Guillaume Musso: Wirst du da sein? - Seras-tu là?

Guillaume Musso, der französische Bestsellerautor, liebt das Spiel mit menschlicher Existenz im Grenzbereich zwischen Wirklichkeit und Unwahrscheinlichem. Der vorliegende Roman eröffnet dem Protagonisten die unglaubliche Möglichkeit, rückwirkend in das Schicksal einzugreifen. Im ersten Moment war ich skeptisch, da es sehr abgehoben klingt. Doch Musso verarbeitete das fragile Thema derart, dass ich nie den Eindruck gewann, er verliere an Bodenhaftung. Beim Lesen wurde ich vielmehr von der Spannung gepackt, das Widersinnige verlor an Eindrücklichkeit, das Geschehen nahm mich in den Bann.

Dr. Eliot Cooper hat den Tod seiner Freundin Ilena vor dreissig Jahren nie verschmerzt. Als ihm nach einem medizinischen Einsatz in Kambodscha, ein Dorfältester zum Dank die Erfüllung eines Wunsches gewährt, fällt ihm nichts ein. Bis auf einen Unerfüllbaren, er möchte noch einmal Ilena begegnen. Zu seiner Überraschung erklärt sich der Alte dazu bereit und fähig, indem er ihm zehn goldene Kügelchen überreicht, mit der Auflage, sie zu keinem andern Zwecken einzusetzen. Jedes dieser Kügelchen erlaubt ihm für zwanzig Minuten nochmals in die Vergangenheit einzutauchen, doch als die gegenwärtige Person, der seinem damaligen Ich begegnet. Da er die Zukunft kennt, auch Ilenas Tod, ist die Versuchung gross, am Schicksalsverlauf etwas zu ändern. Doch ist es auch sinnvoll, in das Schicksal einzugreifen?

Musso bringt in seinen Werken am Schluss immer noch eine Wendung ein, die niemand erwartet. Neugierige Leser sollten sich im Zaum halten und nicht erst den Schluss lesen, da sie sich sonst den Effekt des ergreifendsten Moments, wenn eine Steigerung an sich nicht mehr möglich erscheint, zerstören.

Französische Originalausgabe: « Seras-tu là? », XO Éditions, € 9.95
Deutsche Ausgabe: „Wirst du da sein?“, Aufbau Verlag, € 8.95