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Copywrite Den falschen Mund

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19.05.2008
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Den falschen Mund

Ich war nachgerückt. Saß wie jeden Samstag, wenn die Größeren ein Spiel hatten, auf einer Bank am Rand der Halle und sah zu, wie sich Jana versprang und irgendetwas brach. Sie hielt sich den Fuß und schrie; heulte wie ein Mädchen - trotz Titten. Ich lächelte, obwohl ich in diesem Moment noch nicht wusste, dass ich an ihrer Stelle ins Trainingslager fahren würde.

„Darfst du überhaupt schon Bier trinken?“, fragte Simone und alle am Tisch lachten. Ich kannte ihre Namen, nach der ersten gemeinsamen Dusche auch ein paar Brustwarzen und Intimpiercings, aber wer sie waren und wie sie waren, wusste ich nicht. Mit der A-Jugend hatte ich fast nichts zu tun. Und mit den Jungs sowieso nicht. Die saßen aber auch da und lachten. Als ich Milan das Bier unter seinem Flaschenöffner wegzog und es an der Tischkante öffnete, wurden sie still und wollten wissen, wer ich bin. Mehr als mein Name interessierte sie jedoch nicht. Also schaute ich den Größeren zu, wie letzten Samstag, und die Samstage davor. Nur spielten sie hier nicht Handball. Simone saß neben Tom, kraulte seinen Nacken und trank ab und zu aus seiner Flasche. Wenn sie sich an seinen Oberarm schmiegte, stand er auf und holte sich ein neues Bier. Ich schaute ein bisschen zu oft zu ihm und nachdem immer mehr gegangen waren, fragte er mich, ob ich mich nicht zu ihnen setzen möchte.
„Wie alt bist du eigentlich?“, fragte er.
„Alt genug.“
„Alt genug für was?“
„Für alles“, sagte ich. Er nickte und sprach wieder mit den anderen. Ich fühlte mich wie eine Auswechselspielerin, die niemals eingewechselt werden würde; die dazugehörte, aber nicht mitmachte. Als er Simone küsste und mich dabei anschaute, verließ ich die Runde. Zusammen mit Sofie. Mit der teilte ich mir ein Doppelzimmer. Später kam Lisa dazu, weil Simone mit Tom allein sein wollte. Sie legte sich zu mir ins Bett und ich fühlte mich zurückversetzt in eine Zeit, als Freundinnen bei mir übernachteten und wir nicht schliefen, sondern über Mädchensachen sprachen, Küssen übten und ein bisschen an uns herumspielten.
„Wie findest du Tom?“, fragte sie.
„Ganz okay.“
„Schlag dir den gleich aus dem Kopf!“
„Er hat doch eine Freundin.“
„Nein.“ Lisa grinste. „Tom hat keine Freundin.“

Am nächsten Tag war Lisa weg, auch Sofie. Ich musste nicht lange suchen, fand sie bei Simone. Die heulte wie Jana, nur hielt sie sich nicht den Fuß, sondern das Gesicht.
„Warum macht er das mit mir?“, schluchzte sie.
„Ich habe es dir ja gleich gesagt: Wenn du mit ihm schläfst, ist es vorbei.“
„Aber das mit uns ist was Besonderes.“
„Nur weil er das sagt, ist es das nicht.“
„Wie er mich geküsst hat. Mit geschlossenen Augen.“
Träum weiter, dachte ich. Vielleicht laut. Jedenfalls bemerkte sie mich und schrie, ich solle mich verpissen.

„Schicker Pyjama!“ Ich drehte mich um. Tom und ein paar andere Handballspieler standen in Badehosen vor mir, einer hatte einen Ball in der Hand. „Was hältst du davon, wenn du aus deinem hübschen Nachthemdchen schlüpfst und mit uns zum See gehst?“ Ob er noch nach ihr riecht? Ich habe es dir ja gleich gesagt. Verpiss dich! „Warum nicht?“, sagte ich und wurde eine Viertelstunde später von Tom unter Wasser getaucht. Er bringt dich um, dachte ich. Die Vorstellung, wie er über mir kniet und seine Lippen auf meine presst; mir Atem gibt – mein Atem ist. Nach dem Auftauchen spuckte ich ihm Wasser ins Gesicht. „Ist nicht bald Training?“, fragte jemand und die anderen schwammen mit einem „Ach ja!“ ans Ufer, schnappten sich ihr Handtuch und gingen zu der Anlage. Tom blieb mit mir im Wasser.
„Gibt das nicht Ärger?“
„Ich fahre heute Abend sowieso schon wieder“, sagte er.
„Warum?“ Und da sprach ich das erste Mal mit der Stille.

Danach legten wir uns ins Gras, das Quietschen von Turnschuhen und die Schreie aus der Halle im Hintergrund. Tom zog eine Zigarettenschachtel aus seiner Badehose. Aus der triefenden und zerschrumpften Packung fischte er eine Zigarette. Auch sie tropfte. Er versuchte, sie anzuzünden.
„Ich glaube, die ist tot.“
„Und jetzt?“ Die nasse Kippe zwischen den Lippen.
„Du könntest mich küssen.“ Tom schaute mich mit einem Hast-du-das-gerade-echt-gesagt-Blick an. Dann setze er sich auf und tat so, als würde er rauchen. Stieß statt Rauch irgendetwas Unsichtbares aus, das sich anhörte wie: „Ja, könnte ich machen.“

Am Abend war er weg. Hatte sich aus dem Moment geschlichen und mich ungeküsst zurückgelassen. „Wo warst du heute?“, fragte mich Simone. „Mit Tom am See.“ Sie wusste es ohnehin, konnte aber nichts Kluges darauf antworten, weil sie mit einer Lüge gerechnet hatte. Also blieb es bei einem „Aha“ und einem Gesicht, das man hat, wenn man Tränen zurückhält. Später sprach sie mit dem Trainer. Am nächsten Tag fuhr ich nach Hause. „Richte Jana einen schönen Gruß aus.“ Weil ich für diese Woche von der Schule befreit war und mir das böse Lächeln wegen Jana nicht aus dem Kopf ging, besuchte ich sie ein paar Tage später im Krankenhaus. Sie war in einem Zweibettzimmer, aber alleine. Über dem anderen Bett war eine Folie gespannt.
„Wie geht es dir?“
„Beschissen. Kann erst wieder in zwei Monaten trainieren.“
„Hm.“
„Durftest du nicht statt mir ins Trainingslager?“
Ich schüttelte den Kopf, betrachtete die Blumen neben ihrem Bett und die vielen Genesungskarten. Als Jana auf die Toilette humpelte, nahm ich mir einen Schokoriegel aus dem Haufen Süßigkeiten und las die Karten. Gute Besserung wünscht dir die K13. Alles Gute, es grüßt dich der HSV Hamburg. Werd wieder füßig – dein lieber Papa. Eine las ich mehrmals; solange, bis Jana zurückkam und sie mir aus der Hand riss. Miss you, dein Tom.

Ich wollte trinken, ich wollte tanzen, notfalls auch begrabscht werden. Nur dieses Bild, wie Tom den falschen Mund küsste, wollte ich nicht. Mit ein paar Mädels ging ich auf irgendeine Hausparty, jemand feierte Geburtstag, „Schön für dich, wo ist der Wodka?“ Ich trank und tanzte, hin und wieder spürte ich eine fremde Berührung. Das Bild war am Verblassen, da verwandelte es sich in einen Film: Tom festgesaugt an den Lippen einer Rothaarigen, seine Hand unter ihrem Top. Ich stolperte in seinen Blick. Als er mich erkannte, flüsterte er ihr etwas ins Haar und ging auf mich zu. „Ich dachte, du bist bei deiner Mutter.“
„War ich auch. Aber heute hat mein Bruder Geburtstag.“
„Du lügst!“
„Nein, ich war dabei.“

„Wer ist die Rothaarige?“
„Isabell.“
„Aha.“ Und dann ein Simonegesicht auf meinem. Er zerküsste es, nahm mich bei der Hand und zog mich in ein Zimmer, in dem zwei Punks kifften und einem Mädchen, das regungslos auf dem Boden lag, Schweinerein auf den Körper malten. Unsere Küsse verschwammen. Ein Kuss folgte nicht dem vorherigen, er begann mitten in ihm und endete nicht, wenn ein neuer dazu kam.

Zu mir, zu dir, eigentlich egal. Wir saßen in der Straßenbahn und ich wusste nicht, wohin wir fuhren. Er schaute aus dem Fenster in die Dunkelheit. Ich starrte in sein Spiegelbild. Und in die Stille. Ich fragte sie, ob er etwas für mich tun würde. Sie wollte wissen, was.
Ob er Ich liebe dich sagen würde.
Ob das alles sei?
Würde er es auch so meinen?
Ob das nun alles sei?
Nein, sagte ich, er darf es keiner anderen sagen. Nur mir.
Der Bus hielt, die Straßenlampe an der Haltestelle zerriss sein Spiegelbild. Die Türen öffneten sich. Die Stille verschwand. Ohne mich zu verabschieden, folgte ich ihr. Er schaute uns nicht nach.

Nach dem Duschen wusste ich nur noch, dass wir uns geküsst hatten. Wie es sich angefühlt hatte, konnte ich nicht sagen. Kein Filmriss, aber der Verlust jener Spur, die Gefühle und Empfindungen enthielt. Kurz vor dem Einschlafen eine SMS: „Warum bist du abgehauen?“

Ich wusste nicht, welches Spiel wir spielten, aber wir spielten es. Wir trafen uns an einem See, der so aussah, wie der vom Trainingslager, nur kleiner und weniger tief; und Toms Zigarette qualmte. Wir hörten einander zu, auch wenn keiner von uns beiden etwas sagte. Wir küssten uns und ich konnte mich daran erinnern. Wie er auf meiner Unterlippe knabberte, ich mit der Zunge seine Zähne befühlte und den nassen Zigarettengeschmack in meinem Mund zergehen ließ, während er mich nie nur küsste, sondern immer irgendwo mit seinen Fingern auf meinem Körper herum spazierte; und mir die Stille durchs Haar strich.
„Ich hab Karten für das Konzert im Kunstschuppen nächstes Wochenende.“
„Da bin ich mit meinen Eltern im Skiurlaub.“
„Okay“, sagte er. Nur das.

Als ich vom Urlaub zurückkam – gebräunt und ein bisschen erkältet – kochten wir zusammen nach einem Rezept, das seine Oma unleserlichst auf die Rückseite eines Briefes geschrieben hatte. Er fragte mich, wie das Snowboarden war und ich ihn, wie ihm das Konzert gefiel.
„Warst du alleine dort?“
„Nein. Mit Jasmin.“ Nur ein Name. Ich fragte die Stille, warum er nicht log. Tom ist kein Lügner, sagte sie.
Das Essen schmeckte nach nichts. Ich wollte das missratene Gericht mit der großmütterlichen Schrift erklären und nahm den Brief; er war an seine Mutter adressiert. Als Tom bemerkte, dass ich ihn zu lesen begann, riss er ihn mir aus der Hand und sagte, dass mich das nichts anginge. „Ich weiß nichts von dir, Tom.“
Statt mir zu sagen, dass das nicht stimmte oder mir etwas von sich zu erzählen, nickte er. Nicht so, als wäre ihm das bewusst gewesen, schon so, als hätte ich ihm etwas Neues gesagt, aber er ließ die Stille reden und die sagte, dass man sich aus den Augen verliert, wenn man sich zu nah kommt.

„Würdest du mit mir schlafen, wenn ich dich meiner Mutter vorstelle?“, fragte er nachdem er mich zu meiner ersten Zigarette überredet hatte. „Vielleicht“, sagte ich, stieg in sein Auto und ließ mich nach Bremen fahren. In einer Straße, in der ausschließlich Einfamilienhäuser standen, hielt er an. „Welches ist es?“, fragte er mich. Ich sah mich um und deutete auf ein grün gestrichenes mit braunen Dachziegeln, vermutlich weil es anders war. „Falsch“, sagte er und führte mich zum richtigen. „Das ist ja langweilig“, sagte ich, aber er überhörte es. Als selbst nach mehrmaligen Klingeln keiner die Tür öffnete, begann Tom nach einem Schlüssel zu suchen. Unter dem Vorleger, in den Untersetzern leerer Blumentöpfe, sogar in einem Vogelhäuschen, das an der Wand befestigt war, sah er nach. „Sollen wir auf sie warten?“
„Sie wird nicht kommen.“ Dann nahm er einen Stein aus dem Garten und ging ums Haus, schlug ein Kellerfenster ein, trat den Rand mit dem Fuß nach innen und kletterte den Scherben hinterher. Ich hätte an seine Mutter denken müssen. Warum sie nicht kam. Warum er tat, was er tat. Aber in jenem Augenblick freute ich mich einfach darüber, dass er es für mich tat. Also schlüpfte ich ihm nach. „Tom?“ Er war nicht mehr im Keller. „Hier!“ Ich fand den Weg nach oben und sah ihn auf einem Sofa sitzen. Er wollte irgendetwas sagen. Vielleicht, dass er mich liebte, vielleicht, dass ihm das mit den anderen Mädchen leid tat, vielleicht auch, dass er mein Freund sein wollte oder etwas ganz anderes. Aber ich stürzte mich auf ihn, drückte meine Lippen auf seine und fing an, uns auszuziehen.

Nach dieser Nacht sah ich ihn lange Zeit nicht mehr. Ich rief ihn nicht an, schrieb ihm nicht und er tat dasselbe, nur störte es ihn nicht. Ein paar Tage vor dem Trainingslager meldete er sich. Er freue sich, mich wieder zu sehen und so. Wir trafen uns in der Stadt, stocherten in unseren Eisbechern, lachten und redeten über Volleyball. Jana lag nicht mehr im Krankenhaus, schon lange nicht mehr und der Trainer hatte nicht vergessen, dass er mich beim letzten Trainingslager heimgeschickt hatte, aber weil Simone wegen dem Studium nach Leipzig zog, durfte ich wieder mit. Bis auf eine Spielerin kannte ich alle. Lisa hatte sich übrigens das Intimpiercing entfernen lassen. Darüber sprechen wollte sie nicht, nur über die Neue. Soweit sie wusste, hieß sie Linda, kam aus einem Dorf in der Nähe von Bremen und beabsichtigte, nur wenige Wochen zu bleiben. Tom fragte sie, was sie hier mache. Ich kraulte seinen Nacken und trank den letzten Schluck aus seiner Flasche. Meinen Kopf lehnte ich an seine Schulter, bis er aufstand und ein neues Bier holte.
„Trinkst du gar kein Bier?“, fragte er Linda, die am anderen Ende des Tisches saß.
„Hab keins“, sagte sie.
„Blöd, oder?“ Tom grinste. Er schob das Bier in ihre Richtung, Sofie reichte es weiter, aber Linda konnte es nicht öffnen und betrachtete stumm die geschlossene Flasche. Danach küsste er mich und sagte: „Lass uns gehen.“ Ich blieb sitzen.

Am nächsten Morgen sah ich ihn mit Linda zum See gehen. „Tom“, schrie ich und beide drehten sich um. Ich wollte etwas Abschließendes sagen, nicht etwas, das sonderlich klug klang, sondern etwas, das ihn berührte. Stattdessen sagte ich: „Denk an die Zigaretten.“

 

Hey Markus,

also, ob ich hier 'ne gute Kritikerin - ich glaub das ja nicht :). Der Text ist ja sehr nah am Original und da bin ich natürlich immer in meiner eigenen Geschichte automatisch drin. Hilfreicher ist hier sicher ein Kritiker, der die Vorlage nicht kennt, um etwas zu der Eigenständigkeit zu sagen, oder auf jeden Fall jmd., der mehr Abstand zum Original hat, als ich. Und weil ich meine Geschichten ja alle gern habe (auch die weniger Guten), musste mir dein Copy gefallen, gerade, weil sie so dicht an meiner dran ist. Gefallen haben mir die Einschübe mit der Stille. Ich hatte irgendwann gesehen, dass Du diese Geschichte liest und dachte, gute Wahl - da sind viele Lücken drin, in die man reingehen könnte. Aber gut, jetzt ist es anders. Ich musste hin und wieder schmunzeln, schon allein bei dem Wort "Filmriss" und ich kam ständig mit den Namen durcheinander, weil Du es ja bedingt umgebastelt hast, und Milan jetzt nicht mehr mein Milan ist, aber trotzdem vorkommt.

Sie hielt sich den Fuß und schrie; heulte wie ein Mädchen - trotz Titten.

:)

„Wie alt bist du eigentlich?“, fragte er.
„Alt genug.“
„Alt genug für was?“
„Für alles“, sagte ich.

Ich habe sie erkannt!

„Wie er mich geküsst hat. Mit geschlossenen Augen.“ Träum weiter, dachte ich.

Ich würde hier einen Zeilenwechsel reinnehmen.

„Warum?“ Und da sprach ich das erste Mal mit der Stille.

Das mochte ich sehr.

Stieß statt Rauch irgendetwas Unsichtbares aus, das sich anhörte wie: „Ja, könnte ich machen.“

Fand ich auch schön.

Später sprach sie mit dem Trainer. Am nächsten Tag fuhr ich nach Hause.

Was hat sie ihm erzählt, dass er so reagiert?

Eine - sie war herzförmig - las ich mehrmals; solange, bis Jana zurückkam und sie mir aus der Hand riss. Miss you, dein Tom.

Nein, nicht Tom. Tom niemals herzförmig! Siehste, ich kann das nicht eigenständig lesen ;).

„Ich dachte, du bist bei deiner Mutter.“
„War ich auch. Aber heute hat mein Bruder Geburtstag.“
„Du lügst!“
„Nein, ich war dabei.“

Hier komme ich nicht mit. Was der Bruder hier macht, verstehe ich nicht.

Ob er Ich liebe dich sagen würde. Ob das alles sei. Würde er es auch so meinen? Ob das nun alles sei. Nein, sagte ich, er darf es keiner anderen sagen. Nur mir.

Hier würde ich auch Zeilen wechseln und Fragezeichen draus machen. Mich hat das beim Lesen erst mal irritiert.
Ob er Ich liebe dich sagen würde?
Ob das alles sei?
Würde er es auch so meinen?
Ob das nun alles sei?
Nein, sagte ich, er darf es keiner anderen sagen. Nur mir.

Ich wusste nicht, welches Spiel wir spielten, aber wir spielten es.

Mag ich.

„Würdest du mit mir schlafen, wenn ich dich meiner Mutter vorstelle?“, fragte er nachdem er mich zu meiner ersten Zigarette überredet hatte.

Das kam überraschend, weil ich bisher nicht das Gefühl hatte, sie hätte sich verweigert. Ich hatte er das Gefühl, sie ist ne leichte Nummer für ihn.

Er wollte irgendetwas sagen. Vielleicht, dass er mich liebte, vielleicht, dass ihm das mit den anderen Mädchen leid tat, vielleicht auch, dass er mein Freund sein wollte oder etwas ganz anderes. Aber ich stürzte mich auf ihn, drückte meine Lippen auf seine und fing an, uns auszuziehen.

Schön wie positiv sie seine Nichtworte einfärbt. Das gibt ihr etwas Naives und ich mag es.

Nach dieser Nacht sah ich ihn lange Zeit nicht mehr. Ich rief ihn nicht an, schrieb ihm nicht und er tat dasselbe, nur störte es ihn nicht.

Woher jetzt dieses Kühle und abgeklärte bei ihr kommt, verstehe ich auch nicht so richtig. Aber wie gesagt, ich bin hier voll ne Brille auf, bei dem Text.

Am nächsten Morgen sah ich ihn mit Linda zum See gehen. „Tom“, schrie ich und beide drehten sich um. Ich wollte etwas Abschließendes sagen, nicht etwas, das sonderlich klug klang, sondern etwas, das ihn berührte. Stattdessen sagte ich: „Denk an die Zigaretten.“

Das Ende mag ich gern.

Ich bin wahrscheinlich die unkritischste von allen, oder eben aus meiner Sicht kritisch, die arg subjektiv gefärbt ist. Ist sehr dicht an der Vorlage und ich hätte mir vielleicht gewünscht, eine "neue" Geschichte zu lesen. Aber nu ist wie es ist und man hätte den Text auch so abändern können, dass ich sehr leicht nicht mögen könnte, aber ich habe ihn gern gelesen. Das ist ne Menge, dass Dir das geglückt ist.

Beste Grüße Fliege

 

Liebe Fliege,

die Frage, ob du für diese Geschichte eine gute Kritikerin bist oder nicht, stellt sich doch gar nicht. Deine Meinung hat eine ganz herausragende Stellung in diesem Kopierspiel. Im Grunde ist ein Copy ein Geschenk und wenn man jemandem etwas schenkt oder gibt, möchte man natürlich hören, was der zu sagen hat. Ob es höflicher Dank ist, überraschte Begeisterung oder – wie hier – enttäuschte Anerkennung. Es tut mir wirklich leid, dass ich dir keine „Neue“ schenken konnte. Ich habe einige Tage an „Die Überflüssigen“ gearbeitet, hatte es mit „Die Unabdingbaren“ betitelt und weil mich die Thematik überhaupt sehr reizt, habe ich auch schon einige Seiten geschrieben, nur hätte das gar nichts mehr mit der alten Geschichte zu tun gehabt, also habe ich mich an „Tom“ gewagt, meine Lieblingsgeschichte von dir. Wenn sich zwei anschauen und irgendetwas dabei fühlen – daraus kann ich immer etwas machen, habe ich mir gedacht. „Tom“ gefällt mir wirklich richtig gut und ich habe tatsächlich versucht, die Lücken zu suchen, hineinzugehen und die Erzählung in eine andere Richtung zu steuern, aber jedes Mal, wenn ich woandershin erzählte, zog es mich zurück zum Original. Ihre Naivität, seine scheinbar grundlose Attraktivität, das Nichtsprechen über Gefühle, das hast du so gut eingefangen und mir fiel es dieses Mal richtig schwer, davon wegzukommen und andere Sachen zu fangen.

Deine Zeilenwechsel habe ich übernommen. Danke fürs Raussuchen von Stellen, die dir gefallen haben. Die herzförmige Karte habe ich zerschnitten. Auch mein Tom verschenkt keine Herzkarten.

Was hat sie ihm erzählt, dass er so reagiert?
Wenn man als „Neuzuwachs“ auf ein Trainingslager mitdarf, von der Schule befreit wird deswegen und mit den Größeren trainieren darf, stattdessen im See chillt, ist das schon ein Grund, nach Hause geschickt zu werden. In deiner Geschichte gibt es einen Zickentritt, aber ich mochte die Vorstellung, von einer gekränkten Simone, die hinterhältig petzt und schaut, dass die Protagonistin so schnell wie möglich verschwindet. Ich war selbst in vielen Trainingslagern und wenn man Fernbleiben vom Training und solche Sachen toleriert oder nicht hart genug bestraft, verliert die Autorität schnell die Kontrolle über eine große Gruppe Jugendlicher. Findest du das unrealistisch? Wenn Simone den Trainer das so auf die Nase bindet.

Hier komme ich nicht mit. Was der Bruder hier macht, verstehe ich nicht.
Ich hatte schon Angst, dass man den Dialog nicht verstehen könnte. Jetzt habe ich den Mist. Sie geht auf einen Geburtstag, jemand feiert Geburtstag, aber sie weiß nicht wer, ist ihr auch egal, sie will trinken und tanzen. Tom sagt ihr, dass sein Bruder Geburtstag hat. In deiner Geschichte feiert doch auch Toms Bruder Geburtstag, hier gehen sie nicht gemeinsam hin, sondern treffen sich zufällig.

Das kam überraschend, weil ich bisher nicht das Gefühl hatte, sie hätte sich verweigert. Ich hatte eher das Gefühl, sie ist ne leichte Nummer für ihn.
Da wird es problematisch. Sie drängt sich ihm ja sehr auf, haut aber dann in der Straßenbahn von ihm ab, usw. Im Gegensatz zu deiner Geschichte habe ich ihre Angst „Wenn ich mit dir schlafe, bist du weg.“ nicht so direkt benannt. Ich nehme das zur Kenntnis und warte ab, ob und was andere vielleicht dazu sagen.

Woher jetzt dieses Kühle und abgeklärte bei ihr kommt, verstehe ich auch nicht so richtig. Aber wie gesagt, ich bin hier voll ne Brille auf, bei dem Text.
Ich denke nicht, dass dich die Brille das anders lesen lässt. Ich habe das als eine Art „Selbstprophezeiung“ geschrieben. Er wird sich nicht mehr melden und wenn ich mich nicht melde, meldet er sich gewiss auch nicht. Freilich ist ihr das nicht bewusst, aber so in die Richtung. Ich gucke noch, wie ich das nachvollziehbarer gestalten kann.

Das Ende mag ich gern.
Das freut mich. Ich fand die Vorstellung dieser Szene sehr amüsant.

Aber nu ist wie es ist und man hätte den Text auch so abändern können, dass ich sehr leicht nicht mögen könnte, aber ich habe ihn gern gelesen. Das ist ne Menge, dass Dir das geglückt ist.
Das freut mich natürlich. Dass ich dir nicht geben konnte, was du erhofft hast, was du erwarten durftest, tut mir echt leid, aber du bist auch selbst schuld, wenn du eine Geschichte schreibst, die mich nicht weglässt!

Beste Grüße
markus.

 
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Hey Markus,

so als selbststaendige Geschichte kann ich das hier jetzt nicht betrachten, weil ich Flieges Original nochmal gelesen habe, bevor ich Deine Kopie gelesen hab. Ich fand's interessant wie Du damit umgegangen bist, wie Du einerseits so nah dran bist, andererseits immer wieder leichte Veraenderungen reinbringst. Das war ein interessanter Effekt, so wie wenn man meint einen Bekannten auf der Strasse zu sehen und dann ist er es doch nicht. Oder Flieges Gescichte in einem Paralleluniversum. Vor allem die Namen haben mich wirr gemacht, aber jetzt nicht im negativen Sinne. Den Schluss fand ich sehr schoen, wie Du da den Bogen zum Beginn von Flieges Geschichte schlaegst, wie sie da den Staffelstab an das naechste Maedchen weiterreicht. Das ist in Flieges Geschichte ja auch drin, dieses Maedchen in einer Reihe von Maedchen zu sein, aber hier wird das irgendwie zu einem surrealen loop. So "Ein Mops kam in die Kueche"-maessig, potentiell ewig wiederholbar. Mit diesem Ende koennte Deine Geschichte das Prequel zu Flieges sein, aber dann gibt es wieder so Verschiebungen, die die Optik verzerren und das ausschliessen. Also zu viele Parallelen eigentlich und die Muttergeschichte ist dann wieder anders akzentuiert. Hier hatte ich das Gefuehl, entweder ist die Mutter tot, oder er bricht da einfach in ein fremdes Haus ein, um sie rumzukriegen. In diesem Punkt muss ich Fliege uebrigens Recht geben, es ist mir nicht ganz einsichtig, warum er so nen Aufwand betreiben muss, um sie rumzukriegen. Sie wirkt doch eher, als wuerde sie ihn bespringen, sobald er sie laesst. Das fand ich uenrigens gut an der Protagonistin, dieses provokant Fruehreife, kecke. Hier:

„Wie alt bist du eigentlich?“, fragte er.
„Alt genug.“
„Alt genug für was?“
„Für alles“, sagte ich.
und als sie ihn bittet, sie zu kuessen.
Ich hab auf channel4 letztens so ne Serie gesehen, "My Mad Fat Diary", ueber ein uebergewichtiges, psychisch krankes Maedchen, aber lustig. Und die hat auch so nen extremen Sexualtrieb, moechte ihren heissen Arzt, den "expert moistener of girl pants" mit dem Papierbeschwerer ohnmaechtig schlagen und ihn dann ablecken. Das fand ich cool, dass auch mal der Sexualtrieb weiblicher Teenager so beschrieben wird, nicht nur der von hormongebeutelten Jungs.

