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Casanova i de Schwiiz (Züritüütsch)
Wüetig schlaat Laoin von Roll d‘Türe hinter sich zue, als si s‘Reschterant verlaat. Dä Tschan Carlo, mit dem si sit vier Mönet befründet isch, hintergaat si. Nöd nur mit einere, wie si jetzt vermuetet, sondern er pflückt sich wohl jedi die einigermasse ufräizend isch und sim Scharm erliit.
Als si s‘neu eröffneti Lokal beträte hät, s‘hät en grosse Adrang gha, isch si beschwingt und guet gluunt gsi. Doch dänn hät si dä Tschan Carlo entdeckt, wie när mit de Chrischtina i eidütiger Wiis gschmuuset hät, e Chommilitonin vo de Uni.
«Laoin, du bisch au da.» Er isch überrascht gsi und hät sich erscht nach ene Moment us de Umarmig vo de Chrischtina löse chönne.
«Ich ha gmeint, du segsch hüt Abig mit dinere Gruppe zäme?» Ire gegenüber hät er gsäit gha, hüt chönn er si nöt träffe, da er sich mit sinere Lärngruppe uf e Prüefig vorbereiti.
«Das bin ich doch au, d‘Chrischtina ghört au dazue. Die andere chönnt erscht uf di Achti cho, so häm mer bschlosse, eus vorher no die neu Beiz azluege.»
«Das isch doch än schlächte Witz, oder?», erregt sich Laoin drufhi.
«Ich weiss nöd was du meinsch?» De Tschian Carlo macht dazue e unschuldigi Miine, öppis wonn er durchuus behärrscht, während d‘Chrischtina e schpöttisches Lächle ufgsetzt hät.
«Willsch du mich für blööd verchaufe, ich ha doch gsee, wie du mit dere Schnäpfe ummegfummlet häsch. Läärne, das ich nöd lache. Wool höchschtens neuii Liebesschtellige.»
«Gaats dir no? Was säll das zickigi Getue!? Ich cha mich schliesslich träffe mit wemm ich will und au mache waas ich will. Wenns der nöd passt, dänn verschwind doch eifach und mäld dich erscht, wänn widder normal bisch.»
«Daruuf chasch lang waarte.»D‘Laoin wänndet sich mit ene verächtliche Blick uf Chrischtina ab und gaat.
Si hät scho mehrfach dä Verdacht gha, das sini Zuneigig zu ire zwar nöd gspillt isch, er iri Bezieig aber uf di liecht Schultere nemmi. Als in emal es Meitli i ire Gegewart eidütig agredt hät, hät er nachher nur schnippisch gmeint, es seg e Verflosseni. Er hät jedoch nie gseit, wie vills davo git. Si hät sich entschlosse, ihm i de nächschte Ziit di chalt Schultere s zeige.
Hèèi hät si nöd welle, dä Gedanke alleige umezsitze, isch ire z‘depremierend. Da hät si sich erinneret, dass d‘Historischi Gsellschaft hüt Abig im Chauflüütesaal en Churzvortrag mit ere aschlüüsende Diskussion abhaltet. D‘Reihe handlet vo historische Persoone, wo d‘Schwiiz bereist händ, Wahrschiinlich nöd bsunders spannend, aber wenigschtens öppis zu irem Schtudiegebiet.
Di meischte Bsuecher sind älteri Manne und nur wenig jungi Lüt unter de öppe drü Dutzend Teilnehmer. Da betritt dä Referänt d‘Büüne und begrüesst di Awesende. Hinter ihm lüüchtet a ere Tafle dä Titel vom Voortrag uf: Casanova i de Schwiiz. E chlini Episode, i züritüütschem Dialekt, isch no agmerkt.
A ene Namittag im Summer 1760, isch en edel ufträtende Maa vor dä Härbärg Huus zum Schtorche in Züri, us ere Chutsche gschtige, die us Eisidle cho isch. Vom Personal, wo dee Ma nöt kännt händ, hät wohl niemert dänkt, dass de e mal id Gschichtsbüecher iigaa wird. Tschacomo Tschirolamo Casanova, en Dokter für wältliches und chirchliches Rächt, gboore in Venedig. Sini Eltere sind Schauschpiiler gsi, vo dene er sin Scharm und sis Fabuliertalänt gèèrbt hät. Die Gab hät em ermöglicht, andere Lüt possierlich öppis vorzmache und si i sin Bann s‘zieh.
Im Chloschter Eisidle hät de Casanova a de Pforte aachlopfet gha und drum bätte, bi ine iizträtte z‘därfe, um chünftig nach de Regle vom heilige Benedikt zläbe. De amtierendi Abt Nikolaus Imfäld hät jedoch scho vom Casanova ghört gha und gar nöd nur gfreuts. So hät er gwüsst, dass dä Casanova im Jahr 1741, nachdem er vier nideri Weiie übercho hät, bi enere Predigt bsoffe vo de Chanzle i de Chile San Samuele in Venedig gheit isch. Trotzdem hät er erscht drü Jahr schpäter sini chirchlichi Laufbaan ufgee. Einigi Jahr schpäter hät de Casanova in Rom de Papscht Clemens XIII. känneglernt, de in wäge sinere Begaabig, luschtigi Gschichte z‘verzelle is Herz gschlosse hät. De hät em dänn sogar erlaubt, di verbotene Büecher, genauer Erotica us aller Wält, zläse, wo i de vatikanische Bibliothek zu wüsseschaftliche Zwäck gsammlet worde sind. Sini päpschtlichi Beziehig wäri unter andere Umschtänd durchuus als Empfellig azluege gsi. Doch 1755 isch er wäge angebliche Schmähig gege die heiligi Religion verhaftet und i die berüchtigte Bleichammere vo Venedig gschteckt worde. Nach füfzäh Mönet isch em bi eneme zweite Versuech glunge vo det z flüchte, und sither hät er sich in ganz Europa umetriebe. Bevor er nach Eisidle gange isch, hät er in Gänf sich so einigi Eskapade gleischtet gha. D Schauspielerin Dübois säll sis Herz in Wallige versetzt ha, was in ernschthaft über ene Hüratsatrag nachdänke la hät. Doch wie hüüfig i sim Läbe, hät er au det müesse flüchte, da nöd alli Lüt in möge händ und ihm findlich gsinnt gsi sind. Vor allem d‘Ehemanne vo dene Damene us de ghobene Gsellschaft, die sich für sini bsundre Dienscht grosszügig erkänntlich zeigt händ. All das, hät de Abt Nikolaus veralasst, inn abzwise, fründlich und salbigsvoll, aber bestimmt. Dänn z’Eisidle isch mer Päpschtlicher gsi als de heilig Vater sälber.
Bi sim Ufenthalt in Züri isch em d Dame Ludovica von Roll begegnet, die sofort sis Herz höher schlaa hät, da si attraktiv uusgse und au zu de vermögende Lüt ghört hät. Zu ire Ziit hät si au als Amazone golte, will sii i aller Wält umegreist isch. Da er scho lang davo gläbt hät, dass in d‘Fraue für sini Liebesdienscht entschädiged, schliesslich hät er das i de Büecher in Rom sehr guet gschtudiert gha, und sini Finanze sind da zuenehmend wider änger gworde, isch äm das Frauezimmer bsunders willkomme gsi. Es isch em jedoch nöd glunge, i die Gsellschaft ine zcho, i dere die Dame verchehrt isch, die bessere Züürcher händ welle unter sich si. Wo d‘von Roll denn uf Bsuech nach Solothurn gange isch, hät er sichs nöd ne la, ihre nazreise. Sin versuech ire nöcher zcho, indem er e Stell als Chellner aagnoo hät, isch erfolglos gsi. Da hät er sich als Stiffelchnächt verchleidet, um a iri Wade z‘lange. Wie‘s genau passiert isch, weiss niemert s‘zäge, oder die woss wüsset schwiiget. Uf jede Fall häts d‘Frau von Roll arrangschiert, dass er erfahre hät, i de Nacht, aber erscht gäge de Morge, wänn alli schlaafet, seg ires Zimmer ihm zuegänglich. Das hät er au uusgnützt. Er hät sich ire hiige, sini ganzi Chunscht vo de Liebi schpüre laa, und sich durch iri luschtvolle Schrei immer neu angstachlet gfühlt. Doch wo s‘hell worde isch, d‘Sunne hät iri Straale gschickt und zu ine is Bett glüchtet, hät er en Schock übercho. Sini Gspiilin die schlaafend näbe ihm gläge isch, isch nöd Ludovica gsi, sondern e hinkendi Witwe, die in scho lang verfolgt gha hät. Und er hät sich nüd Böses ahnend zwei Stund lang a ire abgrackeret gha. Am Notizzädel, wo d‘Ludovica ihm zuecho la hät, muess öppert manipuliert ha, d‘Zimmernummere abgänderet ha. Doch sgröschti Missgschick isch gsi, dass d‘Frau von Roll, dere ires Zimmer isch nebezue gsi, das ganzi hät muesse mitaalose. Si isch tüüf beledigt gsi, über de unghüüri Missgriff vom Casanova siine Sinn, si mit ere magere, gruusig stinkende Häx z‘verwächsle, das isch zvil gsi. Doch Krönig isch gsi, dass er sich dabi no glücklich gschetzt hät, i de meinig, mit dä Ludovica z‘kopuliere. Zwar isch es ihm glunge, sich mit enere fiise Intrige sich z‘räche, aber sini Gunscht bi de Ludovica hät er ändgültig verschpillt gha.
D‘Schwiizer Fraue händs äm würkli nöd eifach gmacht gha, doch da hät er no nöd chönne aahne, dass die schlimmscht Helvetia ihm erscht no bevorstaaht. E achtzäjährigi us Bern, die er drüü Jahr schpääter in London chännneglernt hät, wird ihm die gröschti Niderlaag zuefüege. Doch das isch ja scho e ganz anderi Gschicht.
Nach füüf Summermönet im Jahr 1760 i de Schwiiz, hät er dänn wider anderschwo sis Glück gsuecht.
De Name Ludovica von Roll hät Laoin verwirrt. Es muess e Urahnin irer Familie gsi si. Aber au s‘Wärbe vom Casanova um si, als ob es Paralelle im Läbe zwüsche ine beide gee würd. D‘Entrüschtig vo de Ludovica hät si sich guet vorschtelle chönne, es gat ire momenta so mit em Tschan Carlo. Doch dä Casanova häts zu sinere exischtenzielle Sicherig gmacht gha, im Gägesatz zum Tschan Carlo. Oder isch da gar käin Gägesatz? Er hät sich doch immer wiider vo mier verchöschtige laa, dänkt Laoin. De Schuft! Dass ich vo dere Parable erfahre ha, cha kein Zuefall si, eher än Wink vom Schicksal. Ich werd wie d‘Ludovica mim Verehrer ändgültig dä Laufpass gee.