Was ist neu

Serie Geschichten aus dem Kinderheim

Status
Keine weiteren Kommentare möglich.
Mitglied
Beitritt
03.03.2011
Beiträge
2

Geschichten aus dem Kinderheim

Hallo,Ich war ein Heimkind. Meine Kindheits- und Jugenderlebnisse spielten sich vorrangig im Kinderheim ab. Ich kann nicht wie andere Schreiberlinge , die in einer normalen Familie gelebt haben , eigene Geschichten und Erinnerungen ,so in Ihrer Art schreiben.
Deshalb mache ich hier den Vorschlag, dass Kinder, Jugendliche und Erwachsene die irgendwie mit einem Kinderheim zu tun hatten, hier Ihre Erlebnisse und Geschichten nieder schreiben können.
Es sollte nicht so sein, dass nur Heimkinder hier schreiben, sondern alle, die zu diesem Thema etwas zu sagen haben. Das kann ein Erzieher , eine Köchin,
ein Kind, ein Freund der ein Heimkind kennt u.s.w..... sein.

Was meinen Sie dazu !!!

Mit den allerbesten grüßen
Schreiberling Cornelia

 
Zuletzt bearbeitet:

Das Thema ist wichtig und hochpolitisch; dem kurzen Schreck, den dies in der Öffentlichkeit ausgelöst hat, folgte die sanfte Bemäntelung an "runden Tischen". Man traut sich, von "Entschädigungen" zu reden und meint Beträge, die kaum ein Hundertstel des angemessenen ausmachen. Dabei bleibt die Wirklichkeit im Erleben der Betroffenen unter dem Tisch; man will das gar nicht hören und meint, mit dem allgemeinen Entschuldigungsgetue und den Betroffenheitsriten von hochrangigen Führungspesonen lasse sich das alles schnell überwinden.
Bei alledem sind wir von einer ehrlichen Bestandsaufnahme weit entfernt; die Aufklärung beschränkt sich gezielt auf die "sechziger Jahre", als wäre danach alles vorbei gewesen und heute die Welt in Ordnung. Den Hauptgrund für die lange Zeit, die hier bis zur Thematisierung vergangen ist, sehe ich darin, daß in der Lebenskrise im Alter von 40 bis 50 Jahren viele Kindheitserinnerungen wach werden und die Lebensenergie nicht mehr ausreicht, die Traumatisierung weiter zu verdrängen. Es geht also nicht darum, die Vergangenheit aufzuklären, sondern darum, einen Teil unserer Kultur ans Licht zu befördern, der heute noch besteht, wenn auch in anderer Form und an anderen Schauplätzen als den staatlichen Heimen der X0er bis 80er.

Ein weiterer Aspekt wäre die über die offiziellen Analysen hinausgehende Aufklärung über die tatsächlichen Verbrechen. Dies verläßt zugegebener Maßen den literarischen Kontext, aber Literatur kann ja auch politisch sein und hier sollte sie es. Ich selbst habe hier eine dokumentarische Geschichte über einen Mord in einem evangelischen Kinderheim in Schleswig-Holstein eingestellt ("Maritas Hände"), das in den Berichten der Kieler Untersuchungskommission nicht erwähnt wird. Ich habe den Ortsnamen verfremdet, da ich ihn nicht mit Fakten belegen kann. Mit intensiverer Recherche könnte ich sicherlich den Ort (Bad X nördlich von Hamburg) konkretisieren. Ich denke, wenn Betroffene Geschichten einstellen, werden noch einige Heime an das Tageslicht gezerrt, von denen bisher niemand gesprochen hat.

Ich schlage vor, der besseren Übersicht und Außenwirkung wegen eine besondere Rubrik für diese Geschichten einzurichten. Eine Kontaktaufnahme mit den Initiativen der Heimopfer und Verlinkung der Websites könnte später folgen.

 

Ein weiterer Aspekt wäre die über die offiziellen Analysen hinausgehende Aufklärung über die tatsächlichen Verbrechen. Dies verläßt zugegebener Maßen den literarischen Kontext, aber Literatur kann ja auch politisch sein und hier sollte sie es.

Das ist 100% journalistisch, autobiographisch und nicht-fiktional, was das Projekt angeht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Literaturforum für Kurzgeschichten eine angemessene Plattform für so ein Projekt sein kann.

Davon ab, bezweifle ich, dass sich genügend Leute für so ein Projekt fänden. Angenommen es fänden sich genügend Leute und sie schrieben ihre Geschichten auf, wie sollten die dann kommentiert werden? Auf ihre literarische Struktur hin, auf Grammatik, poetische Dichte, die Stärke des Ausdrucks?
Nein, wirklich nicht. Ich halte das für einen völlig falschen Ansatz.

 
Zuletzt bearbeitet:

Das ist 100% journalistisch, autobiographisch und nicht-fiktional, was das Projekt angeht.

Ja, aber das sind viele andere Geschichten hier im Forum auch. Der Journalismus verträgt sich nicht mit der Literatur, das Autobiografische und Nicht-Fiktionale sind dagegen kein Widerspruch zur Literatur.
Deine Bedenken teile ich trotzdem im Grundsatz; es bleibt eine Gratwanderung zwischen der Darstellung eigener Betroffenheit und der Kunstform. Die Kritik an der literarischen Form würde für viele Betroffenen, die ihre Geschichte einstellen, schwer zu ertragen sein - besonders, wenn sie am Anfang der Verarbeitung stehen und hauptsächlich durch ihr Mitteilungsbedürfnis angetrieben werden. In solchen Fällen ist ein Heimopfer-Forum der geeignete Platz.
Andererseits kann es zur Verarbeitung einen wertvollen Beitrag leisten, die Traumatisierungen der eigenen Vita in eine anspruchsvolle literarische Form umzuwandeln. Das Ergebnis solcher Bemühungen wird Literatur und bleibt dabei politisch. Im Forum gibt es viele Beispiele dafür.
Ich denke, der Vorschlag von Reini1956 erfordert es, klare Grenzen zwischen den Möglichkeiten eines Literaturforums und denen einer politischen Initiative zu benennen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Die Kritik an der literarischen Form würde für viele Betroffenen, die ihre Geschichte einstellen, schwer zu ertragen sein - besonders, wenn sie am Anfang der Verarbeitung stehen und hauptsächlich durch ihr Mitteilungsbedürfnis angetrieben werden. In solchen Fällen ist ein Heimopfer-Forum der geeignete Platz.
Das ist der status quo. Interessierte Autoren können natürlich autobiographisch gefärbte Geschichten hier einstellen, die dann meist so kritisert werden als seien sie fiktiv.
Menschen, ohne literarische Ambition, die ihre Vergangenheit aufarbeiten möchten, sind in Themen-Foren für Betroffene besser dran.

Die "Autobiographie" oder therapeutisches Schreiben - das ist ein Feld am Rande der Literatur, ich wäre da wirklich vorsichtig. Es müsste dann einen Bereich geben, tatsächlich, "Therapeutisches Schreiben" und dort würden dann andere Regeln gelten, da müsste mit viel mehr Fingerspitzengefühl für das Befinden des Autors kommentiert werden, fast möchte ich sagen, da dürften nur Leute ran, die über Erfahrung im sozialen/psychiatrischen Gebiet verfügen.

Meiner Ansicht nach würde das den Anspruch des Forums als Kurzgeschichten-Forum/Schreibwerkstatt verwässern.
Ich glaube sogar: Eine Kritik, die dem Wohl, der Qualität, der Geschichte dienen soll, schließt es aus, zuviel Rücksicht auf das Wohl des Autors zu nehmen.
Eine Unter-Rubrik, in der das Wohl des Autors oberste Priorität hätte, halte ich für nicht gut.

 

Eine Unter-Rubrik, in der das Wohl des Autors oberste Priorität hätte, halte ich für nicht gut.

Damit ist die wesentliche Grenze benannt: man kann wie beim Thema Mobbing auch dem Thema Kinderheim einen Raum geben, aber es muß Literatur bleiben und nach den Regeln der Literatur behandelt werden.

 

Hallo, Reini1956,

Ich kann nicht wie andere Schreiberlinge , die in einer normalen Familie gelebt haben , eigene Geschichten und Erinnerungen ,so in Ihrer Art schreiben.
Das Argument versteh ich nicht. In Ihrer Art, wessen Art soll das sein?

Hier schreiben Leute aus den verschiedensten Motiven und mit unterschiedlichsten Hintergründen Geschichten zu allen möglichen Themen. Manche erfinden einen dramatischen Hintergrund für ihre Protagonisten, damit die Geschichte fetter wird. Letztendlich ist es für eine gute Geschichte nicht wichtig, ob sie erfunden oder erlebt ist und welchen persönlichen Hintergrund der Autor mitbringt.

Hier gibt es auch keine Extraecken für Millionäre, Süchtige, Alleinerziehende, Ausländer, Schwule, Bankrotteure, Suizidale, Akademiker, Gläubige, Blonde oder Dicke. Sowas reduziert einen Menschen auf einen Teil seiner selbst. Das kann auf dem Bau sinnvoll sein, wenn man z.B. keine Akademiker will, weil die sich zu oft auf den Daumen hauen, aber beim Geschichtenschreiben ist eine solche Kategorisierung Blödsinn, da zählen andere Kriterien.
Was, wenn Du am Schreiben Geschmack findest und denkst: Eigentlich würde ich gern Großstadtkrimis schreiben! Oder Science Fiction! Sollen Deine Werke dann im Buchhandel in der Ecke für Ehemalige Heimkinder stehen?*

Ob das, was Du schreibst, hier gern gelesen wird und eine Zielgruppe findet, wird sich zeigen, wenn eine Geschichte dasteht. Bei handwerklichen Schwierigkeiten (Rechtschreibung, Stil etc) wird hier viel Hilfestellung geleistet. Warum aber im Vorfeld debattieren und einen Extraraum für etwas abstecken wollen, das noch nicht einmal hier lesbar existiert?

Wenn Du also etwas zu erzählen hast, eine Geschichte schreiben willst, dann mach das doch einfach. Versuch macht kluch. :)

Makita.

*Interessante Vorstellung: Dostojewski stünde in der Abteilung Bankrotteure, Hemingway und Poe bei Süchtige, Hawking bei Behinderte. Andersen und Kant? Finden Sie da drüben bei Sexuell Inaktive. Tucholsky, Borchert und wer-nicht-noch-alles: Ein Riesenregal für die Selbstmörder.
Aus dieser Buchhandlung könnte man fast eine Geschichte machen. :aua:

 

Hallo Makita,

Auf einer Art gebe ich Dir recht.
Es ist richtig, dass Geschichten, wie meine oder fiktiv erfundene wie Du hier aufzählst : Krimi, Horror...., keine "extra Ecken", irgendwo ??? benötigen.
Wenn ich aber die Kommentare von Qwinn verfolge, dann ist das Schreiben meiner eigenen Geschichten aus dem Kinderheim , wohl doch eine nicht so einfache Sache.
Sie benötigt doch einen anderen Rahmen, als diesen hier.
Auch möchte ich hier, keinen Psychologischen Dialog führen.
Qwinn begründet seine Bedenken so:

(Zitat:" "Die Kritik an der literarischen Form würde für viele Betroffenen, die ihre Geschichte einstellen, schwer zu ertragen sein - besonders, wenn sie am Anfang der Verarbeitung stehen und hauptsächlich durch ihr Mitteilungsbedürfnis angetrieben werden. In solchen Fällen ist ein Heimopfer-Forum der geeignete Platz."" )
Diese Darstellung hat mir zum Nachdenken bewogen.
Mit meiner Aussage,dass ich ("Meine Geschichte, nicht so in Ihrer Art schreiben) kann wie.....möchte ich folgendermaßen begründen:

Es sollte schon ein kleiner Unterschied erkannt werden.
Schreibe ich eine Geschichte von (meiner Familie, dass sind nun einmal die Kindern und Erziehern vom Kinderheim)
oder (einer Familie mit Mutter, Vater und deren eigenen Kindern), welches der Normalfall aller Generationen ist.

Aber:
Eine Serie zu entwickeln über ein doch echt brisantes Thema, wie die Bewältigung meiner Vergangenheit, als Heimkind, dass wollte ich nicht.
Quinn hat mir die Augen geöffnet. Und gegenüber allen DDR Heimkindern
bitte ich Sie, diese Rubrik zu schließen.
Übrigens,
Ich schreibe seit einigen Monaten an "Meinen Erinnerungen".
Es soll ein Buch werden, welches ich meinen Kindern und allen
betroffenen Kindern der ehemaligen DDR widmen möchte.
Dieser Wunsch besteht schon seit meiner Jugendzeit.

Für all die guten Hinweise und Hilfe recht vielen Dank.
Ich werde andere Dinge schreiben, wie Kindergeschichten oder
vielleicht den Frühling.
Cornelia

 
Status
Keine weiteren Kommentare möglich.

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom