Was ist neu

Schmelzendes Eis

sim

Seniors
Beitritt
13.04.2003
Beiträge
7.628
Zuletzt bearbeitet:

Schmelzendes Eis

»Schon wieder?«
Er lächelt.
Tatsächlich lächelt er und schaut mich an.

Als ich ihn gestern das erste Mal sah, hat er auch gelächelt und sich bedankt, höflich, wie man es tut, damit Erwachsene nicht auf die heutige Jugend schimpfen.
Dabei bin ich fünfzehn. So alt wie er etwa.
Ich war mit dem Fahrrad unterwegs, wie jeden Tag, fuhr auf der falschen Straßenseite, er kam mir auf der richtigen entgegen. Und weil wir uns an einer Baustelle trafen, musste ich anhalten, um ihn durchzulassen. Dafür hat er sich bedankt.
Und gelächelt.
Und dann ist er weitergefahren.
Eine kurze Begegnung mit einem Fremden, man steht sich im Weg, tauscht Konventionen aus und sieht sich nie wieder.

Heute treffe ich ihn an der gleichen Stelle, muss wieder anhalten. Obwohl ich früher bin als gestern, bestimmt zwanzig Minuten. Mir fällt auf, wie nett er aussieht. Sein dunkles Haar hängt ihm über die Augen. Überall hat er Sommersprossen und seine Lippen sind schmal. Vor allem aber lächelt er.
»Sieht so aus«, antworte ich und lächle auch.
Anders als gestern bremst er.
»So ein Zufall. Wo fährst du immer hin, wenn du hier unterwegs bist?«
Er lächelt nicht nur, er redet mit mir. Steigt extra von seinem Fahrrad ab, sieht mich an, als sei ich ein ganz normaler Junge, und fragt mich etwas. E kennt mich doch gar nicht.
»Nirgendwo hin«, stottere ich verlegen. »Ich fahre nur jeden Nachmittag Rad. Immer zu einer anderen Eisdiele in der Umgebung.«
Er schaut weder an meinem Körper herunter noch grinst er spöttisch. »Welche kannst du denn besonders empfehlen?«
Eis ist nicht gleich Eis. Und gestern hat es besonders gut geschmeckt. »Das in der Waldstraße«, sage ich, ohne zu zögern. »Dort war ich gestern und dort wollte ich gerade wieder hin.«
»Ganz schön weit.«
»Ja«, antworte ich und schaue, bevor er es doch noch tut, an meinem Körper herunter. »Aber wie du siehst, schlägt das Eis immer noch mit mehr Kalorien zu Bauche, als ich beim Fahrradfahren verliere.«
Jetzt lächelt er nicht nur, jetzt lacht er. Und er lacht mit mir, nicht über mich.
Wenn man dick ist, gibt es nur diese zwei Möglichkeiten. Entweder, man macht eine Show, ein paar Verrenkungen, fordert die Klassenkameraden zu rhythmischem Beifall auf, bevor man Anlauf nimmt, oder man trippelt wie eine fette Tunte, in der Hoffnung, wenn man die Augen schließt, schaut niemand hin, und schreit auch noch vor Schmerz auf, wenn sich die Kante des Sprungkastens in den Magen bohrt.
Ich mache die Show und sie lachen trotzdem über mich.
Der Junge lacht mit mir. »Na und?«, fragt er. »Dann ist das eben so.«
Ich nicke. Das kann eine Bestätigung oder ein Abschied sein, denn ich weiß nicht, was ich ihm antworten soll. Also warte ich, bis er weiterfährt und mir Platz macht. Doch er dreht sein Fahrrad zur Fußgängerampel und drückt auf den schwarzen Knopf in dem kleinen gelben Kasten.
»Hast du was dagegen, wenn ich mit dir komme?«
»Von mir aus.«
Die Ampel wird grün, der Junge eilt mir voraus, während ich im Stehen versuche, mehr Kraft in die Pedale zu legen. Ich fahre immer im höchsten Gang, damit ich mich mehr anstrengen muss. Niemand soll mehr über mich lachen, niemand mehr warten, bis ich mein Shirt ausziehe, nur damit er laut meine Bauchfalten zählen kann. Niemand soll mich je wieder fette Sau nennen oder tuscheln, wenn ich im Schwimmbad bin. Aber dazu muss ich Fahrrad fahren. Damit ich das täglich einhalte, belohne ich mich mit Eis.
Als er sieht, ich kann ihm nicht folgen, wartet der Junge. Kein verzogenes Gesicht, keine Bemerkung darüber, wie lahm ich sei, keine Aufforderung, in die Hufe zu kommen. Er hält einfach an, lehnt sich mit der Schulter an einen Laternenpfahl, ohne einen Fuß auf den Boden zu setzen. Lässig sieht das aus, irgendwie elegant.
»Wo wolltest du eigentlich hin?«
Wir fahren nebeneinander, er mit nur einer Hand am Lenker.
»Von wollen kann keine Rede sein«, antwortet er. »Ich war auf dem Weg nach Hause.«
Schweigend radeln wir weiter, stellen uns in die kurze Schlange vor dem Tresen, er holt sich drei Kugeln – Vanille, Marzipan und Nougat – ich mir zwei – weiße Schokolade und Erdbeer.
Wir setzen uns auf die Pflastersteine, mit dem Rücken an eine Hauswand, und blinzeln in die Sonne, während das Eis auf unsere Hände tropft.
»Für gutes Eis könnte ich sterben.«
»Wie heißt du?«, fragt er mich.
»Gottfried.« nuschle ich leise. Niemand heißt so, erst recht nicht, wenn er ein fettes Monster ist.
»Ich heiße Felix. Das ist auch nicht besser.«
»Doch. Das ist um Längen besser.«
Der Junge streckt die Füße aus, sodass jeder, der vorbei möchte, darübersteigen muss. Aber das stört ihn nicht.
»Okay«, sagt er. »Dann nennst du mich Gottfried und ich nenne dich Felix.«
»Im Ernst?«
»Ja. Ich finde Gottfried schön. Es hat etwas Erhabenes, Allmächtiges.«
Lieber würde ich ihm ein paar meiner Pfunde abgeben. Die könnte er gut gebrauchen. Aber der Name ist ja schon einmal was. Auch, wenn ich es mir verwirrend vorstelle. »Felix heißt der Glückliche. Das ist doch auch erhaben.«
»Aber es ist gelogen. Zu dir passt es viel besser als zu mir.« Er lacht, als er das sagt.
»Gut«, antworte ich und reiche ihm die eisverklebte Hand. »Felix.«
»Gottfried.«
Er stört sich nicht daran, ergreift meine Hand, wischt seine Finger hinterher nicht einmal an der Hose ab.
»Das Eis ist wirklich gut. Ich kann das beurteilen.« Felix erzählt mir, er habe nach dem Hauptschulabschluss eine Konditorlehre angefangen. »Zum Glück muss ich nicht so früh aufstehen, wie die Bäcker. Aber es ist immer noch zu früh.«
»Es ist immer zu früh«, antworte ich, sehe auf seine Lippen, die erst vom Eis glänzen, dann vom Speichel, und denke daran, wie schwer es der Wecker jeden Morgen hat, mich aus dem Schlaf zu holen. Erst recht, wenn ich bis in die frühen Morgenstunden am PC gespielt habe.
Wir setzen uns auf unsere Räder, Felix und ich, fahren schweigend die Strecke zurück bis zu der Baustelle, an der er mich angelächelt hat.
›Unsere Wege werden sich trennen‹, denke ich. ›Er wird wieder Felix sein, ich Gottfried, die fette Sau.‹
Er hält an, als käme ich ihm wie vorhin entgegen. Dabei keuche ich hinter ihm. Die Hand reicht er mir, obwohl mein T-Shirt aussieht wie nach einem Platzregen. Bestimmt stinke ich. Felix wartet, bis ich ruhiger atme, zögert selbst dann noch. »Vielleicht fährst du ja mal wieder auf der falschen Seite«, sagt er. Und er lächelt.
»Bestimmt«, antworte ich.


