr.

Ich hab selbst Missbrauchserfahrungen und sah kein Problem damit, das Thema zu benutzen, um eine Botschaft zu transportieren. Du hast sicher Recht damit, dass das Tabu weniger für die Opfer, als vielmehr für Nichtbetroffene wichtig ist. So haben zwei Leute, von denen ich weiß, dass sie ebenfalls missbraucht worden sind, ganz unaufgeregt bis positiv hier im Thread geantwortet. Andere waren dagegen ziemlich verärgert.

Was ich während der ganzen Diskussion schade fand, war, dass alle nur auf dem Missbrauchsthema herumgeritten sind. Selbst nachdem ich geschrieben hatte und andere mehrfach wiederholt hatten, dass es in der Geschichte eben nicht um Kindesmissbrauch geht, sondern sie eine Parabel ist, konnten sie das Thema nicht loslassen. Ich hab den Leuten da einfach zu viel zugemutet. Wenn es um Kinderficker geht, können die meisten nicht versuchen, den Sinn dahinter zu sehen, das Thema ist einfach zu „laut“.

Für mich spielt sich die Szene in einer Parallelwelt ab, die uns spiegelt, wie selbstverständlich wir auch schreckliche Dinge als normal hinnehmen, wenn alle es tun.
Jemand, der aussteigt, auf welche Weise auch immer, aus dem, was er für sich selbst als falsch erkannt hat, erregt allein schon dadurch Anstoß. Er rührt an das Tabu. In dem Moment, in dem einer sagt: Ich möchte das nicht mehr tun, ich finde es falsch, hält er dem anderen den Spiegel vor und zwingt ihn, sein eigenes Handeln zu hinterfragen. Dieser fühlt für einen kurzen Moment, dass sein Handeln nicht mit seinem Bild von sich selbst übereinstimmt, denn (fast) jeder ist doch überzeugt, im Grunde "zu den Guten" zu gehören, ein guter Mensch zu sein. Das passt aber nicht damit zusammen, etwas zu tun, was bei genauem Hinsehen schlimm ist.
Dadurch entsteht eine kognitive Dissonanz, die sofort aufgelöst werden will. In meiner Geschichte reagieren die „Kinderficker“ hier ganz typisch, indem sie ihr Handeln herunterspielen, „Ich mach‘s ja nur ganz selten“, ihre Verantwortung leugnen, „Ganz ohne könnte ich nicht“, den Aussteiger und Gleichgesinnte herabsetzen, „Komische Type, verklemmt, intolerant, genussfeindlich“, positive Aspekte erfinden, „Ist gesünder“ usw.

In deren Welt ist eben normal, was von außen betrachtet ein Horrorszenario ist. Jeder tut es, und wer es nicht tut, wird zum Außenseiter. Ebenso ist in unserer Gesellschaft vieles normal, was von außen betrachtet eigentlich Horroszenarien sind. Unser Wohlstand, unsere ganze Gesellschaft fußt auf dem Leiden Schwächerer.
Wer seine eigene kognitive Dissonanz dadurch auflöst, dass er versucht, sein Handeln zu ändern und Leid zu verhindern oder wenigstens zu verringern, wird z. B. mit Kampfbegriffen wie „Gutmensch“ und „Weltverbesserer“ bedacht, ausgegrenzt, verspottet und diffamiert.

So war das gedacht. :) Und am besten lässt sich das – das denke ich noch immer – mit einem weiteren Tabu, nämlich dem wahrscheinlich größten in unserer Gesellschaft, transportieren. Aber dafür ist es halt einfach wieder zu sehr Tabu.

*seufz* Ein für mich nicht lösbares Problem.

Liebe Grüße
raven

 

Liebe Raben,

Als so "unlösbar" würde ich das Problem nicht bezeichnen - ich finde deinen Ansatz gut. Auch wenn das jetzt nicht vergleichbar ist, aber nehmen wir mal an, es handele sich hier um einen Veganer, der seinen fleischessenden Freunden den Fleischgenuss madig macht. Da würde man sagen "Kann man so und so sehen." Das geht bei Kindesmissbrauch natürlich nicht, aber dadurch, dass es sich als Beispiel zur Hinterfragung des eigenen Gefühls von "Ich bin ein guter Mensch" nutzen lässt und in deine Geschichte transponieren ließe (ich hoffe du weißt, wie ich es meine), kann man sagen: Es funktioniert. Die Geschichte war gut.

Dass du eigene Erfahrungen machen musstest, tut mir aufrichtig leid für dich (falls dir das etwas bedeutet, wenn die Worte von einem Wildfremden kommen).
Ich habe insofern damit zu tun, dass eine mögliche Berufswahl damit zu tun haben könnte und wenn ich ehrlich bin, wäre genau die Aussicht, etwas gegen solches Unrecht tun zu können ein wichtiges Argument für mich.

Wie gesagt: Ich sehe in deiner Geschichte keinen Affront Und bevor wieder jemand auf die Idee kommt, im Rahmen der Homosexuellen-Bewegung* gleich auch die Pädophilie legalisieren zu wollen (weshalb die Pädophilen sich bei Parteigründung bei den Grünen einzuschleusen versuchten), sollte man etwas wie deine Geschichte mal gelesen haben.

(*Das war nicht homophon gemeint, im Gegenteil, aber eine Anspielung auf das menschenverachtende Kinderficker-Argument: Aber früher war mal Homosexualität auch illegal ...).

Liebe Grüße
Tell

 

Ob nun der Präsident oder der Kirchenfürst sagt: Es sind nur einzelne die gegen die Regeln verstoßen haben und uns, die Guten, in Mißkredit bringen - es ist immer das gleiche Lied. Wer sich erwischen lässt, wird ausgestoßen, auf dass der schöne Schein gewahrt bleibt. Dass die meisten Menschen keine Fair-Produkte kaufen, weil billig geil ist, das ist viel schlimmer, aber da regt sich keiner auf.

Gruß

Jobär

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Friedrichard Friedel,

Si tacuisses, philosophus mansisses

Wenn du die Geschichte in der Versenkung gelassen hättest, wärest du …

Liebe raven,

diese Geschichte war m.M.n. keine Sternstunde der Wortkrieger, auch wenn die vielen Kommentare anderes suggerieren.

Nach all dem, was wir in den letzten Jahren zum Thema „Kindesmissbrauch“ gehört haben, wissen wir heute, das wir sehr, sehr vorsichtig mit diesem Thema umgehen müssen, um nicht Menschen, die in ihrer Seele für ihr ganzes Leben verletzt worden sind, noch mehr zu verletzen.

Du hast es selbstkritisch erkannt:

raven 26.4.2003:

Eine Frage, die zum Schluß bleibt ist, ob man ein Thema wie Kindesmißbrauch mißbrauchen darf, um etwas zu transportieren

Bleibt der Parabel-Charakter.
Wenn ich es denn richtig verstehe, könnte das „eigentlich Gemeinte“ etwa in der Erkenntnis liegen, dass Menschen auch in einer völlig abnormen Situation eine Normalität (des Sprechens und Handelns) entwickeln und so ihr Verhalten rechtfertigen. Viel mehr erkenne ich nicht, aber das wäre eine Erkenntnis, die uns z.B. die Situation in den Konzentrationslagern mehr als zur Genüge gelehrt hat. Ich nenne hier nur stellvertretend für viele andere Aspekte den buchhalterischen Umgang mit der Tötung von Millionen.
Wir sollten das Thema „Kindesmissbrauch“ nicht instrumentalisieren, auch und gerade, wenn es uns – wie du sagst – selbst betrifft. Es taugt nicht für eine symbolische Bedeutung, schon gar nicht als Metapher, dazu ist es zu ernst, zu real.
Ebenso verhält es sich mit der Wahl des Titels. Ich fürchte, hier war das Kalkül ein schlechter Ratgeber, denn mit der von dir intendierten Aussage hat er ja nichts zu tun.
Wenn es um Kinderficker geht, können die meisten nicht versuchen, den Sinn dahinter zu sehen, das Thema ist einfach zu „laut“.
Du sagst es.
Freundliche Grüße
barnhelm

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo jobär,

ich bin mir jetzt nicht ganz sicher, ob du dich nur auf die Kirche beziehst (Ein Pappe ist pädophil, deshalb werden jetzt alle abgeurteilt ...), dazu kann ich auch nichts sagen, denn außer dass es passiert ist und ein paar medienwirksam verpackten Storys habe ich dazu nicht viel Hintergrundwissen.
Aber allgemein geht es zumindest mir so: Nur, weil ich weiß, es gibt Pädophile, halte ich nicht alle plötzlich dafür.

Was die ewige Bio-/Fair-Trade-Diskussion angeht: Ich halte es nicht für angebracht, sowas zu vergleichen. Am Ende der Kette leiden Menschen (Kinder traumatisiert durch sexuelle Gewalt, Ausbeutung durch Kinderarbeit, Folgen von Umweltverschmutzung etc.). Sich daran zu echauffieren, was schlimmer ist - es ist kein Wettebwerb, wer die moralisch verwerflichere/menschenverachtendere Sache gefunden hat, um dagegen verbal/aktiv zu Felde zu ziehen. Aber was ich gefährlich finde ist, diese Dinge auf eine gewisse Art zu relativieren: "XXX ist doch viel schlimmer" (Woran macht man so etwas fest?) "Aber darüber regt sich keiner auf" (Meistens doch, man findet für jemanden, der sich dafür engagiert und wenn es einem ein Gefühl von Selbstwirksamkeit gibt, dann steht es einem frei, sich ebenfalls zu engagieren.).

Aber ich denke, raven hat damit mehr in Frage stellen wollen als eine Sache (Pädophilie), sondern - wie sie selbst sagte - unsere moralischen Maßstäbe an sich (siehe ihr voriger Kommentar)

Liebe Grüße
Tell

 

Liebe Tell,

das "schlimmer" bezieht sich nur darauf, dass es, wie Du ja selbst sagst, einige Pädophile und einige Bestechliche und so weiter gibt, aber viele, denen es gleich ist, dass die billigen Waren nur möglich sind, weil Menschen in Deutschland ebenso wie in der Zweidrittelwelt ausgebeutet werden. Und das betrifft eben nicht nur einige wie bei der FIFA oder in der Kirche oder bei der EU oder wo sonst auch, sondern letztlich uns alle - und deshalb viel schlimmer.

Liebe Grüße

Jobär

 

Lieber Jobär,

ja, es gibt viel Schlechtes auf der Welt - mehr wahrscheinlich, als ein einzelner von uns zu fassen vermag. Und wie raven schon sagte, trotz all des Schlechten wollen wir uns als gute Menschen fühlen und rationalisieren, um die kognitive Dissonanz zu lösen. Vielleicht ja auch deshalb die große Diskussion um ihre Geschichte (meine Spekulation)?

Manchmal habe ich den Verdacht, es ist ganz banal: Hinter all dem steckt so viel Geld und die Möglichkeit, das ein oder andere perverse Machtgelüst auszuleben, dass es es immer weitergehen wird.
Oh, aber ich ahne, dass der Thread bald "beendet" wird, wenn wir so ausschweifen.

Liebe Grüße
Tell

 

Lieber @Friedrichard Friedel,

Si tacuisses, philosophus mansisses
Wenn du die Geschichte in der Versenkung gelassen hättest, wärest du …

Liebe barnhelm,

da kommt der Nichtlateiner ganz schön ins Grübeln. Aber allein: Hätte er dann nicht am Copywrite teilnehmen dürfen, zumindest aber nicht ekeleke schreiben dürfen? Nee, ne? Gesellschaftliche Probleme gehören angesprochen,

meint der

Friedel

 

Hallo raven,
die Liste der Antworten hat wohl auch damit zu tun, dass es hier um eine bedeutende Lebenslüge unserer Kultur geht: es ist nicht Ausnahme, es ist weit verbreitet, was Du thematisierst - mit Deinem Vehikel, dem Missbrauchsthema. Genau deswegen geht es nicht, allgemeine gruppendynamische Prozesse veranschaulichen zu wollen und dann ein Thema zu wählen, das alle stimuliert: ein leiseres Thema wäre dafür passender gewesen.
"Für mich spielt sich die Szene in einer Parallelwelt ab, die uns spiegelt, wie selbstverständlich wir auch schreckliche Dinge als normal hinnehmen, wenn alle es tun.
Jemand, der aussteigt, auf welche Weise auch immer, aus dem, was er für sich selbst als falsch erkannt hat, erregt allein schon dadurch Anstoß. Er rührt an das Tabu."

Das ist richtig, die Aggression gegen den Kritiker ist umso heftiger, je ambivalenter die Menschen ihr eigenes Tun empfinden. Und genau an dieser Stelle überzeugt die Geschichte mich nicht: die Reaktion auf den Aussteiger müsste vernichtend ausfallen, Du dagegen lässt sie geschehen, als wäre es das Normalste der Welt, aus diesem Thema auszusteigen. Es geht nicht darum, als Prot. Vegetariern zu erklären, warum man nun vegan leben will - es geht um eine zerstörerische Weitergabe von Traumatisierungen; wer die infrage stellt, erinnert die Täter an ihre eigene Opferrolle und muss mit mehr rechnen, als Du beschreibst.
Beeindruckt hat mich die Wirkung der Innenansicht, wie Menschen von außen gesehen werden, die "es" nicht tun: prüde nämlich. Das ist gute Parabel, so wirken die Ausgrenzungen der Andersdenkenden.
Die rund 100 Kommentare springen nicht alle nur auf das Thema an; es ist schon Substanz in Deinem kurzen Text.
Set

 

Hallo Raven,

Der Schwarzbefrackte brachte die Kinder. Reißzähne blitzen auf, Raubtieraugen glommen im Dunkel. Gieriger Speichel einte sich mit Schweiß und troff von Kinnen. Gesichter wichen Fratzen.
Ich ließ Nummer achtundvierzig zurückgehen und ging.

Da verspürte ich Erleichterung. "Ach, das sind ja gar keine Menschen. Das sind bloß so 'ne Art Vampire. Na, Gott sei Dank."

Gruß, Chutney

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom