Was ist neu

Jutta Ditfurth: Rudi und Ulrike

Seniors
Beitritt
31.08.2008
Beiträge
596
Zuletzt bearbeitet:

Jutta Ditfurth: Rudi und Ulrike

Nein, nicht das noch. Ein weiterer Aufguß der 68er Jahre, nur grober und liebloser als die Ulrike Meinhof Biographie, mit dem Thema, daß sich unter den vielen politisch Aktiven fast alle kannten und natürlich diese beiden auch – daraus wird nun etwas ganz heißes gestrickt. Die Autorin löst das Versprechen nicht ein; es gibt „Rudi und Ulrike“ nicht. Eine einzige längere Unterredung, über die beide nicht gesprochen haben und über die es nur Mutmaßungen gibt, dazu ein Besuch von Ulrike Meinhof bei Rudi in Italien, nach dem Attentat, das rein professionell war: sie wollte ein Interview für „konkret“, bekommt es nicht und reist wieder ab.- Ein überflüssiges Buch.

 
Zuletzt bearbeitet:

Kenn Ditfurths Text nicht und möchte eigentlich nur auf zwo lesenswerte ältere Werke hinweisen, Set mag mir verzeihen:

Die fragmentarische Autobiografie "Aufrecht gehen" und die Biographie "Die drei Leben des Rudi Dutschke" von Ulrich Caussy, die auch Querverbindungen zu anderen Personen schlagen - wie u. a. ur Kommune I und dem gerade verstorbenen Fritz Teufel, dessen verschwundene Urne doch tatsächlich eine Eulenspiegelei ermöglichte, über die Dutschke sicherlich gelacht hätte.

Hinzu kommt der sehenswerte, aber unter Ausschluss der Öffentlichkeit am 27. April d. J. im ZDF gesendete Film/ Doku-Drama Dutschke. Hier kamen selbst Gegner Dutschkes zu Wort. Auch wurde die Zerrissenheit der Linken gezeigt wie auch ihre spießigen Tendenzen. Deutlich kommt hervor, dass Dutschke seiner protestantischen Herkunft nach der christlichen Ethik und damit der Gewaltfreiheit nahe stand und allen totalitären/autoritären Strukturen (folglich auch Lehren) abgeneigt war. Wolf Biermann hatte es seinerzeit auf den Nenner gebracht: Rudi war zu sanftmütig.

 

Na ja, ich wollte nicht alle 68er-Bücher rezensieren, aber Recht hast Du: über Dutschke gibt´s noch was. Ich würde allerdings an allerallererster Stelle die Biographie von Gretchen Dutschke: "Wir hatten ein barbarisches, schönes Leben" erwähnen, dann die Tagebücher von Rudi Dutschke: "Jeder hat sein Leben ganz zu leben".
Rudi und Ulrike habe ich hier nur erwähnt, damit nicht jemand nach der positiven Rezension der Biographie Jutta Ditfurth: "Ulrike Meinhof" denkt, "Rudi und Ulrike" sei auch lesenswert. Ist´s nich.

 

Weiß ich doch; dabei fällt mir jetzt ein, dass Gretchens Biografie die Grundlage des Doku/Dramas abgab, die übrigens nicht für "History" verwurstet wurde. Das noch zur Ergänzung und vielleicht zur Ursache der Qualität.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Friedel,

nun wurde "Dutschke" im Fernsehen wiederholt und ich dachte, das tu ich mir mal an. Habe es nicht geschafft und bin bald lieber ins Bett gegangen. Da darf ein Rabehl schwadronieren über Rudis Beziehung zu diesem unemanzipierten amerikanischen Mädchen, da wird berichtet von "dieser atemlosen Zeit, in der Besinnung und Innehalten nicht möglich war". Kein Wort davon, was Rudi in dieser Zeit alles geschrieben hat, wieviel politische Analysearbeit da nebenbei geleistet wurde. Da wird ein Schausteller wie Rudi frisiert, bringt aber von der Ernsthaftigkeit und der Tiefe eines Rudi nix rüber. Dazu werden ständig Szenen gespielt, die man auch und besser mit Originalaufnahmen abgebildet hätte. Wozu überhaupt die Mischung aus Interviews und Schauspiel? Ein richtiger Spielfilm hätte mehr leisten können, eine Dokusendung mit den Interviews alleine auch.
Christ war Rudi durch und durch und ist es geblieben, auch als er nicht mehr geglaubt hat. Unbeirrbar und unbestechlich auch. Die Geschichte der Grünen wäre anders verlaufen, wäre er länger dabeigewesen.
Ein Schlüsselereignis ist die Lieferung von Dynamit durch Feltrinelli an Rudi Dutschke: man debattiert eine halbe Nacht, was man damit alles anstellen könnte, Rudi findet bei jeder Idee den Haken: die Verletzung Unschuldiger, oder von Menschen überhaupt, kann nicht mit vollkommener Sicherheit ausgeschlossen werden. Also wird das Dynamit entsorgt, versteckt im Kinderwagen mit Sohn Hosea Che obendrauf, nachts weggebracht; es ist nicht überliefert, wohin. Rudi hat die Prüfung bestanden und ist nicht Terrorist geworden. Wie ich das Geschehen heute einordne, steht in "Schlesien im Herbst".
Fazit: Die Sendung betreibt nicht so eine üble Geschichtsklitterung wie der RAF-Film, ist aber ziemlich flach.

Nix für ungut, herzlichen Gruß von Set

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom