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Dornröschenschlaf

Team-Bossy a.D.
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23.02.2005
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Dornröschenschlaf

Die weitläufige und von Schnee bedeckte Wiese des Stadtparks erinnert an ein leeres Blatt Papier. Ohne Wärme und Menschen, die den Platz im Sommer mit guter Laune, Lachen und Musik in Besitz nehmen, scheint er auf kräftigere Sonnenstrahlen zu warten.
Anne würde sich gerne unter die große Eiche vorne am See ins grüne Gras setzen, den Rücken an den Stamm lehnen und mit Blick auf das Wasser und den Gehweg auf Remo warten. Es würde weniger danach aussehen. Ziellos geht sie ein paar Schritte in der Nähe der Brücke umher, die er als Treffpunkt vorgeschlagen hatte.
Sie freut sich auf seine Stimme. Eher leise, aber satt und warm im Ton. Vor Wochen hatte sie sie nur ein paar Sätze lang gehört und doch war der Klang so nah. So nah sein Denken. Soviel Remo. Mails, manche im Zweistundentakt. Hin und her. Er schrieb sich in ihre Träume. Nacht für Nacht.

Er kommt über die Brücke und läuft mit einem Lächeln auf sie zu. Ihr wird ganz mulmig im Magen.
„Darf ich dich umarmen?“ Seine Augen suchen ihre, fragen neugierig.
Als Antwort zieht sie ihn nah an sich heran. Herb steigt ihr sein angenehmes Rasierwasser in die Nase. Ihre Wange fühlt seine warme Schläfe, die Arme schlingen sich um seinen Hals. Schnuppern, fühlen, seine Stimme hören. Seinen Körper spüren, der warme Atem an ihrem Ohr. Sie genießt Remo und wünscht sich, alles würde in diesem Moment in einen Dornröschenschlaf versinken, nur sie würden sich spüren können, hundert Jahre lang. Ihr Miteinander war noch fremd, einzig durch viele tausend Worte zur Sehnsucht erweckt.
„Sollen wir ein paar Schritte gehen, bevor wir richtig anfangen zu frieren?“ durchbricht er ihre Träume und löst sich von ihr.
„Keine schlechte Idee.“
„Ich wollte irgendwie nicht, dass wir uns gleich bei mir treffen. Es wäre so... wie war deine Fahrt?“ fragt er leicht abwesend und sieht sie hilfesuchend an.

Sie verstand. Sein Traum und die Folgen: Sie besuchte ihn überraschend und in der Garderobe zog sie sich nicht nur ihre Jacke aus, sondern alles, was sie an sich trug. Er nahm sie schnell und ohne Rücksicht. Seine Erregung war nach dem Aufwachen keinesfalls verschwunden und er dachte bewusst an sie, als er sich selbst zur Wollust trieb. Sie nahm die Erzählungen immer gelassen hin, obwohl sich beim Lesen ein Widerstand in ihr regte. Augenzwinkernd drohte sie ihm an, ihn mit ihrem Reisigbesen auszupeitschen, falls er nicht selbstloser träumen würde.

