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Luxusschläppchen

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22.10.2011
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Luxusschläppchen

Es war kurz vor Feierabend, als Helgolands größter aktiver Shanty-Chor auf der Suche nach auftrittssicherem Schuhwerk wie ein Orkan in meinen Laden krachte. Ich: blond, ehrgeizig, leitende Geschäftsführerin eines Designerschuhladens, geübt im Umgang mit anspruchsvollen Kunden, heute aber extrem genervt von einer 10-Stunden-Schicht. Das Geschäft: Eine luxuriöse Boutique in der Innenstadt, Schuhkreationen, die neuesten Brands. Eine glanzvolle Edelschuhschmiede, in der Kristallspiegel und funkelnde Deckenleuchter mit dem Leder der sorgsam drapierten Schuhe um die Wette strahlen. Selbst der Marmorfußboden spiegelt und bringt so die Beine meiner Kundschaft besonders ansprechend zur Geltung.

Ich hatte gerade meine Schuhe ausgezogen, um meine schmerzenden Füße zu reiben, und feierte das Arbeitsende mit einem wohlverdienten Gläschen Sekt, denn der Laden war endlich leer, als es hinter mir polterte. Verdammt, ich hatte vergessen, die Drehtür zu sperren.
„Wir haben ge … “
„Und wir brauchen Schuhe! Auftrittssicher! Dringendes SOS!“
Ein bärtiger Mann mit Kapitänsmütze schlingerte gefährlich schwankend auf mich zu, eine Tasche, die ihm aus der Hand gerutscht war, überholte ihn und planierte meine Schuhe. Auf dem schwarzen Segeltuchstoff prangte ein plumper, braun-weißer Vogel, darunter stand in dicken Buchstaben „Helgoland – einziger Brutplatz Mitteleuropas“.
„Was soll das“, fragte ich fassungslos, denn mit einem Kapitän in einem Designerschuhladen hatte ich nicht gerechnet und deutete auf die Tasche mit dem dicken Federvieh, die gerade meine Pumps plattgewalzt hatte. Mein Blick blieb an den unbeschuhten Sportsocken des Kapitäns hängen.
„Das“, sagte er stolz und deutete auf die Tasche, „ist unsere Namensgeberin, und wir singen Shanties.“
Hinter ihm sah ich weitere Kapitäne anrücken. Und weil der Geist sich in Situationen, die ihn gleich überfordern werden, auf Nebensächlichkeiten stürzt, bestand ich leider auf der Nennung seines Namens, statt mit letzter Kraft die Tür zu schließen.
„Wer sind Sie“, sagte ich und stierte erschüttert auf die bärtige Horde, die nun Fahrt auf die Schwingtür aufgenommen hatte.
„Das sagte ich doch schon, das ist unsere Namensvetterin“, wiederholte er und deutete erneut auf die Tasche mit dem dicklichen Vogel. „Was ist jetzt fix mit den Schuhen?“
„Ja aber, wer sind Sie“, stammelte ich. Mit einem Kerl konnte ich vielleicht noch fertig werden, doch mit einer Horde?
Leider entschied er nun, dass ich nur durch Stillung meiner Bildungslücken zur Kooperation zu bewegen war und hob zu einem ausgedehnten Vortrag an: „Nun, ganz Helgoland ist stolz auf seinen einzigartigen Alkenvogel. Evolutionstechnisch gesehen von den Zehen auf die Fußwurzel gerutscht, ist er bekannt durch sein etwas bedürftiges Gangbild. Nur noch in Helgoland brütet er. Und wir sind stolz, seinen Namen tragen zu dürfen. Darf ich vorstellen?“, sagte er und deutete auf die Schwadron Seebären, die nun schon sehr nah war, „ ‚Die Helgoländer Trottellummen‘ “

Ich brach in hysterisches Gelächter aus und schnappte endlich nach der Sperre der Schwingtür, doch es war zu spät. Ein infernalisches Chaos brach über den Schuhladen herein. Ein weiterer Strumpfkapitän war durch die Drehflügel gerutscht, schwankte, krängte wie eine unbeholfene Fregatte und soff schließlich ab, direkt hinter dem Durchgang. Eine Stolperfalle für die Horde blauweiß geringelter Kerle, die sich unmittelbar nach ihm mit Macht in den Laden drängte und auf den glatten Marmorfußboden polterte. Vor mir brodelte ein blauweißes Durcheinander von Gliedmaßen, aus dem ab und an ein rotes Farbfleckchen auftauchte. Die hübsch geknoteten, roten Tüchlein, mit denen die Hälse der Kapitänsbande verziert waren, verloren selbst dann nicht ihren exakten Sitz, als sich die hereinrumpelnden Männer in einem heillosen Wirrwarr mit Akkordeons, Trompetentaschen und Banjos übereinandergestapelt hatten wie die maritim gefärbten Becher eines Speedstackers. Kapitänsmützen segelten über den Boden, Matrosenhemden rutschten aus Schlaghosen und legten weißliche Bierbäuche frei, zwei Gitarren schossen wie Sektkorken aus dem Menschenhaufen hoch und blieben an einem Kristalllüster hängen. Irgendwo zwischen ein paar mit Ankern verzierten Unterarmen qualmte eine Pfeife.

Als die Männer sich endlich entwirrt hatten, sah ich das ganze Ausmaß des Schadens:
34 ausgewachsene, blauweiße Seebären. Von Kopf bis Fuß in das gleiche, nun etwas verrutschte Seemannsgarn gewandet, schuhlos.
Das war das Problem. Unterhalb der Shanty-Uniform tummelte sich ein anarchischer Sockenhaufen.
Das Geheimnis, was der Seemann hinter seinen Pantinen verbirgt, es war gelüftet. Leider. Diesem männlichen und geruchlichen Ansturm war ich nicht gewachsen. Ich forderte sofort Verstärkung bei meinen Damen an.

Ein Sänger mit dinogemusterten Socken, offensichtlich in leitender Position, denn die Dinos auf seinen Socken waren eindeutig Raptoren, räusperte sich und kam zur Sache: „Wir sind hart am Wind, min Deern, wenn du uns nicht sofort hilfst, müssen wir kentern.“
Das Akkordeon, rosa Strümpfe, leicht gräulich am großen Zeh, setzte zu einer Erklärung dieser eigenartigen Worte an, wurde jedoch sofort unterbrochen von der Bassgitarre, deren Füße mit faltenlosen, akkurat gestreiften Socken bekleidet waren. Die Ränder schlossen an beiden Beinen auf gleicher Höhe ab. „Wissen Sie eigentlich, wen Sie vor sich haben? Wir sind ‚Die Trottellummen‘, äh, die Spitzenreiter auf dem diesjährigen Shantychorfestival, wir haben einen Ruf zu verlieren.“
Ich war ein wenig abgelenkt, weil einige besonders muskulöse menschliche Trottellummen sich über die Manolo Blahniks hermachten. Die Bassgitarre interpretierte meine nervösen Zuckungen falsch und schickte ein paar Erklärungen hinterher, jedes Wort wie für eine Schwachsinnige betonend: „Sie wissen, äh, vielleicht nicht, woher unser Name stammt, Trottellummen, äh, sind eigentlich Alk-, äh Alkenvögel.“
Ein Sänger, leicht beschwipst, grüne Kurzsocken mit weißschopfigen Entchen, die sich bei näherem Hinsehen als gefüllte Minibiergläser entpuppten, röhrte: „Wir auch, du olle Wippsteert, wir sind auch Alkvögel. Apropos, hätten Sie da vielleicht so ein Sektchen, so für den Übergang?“
„Ich muss doch bitten“, unterbrach die Bassgitarre erneut, „was soll die junge Frau denn denken! Es ist nur so, wir sind jetzt ja auch auf unsere Fußwurzeln geworfen, äh ... sockenmäßig. Und alles nur, weil uns diese Beutelratten von den „Sylter Fischstäbchen“, diese tiefgefrorene Panadenbande von minderer Qualität“, seine Stimme kippte etwas, „die Schuhe gekapert hat. Wie sollen wir denn jetzt AUFTRETEN?“

Und nun erfuhren meine mittlerweile eingetroffenen Kolleginnen und ich von der Shantychor-Challenge und der unbedingten Favoritenrolle der Trottellummen, die durch bösartige Fischstäbchensabotage ganz unerwartet ins Torkeln geraten war.
„Junge Frau“, grölte das bärtige Banjo, putzige Kätzchen auf blauem Sockenhimmel, „es soll man ihr Schaden nich sein, wir zahlen doppelte Heuer, wenn Sie uns ausrüsten. Aber so ein Sektchen für n fixen Jung, das muss schon dabei sein“.
Das ließen sich meine Damen natürlich nicht zweimal sagen und rannten sofort nach passendem Schuhwerk und perlenden Kaltgetränken.
Genau genommen muss ich mich korrigieren, meine Damen waren nicht nur Damen, zu ihnen gehörte auch ein Herr, der stellvertretende Geschäftsführer, männlich, wegen der Herren-Quote im Einzelhandel. Er trug allerdings gern Rock, vielleicht noch lieber als wir Damen. Nur eben kürzer, darunter sexy Leggings, lasziv gemustert selbstverständlich, er wusste genau, wie man den Laden aufmischte.

Als wir dann den ersten 15 Männern schwarzglänzende Luxusslipper mit echter Ledersohle unter die Socken geschnallt hatten, fiel dem Shantychor leider ein, dass man sich noch nicht für die Challenge präpariert hatte.
„Lasst uns üben, ihr Fischköppe“, sagte Dinosauriersocke, der aufgrund seiner Chefposition den ersten Schuh für sich beansprucht hatte.
„LIPPENBREMSE“, forderte er. Und der gesamte Chor, ob beschuht oder nicht, begann feuchte Luft zur gründlichen Vorbereitung der Stimmbänder durch die Lippen zu pressen. „PPPPPRRRRRHHHHHHH“. Leider bezog die Anrede ‚Fischköppe´ sich nicht nur auf das Konterfei der Musiker, sondern vor allem auf die letzte Zwischenmahlzeit des Chors. „PPPPPRRRRRHHHHH“. Der Fisch war eindeutig mit Zwiebel gewürzt. Und zu jeder Lippenbremse klackerten die Sohlen der 15 beschuhten Seebären, die ihre stimmlichen Lockerungsübungen mit etwas Gymnastik komplettierten.
„Und nun ZUNGENSCHMECKEN“, ordnete ein Sänger an, offensichtlich der künstlerische Leiter, wie man den fett gedruckten Notenschlüsseln auf seinen mintfarbenen Socken entnehmen konnte.
34 eifrige Zungen massierten die Zähne und kauten, als wären die Fischköppe samt Zwiebeln wieder in den Rachen zurückgekehrt, bis die Kehlköpfe frei beweglich mit ihrem Repertoire beginnen konnten.
34 Kehlen ließen „15 Mann auf des toten Manns Kiste“ auferstehen bis zum bitteren Ende, um sie dann sofort gegen „Dor weer eenmal een ohlen Kasten“ einzutauschen.

Ich hatte nichts gegen maritime Schlager, aber doch nicht beim Anpassen meiner kostbaren Schuhe! Würde man etwa die Verkostung erlesener Weine mit Seemannsgarn untermalen? Und nichts anderes als teurer Wein sind meine Schuhe! Ihr Leder ist der kostbare Körper, der den Gaumen, ich meine die Füße, umspült, und das Odeur des Gerbstoffes ist das duftende Bukett, das den müffelnden Strumpfsocken endlich wieder einen sexy Geruch verleiht.
Ich kannte jeden Fuß in dieser Stadt und gab jedem das Seine, um ihn ästhetisch und geruchlich zur letzten modischen Entfaltung zu bringen. Ich hatte sie alle gesehen, die Zehen und Ballen und Hühneraugen, ich hatte sie alle in meinen kundigen Fingern gehabt.
Das jedenfalls dachte ich, als plötzlich ein Stumpf in meine Hand gelegt wurde. Der dazu gehörende Fuß plus ein paar entscheidende Zentimeter fehlte.

Hinter mir sangen 33 Seebären mit vollem Herzen und noch viel vollerer Lunge Döntjes. Kameradschaftliche Geselligkeit sprudelte um die Wette mit dem Champagner aus den Geheimvorräten. Die 33 Seebären hatten mit ihrem männlich-käsigen Trottellummengeruch meine Damen und den einen Herrn kurzerhand eingemeindet und sangen sie gefühlvoll an: „Äs ick jung an Johren wär“. Dazwischen kreiste die nächste Runde Schampus und ließ den Gesang noch beseelter klingen: „And he kissed her on the face“. Das Seemannsgarn wirkte so ansteckend, dass die ersten Damen sich stimmlich anschlossen: „Adieu my fair young maidens“. 33 Seebären schunkelten innig mit meinen Damen und dem einen Herren: „Can't you dance the Polka?“
Und der 34ste Bär saß vor mir und hielt mir seinen Stumpf entgegen.
„Was soll das, Sie brauchen doch keinen Schuh“, sagte ich. „Kleben Sie einen dicken Filzgleiter drunter, damit sie besser von hier ABHAUEN können, wie ich das nämlich gleich tun werde, ich hab die Nase voll von dem Geruch und dem Theater.“
„Nu, verlieren Se man die contenance nich! Dass ich Ihnen den Dösbaddel hier machen muss, da kann ich nix für, min Deern“, entgegnete er.
Hinter mir entfesselten sich die Shanties und ihre Sänger immer mehr, die weiblichen Stimmen quiekten in vergnügter Eintracht mit Tenören, Baritönen und Bässen: „Away, haul away, O, haul away together, Away, haul away, O, haul away, Joe!“
Der Herr mit dem Stumpf fuhr fort: „Ne, ne, dass ich nu so fußlos nackich kommen muss, das tut ja nu nich not, bist ja een fixen Deern. Kannst dich drehn wie du willst, dien Mors bleibt immer achtern. Ich glaub, der Lütte da drüben mit dem Röckchen, der sich an unsern Klabauter-Peer nu ranklötert, ich glaub, der Kerl da drüben trägt mein Holzbein!“
Und wirklich sah ich den stellvertretenden Geschäftsführer. Vor Dinosocke. Beide Knie demütig gebeugt auf dem Marmorboden, gestützt auf den linken Arm, der mit dem daran geschnallten Holzbein meines letzten Kunden verziert, zu einem weiteren Bein mutiert war. Den rechten Arm zum Schwur erhoben, hockte er wie eine etwas tuntige, dreibeinige Gallionsfigur vor Dinosocke und hielt um dessen Pranke an.

PS:
Dem Vernehmen nach sollen die Trottellummen die Challenge mangels Teilnahme nicht gewonnen, aber dennoch eine sehr intensive Zeit hier in Frankfurt erlebt haben. Meine Damen habe ich bis auf eine etwas ältere nie mehr wiedergesehen und mein stellvertretender Geschäftsführer tanzt gerüchteweise seit diesem Abend Gogo bei Shantytreffen.

 

Ahoi, Novak!

Seemannsgarn um ein gestohlenes Holzbein in einem Frankfurter Nobeldesignerschuhladen zu spinnen ist schon eine krasse Idee. Aber das Ganze noch von einer weiblichen Landratte erzählt, haut dem Kahn glatt den Kiel aus dem Rumpf. Und die Umsetzung ist dir gelungen.

Das Holzbein kommt zwar etwas kurz, dafür gibt’s schon vorher viel Lustiges zu erleben, so dicht und bildhaft erzählt, dass man es fast glauben möchte. Auch Lehrreiches war dabei, wie die Helgoländer Trottellummen; gut, von denen wusste ich bereits,
aber das man Döntjes auch singen kann, wusste ich bisher nicht. :D

Seebärengruß

Asterix

 

Hallo Novak,

dann trau ich mich auch mal. Mir waren 33 Seebären mit pausenlosen Lusitgkeiten schlicht zu viel. Ich habe etwa ab der Trottellumme immer weniger verstanden, wer was zu wem sagt oder torkelt oder ??

Für Freunde pausenloser Humorsalven gewiss gut.

LG

Jo

 

Hallo Asterix,
vielen lieben Dank für das Lesen und das Lob.
Und wieso kommt das Holzbein zu kurz? Immerhin spielt es eine zentrale Rolle für lebensentscheidende Veränderungen - antwortet nicht ganz ernsthaft mit vielen Grüßen
Novak

Hallo Jo,
Danke erst mal fürs Lesen. Und dass es dir nicht gefallen hat, das finde ich nicht schlimm, du musst also gar nicht vorsichtig sein. Mir war schon klar, dass in meiner Geschichte eine Menge Albernheiten vorkommen, ich wollte aber gerade mal ausprobieren, wie man das machen muss, wenn man slapstickartig schreiben will, das lag einfach an der absurden Idee, die ich hatte.
Viele Grüße Novak

 

Hallo Novak,

da ich mir vorgenommen habe, mich bei jedem Kommentator meiner Geschichte mit einem Kommentar meinerseits zu einer seiner oder in diesem Fall ihrer Geschichten zu bedanken, möchte auch ich gerne meinen Senf zu deiner Geschichte abgeben!

Leider hat es zwischen mir und deiner Geschichte nicht so wirklich gefunkt - ich bin zwar durchaus ein Freund absurden Humors, aber offensichtlich nicht von Designer-Schuhen. Aber das macht ja nix, schließlich ist das schöne am Humor, dass man über ihn genauso wenig Streiten kann wie über den Geschmack.

Allerdings kann ich als Exil-Norddeutscher natürlich etwas zu deinem mit norddeutschen Idiom versehenen Shanty-Sängern sagen (Ich gehe einmal stark davon aus, dass du nicht ursprünglich von der Waterkant kommst?).

Als denn:

„Was ist jetzt fix mit den Schuhen?“

Mag sein, dass es auf Helgoland gebräuchlicher ist, aber ich finde, dass die Verwendung von "fix" an dieser Stelle schon etwas seltsam klingt. Wo ich herkomme (Oldenburg in Niedersachsen) würde man eher "Was ist denn nu mit den Schuhen?". Deinen Satz versteht man aber auch.

...als sich die hereinrumpelnden Männer in einem heillosen Wirrwarr mit Akkordeonen, Trompetentaschen und Banjos übereinandergestapelt hatten wie die maritim gefärbten Becher eines Speedstackers.

Als erstes möchte ich anmerken, dass der Plural von Akkordeon Akkordeons ist. Als zweites möchte ich fragen, was denn ein Shanty-Chor mit Trompeten und Banjos macht (mit einem Akkordeon kann ich noch leben, auch wenn es ja nicht zu Unrecht Shanty-CHOR heißt). Und als drittes möchte ich anmerken, dass mich der Speedstacker unheimlich aus dem Konzept gebracht hat und ich erst googeln musste, was das überhaupt ist.

Kurze Rede, langer Sinn: Ein Shanty-Chor hat im Normalfall keine Instrumente dabei, vor allem keine Banjos und Trompeten. Wenn das also kein Kunstgriff war, solltest du das also vielleicht rausnehmen und durch Seesäcke oder etwas in der Art ersetzen. Und der Speedstacker besticht durch seine Originalität, aber da ich mich selbst als einigermaßen popkulturaffin betrachte, weiß ich nicht, ob er bei der breiten Masse ankommt.

...zwei Gitarren schossen wie Sektkorken aus dem Menschenhaufen hoch...

Siehe oben.

34 ausgewachsene, blauweiße Seebären, denn der Shanty-Chor wurde von seinem treuen Fanclub begleitet...

Warum hebst du hervor, dass da noch ein Fanclub dabei ist? Ich halte 34 Mitglieder für einen bekannten Shanty-Chor für vollkommen realistisch.

„Min Deern, wir sind hart am Wind, wenn Sie uns nicht sofort helfen, müssen wir kentern.“

Für norddeutsche Ohren klingt es natürlicher, wenn das "Min Deern" im Satz ein wenig nach hinten wandert. Außerdem siezt man eine Deern nicht, die duzt man. Mein Vorschlag wäre: "Wir sind hart am Wind, min Deern - wenn du uns nicht sofort hilfst, müssen wir kentern."

„Ich muss doch bitten“, unterbrach die Bassgitarre erneut, „was soll die junge Frau denn denken! Es ist nur so, wir sind jetzt ja auch auf unsere Fußwurzeln geworfen, äh ... sockenmäßig. Und alles nur, weil uns diese Beutelratten von den „Sylter Fischstäbchen“, diese tiefgefrorene Panadenbande von minderer Qualität“,

Die Sylter Fischstäbchen müssen hier eigentlich mit jeweils nur einfachem Anführungszeichen auskommen. Und die Bassgitarre bräuchte natürlich, wie auch schon vorher, einen neuen Namen, wenn die Instrumente rausfliegen sollten. Mein Vorschlag: Gesangsstimme verwenden (ihn also den Bariton oder den Countertenor nennen).

Hinter mir sangen 33 Seebären mit vollem Herzen und noch viel vollerer Lunge Döntjes.

Ich kann mich Asterix nur anschließen: Döntjes singt man nicht, Döntjes erzählt man sich beim Klönschnack.

33 Seebären schunkelten innig mit meinen Damen und dem einen Herren: „Can't you dance the Polka?“

Das klingt mir aber nicht nach einem Shanty. Und selbst wenn es einer ist, wirkt der Titel hier irgendwie falsch am Platz. Vielleicht kannst du hier ja eher so etwas wie "My Bonnie went over the ocean" oder "Ick hev mol en Hamburger Veermaster sehn" verwenden. Das kennt man und dazu kann man auch schunkeln.

„Nu, verlieren Se man nich die contenance nich! Dat ich Ihnen den Dösbaddel hier machen muss, da kann ich nix für, min Deern“, entgegnete er.

Die doppelte Verneinung tut nicht Not, die klingt nur schrecklich, wenn man sich den Satz einmal gesprochen vorstellt. Das "Dat" am Anfang vom zweiten Satz kann man zwar bringen, wirkt aber an dieser Stelle auf mich eher nach Ruhrpott als nach Norddeutschland, weil bei nur leicht dialektisch eingefärbter Sprache das "das" meistens ein "das" bleibt. Und zu guter Letzt ist der "Dösbaddel" in diesem Zusammenhang nicht der richtige Ausdruck, da ein Dösbaddel ein leicht verplanter Bursche ist, während es hier eher im Sinne von Hampelmann gebraucht wird. Auch wenn ich den Drang verstehen kann, so ein schönes Wort zu benutzen - es passt hier einfach nicht hin.

...bist ja een fixen Deern. Kannst dich drehn wies du willst, dien Mors bleibt immer achtern.

Denn Satz finde ich super und werde ihn auf jeden Fall in meinen aktiven Sprachgebrauch übernehmen. Allerdings muss es "wie" statt "wies" heißen. Und ich verstehe nicht, wie dieser Satz eine fixe Deern (= kluges Mädchen) beschreibt, da ich ihn eher so interpretiere, dass sich jemand nicht verstellen soll, da er am Ende doch der bleibt, der er ist. Auch wenn es schade um diesen tollen Satz wäre, aber ich würde ihn rausnehmen, da ich an dieser Stelle beim Lesen einfach ins Stocken gerate.

Und wirklich sah ich den stellvertretenden Geschäftsführer. Vor Dinosocke. Beide Knie demütig gebeugt auf dem Marmorboden, gestützt auf den linken Arm, der mit dem daran geschnallten Holzbein meines letzten Kunden verziert, zu einem weiteren Bein mutiert war. Den rechten Arm zum Schwur erhoben, hockte er wie eine etwas tuntige, dreibeinige Gallionsfigur vor Dinosocke und hielt um dessen Pranke an.

Hier war meine erste Reaktion: Wie denn, das war's jetzt schon? Der Absatz ist mir irgendwie gefühlsmäßig zu kurz, um auf die Pointe vorzubereiten. Vielleicht kannst du da noch vorher kurz beschreiben, wie der Laden sich inzwischen im Chaos auflöst. Und in der Mitte sitzt dann der stellvertretende Geschaftsführer.

PS:
Dem Vernehmen nach sollen die Trottellummen die Challenge mangels Teilnahme nicht gewonnen, aber dennoch eine sehr intensive Zeit hier in Frankfurt erlebt haben. Meine Damen habe ich bis auf eine etwas ältere nie mehr wiedergesehen und mein stellvertretender Geschäftsführer tanzt gerüchteweise seit diesem Abend Gogo bei Shantytreffen.

Der Absatz ist meiner Meinung nach überflüssig - die Pointe ist schon raus und er bietet wenig Erhellendes. Und das die Damen nie wieder kommen, könnte man auch in einem längeren Schlussabsatz unterbringen, in etwa so: "Meine Damen, die ich an diesem Abend das letzte Mal in meinem Laden sehen sollte, saßen jede bei einem Seebären auf dem Schoss und sangen mit diesen aus voller Kehle und mit Sektglas in der Hand anzügliche Seemannslieder."

Vielleicht ist ja die eine oder andere Anregung für die nächste Überarbeitung dabei gewesen. Auf jeden Fall hast du wirklich eine super-originelle Geschichte abgeliefert, dazu herzlichen Glückwunsch! Ich wäre froh, wenn ich solche tollen Einfälle hätte...

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber MuGo,
nett von dir, dass du dich durch einen Gegenkommentar bedanken willst. Aber warum gerade ausgerechnet bei dieser Geschichte!!!???! Kreisch!
Irgendwie kam sie nicht so recht an, nur wenige wollten sie überhaupt kommentieren und einer kam gleich bei den Namen und Socken durcheinander. Selbst du als freundlich ernsthafter Kommentator hattest es nicht mit Desingenerschuhe. Sie standen sogar in ganz unschicklicher Weise deinem Spaß an der Geschichte im Wege. Ja, die kleine story hatte es nicht einfach. Dabei stand das Ankommen der Geschichte mit ihrer Entstehung in keinem Verhältnis. Das hier ist die Geschichte, die mir beim Schreiben den allerallermeisten Spaß gemacht hat. Ohne irgendeine Ahnung von szenischem Schreiben, Dialogen und weißderkuckuckwas habe ich einfach einen Haufen Seebären in einen Frankfurter Desingerschuhladen reinesetzt. Es war ein echter Spaß. Ich hatte nie wieder so ein Vergnügen beim Schreiben wie da. Von daher ist es auch nicht so schlimm, wenn sie nicht so ankommt. Wenigstens Asterix und ich hatten unser Vergnügen.

Schön finde ich, dass du mir ein paar Nord-Lektionen erteilst. Wenn ich dich aber bei einem Patzer ertappe, mein Lieber, dann, ich schwöre es dir, kriegst du von mir postwendend einen Handkees zugeschickt und du musst ihn mit Äppelwoi verzehren. Glaub mir, es gibt geringere Foltermethoden.

Punkt 1. Akkordeons Akkordeone
Punkt an dich, du hast völlig Recht. Ich hab gar nicht nachgeguckt, ich dachte mir, ein Wort, das so scheiße klingt wie Akkordeons kanns gar nicht geben.
Also die Handkees-WaaGE Senkt sich auf meine Seite.

Punkt 2
Mag sein, dass es auf Helgoland gebräuchlicher ist, aber ich finde, dass die Verwendung von "fix" an dieser Stelle schon etwas seltsam klingt. Wo ich herkomme (Oldenburg in Niedersachsen) würde man eher "Was ist denn nu mit den Schuhen?".

Werd ich übernehmen von dir, da will ich mal deinem Sachverstand 100 Punkte geben.

Punkt 3: Die Instrumente
HA! Glaub nicht, dass ich nicht recherchiert hab. Das tu ich immer! Bei allen Geschichten und zwar ziemlich korrekt! Ha! Als Beweis die beiden Chöre hier und jede Menge anderer Chöre. Sehr viele haben Akkordeons, Gitarren, Bassgitarren im Programm. Oft mit dem Hinweis, dass es nicht ganz ursprünglich ist, aber damit es den Zuhörern nicht langweilig wird, hat man die Chöre aufgepeppt. Tribut an moderne Hörgewohnheiten!! Die haben sogar Schlagzeuger im Programm.
Also von da bis zum Blasinstrument und zum Banjo ist nur noch ein Weg von ungefähr drei Zentimetern!!
Hier zwei Beispiele:
Lübecker Shantychor "Möwenschiet" e.V.
http://www.kielschweine.de/
Ich glaub, der Handkees ist schon unterwegs!!!!

Und der Speedstacker besticht durch seine Originalität, aber da ich mich selbst als einigermaßen popkulturaffin betrachte, weiß ich nicht, ob er bei der breiten Masse ankommt.
Speedstaking hat nix mit Popkultur zu tun, sondern si eine Sportart, die mittlerweile in vielen Schulen angeboten wird. Es gibt sogar Weltmeisterschaften dazu.
Als Beweis:
www.speedstacks.de/
Jetzt ist auch noch der Äppelwo dabei ud zwar ein ganzer Bembel.

Die Deern setze ich nach hinten, wie du es besser findest.
Und den Fanchor schmeiße ich eventuell raus, wie du es vorgeschlagen hast. Muss ich aber erst noch mal überlegen.

Die Sylter Fischstäbchen müssen hier eigentlich mit jeweils nur einfachem Anführungszeichen auskommen.
Da hattest du mich jetzt verunsichert. Können in einf. Anf.zeichen stehen, so wie ich es gemacht habe, geht es aber auch. Hab extra noch mal nachgeguckt. Manchmal merkt man sich ja was Falsches.

Das klingt mir aber nicht nach einem Shanty. Und selbst wenn es einer ist, wirkt der Titel hier irgendwie falsch am Platz. Vielleicht kannst du hier ja eher so etwas wie "My Bonnie went over the ocean" oder "Ick hev mol en Hamburger Veermaster sehn" verwenden. Das kennt man und dazu kann man auch schunkeln.
Es ging um Dance the Polka.
Ich hab es von einer Seite mit Shanties. Es ist zu 100% eines, da bin ich ganz sicher, wie gesagt, Recherche, gerade sinkt die Handkeeswaage beträchtlich auf meine Seite. Und wollte ich auch so beibehalten. Offensichtlich merkt man es nicht, aber die Namen der Lieder sind kleine Anspielungen auf die jeweilige Situation. Halt nur kleine, aber bei Bonny ... o.ä. käm das gar nicht rüber.

Die doppelte Verneinung tut nicht Not, die klingt nur schrecklich, wenn man sich den Satz einmal gesprochen vorstellt. Das "Dat" am Anfang vom zweiten Satz kann man zwar bringen, wirkt aber an dieser Stelle auf mich eher nach Ruhrpott als nach Norddeutschland, weil bei nur leicht dialektisch eingefärbter Sprache das "das" meistens ein "das" bleibt. Und zu guter Letzt ist der "Dösbaddel" in diesem Zusammenhang nicht der richtige Ausdruck, da ein Dösbaddel ein leicht verplanter Bursche ist, während es hier eher im Sinne von Hampelmann gebraucht wird. Auch wenn ich den Drang verstehen kann, so ein schönes Wort zu benutzen - es passt hier einfach nicht hin.

Ok, die doppelte Verneinung kommt weg.
Dat "dat" weiß ich noch nicht. Hab ich immerhin von einer Seite mit Sprüchen in Platt. Aber na gut, ich taru dir mal und dein Hinweis, dass es nur leicht akzentgefärbt ist, leuchtet mir ein.
Den Dösbaddel schlag ich noch mal nach! Und wehe! Wenn auch Hampelmann als Übersetzung da steht, dann wehe dir, dann musst du zwei Portionen in Empfang nehmen und essen. Ich sag dir, das hält er bster Magen nicht aus.

..bist ja een fixen Deern. Kannst dich drehn wies du willst, dien Mors bleibt immer achtern.
Denn Satz finde ich super und werde ihn auf jeden Fall in meinen aktiven Sprachgebrauch übernehmen. Allerdings muss es "wie" statt "wies" heißen. Und ich verstehe nicht, wie dieser Satz eine fixe Deern (= kluges Mädchen) beschreibt, da ich ihn eher so interpretiere, dass sich jemand nicht verstellen soll, da er am Ende doch der bleibt, der er ist. Auch wenn es schade um diesen tollen Satz wäre, aber ich würde ihn rausnehmen, da ich an dieser Stelle beim Lesen einfach ins Stocken gerate.

Ich find den Satz auch gut. Ok, vielleicht musst du doch keinen Käse essen.
Er heißt, was er heißt, bei einer fixen Deern bleibt alles in der Waage, weil sie fix ist. Hab ich auch von der Plattdeutschseite.
Ob ich ihn wirklich rausnehmen soll? MMhh, muss ich noch überlegen.

Hier war meine erste Reaktion: Wie denn, das war's jetzt schon? Der Absatz ist mir irgendwie gefühlsmäßig zu kurz, um auf die Pointe vorzubereiten. Vielleicht kannst du da noch vorher kurz beschreiben, wie der Laden sich inzwischen im Chaos auflöst. Und in der Mitte sitzt dann der stellvertretende Geschaftsführer.

Hat mich irgendwie gefreut, denn dann ist mein völlig bescheuertes Szenario doch nicht total an dir vorbeigenagen. Trotz Designerschuhen. Immerhin verlangst du nach weiterem Chaos.

Den letzten Satz muss ich noch überdenken. Mal schauen, was daraus wird.

Ich bedank mich bei dir ganz arg fürs Lesen, für die Kommentierung und die Beschäftigung mit der Geschichte. Ich hoffe, du siehst mir meine Blödeleien nach, sie haben mir riesig Spaß gemacht. Hab drei extrem widerliche Arbeitstage hinter mir, da wird man schon mal zum Handkeesanarchist.

Freu mich auf weitere Geschichten von dir und ... logo auf weitere Kommentare.
Liebe Grüße
Die Novak

 

Hallo Novak,

ich nochmal.

Aber warum gerade ausgerechnet bei dieser Geschichte!!!???! Kreisch!

Weil sie relativ wenig Kommentare hatte und ich darum dachte, dass du dich dann freust, wenn einer dazu kommt... *unschuldigaugenaufschlag*

Wenn ich dich aber bei einem Patzer ertappe, mein Lieber, dann, ich schwöre es dir, kriegst du von mir postwendend einen Handkees zugeschickt und du musst ihn mit Äppelwoi verzehren. Glaub mir, es gibt geringere Foltermethoden.

Das ist hart, denn ich habe nicht im Gegenzug gedroht, in deiner Wohnung eine echtes Oldenburger Grünkohlessen mit viel Kohl und Pinkel zu kochen, was in etwa auf das gleiche Strafmaß hinauslaufen würde. Aber ich stelle mich dem natürlich wie ein Mann!

Speedstaking hat nix mit Popkultur zu tun, sondern si eine Sportart, die mittlerweile in vielen Schulen angeboten wird. Es gibt sogar Weltmeisterschaften dazu.
Als Beweis:
www.speedstacks.de/
Jetzt ist auch noch der Äppelwo dabei ud zwar ein ganzer Bembel.

Aber das ändert ja nix an der Frage, ob die breite Öffentlichkeit was damit anfangen könnte. Debattieren ist auch ein Sport, der an vielen deutschen Universitäten angeboten wird und eine Weltmeisterschaft hat (dieses Jahr übrigens in Berlin - yay!) - trotzdem würde ich nicht unbedingt davon ausgehen, dass jeder mit dem Satz "Er guckte, als hätte die Closing Opp gerade die Nazikeule ausgepackt." etwas anfangen könnte...

Den Dösbaddel schlag ich noch mal nach! Und wehe! Wenn auch Hampelmann als Übersetzung da steht, dann wehe dir, dann musst du zwei Portionen in Empfang nehmen und essen.

Ich hoffe, du hast Recht! Du glaubst gar nicht, wie lange ich mit mir gekämpft habe, ob ich das nicht einfach ignorieren sollte, denn das Wort "Dösbaddel" streicht man nicht aus einem Text - das fügt man höchstens ein!

Er heißt, was er heißt, bei einer fixen Deern bleibt alles in der Waage, weil sie fix ist. Hab ich auch von der Plattdeutschseite.

Wenn du das von einer Plattdeutschseite hast, dann lass den Satz drin! Die haben da einen deutlich höhere Kompetenz, denn ich kann Plattdeutsch zwar lesen und verstehen, aber nicht sprechen.

So, und jetzt hatte ich auch genug das letzte Wort und wende mich in Zukunft anderen Geschichten von dir zu, versprochen!

 

Es ist die Zeit der Altertümer,

liebe Novak,

da werden auch schon mal Frühwerke und erste Nachfolger entdeckt – wie hier, schon allein dafür ist MuGo zu danken.

Und doch nur scheinbar „alles“ schon gesagt, doch sollte MuGo nicht außer Acht lassen, dass der Chor nicht nur in Ffm., sondern vor allem bei Ina Müller wohl konditioniert auftritt und das zu mitternächtlicher Stunde, wenn auch nur noch ein Akkordeonist

(hier „ist“ die Germanisierung und Einbürgerung incl. Pluralisierung des Akkordeons gelungen, indem den Handharmonikaspielern an die frz. Wurzel das Verb „sein“ [oder dessen Substantiv?] in seiner dritten Person Einzahl angehängt wurde)

und zwo Gitarristen ihr Instrument halten können. Ist es dort nicht auffällig, wie viele Lieder dieser Chor grölt? Hooray and up she rises ...

Und dennoch, bei allen Schwächen und möglichen Kritikpunkten leuchten schon erste Stellen späteren Schaffens auf wie hier –

…, schwankte, krängte wie eine unbeholfene Fregatte und soff schließlich ab, …
So macht Sprachenlernen Spaß – und wär’s auch nur in der Mundart der Fahrensleute! –

und ebenso dort, wenn es scheinbar schlicht heißt

Wie sollen wir denn jetzt AUFTRETEN?
Ein kleiner Hinweis auf gelegentliche Zweideutigkeiten des Auftritts und Auftretens.

Aber der hier kann kommentarlos vorüberziehn

Designerschuladen

Dann doch ein letzter unhöflicher Gesell’, der das Anredepronomen kleiner macht, als es bisher aussah …
…, wenn sie uns ausrüsten.

Und’ne janz persönliche Bemerkung, die ich hier nich’ janz so persönlich abgeb, weil in Schriftform, zu dem allhiero
Ich persönlich hatte nichts gegen maritime Schlager, …

Und noch’n Koma, pardon, Komma:
…, ich glaub[,] der Kerl da drüben trägt mein Holzbein!“

Ein letzter Hinweis: Selbst Neil Young hat sich seinerzeit mit einem ungewöhnlichen Shantychor zusammengefunden. Als nämlich Sleeps With Angels und die Trauerarbeit um Kurt Cobain und um Nirvana vorüber war, reorganisierte er weder Buffalo Springfield, rief weder seine uralten Freunde Crosby, Stills & Nash, weder seine Punx von Crazy Horse und seine Countrymusiker der Stray Gators zusammen, sondern Pearl Jam und spielte Mirror Ball ein, dessen Opener den Wind aus Like A Hurricane um den Wellengang stürmischer See erweitert und einen eigenwilligen, aber gelungenen Shanty abgibt. Ein Auftritt dieser handvoll Leute würde freilich Ina Müllers kleine Show buchstäblich sprengen.

Gern gelesen vom

Friedel,

der zudem ein schönes Wochenende wünscht

 
Zuletzt bearbeitet:

Spät kommt sie, aber sie kommt, die Antwort, lieber Friedel, so gern habe ich mal wieder deinen Kommentar gelesen, erfährt man doch wie immer so viel Neues über eine der wichtigsten Nebenbeschäftigungen, die es überhaupt gibt, Musik hören und besser noch machen.
Und Neil Youngs I´m the ocean aus Mirrorball hör ich gerade. Ich hatte völlig vergessen, dass er das mit Pearl Jam gemacht hat und dabei war das immer eine meiner absoluten Lieblingsbands.

schwankte, krängte wie eine unbeholfene Fregatte und soff schließlich ab,
So macht Sprachenlernen Spaß – und wär’s auch nur in der Mundart der Fahrensleute! –

Hey, danke, du hast da eine echte Lieblingsstelle von mir rausgegriffen. Ja, auch wenn da einiges nicht stimmen mag, wobei ich gar nicht so genau weiß, was ich alles schreiberisch falsch gemacht hab, es war wirklich diese Story, die mir die Lust am Schreiben gezeigt hat. Einfach eine Horde Bärtiger in einen Schuhladen setzen und sehen, was passiert. Es war einfach fröhlich und anarchisch und in einem Rutsch runtergeschrieben, was mir, das kannst du mir glauben, äußerst selten passiert. Nur zweimal bisher. Die allerserts Geschichte, die ich je geschrieben habe und diese hier. Alle anderen waren harte, bärbeißige Arbeit, klar, auch mit Spaß, aber nicht so wie hier.

Und schön, dass du auch das bemerkt hast, ich dachte schon immer, es wär zu platt (höhö) oder zu schlapp. Wie auch immer:

Wie sollen wir denn jetzt AUFTRETEN?
Ein kleiner Hinweis auf gelegentliche Zweideutigkeiten des Auftritts und Auftretens.

Die Akkordeönner sind getilgt, die Schuhhhhhhläden mit vielen hs ausgestattet, die Komas eingesetzt.
Nur die persönlichunpersönliche Bemerkung zu den maritimen Schlagern. Nee, die hab ich mal wieder nicht kapiert. Aber es regnet ja auch draußen.
Vielen Dank an dich fürs Lesen und fürs Kommentieren und vor allem für Pearl Jam.
Bis bald mal wieder und ein besseres Wochenende als mir wünscht sich Novak für den Friedel.

 

Nur die persönlichunpersönliche Bemerkung zu den maritimen Schlagern. Nee, die hab ich mal wieder nicht kapiert
Aber da gibt's doch nix zu kapieren,

liebe Novak,

nix ist m. E. so entbehrlich wie das lausige "persönlich" - oder wäre an einer Variante derart

Ich [...] hatte nichts gegen maritime Schlager, …?

Hier is' nich' nur nass, hier is' auch noch die kalte Sophie zu früh eingezogen.

Schon wieder'n Wochenende erreicht ...

Gruß vom

Friedel

 

Ach so, logisch! Mensch aber auch:schiel:
Hast du so was von Recht. Änder ich auch gleich.
Liebe Grüße Novak

 

Hallo Novak,
hier gibt es zwar schon einige Beiträge, aber ich gebe trotzdem mal meinen Senf dazu.
Den ersten Satz finde ich sehr gewaltig (im positiven Sinn), ich musste ihn zweimal lesen und dann lächeln angesichts der Doppeldeutigkeit von „auftrittssicherem“. Auch die „glanzvolle Edelschuhschmiede“ finde ich schön.
Schön geschrieben!
Dein Text ist anschaulich, man kann es sich gut bildhaft vorstellen. Ich frage mich nur, wie die zwei Gitarren es geschafft haben, an den Kristalllüster hochzuschießen ;)
Die (Muster der) Socken und den Geschäftsführer fand ich ebenfalls witzig. Auch die die Geschichte flott geschrieben. Allerdings sollte ich mal meine Seemannssprache auffrischen.
Red

 

Was soll an dieser Geschichte lustig sein, frage ich mich? Eigentlich ist sie eher todtraurig, thematisiert sie ja lediglich den leidvollen Ist-Zustand "Service-Wüste-Deutschland". Zudem führt der Autor die Kundschaft vor, wie es RTL in seinen Spaßsendungen schlimmer nicht tun kann. Nein, amüsiert habe ich mich bei dieser Geschichte bestimmt nicht. Sie ist albern, heimtückisch und süffisant. Thematisch eine ausgesprochen schwache Schreibleistung!

 

Hallo BN,
vielen Dank für deinen erhellenden Kommentar. Ob sie gut ist, die Geschichte? Humorvoll? Oder vielleicht einfach nur albern und peinlich? Es war eine meiner ersten Geschichten, ich mag sie immer noch.
Über Themenfrage mich auszutauschen oder darüber, welche Rolle Heimtücke und Süffisanz in einer Humorgeschichte spielen, ja, ich hab diesen Austausch sehr gerne, wenn ich den Eindruck habe, jemandem geht es darum.
Und manchmal bin ich sehr dankbar dafür, wenn Leute einen ganz anderen Geschmack haben als ich.
Viele Grüße von Novak

 

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