Was ich auch gut fand ist, dass Du den Ton aus Flieges Geschichte sehr gut eingefangen hast. Dieses Schlichte, was ich da schon toll fand (sorry Fliege, wollte ich immer schon kommentiert haben). Und trotz der Schlichtheit hat der Stil was zu bieten, schoene Formulierungen und Beobachtungen. Eine Auswahl:

heulte wie ein Mädchen - trotz Titten
Die heulte wie Jana, nur hielt sie sich nicht den Fuß, sondern das Gesicht.
Stieß statt Rauch irgendetwas Unsichtbares aus, das sich anhörte wie: „Ja, könnte ich machen.“
Sie wusste es ohnehin, konnte aber nichts Kluges darauf antworten, weil sie mit einer Lüge gerechnet hatte.
„Nein.“ Lisa grinste. „Tom hat keine Freundin.“

Aber da gibt's was, was mir gar nicht in diesen Stil hineinpasst. Das ist diese Personifikation der Stille, diese Dialoge mit ihr. Uh, nee. Ueberhaupt nicht mein Ding. Dabei find ich den Gedanken gany schoen, dass sie nicht viel reden, nur die Umsetzung ist mir da viel zu exaltiert. Also wenn's ganz dezent eingesetzt wird, gefaellt mir das. Hier zum Beispiel:
und mir die Stille durchs Haar strich.
Aber sonst, ne ne. Was ich aber wieder mochte ist die Tragik, dass sie sich in dem Moment in dem Haus, wo er vielleicht sprechen will, auf ihn stuerzt und ihn zum Schweigen kuesst.
Er wollte irgendetwas sagen. Vielleicht, dass er mich liebte, vielleicht, dass ihm das mit den anderen Mädchen leid tat, vielleicht auch, dass er mein Freund sein wollte oder etwas ganz anderes. Aber ich stürzte mich auf ihn, drückte meine Lippen auf seine und fing an, uns auszuziehen
Wobei ich mich frage warum sie das tut, wenn sie doch merkt, dass er was sagen will und die Stille sie quaelt. Vielleicht weil sie Angst hat, dass er doch nichts sagt, oder was sagt, was sie nicht hoeren will. So kann sie sich zumindest einbilden, dass sie sein Liebesgestaendnis stummgekuesst hat.

Dann gabs noch ein paar Stellen, die ich einfach nicht gerafft hab:

„Ich dachte, du bist bei deiner Mutter.“
„War ich auch. Aber heute hat mein Bruder Geburtstag.“
„Du lügst!“
„Nein, ich war dabei.“
Und ich dachte, sie waeren gar nicht mehr in Kontakt gewesen.

Und dann ein Simonegesicht auf meinem. Er zerküsste es, nahm mich bei der Hand
:confused:

Und noch kleinere Kritikpunkte:

Ich lächelte, obwohl ich in diesem Moment noch nicht wusste, dass ich statt ihr ins Trainingslager fahren würde.
an ihrer Stelle

Und mit den Männern sowieso nicht.
Maenner scheint mir etwas hochgegriffen. Typen oder Jungs vielleicht eher

Als ich Milan das Bier unter seinem Flaschenöffner wegzog und es an der Tischkante öffnete, waren sie still und wollten wissen, wer ich bin.
wurden

Sie legte sich zu mir ins Bett und ich fühlte mich zurückversetzt in eine Zeit, als Freundinnen bei mir übernachteten und wir nicht schliefen, sondern über Mädchensachen sprachen, Küssen übten und ein bisschen an uns herumspielten.
Das ist ja wohl mal ne Maennerphantasie ;)

Ich drehte mich um. Tom und ein paar andere junge Handballspieler standen in Badehosen vor mir, einer hatte einen Ball in der Hand.
aus der Perspektive des juengeren Maedchens sind sie ja eher keine jungen Handballspieler. Koennte man einfach streichen.

Hat sich aus dem Moment geschlichen und mich zurückgelassen, ungeküsst.
Hatte; Normalerweise mach ich solche Nachsaetze auch gerne aber hier klaenge mir "ungekusst zurueckgelassen" melodischer.

Ein Kuss folgte nicht dem vorherigen, er begann mitten in ihm und endete nicht, wenn ein neuer dazu kam.
Ich weiss, was Du meinst, finde es aber etwas umstaendlich umgesetzt.

Wir hörten uns zu, auch wenn keiner von uns beiden etwas sagte.
einander

Hat mir insgesamt gut gefallen. Besonders das freche Maedchen und der Stil (minus das Stille-Zeug).

lg,
fiz

 

Das war ein interessanter Effekt, so wie wenn man meint einen Bekannten auf der Strasse zu sehen und dann ist er es doch nicht. Oder Flieges Gescichte in einem Paralleluniversum.
Das freut mich, liebe fiz, dass du das so liest. Meistens entstehen bei dem Copy ganz andere Geschichten, man schaue bloß Brüderchen und Schwesterchen an, aber ich fand es auch einmal interessant, die gleiche Geschichte ein bisschen anders zu erzählen, und wie ich vorher schon Fliege geschrieben habe: ich bin einfach nicht weggekommen vom Original. Sehr schöner Vergleich übrigens.

Den Schluss fand ich sehr schoen, wie Du da den Bogen zum Beginn von Flieges Geschichte schlaegst, wie sie da den Staffelstab an das naechste Maedchen weiterreicht.
Genau so war es gedacht, dass es dich nicht stört, dass ich wieder surreal übertreibe, sondern es schön findest, freut mich.

Mit diesem Ende koennte Deine Geschichte das Prequel zu Flieges sein, aber dann gibt es wieder so Verschiebungen, die die Optik verzerren und das ausschliessen.
Ja, aber das Gefühl, das man als Mädchen hat, das “nachrückt”, das ist gleich, auch deswegen die überdeutliche Gleichheit zu Flieges Anfang am Ende.

die Muttergeschichte ist dann wieder anders akzentuiert. Hier hatte ich das Gefuehl, entweder ist die Mutter tot, oder er bricht da einfach in ein fremdes Haus ein, um sie rumzukriegen.
Das waren exakt meine Gedanken, liebe fiz. Irgendetwas stimmt mit der Mutter nicht. In einer Variante, kommen die eigentlichen Hausbesitzer nach Hause, in einer anderen sind keine Möbel mehr im Haus, alles ist verstaubt, usw.

es ist mir nicht ganz einsichtig, warum er so nen Aufwand betreiben muss, um sie rumzukriegen.
Dann muss ich da noch nachlegen. Es stimmt schon, sie ist in jedem Moment kurz davor ihn zu bespringen, und er hat fast kein Interesse an ihr, schläft mit anderen Mädchen, er hat Angst vor Intimität, sie Angst, dass er danach abhaut, und so haben sie ein Annährungsproblem: beide.

Was ich auch gut fand ist, dass Du den Ton aus Flieges Geschichte sehr gut eingefangen hast. Dieses Schlichte, was ich da schon toll fand (sorry Fliege, wollte ich immer schon kommentiert haben). Und trotz der Schlichtheit hat der Stil was zu bieten, schoene Formulierungen und Beobachtungen.
Danke! Das ist echt ein großes Lob, weil ich die beiläufige Schlichheit des Originals sehr bewundere, wenn ich das ein bisschen geschafft habe zu kopieren – toll. Viele haben Fliege ja kritisiert, dass Tom kein Gesicht hat, nichts, wofür man ihn lieben kann, ich hab auch überlegt, ob ich ihn beschreibe, aber dann blieb er eben Tom, ohne alles, und doch.

An dieser Stelle auch ein Danke für die Auflistung schöner Formulierungen. Du glaubst/ Ihr glaubt ja nicht, wie sehr mich das immer freut. Manchmal hat man einen Lieblingssatz und den findet keiner gut, und manchmal schreibt man einen, denkt sich nicht viel dabei und er kommt voll gut an, man bräuchte zwei voneinander getrennte Hirne, eines fürs Schreiben und eines fürs Lesen.

Dass dir die Dialoge mit der Stille missfallen, kann ich verstehen, ist schon sehr unrealistisch, vielleicht schwäche ich das noch ein bisschen ab. Da hab ich an „Stille Momente“ von Fliege denken müssen und dass in „Tom“ so viel geschwiegen wurde, und naja, dann kommt die gesprächslustige Stille dabei raus.

auf ihn stuerzt und ihn zum Schweigen kuesst.
Das hast du schön gesagt.

Wobei ich mich frage warum sie das tut, wenn sie doch merkt, dass er was sagen will und die Stille sie quaelt. Vielleicht weil sie Angst hat, dass er doch nichts sagt, oder was sagt, was sie nicht hoeren will. So kann sie sich zumindest einbilden, dass sie sein Liebesgestaendnis stummgekuesst hat.
Da gibst du dir selbst die Antwort. Das „oder etwas ganz anderes“ zwischen ihren Vielleichts verrät einem, dass sie Angst vor den falschen Worten hat.

Zu den Sachen, die unklar waren:


„Ich dachte, du bist bei deiner Mutter.“
„War ich auch. Aber heute hat mein Bruder Geburtstag.“
„Du lügst!“
„Nein, ich war dabei.“
Das muss ich ändern. Fliege hab ich geschrieben: „Sie geht auf einen Geburtstag, jemand feiert Geburtstag, aber sie weiß nicht wer, ist ihr auch egal, sie will trinken und tanzen. Tom sagt ihr, dass sein Bruder Geburtstag hat. In deiner Geschichte feiert doch auch Toms Bruder Geburtstag, hier gehen sie nicht gemeinsam hin, sondern treffen sich zufällig.“

Und dann ein Simonegesicht auf meinem. Er zerküsste es, nahm mich bei der Hand
Simone sagt „Aha“ und macht ein Gesicht, das man hat, wenn man Tränen zurückhält. Das meinte ich damit. Auch, dass Toms Mädchen die gleichen Gesichter haben, sie sind nichts als Auswechselspielerinnen in seinem Spiel.

Deine Verbesserungsvorschläge übernehme ich komplett und dankend. Die Männerphantasie musst du mir aber lassen. =)

Vielen Dank für das „Insgesamt gerne gelesen“ und deinen hilfreichen und schönen Kommentar, kann ich wieder ein bisschen rumbasteln.

Beste Grüße
markus.

 
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Hallo markus

Ich habe Flieges Original vor einiger Zeit auch gelesen, schon allein, weil die Geschichte eine Empfehlung hatte, und jetzt, vor der Lektüre deiner Geschichte, gleich nochmal - einfach, um mich drauf einzustimmen.

Ich muss fiz Recht geben, ich finde auch, dass du Flieges Ton sehr gut triffst. Die Sprache wirkt auf mich oftmals schlicht, und das nicht im negativen Sinne, sondern dass du es mit wenigen Worten schaffst, die Dinge punktgenau zu benennen.

„Wie alt bist du eigentlich?“, fragte er.
„Alt genug.“
„Alt genug für was?“
„Für alles“, sagte ich.

Der Dialog gefällt mir, genau wie die Szene kurz vorher, wo sie das Bier an der Tischkante aufmacht. Da wirkt sie auf mich sehr selbstbewusst, eher wie der Typ Frau, die an jedem Finger einen Verehrer hat, anstatt selbst einem Jungen hinterherzulaufen.

Ich fühlte mich wie eine Auswechselspielerin, die niemals eingewechselt werden würde; die dazugehörte, aber nicht mitmachte.

Das passt dann nicht ganz zu dem selbstbewussten Alpha-Weibchen aus der Vorstellung. Ist zwar auch schön geschrieben, keine Frage, gab für mich aber einen kleinen Bruch.

Als er Simone küsste und mich dabei anschaute, verließ ich die Runde. Zusammen mit Sofie. Mit der teilte ich mir ein Doppelzimmer. Später kam Lisa dazu, weil Simone mit Tom allein sein wollte.

Viele Namen tauchen da auf einmal auf. Wir sind ja immer noch am Beginn der Geschichte, da finde ich es immer schwierig, so viele Namen in einen Topf zu werfen. Ich hab da noch kein genaues Bild der Figuren vor Augen. Hier gings etwas besser, weil ich dank Flieges Geschichte die meisten Namen schon kannte. Aber wozu braucht es eigentlich diese Sofie? Ich hab nicht verstanden, was die in der Geschichte macht.

Sie legte sich zu mir ins Bett und ich fühlte mich zurückversetzt in eine Zeit, als Freundinnen bei mir übernachteten und wir nicht schliefen, sondern über Mädchensachen sprachen, Küssen übten und ein bisschen an uns herumspielten.

Okaaaaay ... wenn du jetzt ne Frau wärst, hätte ich grosse Augen gemacht. Aber so, glaube ich, kannst du da mangels Erfahrung gar nix drüber sagen, von daher schieb ich den Abschnitt mal in das Reich deiner Fantasie :)

„Warum?“ Und da sprach ich das erste Mal mit der Stille.

Eine der wenigen Stellen, die ich sprachlich nicht so gut finde. Mit der Stille sprechen - hm, das gibt bei mir irgendwie kein Bild. Wenn ich mit jemandem spreche, erwarte ich auch, dass eine Antwort zurückkommt - was bei der Stille naturgemäss ja nicht der Fall ist.

„Und jetzt?“ Die nasse Kippe zwischen den Lippen.
„Du könntest mich küssen.“

Sie macht da schon kein grosses Geheimnis draus. Ich weiss nicht, mir hätte es besser gefallen, wenn sie keine so leichte Beute für Tom abgegeben hätte. Der ist ja schon sehr cool in der Szene, auch seine Antwort gefällt mir - aber wenn man das betrachtet, ergibt sich so ein Ungleichgewicht zwischen den Figuren. Gerade der Tom ist ja einer, der alle Frauen haben kann - und auch mit allen was anfängt. Meiner Meinung nach ist so einer eher auf eine Eroberung aus, die es ihm schwerer macht.

Später sprach sie mit dem Trainer. Am nächsten Tag fuhr ich nach Hause.

Hast du inzwischen ja erklärt, und ich finde das auch schlüssig. In der Geschichte wars mir dann aber auch einen Tick zu knapp, ich hatte das Gefühl, mir sei was entgangen.

„Aha.“ Und dann ein Simonegesicht auf meinem.

Das fand ich gut, diesen Bezug zu Simone. Das zeigt ja auch, dass die Erzählerin jetzt in genau derselben Lage ist.

Er zerküsste es, nahm mich bei der Hand und zog mich in ein Zimmer,

Ist dann schon recht einfach gelöst in der Geschichte. Sie sieht ihn, wie er mit ner anderen knutscht, und er geht halt mal zu ihr hin und macht grad mit ihr weiter - wie reagiert eigentlich Isabell auf diesen plötzlichen "Wechsel"?
Ich kann dann auch kein grosses Mitgefühl mit der Erzählerin aufbringen - selber Schuld, würde ich ihr wohl zurufen. Ich hätte es schön gefunden, wenn sie sich mal auf die Hinterbeine gestellt hätte, dem mal ne ordentliche Szene gemacht hätte oder auch der Nebenbuhlerin - aber sie ist so extrem passiv, lässt diese Unverschämtheiten einfach mit sich machen, irgendwie sind da die Mädchen ähnlich in der Geschichte - sie, Simone, Isabell wohl auch.

Natürlich gibt es solche Mädchen - ich will das nicht in Abrede stellen (obwohl sie hier schon gehäuft auftreten). Und diese Abhängigkeit ist ja auch das Thema der Geschichte. Aber mich hätte mal Toms Reaktion interessiert, wenn da von einer Gegenwehr gekommen wäre.

Ich wusste nicht, welches Spiel wir spielten, aber wir spielten es.

Gefällt mir, der Satz. Vor allem, weil sie wirklich keine Ahnung hat, was gespielt wird.

und mir die Stille durchs Haar strich.

Auch schön.

„Nein. Mit Jasmin.“ Nur ein Name. Ich fragte die Stille, warum er nicht log. Tom ist kein Lügner, sagte sie.

Immerhin bist du konsequent. Er sagt ihr praktisch ins Gesicht, dass er sie betrügt, und sie fragt die Stille irgendwas. Warum haut sie hier nicht mal auf den Tisch? Das muss doch auch in ihr brodeln. Und, wie gesagt, Toms Reaktion auf einen Ausbruch ihrerseits wäre recht interessant geworden.

Statt mir zu sagen, dass das nicht stimmte oder mir etwas von sich zu erzählen, nickte er. Nicht so, als wäre ihm das bewusst gewesen, schon so, als hätte ich ihm etwas Neues gesagt, aber er ließ die Stille reden und die sagte, dass man sich aus den Augen verliert, wenn man sich zu nah kommt.

Ebenfalls eine sehr schön geschrieben Stelle.

„Würdest du mit mir schlafen, wenn ich dich meiner Mutter vorstelle?“, fragte er nachdem er mich zu meiner ersten Zigarette überredet hatte. „Vielleicht“, sagte ich, stieg in sein Auto und ließ mich nach Bremen fahren.

Ist auch schon erwähnt worden, aber mir gings hier auch so, dass ich das nicht nachvollziehen konnte. Der Tom kann ja praktisch mit ihr machen, was er will, so kam es mir bis hierher vor.

Die Stelle mit dem Einbruch hat mir gefallen. Fand ich schön geheimnisvoll. Du hast in einer Antwort geschrieben, eine Version wäre ein verlassenes Haus mit verstaubten Möbeln. Fände ich eine gute Idee.

Ich lese ja nicht viele Texte aus dieser Rubrik, muss ich zugeben. Auf entsprechend dünnem Eis fühle ich mich dann auch, wenn ich Feedback gebe. Sprachlich finde ich das toll geschrieben. Schöne Sprache, meist passende Vergleiche, nicht zu aufgebläht, direkt. Das ist wirklich sehr souverän geschrieben.

Inhaltlich fehlen mir die offenen Auseinandersetzungen. Ich hab es dann auch ganz gern, wenn ein Konflikt mal ausgetragen wird - sei es zwischen einer der Frauen und Tom oder zwischen den Frauen untereinander. Auch wenn die Figuren hier nicht so angelegt sind - ich finde es schön, wenn eine dann auch mal über ihren Schatten springt und aus dem Schema, in dem sie sich die ganze Zeit bewegt, ausbricht. Wenn sie beispielsweise ihr Verhalten reflektiert und für ungenügend befindet und beim nächsten Mal dann anders reagiert - das fehlt mir hier ein wenig, so eine Entwicklung der Figuren.

Die Erzählerin ist mir - von einem selbstbewusst anmutenden Beginn mal abgesehen - über weite Strecken dann eben zu passiv. Du hast das gut erklärt und auch gut geschrieben, persönlich fände ich eine Frau, die sich auch mal offen wehrt, interessanter. Sie hat diese extreme Angst, Tom zu verlieren, und gerade das macht Frauen dann ja auch oft unattraktiv für Typen wie Tom (der lieber erobern will). Entsprechend logsich ist dann auch das Ende, dass Tom mit der nächsten an den See geht - und die Erzählerin ihn ziehen lassen muss.

Fand das dann auch eine schöne Überleitung zu Flieges Beginn.

Viele Grüsse,
Schwups

 

Hey Markus,

ich nochmal.

Ob es höflicher Dank ist, überraschte Begeisterung oder – wie hier – enttäuschte Anerkennung. Es tut mir wirklich leid, dass ich dir keine „Neue“ schenken konnte.

Enttäuschte Anerkennung - naja, dann schreib enttäuscht in Schriftgröße 6 Und Anerkennung in 16'er. Also, dass Verhältnis musst Du schon auch beachten.

... ich habe tatsächlich versucht, die Lücken zu suchen, hineinzugehen und die Erzählung in eine andere Richtung zu steuern, aber jedes Mal, wenn ich woandershin erzählte, zog es mich zurück zum Original.

Hehe. Da hat Tom Dich ja erwischt, wie es den Mädels normalerweise ergeht.

Findest du das unrealistisch? Wenn Simone den Trainer das so auf die Nase bindet.

Nee, das stimmt schon. Nur bin ich davon ausgegangen, dass die Trainer ja ihr Fehlen auch ganz ohne Simone bemerkt haben werden.

Ich hatte schon Angst, dass man den Dialog nicht verstehen könnte. Jetzt habe ich den Mist. Sie geht auf einen Geburtstag, jemand feiert Geburtstag, aber sie weiß nicht wer, ist ihr auch egal, sie will trinken und tanzen. Tom sagt ihr, dass sein Bruder Geburtstag hat. In deiner Geschichte feiert doch auch Toms Bruder Geburtstag, hier gehen sie nicht gemeinsam hin, sondern treffen sich zufällig.

Ahhh! Ich habe die Zeilen einfach nur den falschen Sprechern zugeordnet. Die reden andersrum *Klick*

... aber du bist auch selbst schuld, wenn du eine Geschichte schreibst, die mich nicht weglässt!

:shy: Danke!

Lieben Gruß Fliege

 

Hi Glass,

joa, du hast dich beim Copy wirklich dicht am Original bewegt. Größtenteils ist dir auch die Sprache als Anlehnung ganz gut geglückt, aber du hast einen leicht melodramatischen Anstrich drin, auf den Fliege verzichtet hat.
Bei manchen Formulierungen von dir, da kann ich mich wirklich nur verneigen vor, bei anderen, nun ja, da zieht es mir kurz durch den Bauch, weil das schon arg aufgebläht ist, also so sehr dramatisch, Effektheischend. Und dann gibt es noch solche, bei denen ich mir nicht sicher bin, ob die jetzt briliant sind, oder eher zur zweiten Kategorie gehören. Ein paar Besipiele folgen im Anschluss.

Inhaltlich, also das ist schon ein netter Kniff das quasi als Prequel anzubieten. Mein "Problem" mit Flieges Text war schon, dass ich nicht verstanden habe, was die Mädels an diesem Tom finden. Bei deinem Text wird er nicht anziehender ;) Also, das ist jetz nicht gegen den Text, das passt schon, sind es doch Teenager, die den Herzschmerz lieben, sich in die Messer stürzen, um dann über ihre Wunden wehklagen zu können.

„Alt genug.“
„Alt genug für was?“
„Für alles“, sagte ich. Er nickte und sprach wieder mit den anderen.
das empfinde ich als grandiose Perle zum Beispiel. Das ist echt was ganz großes, finde ich. DAs ist raffiniert, da schwingt so viel mit
Träum weiter, dachte ich. Vielleicht laut. Jedenfalls bemerkte sie mich und schrie, ich solle mich verpissen.
das ist auch richtig gut.
Ein Kuss folgte nicht dem vorherigen, er begann mitten in ihm und endete nicht, wenn ein neuer dazu kam.
das ist jetzt eher so eine Stelle zweiter Kategorie. Bilder habe ich da übrigens auch keine bei oder zu oder mit :aua:
ondern immer irgendwo mit seinen Fingern auf meinem Körper herum sparzierte
finde ich nicht so das passende Verb, aber wenn du es behalten magst, dann streich wenigstens das r ;)
und mir die Stille durchs Haar strich.
das ist so ein Unentschieden
„Okay“, sagte er. Nur das.
Nur das. Auch eher Melodram. Nur das. Ich mein, mehr steht doch da auch nicht. Nee

War ein Wiedersehen mit Tom, das ähnliche Gefühle ausgelöst, wie beim ersten Mal.

grüßlichst
weltenläufer

 

Ich hab mich sehr über eure Kommentare gefreut. Leider muss ich euch, was die Antworten darauf angeht, noch ein bisschen vertrösten. Verzeiht mir!

 

Wo ist der Konflikt,

lieber Schwups?

Zu passiv ist dir die Protagonistin, zu leicht mache ich es mir. Ich kann deine Kritik verstehen und es würde bestimmt eine interessante Geschichte werden; einfach mal die Charaktere aufeinander stoßen zu lassen, Tom Ohrfeigen verpassen und die Mädchen gegenseitig aufeinander losgehen. Vielleicht das Isabell in das Zimmer von den Kiffern stürmt und anfängt die Ich-Erzählerin zu schlagen oder so, und Tom sie dann wegzieht. Ich warte ein bisschen ab, gewinne Abstand, dann gucke ich, was ich mit der Stille mache; und an der ein oder anderen Stelle ein wenig Konflikt. Zur Zeit mag ich noch den harmlosen, passiven, melancholischen und selbstbemitleidenden Ton.

Ich muss fiz Recht geben, ich finde auch, dass du Flieges Ton sehr gut triffst. Die Sprache wirkt auf mich oftmals schlicht, und das nicht im negativen Sinne, sondern dass du es mit wenigen Worten schaffst, die Dinge punktgenau zu benennen.
Lob zu meiner Sprache ist mein Lieblingslob, auch wenn das freilich nicht alles ist. Trotzdem bin ich bei solchen Zeilen überglücklich.

Das passt dann nicht ganz zu dem selbstbewussten Alpha-Weibchen aus der Vorstellung. Ist zwar auch schön geschrieben, keine Frage, gab für mich aber einen kleinen Bruch.
Es bricht ja auch etwas. Sie ist an und für sich selbstbewusst, denkt, wenn sie das Bier öffnet und sich in die Runde setzt, gehört sie dazu. Aber sie interessieren sich nicht für sie, nur den Namen darf sie sagen. Da kann man so selbstbewusst, toll und grandios sein, wie man will, wenn eine Gruppe jemanden ausschließt, bleibt er ausgeschlossen. Und das macht sie zur Auswechselspielerin.

Viele Namen tauchen da auf einmal auf. Wir sind ja immer noch am Beginn der Geschichte, da finde ich es immer schwierig, so viele Namen in einen Topf zu werfen. Ich hab da noch kein genaues Bild der Figuren vor Augen. Hier gings etwas besser, weil ich dank Flieges Geschichte die meisten Namen schon kannte. Aber wozu braucht es eigentlich diese Sofie? Ich hab nicht verstanden, was die in der Geschichte macht.
Ich habe schon befürchtet, dass das jemand anspricht und Sofie, nun ja, ich wollte schon das Gefühl vermitteln, dass da ganz viele Leute sind, auch viele, die die Protagonistin noch nicht kennt. Da hab ich mich jetzt aus zwei Sachen rausgeredet, aber im Grunde, lieber Schwups, wollte ich genau das erreichen, was du gefühlt hast: 1. Bruch ihres Selbstbewusstseins und 2. Verdammt viele unbekannte Gesichter.

Okaaaaay ... wenn du jetzt ne Frau wärst, hätte ich grosse Augen gemacht. Aber so, glaube ich, kannst du da mangels Erfahrung gar nix drüber sagen, von daher schieb ich den Abschnitt mal in das Reich deiner Fantasie
hehe – der kleine Aufreger in meiner Erzählung. Ich mag die Vorstellung.

Eine der wenigen Stellen, die ich sprachlich nicht so gut finde. Mit der Stille sprechen - hm, das gibt bei mir irgendwie kein Bild. Wenn ich mit jemandem spreche, erwarte ich auch, dass eine Antwort zurückkommt - was bei der Stille naturgemäss ja nicht der Fall ist.
Da spalten sich die Geschmäcker, ich wollte eben, wie ich schon zu fiz gesagt habe, etwas von „Stille Momente“ von Fliege miteinbringen und es ist tatsächlich ein Dialog, die personifizierte Stille, weil Tom nichts sagt, man kann sich das auch als Monolog vorstellen. Dass dir das missfällt, ist schade, aber ich finde schon, dass das zur Geschichte gehört, ich versuche aber die krassen Stellen irgendwie zu verändern.

Sie macht da schon kein grosses Geheimnis draus. Ich weiss nicht, mir hätte es besser gefallen, wenn sie keine so leichte Beute für Tom abgegeben hätte. Der ist ja schon sehr cool in der Szene, auch seine Antwort gefällt mir - aber wenn man das betrachtet, ergibt sich so ein Ungleichgewicht zwischen den Figuren. Gerade der Tom ist ja einer, der alle Frauen haben kann - und auch mit allen was anfängt. Meiner Meinung nach ist so einer eher auf eine Eroberung aus, die es ihm schwerer macht.
Das ist alles richtig, was du da sagst. Aber warum küsst er sie nicht, wenn er doch könnte, sie es sogar will. Weil es zu einfach ist. Er kehrt das Spiel um, genießt, dass sie versucht, ihn zu erobern, auf der anderen Seite ist sie ein kleines Nebenprojekt, das er neben den ganzen anderen Mädchen hat. Sie ist schon ein besonderes Mädchen im Gegensatz zu den anderen, aber dann wieder nicht. Sie ist dann auch keine leichte Beute für ihn, er muss schon sehr viel Zeit investieren, auch die Sache mit dem Haus, bis er sie dann bekommt. Das Ungleichgewicht ergibt sich wohl aus der etwas verschwommenen Sicht auf die Dinge.

Hast du inzwischen ja erklärt, und ich finde das auch schlüssig. In der Geschichte wars mir dann aber auch einen Tick zu knapp, ich hatte das Gefühl, mir sei was entgangen.
Danke für den Hinweis, ich schau, was ich da machen kann.

Das fand ich gut, diesen Bezug zu Simone. Das zeigt ja auch, dass die Erzählerin jetzt in genau derselben Lage ist.
Dass dir das Simonegesicht gefallen hat, freut mich, dass du die parallele Mimik darin gefunden hast. Auch, weil es bei fiz, glaub ich, nicht geklappt hat.

Ist dann schon recht einfach gelöst in der Geschichte. Sie sieht ihn, wie er mit ner anderen knutscht, und er geht halt mal zu ihr hin und macht grad mit ihr weiter - wie reagiert eigentlich Isabell auf diesen plötzlichen "Wechsel"?
Ich kann dann auch kein grosses Mitgefühl mit der Erzählerin aufbringen - selber Schuld, würde ich ihr wohl zurufen. Ich hätte es schön gefunden, wenn sie sich mal auf die Hinterbeine gestellt hätte, dem mal ne ordentliche Szene gemacht hätte oder auch der Nebenbuhlerin - aber sie ist so extrem passiv, lässt diese Unverschämtheiten einfach mit sich machen, irgendwie sind da die Mädchen ähnlich in der Geschichte - sie, Simone, Isabell wohl auch.
Stimmt, das habe ich ausgeblendet. Ist auch wieder surrealistisch ein bisschen, und enttäuscht Leser, wie dich, die nicht glauben können, dass alle Mädchen in der Geschichte so sind. Passiv ist sie, aber das war sie auch bei Fliege. Ich wollte das einhalten. Mit Isabells Reaktion habe ich mich davon geschlichen, haste recht.

Gefällt mir, der Satz. Vor allem, weil sie wirklich keine Ahnung hat, was gespielt wird.
Eigentlich müsste es heißen: Ich wusste nicht, welches Spiel er mit mir spielte, aber ich spielte mit. Aber natürlich erkennt sie das nicht. Freut mich, dass dir das gefällt.

Die Stelle mit dem Einbruch hat mir gefallen. Fand ich schön geheimnisvoll. Du hast in einer Antwort geschrieben, eine Version wäre ein verlassenes Haus mit verstaubten Möbeln. Fände ich eine gute Idee.
So wie es ist, sieht jeder Leser etwas anderes. Ich fürchte, dass das zu sehr ablenken würde, wenn das Sofa jetzt verstaubt wäre oder gar nicht da und sie auf dem Holzboden miteinander schlafen.

Ich lese ja nicht viele Texte aus dieser Rubrik, muss ich zugeben. Auf entsprechend dünnem Eis fühle ich mich dann auch, wenn ich Feedback gebe.
Das kann man so nie sagen. Ich bin auch kein Horrorexperte, aber wenn ich deine „Vorhölle“ lese und ich das gut finde, weiß ich das. Bei Horror ist es so: oftmals klingt es bemüht gruselig, da findet man dann so Standardeffekte wie bei den Horrorfilmen, manchmal wird das dann lächerlich (bei ganz wenigen Stephen King Romanen war das der Fall), aber wenn das in sich stimmt, usw… Und bei Romantik ist es meiner Meinung nach so: die Erzählung soll gefühlvoll sein, im besten Fall berühren und darf an keiner Stelle kitschig rüber kommen, schon mit verliebtem Blick, aber auch ernsthaft. Und ich denke, dass du das auch bemerken würdest, wenn eine Romantikgeschichte blöd wäre.

Sprachlich finde ich das toll geschrieben. Schöne Sprache, meist passende Vergleiche, nicht zu aufgebläht, direkt. Das ist wirklich sehr souverän geschrieben.
Freudentanz. Harlem Shake Fräudendanse.

Wenn sie beispielsweise ihr Verhalten reflektiert und für ungenügend befindet und beim nächsten Mal dann anders reagiert - das fehlt mir hier ein wenig, so eine Entwicklung der Figuren.
Ja, ich verstehe, was du meinst. Bei mir gibt’s halt nur ne Minientwicklung: Sie meldet sich erst einmal nicht bei ihm. Dann bleibt sie sitzen.

Fand das dann auch eine schöne Überleitung zu Flieges Beginn.
Das freut mich.

Vielen Dank für deine ausführliche Kritik!

Beste Grüße
markus.


Liebe Fliege,

freut mich, dass du nochmals vorbeisummst und mir die Schriftgrößen berichtigst. Und als ich deinen Tom las, habe ich mich zwar nicht wie ein Mädchen gefühlt, aber wie eines angestellt, hab dir ja geschrieben, dass ich voll der Fan von der Geschichte bin, auch einigen Freunden und Freundinnen zum Lesen gegeben habe. Danke für deine Nachwörter, hab mich gefreut. Ist auch wichtig manchmal, dass man zu manchen Behauptungen in der Antwort Rückmeldung bekommt.

Beste Grüße
markus.

Lieber weltenläufer,

ja, so weit konnte ich nicht weg vom Original, was du ja nicht behaupten kannst. =) Es freut mich aber, dass du das nicht als Wiederholung gelesen hast, sondern als etwas, das gleiche/ ähnliche Gefühle auslöst. Das war mir auch wichtig. Ich habe Flieges Story gewiss zwanzig Mal durchgelesen (wahrscheinlich ein Fehler) und oft war ich kurz davor, viele Formulierungen eins zu eins zu übernehmen, weil sie einfach passen.

Bei manchen Formulierungen von dir, da kann ich mich wirklich nur verneigen vor, bei anderen, nun ja, da zieht es mir kurz durch den Bauch, weil das schon arg aufgebläht ist, also so sehr dramatisch, Effektheischend. Und dann gibt es noch solche, bei denen ich mir nicht sicher bin, ob die jetzt briliant sind, oder eher zur zweiten Kategorie gehören.
Das ist witzig. Deine Verneigung macht mich freilich froh und wenn du - während du dich verneigst – ein bisschen den Kopf schüttelst, ist das okay. Wobei ich die aufgeblähte Sprache eigentlich nicht mag. Oder anders: ich liebe sie, nur eskaliert das manchmal.

Inhaltlich, also das ist schon ein netter Kniff das quasi als Prequel anzubieten.
Freut mich.

Mein "Problem" mit Flieges Text war schon, dass ich nicht verstanden habe, was die Mädels an diesem Tom finden. Bei deinem Text wird er nicht anziehender.
Lieber weltenläufer: Das habe ich bis heute auch noch nicht verstanden. Die Wahrheit ist aber, wie du auch selbst erkennst, dass das gar keine Rolle spielt, ob er Muskeln hat, Pickel, einen BMW, ob er coole Sprüche raushaut oder einfach weltverdrehend lächelt – er ist Tom und eigentlich ist es auch egal, dass er Tom heißt. Das wollte und konnte ich nicht ändern.

Danke für die Auflistung gelungener und weniger gelungener Stellen. Der Finger spaziert wieder ohne R. Ich bin mir nicht sicher, aber du hast die melodramatische Effektsprache eher als negativ empfunden. Hm, das ist schwer rauszukriegen.

War ein Wiedersehen mit Tom, das ähnliche Gefühle ausgelöst, wie beim ersten Mal.
Ja, das sind schöne abschließende Worte. Damit kann ich leben, recht gut und lächelnd sogar.

Beste Grüße
markus.

 

Passiv ist sie, aber das war sie auch bei Fliege. Ich wollte das einhalten.

Nein, nein. Ich muss widersprechen. Bei mir ist sie nicht passiv. Sie nimmt sich jeden der sich ihr bietet um vor Tom mit ihm rumzumachen, egal, ob der Typ sie wirklich interessiert, nur um es ihm 1:1 heimzuzahlen. Das musste nur kurz raus :shy:

 

Hey M. Glass,

ich mochte schon das Original der Geschichte und ich mag auch deine Version. Ich finde, du bleibst sehr dicht beim Original und hast gleichzeitig diesen Kniff drin, dass du die Vorgeschichte erzählst, also dieses was-bisher-geschah - das ist nett gemacht.
Was mir auch aufgefallen ist, deine Erzählerin ist fieser als bei Fliege - sowohl dieses Lachen über den Bruch als auch dieses Kartendurchstöbern im Krankenhaus. Richtig nett ist das nicht, aber interessanter Charakterzug. Gefällt mir.

„Du könntest mich küssen.“ Tom schaute mich mit einem Hast-du-das-gerade-echt-gesagt-Blick an. Dann setze er sich auf und tat so, als würde er rauchen. Stieß statt Rauch irgendetwas Unsichtbares aus, das sich anhörte wie: „Ja, könnte ich machen.“
Die Stelle find ich toll. Die Zigarette, ihr Satz und die Aussage, die in dem Imaginärrauchen drinsteckt. Das ist schön dicht und leicht skurril. Mag ich.

Generell fließt das sprachlich sehr gut. Das ließt sich angenehm und unaufgeregt, ohne langweilig zu sein oder nur zu scheinen, und souverän. Die Sprache drängt sich da nicht in den Vordergrund, blendet nicht, sondern unterstützt die Gesichte.

Sie wollte wissen, was.
Ob er Ich liebe dich sagen würde.
Ob das alles sei?
Würde er es auch so meinen?
Ob das nun alles sei?
Nein, sagte ich, er darf es keiner anderen sagen. Nur mir.
Mochte ich. Vor allem dieses Ob das nun alles sei? Weil für mich verlieren da ihre Forderungen an Bedeutung. Weil die Stille die als gleichgültig empfindet. Die Erzählerin fragt quasi nach Dingen, für die es keine Grundlage gibt, jedenfalls nicht bei Tom. Und eigentlich weiß sie das auch. Irgendwo. Aber sie zieht daraus keine Konsequenzen, sondern macht weiter. Weil Tom halt Tom ist und nicht irgendwer.

Als ich vom Urlaub zurückkam – gebräunt und ein bisschen erkältet – kochten wir zusammen nach einem Rezept, das seine Oma unleserlichst auf die Rückseite eines Briefes geschrieben hatte.
Das kann ich immer nicht nachvollziehen, warum fährt man in die Berge zum Sonnen. :D

„Würdest du mit mir schlafen, wenn ich dich meiner Mutter vorstelle?“, fragte er nachdem er mich zu meiner ersten Zigarette überredet hatte.
Tolle Frage! Als würde er seine Mutter erst um Erlaubnisfragen wollen. So wie früher beim Vorstellen des Ehepartners.

Also ich hab's gern gelesen. Gelungenes Copywright für mich. Hast was Eigenes drin, ohne zuviel zu ändern. Ließt sich gut und unterhaltsam, mach Spaß.

Ist zwar jetzt nicht so wirklich informativ dieses Kommentar, aber was soll's, war meiner beim Original auch nicht.

Gruß,
Kew

 

Hey Kew,

ob informativ oder nicht, mich hat dein Kommentar gefreut. Auch, dass du die Geschichte als Kopie gelungen findest, weil darum geht es bei diesem Spiel ja irgendwie. Du hättest mir ja auch vorwerfen können, dass ich zu nah am Original bin, aber das tust du nicht. Erkennst und benennst stattdessen meine Bearbeitung, dieses "Was bisher geschah". Interessant fand ich, dass du meine Protagonistin ein bisschen frecher als Flieges liest, das hat bisher keiner angemerkt. Die Schadenfreude und diese dreiste Neugier - das ist schon mies, da hast du recht.

Gefreut habe ich mich auch über die Stellen, die du hervorgehoben hast. Die Zigarettenszene ist meine Lieblingsszene, schön, dass sie dir gefällt. Beruhigt hat mich, dass dir der Stilledialog gefallen hat, du hast sogar ein bisschen tiefer hinein gelesen und entdeckt, dass die Stille nicht neutral ist, sondern zu Tom gehört, so denkt und so fühlt wie er.

Tolle Frage! Als würde er seine Mutter erst um Erlaubnisfragen wollen. So wie früher beim Vorstellen des Ehepartners.
Ja, ich fand das auch skurril.

Das kann ich immer nicht nachvollziehen, warum fährt man in die Berge zum Sonnen.
Dieses - gebräunt und ein bisschen erkältet - habe ich tatsächlich auf der Skihütte geschrieben, eingewickelt in einer Decke im Liegestuhl, die Sonne und der Schnee als UV-Verstärker.

Generell fließt das sprachlich sehr gut. Das ließt sich angenehm und unaufgeregt, ohne langweilig zu sein oder nur zu scheinen, und souverän. Die Sprache drängt sich da nicht in den Vordergrund, blendet nicht, sondern unterstützt die Gesichte. (...) Also ich hab's gern gelesen. Gelungenes Copywright für mich. Hast was Eigenes drin, ohne zuviel zu ändern. Ließt sich gut und unterhaltsam, macht Spaß.
D A N K E! Das lese ich mit so einem Grinsen, als hätten sich tausend Janas den Knöchel gebrochen. ;)

Beste Grüße
markus.

 

Huhu M.Glass,

zunächst einmal sorry, dass ich erst jetzt antworte, aber besser spät als nie, oder ;)? Bin derzeit nur ganz sporadisch hier, weil ich beruflich sauviel um die Ohren habe, ich hoffe, dass wird demnächst wieder besser (derzeit komme ich nicht einmal dazu, die Kommentare unter meinen eigenen Geschichten zu beantworten.)

Genug gejammert...

Ich kann hierzu gar nicht viel konstruktiv Kritisches schreiben, ganz einfach deshalb, weil mir die Geschichte sehr gut gefällt. Ich mag den leichten, sommerlichen Tonfall - immer wieder durchdrungen durch durchaus melancholische Sätze.
Außerdem gefällt mir, die unaufgeregte Handlung, die sehr lebensecht wirkt - aber nicht banal oder langweilig. Du hast mich jederzeit bei der Stange gehalten. Ich war schnell drin und fand deine Protagonisten auf ihre Art alle sympatisch und nachvollziehbar.

Ich habe das Original bisher nur überflogen, und kann deswegen dazu derzeit wenig sagen, aber du hast den Geist der Ursprungsgeschichte schön rübergeholt in deine eigene. Insofern finde ich sie auch unter dem Aspekt des Copywrites gelungen.

eine Kleinigkeit:

Eine las ich mehrmals; solange, bis Jana zurückkam und sie mir aus der Hand riss.Miss you, dein Tom.
Leerzeichen zwischen den Sätzen...

Wie gesagt, nichts kritisches, aber warum kritisieren, wenn man eine Kurze wirklich gern gelesen hat. Kompliment.

LG Sebastian.

 

Hey svg,

es freut mich, dass dir meine Geschichte gefallen hat. Ich guck ja auch im Moment (!) nur immer kurz vorbei und da war ich fast überrascht, dass es was Neues bei meinen Geschichten gibt.

Dein Kommentar ist ein Kompliment und das hat mich freilich gefreut, vor allem diese Differenzierung, weder unaufgeregt noch banal, dieser Gang durch eine Erzählung, die eigentlich nichts Neues erzählt, ist immer wieder schwierig und es war tatsächlich eine große Befürchtung, dass manche den Text langweilig finden. Auch weil er sich nicht nur an das Original anlehnt, sondern es fast umstößt, weil es sich so arg anlehnt.

Danke für deinen Kommentar! War mir eine Freude zwischen den vielen Prüfungen!

Beste Grüße und viel Durchhaltevermögen und Spaß
markus.

 

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