„Die drei Stunden im Zug waren so endlos lang. Aber jetzt bin ich ja da.“ Sie sieht ihn vertrauensvoll an. Seine Sommersprossen hat sie gar nicht mehr in Erinnerung. Die blonden Haare sind kürzer. Sie will so gerne mit den Händen über seinen Schopf streicheln, ihn berühren, ihn fühlen.
„Wie geht’s dir jetzt mit mir, wenn ich so nah bei dir bin?“ fragt sie.
„Ich bin total verunsichert. Wir sind in den Mails schon so weit gegangen, aber es sind nur Worte, Anne. Ich habe mich vor unserem Wiedersehen oft gefragt, ob wir da einfach einsteigen können. Aber wir sind uns doch irgendwie fremd, auch wenn wir viel voneinander wissen, verstehst du? Wir kennen uns trotzdem nicht.“
Sie spürt einen Stich in sich, einen Schmerz, der sich ausbreitet und sie schmaler werden lässt. Sie presst ihre Lippen zusammen.
„Anne, du siehst es anders, nicht wahr?“ fragt Remo sie.
„Du hast Recht,“ antwortet sie langsam,“ ich stellte mir vor, dass es einfach so ineinander läuft, wenn wir uns sehen.“
„Lass’ uns doch Zeit“, bittet er sie und nimmt ihre Hände in seine. Die Finger seiner rechten Hand spielen mit ihrem Ring.
„Ein Lapislazuli. Schöner Stein. Der bringt dir sicher Glück.“
Hoffentlich nicht nur mir, denkt sie und gibt ihm einen schnellen Kuss auf die spröden Lippen.
Er zuckt kurz zurück.
„Entschuldige“, stammelt sie.
„Schon gut“, sagt er mit einem unsicheren Lächeln, „ich bin einfach ein Schisshase.“
Sie will sofort zum Bahnhof zurück. Was will sie hier? Es ist alles anders, als sie es sich vorgestellt hatte.
„Ich möchte dir einen Vorschlag machen“, hört sie seine Stimme, die ihr so wohltut, „lass’ uns zu mir gehen. Es ist einfach zu kalt, um hier gemütlich spazierenzugehen. Heute morgen war ich auf dem Markt und habe ein paar leckere Dinge eingekauft. Wir könnten zusammen chinesisch kochen, wenn du magst. Oder wir trinken einfach einen Tee, unterhalten uns kommen uns näher.“
Sie weiß nicht, wann der nächste Zug fahren würde. In ihrer Planung gibt es kein Danach. Sie friert.
„Gut, lass’ uns zu dir gehen“.

Die Garderobe lassen sie schweigend hinter sich.
„Ich stell’ mal Wasser auf.“ Eine dankbare Ablenkung für beide. Anne schaut sich neugierig im Flur um. Er fotografiert tatsächlich gut. Mit Feingefühl hat er Stimmungen verschiedener Jahreszeiten des Sees eingefangen, an dem sie sich noch vor ein paar Minuten trafen.
„Ich mach’ uns einen Schwarztee, den magst du doch?“ Er weiß es.

Im Wohnzimmer noch mehr Fotos. Eine große Pinnwand mit Remo in allen Altersstufen. Die grobkörnige, sehr große Schwarzweißaufnahme mit einem ungefähr Einjährigen, der versucht, einen Schnuller vom Boden aufzunehmen, lässt sie lächeln. Daneben ein Schnappschuss am Strand: Remo als etwa Fünfjähriger, der genüsslich ins Meer pinkelt und sich grinsend zum Fotografen umdreht. Sie lacht auf.
„Worüber lachst du?“, fragt er aus der Küche heraus.
„Über dich.“
„Aha.“
Sie überfliegt mit den Augen die einsortierten CDs und weiß doch schon vorher, welche Musik er hört. Genauso, als sie die Bücher im Regal betrachtet.
„Wo ist deine Katze?“
„Die kann über die Terrassentür raus, vor heute Abend siehst du die nicht.“
Sie ist sich nicht sicher, ob sie sie jemals sehen wird.
Anne wagt sich zu ihm in die Küche.
„Hier in deiner Wohnung könnte man sich wohlfühlen.“
„Fühlst du dich wohl?“
„Nicht richtig.“
Er nimmt sie sachte in den Arm, drückt sie ganz leicht und zieht in ihrem langen, braunen Haar tief die Luft durch die Nase ein.
„Anne, Anne, Anne... “
Was soll das nun bedeuten? Ihr Körper zieht sich zusammen. Abrupt lässt er sie los.
„Verzeih, jetzt war ich der Tölpel.“
Unsicher geht er einen Schritt zurück.
„Du trinkst den Tee mit Milch, nicht wahr?“ fragt er und fängt übertrieben geschäftig an, im Kühlschrank hin- und herzuräumen.
„Mist, so was Blödes“, wettert er, als ihm ein schon geöffnetes Päckchen Frischkäse aus dem Kühlschrank auf die Schuhe fällt.
Sie konnte nicht anders als laut zu lachen.
„Du lachst mich aus?“ fragt er spielend entrüstet und packt sie an den Armen. Sie lacht weiter, Tränen suchen sich einen Weg über die Wangen. Er hält sie fest und bietet ihr seinen Mund an. Sie berührt lachend seine Lippen mit vielen kleinen Küssen. Ihre Körper prallen wie Magnete aneinander und bleiben eins. Die Arme schlingen sich um den anderen, ihre Zungen begrüßen sich hungrig und suchen wie alles andere an ihrem Körper die Vertrautheit, die es bisher nur in Gedanken gibt. Der Quark unter ihren Füßen wird immer breiter getreten.

Verzweifelt und ungeduldig ziehen sie sich ihre Jeans und Unterhosen aus. Anne tritt mit ihren Socken in den weißen Matsch und lacht kurz fast hysterisch auf. Remo hebt sie auf die Anrichte, auf der sie einladend ihre Schenkel weit auseinanderspreizt. Sie zieht bestimmend seinen Kopf in ihren Schoß.
„Ich brauch’ noch, komm, komm ganz nah mit deinem Mund... “ Er würde so gerne ihre Muschi liebkosen, in einem ihrer Träume, lange, zart oder fest, so, wie sie es ihm sagen würde. Er beherrscht das Zungenspiel, das weiß sie doch.
„Sorry, Anne, ich finds anders jetzt grade geiler. Ich will kein großes Vorgeplänkel.“
Ohne weitere Worte zieht er mit seinen Händen ihren Po so nah an sich heran, dass er in sie eindringen kann. Seine Stöße sind kurz, hart und von lautem Stöhnen begleitet. Er scheint sie nicht mehr wahrzunehmen. Anne ist wie versteinert. Weder kann sie sich wehren noch schreien.
Er ist so fern. Wäre sie nur in einem Dornröschenschlaf, würde träumen und könnte ohne Erinnerung aufwachen.
Sie sieht Remo verständnislos ins Gesicht, als er jaulend in ihr zum Orgasmus kommt.
Der Duft seines Rasierwassers lässt sie würgen.
Du Ekel, ist ihr einziger Gedanke und sie wünscht sich, endlich aus ihrer Starre zu kommen.
Wortlos zieht er sich ohne Blicke zurück, verlässt die Küche und verschwindet im Flur.
Neben ihr kocht das Teewasser. Kurz überlegt sie, ob sie es ihm hinterher schütten soll. Aber woher soll sie die Kraft nehmen? Mit angezogenen, zugeklemmten Beinen bleibt sie auf der Anrichte liegen. Kühle kommt von der Arbeitsplatte über ihre Haut in sie hinein. Sie spürt wieder.
Lange stiert sie auf die gegenüberliegende Wand. Noch mehr Fotos. Remo mit einer Blondine im Arm.
„Na, hat er mit dir auch seine Träume ausgelebt?“ fragt sie die vom Foto lächelnde Frau bitter.
Langsam zieht sich Anne an. Die nassen Socken und verschmierten Schuhe nimmt sie kaum wahr. In der Ecke entdeckt sie einen Mülleimer. Sie streift ihren Ring ab und schmettert ihn mit Wucht in den Eimer hinein.
„Soll er dir doch Unglück bringen.“
Mit einem lauten Knall wirft sie die Wohnungstür ins Schloss.



Wörterbörse: peitschen – Schnuller – chinesisch – Quark - Lapislazuli

 

Hallo bernadette,

schön, dass du weiterhin die Rubruik belebst :)

Das Thema deiner Geschichte finde ich klasse gewählt. All die Hoffnungen, und die Vorstellungen, die man sich über jemanden macht, den man nur über das Netz kennt. Die Enttäuschungen, die man erleben muss. Wie man sich selber verstellt, und merkt, dass sich andere verstellen.
Ich finde, das hast du gut eingefangen.
Und die Unsicherheit, wenn man sich schon alles erzählt hat, bevor man sich "real" kennenlernt, finde ich sehr realistisch.
Man kann sich sein Leben nicht einfach träumen, auch wenn man sich das so wünscht.

Die Steigerung von freudiger Erwartung, über Unwohlsein bis zum Bruch ist dir mMn gut gelungen. Die Wörter sind ganz gut eingebaut, (bis auf das peitschen, das war ein bisschen... na ja... wirkte etwas gezwungen).

Möchtest du, dass ich die Geschichte für zwei Wochen in eine andere Rubrik verschiebe? (ich bin mir unsicher, in welche, muss ich gestehen). Nur, weil sie sicher einige Kritiken verdient hat.

Liebe Grüße,

Ronja

 

für zwei Wochen aus der Wörterbörse nach Romantik/Erotik. Bitta am 13. Dezember zurück.

 

Hi Ronja,

schön, dass du weiterhin die Rubruik belebst :)

nur wegen dir ;)

Die Wörter sind ganz gut eingebaut, (bis auf das peitschen, das war ein bisschen... na ja... wirkte etwas gezwungen).
Das ist eine Schwachstelle, ich gebs ja zu. Ich suche noch eine Alternative.

Möchtest du, dass ich die Geschichte für zwei Wochen in eine andere Rubrik verschiebe?
Habe sim schon per PN vor deinem Posting drum gebeten.

(ich bin mir unsicher, in welche, muss ich gestehen)
also für mich ist das eindeutig R/E, immerhin gibts doch Sex, wenn auch nicht harmonisch :D.

Danke für deine lieben Worte.
bernadette

 

Hallo Bernadette!

Da ich die Geschichte in R/E gelesen habe, habe ich bis zum, Schluß gefragt, was die Reiterin eigentlich soll - vielleicht kann ja etwas anderes peitschen - Schneesturm, der die beiden zwingt den Stadtpark zu verlassen?

Die weitläufige und von Schnee bedeckte Wiese des Stadtparks erinnert an ein leeres Blatt Papier. Ohne Wärme und Menschen, die den Platz im Sommer mit guter Laune, Lachen und Musik in Besitz nehmen, scheint er auf kräftigere Sonnenstrahlen zu warten.
Du springst von die Wiese zu er - du meinst wohl den Stadtpark, aber ich musste erst einmal überlegen.

Geschichten über Chat- und Mailbekanntschaften sind (in anderen Foren) inzwischen recht häufig. Man lernt sich kennen, tauscht Phantasien aus - und stellt dann in der Realität fest, dass man sich überhaupt nicht kennt. Diese Problematik - zu denken, man kenne sich so gut, dass man einfach loslegen kann - klingt in deiner Geschichte an, vielleicht ein wenig versteckt.
Schlußfolgerung: Die modernen Errrungenschaften haben die Situation auch nicht verbessert - die Enttäuschung mit der Brieffreundin vor vierzig Jahren war ebenso frustrierend, aber Brieffreunde hatte man wohl weniger als Chatbekanntschaften.

Schöne Geschichte.

Lieben Gruß

Jo

 

HI jobär,

habe ich bis zum, Schluß gefragt, was die Reiterin eigentlich soll

sie ist aus der Geschichte galoppiert :Pfeif: . Ich wollte es eben nicht so einfach mit peitschendem Wind etc. bringen, aber wenn man sich dann so verkopft, wird es nur noch schlimmer. Aber mit der jetzigen Variante (3.Abschnitt) bin ich etwas zufriedener, weil sie eher in der Geschichte integriert ist.


Du springst von die Wiese zu er - du meinst wohl den Stadtpark, aber ich musste erst einmal überlegen.
Nein, ich meine den Platz.

Schlußfolgerung: Die modernen Errrungenschaften haben die Situation auch nicht verbessert - die Enttäuschung mit der Brieffreundin vor vierzig Jahren war ebenso frustrierend, aber Brieffreunde hatte man wohl weniger als Chatbekanntschaften.

Von einem zum anderen Brief vergingen mindestens zwei Tage. Da kamen die Emotionen nicht so schnell so intensiv hoch wie bei der Mail- und Chatterei.
Aber im Grunde hast du natürlich recht.

Danke dir für deinen Kommentar und dein Lob :).