Die von gbwolf vorgegebenen Wörter waren: Eis, sterben, Hoffnung, elegant, Huf

 

Hallo sim,
eine schöne Geschichte ist dir da gelungen. Gottfried, der auf die andere Seite wechseln muss, weil die "richtige Seite" ihm versperrt bleibt. Felix, der das Eis bricht, das in Gottfrieds Hand und Herz zu schmelzen beginnt. Und bestimmt wird Gottfried wieder auf Felix' Seite kommen.

So viel zu meinen Interpretationen. Zu meckern habe ich kaum etwas, die Figuren sind voll glaubwürdig, du hast die Geschichte gut erzählt und genau die richtige Länge gefunden, was bei so einer pointierten Geschichte oft nicht leicht fällt.

Ein paar Kleinigkeiten habe ich dann aber doch noch:

eine Bemerkung darüber, wie lahm ich sei,
Grammatikalisch ist der Konjunktiv natürlich richtig, ich würde aber dennoch Indikativ bevorzugen, da ein Ich-Erzähler von sich selbst eher selten im Konjunktiv redet.

Wir setzen und auf unsere Räder
setzen uns

»Nirgends hin«
Nirgendwo hin (aber vllt. ist das auch Umgangssprache, für mich klingt "Nirgends hin" allerdings etwas befremdlich)

tauscht Konventionen aus
Auch da bin ich mir nicht sicher, ob das irgendeine verbreitete Floskel ist. Rein grundsätzlich bedeutet das Wort Konvention Zusammenkunft, Übereinkunft. Es bezeichnet also höchstens soziale Regeln, aber die tauscht man ja nicht aus, sondern die Höflichkeiten, die in diesen Regeln "stehen".

Zwar ist es schnell geschmolzen an meiner Hand heruntergelaufen
geschmolzen und an meiner Hand heruntergelaufen

Das war es auch schon, was mir beim ersten Lesen so aufgefallen ist.

Liebe Grüße,
Smilodon

 

Hallo sim!

Eine schöne Geschichte über eine Begegnung, bei der ich mich nicht entscheiden kann, ob ich sie als alltäglich oder ungewöhnlich bezeichnen soll, über schmelzendes Eis in doppeltem Sinn und vermutlich den Beginn einer Freundschaft, was Du zwar am Ende offen läßt, aber es darf vermutet werden. :)

Sehr schön, wie Du am Anfang die Unsicherheit des Ich-Erzählers zeigst …

Er lächelt.
Tatsächlich lächelt er und schaut mich dabei an.
… und ihn durch die Begegnung mit dem unvoreingenommenen Fremden langsam an Selbstsicherheit gewinnen läßt. – Gern gelesen!

Ein paar Kleinigkeiten noch:

»Und dann ist er weiter gefahren.«
– zusammen: weitergefahren

»Und heute fällt mir auf, dass er nett aussieht. Sein dunkles Haar hängt ihm über die Augen. Überall hat er Sommersprossen und seine Lippen sind schmal. Vor allem aber sieht er nett aus, weil er lächelt.«
– ein »nett« könntest Du vielleicht durch »sympathisch« ersetzen

»sieht mich an als sei ich ein ganz normaler Junge und fragt mich etwas.«
– an, als … Junge, und

»Zwar ist es schnell geschmolzen an meiner Hand heruntergelaufen, aber das heißt nur, es waren keine künstlichen Stabilisatoren darin.«
– entweder würde ich »geschmolzen« streichen oder ein »und« dahinter einfügen; wenn es an der Hand hinunterläuft, ist klar, daß es geschmolzen ist. Wobei auch nicht alles immer laufen muß, es könnte alternativ auch rinnen. ;)
Da Du aber später noch einmal das Bild mit dem Eis auf der Hand verwendest, würde ich hier zu etwas anderem raten, z. B. könnte er auch erwähnen, daß es mit besonders vielen frischen Früchten, besonders guter Schokolade, oder echter Vanille gemacht ist, es geht hier ja nur darum, warum das Eis von dort so besonders gut ist. Das Schmelzen würde ich nur da einsetzen, wo es auch in doppeltem Sinn stattfindet.

»antworte ich und bevor er es doch tun kann, schaue ich an meinem Körper herunter.«
– und, bevor – wobei ich das ja umdrehen würde: antworte ich und schaue, bevor er es noch tun kann, an meinem Körper hinunter.

»schlägt das Eis immer noch mit mehr Kalorien zu Bauche, als ich sie beim Fahrradfahren verliere.«
– »zu Bauche« ist süß :)
– das »sie« kannst Du streichen: als ich beim Fahrradfahren verliere

»die Kante der Sprungkästen«
– Einzahl oder Mehrzahl

»belohne ich mich mit Eis für die Mühen.«
– würde ich umdrehen: belohne ich mich für die Mühen mit Eis.

»während das Eis an unseren Händen heruntertropft.«
– tropfen kann es nicht »an«, Du meinst vermutlich »von«

»sodass jeder der vorbei möchte, darüber steigen muss.«
– jeder, der vorbei möchte, darübersteigen (zusammen)

»»Okay« sagt er.«
– Beistrich

»wischt seine hinterher nicht einmal in der Hose ab.«
an der Hose ab (oder in die Hose, ohne ab)

»Wir setzen und auf unsere Räder,«
– uns


Liebe Grüße,
Susi :)

 

Lieber Smilodon, liebe Häferl,

schon mal vielen Dank fürs Lesen und Auseinandersetzen. Schön, dass euch die kleine Geschichte gefällt. Auf die Details gehe ich heute Abend noch näher ein.

Lieben Gruß
sim


verschoben aus der Wörterbörse. Bitte am 07.06 zurück

 

Hallo sim!

Auch mir hat die Geschichte sehr gut gefallen. Du hast da eine sehr schöne Stimmung eingefangen, diese beginnende Freundschaft zwischen den zwei Jungs, die beide ihre Probleme haben und irgendwie versuchen, damit zu leben. Den Titel finde ich in seiner Zweideutigkeit auch gelungen.

Nicht so gelungen ist meines Erachtens an einigen Stellen die wörtliche Rede. Sie fügt sich ganz gut in den allgemeinen Erzählton der Geschichte, aber trotzdem halte ich sie manchmal für zwei Jugendliche unpassend. Sie müssen ja nicht gleich im Gangsterslang erzählen. Die Stelle hier:

»Ja«, antworte ich und bevor er es doch tun kann, schaue ich an meinem Körper herunter. »Aber wie du siehst, schlägt das Eis immer noch mit mehr Kalorien zu Bauche, als ich sie beim Fahrradfahren verliere.«
So spricht kein Jugendlicher, behaupte ich mal.

Wenn man dick ist, gibt es nur diese zwei Möglichkeiten. Entweder, man macht eine Show, ein paar Verrenkungen, fordert die Klassenkameraden zu rhythmischem Beifall auf, bevor man Anlauf nimmt und volle Kanne mit dem Bauch in die Kästen springt, oder man trippelt wie eine fette Tunte vor sich hin, in der Hoffnung, wenn man die Augen schließt, schaut niemand hin, und schreit auch noch vor Schmerz auf, wenn sich die Kante der Sprungkästen in den Magen bohrt.
Das ist für mich ein ziemlich krasser Bruch beim Lesen. Irgendwie fehlt mir hier auch ne kleine Information, dass es jetzt um Sportunterricht geht, es wird zwar dann deutlich, aber es ist trotzdem ein grober Übergang. Und dann ist es auch so, dass die Erzählerstimme eigentlich so beruhigt und unaufgeregt ist, an dieser Stelle wird es plötzlich regelrecht aggressiv. Ich weiß nicht mal, ob mich das stört. Vielleicht passt es ja auch, so ein Gefühlsausbruch, keine Ahnung.
Der Junge wartet, als er sieht, ich bin langsamer.
Vielleicht besser: als er sieht, dass ich langsamer bin.

Hm, jetzt ist die Kritik länger als das Lob, aber es sollte eigentlich umgekehrt sein. :D Nur um das nochmal klarzustellen: Hat mir gefallen. :)

Liebe Grüße,
strudel

 

Hallo sim,

dem Lob deiner Vorkritiker bzgl. des Handwerklichen pflichte ich soweit bei, habe aber Kritik am Inhalt anzubringen: Eingedenk der Tatsache, dass da mal so eben ein fremder Junge mit dem gewichtsgeplagten Prot in einer Weise Kontakt aufnimmt, als wenn nichts sei, vermisse ich doch eine Erläuterung zu Felix' Motivation, denn das ist in der Tat sehr ungewöhnlich für die Altersklasse deiner Figuren, behaupte ich mal.
So bleibt Felix in meinen Augen eher bloß ein Held ohne Farbe, die Geschichte ist mir noch eindeutig zu prot-fixiert.

Ein Detail, exemplarisch:

Er schaut weder an meinem Körper herunter noch grinst er spöttisch, sondern lächelt weiter.
  • Diese Selbst-Körper-Dissoziierung halte ich für weder altersgemäß noch lebensecht, eher schriftstellerisch. Besser fände ich >> Er schaut weder an mir herunter ... -- andererseits könnte man auch argumentieren, dass diese Dissoziierung gerade von dem geringen Selbstbewusstsein herrührt, à la "Dieser Körper bin ich nicht". Hast du das so beabsichtigt?

-- floritiv.

 

Hallo Smilodon,

noch einmal vielen Dank für deine Auseinandersetzung. Deine Interpretation gefällt mir. Denn der Austausch oder Wechsel, der Wunsch, im jeweils anderem zu stecken, die Seite zu wechseln, ist in beiden Jungen vorhanden. Zu denen Details:

Grammatikalisch ist der Konjunktiv natürlich richtig, ich würde aber dennoch Indikativ bevorzugen, da ein Ich-Erzähler von sich selbst eher selten im Konjunktiv redet.
Grundsätzlich gebe ich dir recht, doch Gottfried ist schon sehr weit von sich entfernt, deshalb habe ich hier den Konjunktiv gewählt.
geschmolzen und an meiner Hand heruntergelaufen
Häferl hat den Punkt ja auch, aber warum kann nicht Eis geschmolzen an einer Hand hinuterlaufen?
Auch da bin ich mir nicht sicher, ob das irgendeine verbreitete Floskel ist.
hier in meinem Umfeld ist es eine gebräuchliche Floskel, da ich aber nicht sicher bin, ob das allgemein für Hamburg gilt, habe ich es abgeändert.


Liebe Häferl,

auch dir noch einmal vielen Dank. Schön, dass dir die Geschichte gefällt. Wie du sicher auch, hoffe ich natürlich, dass Gottfried jetzt nicht täglich umsonst dieselbe Strecke fährt, sondern sich die Jungs häufiger treffen.

– ein »nett« könntest Du vielleicht durch »sympathisch« ersetzen
Hier war mir die Wiederholung wichtig, da das zeite "nett" ja eine Bestätigung des ersten ist.
– entweder würde ich »geschmolzen« streichen oder ein »und« dahinter einfügen; wenn es an der Hand hinunterläuft, ist klar, daß es geschmolzen ist. Wobei auch nicht alles immer laufen muß, es könnte alternativ auch rinnen
Ich habe diese lange Erklärung jetzt ganz gestrichen. Die Stabilisatoren, von denen die Rede war, waren mir nicht nur wegen der Eisqualität wichtig, sonder auch als Verweis zu Gottfried, der nicht schnell schmilzt, weil er sich eben künstliche Stabilisatoren angegessen hat. Ist vielleicht aber zu abstrakt gedacht und gar nicht notwendig fürs Verständnis.
– »zu Bauche« ist süß ;)
Ja, das Wortspiel konnte ich mir nicht verkneifen. Bei apfelstrudel später mehr dazu.
– Einzahl oder Mehrzahl
Mehrzahl
– würde ich umdrehen: belohne ich mich für die Mühen mit Eis.
nein, Essen steht für ihn immer noch an erster Stelle.


Hallo apfelstrudel,

dir zum ersten Mal vielen Dank. :)
Dein Lob habe ich wohl vernommen, dass dir die Geschichte gefiel auch.

So spricht kein Jugendlicher, behaupte ich mal.
Sicher nicht viele, aber sie können so sprechen. Das allein wäre natürlich kein Grund. Aber die Sprache von Gottfried setzt sich ja zusammen aus dem, was er tagtäglich zu hören bekommt. Darüber definiert er sich. Er selbst ist sich zu fern, um wirklich direkt zu reden.In sofern habe ich die Sprache da schon bewusst gewählt. Dieses Wortspiel könnte Gottfrieds Mutter vielleicht immer bringen und er hat es übernommen.
Das ist für mich ein ziemlich krasser Bruch beim Lesen.
Das sollte es sein. Ein kleiner Ausbruch in tagtägliches Erleben, Sportunterricht als Beispiel, weil gerade der für dicke Kinder oft die Hölle ist, schon weil es nicht wenig Sportlehrer gibt, die an Mobbingsprüchen teilnehmen. "Zum Beispiel" hatte ich als bestandteil des Ausbruchs erst drin: Entweder, man macht zum Beispieö eine Show - Das erschien mir aber zu künstlich und hemmend für einen wenigstens leicht impulsiveren Ausbruch.
Vielleicht besser: als er sieht, dass ich langsamer bin.
Nein, nein nein *g* Eleminiert die "dass", wo ihr ihrer habhaft werdet. Wir haben uns inzwischen in der Sprache die ständige Verwendung von "dass" gerade in direkter Rede unglaublich angewöhnt und wissen gar nicht mehr, wie schön Sätze ohne klingen können. Das ist für mich wie bei Menschen, die küntliche Aromastoffe lieber mögen, als die natürlichen Früchte. ;)
Nur um das nochmal klarzustellen: Hat mir gefallen.
Hab ich gelesen. :)

Hallo foritiv,

auch dir vielen Dank. Schön, dass du dem Lob beipflichtest. Felix Motivation wird klar genannt.

»Wo wolltest du eigentlich hin?«
Wir fahren nebeneinander, er mit nur einer Hand am Lenker.
»Von wollen kann keine Rede sein«, antwortet er. »Ich war auf dem Weg nach Hause.«
Da er nach dem Hauptschulabschluss in der Ausbildung ist, muss er mindestens 15 sein, ich finde es reicht als Motivation aus.
So bleibt Felix in meinen Augen eher bloß ein Held ohne Farbe, die Geschichte ist mir noch eindeutig zu prot-fixiert.
Sie muss Protfixiert sein. Für Gottfried ist das übliche Erleben so präsent, dass ihn dieses aktuelle fast umhaut, schon das Lächeln am Tag zuvor. Er kann nicht mehr Fragen stellen.
Diese Selbst-Körper-Dissoziierung halte ich für weder altersgemäß noch lebensecht, eher schriftstellerisch.
Zum einen rährt die Dissoziation tatsächlich vom geringen Selbstwertgefühl her, zum anderen erlebt er doch, dass er täglich auf seinen zu dicken Körper reduziert und dessentwegen abgelehnt wird. Immerhin schreibt er noch "sein" Körper. Du hast meine Absicht also gut erkannt. :)

Euch allen noch einmal vielen Dank und liebe Grüße
sim

 

Hallo sim

Als ich ihn gestern das erste Mal sah, hat er auch gelächelt und sich bedankt, höflich, wie man es tut, damit Erwachsene nicht auf die heutige Jugend schimpfen.
Dabei bin ich nicht erwachsen.

Ich habe keine Vorstellung wie alt der Erzähler ist. Oder wie alt sein gegenüber ist. Ich weiß nur, dieses Lächeln ist ein "Beschwichtigungslächeln"
Meist neigen die Kinder dabei ihren Kopf, eine Unterwerfungsgeste.

Der Protagonist erscheint mir auf dem ersten Blick als ein Erwachsener, der sich aber nicht so fühlt. Vielleicht habe ich es assoziert, weil die Formulierung auf die heutige Jugend den Erzähler ausschließt ...

Gerne gelesen
Lieben Gruß
Goldene Dame

 

Hallo Goldene Dame,

du bist schön aufmerksam. :)Ja, Gottfried schließt sich aus der Gruppe aus, zu der er gehört. Felix' Lächeln am Tag zuvor war beschwichtigend, Unterwerfung erscheint mir etwas zu drastisch, aber es wirft natürlich auch ein Licht auf die von floritiv vermisste Motivation. :)

Lieben Dank und liebe Grüße. Es freut mich, dass du die Geschichte gern gelesen hast.

sim :)

 

auch dir vielen Dank. Schön, dass du dem Lob beipflichtest. Felix Motivation wird klar genannt.
»Wo wolltest du eigentlich hin?«
Wir fahren nebeneinander, er mit nur einer Hand am Lenker.
»Von wollen kann keine Rede sein«, antwortet er. »Ich war auf dem Weg nach Hause.«
Da er nach dem Hauptschulabschluss in der Ausbildung ist, muss er mindestens 15 sein, ich finde es reicht als Motivation aus.
Ich überlegte schon, ob ich nicht eben diese Passage zitieren sollte, da mir das eben nicht ausreicht. Wenn du das aber anders siehst, lass es ruhig so :). Frage mich nur, wie das Alter für irgendwas als Motivation betrachtet werden kann.


-- floritiv.

 

Hi floritiv,

oh nein, das war natürlich ungenau ausgedrückt. Im Alter von 15/16 reicht es aber als Motivation durchaus aus, etwas zu tun, weil man noch keine Lust hat, nach Hause zu fahren. :) Nie ausdrücken aber würde ein 15/16-Jähriger, wenn er einfach mitkommt, weil er jemanden auf den ersten Blick sympathisch findet. Also kann Gottfried darüber nichts wissen. Wenn er abends allein im Bett liegt, stellt er sich die Frage vielleicht auch, nicht aber in dem Moment, in dem die Freude über das Lächeln so mächtig ist. :)

Lieben Gruß
sim

ups, da habe ich glatt deine Antwort übersehen, Sam. Darauf gehe ich später noch ein, erstmal vielen Dank. :)

 

Hallo sim,

wirklich sehr einfühlsam erzählt, deine Begegnung der beiden Jungs. Ich habe die Geschichte so gelesen, dass es sich bei Felix um den imaginären Freund von Gottfried handelt. Für das Alter zwar nicht typisch, aber auch nicht zu ungewöhnlich. Diese Lesart war für mich schlüssig, da Felix zu perfekt erscheint. Klar, nicht alle jugendlichen sind böse oder oberflächig, aber dass Felix die Körpermasse Gottfrieds nichtmal registriert, finde ich zu weit hergeholt. In diesem Fall auch unnötig. Wieso kann er nicht flüchtig mustern und trotzdem sympathisch dabei bleiben? Das käme für Gottfried vielleicht sogar weitaus stärkender an. Sein Gegenüber sieht ihn in seiner Gesamtheit und mag ihn trotzdem. So hat es den Anschein, als blende Felix diesen Aspekt einfach aus.

Was mich etwas irritiert hat, ist, dass Gottfried auf der falschen Seite fährt. Das finde ich irgendwie nicht passend, weil eine solche Verhaltensweise eher Blicke (oder mehr) auf sich zieht, der Junge ja aber lieber nicht auffallen möchte. In meiner Lesart würde es viel besser passen, wenn Felix auf der falschen Seite entgegen kommt. Er reißt ihn sozusagen aus seiner gewohnten Bahn. Frontalkurs zu seinem festgefahrenen Denken.
Man könnte dieses Denken natürlich auch umkehren: er ist auf der falschen Spur, jemand auf der richtigen begegnet ihm, um ihn zu helfen. Dann würde es passen. Aber wegen des Aspekts der Auffälligkeit, fände ich die andere Version einleuchtender.

Seis drum, insgesamt gerne gelesen :)

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Sam S.,

schön, dass du die Geschichte als angenehm empfindest. Ich mag es auch exzentrischer, bei dieser Geschichte hätte ich es aber als störend empfunden. Mehr Exzentrik hätte dem, was ich erzählen wollte, nicht gedient. Dem habe ich mich unterzuordnen. :)

Spannend finde ich Strudels Argument, so sprächen keine Jugendlichen. Ich dachte das auch. Dachte, sim, du musst die Sprache deines Erzählers mehr mit 'Jugendlichkeit anstecken', sie mehr dem Denken und Fühlen von Gottfried anpassen.
Vielleicht liegt es daran, dass ich vom Theater komme. Auf der Bühne ist natürliche Sprache der Tod der Natürlichkeit. Die Sprache mus dabei nicht überkandidelt sein, aber die Sätze meist länger als sie normalerweise sind, deren Grammatik korrekter. Und dann gewinnen sie an Natürlichkeit, wenn man sie in der Betonung auf einmal wieder zurücknimmt. Der klassische Hamletmonolog mit der Frage "Sein oder nicht sein" zum Beispiel wird am wirkungsvollsten, wenn man ihn im Wortlaut so belässt, in der Betonung aber ganz still bleibt und vergisst, dass man sich auf der Bühne befindet. Ähnlich, und deshalb an dieser Stelle der Ausflug fort von der Geschichte, empfinde ich das in Literatur. "Natürlichkeit" in den Dialogen ist der Feind der Natürlichkeit oder oft auch der Glaubwürdigkeit. Wenn jemand versucht, in jugendlicher Sprache zu schreiben, muss er seine Geschichte zum einen mindestens alle zwei Jahre anpassen, zum anderen wirkt es in den meisten Fällen eher lachhaft, unnatürlich und vor allem unglaubwürdig. Das eher generelle Argument "so sprechen keine Jugendlichen" ist für mich also immer problematisch, denn nicht nur nich, sondern jeder Autor kann darauf im Grunde nur antworten: Meiner schon. Schließlich ist die Sprache eine Möglichkeit der Charakterisierung.
Nehmen wir einmal an, Gottfried und Felix wären noch jünger gewesen, vielleicht acht Jahre alt. Und nehmen wir mal an, sie hätten einem ausländischen Kind gesagt: "He, du nimmst uns die Frauen und die Arbeitsplätze weg." Jeder hätte sofort mit recht gesagt, so sprächen keine Kinder oder aber jeder hätte sofort begriffen, hier plappern Kinder Erwachsenen nach, ohne dass ich eine Szene eingebaut hätte, in der Erwachsene solche Meinung von sich geben. So bin ich also schon fast bei deinem zweiten Argument:
Wenn er sich fremd und fern ist, wenn er die Redensweisen seiner Mutter übernimmt, weil er vor allem 'im Schoß seiner Mutter lebt', dann sollte das auch gezeigt werden, ich will das sehen, sonst weiß ich davon nix.
Ich drehe es mal um. Die Sprache zeigt es. Warum er so spricht, ob er seiner Mutter oder jemand anderem nachplappert, ist für die Geschichte nicht von Belang. Es ist nur wichtig, was sie über die Figur selbst verrät. Würde Gottfried stottern, wäre für diese Geschichte auch unwichtig, ob er es täte, weil ihm immer auf den Mund geschlagen wurde, weil er nie aussprechen durfte oder weil es vielleicht eine rein somatische Erklärung dafür gäbe.
Soweit grundsätzlich. Das heißt natürlich nicht, dass es mir gelungen ist, Gottfrieds Sprache im Rahmen der Geschichte als seine Sprache glaubwürdig erscheinen zu lassen. Wenn man ihm Sätze nicht abnimmt, bleibt es ein Problem, das aber liegt nicht daran, dass er jugendlich ist, sonder daran, dass Sprache und Charakter für ihn beim Lesen nicht als Einheit empfunden werden. Wenn mir also jemand schreibt, er müsste jugendlicher sprechen, weiß ich nicht, gibt es wirklich ein Problem mit der Glaubwürdigkeit meines Protagonisten und dessen Art sich auszudrücken oder stellt sich der Rezensent nur eine andere Sprache für Jugendliche vor?
Und betrifft die nur den zitierten Satr? Dann müssten ich mich von meinem Darling (Wortspiel "zu Bauche") wohl leider verabschieden, weil es der Leser der Figur nicht abnimmt, egal, ob sie nun mit einem Spruch, den sie witzig findet bei dem Unbekannten punkten will oder nur Mama nachplappert.

So, ich hoffe, du verzeihst mir den Ausflug ins Grundsätzliche, zu dem ich dein Posting genutzt habe. Noch einmal vielen Dank. :)

Hallo weltenläufer.

Deine Lesart fand ich schon deshalb spannend, weil ich beim Schreiben wenn auch nicht dieselbe, sodoch eine ganz ähnliche Vorstellung hatte. Nicht Felix war imaginär, sondern die beschriebene Situation. Gottfried fantasiert sich eine Begegnung, die er tatsächlich hatte (Er muss vom Fahrrad absteigen, weil ihm jemand entgegen kommt), in eine "Was wäre, wenn" Situation. Was wäre, wenn ich ihn einfach angesprochen hätte, oder besser: er mich, da ich ja sowieso zu feige dazu bin". Und aus dieser Fantasie sollte er seine Geschichte erzählen, ohne sie als solche aufzulösen. Aber dazu musste Felix eben einerseits perfekt sein, andererseits ein Moment der Unterlegenheit haben (Hauptschulabschluss). Eine Auflösung der Fantasie wäre mit für diese Geschichte falsch erschienen, weil die Wandlung (Aufbau von Selbstwertgefühl) dadurch wieder zunichte gemacht worden wäre. Auch fand ich es unwichtig, weil die Begegnung ja durchaus so stattfinden könnte, die Lesart, ob Fantasie oder reales Erleben, also beim Leser bleiben darf, ohne die "Eisschmelze" zu gefährden.
Spannend fand ich auch deine Gedanken dazu, wer wem auf der falschen Seite entgegenkommen sollte, denn daran habe ich lange überlegt (auch, wenn Fahrradfahrer auf der falschen Seite in Hamburg zwar von der Polizei angehalten und mit einem Ordnungsgeld belegt werden, aber im Straßenbild eigentlich so typisch sind, dass sie nicht auffallen). Der Aspekt, jemandem in die Spur zu helfen, erschien mir wichtiger, da Gottfried ja niemand mit "verkrustetem" oder festgefahrenem Denken ist. Darunter hätte ich eher rückständige und ewiggestrige Ansichten verstanden. Ich weiß nicht, wie es in Berlin ist, in Hamburg ist es manchmal sehr umständlich, auf der richtigen Seite zu fahren. Wer fährt schon bis zur nächsten Ampel an seinem Ziel vorbei, um da erst die Straße zu überqueren und auf der richtigen Seite zurücktzufahren? In vielen Stadtteilen wurde inzwischen übrigens auch in der Form darauf reagieren, dass die Radwege verbreitert und in beide Richtungen zugelassen wurden, worauf entsprechende Beschilderung auch hinweist.
Das war natürlich ein Off-Topic Ausflug.
Schön, dass du meine Geschichte gelesen hast und sie dir gefiel.

Euch beiden noch einmal vielen Dank und liebe Grüße
sim

 

Hallo sim nochmal,

schön, wenn wir da ähnliche Gedanken getroffen haben. :)
Es hätte mich auch sehr verwundert, wenn du dir beim gegen-die-richtung-fahren nichts weiter gedacht hast. In der Art, wie du es beschreibst, klingt es für mich schlüssig und passt.
Und natürlich ist es in Berlin auch nicht viel anders, was die Radwege anbelangt, da hast du recht. Und Bußgeld gibt es hier natürlich auch. Da wir an den Fahrrädern aber glücklicherweise noch keine Kennzeichen haben, entkommt man dem aber in der Regel :sealed:

grüßlichst
weltenläufer

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Sim,

verzeih' wenn ich Deine Geschichte nun gegen den Strich buerste, aber ich wollte doch einmal meinen moeglicherweise unkonventionellen Leseeindruck schildern. Fuer mich ist die Geschichte subkutan erotisch. Da geht es so viel um's Anfassen, um's mit Eis rumkleckern. Um einen dicken Jungen, der da auf der falschen Strassenseite unterwegs ist (ich wuerd das natuerlich nicht "falsch" nennen). Um weiße Schokolade und Erdbeer. Und dann noch sowas:

»Es ist immer zu früh«, antworte ich, sehe auf seine Lippen, die erst vom Eis glänzen, dann vom Speichel
Das ist alles ganz schoen klebrig.
Ich bin eigentlich kein Freund freudscher Interpretation, aber dass hier hat sich mir gewaltsam aufgedraengt und ob der Autor das nun wollte, ist mir ganz egal ;)
Mir gefaellt das super. Wenn das nicht waere, als konventionelle dickes-Kind-Geschichte, wuerde es mich nicht vom Hocker hauen.

Eine kurze Begegnung mit einem Fremden, man steht sich im Weg, tauscht konventionelle Floskeln aus und sieht sich nie wieder.
Gibt es auch unkonventionelle Floskeln? Das ist mir ein bisschen schwarzer Rappe.

Der Junge wartet, als er sieht, ich bin langsamer.
Da schlag ich mich jetzt mal auf Strudels Seite. Man kann es mit einer dass-Phobie auch zu weit treiben. Ich bin beim Lesen darueber gestolpert. Hier werden zwei Hauptsaetze ganz komisch mit einem Komma aneinandergepappt. Das haut fuer mich gar nicht hin.
Klar soll man bestimmte Satzkonstruktionen nicht ueberstrapazieren, aber das ist m.E. ueberkompensiert.

So, ich weiss jetzt nicht, ob Dir das gefaellt, was ich mir zusammengelesen habe, ich hatte allerdings Spass dran. Insofern schoenen Dank,
ff

 

Hi sim,
hier ist sie endlich, die lang ersehnte Neuerscheinung! ;)
Zur Kritik - es gibt keine! :) Naja, ich habe auch überhaupt keine Ahnung von Jugendliteratur, denke mir nur spontan, sie soll unterhaltsam, im positiven Sinne schlicht, und einleuchtend sein - und das alles ist deine Geschichte.
Am schönsten fand ich die Sommertagstimmung, die ich außer an 'Eis essen', 'Sonne' und 'Fahrrad fahren' nicht wüsste am Text festzumachen. Aber ich habe mich kurz in die Schulsommerferien zurückversetzt gefühlt, die ja eine Welt für sich waren. Ob du diese Zeit auch gemeint hast, weiß ich nicht, aber diese Stimmung kam bei mir hoch und ich fand es zwar etwas melancholisch, aber schön!

Gruß
Kasimir

Auf den Inhalt will ich nicht großartig eingehen, weil ich 'leider' deinen Dialog mit Weltenläufer gelesen habe und grad jetzt noch den Kommentar von feirefiz. Ich hab da nix neues einzubringen - die Symbolik stimmt.

 

Hi weltenläufer,

danke noch einmal für die Rückmeldung.

Hallo firefiz,

warum gegen den Strich? Gerade, wenn man sie wie weltenläufer als Fantasie liest, sind erotische Elemente doch durchaus angebracht. Und da Essen im Idealfall schon sinnlich ist, gehört auch durchaus Erotik dazu, solange das Eis nicht subkutan verabreicht wird. Dazu schmeckt es zu gut. Der Satiriker in mir denkt sich, bei Erotik muss die Fantasie natürlich einen Hauptschüler nehmen, denn dumm ... ;) (das traue ích mich natürlich nur zu sagen, weil ich auch kein Abitur habe)

Gibt es auch unkonventionelle Floskeln? Das ist mir ein bisschen schwarzer Rappe
Ja, das kommt dabei raus, wenn man artig schnell etwas ändert. Ich überlege mir da noch mal was.
Da schlag ich mich jetzt mal auf Strudels Seite. Man kann es mit einer dass-Phobie auch zu weit treiben
Eigentlich hat das weniger mit meiner Phobie zu tun, als damit, dass ich den Satz so wirklich schöner und auch gar nicht so ungewöhnlich im Rhythmus finde. Wäre er in der Vergangenheit oder im Perfekt geschrieben, sähe das für mich anders aus. Im Präsens aber finde ich es so völlig normal.
So, ich weiss jetzt nicht, ob Dir das gefaellt, was ich mir zusammengelesen habe, ich hatte allerdings Spass dran.
Doch, gefällt mir sehr.
Insofern schoenen Dank
Gleichfalls :)


Hi kasimir,

hier ist sie endlich, die lang ersehnte Neuerscheinung!
Ja, und obwohl es etwas länger gedauert hat, ist kein Wunder dabei herausgekommen. ;)
Melancholische Sommerstimmung ist doch wunderbar und passt richtig gut zu unter die Haut gespritzten Erotik. :)
Warum "leider meinen Dialog mit weltenläufer gelesen"? Ich finde es einen interessanten Dialog, zumal er ja schön darauf hinweist, dass es sich lohnt, beim Schreiben ab und an zu denken. Das tust du ja ohnehin, aber als Autor freut es mich natürlich immer, wenn ich merke, meine Gedanken kommen auch an.

Euch beiden vielen Dank und liebe Grüße
sim

 

Lieber sim,

eine Wörterbörsengeschichte - wie schön :). Direkt dazu: Die Wörter sind harmonisch verarbeitet. Der Huf ist ja nicht so einfach und den Begriff "in die Hufe kommen" kenne ich so nicht, aber das will ja nichts heißen. Mir ist "in die Pötte kommen" geläufiger. Aber das soll nur als Anmerkung, nicht als Kritik gedacht sein. Als Leser war ich sofort in der Geschichte drin, der Anfang ist sehr gelungen.

Ich hatte jedoch keine Idee, wie alt der Protagonist nun ist. Beim Konditorlehrling ist es ja nachvollziehbar, aber der Erzähler? Für mich beißen sich bestimmte Begriffe wie konventionelle Floskeln und der sehr erwachsenenhafte Erzählstil (Felix heißt der Glückliche...) im Gegensatz zu der Wahrnehmung zu seinem Körper, die sehr kindlich ist (die Szene mit dem Bauchfaltenzählen kann ich mir nur bei jüngeren Kindern zwischen ca. 7-10 vorstellen).

Also bin ich durch die verschiedenen direkten und indirekten Informationen ins Schleudern gekommen. Das war aber auch die einzige Irritation in dem sonst sehr stimmigen Text. Ich hätte dem geplagten Protagonisten jedoch nicht auch noch so einen besonderen Namen gegeben, die Leibesfülle als Päckchen reicht ja schon - das ist fast schon zuviel ;).
Sehr schön finde ich die Alltäglichkeit der Situation, die dadurch so glaubwürdig bei mir ankommt.

Einzelheiten:


Eine kurze Begegnung mit einem Fremden, man steht sich im Weg, tauscht konventionelle Floskeln aus und sieht sich nie wieder.
über das konventionell bin ich gestolpert, das passt für meinen Geschmack nicht in den Erzählstil


Entweder, man macht eine Show, ein paar Verrenkungen, fordert die Klassenkameraden zu rhythmischem Beifall auf, bevor man Anlauf nimmt und volle Kanne mit dem Bauch in die Kästen springt, oder man trippelt wie eine fette Tunte vor sich hin, in der Hoffnung, wenn man die Augen schließt, schaut niemand hin, und schreit auch noch vor Schmerz auf, wenn sich die Kanten der Sprungkästen in den Magen bohrt.
entweder Ein- oder Mehrzahl, wobei mir auch bei Kästen die Einzahl besser gefiele, also in den Kasten springt und die Kante des Sprungkastens


Die Ampel wird grün, der Junge huscht mir voraus, während ich im Stehen versuche, mehr Kraft in die Pedale zu legen.
Huschen finde ich nicht so glücklich gewählt, das ist für mich zB eher eine Gestalt, die schnell um eine Ecke huscht und ich sie dabei kaum wahrnehme, also nicht erkenne und vorher aber auch nicht gesehen habe.

