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Irgendein Nazi hat meine Freundin gefickt

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20.12.2002
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Irgendein Nazi hat meine Freundin gefickt

Wer fickt da meine Freundin???

Als ich die Stufen zu meiner Wohnung hinaufstieg, hörte ich ein heftiges Stöhnen. Ich ging zunächst davon aus, dass der Punk, der über mir wohnte, sich mal wieder einen ultradreckigen Porno reinzog. Als ich aber meine Wohnung betrat, wurde das Stöhnen lauter. Ich zog meine Jacke aus und runzelte die Stirn. Direkt vor mir auf meinem weißen Esstisch lag meine Freundin. Ihre gespreizten Beinen ragten hoch in den Raum hinein und wackelten wie Alien-Antennen.
Und genau vor ihr stand mein bester Freund Julius. Er stand mit dem Rücken zu mir, aber ich erkannte ihn sofort an seinem Pferdeschwanz und kurzem, kräftigem Körperbau. Er trug ein weißes T-Shirt, und seine Jeanshose hatte er zwar runter, aber nicht ausgezogen. Sein blanker Arsch starrte mich an, und wenn ich mich nicht irrte, fickte er gerade meine Freundin.
Dabei war ich doch nur kurz weg gewesen, um zwei Flaschen Wein und einen Film zu holen! Marcella und ich wollten einen gechillten Filmabend machen. Das war doch unser Plan gewesen. Warum fickte sie jetzt mit meinem besten Freund?
Ich ging rüber, stellte die Flaschen neben ihnen auf dem Tisch, verschränkte die Arme und versuchte böse zu blicken.
Sie schienen mich nicht zu bemerken. Marcella hielt sich mit geschlossenen Augen an der Tischkante fest und stöhnte lustvoll. Julius hatte ihre Fersen jeweils mit einer Hand gepackt und weit aufgespreizt. Er drang ziemlich kraftvoll in sie ein und hechelte dabei wie ein Hund. Er sah recht konzentriert aus. Der Tisch quietschte am Boden mit jedem Stoß.
„Hey!“, sagte ich nun. Ich hatte es endgültig satt, dass man mir so wenig Beachtung schenkte!
Julius machte aber einfach weiter.
Ich tippte ich ihn auf die Schulter, und endlich drehte er sich um.
„Was denn?“ schrie er mich an.
Ich deutete in Marcellas Richtung. Ihre Brüste wackelten hin und her, ihre weiße Haut war wunderbar glatt, die angeschwollenen Lippen ...
Sie sah ja wirklich fantastisch aus!
Warum war sie komplett nackt, wo Julius doch gekleidet war?
Ich richtete mein Blick wieder auf ihn, starrte ihn konfus an.
Julius verzog genervt das Gesicht und stieß zu. „Verdammt Hey! Siehst du ... nicht ... dass ich ... beschäftigt ... bin!“
„Ja schon, aber das ist meine Freundin!“
„Jetzt ... nicht ... mehr!“
„Was? Wir wollten doch gerade zusammen einen Film anschauen!“
„Sie macht ... Schluss!“
„Was? Woher weißt du das?“
„Schau sie ... doch ... an!“
Marcellas Augen waren noch immer zu. „Ja!“, schrie sie auf. „Weiter so! Jaaaaaaa!!!“
Julius seufzte. Schweiß rann ihm sein Gesicht. „Kannst du ... uns jetzt ... kurz ... in Ruhe ...“
„Ja gut“, sagte ich. Langsam wurde mir die Situation unangenehm. „Ich geh dann mal raus. Wir können ja nachher darüber reden.“
„Alles klar“, sagte Julius, und reichte mir die Hand. Ich nahm sie an und er zog mich an sich. Wir berührten Schultern und klatschten uns gegenseitig auf den Rücken.
„Bis später, Homie.“
„Alles klar, Mann, bis später.“


Im Flur kam mir der junge Punk, der über mir wohnte, entgegen. Er war ein langer hagerer Typ, und er trug immer dieselbe schwarze Lederjacke mit vielen Buttons. Er hatte eine Flasche Bier in der Hand.
Wir lächelten uns freundlich zu, und ich wollte gleich weiter laufen, doch dann fasste er mir an den Arm.
„Hey, ist alles in Ordnung bei dir?“, fragte er.
„Naja ... warum?“
„Du siehst irgendwie fertig aus“, sagte der Punk. Er sah mich voller Mitleid an.
„Nun ... es ist so ...“
„Rede es dir von der Seele, Mann. Ich kenn mich da aus. Das hilft.“
„Es ist wegen Marcella. Sie ist ... fremd gegangen.“
„Hey scheiße, Mann. Echt scheiße.“ Der Punk schüttelte den Kopf. „Wann ist es passiert?“
„Es passiert jetzt.“
„Jetzt im Augenblick?“
„Ja, jetzt.“
Der Punk nickte und sah mich mit noch mehr Mitleid an. Er hatte ein sehr junges Gesicht. Ich hatte ihn noch nie so traurig gesehen.
„Ja, das ist hart“, sagte er. „Das ist wirklich sehr hart.“
„Ja“, sagte ich. Ich senkte den Blick.
Der Punk nahm mich in den Arm und klopfte mir auf den Rücken.
„Es ist okay", sagte er, "es wird schon besser, hier, nimm ein Schluck Bier.“
Schon rollten mir die Tränen über die Wangen. Ich löste mich von seinem Griff und nahm die Flasche Bier.
„Danke“, sagte ich.
„Kein Ding, Mann, ich hab oben noch mehr davon, wenn du willst. Weißt du, mir hat auch mal einer die Freundin gefickt.“
„Echt?“
„Ja, ja, ist gar nicht so lang her.“
„Wer war’s?“
„Ach ... ich glaub es war irgendein Nazi.“
„Ein Nazi?“
„Ja, ja, ein Nazi.“
„Scheiß Nazis“, sagte ich.
„Ja“, sagte er. „Scheiß Nazis.“


Wir plauderten noch ein wenig und dann verabschiedete ich mich von Jens – so hieß der Punk, wie ich jetzt erfahren hatte.
Es war ein kalter Herbsttag, aber die Sonne schien prächtig. Ich wollte ein bisschen durch die Stadt laufen, die Gedanken sammeln. Nach dem Gespräch mit Jens fühlte ich mich schon besser. Wahrscheinlich war es ja gar nicht vorbei mit Marcella. Sie hatte einen Fehler gemacht, daran bestand gar keinen Zweifel. Aber mein Gott, das passiert ja! Jeder geht mal fremd, man kann doch deswegen nicht gleich alles über Bord werfen. Marcella und ich liebten uns ja, zumindest hatten wir uns das schon häufiger gesagt, und wir waren jetzt auch schon über ein Jahr zusammen. Da sind doch bereits Wurzeln gewachsen.
Und der Julius, naja, der war schon immer so ein Hund gewesen. Er hatte sich noch nie unter Kontrolle gehabt, wenn es um Frauen ging. Mit dem musste ich zwar auf jeden Fall noch ein Wörtchen reden, damit der kleine Mann wieder merkte, wo der Hammer hing, aber bestimmt tat es ihm jetzt schon leid.

Und schon betrat ich voller Zuversicht meine Wohnung, dieses Mal ohne Stöhnen im Hintergrund zu hören. Julius und Marcella saßen zusammen auf meinem Sofa vor dem Fernseher. Sie schauten den Film an, den ich ausgeliehen hatte und tranken den Wein. Julius rauchte eine Zigarre. Ich ging direkt auf sie zu, nahm mir einen Stuhl vom Tisch weg, schaltete meinen Fernseher aus und setzte mich ihnen gegenüber.
„Wir müssen reden“, sagte ich.
„Schieß los“, sagte Julius.
Ich atmete tief durch. Marcella hatte sich einen Schlabberpulli angezogen und sah mich jetzt mit großen blauen Augen erwartungsvoll an.
„Wisst ihr, ich habe nachgedacht. Ich glaube, wir können uns alle darauf einigen, dass ihr beide einen Fehler gemacht habt. Julius, du bist mein bester Freund, und Marcella, du bist seit über einem Jahr meine feste Freundin. Ich finde es nicht richtig, wenn ihr miteinander Sex habt, und ich bin wirklich sauer. Ich bin aber bereit, euch beiden zu Verzeihen. Marcella, ich liebe dich noch immer wie am ersten Tag, und Julius, dich kenne ich schon so lang, ich weiß einfach wie schwanzgesteuert du bist. Ich werde euch also verzeihen. Ihr müsst mir aber beide versprechen, dass ihr in Zukunft nicht mehr miteinander Sex habt.“
Julius und Marcella tauschten eine kurzen Blick aus.
Marcella lächelte schwach. „Weißt du Alex, du bist wirklich ein netter Typ, wirklich eines der liebsten, den ich kenne, und das hier mit Julius war wirklich nur so etwas für Zwischendurch, weißt du?“
„Ja, prima!“ sagte ich.
„Warte, lass mich ausreden. Ich meinte, dass es zu Beginn nur ein Ausrutscher war.“
Julius nickte. „Es ist so Mann, ich bin einfach reingerutscht, war nicht geplant oder so.“
„Ja genau“, sagte Marcella, „war nicht geplant, aber jetzt wo es passiert ist, naja, jetzt bin ich verwirrt.“
„Sie ist verwirrt“, widerholte Julius. Er paffte an seiner Zigarre. „Ziemlich verwirrt.“
„Ja, ich bin verwirrt“, sagte Marcella, „und ich finde, weißt du, vielleicht brauchen wir einfach eine Pause. Einfach mal ein bisschen Abstand. Das wäre doch nicht schlecht.“
Ich nickte stumm.
„Siehst du! Das findest du doch auch nicht schlecht.“
„Ja ...“
„Komm, setz dich zu uns!“ Marcella rutschte zur Seite und machte Platz neben sich. „Setz dich hin! Du kannst den Film mit uns anschauen. Oder Julius? Wir können doch wieder zum Anfang, oder? Läuft doch nicht so lange. Das macht doch nicht so viel aus.“
„Ja ... es läuft schon, aber ... ja gut. Alter, setz dich hin, für dich fangen wir von vorne an, kein Thema!“
Eigentlich war es nicht so schlecht gelaufen. Eine Pause war nicht das Ende der Welt, aber ich fühlte mich plötzlich unwohl, und ich wollte ja noch auf Jens' Angebot eingehen, mit ihm ein Bier zu trinken.
„Ich gehe ein wenig raus“, sagte ich. „Ihr braucht doch nicht wieder zum Anfang, amüsiert euch mit dem Film. Man sieht sich dann später, okay?“
„Bist du dir sicher?“
„Ja schon.“
„Alles klar, dann bis später, Liebling!“
„Bis später, Homie!“
„Bis später.“

Jens machte die Tür auf.
„Hey freut mich!“, sagte er. „Willst du ein Bier?“
„Klar.“
Ich setzte mich zu ihm aufs Sofa. Er schaute ein Tier-Doku. „Hey, das musst du dir reinziehen“, sagte er und wir stießen an. „Voll krass, was da abgeht! Da hat gerade ein Büffel eine Löwin angegriffen!“
Ich nickte. „Ich hab vorhin mit Marcella gesprochen.“
„Echt krass, erzähl mal, was habt ihr geredet, seid ihr auseinander?“
„Nein nicht ganz. Wir machen eine ...“
„Pause, Oder? Bestimmt macht ihr eine Pause!“
Ich nickte.
„Hey Alter, bei mir war es genau so, ganz genau so!“
„Und seid ihr wieder zusammengekommen?“
„Nee ... scheiß Nazi und so ... hat nicht geklappt.“
„Mm ...“
„Weiß du schon wer deine Freundin fickt?“
„Ähm ... naja ...“
„Hey, bestimmt ist es wieder ein Nazi. Das sind echt die größten Schweine.“
Ich lachte. „Ja, kann sein.“
Jens lächelte. „Hey, weißt du, nächsten Sonntag ist eine Demo gegen Nazis in der Stadt. Hast du Lust mitzukommen? Wird viel los sein."
Ich zuckte mit den Achseln. „Hab eigentlich nichts vor."
„Cool! Dann können wir ja zusammen hingehen. Scheiß Nazis hey ... bumsen einfach unsere Frauen!“

 

Finde ich toll und traurig gleichzeitig, die Situationen sind absurd aber mir bleibt das Lachen im Hals stecken.

 

Hallo Phiberoptic,

freut mich sehr, dass es dir gefällt, und dass das Tragik-Komische bei dir ankommt. Danke fürs Lesen und kommentieren!

mfg,

JuJU

 

Hallo JuJu,

vorneweg : ich finde die in Alltag deplatziert, das ist eine waschechte und gute Satire.
Daß sie mir gefällt liegt vor allem daran, daß Du eine eigentlich wirklich üble Situation aus einer Perspektive zeigst, die absolut ungewöhnlich ist, dabei in sich logisch und stringent, mich erinnert der Homie an den Dude, der jedoch noch mehr hinter seiner Teppich-Wiedergutmachung her war als Homie hinter dem Selbstwertgefühl und seiner Beziehung/Liebe. Doch ich glaube ihm das, diese Schluffigkeit, diesen seltsam distanzierten Blick auf die Sitation, und für mich ist es halt eine wirklich bissige Satire, die Tragik wird durch absurde Situationskomik in den hintergrund gedrängt und bleibt dort bis zum Ende der Geschichte.
Was mir garnicht gefällt ist der letzte Absicht in dieser Form, dieser Passus ist mE völlig entbehrlich da weder in Timbre noch Inhalt zum Rest des Textes passend :

Jens lächelte „Hey, weiß du, nächsten Sonntag ist eine Demo gegen Nazis in der Stadt. Hast du Lust mitzukommen? Wird viel los sein. Vielleicht können wir sogar ein paar Nazis verkloppen.“
Ich schmunzelte. „Hab eigentlich nichts vor. Nazis hauen hört sich schon gut an.“

Die Verfreundschaftung mit dem Punkjens finde ich rührend und sehr schön, zudem er die richtigen Stichwörter liefert, um Homies Situation zu spiegeln.

Textkrams :

Als ich aber meine Wohnung betrat wurde das Stöhnen lauter.
betratKOMMA
Wenn ich mich nicht irrte, fickte er gerade meine Freundin. Dabei war ich doch nur kurz weg gewesen, um zwei Flaschen Wein und einen Film zu holen!
gelungene Ausleuchtung der Szene, Daumen hoch !!
verschränkte meine Arme und versuchte böse zu kucken.
gucken
„Ja!“ schrie sie auf.
Komma nach der WR
in seiner gewohnten schleichenden, aber irgendwie doch fröhlichen Gang entgegen.
seiner Art oder mit seinem Gang
„Hey, ist alles in Ordnung bei dir?“ fragte er.
Komma nach der WR
„Es ist okay…" sagte er,
dito
Wir plauderten noch ein wenig und dann verabschiedete ich mich von Jens (so hieß der Punk, hatte ich jetzt erfahren)
die Klammern finde ich hier - durch den doppelten Einschub - unschön und vermeidbar, schreib es doch im Nebensatz
schaltete meinen Fernseher aus und saß mich ihnen gegenüber.
setzte
Marcella rutschte zur Seite und machte platz neben sich.
Platz
und ich wollte noch auf Jens Angebot eingehen mit ihm ein Bier zu trinken.“
eingehenKOMMA

Also, ich finde die Geschichte wirklich sehr gelungen und vor allem komisch, weil Du die Charakterzeichnung mit wenigen Sätzen sehr präzise skizzierst, ohne Schnörkel, ohne Effekthascherei, so mag ich
Satire.

Sehr erfrischender Text !

Danke,
C. Seltsem

 

Hallo C!

Freut mich wirklich sehr, dass dir meine Geschichte gefällt! Wenn ich dich richtig verstanden habe, gefällt dir die letzte Szene mit dem Punk nicht so. Das muss ich mir nochmal überdenken.
Satire? Eigentlich wollte ich es in Horror posten...;)
Also ich habe nicht bewusst versucht eine Satire zu schreiben. Ich wollte einfach diese richtig absurde Situation beschreiben, und in meiner Fantasie wurde es immer absurder...aber jetzt wo Du es sagst, muss ich dir recht geben. Es ist ja wirklich so. Das ist ziemlich satirisch geworden.
Nochmals vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren!

mfg,

JuJu

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo JuJu,

hey, das ist schon ein halbes Drehbuch und wäre ich Produzent, würde ich mit dem Plot einen Kurzfilm drehen.
Natürlich gibt es noch einige Schnitzer bzw. Mankos, aber im Großen und Ganzen ist das ein witziger Text. Mit Schluffigkeit hat Seltsem den Protagonisten schon richtig liebevoll beschrieben.


Als ich die Stufen zu meiner Wohnung hinaufstieg hörte ich ein heftiges Stöhnen.
hinaufstieg, hörte

Direkt vor mir auf meinem weißen Ikea Esstisch lag meine Freundin.
Ikea-Esstisch

Und genau vor ihr stand mein bester Freund Julius. Er stand mit dem Rücken zu mir, aber ich erkannte ihn sofort an seinem Pferdeschwanz und kräftigem aber kurzem Körperbau.
Zweimal stand. Lass dir was anderes einfallen.

Ich und Marcella wollten einen gechillten Filmabend machen.
Ist das Absicht, dass sich der Prot zuerst nennt?

Ich lief rüber, stellte die zwei Flaschen Wein neben den beiden Liebenden auf dem Esstisch, verschränkte meine Arme und versuchte böse zu kucken.
Na, das sollte mir mal passieren. Im Übrigen: gucken oder besser: blicken.

Julius verzog eine angestrengte Miene und stieß zu. „Verdammt Hey! Siehst du…nicht… dass ich… beschäftigt… bin!“
„Ja schon, aber das ist meine Freundin!“
„Jetzt… nicht… mehr!“
„Was? Wir wollten doch gerade zusammen einen Film anschauen!“
„Sie macht… Schluss!“
„Was? Woher weiß du das?“
„Schau sie… doch… an!“
:thumbsup:


Wir plauderten noch ein wenig und dann verabschiedete ich mich von Jens (so hieß der Punk, hatte ich jetzt erfahren). Es war ein kalter Herbsttag, aber die Sonne schien prächtig. Ich wollte einfach so ein bisschen durch die Stadt laufen, um meine Gedanken zu sammeln. Nach dem Gespräch mit Jens fühlte ich mich wirklich schon besser. Wahrscheinlich war es ja nicht vorbei mit Marcella. Sie hatte einen Fehler gemacht, daran bestand gar keinen Zweifel. Aber mein Gott, das passiert ja! Jeder geht mal fremd, man kann doch deswegen nicht gleich alles über Bord werfen! Ich und Marcella liebten uns ja, zumindest hatten wir uns das schon häufiger gesagt. Und wir waren ja auch schon über ein Jahr zusammen gewesen! Da sind doch bereits Wurzeln gewachsen.
Und der Julius, naja, der war schon immer so ein Hund gewesen. Er hatte sich noch nie so richtig unter Kontrolle gehabt, wenn es um Frauen ging. Mit dem musste ich zwar auf jeden Fall noch ein Wörtchen reden, damit der kleine Mann auch wieder merkte wo der Hammer hing, aber bestimmt tat es ihm jetzt schon Leid…

Deine Stärke in der Geschichte liegt unter anderem bei den witzigen Dialogen. Hier nun hast du einen Abschnitt, der den Drive völlig nimmt. Den würde ich rigoros auf zwei-drei Sätze kürzen.


„Hey, bestimmt ist es wieder ein Nazi. Das sind echt die größten Schweine.“
Ich lachte. „Ja, kann sein.“
Jens lächelte „Hey, weiß du, nächsten Sonntag ist eine Demo gegen Nazis in der Stadt. Hast du Lust mitzukommen? Wird viel los sein. Vielleicht können wir sogar ein paar Nazis verkloppen.“
Das fände ich noch okay, dann aber sollte der Prot Leine ziehen, wenn auch nur gedanklich.

Ich fände dann noch einen Abschlussatz wie: Meine Gedanken waren einen Stock tiefer. Eigentlich hätte ich gerne gewußt, wie der Film ausgeht, den die beiden grade anschauen. gut, oder so ähnlich. Ich würde den auch keine Nazis klopfen lassen. Wär einfach zu krass für den Schnuffi.

Der Titel ist nicht so der Hit, insbesondere, da er auf den Teil der KG abzielt, den ich sowieso ändern würde.

Liebe Grüße
bernadette

 

hallo Bernadette,

hey, das ist schon ein halbes Drehbuch und wäre ich Produzent, würde ich mit dem Plot einen Kurzfilm drehen.

cool :)

Freut mich, dass du den Text witzig findest! Der Titel ist wohl wirklich nicht so der Renner... ändere ich vielleicht noch. Ich habe mir nicht vorgestellt, dass mein Prot sich dann letzten Endes noch wirklich dazu aufrafft, irgendwelche Nazi zu hauen, hab eher gedacht er sagt das so beiläufig. Aber das kann man ja missvertehen.
Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren!


mfg,

JuJu

 
Zuletzt bearbeitet:

JuJu,

eine echte Realsatire!
Mit viel Witz rübergebracht!

Bis auf einige Schnitzer, die bereits erwähnt wurden.
Über das hier stolperte ich auch noch:
"Ich nahm sie an und er zog mich an ihn."
Richtig müsste es heißen: "Ich nahm sie an und er zog mich an sich."
Aber das ist nur eine Kleinigkeit. Ja, Dein Text wirkt cineastisch und die Idee des Kurzfilms von Bernadette gefällt mir ;-)
Den Titel und das Resümee am Ende halte ich für nachdenkenswert und bearbeitungswürdig.
Titelvorschlag:
Wie wärs mit -Irgendein Nazi hat deine Freundin gefickt-

Lieben Gruß
Sua Sponte

 
Zuletzt bearbeitet:

Hier hatte ich eben Mist gebaut- bin neu hier. Geändert.s.u.
Knallfrosch

 

Juju,

ich bin mir nicht sicher, ob es für mich ein satirischer Text ist: Er erinnert mich stark an Bukowski, vor allem aber an den Held Horst Badorty aus "Fan-man".
Ein Prot. der völlig abgespaltet von seinen Gefühlen lethargisch durch sein Leben stolpert, ein Blatt im Wind. Ein Fatalist.

Diesen Aspekt der Lethargie hast du exakt rübergebracht.
Die Sache mit dem Nazi finde ich total unnötig, denn es verzerrt den Blick auf die eigentlich gute story. Du schaffst mit dem Nazi eine Figur, die schon aufgrund der negativ Assoziation mit diesem Begriff von der story ablenkt und zu viel Gewicht bekommt.Der Leser erwartet auch auf Grund der provokativen Überschrift eine andere Entwicklung. Die story wird m.E. nichts verlieren, verliert sie schnell den Nazi...:

Hier z.Bsp.Textstellen, die ich nicht gelungen finde:

"Sein blanker Arsch starrte mich an,"

Ein Arsch kann nicht starren.

"Ich starrte auf seinen blanken Arsch" wäre ein Vorschlag.

"Ich bin aber bereit euch beide zum Verzeihen."

*zu verzeihen ;)


"Marcella, ich liebe dich noch immer wie am ersten Tag"

unlogische und daher unglaubwürdige Stelle: Dieser Typ liebt ganz bestimmt nicht. Niemanden. Auch nicht sich selbst.:(

Da genau das im Text so gut herausgearbeitet ist, stolpere ich über diese Stelle.

Ansonsten: Hat Spass gemacht, die story zu lesen.

Grüße vom Knallfrosch

 

Hallo!

Ich habe den Nazi jetzt rausgenommen aus dem Titel, da er im Text selbst eigentlich eine recht untergeordnete Rolle spielt und so wird doch zu viel Aufmerksam auf ihn gelenkt. Ich sehe aber im Forum selbst kann ich den Titel nicht ändern. Das müsste ein Moderator tun...

Hallo Sua!

eine echte Realsatire!
Mit viel Witz rübergebracht!

freut mich sehr!

hallo knallfrosch!

Bukowski habe ich noch nicht gelesen, nehme ich mir aber schon seit längerem vor. das mit dem Nazi wurde schon häufiger angesprochen... ist wohl ein zu brisantes Thema als das man da einfach so drüber hinweg liest. dass der Typ meint er liebe seine Freundin... naja, das ist natürlich zu bezweifeln, und genauso könnte man bezweifeln, dass sein freund tatsächlich so ein guter kumpel ist... aber da sind wir schon an der Kern der Geschichte angelangt... das man da drüber stolpert verstehe ich, aber eigentlich müsste man doch über so einiges stolpern, ist ja irgendwo auch Sinn der Sache... aber ich verstehe was du meinst.

Danke!


Hallo Basti,


ich kann mir schon gut vorstellen, dass so was ähnliches für Comedyzwecken schon verwendet wurde - schon seit es Menschen gibt gehen sie fremd... da hat aber nichts bestimmtes als Vorlage gedient.

Dein Protagonist hat eine ganz besondere Wirkung auf den Leser,

freut mich!


Danke nochmal an alle fürs Lesen und Kommentieren und auch dafür, dass ihr euch die Zeit nimmt mich auf den einen oder anderen sprachlichen Schnitzer hinzuweisen.


mfg,

JuJu

 

Hey JuJu

Jap, das Tragisch-Komische kommt sehr gut raus. Dir sind die Figuren ganz besonders gelungen und die Dialoge hast du wirklich drauf, sie lassen deine Texte immer lebendig werden.
Das mit dem Nazi würde ich nicht ganz streichen, weil es einfach zeigt, dass der Nazi nicht etwa wegen seiner Einstellung gehasst wird, sondern weil er ihm die Freundin ausgespannt hat. Und der Punk ist ja auch nur so ein Straßenpunk, der denkt, wenn er sich betrinkt, Pornos guckt, die Haare bunt färbt und Anarchie ruft, gleich ein Punk ist. Erinnert mich an diese besoffenen Kiddies in Bahnhöfen, die auch denken, sie seien Punks.
Dein Prot. bewegt sich da als einziger irgendwie ohne Ziel. Julius ist ja auch irgendwie Klischee - klein, langer Zopf - bisschen südländisch beschrieben und schwupps da haben wir auch schon Don Juan. ;) Die Freundin übernimmt die Rolle der Plastik-Puppe, ist nur zum Bumsen gut - für so etwas wie eine Beziehung und Liebe ungeeignet.

Hat mir ganz gut gefallen, dein Teil.

JoBlack

 

Hallo Jo!

Freut mich, dass du denke ich verstehst, wie ich das mit dem Nazi gemeint habe. Ich wollte einfach ziegen wie hier der Nazi prinzipiell von dem Punk dämonisiert wird, aber gar nicht wirklich wegen seiner ideologie, sondern einfach so, weil Punks nun mal Nazis hassen und sie sowieso an allem schuld sind... sogar daran, dass ihre Feundinnen fremd gehen. Ich will hier keineswegs Nazis verteidigen und vielleicht ist diese Thematik zu brisant für den Rest des Texts (man kann wohl noch nicht wirklich über Nazis lachen), aber ich wollte etwas von dieser manchmal übertrieben Anti-haltung reinbringen, die durchaus auch lächerlich sein kann und daher von meinem Gefühl doch in den Text passte.
Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren!

Hat mir ganz gut gefallen, dein Teil.

freut mich sehr!


mfg,

JuJu

 

weil Punks nun mal Nazis hassen und sie sowieso an allem schuld sind...

das machen nicht die punks, sondern die antifa.
bei nem punk müsste der titel richtig lauten "Helmut Kohl hat meine Freundin gefickt!"

 
Zuletzt bearbeitet:

das machen nicht die punks, sondern die antifa.

da behaupte sind die Übergänge zum Teil fliessend...

Wikipedia:

Viele Leute sind der Ansicht, dass alle Punks, die nach der ersten Welle kamen, nur noch modische Nachahmer waren und das Anliegen der ursprünglichen Punkbewegung und die im Punk verkörperten radikalen Ansichten (z. B. Anarchie) gar nicht mehr erfüllen können. Viele Punks wandten sich deshalb anderen Strömungen zu, etwa der Antifa, den Autonomen, den Hausbesetzern und der Ökologiebewegung.

Punk heute

Dennoch existiert auch heute noch eine Untergrund-Szene, die weiterhin eine Anti-Haltung pflegt. Diese besteht jedoch aus verschiedensten Richtungen, die sich aus dem traditionellen Punk entwickelt haben, beispielsweise die sich als unpolitisch bezeichnende Oi!-, die Hardcore- und die Anarcho-Punk-Szene.

Generell kann festgehalten werden, dass Punk heutzutage sehr gespalten ist und keinesfalls mehr eine einheitliche, homogene Subkultur darstellt. So besteht gerade zwischen politischen motivierten Punks und sogenannten Oi!-Punks eine gegenseitig eher ablehnende Haltung.


Generell gebe ich dir Recht, da ist schon eher die Antifa dafür zuständig...
aber mit Sicherheit hat schon so mancher Punk auch den Kohl als Nazi beschimpft.

 

Die Geschichte ist in Ordnung so, JuJu, und auch der Nazi paßt, weil er als Feindbild herhalten muß, denn anders kann so ein Würstchen mit dem eigenen Versagen nicht fertig werden. Ja, das Leben ist hart: Die besten Freunde verraten einen und über so eine Freundin kann man eigentlich nur den Kopf schütteln. Obwohl man’s natürlich weiß, daß die Frauen es als eine besondere Herausforderung ansehen, seinen besten Freud, der ihr ja ein natürlicher Konkurrent ist, zu desavouieren, nur ist ihr hier wohl die eigene Geilheit zum Verhängnis geworden ...

Gut geschrieben, keine Frage.

Dion

PS: Es gibt da eine Stelle, wo der Protagonist von Liebenden auf dem Tisch redet – da müßte von Fickenden die Rede sein, denn sie werden erst später, wenn überhaupt je, zu Liebenden.

 

Hi JuJu,

irgendwie habe ich ja den Verdacht, es ist Absicht, dass man deinem Erzähler seine Gefühle nicht anmerkt. Und vielleicht stellen wir es uns auch viel eher so vor, voller Wut auf solche Situation zu reagieren, als es sich real abspielt. Ob man allerdings wirklich noch Freundschaftsrituale einhält, Smalltalk übt, weiß ich nicht. Und merkwürdigerweise finde ich deine Dialoge trotzdem vorstellbar, auch wenn ich bei einem Film wahrscheinlich gesagt hätte: Wenn das Drehbuch es vorschreibt, ist es auch leicht, cool zu bleiben. So wird dein Erzähler zu einer Art James Band in Liebesdingen, einer, der sich anstatt nach dem Mordanschlag nach dem erlebten doppelten Verrat die Krawatte zurechtzupft. Und erst im Treppenhaus bei dem unbekannten Punk weint, was die coolen Dialoge zuvor eher hilflos erscheinen lässt.
Insofern auf alle Fälle eine interessante Geschichte.

Ich lief rüber, stellte die zwei Flaschen Wein neben den beiden Liebenden auf dem Esstisch
entweder auf dem Esstisch ab oder neben die beiden Liebenden (Fickenden - Dions Einwand ist berechtigt) auf den Tisch.
„Kannst du…uns jetzt… kurz… in Ruhe…“
Bitte jeweils Leerzeichen zwischen die Auslassungspunkte und die Wörter (das gilt immer, es sei denn, du brichst mitten in einem Wort ab)

Lieben Gruß
sim

 

Hallo Dion,

Obwohl man’s natürlich weiß, daß die Frauen es als eine besondere Herausforderung ansehen, seinen besten Freud, der ihr ja ein natürlicher Konkurrent ist, zu desavouieren, nur ist ihr hier wohl die eigene Geilheit zum Verhängnis geworden ...

interressante These... hab selbst ein Kumpel dem ich gern die Freundin ausspannen würde...;)

auch der Nazi paßt, weil er als Feindbild herhalten muß, denn anders kann so ein Würstchen mit dem eigenen Versagen nicht fertig werden

ich sehe der Nazi polarisiert... freue mich, dass du einen platz für den nazi siehst, und dass er nicht zu sehr ablenkt.

da "fickenden" zu schreiben habe ich mich nicht getraut, aber Liebenden trifft wohl auch nicht den richtigen Ton...

Gut geschrieben, keine Frage.

Danke Schön!

Hallo Sim!

James Band, muss ich gestehen, kenne ich nicht (hoffentlich ist das nicht ein allzu peinlicher Geständnis...), aber ich google gleich!

Bitte jeweils Leerzeichen zwischen die Auslassungspunkte und die Wörter (das gilt immer, es sei denn, du brichst mitten in einem Wort ab)

mach ich

Insofern auf alle Fälle eine interessante Geschichte.

Danke!

Nochmals vielen Dank fürs Leses und Kommentieren!


mfg,

JuJu

 

James Band war auch ein peinlicher Tippfehler, es musste natürlich Bond heißen ;)

 

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