Was ist neu

Zitatensammlung Medien und Politik

Ich möcht' eigentlich keine eigene Rubrik haben, wär' für einen "Gelegentlichen" wohl auch gar nicht durchzuhalten. Dennoch: Wat mut, dat mut!

Am 28. August vor genau einem halben Jahrhundert kam es zum berühmten „Marsch auf Washington“ (genau “March on Washington for Jobs and Freedom“, zu dem wir sicherlich mit Zitaten aus der Rede “ I have a dream“ von Martin Luther King jr. gar bald „bombardiert“ werden, einem Mann, der anders als Obama tat, was er sagte. Dabei darf nicht vergessen werden, was er ein Viertel Jahr zuvor aus dem Gefängnis schrieb.
Ich gebe hier Passagen aus dem “Letter from Birmingham Jail“ wieder, die heute so aktuell sind wie vor 50 Jahren:

«While confined here in the Birmingham city jail, I came across your recent statement calling my present activities "unwise and untimely."
[…]
We should never forget that everything Adolf Hitler did in Germany was "legal" and everything the Hungarian freedom fighters did in Hungary was "illegal." It was "illegal" to aid and comfort a Jew in Hitler's Germany. Even so, I am sure that, had I lived in Germany at the time, I would have aided and comforted my Jewish brothers. If today I lived in a Communist country where certain principles dear to the Christian faith are suppressed, I would openly advocate disobeying that country's antireligious laws.
[…]
I must make two honest confessions to you, my Christian and Jewish brothers. First, I must confess that over the past few years I have been gravely disappointed with the white moderate. I have almost reached the regrettable conclusion that the Negro's great stumbling block in his stride toward freedom is not the White Citizen's Counciler or the Ku Klux Klanner, but the white moderate, who is more devoted to "order" than to justice; who prefers a negative peace which is the absence of tension to a positive peace which is the presence of justice; who constantly says: "I agree with you in the goal you seek, but I cannot agree with your methods of direct action"; who paternalistically believes he can set the timetable for another man's freedom; who lives by a mythical concept of time and who constantly advises the Negro to wait for a "more convenient season."
[…]
I had hoped that the white moderate would understand that law and order exist for the purpose of establishing justice and that when they fail in this purpose they become the dangerously structured dams that block the flow of social progress.
[…]
We know through painful experience that freedom is never voluntarily given by the oppressor; it must be demanded by the oppressed.»


Zitiert nach: Liberation Curriculum, Martin Luther King, Jr. Papers Project, ©2004
www.liberationcurriculum.org

 

„Es gibt Gründe, die kennt ein Sachbearbeiter nicht und die kann ich Ihnen nicht erklären. Wenn Sie mal länger bei der Polizei sind, dann werden Sie feststellen, dass nicht immer alles ganz sauber läuft. Einen Deckel draufmachen, das ist sowieso das Schwierigste, was die Staatsanwaltschaft tun muss, wenn sie ein Verfahren beenden möchte. Einen faulen Beamten zurück zu pfeifen, ist immer ganz einfach, aber die Fleißigen und Interessierten, die bringen einen fast um, wenn man ihnen einen Fall wegnehmen möchte."

Eine ranghohe Polizistin in Bayern, laut dem Polizisten Robert Mahler. Vorgestern gab's dazu u.a. auch einen Beitrag in 3sat.

 
Zuletzt bearbeitet:

Einen Teil der Ausbildung absolviert er auf einer Krabsstation. Da weist ihn der Chefarzt an, einer Frau, die im Sterben liegt, den Tropf mit der Chemotherapie anzustöpseln. >>Das machen Sie selber, ich mach das nicht<<, sagt Sawicki. >>Ich will nicht, dass sich die Leute ihre Seele aus dem Leib kotzen müssen, ehe sie sterben.<< Der damalige Chefarzt Prof. Peters besteht darauf. >>Das ist eine Anweisung<<, sagt er. Sawicki weigert sich, wird in die Ambulanz versetzt. >>Heilen, lindern, vermeiden, beistehen<< - das mag altmodisch klingen - trifft aber Sawickis Selbstverständnis als Arzt. Statt Chemotherapie wäre bei der sterbenden Frau Zuwendung notwendig gewesen. >>Wir haben heute eine Überversorgung mit Medikamenten und medizinischen Grossgeräten<<, sagt Sawicki. >>Wir haben gleichzeitig eine gefährliche Rationierung der Zeit, die Ärzte und Krankenschwestern für Patienten haben, und das kann Leben kosten. <<

Gesunder Zweifel - Einsichten eines Phamarkritikers - Peter Sawicki und sein Kampf für eine unabhängige Medizin, S.22 & S.23
Von Ursel Sieber, 2010 BV Berlin Verlag GmbH

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Habe gerade bemerkt, dass es hier ja um Medien und Politik geht . . . Mein Beitrag ist ein Buchzitat . . . Wenn es nicht passt, kann es gerne gelöscht werden.