Der Junge wartet, als er sieht, ich bin langsamer.
Ich weiß, du findest den Satz toll. Ich nicht. Ich bin, wie andere auch, darüber gestolpert. Aber was solls - jeder darf sich mal in eine Idee verrennen :D

Schweigend radeln wir weiter, stellen uns in die kurze Schlange vor dem Tresen, er holt sich drei Kugeln, Vanille, Marzipan und Nougat, ich mir zwei: weiße Schokolade und Erdbeer.
Die Kommata lassen mich etwas nachdenklich werden, besonders das nach Kugeln, weil die darauffolgenden ja einer Aufzählung dienen und so den Satzbau etwas wirr werden lassen. Da könnte man ja auch ein Punkt setzen, ohne sonst was zu ändern.


Gibts die Eisdiele in der Waldstraße wirklich? Ich könnte ja auch fast für Eis sterben :).

Ich habe die KG sehr gerne gelesen und bin erfreut, dass die Wörterbörse wieder mal genutzt wurde.

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo bernadette,

verzeih bitte die lange Wartezeit, ich bin im Moment leider völlig überlastet.
Schön, dass du die Wörter harmonisch verarbeitet findest. Im Index für Redensarten ist in die Hufe kommen enthalten, ich bin also nicht der Einzige, der es kennt. ;)

Das Meiste habe ich geändert, bis auf den Satz, von dem ich nach wie vor überzeugt bin, er klingt nur deshalb merkwürdig in euren Ohren, weil ihr euch an diese "dass"-Wendung schon so sehr gewöht habt. ;)
Es gibt eine Waldstraße in Hamburg, die führt allerdings über den Ohlsdorfer Friedhof. Dort gibt es zwar viel, aber noch keine Eisdiele (und wenn ich mal meine Wohnung als Grundlage nehme, müsste Gottfried dann auch nicht wirklich weit fahren, sondern wäre in einer viertel Stunde da).
Aber natürlich kenne ich in Hamburg auch die eine oder andere richtig gute Eisdiele. :)

Die Wörterbörse nutze ich ja immer wieder gern. Schön, dass dir die Geschichte gefallen hat.

Lieben Gruß und vielen Dank
sim

 

Hallo sim,

erstmal Entschuldigung, dass ich mich so verspätet mit einem Kommentar melde. Ich hatte die Geschichte gelesen, als ich noch keinen account hier hatte -und jetzt hab ich sie gerade nochmal herausgekramt, weil mir ihre Atmosphäre beim ersten Lesen so gut gefallen hat.

Inzwischen haben sich in der Geschichte ein paar Sachen geändert, wenn ich mich richtig erinnere...

Mir sind beim Lesen ein paar Sachen aufgefallen (die Du aber getrost als Korinthenkackerei abtun kannst, wenn du willst, es sind Kleinigkeiten):

1) Ziemlich viel Raum zwischen "Schon wieder?" und "Sieht so aus". Beim ersten Lesen hat mich das nicht gestört gehabt, heute ist es mir aber aufgefallen.

2)

Dabei bin ich fünfzehn. Etwa so alt wie er.

Müsste es nicht besser "So alt wie er etwa." heißen? "Etwa so alt wie er." impliziert doch, dass Gottfried weiß, wie alt Felix ist. Das ist in dem Moment aber nicht der Fall.

3)

situationsbezogene Floskeln aus und sieht sich nie wieder.

Ich finde situationsbezogen nicht unbedingt glücklicher als konventionell. "irgendwelche Floskeln" würde sich am einfachsten lesen, denke ich.

4)

»Hast du etwas dagegen, wenn ich mit dir komme?«

Ich hab die Diskussion über die Umgangssprache der beiden gelesen. Okay. Aber wäre "Hast du was dagegen,..." nicht ein kleiner Kompromiss, der nicht zu sehr weh tut? So sieht es für mich einfach unnatürlich korrekt aus.

5)

Damit ich das täglich einhalte, belohne ich mich mit Eis für die Mühen.

Ist vermutlich regionalbedingt, aber in meinen Ohren ist "Mühen" sehr sehr sehr altmodisch. Ich verheddere mich jedesmal an der Stelle. Ich selber würde Anstrengung oder so schreiben, aber vermutlich ist das einfach Geschmackssache.

6)

»Felix heißt der Glückliche. Das ist doch auch erhaben.«
»Aber es ist gelogen. Zu dir passt es viel besser als zu mir.« Er lacht, als er das sagt.

So, wie ich mir Gottfried vorstelle, kann er einfach keine zufrieden/glückliche Ausstrahlung haben. Dementsprechend macht es für mich keinen Sinn, dass Felix offenbar diesen Eindruck hat.

7)

»Gut«, antworte ich und reiche ihm die eisverklebte Hand. »Felix.«
»Gottfried.«
Er stört sich nicht daran, ergreift meine Hand, wischt seine Finger hinterher nicht einmal an der Hose ab.

Er stört sich nicht an der eisverklebten Hand, richtig? Wenn du schreibst, er stört sich nicht daran, dann gehört die eisverklebte Hand direkt vor diesen Satz. Ich zumindest störe mich daran, dass Felix und Gottfried noch dazwischenstehen. ;)

Und dazu noch ein Logikfehler: Weiter oben im Text tropft das Eis auf die Hände von beiden, also müsste Felix genauso eisverklebte Hände haben wie Gottfried, oder?

8)

Erst recht, wenn ich bis in die frühen Morgenstunden Eternal Chronicles gespielt habe.

Ich weiß nicht. In der ersten Version, die ich gelesen habe, stand da glaube ich, "wenn ich bis in die frühen Morgenstunden gespielt habe". Das hat mir viel besser gefallen. Es ist doch auch inkonsequent, wenn sich deine Figuren dem Jugendslang verweigern, dann aber ausgerechnet Eternal Chronicles spielen. Ich würde sonst noch "wenn ich bis in die frühen Morgenstunden Computer gespielt habe" vorschlagen.

Nimm mir die Krittelei nicht übel, ich hab bisher fast ausschließlich Geschichten kommentiert, die mir sehr gut gefallen haben. Da bekomm ich dann diese ganzen haarspaltenden Ideen, wie man es doch noch ein bisschen anders machen könnte, damit es mir noch ein bisschen besser gefallen würde
:D

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom