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Gisela Salge: Im Birnbaumschatten

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29.01.2010
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Gisela Salge: Im Birnbaumschatten

Der anmutige Buchtitel und das Cover mit dem Blick auf die Alpenwelt suggerierten mir vorerst eine heile Welt. Und tatsächlich spielen viele der 36 Kurzgeschichten in jenem östlichen Teil der Schweiz, in der sich die Gebirge aus zwei sich gabelnden Tälern emporrecken. Majestätisch erheben sie sich über die Landschaft und die Menschen. Die Vielfalt des Sarganserlandes prägte seit jeher die Menschen, die sich zwischen dem noch jungen, seine Mächtigkeit aber schon ankündenden Rhein und dem Walensee ansiedelten, sei es im Tal oder an den Wiesenhängen. Hier treffen sich die Idylle der Natur mit der unaufhaltsam wachsenden Urbanität, was sich auch in den Geschichten niederschlägt. Sie zeigen liebevoll versponnen und sinnlich, dass die heile und die wunde Welt der Menschen und der Natur unteilbar miteinander verwoben sind, zueinander gehören und eben dieser Kontrast ihre Eigenart ausmacht. Man glaubt zu spüren, dass die aus Bremen stammende Autorin hier nicht nur einen idyllischen Wohnsitz suchte, sondern auch eine Heimat fand, derart intensiv spiegelt sich in den Geschichten ihr Einfühlen in diese Menschen. Wobei, es sind keine klassischen Heimatgeschichten, aber durch und durch von Bewohnern dieser Gegend mitgeprägt.

Es sind stille, heitere, sentimentale und traurige Texte dabei, aber nicht minder auch ironisch-boshaft oder bedrohlich aufscheinende, und auch nachdenklich stimmende. Als Leser empfand ich eine ausgewogene Zuneigung in die fiktiv auftretenden Gestalten als auch kritisch beurteilende Gedanken zu deren Lebens- und Verhaltensweisen, die mir die Geschichten plastisch vor Augen führten. Die Kurzgeschichten und auch Märchen sind sehr abwechslungsreich gestaltet. Mit verblüffender Faszination ist dabei die Sprache das tragende Element nebst der thematischen Unterhaltung, welche die Autorin vielschichtig auszudrücken vermag. Dass sie in einer kleinen Passage auch mal sprachlich urwüchsige Dialektsätze einfliessen liess, gab in dieser ernsten Episode eine heitere Komponente, die der unbehaglichen Situation ihre Spitze nahm und mich zum Auflachen brachte.

Es sind Geschichten für stille Stunden, für Momente, in denen man abtauchen möchte, in eine andere, literarische Welt. Spannung und Unterhaltung sind dabei gewährleistet, sofern man der Hektik und dem Reisserischen, welche die Belletristik auch umfasst, sich einmal entziehen möchte.

Ein kritisches Moment, das ich anfügen möchte, ist, dass ich mir bei manchen Geschichten wünschte, sie würden noch nicht enden, noch ein wenig weiterfliessen und mich in das Geschehen länger eintauchen lassen. In der Tat sind einzelne Stücke sehr kurz, doch als Erzählung in sich erfüllend.

Nicht verschweigen möchte ich, dass mir drei, vier der Erzählungen beim Lesen wieder in Erinnerung kamen, da sie mir aus dem Forum des KG.de vertraut waren. Mir kommt dabei auch eine besonders Lustige, voll von Sprachwitz, in den Sinn, die in der Rubrik Experimente steht, in das Buch jedoch keinen Einzug fand. Mit Ausnahme der erwähnten wenigen, sind es auch alles Neue und lesenswerte Erzählungen.

Gisela Salge, Im Birnbaumschatten, Geschichten und Märchen, 210 Seiten
Sarganserländer Verlag, Sargans (Schweiz), 2012, CHF 28.00
ISBN 978-3-907-926-61-1

 

Lieber Anakreon,

was für ein Geschenk! Herzlichsten Dank für die tolle Rezension und ebenfalls lieben Dank an Alle, die in den letzten (und vorletzten!) Jahren meine Geschichten kommentierten, kritisierten, lobten und ihnen den Schliff gaben, der jetzt zum Buch geführt hat. Ich freue mich riesig!

Lieben Gruss,
Gisanne

 

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