 

Bundespräsident Ueli Maurer kritisiert am «Kongress des Verbands Schweizer Medien» in Interlaken die Medien scharf:
Die Medien in der Schweiz seien inhaltlich gleichgeschaltet und hätten sich zu stark von ihrer wichtigen staatspolitischen Rolle entfernt: Dies sagte Bundespräsident Ueli Maurer am Freitagabend am Kongress des Verbands Schweizer Medien.
Der SVP-Bundesrat war als Gastredner zur Schweizer Mediennacht in Interlaken BE geladen und sparte vor den versammelten Verlegern nicht mit Kritik. Anstatt einen Wettbewerb von Ideen stattfinden zu lassen, herrsche in der Schweizer Medienlandschaft ein «Meinungskartell» und eine «selbstverfügte Gleichschaltung», sagte Maurer.
Es gebe zwar noch eine Vielfalt an Titeln, aber die Meinungsvielfalt fehle, so Maurer. Die Medien verbreiteten vielmehr Glaubensbekenntnisse und legten politisch korrekte Tabuzonen fest, in denen nicht recherchiert werde: «Gute Diskussionen werden nicht gefördert, sondern verhindert.»
Aus Sicht des Bundespräsidenten leisten die Schweizer Medien damit nicht mehr das, was für einen freiheitlichen Staat nötig wäre: einen Marktplatz der Ideen zu bieten, Missstände aufzudecken und der Politik klarzumachen, was die Bürgerinnen und Bürger beschäftige.
20min.ch Auszug vom 13.09.2013

 

„Ich kann mich gut erinnern, dass ich als kleines Kind einmal gesehen habe, wie ein Chauffeur seinem Chef mit weißen Handschuhen die Türe geöffnet hat, und als der Chef ausstieg, hat der Chauffeur einen Diener gemacht. So etwas hatte ich vorher nie gesehen, und ich habe mich irgendwie ein bisschen geschämt. …“
Sie haben als Kind fürchterliche Ohnmacht erlebt: Sie sind zum Spaß vom Nikolaus in den Sack gesteckt worden.
„Ja, das war grausig. Ich war wie irre vor Angst und habe geschrien. Wie lange ich da drin war, weiß ich nicht, … Irgendwann bin ich wieder rausgekommen und es gab ein furchtbares Gelächter. Der Nikolaus - … - fand das toll, und die anderen fanden das auch toll, und dann die Idee , den Sack auch noch im Schweinestall aufzuhängen – die waren begeistert!“
Gerhart Polt in: Das war meine Rettung im ZEITmagazin Nr. 40 vom 26. September 2013, S. 46

 

Zu dem vorhergehenden Zitat passend:

In Camerons
(derzeit britischer Premier - Anm. Dion) erster privater Erziehungsanstalt Heatherdown pflegte man am Ausflugstag der Schule drei Toilettenhäuschen in die Natur zu stellen: für Ladies, Gentlemen und Chauffeurs.

Aus der Süddeutschen von heute.

 

Es ist nicht schlimm, 80 zu werden. Viel trauriger ist, wenn man nicht 80 wird.

Dieter Hallervorden, der heute 80 Jahre geworden ist.

Aus der Fernsehbeilage der Süddeutsche Zeitung vom 1.9.2015

 

Gerade gelesen:

Es gibt keinen Grund, Werte, die (nur) in einem Teil Europas in den letzten fünfhundert Jahren das Miteinander derjenigen Schichten regulierten, die durch gedruckte Bücher gebildet wurden, für alle Zeiten zum Gradmesser zu machen. Dies ist weder pluralistisch noch demokratisch. Es fördert weder den Dialog zwischen den Generationen noch jenen zwischen den Kulturen, sondern dient bestenfalls der Sicherung von Pfründen einiger weniger Gruppen. Das Angebot an Kommunikationsmedien und die Möglichkeiten individueller und sozialer Informationsverarbeitung haben sich erweitert, und damit vergrößert sich für den einzelnen Menschen auch die Chance, diejenigen Medien auszuwählen, die seiner persönlichen Neigung am förderlichsten sind. Monomediale und monosensuale Bildungsideale kann sich unsere Gesellschaft nicht mehr erlauben, wenn sie die Ressourcen der Menschen nutzen und fördern will. Der Trend geht eindeutig in Richtung auf eine multimediale und allseitige Entwicklung der Wahrnehmung- und Kommunikationsfähigkeiten. Dafür spricht im Übrigen auch, dass sich die Beherrschung elektronischer Medien als Statussymbole der Eliten nicht in der Weise eignet, wie ehemals jene der typographischen Medien. Natürlich wird sie zunehmend notwendig, aber sie allein empfindet man nicht als ausreichend.

Michael Gisecke: Von den Mythen der Buchkultur zu den Visionen der Informationsgesellschaft. Trendforschungen zur kulturellen Medienökologie, Frankfurt a.M, 2002.

Schöne Argumentation gegen all jene, die neue Medien verteufeln und die Buchkultur allzu sehr glorifizieren. Allgemein ist das Buch sehr zu empfehlen, Gieseckes Buch, nicht DAS Buch zur Bildung. :p

 

sinngemäßes Zitat. bei all dem aufgeblasenen und vielstimmigen Diskurs über Flüchtende ist dieser Satz von Daniel Cohn-Bendit (übrigens ein Protagonist in dem Buch von Robert Merle über die Aufstände an der Sorbonne, in den 70ern wahrscheinlich) für mich immer wieder ein Ort, an den ich zurück kehren kann. der Satz: "Es ist nicht die Frage, ob wir zusammen leben oder nicht, denn wir werden hier zusammen leben, die Frage ist, wie wir am besten zusammen leben können." (Und dafür müssen wir uns zusammen und auseinander setzen, immer wieder, bis es klar geht.)

 

Daniel Cohn-Bendit (übrigens ein Protagonist in dem Buch von Robert Merle über die Aufstände an der Sorbonne, in den 70ern wahrscheinlich)
Nee,

lieber Kubus,

Daniel war (wie sein Bruder Gabriel) einer der studentischen Sprecher des Pariser Mai 1968. Er wurde ausgewiesen und wurde Mitglied des SDS. Gerüchteweise hieß es eine zeitlang, er wolle frz. Präsident werden, was aber daran scheitern muss, dass er einen dt. Pass hat, was der Gültigkeit des Zitates keinen Abbruch tut.

Dem setz ich dann noch eins entgegen, das auch fast hundert Jahre zuvor in der Kommune von Paris entstanden sein kann (wenn auch nicht von meinem Liebling Rimbaud): "Es ist verboten zu verbieten"! (Offshore zu liebe schreib ichs gleich auf deutsch!)

Tschüss

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

ach spannend, von dem Bruder wusste ich gar nichts! dann bezieht sich mein Komm aufs falsche Jahrzehnt, eh? denn das Buch habe ich gelesen (Merle hatten wir fast komplett stehen) und dass der Protagonist auch als anfassbarer Cohn-Bendit ein realer und lange sehr aktiver und engagierter Politiker war, kriegte ich erst Jahre später mit und das war eine interessante, seltsame Erfahrung, die Vermischung und Bekanntmachung und Verschwägerung von Fiktion und Realität.
"Es ist verboten zu verbieten" die Franzosen kommen mir literarisch oft als sehr feinsinnig vor - bzw als douchebags - aber manchmal und das regelmäßig und immer wieder, kommen aus der Richtung die stärksten Durchsagen. der ist gut, erinnert mich an Proudhonnes "Eigentum ist Diebstahl" von der Knappheit und Wirkmacht und vor allem dem Überraschungsmoment in der Konstellation.
aber in erster Linie geht's ja ums niedrigschwellige, bodenständige Zitat, wie du schreibst. ich nehm's mal zum Anlass: "Es ist nicht die Frage, ob wir zusammen leben oder nicht, denn wir werden hier zusammen leben, die Frage ist, wie wir am besten zusammen leben können." (zur Thematik der Flüchtenden)

 

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