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo Bernadette,

sehr einfühlsam schilderst du Annes Enttäuschung als sie bemerkt, dass ihr Gegenüber gar nicht so ist, wie sie sich das gedacht hast.
Ich konnte mich sehr gut in sie hineinfühlen und obwohl deine Geschichte nicht lange ist, hatte ich am Ende das Gefühl Anne sehr gut zu kennen. Remo hingegen bleibt ein klein wenig blass. Gestört hat mich das nicht weiter, da die Geschichte ja aus Annes Perspektive geschrieben ist.

Ehrlich gesagt fand ich die Sexszene zu hart. Nicht unbedingt inhaltlich, sondern eher vom Verlauf der Geschichte. Mir persönlich hätte es gereicht, wenn Anne hätte einsehen müssen, dass die Realität eben anders aussieht. Ich fand die Passage zu schockierend, obwohl du es vorher ja schon andeutest.

Stilistisch wie immer schön - einige sehr starke Sätze waren dabei, zum Beispiel:

In ihrer Planung gibt es kein Danach.

Lieben Gruß
Bella

 

Hi Bella,

da habe ich ja nochmal Glück gehabt ;)
Da ich trotz zweifachem Fragens keine Antwort auf die Weihnachtssterne in Seltsam bekommen habe, dachte ich, du würdest mich gerade ignorieren :D.


Ehrlich gesagt fand ich die Sexszene zu hart. Nicht unbedingt inhaltlich, sondern eher vom Verlauf der Geschichte. Mir persönlich hätte es gereicht, wenn Anne hätte einsehen müssen, dass die Realität eben anders aussieht. Ich fand die Passage zu schockierend, obwohl du es vorher ja schon andeutest.

Ich wollte damit zeigen, dass Anne bis zum bitteren Ende noch am Suchen dessen ist, was sich die Zwei so intensiv per Worte aufgebaut haben, sexuelles Verlangen spielte da auch eine größere Rolle.

Schön, dass dir Anne nah kam.

Liebe Grüße
bernadette

 

Holla Isabel,
ich erdreiste mich einfach mal dazu, dich so zu nennen.

scheint er auf kräftigere Sonnenstrahlen zu warten.
Ich weiß nicht, ob ich hier "kräftigere" schreiben würde. Wie wäre es mit "hellere"

unterhalten uns kommen uns näher.“
unterhalten uns und kommen uns näher.“

Sie konnte nicht anders als laut zu lachen.
Sie kann nicht anders

Hm, ich weiß nicht recht, was ich von deiner Geschichte halten soll. Das Thema, ob es möglich ist, sich übers Internet richtig zu verlieben, ist ja ein recht aktuelles Romantikproblem der heutigen Gesellschaft. man denke nur an diese Flirtseiten für SIngles. Wie bei allem gilt meiner Meinung hier: Es kann funktionieren, aber auch nicht. Gibt ja auch genug Beispiele, dass sich da die beiden Menschen fürs Leben gefunden haben.
In deiner Geschichte muß natürlich erstmal wieder der Kerl das sexbesessene, Frauen ausnutzende, unromantische Wesen sein. Naja, da enthalte ich mich mal einer Wertung. Aber soll ich das richtig verstehen, dass Remo alles nur getan hat, um mit ihr zu schlafen?? Könnte er das denn nicht auch einfacher haben?

Schön geschrieben war es und die Enttäuschung, die deine Protagonistin empfindet, als sie gezwungen ist, aufzuwachen, ist auch schön herübergebracht.

Eike

Edit: Ich bin weder nett noch lieb. Damit das mal feststeht.

 

Lieber, netter Starsailor (ich erdreiste mich, dich so zu nennen :D )


Ich weiß nicht, ob ich hier "kräftigere" schreiben würde. Wie wäre es mit "hellere"
Hell sind die Strahlen auch im Winter, kräftiger ist bewusst gewählt, weil damit Wärme und Wachstum gemeint ist.


In deiner Geschichte muß natürlich erstmal wieder der Kerl das sexbesessene, Frauen ausnutzende, unromantische Wesen sein. Naja, da enthalte ich mich mal einer Wertung.
Nana, sie spreizt doch die Schenkel willig auseinander ;)
Dass er dann anders weitermacht, wie sie es sich vorstellt, ist eben sein momentanes Bedürfnis, das er auslebt. Er ist eben egoistisch und kann (biologisch) vielleicht auch nicht länger?

Aber soll ich das richtig verstehen, dass Remo alles nur getan hat, um mit ihr zu schlafen?? Könnte er das denn nicht auch einfacher haben?
Nein, das kam dann für dich etwas anders rüber als ich es aufzeigen wollte. Beide sind eigentlich aneinander interessiert, sie hat aber viel mehr Erwartungen an das Treffen wie er, der distanzierter ist.
Der Sex kam teilweise aus der Situation heraus, die Idee lauerte vielleicht bei beiden, aber wenn sie seinen dargebotenen Mund nicht geküsst hätte, wäre er auch nicht weitergegangen. Als aber dann klar war, dass sie auch will (wenn auch nur aus Verzweiflung), kam der Trieb bei ihm durch.
Dieses Miteinanderschlafen ist wie der fünfte Negerkuss: Man verdrückt ihn, obwohl man weiß, dass es einem nachher wahrscheinlich schlecht davon wird ;).

Jedenfalls ist sie genauso mit Schuld an der Situation; ich wollte das männliche Geschlecht nicht ins schlechte Licht rücken.

Danke für deine Worte.
Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo bernadette!

Nach deinen Erklärungen liege ich mit meinen Gedanken vielleicht gar nicht so falsch:
Remo sagt:

Ich wollte irgendwie nicht, dass wir uns gleich bei mir treffen
Ich bin total verunsichert
Schon gut“, sagt er mit einem unsicheren Lächeln, „ich bin einfach ein Schisshase.
und so weiter ... Da stellt er sich doch als schüchterner vieleicht auch verklemmter oder gar unerfahrener Mann dar. Oder kommt diese Schüchternheit aus seinem Wunsch nach hartem Sex - und als sie dann ihm die erhofften Signale gibt, gibt es für ihn kein Halten mehr.
Die Fantasien Remos kommen nicht so weit rüber wie die Annes. Das ist ja auch schon gesagt worden. Aus männlicher Warte stelle ich mir die Frage, ob Remo zwei Typen von Phantasien hat - die, über die mann spricht und die wirklichen, die man ausleben möchte, aber niemandem sagt, weil mann vielleicht fühlt, dass sie wohl nicht konsensfähig sind.
Ein Mißverständnis schließt sich an das andere an und am Ende kann der Lesende wieder einaml feststellen, das Männer und Frauen offensichtlich unterschiedlich denken, fühlen und reden. Ich glaube, deshalb fand ich deine Geschichte auch ärgerlich - weil es die beiden eben auch wieder nicht schaffen, aus dieser Beziehungsfalle herauszukommen.

Aber es bleibt eine schöne Geschichte.

LG

Jo

 

Hallo bernadette,

wenn die Träume nicht passen, ist das mies, vor allem, wenn man meint, sich vorher dessen vergewissert zu haben. Was Anne ersehnte wird für sie fast zur Vergewaltigung. Ob Remo aus Scham verschwindet bleibt unklar, wenn wohl aus Scham über seine tatsächlichen Fantasien, die sich von den vorher erzählten unterscheiden oder aus Scham darüber, überhaupt sein sexuelles Wesen zu sein, das sich nicht halten kann, wenn es zur Sache geht. Ob Sex für ihn etwas Schönes bedeutet?
Für Anne war es eine frustrierende Erfahrung. Sie wurde belogne und benutzt.

„Ich brauch’ noch, lass deine Zunge vorher noch an meine Perle ran.“
Das liest sich für mich weniger erotisch als nach verklemmter Umschreibung. Einmal wegen "Perle", aber auch wegen des passiven "Lass deine Zunge", so als ob die Zunge es wollte, er es ihr aber bisher verbietet.
Er würde so gerne ihre Muschi liebkosen, in einer ihrer Träume, lange, zart oder fest, so, wie sie es ihm
mE in einem

Lieben Gruß, sim

 

Hallo sim,

Was Anne ersehnte wird für sie fast zur Vergewaltigung.
So habe ich es dann auch fast empfunden.

Ob Remo aus Scham verschwindet bleibt unklar, wenn wohl aus Scham über seine tatsächlichen Fantasien, die sich von den vorher erzählten unterscheiden oder aus Scham darüber, überhaupt sein sexuelles Wesen zu sein, das sich nicht halten kann, wenn es zur Sache geht. Ob Sex für ihn etwas Schönes bedeutet?
Hilflosigkeit hatte ich ihm Kopf, Scham passt da auch dazu.

Die Textstelle habe ich geändert, vielleicht ist sie jetzt etwas umgangssprachlicher.

Danke für deine Worte :)
bernadette

 

Hallo bernadette,

dein Text hat mir gut gefallen.

Am Anfang hat sich manches in mir gesträubt gegen die blumige Mädchenwelt dieser Anne. Das hat sich für mich klischeehaft angehört. Zum Beispiel die Vorstellung vom kalten Winter mit Schnee, ohne Wärme, ohne Lachen und Musik. Und dann kommt der Lover, und plötzlich geht die Sonne auf...

Aber allmählich verschwindet diese romantische Weltsicht (die von Anne) unter der männlichen Bedrohung durch Remo. Eine Vergewaltigung oder sowas steht im Raum. Ich finde das sehr spannend. Ich hab mich beim Lesen immer gefragt, ob das am Schluss wieder in Harmonie und dem süßlichen Ton vom Anfang enden würde. Tat es dann aber nicht, sondern irgendwie realistisch.

Die Geschichte erkundet, wie Männer und Frauen denken - das gefällt mir. Starsailor empfindet das Männer-und-Frauen-Bild, das dahintersteckt offenbar als Klischee. Da hat er wohl nicht ganz unrecht. Mir hat die Story trotzdem gefallen. Ich war eben überrascht, und ich lass mich gerne überraschen.

Auch die Details stimmen. Zum Beispiel dass Anne nicht aussehen möchte, als warte sie auf Remo. Gut fand ich auch, wie Remo durch sein Kramen im Kühlschrank seine Verwirrung zu verdecken versucht. Übersprungshandlung heißt das in der Biologie: Ein Huhn fängt zu picken an, wenn es nicht weiß, ob es weglaugfen oder näherkommen soll.

Zum Titel:
Mir gefällt, dass er an Märchen erinnert, denn das passt zu der Atmosphäre am Anfang: Der alte Baum im Park, der See, der bitterkalte Winter. Und er regt mich zum Nachdenken an: Ich überlege, wer hier wachgeküsst wird: Remo, der sich am Anfang nicht traut oder Anne, die hart aus ihren Träumen herausgerissen wird. Vielleicht ja auch beide.

Zur Technik: Wenn man im Präsens schreibt, nimmt man für die Zeit davor meistens Imperfekt, nicht Plusquamperfekt. Also z.B. statt:
Ziellos geht sie ein paar Schritte in der Nähe der Brücke umher, die er als Treffpunkt vorgeschlagen hatte.
-> die er als Treffpunkt vorgeschlagen hat.

Grüße,
Stefan

 

Hallo Stefan,

Ich hab mich beim Lesen immer gefragt, ob das am Schluss wieder in Harmonie und dem süßlichen Ton vom Anfang enden würde. Tat es dann aber nicht, sondern irgendwie realistisch.
Eigentlich müsste die Geschichte damit in Alltag ;)

Zum Titel:
Mir gefällt, dass er an Märchen erinnert, denn das passt zu der Atmosphäre am Anfang: Der alte Baum im Park, der See, der bitterkalte Winter. Und er regt mich zum Nachdenken an: Ich überlege, wer hier wachgeküsst wird: Remo, der sich am Anfang nicht traut oder Anne, die hart aus ihren Träumen herausgerissen wird. Vielleicht ja auch beide.

Beim Titel dachte ich überhaupt nicht ans Wachküssen. Der erste Dornröschen-Gedanke von Anne war der, als sie sich trafen und sie sich wünschte, beide könnten 100 Jahre so stehen bleiben und alle anderen schlafen - sie wäre also wach mit allen Sinnen.
Beim zweiten Mal, als Remo sie egoistisch vögelte, wünschte sie sich, dass das alles in einem Dornröschenschlaf-Traum passiert und sie würde nachher aufwachen, ohne, dass sie sich erinnert.
Immer so, wie es für sie am angenehmsten wäre.
Deine Interpretation ist auch sehr interessant und zeigt, dass der Titel passt :).

Danke.

Lieber Gruß
bernadette

 

Hallo bernadette!

Ja, Männer und Frauen sprechen nicht nur verschiedene Sprachen, sie haben (meistens) auch unterschiedliche Erwartungen in Bezug auf Sex. So neigt die holde Damenwelt gerne zu romantisiertem Austausch von Zärtlichkeiten, wohingegen die passenden Gegenstücke umweglose Befriedigung präferieren. Woran das liegt, braucht hier nicht erörtert werden - ist halt so. :D

Was den Titel angeht, tendiere ich zu leixolettis Ansicht. -> Nach langem Schlaf wachgeküsst werden. Beide.

Aufbau und Stil finde ich gut gewählt.


Lieben Gruß
Antonia

 

Liebe Antonia,

So neigt die holde Damenwelt gerne zu romantisiertem Austausch von Zärtlichkeiten, wohingegen die passenden Gegenstücke umweglose Befriedigung präferieren. Woran das liegt, braucht hier nicht erörtert werden - ist halt so. :D
Säßen wir um einen großen Tisch mit ein paar Herren, hättest du jetzt aber sicher schon gehört, dass die Frauen einfach immer noch dieses ungeheuerliche Vorurteil haben, trotz '68 und all' den Zugeständnissen an die Emanzen und dass SIE nicht so sind, das sind die anderen :D

Aufbau und Stil finde ich gut gewählt.
Dank' dir :).

Lieber Gruß
bernadette

 

Hallo Bernadette,
eine tolle Geschichte! Hat mir wirklich gut gefallen.

Anne würde sich gerne unter die große Eiche vorne am See ins grüne Gras setzen, den Rücken an den Stamm lehnen und mit Blick auf das Wasser und den Gehweg auf Remo warten. Es würde weniger danach aussehen.
Schön

Herb steigt ihr sein angenehmes Rasierwasser in die Nase. <-> Der Duft seines Rasierwassers lässt sie würgen.
Gegensatz toll

Ihre Wange fühlt seine warme Schläfe, die Arme schlingen sich um seinen Hals. Schnuppern, fühlen, seine Stimme hören. Seinen Körper spüren, der warme Atem an ihrem Ohr.
sinnlich

„Wo ist deine Katze?“
„Die kann über die Terrassentür raus, vor heute Abend siehst du die nicht.“
Sie ist sich nicht sicher, ob sie sie jemals sehen wird.

suchen wie alles andere an ihrem Körper die Vertrautheit, die es bisher nur in Gedanken gibt. Der Quark unter ihren Füßen wird immer breiter getreten.
nett mit der Redensart

Remo hebt sie auf die Anrichte, auf der sie einladend ihre Schenkel weit auseinanderspreizt. Sie zieht bestimmend seinen Kopf in ihren Schoß.
„Ich brauch’ noch, komm, komm ganz nah mit deinem Mund... “ Er würde so gerne ihre Muschi liebkosen, in einem ihrer Träume, lange, zart oder fest, so, wie sie es ihm sagen würde. Er beherrscht das Zungenspiel, das weiß sie doch.
„Sorry, Anne, ich finds anders jetzt grade geiler. Ich will kein großes Vorgeplänkel.“
sehr gut gelungen

Gruß, Elisha

 

Hi Elisha,

so eine durchweg positive, liebe Kritik und bei mir ging sie unter...*Kopf eingrab*- aber nur bis grade eben :).
Hey, du hast mich ja über den Klee gelobt und kein "Aber..." dazugesetzt.
Hat mich wirklich sehr gefreut.

Liebe Grüße
bernadette

 

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