Was ist neu

Serie Der Wohnflöz

Mitglied
Beitritt
05.04.2008
Beiträge
5

Der Wohnflöz

Der Wohnflöz

Jezz saß ich gestern inne Küche und war so richtich am Grübeln. Wegen de Experten! Die haben doch gesacht, dat fümfenvierzich Kwadratmeter vonne Wohnung von ein HaazVier viel zu groß wär. Fümfenzwanzich würden dat auch tun.

Jau, wie würde dat wohl gehen, habe ich mich so gefracht. Da haben de Experten wohl de Badestube und dat Schlafzimmer vonne Bude abgezwackt. Weil, schlafen kannze auch in Wohnzimmer auffe Kautsch, die du noch vonne Omma da stehn hass. Und als Badestube oder wenne auffen Klo willz, nimms du de große Schüssel, wo du früher Katoffelsalat mit gemacht hass. Als Küche hasse sonne kleine Kochplatte, für ma zum Spiegelei braten, ansonsten kriss du ja genuch anne Tafel.. Also, dat geht.

Aber gibt dat überhaupt Wohnungen, die dann HaazVier-Schnitt haben? Also genau Fümfenzwanzich Kwadratmeter? Dat is dat nämlich, Gibt dat nich.

Aber dann kam mir dat plötzlich!

Hier unten drunter is doch noch vonne Zechen, is dat doch allet hohl. Da könnten die doch für de HaazVier Fümfenzwanzichkwadratmeter-Pazellen hinbauen. Eine Pazelle neben de andere. Wie in Kleingaatenverein, nur ohne Gaaten. So ein richtich schnuckeligen Wohnflöz, schön romantisch mit Kerzenlicht. Und für dat im Winter schön waam is, hasse ja de sarrazinische Heizung, den dicken Pullower.

Dat gibt nur ein großet Problem mit so ein Wohnflöz. Wenn du da unten wohnz, hass du ja noch jede Menge Kohle. Und die daafs du als HaazVier ja nich haben. Da müssen se aber nochma richtich ran, für ne Lösung zum finden.

Ich lass mich aber da jezz gaanich beunruhigen. Da hab ich Vertrauen. Denn in unsere schwazz-gelbe Regierung sitzen ja de richtigen Experten – wenne verstehs.

Ich fang jedenfalls schonma an, mein Wohnflöz einzurichten. Also, mach gut,ne.

 

Tachchen und wellkamm tuu sze pläschscherdomm hierorts,

lieber elmarrasch,

"in den verschiedenen Etagen
Redeten die Leut verschiedne Sprachen:

Die ganz oben
Sprachen gehoben,
Die in der Mitt’
Sprachen Durchschnitt
& die gerad noch satt
Redeten einfach platt.

Die aber in den Gossen lagen
Schwiegen & träumten von bessern Tagen."*

Ist das Ruhrpöttisch überhaupt ein Dialekt? Der Westfale spricht anders als der Rheinländer (Do vs. Du), der Niederrheiner (We) wieder anders, als der Münsterländer aus Glabotki mit polnischem Hintergrund. Der ist nämlich zum Hüter des Deutschtums aufgestiegen und beäugt aufmerksam, was die Türken, die vom Balkan, Spanaken und Itaker so alles treiben, wat nich' richtich is', und erst recht die Polacken, die jezz kommen. Da hatter schon'n Mottek für parat liegen.
Und die da oben (s. o.) sprechen anders, als die da unten.
Soziolekt hat sich dafür herausgebildet. Und zugegeben: die Sprache Jürgen von Mangers ist eine Kunstsprache.


>Kwadratmeter<; das "qu" hört sich bei mir an wie's "kw", dass hier der Kunstcharakter der Schrift-Sprache durchschimmert.

>Jau, wie würde dat wohl gehen, habe ich mich so gefracht< Variante zum ja "jo"; die Endungen mit dem unbetonten "e" können verschluckt werden. Also etwa "jo, wie würd'dat wohl (Do: woll) gehn, hab'ich mich so gefracht", was mich sofort auf das mir und mich Problem bringt, was mir nicht nur bei Pöttlern mit polnischem Hintergrund, sondern auch mit urdeutschen Namen auffällt. Nicht umsonst sagt der Volksmund (auf Schriftdeutsch und ohne Soziolekt)

"Mir und mich verwechsel ich nicht, / das kommt bei mich nicht vor. // Ich hab 'nen kleinen Mann im Ohr, / der sagt mich alles vor."

Da in der Regel die beiden Fälle ständig verwechselt werden, wäre ja schon eine eigene Grammatik diesbezüglich zu unterstellen.

Diese Vertauschung - wenigstens gelegentlich - täte dem Text gut.

>Und als Badestube oder wenne auffen Klo willz, nimms du de große Schüssel, wo du früher Katoffelsalat mit gemacht hass.< Erinnert mich an die Kochkünste H. Schuberts als Alfred Tetzlaff, als er Rotkohl kochen will, die Zehnägel nebenbei schneidet und - als der Rotkohl runterfällt - alles zusammenfegt und ab in den Kochtopf ... Da wär ein Stuhlgang auf'm Kochtopf eine Steigerung!
Beim "du" verschwindet i. d. R. das "u" zum unbetonten "e", wie beim zusammengezognen wenn du = wenne, nimmst du = nimmse, wo du = wo de.

> ..., ansonsten kriss du ja genuch anne Tafel..< Ein Punkt reicht, kriss du = krissde

>Dat is dat nämlich, Gibt dat nich.< gibt;
alternativ: "Dat isset nämlich, gibbet nich'."

Schöner Vorschlag, mit Vergnügen gelesen!

>Also, mach gut,ne.<

Friedel

*Babbel
dem Prekariat & Herrn Müntefering gewidmet, aus: Kadingirra

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom