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Copywrite Sonne und Untergang

Seniors
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19.05.2008
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Sonne und Untergang

Mit Jenny schlafen, das wollte Rocco schon lange. Dass sie eine Tochter hat, stört ihn wenig. Leila ist ein braves Mädchen, weiß noch nichts von den schlechten Dingen. Zum Abschied hat sie ihm ein Bild gemalt. Rocco fürchtet, drei lachende Gesichter zu sehen, den neuen Papi vielleicht. Aber es ist eine harmlose Kinderzeichung, nichts weiter. Er bedankt sich und stopft sie in seine Hosentasche, zwischen Feuerzeug und Fahrzeugschlüssel.

“Du kommst spät”, sagt Tina.
“Und wenn ich zu früh komme, passt es dir auch nicht.”
Tina lächelt, aber nur mit dem Gesicht. “Nein, ernsthaft. Wo bist du gewesen?”
Hab deine Freundin gefickt. “War viel zu tun, in der Arbeit.”
Rocco zieht sich die Jacke aus und wirft sie Tina zu, sie soll ihm etwas Anständiges zu Essen machen, er sei erschöpft. Als er an ihr vorbei will, versperrt sie ihm den Weg. “Krieg ich denn keinen Kuss?” Sie spitzt ihre Lippen und schließt die Augen, aber Rocco stößt sie beiseite und geht.

Das Essen schmeckt nicht. Trotzdem verlangt Rocco nach einer zweiten Portion. Tina lauscht seinem Schmatzen, erzählt dann von ihrer neuen Handtasche, erst eifrig, dann leiser werdend. Es scheint ihn nicht zu interessieren. Sie seufzt, er rülpst.

“Ich werde jetzt duschen”, sagt sie.
“Du wirst vor allem hier sitzen bleiben”, sagt Rocco.
Tina bleibt sitzen, starrt auf den leeren Teller und wischt Tränenkrümel aus dem Porzellangesicht.
“Liebst du mich eigentlich noch?”
“Wir haben uns doch erst gestern geliebt.”
Sie nickt. Die Sonne geht unter, noch einmal.

Zwei Tage später. Tina nervt. Sie steht da, mit einer Frage in der Hand.
“Was ist das für ein Bild?”
“Bild?” Sie hält ihm ein Stück Papier ins Gesicht, zu nah. Rocco greift danach und betrachtet es. Das erste, was er sieht, ist ein Smiley - nein, eine Sonne. Eine lachende Sonne. “Ich habe keine Ahnung …” Da fällt es ihm wieder ein. Kein Kuss von Jenny, nicht ihr Duft - eine hässliche Sonne muss alles verraten.
“Schnüffelst du jetzt schon in meinen Sachen rum? Wie arm muss man sein Tina, wie arm?”
“Was soll denn das jetzt? Ich will deine Jeans waschen, noch schnell nachschauen, ob du wieder ein Taschentuch vergessen hast, da finde ich dieses Bild.” Rocco mustert ihr Gesicht. Dumm sieht sie aus, und falsch. Was sie hier sucht, fragt er sich.
“Was willst du?”
“Naja. Wissen woher du das Bild hast.”
“Von einem Mädchen.” Tina denkt kurz darüber nach und grinst. Die Vorstellung ist zu absurd.
“Leila hat mir diese Scheißsonne gemalt”, sagt Rocco.
“Leila?”
“Ja. Leila. Sie hat sich gefreut, dass ich mich mit ihrer Mutter so gut verstehe.”
“Mit Jenny?”
“Ja. Mit Jenny.”

Tinas Lächeln tanzt traurig, stolpert und verschwindet. Ihre Augen werden feucht und bevor sie die erste Träne verliert, weiß Rocco nicht mehr, ob ihre Lippen zittern oder irgendetwas sagen. Ist ihm auch einerlei. Eine Hauptdarstellerin ist sie und doch bedeutungslos in seinem Leben. Sie geht ab. Er fasst sich in den Schritt, schließt die Augen. Statt Schwarz Jenny. Tina ist auch da. Die Idee gefällt ihm. Rocco folgt ihr ins Schlafzimmer …

Am nächsten Morgen wacht er auf, allein. Tina ist weg, hat ihm aber Frühstück gemacht. An der Cornflakespackung eine Notiz: Tut mir leid. Ich liebe dich. Rocco lacht und zerknüllt, was sie geschrieben.

Er geht ins Wohnzimmer. Etwas ist anders. Der süßliche Geruch von Tinas Tränen hängt noch in der Luft. Bier und Fürze ändern das. Er macht sich eine Packung Nüsse auf, schaltet den Fernseher an. Jemand ist gestorben. Eine Nuss verfehlt seinen Mund, landet auf dem Boden. Als er sich bückt, findet er statt der Nuss Leilas Zeichnung, blickt der Sonne mitten ins Gesicht. Erst will er es nicht aufheben, doch etwas geht von diesem Bild aus. Eine Kraft, anziehend und abstoßend zugleich. Eine Sonne, denkt er. Woher kenne ich dich?

Es klingelt. Rocco rührt sich nicht. Erst beim zweiten Mal öffnet er die Tür.
“Michael Jackson ist gestorben”, sagt Marvin.
“Der ist doch schon seit Ewigkeiten tot”, antwortet Rocco. “Was willst du?”
“Wollte mal sehen, was mein kleiner Bruder so macht. Soll ich wieder gehen?”
“Ja.” Marvin verzieht sein Gesicht. Dann drückt er sich vorbei an Rocco in die Wohnung.
“Wo ist Tina?”
“Kein Ahnung.”
“Alles klar bei euch?”
“Ja.”
“Und sonst?”
“Ich glaube, ich brauche eine Brille. Ich erkenne so wenig in letzter Zeit.”
Sie schweigen. Ihre Blicke wandern durch den Raum, stets bemüht, sich nicht zu treffen.

“Du hast es dir …“ Marvins Stimme verliert an Tiefe. “Zurückgeholt?”
“Was?”, will Rocco wissen.
“Na das!”, sagt sein Bruder und deutet auf das Bild.
Rocco schüttelt den Kopf. “Warum zurückgeholt? Das hat mir ein Mädchen geschenkt.”
“Deine Liebschaften werden aber auch immer jünger”, scherzt Marvin.
“Idiot!”
“Hey, das war doch nur Spaß. Kannst du dich nicht mehr erinnern?”
“Woran?” Rocco leert die Flasche.
“An das Bild. Du hast es gemalt.”
“Na klar! Und du bist Michael Jacksons Tochter.” Rocco steht auf. “Du säufst eindeutig zu viel. Kein Wunder, dass bei der Flüssigkeit im Hirn die Phantasie blüht.” Er geht in die Küche, holt sich ein neues Bier. Marvin folgt ihm. “Ich sage die Wahrheit.”
“Tatsächlich?”
“Ich kann es gerade echt nicht glauben, dass du es vergessen hast. Vater hat dich halb tot geschlagen deswegen.” Marvin nähert sich seinem Bruder.
“Eine Narbe hast du auch.” Er tastet nach einer Stelle über Roccos Ohr.
“Die ist von einem Skiunfall.”
“Das hat er dem Arzt erzählt.”, sagt Marvin.
Rocco wendet sich ab von seinem Bruder, blickt aus dem Fenster. Ein Junge wirft Pizzaschachteln in die Mülltonne.
“Warum hätte mich Vater schlagen sollen? Was hätte er für einen Grund gehabt?”
“Das Bild, Rocco. Das Bild.”
“Als wäre es ein Verbrechen, eine lachende Sonne zu malen.”
“Das ist es nicht.“ Marvin schluckt. “Aber du hast es an dem Tag gemalt, als Mutter starb.”

Vor ein paar Stunden noch war die Welt in Ordnung. Sein Bruder Justin stand vor dem Spiegel Moonwalk üben, Marvin spielte mit seinem Polizeihubschrauber, Vater las in der Zeitung, schimpfte hin und wieder mit einem unsichtbaren Gegenüber. Mutter lehnte aus dem Fenster und stieß Rauch in die Kälte. Immer wenn sie in der Küche fertig war, steckte sie sich eine Zigarette an. Ein Luftstoß wirbelte ihr durchs Haar. Dann hörte etwas auf in ihr und sie fiel, beinahe auf Rocco, der vor dem Ofen hockte und das Essen in der Hitze beobachtete. Sie lag dort und bewegte sich nicht und Rocco dachte, sie sei gestürzt. Alle dachten das, hofften es. Er beugte sich über sie, aber was er sah, war nicht seine Mutter. Es waren nicht ihre Augen. Nicht mehr. Nichts mehr.

Eigentlich wollte er nicht auf die Beerdigung. Sein Kopf schmerzte und überhaupt waren die Geschehnisse der letzten Tage zu groß für einen kleinen Jungen wie Rocco. Dass sie nicht wieder kommen würde, hatte er begriffen. Sie hatte erst vor kurzem mit ihm darüber gesprochen. Fast so, als hätte sie etwas geahnt. Wie es ihr da oben geht, wollte er wissen. Anrufen soll sie, wenigstens einen Brief schreiben. Vater aber weinte nur und entschuldigte sich. Er entschuldigte sich oft. Wofür, wusste Rocco nicht.

Zwischen all den Grabsteinen und toten Bäumen wurde Vater dann wieder jener starke Mann, der er vor Mutters Tod gewesen war. Er umarmte seine Söhne, presste sie an sich. Im Anblick des Sarges jedoch zuckte Rocco zusammen, entschlüpfte der Umarmung, die kalt war, wie alles um ihn. Seine Sehnsucht nach Wärme wurde von herabfallenden Schneeflocken erstickt.

Trotzdem musste er sie noch einmal sehen, ein letztes Mal fühlen, berühren vielleicht. Rocco stolperte dem Sarg entgegen, öffnete ihn. Darin lag eine Frau, feierlich gekleidet, ein wenig überschminkt. Aber es war nicht seine Mutter. Es war …

Tina. Sie ist nicht erfreut, als sie nach Hause kommt und Rocco sieht, vertieft in diese Zeichnung. Streiten will sie nicht, also verkneift sie sich einen Kommentar und umarmt Rocco. Kalt ist er. Aber sie bekommt einen Kuss, einen echten. Glücklich pfeifend verschwindet sie im Bad.

Abends gucken sie einen Film. Viele Explosionen, wenig Dialog. Um was es geht, weiß Rocco nicht. Dass Tina unter ihrem Trainingsanzug Dessous trägt ebenso wenig. Die DVD hat wohl einen Kratzer, das Ende fehlt. Rocco starrt weiter Richtung Fernseher, irgendwie hoffend, dass es weiter geht. “Happy End gefällig?”, fragt Tina und lächelt herausfordernd. Sie schwingt sich auf ihn, überfällt ihn mit Küssen, aber was aus ihrem Mund züngelt, ist für Rocco nur ein Lebewesen aus Eis. Einige Kleidungsstücke später sitzt sie auf ihm, schaukelt ihrem Höhepunkt entgegen, stöhnt ihm ins Ohr, etwas zu laut. Er erfriert.

Ein leeres Blatt vor Rocco, der Buntstift liegt fremd in seiner Hand. Mit einem Kreis will er beginnen.

 

Hallo Markus!

So hast du das also gemeint: Die Geschichte, die dich am meisten mitgenommen hat. Wegen der schlechten Kritiken ... Ich dachte du meinst den Lauber,weil mich das beim Schreiben mehr mitgenommen hat.

Ich muss sagen, es gefällt mir sehr gut, dein Copywrite. Besser als mein Original. Es greift alle diese kleinen Fäden auf und spinnt sie in eine andere Richtung, ist dir sehr gut gelungen. mich hat es auch wirklich berührt und ich finde, du triffst den Ton. So wie ich Rocco damals gesehen habe, ist er hier auch.

Ist auch sehr geschickt gemacht, dass alles rauskommt, weil er das Bild mitgenommen hat und dann so einen Backflash bekommt, den er nicht einordnen kann. Dann kommt Marvin zu ihm statt umgekehrt. Mir sind viele Kleinigkeiten aufgefallen, die mir sagen, dass du eingetaucht bist, in die Geschichte von Rocco und seinen Geschwistern. Auch das mit dem Jungen, der die Pizzarkartons wegwirft, wo er vielleicht schon eine Ahnung bekommt, ein kleines Erinnern. Das kann man natürlich nur im Zusammenhang mit dem Original verstehen, aber ich glaube es stört nicht beim Lesen.

Bei dir hat der Vater wohl nur einmal zugeschlagen, weil er ausgerastet ist, weil Rocco das fröhliche Bild am falschen Tag malte. Das fand ich auch gut. Auch das Ende, das ja der Anfang von allem war, der Anfang von Roccos letztem Sonnengesicht. Er malt einen Kreis und damit schließt sich der Kreis. Doch, ich bin positiv überrascht, wirklich.

Zumal deine Schreibe sonst eher so verspielt wirkte, so mehr poetisch angehaucht. Das hier ist ganz anders. Ich weiß nicht, ob ich es nur so gut finde, weil ich Gefühle darin erkenne, die ich auch selbst beim Schreiben hatte, aber das sollte dir egal sein. Mir gefällts!

Lollek

 

Lieber herrlollek,

das drucke ich mir jetzt aus und hänge es über mein Bett.
Ich bin sprachlos, erleichtert und glücklich.

Vielen Dank für deine Worte!

Beste Grüße
markus.

PS: Sobald ich meine Sprache wieder gefunden habe, schreibe ich ein bisschen mehr.

 

Hallo Markus,

Er wird erwartet. “Du kommst spät.”, sagt Tina.

Dieses: Er wird erwartet würde ich streichen, das drückt Tina in ihrem Vorwurf ja aus.
“Du kommst spät.KEIN PUNKT”, sagt Tina wenn der Satz weitergeht. Das ist durchgängig falsch hier. Frage- und Ausrufezeichen ja, aber keine Punkte ;).

Zwei Tage später. Tina nervt. Sie steht da, mit einer Frage in der Hand.

Zwei Tage später - solche Einschübe wirken immer irgendwie komisch. Als wäre dem Autor nichts eingefallen, es dem Leser geschickter unterzujubeln.
Und eigentlich ist es auch egal, wann sie diese Frage stellt.
Tina steht da, mit einer Frage in der Hand. "Was ..."

Eine Hauptdarstellerin ist sie und doch bedeutungslos in seinem Leben. Sie geht ab.

Gefällt mir. Wobei in dieser Geschichte seine doch sehr aggressive Ablehnung für mich nicht ganz deutlich wird - bis zum Schluss nicht. Okay - Liebe ist aus - aber warum so aggressiv? Woher kommt das bei ihm? Im Original wird das klar, aber hier. Mmmh. Doch nicht, weil die Mutter gestorben und sein Vater einmal ausgerastet ist.

Im Anblick des Sarges jedoch zuckte Rocco zusammen, entschlüpfte der Umarmung, die kalt war, wie alles um ihn. Seine Sehnsucht nach Wärme wurde von herabfallenden Schneeflocken erstickt.

Okay, hier sagst Du zwar, dass sich die Nähe des Vaters kalt anfühlt, falsch, aber ich denke, Du hättest es szenisch gebraucht, der Tod, die Sonne, die Schläge. Weiß ich aber nicht.

Ein interessanter Text, auf jeden Fall. Nur die Frage nach Roccos Kälte lässt Du ein bisschen in der Schwebe, weil Du ja auch dieses Kindheitstrauma so vage ansprichst, für mein Empfinden. Andererseits hat es ja auch etwas, wenn man im Text so Sachen finden kann, ohne sie unter die Nase gerieben zu bekommen. Ich weiß allerdings nicht, ob mir das ohne Kenntnis des Originales gelungen wäre.

Aber durchaus eine schön zu lesende Geschichte.
Beste Grüße Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Markus,

ich habe von Dir bisher nur die Vorlage zu yours copy gelesen. Das ist ja ein sehr spezieller Stil - ich sehe auch warum Du den fuer die Geschichte gewaehlt hast. Ich war ueberrascht: Hier ist der Stil viel szenischer und lebendiger. Der steht Dir sehr gut. Ich habe die Kopie gern gelesen.
Auch Deine Uminterpretation gefaellt mir. Dass der Vater nich so das absolute Monster ist. Die Rueckblende funktioniert auch sehr gut. Dass er sich nicht erinnern will, macht Sinn.

Wie schon im Original habe ich ein bisschen ein Problem mit dieser betonten Bosheit von Rocco - hier ist das weniger ausgepraegt. Aber das Zerknuellen des Liebeszettels, das ist schon heftig. Im Original war mir das Motiv viel zu ueberzogen (ich weiss schon, dass es boese Menschen gibt, aber irgendwie war's mir nicht stimmig), aber da gab es eine offizielle Erklaerung, eben den Monstervater. Also ich sag mal so, das war mir alles viel zu plakativ. Hat mir nicht gefallen. Das darf ich sagen, weil ich lollek grad fuer den neuen Text gelobt hab, ausserdem hat er mich "Schokofee" und "Schokofiz" genannt, und verdient dafuer Strafe. :xxlmad:
Bei Dir ist die schwere Kindheit viel subtiler dargestellt. Und auch das Ende finde ich super, als er da innerlich erfriert - das geht mir schon ans Herz. Aber ich haette mir gewuenscht, dass diese Subtilitaet auch im ersten Teil, in seinem Verhalten Tina gegenueber zum Zug kaeme. Also, er soll sie ruhig betruegen und nicht mehr lieben. Aber halt ein bisschen feiner.

Und jetzt noch Details

Leila ist ein braves Mädchen, weiß noch nichts von den schlechten Dingen.
Hier kommt fuer mich zum Ausdruck, dass Rocco eben kein Arsch ist. Und doch klingt sein Schmerz hier schon an. Das gefaellt mir

wischt Tränenkrümel aus dem Porzellangesicht.
also ich mag ja skurrile Bilder - aber das funktioniert nicht fuer mich. Da denke ich an diese Traenenkruemel, die man nach dem Aufwachen im Augenwinkel hat.

mit einer Frage in der Hand.
das fand ich gut

Er umarmte seine Söhne, presste sie an sich, eine Illusion von Geborgenheit erzeugend.
Das ist nicht so geschmeidig formuliert. Ist mir auch zu explizit. Ich wuerd's ersatzlos streichen, weil es ja in Roccos Reaktion deutlich wird.

lg,
fiz

 

Hallo Markus,

ich schließe mich feirefiz an: Mir ist deine Copy sogar lieber als das Original von herrlollek (sorry), das mir einfach zu extrem war.

Bei dir steht die Gefühlskälte von Rocco im Vordergrund, während mir im Original die Gewalt zu sehr überwog.

Hab deine Freundin gefickt. “War viel zu tun, in der Arbeit.”

Damit hattest du mich schon gewonnen :D

Was mir nicht so ganz einleuchten will, ist, wieso Leila Rocco eigentlich das Bild schenkt. Der Typ ist der Freund einer Freundin ihrer Mutter, ok. Schläft er mit Jenny, während die Kleine im Nebenzimmer malt?! Oder war sie im Kindergarten und präsentiert dann jedem stolz ihre Gemälde? Wie alt ist die Süße denn?

Ich weiß, das ist eigentlich nebensächlich für die Geschichte, aber es war für mich einfach nicht stimmig.

Unglaublich stark finde ich die Stelle, in der der Bruder Roccos verdrängte Erinnerungen zurückruft:

“Ich kann es gerade echt nicht glauben, dass du es vergessen hast. Vater hat dich halb tot geschlagen deswegen.” Marvin nähert sich seinem Bruder.
“Eine Narbe hast du auch.” Er tastet nach einer Stelle über Roccos Ohr.
“Die ist von einem Skiunfall.”
“Das hat er dem Arzt erzählt.”, sagt Marvin.

Fraglich nur, warum die Geschwister nicht schon bei früheren Treffen über die traumatischen Erlebnisse in der Kindheit geredet haben.

Sprachlich mag ich diese nüchterne Erzählweise, sie passt einfach perfekt zum Inhalt der Geschichte, in der Emotionen eher ein Zeichen von Schwäche sind (Tina!)

Zum Schluss: Super!

Ein leeres Blatt vor Rocco, der Buntstift liegt fremd in seiner Hand. Mit einem Kreis will er beginnen.

Ich kann nur hoffen, die Eigentherapie bringt was.

Gerne gelesen, ich fand's stark.

penny

 

Guten Tag alle zusammen,

herzlichen Dank für eure Kommentare, die Verbesserungsvorschläge, die Meinungen, die Zeit, die ihr euch dafür genommen habt. Besonderes Dankeschön aber für euer Lob, da bin ich ganz der lachende Smiley.

Nun der Reihe nach:

An herrlollek

So hast du das also gemeint: Die Geschichte, die dich am meisten mitgenommen hat. Wegen der schlechten Kritiken ... Ich dachte du meinst den Lauber,weil mich das beim Schreiben mehr mitgenommen hat.
Ja, so habe ich das gemeint. Aber wenn du es nicht geahnt hast, war es ja eine Überraschung. Ich habe nochmals einige deiner Geschichten gelesen, aber über "Die letzte Sonne" bin ich gestolpert. Zum einen fand ich die Geschichte gut, so richtig schön grausam. Nur steckte mir da zu viel Moral drin. Ich habe deine Erzählstimme kastriert und versuchte eine verkorkste Liebe mit einem Kindheitserlebnis zu begründen, ohne viel zu zeigen.

Ich muss sagen, es gefällt mir sehr gut, dein Copywrite. Besser als mein Original.
Du bist glaube ich der erste, der unter einer meiner Geschichten "gefällt mir sehr gut" schreibt und deswegen war ich ziemlich happy. Dass dir meine Version noch besser als das Original gefällt, ist der absolute Hammer. Dass hätte ich nie gedacht.

mich hat es auch wirklich berührt und ich finde, du triffst den Ton. So wie ich Rocco damals gesehen habe, ist er hier auch.
Ich weiß nicht, ob ich es nur so gut finde, weil ich Gefühle darin erkenne, die ich auch selbst beim Schreiben hatte,
Dass es mir dann tatsächlich so gelungen ist, deinen Ton und deine Gedanken zu treffen, ist schon cool. Liegt wohl daran, dass ich deinen Text jeden Tag mehrmals gelesen habe.

Zumal deine Schreibe sonst eher so verspielt wirkte, so mehr poetisch angehaucht. Das hier ist ganz anders.
Und der Stil scheint irgendwie besser zu funktionieren. Ich bin richtig froh, dass ich beim Kopierspiel mitgemacht habe.

Jedenfalls bin ich wirklich glücklich, dass es dir so gefallen hat. Wie ich das Bild Leila untergejubelt habe, der Vater nur einmal zuschlägt und Rocco das Bild malt, weil seine Mutter stirbt. Ohne deine intensive Vorlage wäre das allerdings alles nicht möglich gewesen.

Danke für deinen Kommentar!

Beste Grüße
markus.

An Fliege
Danke für deine Hinweise. Die Punkte hab ich entfernt,

Zwei Tage später - solche Einschübe wirken immer irgendwie komisch. Als wäre dem Autor nichts eingefallen, es dem Leser geschickter unterzujubeln.
Das klingt nicht nur so, sondern ist tatsächlich wahr. Davor sollte eigentlich noch eine Szene der beiden im Schlafzimmer, das würde die Geschichte aber unnötig strecken glaube ich. Aber vielleicht fällt mir doch etwas besseres ein, als diese 0815 Flucht.

Wobei in dieser Geschichte seine doch sehr aggressive Ablehnung für mich nicht ganz deutlich wird - bis zum Schluss nicht. Okay - Liebe ist aus - aber warum so aggressiv? Woher kommt das bei ihm? Im Original wird das klar, aber hier. Mmmh. Doch nicht, weil die Mutter gestorben und sein Vater einmal ausgerastet ist.
Ein berechtigter Einwand. Wegen seinem Vater ist es nicht, eher wegen seiner Mutter. Mit ihr stirbt die Wärme in seinem Leben, und er ist unfähig zur Liebe. Das wird im Text eher gegen Ende deutlich. Psychologisch wohl erklärbar: Wenn jemand etwas möchte, also lieben möchte, es aber nicht, nicht lieben kann, führt das zu Aggression. Weil man nicht in der Lage ist, etwas bestimmtes zu tun. Man schafft es einfach nicht. Das war so mein Gedanke. Muss ich im ersten Teil der Geschichte wohl noch ein bisschen würzen.

Du hättest es szenisch gebraucht, der Tod, die Sonne, die Schläge.
Da muss ich dir widersprechen. Die Geschichte wird ja eher aus Roccos Perspektive erzählt, seine Gefühle stehen im Vordergrund und es ist nun einmal so, dass er den Tod seiner Mutter und die Schläge seines Vaters nahezu verdrängt hat, die Sonne ist dabei ein Symptom seiner Lieblosigkeit, Kälte. Mehr als Erinnerungsfetzen wird er da nicht heraus fischen können. Im Original ist es ja so, dass er sich an alles haargenau erinnern kann und sogar sein eigens Handeln reflektiert. Als Kind und so lange Zeit schon her. Das schien mir unglaubwürdig.

Ein interessanter Text, auf jeden Fall. (...)*Andererseits hat es ja auch etwas, wenn man im Text so Sachen finden kann, ohne sie unter die Nase gerieben zu bekommen.
Es freut mich, dass du meinen Text als interessant empfindest. Ich wollte eben nichts auf die Nase binden, aber ich hatte herrlolleks Geschichte so vor Augen, dass ich dann ein paar Elemente vergessen habe, die es dem Leser leichter gemacht hätten. Aber die beiden Texte gehören ja jetzt irgendwie zusammen.

Aber durchaus eine schön zu lesende Geschichte.
Vielen Dank!

Beste Grüße
markus.

An feirefiz

ich habe von Dir bisher nur die Vorlage zu yours copy gelesen.
Da hast du nicht viel verpasst. =)

Hier ist der Stil viel szenischer und lebendiger. Der steht Dir sehr gut.
Das freut mich. Da muss ich wohl doch eher weg von meinem Lyriker im Hirn und einfach schreiben, ohne die Sache unnötig kompliziert zu machen.

Wie schon im Original habe ich ein bisschen ein Problem mit dieser betonten Bosheit von Rocco
Ja, dieser böse Rocco. Der scheint keinem zu gefallen. Aber leider ist dieser Rocco böse und lieblos. Ich wäre dem Original nicht gerecht geworden, hätte ich ihm Rosen in die Hand gedrückt und ihm gesagt, hier, schenk die mal Tina als Entschuldigung. Gegen Ende darf er sogar einmal küssen. Ich weiß nicht, ob es die Bosheit etwas relativieren würde, wenn ich z.B. nach der Liebsbotschaftzerknüllszene ein paar Momente später Reue aufkommen lasse. Das er den Zettel wieder aus dem Mülleimer holt, oder so.

Und auch das Ende finde ich super, als er da innerlich erfriert - das geht mir schon ans Herz. Aber ich haette mir gewuenscht, dass diese Subtilitaet auch im ersten Teil, in seinem Verhalten Tina gegenueber zum Zug kaeme. Also, er soll sie ruhig betruegen und nicht mehr lieben. Aber halt ein bisschen feiner.
Dass dir und deinem Herz das Ende gefällt, freut mich sehr. Dass dir die Geschichte in zwei Teile auseinanderzufallen scheint, finde ich lustig. Deswegen, weil meine Freundin genau das gesagt hat. Ich selbst finde ja, dass da am Anfang noch einiges rein muss, aber natürlich nicht was. So ist es eben ein langsam Auftauen, von Absatz zu Absatz. Möglicherweise kann ich da noch ein wenig schrauben.
Danke auch für deine Anmerkungen, dass du mir gezeigt hast, was dir besonders gut gefallen hat. Deinen Vorschlag bezüglich der "Geborgenheit erzeugen" nehme ich dankend an. Ist gestrichen. Nur zu einem Satz noch ein paar Worte mehr:

also ich mag ja skurrile Bilder - aber das funktioniert nicht fuer mich. Da denke ich an diese Traenenkruemel, die man nach dem Aufwachen im Augenwinkel hat.
Ach, Schade. Ich fand das Bild voll toll, sie spiegelt sich im leeren Teller und wischt Krümel weg als wären es ihre Tränen. Meinst du, man kann das Bild retten. "Sie starrt auf den leeren Teller und wischt Krümel wie Tränen aus dem Porzellangesicht."

Vielen Dank für deinen Kommentar!

Beste Grüße
markus.

An pennylane

Mir ist deine Copy sogar lieber als das Original von herrlollek (sorry), das mir einfach zu extrem war.
Das ist ein schönes Lob. Auch mir war es ein bisschen zu extrem, aber ich fand das Original auch stark. Die Geschichte war sehr intensiv. Die Grausamkeit habe ich auch deswegen weggelassen, weil sie in dem Ausmaß nicht zu mir passt. Die Finger so weit in den Mund stecken bis das Würgen beginnt. Da mache ich noch einen kleinen Bogen rum. Ich finde auch, dass solche Szenen viel grausamer sind als Schussszenen in blutigen Filmen.

Bei dir steht die Gefühlskälte von Rocco im Vordergrund, während mir im Original die Gewalt zu sehr überwog.
Das war mein Ziel!

Was mir nicht so ganz einleuchten will, ist, wieso Leila Rocco eigentlich das Bild schenkt. Der Typ ist der Freund einer Freundin ihrer Mutter, ok. Schläft er mit Jenny, während die Kleine im Nebenzimmer malt?! Oder war sie im Kindergarten und präsentiert dann jedem stolz ihre Gemälde? Wie alt ist die Süße denn?

Ich weiß, das ist eigentlich nebensächlich für die Geschichte, aber es war für mich einfach nicht stimmig.

Das finde ich interessant. Interessant wäre es auch zu wissen, ob du es als unstimmig empfunden hast oder eher als verwirrend. Ich sehe, dass ich Gedanken induziert habe - sie malt, ihre Mutter schläft mit Rocco. Dann schenkt sie ihm das Bild. DAS BILD, sein Bild. Ist es tatsächlich sein Bild? Das wollte ich so stehen lassen. Außerdem spielt dann auch der Gedanke mit, ob sie auch das Bild gemalt hat, weil sie etwas Wärme vermisst. Sie Rocco Scheiße findet. Nebensächlich ist es auf keinen Fall. Ich kann nur so viel sagen: Kinderzeichnung sind viel, aber nicht harmlos. Das ist übrigens mit dem Sarg das gleiche, denn ich denke nicht, dass Rocco den Sarg tatsächlich geöffnet hat, du? Das sind alles so traumhafte Momente, die ich so gerne in Geschichten baue.

Fraglich nur, warum die Geschwister nicht schon bei früheren Treffen über die traumatischen Erlebnisse in der Kindheit geredet haben.
Darüber hätte sie schon früher sprechen können, das stimmt. Aber wer spricht schon gerne über Vaters Schläge und Mutters Tod? Als das Bild erscheint, haben sie einen Anlass, einen Auslöser und Rocco hat das ganze ja schon fast vergessen, wie will er also darüber reden?

Sprachlich mag ich diese nüchterne Erzählweise, sie passt einfach perfekt zum Inhalt der Geschichte, in der Emotionen eher ein Zeichen von Schwäche sind.
Das freut mich. Genau so war es gedacht. Hab mich richtig wohl gefühlt beim Schreiben.

Zum Schluss: Super!
Gerne gelesen, ich fand's stark.
Dass pusht mein Schreiberlingsego, vielen Dank!

Beste Grüße
markus.

 

Hallo M. Glass,

war flüssig zu lesen.

Das es subtiler ist als das Original gefällt auch mir besser. Vor allem das Kindheitstrauma und die Traurigkeit am Ende. Da bin ich voll in der Geschichte drin.

Aber vorher, bei der Beziehung Tina und Rocco - ne, das ist mir zu plakativ. Selbst wenn Rocco ein Arsch ist. So krass dargestellt wirft mich das aus der Geschichte raus. Wieso muss er sie gleich wegstoßen, ihr so drastisch befehlen? Das stellt sich mir die Frage, weshalb sie bei ihm bleibt?
Wohl aus verzweifelter Liebe. Aber dafür ist sie doch sehr fordernd, stellt ihn zur Rede. Wäre es da nicht wahrscheinlicher, sie würde das in sich reinfressen und immer nur hoffen, es wäre nichts. Vielleicht findet er sie weinend mit dem Bild, aber nicht, dass sie ihn fragt. (Jedenfalls für mich. Hat keine Allgemeingültigkeit.)

Durch diese extreme Ablehnung ist das Ende für mich auch mit einem leichten Bruch behaftet. Wenn er sie eigentlich so ablehnt, weshalb gibt er ihr dann einen echten Kuss. Ich meine da wäre für mich Gleichgültigkeit schlüssiger. Wäre da der erste Teil weniger drastisch, hätte ich kein Problem damit. So aber bleibt für mich da eine Kluft.

Fazit: Mach den Arsch, weniger arschig. Und dann ist es eine nette Geschichte.

Gruß,
Kew

 

Hallo Kew,

vielen Dank für deine Kritik, entschuldige bitte die verspätete Rückmeldung. Nun habe ich aber die nötige Distanz zum Text, die mich die Probleme, die du angeeckt hast, erkennen lässt.

So krass dargestellt wirft mich das aus der Geschichte raus.
Die Beziehung der beiden ist zu plakativ schreibst zu. Sprich, sie das passive Dingens, er der böse Arsch. Sicher verhält er sich zu Beginn der Geschichte arschig, aber kann nicht jeder normale Mensche auch mal ein Arschloch sein? Es ist das erste Mal, dass er seiner Frau fremdgeht. Mit Jenny jedenfalls, das sagt der erste Satz. Das man nach solch einer Aktion Berührungsängste mit seiner Frau hat, sie wegstößt, ihr den Kuss verwehrt, ist doch nicht unlogisch. Der Befehlston geht vielleicht zu weit, da hast du recht. Aber wenn man die Vorlage betrachtet, wie krass Rocco dort gezeichnet wurde, was dort für ein Vokabular benutzt wird, meistens wird da ja nonverbal diskutiert. Im Gegensatz zum echten Rocco ist meiner eine Pussy.

Das stellt sich mir die Frage, weshalb sie bei ihm bleibt?
Diese Frage stellen sich wohl viele, wenn man weiß, wie der Mann mit seiner Frau umgeht. Gänzlich beantwortet der Text diese Frage nicht. Dass sie ihn mit dem Bild konfrontiert, sagt ja nichts über ihre Passivität aus. Sie weiß ja nicht, was dieses Bild alles bedeutet. Sie weiß nichts. Und als sie die Bedeutung erfährt, die Affäre mit Jenny, dann sagt sie ja nichts mehr, dann wird sie zur Nebenrolle degradiert, weint und geht ab. Da jammert sie ja in sich hinein und spricht das Thema nie wieder an. Diesbezüglich versteh ich dein Kritik also nicht. Sie ist nicht fordernd, sie ist tatsächlich schwach.

Da bin ich voll in der Geschichte drin.
Wenigstens konnte ich dich mit ein paar Absätzen meiner Erzählung überzeugen und das ist mir schon viel wert. Vor allem dein Fazit hat mir sehr gefallen. Auf den Punkt gebracht.

Vielen Dank!

Beste Grüße
markus.

 

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