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Opferfahrt

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19.02.2006
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Opferfahrt

[E]​

Im Erdgeschoss steigt Tom in den Fahrstuhl. Tom guckt Pornos und hasst sich dafür. Zur Strafe drückt er sich an besonders kniffligen Hautzonen Pickel aus. Entsprechende Krater zieren sein ansonsten unschuldiges Gesicht. Tom hat den Verdacht, dass die Pickel vom vielen Pornogucken kommen. Als Ausdruck seiner Wut darüber, dass er sich von diesen Schmuddelfilmen so angezogen fühlt. Auch in Toms wildesten Selbstbefriedigungskrämpfen verirrt er sich nicht in den Glauben, dass es den Frauen Spaß macht, was sie da mit sich anstellen lassen. Tom fühlt sich besonders schlecht, weil ihn gerade das anturnt.
Aber eigentlich, das steht außer Frage, ist er nur ein Opfer und kann nichts dafür. Schuld sind an erster Stelle die Medien. Zielgerichtet wird der Mann in einem Dauerzustand der Erregung gehalten. Sex im Fernsehen, Sex in der Werbung, Sex auf Plakaten, Sex in Zeitschriften: Wo man auch ist und was man auch tut - überall peitscht die Lust auf den Mann ein.
An zweiter Stelle sind die Frauen selbst schuld. Weil sie sich diesem Diktat der Oberflächlichkeit unterwerfen und genau jene Lustobjektrolle einnehmen, die von den Medien gewollt ist - und den Mann (Tom weiß, dass er damit nicht allein ist) an den Rand des Wahnsinns treiben.
Solche Frauen wie Pamela zum Beispiel, die im ersten Stock dazusteigt. Bing.

[1]​

Frauen wie Pamela sind Geschütze. Mit jedem gestöckelten Schritt feuern sie Salven in den Schritt der Männerwelt. Beine bis zum Hals, Titten, die danach schreien, aus dem viel zu engen Stoff geknetet zu werden und Fingernägel, von denen sich jedes Raubtier freiwillig würde reißen lassen. Die Lippen nicht zu vergessen - zum Stülpen geschaffen.
Für Tom hat Pamela nur einen angewiderten Blick übrig. Anmaßend findet er das, hat Tom die Akne-Narben doch nur im Gesicht, weil Frauen wie Pamela ihn dazu treiben, sich selbst zu kasteien.
Tom ahnt, dass Pamela manchmal darunter leidet, so gut auszusehen. Weil sie auf ihr Äußeres reduziert wird und die Kerle sie nur ins Bett kriegen wollen, nicht an ihren inneren Werten interessiert sind. Tom würde gern derjenige sein, der Pamelas innere Werte erkundet. Aber da sie ihm keine Chance gibt, hat sie es auch nicht anders verdient, als nur oberflächlich benutzt zu werden, die blöde Schlampe.
In Tom brodelt und schäumt es.
Er weiß ganz genau, dass Pamela sich extra so vor ihm positioniert hat, dass er auf ihren Arsch glotzen muss. Dieses pralle, in hautenge Leggins gepresste Fleisch, das sich ihm entgegenwölbt, ihn zu einem Hund erniedrigt, danach verlangt, von ihm beschnuppert zu werden, geleckt zu werden ...
Tom knurrt, bleckt die Zähne, kann sich nicht länger zurückhalten, will sich auf das Weibchen stürzen, als (bing) die Türen aufgehen

[2]​

und sich eine dralle Frau mit Kinderwagen in den Aufzug kämpft. Obwohl die Kabine zwei Kinderwagen fassen könnte, schafft es die Dame irgendwie ihr Gefährt so zu parken, dass Tom sich an die Wand pressen muss.
Mutter und Kinderwagen haben Tom und Pamela in gegenüberliegende Ecken gebannt. Pamela begutachtet sich im Spiegel, spitzt und wölbt die Lippen, lutscht einen imaginären Schwanz. Tom beobachtet wie die Mutter in den unzähligen Beuteln und Taschen kramt, die am Kinderwagen hängen. Das Kind plärrt.
Während Pamela Geilheit abstrahlt, die den Aufzug erhitzt, selbst diesem abtörnenden Neonlicht einen Rotstich unterjubelt, ist die Mutter bar jeden Reizes. Tom denkt nicht zum ersten Mal, dass in der Schwangerschaft eine Metamorphose durchlaufen wird, allerdings verkehrt herum - von Schmetterling zu Raupe: von Frau zu Mutter. Ein ernüchternder Gedanke; kein Wunder, dass Männer sich vorm Kinderkriegen drücken. Gleichzeitig beseelt Tom die Erkenntnis mit einer gewissen Genugtuung. Auch Pamela wird irgendwann so aussehen: Faltig und übergewichtig und verbraucht.
Ist es das, was einen letztlich erwartet? Erst lockt das Weib mit heißen Versprechungen und am Ende hat man eine Mutterfrau, die in Tüten kramt, um ihrem Balg das Maul zu stopfen. Mission erfüllt.
Wie wohl Sex mit der ist? Pflichtprogramm ohne Zappen. Solche Pornos mit Mamas und Grannies gibt‘s auch, aber die turnen Tom ab. Und die Vorstellung hilft: Endlich lässt der Druck in seiner Hose nach. Dafür nimmt der auf den Ohren zu. Eine wahre Folter, so ein schreiendes Kleinkind in einem Fahrstuhl. Das ständige »Schhh ... Schhh« macht es nicht besser.
Erst mit dem dritten Bing endet die Folter.

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Die Mutter rollt ihr Schlachtschiff nach draußen, Pamela stöckelt hinterher.
Zwei miteinander verkabelte Mädels steigen ein. Sie teilen sich einen iPod; mit jeweils einem Kopfhörer im Ohr sind sie ganz mit sich selbst beschäftigt. Durch Tom sehen sie hindurch. Bei dieser Verkabelung muss Tom unweigerlich an Matrix denken und der Eindruck wird dadurch verstärkt, dass die beiden wie Marionetten in den Händen eines unsichtbaren Puppenspielers wippen und nicken. Tom fühlt sich manchmal auch wie eine Marionette. Vor allem immer dann, wenn er in diesen Aufzug steigt. Fremdgesteuert.
Das Gefühl der Verbindung lässt ihn unachtsam werden - sein Lächeln ist bereits auf dem Weg. Die Resonanz erfolgt in Form von Augenverdrehen, Naserümpfen und hässlichem Gekicher.
Tom verengt die Augen zu Schlitzen. Die Mädels scheinen sich unheimlich cool vorzukommen, wie sie so zappeln, sich zunicken und dabei tonlos die Lippen bewegen.
Tom fragt sich, ob die beiden noch nie erlebt haben, wie bescheuert es aussieht, wenn jemand zu einer Musik tanzt, die kein anderer hören kann. Für solch armselige Gestalten wurden Casting-Shows erfunden. Mit diesen Bewegungen allein würden sie jedoch nicht weiterkommen, da braucht es deutlicheren Körperkontakt.
Angeheizt von ihren eigenen Spiegelbildern leiten sie den Super-GAU ein: Sie beginnen zu singen. Spätestens jetzt würde ihnen auch in einer Casting-Show keine noch so scharfe Lesbeneinlage mehr helfen. Und natürlich muss es Lady Gaga sein. Schlampen ziehen einander an.
Als das Bing die vierte Etage verkündet, ist Tom zunächst erleichtert, weil die Mädels verstummen. Die Erleichterung verschwindet aber schlagartig, als

[4]​

eine Horde Gangstertürken in die Kabine stürmt. Da hätte Tom lieber noch neun Stockwerke dem Gekreische der beiden Gagas gelauscht, als dem Gejohle und Geprahle der Halbstarken ausgeliefert zu sein.
Tom drängt sich in die Ecke und macht sich unsichtbar. Für alle Frauen der Welt war er unsichtbar, für Pamela war er unsichtbar gewesen und auch die Gagas haben ihn mit Nichtachtung gestraft - warum sollte er nicht auch jetzt unsichtbar sein können?
Doch, oh Wunder, nun, als die Horde die Gagas im Visier hat, sie mit derben Sprüchen bedenkt und eindeutig zweideutige Bewegungen macht, werfen die Mädels ihm hilfesuchende Blicke zu.
Zweieinhalb Gedanken schießen Tom durchs Hirn:
1. War es nicht seine Pflicht, die beiden ins Messer laufen zu lassen, um ihnen eine Lektion zu erteilen?
2. Wenn er sie jetzt beschützte, würde das nicht dazu führen, dass sie daraus lernten, genauso weitermachen zu können wie bisher?
2,5. Oder würde er ihr Weltbild korrigieren, wenn er - den sie zuvor noch ignoriert hatten - sich plötzlich als Retter erwies und sie aus den Klauen der-
»Was glotzduso, Pickelfresse?«
Tom senkt den Blick, konzentriert sich wieder aufs Unsichtbarwerden, doch sein Tarnschild ist durchbrochen. Die Aufmerksamkeit verlagert sich.
»Willstu Schelle?«, blökt der eine, der aussieht wie die anderen, aber wahrscheinlich ein Gramm mehr Gold am Kettchen hängen hat und deswegen ihr Alpha-Männchen ist.
»Fass dem nisch an, machsu sons dreckich!«
»Wenn isch dem ein Schelle geb, dann wird hier Wichsbad!« Es lacht und dröhnt.
Als die Türen des Fahrstuhls aufgehen, drängen sich die Gagas nach draußen. Toms Tarnschild ist wieder aktiviert. Die Gangster johlen und folgen den beiden.

[5], [6]​

Tom fühlt sich unwohl in der Kabine, so ganz allein. Zwischen den sich gegenüberliegenden Spiegelseiten gefangen, werden seine Pickel ins Unendliche potenziert.
Und da passiert es (wieder): Vor Toms geistigem Auge ploppen Bilder einer Gangbang auf. Die Gangster fallen über die Gagas her und die beiden jauchzen und beben und können den Hals nicht vollkriegen. Und natürlich stöhnen und verlangen sie nach ihm, Tom, denn keiner dieser Schlappschwänze kann sie befriedigen.
Tom spritzt weiß-gelbliches Zeugs an die Spiegelwand, als er sich bei dem Gedanken einen Pickel ausquetscht.
Erst im siebten Stock hält der Aufzug. Bing.

[7]​

Als Nächstes steigt etwas ein, das in Toms Schulzeit als Es bezeichnet worden wäre.
So hoch wie breit wie dick und mit ebenso viel Modegeschmack gesegnet, wie für ein elegantes Auftreten geschaffen. Die Kabine bebt, als Es hineinstampft.
Für einen Moment ist Tom irritiert, als Es sich auf die gleiche Weise im Spiegel betrachtet, wie Pamela es getan hatte. Es klimpert mit den Wimpern, schürzt die Lippen und fährt sich mit Wurstfingern durch den Typ Haare, der selbst nach dem Duschen sofort wieder fettig wirkt. Natürlich entgeht Tom nicht, dass Es ihm im Spiegel Blicke zuwirft, genauso wenig entgeht ihm das Puder, das die Pausbacken bis zu den Schweinsäuglein wie eine zweite Haut einkleistert.
Eine Frechheit, dass Es ihn so ansieht. Glaubt Es wirklich, dass er nur einen Gedanken daran verschwendet, sich mit Es abzugeben?
Jetzt wird auch noch Schminkzeug herausgekramt. Ein mit silbernen Pailletten besetztes Täschchen, das im Fahrstuhllicht verruchte Spiegelungen wirft, die nicht zu Es passen. Doch, korrigiert sich Tom, es passt vortrefflich: Es versucht ihn zu blenden, ihn weich im Kopf und hart im Schwanz zu machen: Es will wie ein Ding genommen werden. Heftig und von hinten. Rammstein würde durch das Verlies schmettern: »Bück dich, dein Gesicht interessiert mich nicht!« Und Es würde schreien, würde kreischen, würde bangen ... bingen ... bing

[8]​

Es wirft ihm einen letzten Hundeblick zu und schnauft aus der Kabine.
Tom zittert am ganzen Körper. Dreizehn Stockwerke. Bereits diese Zahl trägt Unglück in sich. Und das, was er sich im dreizehnten Stock (erneut) antun würde, war die Quelle seines Leids. Jedes Mal verspricht Tom sich aufs Neue, es sei das letzte Mal. Nur um sich abermals im Aufzug wiederzufinden.
Hier und jetzt könnte er seiner Sucht ein Ende bereiten, es erforderte nur drei rasche Schritte. Es hat immer nur drei Schritte erfordert, aber diesmal ist es anders. Die Türen bleiben ungewöhnlich lange geöffnet.
Zögerlich bewegt Tom sich auf den Ausgang zu. Er erwartet nicht, dass er weit kommen wird. Der Aufzug spielt ein böses Spiel mit ihm, davon ist er überzeugt. Noch bevor er sein Gewicht verlagert hätte, würden sich die Türen schließen. Ganz sicher. Und in der Gewissheit, dass es so sein wird, fällt ihm der erste Schritt leicht. Doch die Türen bleiben offen. Die [13] leuchtet in verheißungsvollem Rot.
Tom ist so verwirrt, dass er einen Entschluss fasst. Er holt einmal tief Luft - da vernimmt er das vertraute Summen, das dem Türenschließen stets vorausgeht. Tom spannt seinen Körper, will den befreienden Schritt tun - als plötzlich jemand in den Aufzug springt und ihn beinahe von den Füßen fegt.
Huppala - Entschuldigung. Gerade noch geschafft. Hihi.“
Der Fahrstuhl setzt sich in Bewegung.
So kurz der Moment des Zusammenpralls auch ist, so unfreiwillig großzügig ist der Blick in den Ausschnitt. Das Bild brennt sich in Toms Netzhaut, von irgendwoher kommt eine Flasche Öl, dicke Tropfen spritzen auf pralle …
„Eigentlich fahre ich nicht gern Aufzug“, sagt eine Stimme und aus den Brüsten wird ein Mädchen, das Tom direkt ansieht. „Ich habe so ein bisschen … naja Platzangst“. Sie kichert und sieht ihn weiter an mit diesem Blick, den er sonst nur aus Filmen ohne Altersbeschränkung kennt. Sie riecht nach frischer Melone und Mango und auf ihrem T-Shirt steht Take it Easy und Tom verdrängt jede Assoziation aus Filmen mit Altersbeschränkung. Erstaunlich leicht fällt ihm das, so leicht, dass Tom nicht mehr an Zufälle glaubt, als plötzlich das Licht ausgeht und der Fahrstuhl mit einem Ruck zum Stehen kommt.
Easy kreischt auf und zum ersten Mal in Toms Leben erwacht der männliche Instinkt in ihm. Er denkt nicht nach, sondern nimmt Easy beschützend in den Arm. Hat er eben noch befürchtet, sie sei ein Bote des Teufels, der ihn im Aufzug der Wollust halten will, weiß er nun, dass sie ein Geschenk des Himmels ist. Seine Erlösung.
Vielleicht streichelt er zu heftig über ihren Rücken, vielleicht streift er ihre Brüste, vielleicht spürt sie seinen Ständer - was letztlich zur Backpfeife führt, wird Tom nie erfahren. Das Licht flackert auf, der Fahrstuhl setzt sich mit einem metallischen Stöhnen in Bewegung, sie schreit ihn an, was ihm einfalle und drischt mit der Handtasche auf ihn ein, bevor sie mit dem

[9]​

Bing verschwunden ist.
Es ist, als breite sich das Glühen von seiner gewatschten Wange aus, als durchziehe es seinen Körper mit lodernder Wut, um sich letztlich im Schritt zu ballen und zu stauen. In Gedanken knebelt und fesselt er Easy. (bing) Lust und Angst flackern in ihren Augen und Tom ist entschlossen, eine dieser Flammen zu ersticken. (bing) Easy stöhnt, als er ihr die Kleider vom Leib reißt. Das Blut rauscht in Toms Ohren, er kann nicht mehr klar denken. Nur noch ein Licht gleißt in ihren Augen und Tom genießt es, sie so vor sich zu sehen, nackt und hilflos und ihm ausgeliefert. (bing) Stellvertretend für alle Frauen soll sie nun spüren, wie Tom sich immer fühlt. All seinen Frust würde er an ihr ablassen. Sie hatte ihn daran gehindert der Sünde zu entkommen - und so war es nur gerecht, dass er sich an ihr versündigte, ihr das antat, mit dem er bereits abgeschlossen hatte. Sie trug die Schuld. Er würde sie ... Er würde ... Er ...
Ein Daumenkino blättert sich vor Toms geistigen Auge ab. Die Bilder prügeln mit Gewalt auf ihn ein, er krümmt sich, zwischen den Beinen eine Feuersbrunst, Lava brennt durch seine Lenden, Atemnot, alles verschwimmt und dann .... bing

[13]​

Tom huscht geduckt aus dem Fahrstuhl und er schwört sich, es ist das letzte Mal.

 

Hallo weltenläufer,
Die Geschichte passt zu deinen bisherigen Geschichten, die ich kenne. Tatsächlich bist du einer der Wenigen, die auch in R/E posten. Ich wusste, es ist ein Mann und ich wusste, dieser Mann hat schon lange nichts Neues eingestellt. Und er hat ein Psychogramm aufgestellt. Letzteres habe ich nicht bedacht, sonst hätte ich weltenläufer geschrieben! :D

 

AAAAAAAAAAAAAAAAArgh!
ich habe gerade 40 Minuten an der Antwort getippt und jetzt ist alles weg! Stinksauer! :xxlmad::xxlmad::xxlmad::xxlmad::xxlmad::xxlmad::xxlmad:

 

Oh, Taschentuch tröst und kuschel,
:kuss:
ich fühle mit dir, bin gerade an den Froschantworten. Jetzt geh ich lieber Kaffee trinken und speicher erst mal alles ab.

 

Alexander

Meine erste Antwort an dich war ursprünglich etwas umfangreicher, aber die hat der Editor gefressen, drum diesmal etwas knapper.

Also nachdem ich die bisherigen Kommentare überflogen habe, bin ich ein bisschen verunsichert, was meine Interpretation der Geschichte angeht, aber ich schreib sie jetzt trotzdem mal auf.
Unbedingt immer aufschreiben, das ist doch total spannend und egal ob der Autor das so intendiert hat oder nicht, das ist deine Lesart und die ist doch immer berechtigt. Gerade wenn das Punkte ausleuchtet, die bisher noch nicht gefallen sind, ist das doch unheimlich bereichernd.

ie schon erwähnt, fand auch ich den ersten Absatz, das EG, unnötig. Das machen Autoren hier öfter, so einen vorgeschobene Einleitung. Ich finde das passt nicht zum KG Genre. So eine Erklärung der Ausgangssituation alla, Tom ist der und der Typ in der und der Situation, so und jetzt gehts los, nimmt doch die ganze Spannung raus. Schon von Anfang an wusste ich alles über den und durfte in nicht erst im Laufe der Geschichte kennenlernen
.

Mja, das war diesmal schon so beabsichtigt. Ich wollt den Leser in den Fahrstuhl schubsen und ihn gleich mit einem Knall begrüßen. Das ist Tom und Tom hat dieses Problem. Und in den jeweiligen Etagen wollt ich das nach und nach weiter ausleuchten. Denke, der Ansatz ist legitim, aber anscheinend hat er nicht gefruchtet.

Ansonsten zu deinem eigentlichen Gedanken. So tief in diese Metaebene wollt ich da gar nicht gehen, aber stark, wenn man das auch so rauslesen kann. Das sind jetzt ja recht grobe Allgemeinplätze, die ich da bediene. Schlagwort Sünde, 13 …Also für mich ist das naheliegend bei diesem Thema, dass da mit Sünde gearbeitet wird. In manchen Kreisen ist Porno salonfähig, aber das trifft auf jeden Fall nicht auf alle zu; wie bei dem armen Tom, da ist der Gedanke verwurzelt, das sei schlecht und was dreckiges und sündiges. Ich denke, das ist generell ein spannendes Thema, weil in diesem Bereich viel Unterdrückt wird, was an anderer Stelle wieder ausbricht und das nicht selten mit unangenehmen Folgen. Aber das ist jetzt too much, um das an dieser Stelle zu diskutieren.


Dion

Unter deine Worte will ich jetzt mal selbstzufrieden ein Häkchen setzen. Schön, wenn das für dich schlüssig rüberkommt.
Die Sache mit dem „Logikfehler“ – die Fahrstuhlfahrt spielt in einem Kaufhaus. Wahrscheinlich zieht das nicht, weil wir hier nicht solche hohen Kaufhäuser haben. Ursprünglich hatte ich Verweise in den Etagen drin „Alles für den Herrn“ etc, aber das wirkte mir irgendwie zu aufgesetzt. Wahrscheinlich hätt ichs nicht komplett streichen dürfen.


Nastro

Du, lieber Maske, solltest hier konkreter werden in der Art:

„Er war verrückt nach blassen Mangamädchen, deren Arme man mit Daumen und Zeigefinger umfassen konnte, er war verrückt darauf zu sehen, was man mit Vierzig-Kilo-Mädchen anstellen konnte …“
Porno ist mir zu allgemein.


Ich versteht schon was du meinst, aber ich hatte hier einen ganz anderen Ansatz im Sinn. Erstmal schämt er sich ja dafür und würde gar nicht benennen, worauf er versessen ist. Der wichtige Punkt ist aber, dass alles, was ihm begegnet unwillkürlich auf eine sexuelle Ebene runtergebrochen wird. Er sieht sich als Opfer. Und ist wohl auch eins :D

Nichts gegen rasante Geschichten, aber hier geht mit das zu schnell und ist geopfert der großen Menge an Typen.
Der zu großen Menge.

Das darf natürlich nicht sein, schade.


Schwups

Das tut mal gut, jetzt einfach mal ein Lob so zwischendurch zu kassieren. Bei dir scheint die Geschichte größtenteils so funktioniert zu haben, wie ich sie angelegt habe.

Schade hierum:

Was mir nicht so gut gefallen hat, war die Stelle mit Easy - Tom gefällt mir als stiller Beobachter oder wilder Tagträumer besser wie als echter Aktionist, das passt auch nicht zu ihm. Ich fand es überzogen, dass er im Dunkeln den Arm um Easy legt - ich denke, für so etwas wäre er zu schüchtern
Wenn das nicht zieht, dann fehlt dem Text natürlich was. So ein bisschen versuchte ich ja mit der Easy-Etage auch hierauf einzugehen
aber es wäre interessant gewesen zu sehen, wie er reagiert, wenn sein Weltbild nicht bestätigt wird - wie es zu 95% im Alltag der Fall sein dürfte. Was macht er denn dann?
Entweder man blendet das aus, ja, das ist wohl richtig. Oder man macht eben einen Höhenflug und stolpert damit in unbekanntes Terrain, was, derart aufgeladen, in einem Desaster enden muss.

Abschliessend kann ich dir für diese konsequente und realitätsnahe Schilderung aus Toms Sicht nur gratulieren. Du hast das Kunststück fertiggebracht, Klischeefiguren so einzusetzen, dass sie passen - normalerweise müsste man das ja vermeiden, aber hier finde ich es gut, weil Tom ohnehin überzeugt davon ist, nur von solchen umgeben zu sein. Das Setting mit dem Aufzug und das Unterteilen in Episoden gefällt mir ausgesprochen gut. Sprachlich ist es sehr routiniert, da kann ich nichts aussetzen.
Das geht runter wie Öl. Hast damit einige Tage versüßt
Den hier kriegst du aber trotzdem: :p
Und zwar hierfür:
Was das Geschlecht angeht, tippe ich aber eher auf eine Frau als einen Mann
.


Ane,

Inhaltlich funktioniert das Ganze für mich nur, wenn ich annehme, dass der Text mir regelrecht einhämmern soll, dass Pornos über Klischees funktionieren, bzw. dass ihre Betrachter selbst zu solchen werden, in gewisser Weise.

Na dann ist doch alles geritzt. ; ) Ich denke, es würde auch funktionieren, wenn man das Dargebotene als Wirklichkeit erlebt, die durch Toms Filter gequetscht wurde. Tunnelblick.

Irritierend fand ich, dass alle in den Fahrstuhl steigen wie Stehaufmännchen, sie reihen sich dermaßen glatt aneinander, dass ich zwischendurch überlegt habe, ob das alles nur eine weitere sperrige Tom-Phantasie sein soll.
Die Sichtweise hat auf jeden Fall was, schön, wenn das auch funktioniert. Letztlich ist das mit dem Aufzug natürlich dem Episoden-Konzept geschildert. Einem Porno ja nicht unähnlich.


Bernadette,

die Form der Geschichte finde ich sehr gelungen, besonders, wenn die Übergänge von einem zum nächsten Stockwerk mitten im Satz vonstatten gehen.

Ich glaube, ich habe das zum ersten Mal bei Steven King gelesen. Oh mann, ist das schon lange her, ich glaube in ES. Das hat mich damals total beeindruckt (macht er ja auch heute noch ganz gern) und ich wollte das schon immer mal einsetzen. Hier schien es mir passend, toll, wenn das so gut ankam.

Jedoch werden mir zu viele "passende" Personen in den Aufzug gesteckt. Zwischendurch mal ein stinklangweiliges Rentnerpaar, so dass seine Fantasie im Leerlauf verpuffen muss, das hätte mir z.B. auch gefallen.
Dass immer die passenden Leute zum richtigen Moment auftauchen, ist natürlich der Porno-Idee geschuldet. In der Tat ist das aber mit dem erzwungenen Leerlauf auch eine spannende Idee

Ich stelle ihn mir selbst als zweites Es vor.
So sehe ich ihn auch.

bwohl die Geschichte handwerklich gut geschrieben ist, ist es ein Text, der mich überhaupt nicht reizt, mehrfach zu lesen, weil ich denke, alles nach dem ersten Lesen zu wissen. Aber diesen Anspruch muss er auch gar nicht haben. Ich mag es halt gerne, wenn ich beim zweiten oder dritten Lesen noch weitere Dinge entdecke, so dass es bei mir bing macht.
Das kann ich nachvollziehen, nächstes Mal dann wieder mehr zwischen den Zeilen


Fliege

Die kleine Unschuld da am Ende, ja klar musste die als Letzte einsteigen und ihn verprügeln, was ich übrigens sehr hübsch fand.
Das findet die Fliege also hübsch, soso :aua:

Mein Problem war ein ganz anderes. Der Name Tom . Ich hatte da zu sehr noch meinen Protagonisten im Kopf und nun war der auf einmal - so! Das hat mich völlig verwirrt. Komische Leseerfahrung und habe ich in dieser Form auch zum ersten Mal gemacht
.

Jetzt, wo du das sagst … Hatte ich bisher noch nie, stelle ich mir aber auch sehr seltsam vor. In meinen Ohren klang Tom simpel genug, um die ihm zugedachte Funktion tragen zu können. Gemein nicht, wahrscheinlich hattest du mit deinem Tom ganz andere Assoziationen

Also, ich habe mich gut unterhalten, bin nicht gestolpert, mich hat auch nichts aus der Bahn geworfen - klein, fein und gut is
Mich würde interessieren, da du ja die einzige warst, die den Autor zur Geschichte kannte, meintest du mich gleich rauszulesen?

Juju,

beim Lesen deines Koms dachte ich zuerst, ui, da hat wohl wer schlecht geschlafen ; )
Das klingt auf jeden Fall recht wütend, aber das zeichnet deine Kommentare ja auch aus, da steckt oft spürbare Emotion drin.
Hm, was soll ich jetzt schreiben. Ich würd mal sagen, dass ist meine Konzeptlastigste Geschichte, die ich bisher geschrieben habe. Eindeutig scheint das Konzept bei dir zu versagen. Dieses ganze stereotype Aufreihen, das hat schon mit dem Konzept zu tun, Tom ist reduziert auf das, was ihn im Griff hat und alles, was er gewungenermaßen durch diese Brille betrachtet, wird ebenfalls darauf reduziert.

Easy ist ein cooler Name. Immerhin.
Hehe, habe ich Cro geklaut ; )

Rick

an vielen Stellen dachte ich, ich lese eine Geschichte von mir ;-)
über dem Boden schweb
Deine Kritik ist Balsam.

bei Tom habe ich sofort an Flieges Tom gedacht. Vielleicht interpretiere ich da auch etwas zu viel hinein, aber auch bei dieser Namenswahl meinte ich ein Augenzwinkern zu erkennen.
Das kann ich mir leider nicht anrechnen, ich hatte Flieges Tom da wirklich nicht vor Augen. Der Name klingt (in meinen Ohren) simpel, eine Silbe mit einem kurzen Vokal, der mir dem Thema entsprechend vorkam ;)

Pamela war hingegen bewusst gesetzt ; )

Das zu dem Raubtier habe ich schon in der Antwort auf Fiz erklärt. Anscheinend ist die Idee nicht so grandios, wie gedacht …

aber statt sich zu empören, ertappte ich mich dabei, zum einen diese Klischees abzunicken, und zum anderen mit vielen Erlebnissen zu ergänzen, die ich aus meinem eigenen reichhaltigen Erfahrungsschatz dazutun
Oder? :D Ich mein, wo kommen die Clichés denn her, die Fußen schon in der realen Welt. :baddevil:

und wenn man als Leser bereit ist, sich darauf anzulassen, dann macht es richtig Spaß.
Leider fiel es einigen doch recht schwer, sich darauf einzulassen. Neben Thema und allem drumunddran ist das natürlich auch immer Verfassungsabhängig. Kenn ich von mir auch. Wenn mein Gefühl noch rechtzeitig anklopft, schreibe ich manches Mal die Kritik erst beim zweiten Lesen. Manchmal bringts was. Manchmal auch nicht :aua:
diesen liebenswerten, freundschaftlichen Plauderton unserer hoffnungsvollen Zukunftsträger
muhaha

Hähä, ob nun beabsichtigt, oder nicht, das hastu einen kleinen und lustigen Spaß eingebaut.
Hehe, den Lacher hast du mir jetzt geschenkt, so böse bin ich gar nicht ; )

Und zur Thematik Platzangst. Stimmt, ich habe es falsch verwendet, obwohl mir das (jetzt erinnere ich mich) schon mal wer erklärt hat. Aber ich denk mit der Begründung, die schon vorweg genommen hast, sitzt das so


I

ch hab einen gewissen Verdacht, wer dieses Werk geschrieben haben könnte. Da ich aber keine Ahnung habe, wie ich einen Spoiler setzen kann, behalte ich diesen Verdacht einfach für mich und werde dann am Tag der Demaskierung sagen: "Ich hab's gleich gewusst, das war doch so was von eindeutig!" ;-)
Und, sagst dus nun? ; )

Berg

Ist das eine Satire auf jemanden, der grundsätzlich jeden und alles blöd findet? Falls ja, ist sie gut geglückt.
Die Frage ist doch, ob das bei dir als Leser glückt. Was ich wollte, ist doch ganz egal ; )

Ich finde das ganze Ding reichlich dekadent. Was es ja vielleicht auch sein will (?)
Waaas? Dekadent, versteh ich nicht :silly:
Du liest das schon ganz richtig ; )

Möchtegern

Ich find's handwerklich extrem gut gemacht, stilistisch wirklich gut. Am Einstieg würde ich höchstens was feilen, erster Absatz, das fängt sehr staccato-artig an.
Da gabs so ein paar Stimmen, die das meinten. Was ich wollte, habe ich versucht weiter oben zu erläutern. Gegen Staccato spricht ja eigentlich nix.

Mit bisschen Phantasie ist im 13. Stock die Videothek, aus der Tom sich seine Pornos ausleiht. Aber das hab ich mir wohl nur ausgedacht
Nö, das ist genau das, was ich auch dachte. Also eher ein Shop, weil ich das alles bildlich in einem Kaufhaus hatte.

sind halt nur Statisten, ich seh die eh nur durch den Tom-Filter und was über die Randfiguren gesagt wird, sagt eher was über Tom aus als über die anderen.
Genauso war es gedacht. Doof, wenns nicht zündet, aber gegen die Idee spricht doch nix?

Das klingt jetzt wie etwas, was ich bevorzugt über expressionistische Kunst sage: Hat mir keinen Spaß gemacht, aber ich fand es sehr interessant
Du meinst wahrscheinlich avantgardistische Kunst (die Expressionisten waren doch -von der Farbwahl mal abgesehen- ganz brav), aber ein interessant will mir an der Stelle auch mal reichen ; )

Pardus

Dir einen lieben Dank für deine mitfühlenden Worte. Kennst du das, wenn du beim Tippen denkst, oh, das sollte ich besser abspeichern, wird ziemlich lang – und dann tust du es doch nicht und plötzlich –fump-

An alle Rezensenten noch mal einen lieben Dank

Grüßlichst
weltenläufer

 

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