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Revolution

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13.06.2002
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Revolution

Entstanden zu den Begriffen: Revolution, zuckersüß, Fliegendreck, Kabel und glatt


„Ich schlage eine umfassende Revolution vor.“
„Ich möchte hiermit meine vollkommene Unterstützung für diesen Vorschlag bekunden.“
„Dann darf ich also feststellen, daß wir beide uns in dieser Sache einig sind?“
„Das darfst du guten Gewissens tun.“
„Gut. Dann halte ich hiermit offiziell fest, daß wir beide uns in der Sache einig sind.“
„Sehr gut. Darf ich einen erweiternden Antrag stellen?“
„Wenn es der Sache dient, bitte ich sogar darum. Du hast das Wort.“
„Danke. Ich finde, es wäre an der Zeit, einen Ausschuß zu bilden, der sich mit den genauen Inhalten unserer Revolution befaßt.“
„Dieser hervorragende Vorschlag, der in seiner Einfachheit auch von mir hätte stammen können, wird in die Tagesordnung unter Sonstiges aufgenommen und später zur Abstimmung bereit stehen. Weitere Anträge?“
„Nein, im Moment nicht... ach doch. Würde es den Vorsitzenden sehr stören, wenn ich ein Bonbon lutschen würde?“
„Wenn du mir den Grund dafür nennst, kann ich vielleicht ein Auge zudrücken.“
„Ich habe eine leichte Erkältung und müßte ansonsten ständig husten, was der Sache eher abträglich wäre.“
„Nun gut... aber mach bitte keine Schmatzgeräusche. Die finde ich eklig. Sag mal, sind das nicht diese zuckersüßen Bonbons, die so nach Himbeer schmecken?“
„Das hast du vollkommen richtig erkannt.“
„Dann beantrage ich, daß du mir einen kleinen Teil deiner Bonbonvorräte abtrittst.“
„Antrag widerwillig angenommen. Bedien dich. Welcher Punkt steht nun auf der Tagesordnung?“

„Ernennung eines Schatzmeisters unserer neu gegründeten Organisation.“
„Ein wichtiger Punkt. Ich schlage mich für diesen Posten vor.“
„Warum?“
„Weil ich der einzige hier bin – außer dir natürlich. Aber du bist schon Vorsitzender.“
„Ja... na gut. Einstimmig beschlossen bei einer Enthaltung. Du bist neuer Schatzmeister.“
„Wer hat sich denn enthalten? Nicht, daß es für mich von Belang wäre, aber interessieren würde es mich schon.“
„Ich habe mich enthalten, weil ansonsten der sachgemäße Fortgang unserer Revolution gefährdet werden würde.“
„Warum? Bist du gegen meine Ernennung zum Schatzmeister?“
„In der Sache schon, in der Praxis nicht. Immerhin gab es keine Alternativen.“
„Na gut... ich werde das mal als ein ja werten und bitte zu Protokoll zu nehmen, daß ich diese Spitzfindigkeit mitbekommen habe.“
„Erledigt. Kommen wir nun zum... pfui deibel, was ist das denn?“
„Sieht aus wie Fliegendreck.“
„Und wie kommt der auf unsere Agenda?“
„Vermutlich hat eine Fliege da hingeschissen. Wir sollten einen Untersuchungsausschuß gründen, der der Sache auf den Grund geht.“
„Nein, das lohnt nicht. Ich werde den Vorfall einfach ignorieren. Im Übrigen bitte ich dich, ein wenig auf deine Wortwahl zu achten. Was, wenn Kinder das Protokoll der Sitzung lesen?“
„Ja, tut mir leid. Bekomme ich jetzt eine Disziplinarstrafe?“
„Da wir für einen solchen Fall noch keine Regeln festgelegt haben, was wir aber baldigst erledigen sollten, werde ich keine Strafe aussprechen, sondern setze den Punkt auf die Tagesordnung unter Sonstiges.“
„Welchen Punkt?“

„Die Festlegung strikter Regularien, die bei Nichteinhaltung im Extremfall vielleicht sogar zum Ausschluß aus der Organisation führen können.“
„Ich finde das ein wenig hart und beantrage in aller Form eine Verminderung des maximalen Strafmaßes.“
„Anträge sollten wir erst dann aufnehmen, wenn wir den betreffenden Punkt bearbeiten, aus Gründen der Übersichtlichkeit. Im Moment sind wir bei Punkt drei sieben unser Tagesordnung. Ernennung eines Schatzmeisters.“
„Hatten wir das nicht schon?“
„Oh ja... tut mir leid. Ich habe vergessen, das Ergebnis der Abstimmung in die neue Satzung einzutragen.“

„Haben wir uns eigentlich schon auf ein Wappen für unsere revolutionäre Organisation festgelegt?“
„Gut, daß du das ansprichst. Das ist nämlich Punkt vier null „äußeres Auftreten des Vereins“ mit den Unterpunkten vier eins bis vier drei „Vereinsfarben und Wappen“, „Vereinslied“ und natürlich „Vereinsuniform“. Ist der Bericht des Unterausschusses Wappen vorliegend?“
„Ist er. Ich, in meiner Eigenschaft als Leiter des Unterausschusses Wappen und Uniform, habe folgende Vorschläge ausgearbeitet und auch gleich aufgemalt.“
„Ja... das gefällt mir ganz gut. Besonders der Vorschlag in der Mitte mit dem Kaninchen. Das unterstreicht den revolutionären Charakter unserer Organisation.“
„Finde ich auch. Also einstimmig beschlossen?“
„Ja. Ich werde es gleich in unsere Satzung aufnehmen. Was sagst du als neuer Schatzmeister zum Budget? Können wir uns die passenden Uniformen leisten?“
„In diesem Quartal nicht mehr. Es sei denn, wir erhöhen die Mitgliedsbeiträge um siebenhundert Prozent.“
„Nein, das machen wir lieber nicht. Dann verschieben wir das mit den Uniformen auf unbestimmte Zeit. Was ist mit dem Lied?“
„Ich habe hier ein sehr schönes Exponat gefunden. Es heißt „Klaun, klaun, Äppel wolln wir klaun“ und wird interpretiert von Heidi Kabel.“
„Das ist eine gute Idee. Spricht für den rebellischen Aspekt unseres Schaffens. Einstimmig als neue offizielle Hymne beschlossen und in die Satzung aufgenommen.“
„Sehr gut. Was nun?“

„Der nächste Punkt wäre die Nummer fünf null „Fahneneid“. Irgendwelche Vorschläge dazu?“
„Du warst doch im Fahneneindausschuß, wenn ich mich recht entsinne.“
„Tust du. Nun, ich schlage folgendes vor. Im Namen der Organisation werde ich hier auf diese Fahne schwören, daß mir eher die linke Hand abfallen soll...“
„Warum gerade die linke?“
„Warum nicht die linke? Jetzt hast du mich glatt rausgebracht. Also, daß mir eher die linke Hand abfallen soll, bevor ich die Revolution gefährde. Dies schwöre ich bei dieser Fahne und die Schildkröte sei mein Zeuge.“
„Schildkröte? Ich dachte, unser Wappentier wäre ein Hase...“
„Ach ja. Als ich das ausgearbeitet habe, ging ich noch von einer Schildkröte aus. Ich werde das in der finalen Version ändern. Bist du ansonsten einverstanden?“
„Ja. Das entspricht auch meinen Vorstellungen.“
„Sehr gut. Wieder einstimmig angenommen. Der nächste Punkt auf der Tagesordnung ist schon Sonstiges. Als erstes steht hier Ernennung eines Unterausschusses zur Lösung des Fliegendreckproblemes.“
„Ich dachte, das wolltest du auf sich beruhen lassen.“
„Wirklich? Oh, das tut mir leid. Damit stelle ich offiziell den Antrag, diesen Punkt aus der Tagesordnung streichen zu lassen.“
„Ich stimme dem zu.“
„Dann zum vorletzten Punkt. Inhalte unserer Revolution.“
„Tja... nun... wie wäre es mit... man könnte... ach, ich bin müde. Wollen wir nicht morgen weitermachen?“
„War das ein Antrag? Falls ja, stimme ich dem offiziell zu. Ich schließe hiermit die Sitzung unseres Vereins und vertage alles weitere auf Morgen. Gute Nacht.“
„Gute Nacht.“

 

Hallo gnoebel,

Du glaubst nicht, wie ich mich freue, dass mit meinen Wörtern eine so unglaublich pfiffige und spaßige Geschichte entstanden ist! :)

Du hast die deutsche Vereinsmeierei perfekt aufs Korn genommen. Besonders gelacht habe ich bei Deiner Verwertung des Wortes Fliegendreck und natürlich über Heidi Kabel, super!

Ein kleiner Fehler ist mir aufgefallen:

"passenden Uniformem" --> Uniformen

Ich muß immer noch lachen!

Viele Grüße
Barbara

 

Moin Barbara,

freut mich, daß es dir gefallen hat.
Ich hatte beim Schreiben zwei Typen vor Augen, die - jeder ein Bier in der Hand - in einem Hobbyraum sitzen und beschließen, Revolution zu spielen aber keine Ahnung haben, wie man das anstellt (darum wandert der eigentlich wichtigste Punkt auch ganz ans Ende). Ich hoffe, dieses Bild kam einigermaßen rüber.

Reizwortgeschichten sind eine sehr spaßige Angelegenheit. Leider habe ich diese Rubrik hier erst Gestern so richtig entdeckt. Ich werde hier wohl noch öfter was schreiben.

 

Hi Gnoebel,

wo hattest Du die Geschichte denn so lange versteckt? Ich glaube, ich muss der Wörterbörse auch mal einen Besuch abstatten. Vielleicht liegen da noch mehr solcher Perlen.
Das war das witzigste, was ich in den letzten Tagen (wenn nicht gar Wochen) gelesen habe. Hut ab vor Deinem Einfallsreichtum. Alleine die Idee, das Kabel (die Kabel) so einzubauen... :lol:

Nix zu meckern diesmal. Hat mir einfach nur gut gefallen. Mehr davon.

Gruß
George

 

Hallo gnoebel

echt super!:thumbsup:
Ich konnte mir wirklich einige Politiker, die ich aber nicht namentlich nennen möchte, dabei vorstellen.
Bei uns daheim gibt es eine Mäulesmühle, wo ähnliches auf kleinster Bühne vorgetragen wird. Zwei Kontrahenten, der eine "Bürgermeister" der andere "Hausmeister". Der Dialog zwischen den beiden, beruht etwa in dergleichen intellektuellen und intelligenten Form, wie die deiner Hauptdarsteller.

Vielleicht noch ein Vorschlag:

am Ende deiner Geschichte noch zu erwähnen, daß dabei:bier:getrunken wird, erhöht noch den Spassfaktor.

Vielen Dank fürs Lesen dürfen

Morpheus

 

Hallo gnoebel,

die Geschich ist einfach toll!
(...ja, ich hab gesehen, dass sie schon etwas länger hier im Forum ist, aber ich bin ja grad erst da.^^)
Der erste Satz tackert einem schon das Grinsen ins Gesicht, der Rest steht dem in nichts nach. :D

 

Hey Gnoe,

schön, dass das kleine Teil wieder nach oben gespült wurde.
Hast mich köstlich unterhalten und meinen Morgen versüßt.
Das Ende war eigentlich klar, aber die Darbietung des Ganzen entschuldigt das locker. Deine Dialoge sitzen wie immer prächtig.

grüßlichst
weltenläufer

 

„Ja... na gut. Einstimmig beschlossen bei einer Enthaltung. Du bist neuer Schatzmeister.“

*lol*

Gut, dass diese Geschichte ihr verdientes Lob durch eine Empfehlung erhält. Ich habe dauergeschmunzelt !

Fein gemacht, lieber gnoebel. Das elende des deutschen Vereinsrechts ist, dass es ein Freudenfest für Bürokraten ist und wir noch genügend Vereinswütige haben, die sich auf diese Weise Freunden bereiten.

Seltsamerweise hat unsere ja höchst tummlige Frau Zypries, sich des deutschen Vereinsrechts noch nicht angenommen. Ich fürchte, ihr fehlt die Phantasie. :D Die allerdings bescheinige ich dir gern.

Lieben Gruß
lakita

 

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