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Copywrite Beeren und Kies

Kew

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26.05.2009
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Beeren und Kies

Am Fenster stand Raphael und rauchte. Wind kam herein und Morgenkühle und die Stimmen von Studenten auf dem Weg zur Uni. Kompakt standen sie an der Haltestelle und als der Bus kam, drängten sie vorwärts, wuselnd wie ein Bienenstaat. Nicht alle bekamen einen Platz und so blieben manche draußen - zwei, drei Einzelgänger in T-Shirt, Shorts und Sommerröcken, an Farben dominierten Weiß und Grün. Der Bus fuhr an und beschleunigte die Straße hinab. Raphael drückte seine Zigarette aus, schnipste den Stumpen aus dem Fenster. Er gähnte.
Allein auf der Matratze wirkte Kira wie ein Mädchen, das in gebrauchten Laken schlief, um zu riechen, was Sex war und was Liebe. Ihr Pony tauchte die Augen in Schatten, als hätte sie nächtelang wachgelegen, ihr Rücken krümmte sich zum Fragezeichen. Zu ihren Füßen häufte sich die Decke und ein Träger ihres Tops war verrutscht, sodass Raphael eine Brust sehen konnte, milchweiß im Gegensatz zum Rest der Haut.
Raphael ging in die Küche. Am Tisch saß Roman, sah fern und aß Müsli. Von Bildstörungen geplagt, sprach ein Politiker zum Volk.
„So früh schon wach?“, fragte Raphael und machte sich daran, Kaffee zu kochen. Er kippte Pulver in den Filter, goss Wasser in die Maschine. Gurgelnd erwachte der Apparat zum Leben.
„Es ist Dienstag.“
„Und?“
Roman wandte den Kopf. Um den Mund war sein Bart von Milch gefärbt. „Vielleicht hab ich dienstags Vorlesung? Nicht jedem ist sein Studium egal.“
„Ja, klar.“ Raphael goss den Kaffee in zwei Tassen. „Vergiss nicht, du bist die Woche dran mit Putzen.“
„Fick dich.“ Grinsend und mit Locken glich er einem Surfer.
Kira hockte am Matratzenrand und wischte sich mit dem Arm übers Gesicht. Das Top hatte sie zurechtgerückt.
„Morgen.“
In ihren Augen hing noch der Schlaf und sie gähnte, dass er ihren Gaumen sah. „Willst du?“ Sie nippte am Kaffee, lächelte befreit. Raphael saß auf dem Schreibtischstuhl und trank seine Tasse in wenigen Zügen leer. Die Flüssigkeit brannte in der Kehle und strahlte Wärme vom Magen abwärts. Für einen Augenblick vertrieb der bittere Geschmack jede Müdigkeit. Kira stellte ihre Tasse ab und ließ sich auf die Matratze fallen, Arme und Beine langgestreckt, als wartete sie auf eine Umarmung.
„Ich hab von zu Hause geträumt. Zwei Kreuzungen entfernt läuft eine Allee durch die Stadt. Da sind meine Eltern mit mir immer Kastaniensammeln gegangen. Jedes Jahr hab ich mich riesig drauf gefreut. Ich hab noch diese Oktobertage im Kopf, wenn der Himmel ganz blau ist und alles ist warm von der Sonne, nur die Luft beißt auf den Wangen. Irgendwann hab ich dann mal gefragt, was Kastanien eigentlich sind. Und meine Mutter meinte, die seien die Kinder der Bäume. Ich hab geweint, weil wir den Bäumen die Babys weggenommen haben. Dieses schmierige Gefühl, direkt nachdem man die Schale abgemacht hat, ich dachte das wären die Tränen der Kastanien.“
„Davon hast du geträumt?“
„Nicht direkt.“ Ihre Stimme rutsche eine Quinte tiefer.
Raphael ging zu Kira. Sie stand auf und warf den Kopf zur Seite, wie um Haare aus der Stirn zu schütteln, ein Relikt ihrer alten Frisur. „Ich geh duschen.“ Raphael wartete am Fenster und rauchte.
„Muss das sein?“ In ein Handtuch gewickelt, kramte Kira in ihrem Kleiderberg nach sauberen Klamotten. Ihre Haare tropften. Auf dem PVC klangen die Einschläge laut und nah.
„Das ist mein Zimmer.“
„Bitte.“
Er schmiss die halbe Zigarette aus dem Fenster. Von unten kam ein: „He du Arsch.“ Auf dem Parkplatz stand eine Frau mit Sonnenbrille und zeigte den Mittelfinger. Neben ihr war winzig klein die Kippe zu sehen. Raphael winkte.
„Wer war das?“, fragte Kira.
„Keine Ahnung. Irgendeine Frau.“
„Du hättest sie also gefickt?“
„Was?“
„Ist dir das nie aufgefallen? Du sagst Frau immer dann, wenn du diejenige ficken würdest. Sonst ist es entweder das Mädchen, weil sie dir zu jung ist, oder die Alte, weil sie zu viele Falten hat. Musst mal drauf achten.“
„Was willst du eigentlich?“
„Ach, Scheiße.“
Raphael trat ans Fenster. Manchmal wollte er Kira schlagen, vielleicht um sie aufzuwecken. Die Vorstellung roter Striemen auf ihrer Wange und der Wut in ihren Augen, hielt ihn davon ab.
„Ich bräuchte ne Minute“, sagte Kira in seinem Rücken. Sie wedelte mit den Klamotten in der Hand.
Raphael setzte sich an den Küchentisch und aß Cornflakes mit Milch bis Kira in die Küche kam. Roman war bereits gegangen.
„Kommst du mit?“, fragte sie.
„Wohin?“
„In die Stadt. Einkaufen.“
„Warum sollte ich?“
„Bitte, ich will nicht alleine.“
„Ruf deine Freundinnen an.“
„Die arbeiten alle.“

Zwischen Müttern, deren Bälger vor Hitze brüllten, zwischen Schulmädchen, die giggelnd und geschminkt im Wege standen, versuchte Raphael zu lächeln, wenn Kira aus der Anprobe kam und tat als wäre sie ein Model und jeder Laden ihr Laufsteg. Schließlich kaufte sie einen Bikini in Braun-Türkis-Orange und ein T-Shirt, durch das er ihren BH sehen konnte.
Später aß Kira Eis – Raphael stand daneben und sah zu, wie ihr Vanille und Erdbeere in der Hand zerliefen. „Scheiße.“ Sie schmiss den Rest der Waffel weg und wusch sich die Hände im Stadtbrunnen. Kleingeld glänzte in der Tiefe und Tauben hüpften über die wassergesprenkelte Brüstung. Wie ein Engel stand der Bronzejunge auf seinem Sockel und strullte ins Becken.
Kira spritze Wasser nach Raphael, er verbarg sein Gesicht hinter der Hand. Kühl liefen Tropfen über die Haut. „Lass das.“ Aber er lächelte dabei und fischte selbst im Brunnen. Kira lief kreischend davon, ließ sich jagen und fange.
Außer Atem setzten sie sich auf eine Bank. Die Sonne stand in ihrem Rücken und heizte Nacken und Hinterkopf.
„Danke, dass du mitgekommen bist. Heute Morgen ging es mir nicht gut.“
„Und jetzt ist besser?“
„Ja.“ Auf ihrem Gesicht klebte nur ein halbes Lächeln und Raphael wollte sie in den Arm nehmen, aber das war nicht seine Art. Stattdessen kramte er in der Hosentasche nach Feuerzeug und Zigaretten, steckte sich eine an und atmete in den Wind, weil Kira Kopfschmerzen vom Qualm bekam.
„Wie lange willst du eigentlich noch bleiben?“ Kiras Augen wurden schmal. „Also ich will dich nicht rauswerfen. Ist nur aus Interesse. Wo willst du hin und so?“
„Ich suche eine Wohnung in Berlin.“
Er hatte erwartet, dass sie in der Nähe blieb, nur eben nicht in seiner Wohnung.
„Ganz schön weit weg.“
„Hm.“
„Warum willst du dahin?“
„Ich halt die Stadt nicht mehr aus.“ Jetzt sah Kira ihn direkt an. Raphael war es zu heiß in der Sonne, er wäre gerne in den Schatten gegangen. Irgendwo spielte eine Drehorgel. „Ich kenn einfach alles hier, die Straßen, die Leute, die Penner im Stadtpark. Und alles ist so eng und verstaubt und irgendwie tot und nichts ändert sich.“
Vielleicht hing es mit ihrem Ex-Freund zusammen; im V-Ausschnitt seines T-Shirts hing stets ein Rosenkranz. Raphael fragte nicht danach, dachte nur an die zwei Mal, die er in Berlin gewesen war - außer Brandenburgertor, Fernsehturm und Reichstag hatte er praktisch nichts gesehen.
„Am Wochenende werd ich mal hinfahren“, sagte Kira.
„Allein?“
„Ne, mit einer Freundin.“
Sie stand auf und er folgte ihr über den sonnenverbrannten Platz, wo Schüler in Gruppen zusammenliefen, Döner und Pizzaecken in der Hand. Im Schatten einer Gasse, sah er den Drehorgelspieler, ein Mann Anfang sechzig, in Frack und Zylinder, der den Hut hob wie ein Gentleman, wenn jemand Münzen in die Spendenbox auf seiner Orgel warf. Er sammelte für die Kindernothilfe.

Raphael stand auf dem Bahnsteig. Er rauchte. Außer ihm wartete nur ein Punk mit gelb-grünen Haaren, dessen gewaltiger Rucksack nagelneu und von Meru war. Jenseits der Gleise rosteten drei Güterwagons im Sommerregen, an ihren Flanken färbte sich das Wasser orange. Die Luft roch nach nassem Schotter. Der Punk stritt am Telefon, vielleicht mit seiner Freundin, jedenfalls sprach er schnell und laut und wiederholte einzelne Sätze wie ein Mantra. Raphael operierte an einem Mückenstich.
Vor der Zeit rollte der Zug heran. Raphael schnippte seine Zigarette fort und hätte sich am liebsten gleiche die Nächste angesteckt. Krachend flogen die Türen auf. Wenige stiegen aus, Kira plus Freundin ganz am Ende des Bahnsteigs. Sie rannte ihm entgegen, sprang ihn an, schlang ihr Gewicht um seinen Hals.
„Die Wohnung ist so toll. Vom Schlafzimmer seh ich den Park und die Küche …“
„Hilf mir lieber mit den Koffern“, rief die Freundin.
Kira stand wieder auf eigenen Füßen und Raphael rieb sich den Nacken. Der Zug fuhr ab.
„Das ist übrigens Janine.“
Ihr Gesicht war kantig, hart, ihre Figur hochgewachsen, knochig. „Zum Glück haben wir nen Mann, der die Arbeit übernimmt.“ Ohne Koffer ging sie zum Treppenabgang.
„Ist die immer so?“
„Mach dir nichts draus. Ich trag schon.“
„Sicher nicht.“
Mit dem Bus fuhren sie zum Wohnheim. Der Regen ließ nach und der Sonnenuntergang brach durch die Wolken – ein Kindergemälde in Rot und Orange. Kira sprach von Berlin. Janine saß mit übergeschlagenen Beinen daneben, an ihrem Handgelenk glänzte eine Uhr. Als der Bus hielt, stieg sie mit aus – diesmal trug sie ihren Koffer selbst - und folgte Raphael und Kira durchs Treppenhaus zur Wohnung.
„Habt ihr was zu trinken da?“, fragte Janine, kaum dass sie auf dem Sofa saß.
„Bier.“ Er hoffte damit durchzukommen.
„Keinen Wein?“
„Ich hol welchen.“
„Rot bitte und süß.“
Raphael verließ das Wohnheim und folgte dem Trampelpfad, der vom Parkplatz direkt zum Supermarkt führte. Der Weg war aufgeweicht und schlammig, jeder Schritt klebte an der Erde. Regen setzte ein und ruinierte seine Frisur, Tropfen verfingen sich in seinen Augenbrauen. Mit zwei Flaschen kehrte er zurück.
Auf dem Sofa saßen Roman und Janine, beide tranken Bier. „Hey danke. Wo habt ihr nen Korkenzieher?“
Roman wies auf die Schublade und Janine machte sich daran, eine der Weinflaschen zu öffnen.
„Wo ist Kira?“
„Zieht sich eben um.“
Mit einem Bier ließ sich Raphael aufs Sofa fallen. Neben ihm trank Janine aus der Flasche, ein Weintropfen lief vom Mundwinkel zum Kinn und wurde mit dem Handgelenk weggewischt.
Kira kehrte in Jogginghose zurück und sprach wieder von der Wohnung, wieder von Berlin - mit Janine hatte sie bereits nach Tapeten und Möbeln gesehen - und Raphael schwieg und trank sein viertes Bier, während er versuchte Romans Hand im Blick zu behalten, die über Janines Oberschenkel aufwärts wanderte, ohne desinteressiert zu wirken oder abgelenkt. Kira verschluckte sich an ihren eigenen Worten, weil es zu viele waren und ihre Zunge zu langsam. Die Finger erreichten den Rocksaum. Raphael stand auf.
„Was machst du?“
„Musik.“
Er holte seinen Laptop aus dem Zimmer – auf der Matratze lagen Kiras Klamotten neben dem geleerten Koffer. Kira wählte die Musik, Janine öffnete die zweite Flasche Wein. Langsam kroch die Dämmerung ins Zimmer, füllte die Luft wie Wasser und Raphael schloss für einen Moment die Augen, das Bier kühl in Mund und Kehle, und spielte mit Kiras Fingern in seiner Hand.
„Kommt, wir tanzen.“ Kira stand auf, sonst niemand. „Was? Ihr Langweiler.“ Sie schwenkte die Weinflasche in der Hand, schloss die Augen und fing an zu tanzen – ziemlich gut, soweit Raphael das beurteilen konnte, aber er hätte ihr auch zugesehen, wäre sie schlecht gewesen. Roman holte mehr Bier und schlug die Kronkorken an der Tischkante ab.
„Ich fahr nach Berlin!“ Mit Schwung verlor Kira das Gleichgewicht, Wein spritze aus der Flasche wie Blut. Für eine Sekunde saß sie da, erschrocken wie ein Reh, Gesicht und Hände rot geträufelt. „Alles okay?“
Noch ein Moment der Unsicherheit, dann: „Ja, alles okay.“
„Du solltest aufhören.“
„Hast wohl Recht.“
Kira wusch sich an der Spüle - Wasserplätschern und das Verrutschen von Geschirr. Inzwischen war Nacht. Auf dem Küchentisch brannte eine Kerze und ganz in der Nähe summte eine Mücke, Raphael wusste, wen sie stechen würde.
„Wir wünschen eine gute Nacht“, sagte Roman, an seinem Hals hing Janine. „Macht die Musik mal lauter.“
„Wo geht ihr hin?“, fragte Kira.
Die beiden zogen ab in Romans Zimmer.
„Warum denkt ihr Kerle eigentlich nur an Sex?“ Die gute Laune war verschwunden, ihre Stimme klang kratzig, rau und tief. In der Dunkelheit konnte er ihr Gesicht kaum erkennen.
„Machen wir gar nicht.“
„Jetzt tu nicht so. Wie viele Frauen hattest du das Semester. Zehn? Zwanzig?“
„Vier.“
„Hör auf zu lügen.“ Jetzt weinte sie und Raphael wusste nicht, was er machen sollte – er hatte die Wahrheit gesagt. Kira stand auf und verschwand in Raphaels Zimmer.
Er trat hinaus auf die Galerie, rauchte, trank Wein, weil es kein Bier mehr gab, und sah hinüber zum anderen Wohnheim, wo Fernsehbilder in den Fenstern flackerten. Aus der Wohnung drang Janines Stöhnen, sie klang wie ein Kerl, aber Raphael wusste, dass Roman ein stiller Liebhaber war.

Sonnenlicht schwamm auf dem See. Kreischend lief Kira voran: pitsch, pitsch, pitsch machten ihre Füße auf dem Wasser, bevor sie kopfüber untertauchte. Schemenhaft glitt ihr Körper vorwärts und kehrte erst nach Metern an die Oberfläche zurück. „Du Pussy.“ In kleinen Schritten arbeitete Raphael sich tiefer. Auf Brust und Armen breitete sich Gänsehaut aus wie ein Schimmelpilz. „Nun komm schon.“ Als seine Hoden das Wasser erreichte, hielt er inne. „Das gibt’s doch nicht.“ Kira tauchte wieder unter, kam angeschossen wie ein Fisch.
„He, nein, hör auf.“
Sie zog ihm die Beine weg. Eisig schlug das Wasser über ihm zusammen und als Kira ihn tiefer drückte, schmiegte sich der Seegrund moderweich an seinen Rücken. Wieder an der Oberfläche spuckte er aus. „Du!“ Er haschte nach Kira, aber sie schwamm davon. „Ich krieg dich.“ Sie hielt inne, kraulte erst weiter, als er auf Armeslänge herangekommen war, zog dann davon und wartete zehn Meter entfernt. Schwerfällig kämpfte sich Raphael heran. „Wieso schwimmst du so gut?“
„Schwimmverein von sechs bis achtzehn.“
Mit einem Zwinkern tauchte Kira ab und Raphael, der wieder einen Angriff erwartete, versuchte etwas im grünen Wasser zu erkennen. Hastig drehte sich sein Kopf von links nach rechts, aber nichts geschah. Er hörte die nahe Autobahn, das Kinderkreischen vom Ufer, nackt liefen sie zwischen den Kadavern ihrer Eltern. Weiter draußen trieb ein Segelboot davon, auf dem ein Mann in Weiß saß und ein Junge mit Schwimmweste, vermutlich sein Sohn. Langsam machte Raphael sich Sorgen, weil das Wasser gleißend und grell die Sonne reflektierte - nirgends brach die Oberfläche, nirgends Spritzer und Prusten, nirgends Kiras Kopf. Er tauchte ihr nach. Nach wenigen Metern fiel die Temperatur rapide und seine Schläfen schmerzten. Vor seinen Augen trieben Pflanzenreste. Über ihm schwamm die Sonne, erschreckend weit entfernt. Er schwamm aufwärts.
„Hast du was verloren?“
Sie trieb hinter ihm und ein gutes Stück entfernt.
„Mach das nicht nochmal.“
„Fang mich doch.“
„Ich hab mir Sorgen gemacht.“
„Das ist aber nett.“
Raphael schwamm Richtung Ufer.
„Was ist?“
„Mir ist kalt.“
„Pussy.“
Er stieg aus dem Wasser und der Wind, den er vorher als mild empfunden hatte, ließ ihn jetzt frösteln. Er trocknete sich ab, setzte sich auf sein Handtuch und wartete auf Kira. Bevor sie an Land kam, tauchte sie ein letztes Mal unter und strich sich die Haare über den Kopf nach hinten.
„Du bist echt langweilig.“ Sie lächelte. Ihre Brüste hingen schwer im Bikini und Wasser tropfte auf sein Gesicht. „Gib mir mal das Handtuch.“
Später dösten sie in der Sonne. Raphaels Handtuch war zu kurz, seine Beine lagen im Gras und die Halme kitzelten auf der Haut. Einmal lief ein Käfer über seine Fußsohle. Randvoll mit Wärme, fühlte er sich schläfrig und matt. In der Nähe spielten Jugendliche Fußball. Ihre Stimmen wurden Teil des Nachmittages, der angefüllt war vom Geruch nach trockenem Gras, nach Würstchenfett und Sonnencreme. Raphael betrachtete Kiras Gesicht, sie lächelte, ein Halbmond im Gesicht.
„Was ist?“
„Ich hab an Berlin gedacht. Morgens hört man die Vögel auf dem Dach.“
„Kannst du nicht mal aufhören mit Berlin.“ Kira schlug die Augen auf, mädchengroß und blau. „Ständig heißt es nur Berlin, Berlin. Mich nervt das langsam. Was will ich mit Berlin?“
Sie sprang auf, stopfte ihre Sachen in den Rucksack.
„Hey, bleib da.“
Zwischen nackten Körpern verlor sich Kiras Gestalt. Raphael sammelte seine Klamotten ein, machte sich auf den Weg zum Ausgang. Das Kinderkreischen ging ihm auf die Nerven. Als ein Junge mit ihm zusammenprallte, stieß er ihn beiseite und der Blondschopf fiel zu Boden und sah Raphael mit tellergroßen Augen an.
„He du Arsch.“
Raphael lief los.
Auf dem Rückweg rauchte er zwei Zigaretten und zu Hause fiel ihm auf, dass sich die Haut an seinen Oberarmen pellte, er hatte sie beim Eincremen vergessen. Außerdem fehlte sein Schlüssel. Auf Klopfen folgte keine Reaktion - wahrscheinlich saß Roman in der Uni - und Raphael machte sich auf den Weg in die Stadt.

Die Wohnungstür stand offen und er hörte Kira stöhnen, schrill und hoch, immer kurz vorm Schrei. „Hey, ich dachte du wärst es, der sie fickt.“ Roman saß vorm Fernseher, neben sich ein Six-Pack Bier.
„Ich hab keinen Sex mit Kira.“
„Auch eins?“ Roman hob eine Flasche hoch.
„Seit wann geht das schon?“ Raphael nahm seinen ersten Schluck, das Bier war zu warm.
„Seit ich da bin. Also vielleicht zehn Minuten.“
„Hm.“
Im Fernsehen lief eine Reality-Soap – ein Tätowierer wurde von seiner Freundin betrogen, eine Kassiererin küsste den Mann einer anderen. Raphael fand die Dialoge ermüdend. Er musste rülpsen und der Geschmack seines Mittagessens kam wieder hoch – Currywurst plus Pommes. Roman prostete ihm zu.
„Also nochmal. Du knallst sie nicht?“
„Nein.“
„Wow. Das ist die erste Frau, mit der ich dich wirklich reden sehe, ohne dass du sie fickst.“
Roman nickte anerkennend und trank seine Flasche leer. Den Kronkorken der nächsten schlug er an der Tischkante ab – knirschend brach ein Splitter heraus. Er riss ihn ab und warf ihn aus der Wohnungstür.
„Woher kommt eigentlich der Schwachsinn, dass alle denken, Frauen wären für mich nur zum Ficken gut.“
„Hör dir mal selber zu, wenn du betrunken bist.“ Und mit einer Stimme, die künstlich klang, aber nicht nach Raphael: „He, die da hat ich schon und die da auch und die da hinten, die bläst dir einen, mannomann.“
„Wann hab ich das gesagt?“
„Silvester.“
„Da kannst du mir alles erzählen.“
„Normalerweise ist es nicht so krass. Aber in die Richtung geht’s schon.“
„Bei dir doch auch.“
„Stimmt. Aber ich beschwere mich nicht. Wie auch immer, ich wünsche noch einen schönen Abend. Bin mal los.“ Er salutierte spöttisch, griff sich eine Flasche als Wegzehrung und verschwand.
Raphael sah eine Doku über Tierschlachtung und trank Bier dazu. In seinem Zimmer war Ruhe eingekehrt. Er wartete darauf, dass ein Hipster herauskam, mit Haartolle und Brille ohne Gläser, auf dem T-Shirt ein ironischer, ein cooler Spruch, etwas gegen den Mainstream. Dann hob Kira wieder an zu singen. Raphael stellte den Ton lauter, Schweinequieken übertönte das Stöhnen. Und wieder Stille. Raphael ging das Bier aus und er stieg um auf Cola.
„Verpiss dich!“
Mit einem Satz war Raphael an der Tür. Kira stand in Top und Boxershort vorm Fenster, die Frisur wuschig und zerzaust. Auf der Matratze saß ein Mann um die dreißig, mit ruiniertem Seitenscheitel, einzelne Strähnen standen ab, als stände er unter Strom. Seine Klamotten lagen zu einem Haufen geschrumpft in der Ecke, daneben ein Rucksack.
„Raus.“
Verwirrt sah der Mann zu Raphael. Auf seiner Brust wuchsen keine Haare, sein Bauch war trainiert. Mit einer Hand fingerte er nach seiner Brille. „Hey, was soll das?“
„Hau ab. Das ist mein Zimmer.“
Klamotten und Rucksack flogen auf den Flur, schlitterten übers PVC. Der Mann verschwand von selbst. Raphael knallte hinter ihm die Tür zu. Inzwischen war Kira am Fenster zusammengesunken, mit den Armen hielt sie ihre Beine umschlungen. Ihre Augen schwammen in Flüssigkeit, aber keine Tränen fielen. Er setzte sich neben sie.
„Es tut mir leid.“
„Muss es nicht.“
„Wirklich.“
„Ist nicht so wichtig. Komm.“ Er brachte sie ins Wohnzimmer, wo der Fernseher weiterlief. Aus Romans Zimmer – feinsäuberlich standen die Lehrbücher im Regal, an der Wand hing ein Pin-Up-Kalender aus den 60er – holte er eine Handvoll Flaschen aus dem Kasten direkt hinter der Tür.
„Trink, dann geht’s dir besser.“
Sie nuckelte an der Flasche. „Weißt du, das war eine Kurzschlussreaktion. Ich war einfach so wütend. Nein, nicht wirklich wütend. Eigentlich war ich enttäuscht, ja und traurig, und irgendwie, ach scheiße … Berlin ist einfach sehr wichtig für mich.“
„Ist okay.“
„Wirklich, das ist meine Chance nochmal neu anzufangen.“
„Ist dein Leben hier denn so scheiße?“
Sie lehnte den Kopf an seine Schulter und ihr Haar berührte seine Wange. Der Fernseher sprach von Unruhen in Kasachstan.

Janine stand abseits auf dem Bahnsteig, während der Zug bereits zu sehen war und Kira an Raphaels Hals hing wie ein Kind.
„Ich werde dich vermissen.“
Mit knarrenden Bremsen hielt der Zug. Die Türen sprangen auf, Menschen stiegen aus, eilten den Bahnhof entlang.
„Also … Wir sehen uns.“
Auf der letzten Stufe in den Zug, als sie zurückblickte zu Raphael und Janine, wirkte Kira glücklich. Sie winkte und verschwand im Wageninneren. Noch einmal sah er sie am Fenster. Der Zug fuhr ab, langsam erst, dann schneller, dann außer Sicht.
Einsam lag der Bahnsteig in der Nachmittagsstille. Jenseits der Gleise glühten die Wagons in der Sonne. Ein Schmetterling taumelte vorbei. Raphael wischte sich die Augen.
„Heulst du?“, fragte Janine.
„Sicher nicht.“ Seine Stimme klang normal.
„Stört es dich, wenn ich mitkomme? Ich treff mich nachher eh mit Roman.“
Gemeinsam warteten sie an der Haltestelle, auch hier kaum Menschen, nur zwei Jungen fuhren mit Skateboards von links nach rechts; gemeinsam stiegen sie in den Bus. Raphael setzte sich, Janine blieb stehen. Sie trug ein bauchfreies Top. Ein Piercing steckte im Nabel.
„Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was Kira da eigentlich will. Wer zieht schon nach Berlin“, sagte sie.
Kaum, dass sie in der Wohnung waren, verschwand Janine in Romans Zimmer. Raphael machte auf dem Absatz kehrt und ging in die Stadt.

„Einen noch.“
Der Barkeeper, ein Mann, jünger als Raphael, mit rasiertem Schädel und schwarzer Schürze, schenkte Wodka nach.
„Vielen Dank.“ Er sprach mit dem Pathos des Betrunkenen. Seine Finger fühlten sich zittrig. „Ich zahl dann.“ Mit Münzgeld beglich er seine Rechnung, kippte den Wodka, verließ die Kneipe. Die Luft roch nach Stein, der langsam auskühlte, nach Stahl, endlich schläfrig in der Dunkelheit. Seine Füße gingen von allein. In den Bars brannte noch Licht, Fröhlichkeit in Glas gegossen. Eine Gruppe Mädchen lärmte vorüber – er konnte nicht sagen wie alt sie waren, irgendwas zwischen zwölf und achtzehn. Er bog ab in den Stadtpark. Hier wurde die Luft feuchter und kühl. Im Lichtkegel einer Laterne sah er einen Obdachlosen auf seiner Parkbank schlafen. Am Fußende lehnte der Hausrat in Plastiktüten.
Nach dem Park kam der Supermarkt, und dann die Wiese. Studenten lagen im Gras. Zigaretten glommen orangerot, Musik wehte heran, vermischte sich mit Stimmen und Lachen. Irgendjemand rauchte Schischa, der süßliche Geruch tränkte die Luft und Raphael musste niesen. Er suchte seinen Weg, trat fast auf ein Pärchen, das engumschlungen am Boden lag. „Pass doch auf.“
Im Treppenhaus blendete das Licht. Eine Gruppe Frauen kam von oben. Sie trugen Kleider und Röcke in schwarz und rot. Raphael hielt sich am Geländer fest, bis sie vorüber waren.
Kira lag vor der Wohnungstür und weinte, ein zu dünner Körper verloren in seinen Klamotten. Ihr Wimmern ging fast unter im Partylärm zwei Stockwerke höher. In Wellen drängt der Bass durch Raphaels Magen. Ihm wurde schlecht.
„Hey, was ist? Was ist passiert?“ Seine Zunge fühlte sich taub und träge. Die Worte fielen schwer. Er ging neben ihr zu Boden, richtete sie halbwegs auf, lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Er steckte sich eine Zigarette zwischen die Zähne, ließ aber sein Feuerzeug fallen und fand es nicht wieder.
„Ich kann nicht weg von hier. Ich schaff es nicht. Ich schaff es nicht.“ Schluchzen unterbrach Kira und sie krümmte sich nach vorne, als müsste sie kotzen. Raphael hielt ihre Haare und fühlte sich an Schulzeiten erinnert, als am Wochenende alle Welt ins Haus seiner Eltern kam.
„Ganz ruhig. Was ist los?“
„Ich schaff es einfach nicht.“
Sie lehnte sich wieder an ihn, atmete heiß an seinen Hals. Ihre Brüste drückten schwer und voll gegen seinen Oberkörper. Er fühlte, dass er einen Ständer bekam, und schloss die Augen. Die Vorstellung, ihr zwischen die Beine zu fassen, drängte sich auf.
„Wo sind eigentlich deine Sachen?“
Sie sah ihn groß an. Der Mund stand offen. „Mein Sachen, ich hab meine Sachen im Zug vergessen.“
Sie versuchte aufzustehen, Raphael hielt sie fest. „Das bringt doch nichts. Das bringt doch nichts.“ Er war ihrem Gesicht sehr nahe, roch Alkohol und wusste nicht, ob es sein Atem war oder ihrer. Er hielt ihre Wange und versuchte ihr in die Augen zu sehen, doch das Licht war zu schlecht. „Wir holen deine Sachen. Das ist gar kein Problem.“ Dabei fiel ihm nicht ein, wie er das machen sollte. Das Blut sickerte aus seinem Kopf, die Hose wurde ihm eng.
„Ich komm einfach nicht weg. Nicht weg.“
„Ist doch alles gut. Ist doch alles okay.“
Mit den Fingern strich er durch ihr Haar, ihre Kopfhaut kratzig unter seinen Finger. Die Zigarette rutschte ihm aus dem Mund und war ebenfalls verloren, er suchte gar nicht erst nach ihr.
„Komm, wir gehen rein.“
Wie ein Kind ließ sie sich tragen und als die beiden auf der Matratze lagen, verschwitzt, verdreckt und traurig, nestelte Kira mit steifen Fingern an seiner Hose und Raphael fuhr ihr mit den Händen unters T-Shirt.

 

Zugegeben ich bin damit ziemlich weit weg vom Original - ich gelobe Besserung fürs nächste Mal.

Achja, ich bin auch nicht dazu gekommen, meine Stilmarotten anzugehen. Gibt also noch einige Nachstellungen. Das ist meine Baustelle fürs nächste Projekt. Hoffe es stört nicht zu sehr.

 

Hey Kew,

ich kannte die Vorlage nicht, hab erst deine Geschichte gelesen, dann die Vorlage, weil ich dachte, das eröffnet mir einen Blick auf deine Geschichte, das hat's aber nicht, also direkt zu deiner Geschichte: Sie ist so leer.
Ich hab deine Geschichte gelesen, so die ersten vier, fünf Absätze und dann war in meinem Kopf eine Frage: Haben die Figuren da in ihrem Leben eigentlich irgendwas? Irgendwas, das ihnen wichtig ist, woran sie glauben, für das sie stehen, dass sie sich wünschen, für das sie was riskieren, für das sie sich interessieren.
Dann sind die Fiugren im Umgang miteinander von einer solchen Vorsicht, dass alles gespielt wirkt. Wie ein Scheinfechten: Ich bin einsam - Oh. Willst du nach Berlin? ja. Hm. - Was willst du denn in Berlin? Weiß nicht, in Berlin sein einfach.
Also dann kommt diese 4. Figur dazu, diese Jasmin, die hat wohl wenigstens ein bisschen was, da dachte ich, die gibt sich wenigstens Mühe so zu tun , als hätte sie irgendwelche Vorlieben. Was willst du denn trinken? Bier? nee, Wein. Welchen denn? Rot und süß.
Also woran liegt das denn, dass mir die Figuren hier so komplett leer vorkommen, willst du als Autor dich da so zurücknehmen, dass du nichts preisgeben willst hier? Was hat man denn wenn die Figuren so leer sind, dann schaut man denen von außen zu, wie sie in einem Kaufhaus im Wunschbrunnen spielen - das sind so Rom-Com-Motive. Ich ind die schon geradezu zynisch mittlerweile.
Das ist ja hier eine Konstellation in der Geschichte, in der keiner der Figuren irgendetws in die anderen Figuren investieren möchte, irgendein Interesse aufbringt, das so einen Antrieb hätte. Der Protagonist da meint man immer, er wartet drauf, dass sie ihm jetzt die Hand ausstreckt, aber es ihm auch nicht wichtig genug, da hinterherzugehen.
Und dann auch Konflikte. Geh mit einkaufen - Neee- Doch - Nee, hast du keine Freundinnen - Haben keine Zeit - Eine szene später hängt er da im H&M fest und wartet drauf, dass seine Mitbewohnerin ihren Liebeskummer durch ein neues Top wegspülen will.
Ich find die Geschichte ist leer und wenn dann was kommt, dann interessiert es keinen. Man muss sich das mal vorstellen, da sind zwei Junge Männer in einem Wohnzimmer mit einer - wohl recht heißen Frau - die grad aufgewacht ist und die erzählt diese furchtbar kitschige Geschichte über Kastanien.
Und wie reagieren die beiden Jungs darauf? Null. Es verpufft total.
Dann unterhalten sich die beiden Jungs in ihrer "kritischen" Szene: Du redest über Frauen las wären sie Fleisch - Wann denn? - Silvester. - Ja, da war ich betrunken.
Und dann ist es auch schon wieder gut. Also dieser Ekel in der "aktuellen" Literatur vor Reizen und vor Pointen und vor Ideen und vor Farben, diese Angst davor, sich lächerlich zu machen, provinziell zu wirken, kitschig zu wirken, das darf ja nicht zu einem völlig risikolosen, unverbundem Text führen. Ich hab manchmal das Gefühl die größte Angst eines Autors ist es, einen Gedanken zu haben, ihn schillernd und aufregend und neu zu finden, und dann schreibt man es, und es wirkt banal und die Leute zucken die Achseln und ganz hinten ein fieser Sack geht sogar und macht ein "Das stinkt"-zeichen - das darf einen trotzdem nicht davon abhalten, so Gedanken rauszuknallen.
Und ich seh das in deinem Text hier einfach nicht.
Wo ist das sinnstiftende Element? Wo ist das destruktive in dem Text? Ich hatte nach 5 Absätzen Lust in dem Text alles zusammenzuschlagen, in der Wohnung zu randalieren - und als Ersatz für diese destruktive Energie ist in dem Text dann so eine Art von Sex, bei der man halt denkt: Ja,Sex aus den total falschen Gründen ist total falsch.

Also ich weiß nicht, es ist nicht so als hätte mich der Text verärgert oder enttäuscht oder als so, sondern ich kann damit einfach nichts anfangen. Die Angst davor, laut und schrill und peinlich zu sein, darf nicht so weit gehen, dass man alle Regler ganz nach links schiebt.

Gruß
Quinn

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Kew,

also ich ernenn Dich jetzt mal ganz offiziell zu meinem Helden. Weil ich mich in Deinen Geschichten einfach sehr wohl fuehle. In dieser noch deutlich mehr als in der letzten, die mir auch schon gefiel. Irgendwie sind mir die Figuren hier noch etwas naeher - vielleicht auch, weil keiner so Beinabschneid- oder Ohrabspritzphatasien hat. Diese Kira ist auch ne echt schoene Figur, so ein ganz zerbrechliches, etwas kaputtes Maedchen, um das man sich als Held einfach nur Sorgen muss. Echt traurig, wie sie da nicht wegkommt. Erinnert mich etwas an Kubus' selbstzerstoererische Maedchen. Und die Liebesgeschichte fand ich auch echt tragisch. Also ich fand ja die letzte schon tragisch, mit voll duesterem Ende, obwohl Du es als happy end gedacht hast. Aber hier, da war ich richtig traurig.

Wie ein Kind ließ sie sich tragen und als die beiden auf der Matratze lagen, verschwitzt, verdreckt und traurig, nestelte Kira mit steifen Fingern an seiner Hose und Raphael fuhr ihr mit den Händen unters T-Shirt.
Man koennte ja denken, ach, endlich finden sie zuneinander. Aber irgendwie ist das so falsch, wie das da geschieht. Da ist sie die erste Frau, die er auch als Mensch sieht und nicht nur als Betthasen - deshalb tut er sich ja offenbar so schwer mit ihr - und jetzt, im Moment ihrer groessten Schwaeche, wo doch tatsaechlich mehr so freundschaftliche Waerme angesagt waere, beide besoffen auch noch, da versauen sie es irgendwie. Also ich glaub nicht, dass die da am naechsten Morgen gluecklich drueber sein werden. Also wenn er sie jetzt einfach ins Bett getragen und gehalten haette, dann haetten sie am Morgen gluecklich ficken und in den ewigen Sonnenunter - aeh -aufgang reiten koennen. Aber so wie das hier laeuft tut es mir leid. Ich hab jetzt wie gesagt keine Ahnung, was Du Dir dazu gedacht hast, aber es ist in jedem Fall gut, dass mir das was die Figuren da tun, nahe geht. Einziger Kritikpunkt ist der fiese Typ, mit dem sie da Sex hat. Schon klar warum, aber das koennte man auch ein bisschen weniger plakativ loesen. Es koennte ja auch ein ganz normaler Junge sein und waere trotzdem der falsche.
Insgesamt fand ich es gut, wie sie da die ganze Zeit aneinander vorbeischrabben und wie viel Zeit und Muehe Du Dir gibts, das zu erzaehlen. Die Atmosphaere ist wirklich dicht. Und ich liebe Deine Details. Das koennte ich kilometerweit weiterlesen, ohne mich zu langweilen. Ist einfach so. Ich freu mich an so schoenen Feinheiten, wie zB:

Kira stellte ihre Tasse ab und ließ sich auf die Matratze fallen, Arme und Beine langgestreckt, als wartete sie auf eine Umarmung.

Kleingeld glänzte in der Tiefe und Tauben hüpften über die wassergesprenkelte Brüstung. Wie ein Engel stand der Bronzejunge auf seinem Sockel und strullte ins Becken.

Außer ihm wartete nur ein Punk mit gelb-grünen Haaren, dessen gewaltiger Rucksack nagelneu und von Meru war.
:D

Mit Schwung verlor Kira das Gleichgewicht, Wein spritze aus der Flasche wie Blut. Für eine Sekunde saß sie da, erschrocken wie ein Reh, Gesicht und Hände rot geträufelt.

Eisig schlug das Wasser über ihm zusammen und als Kira ihn tiefer drückte, schmiegte sich der Seegrund moderweich an seinen Rücken.
find ich einfach nur schoen!

Den Kronkorken der nächsten schlug er an der Tischkante ab – knirschend brach ein Splitter heraus. Er riss ihn ab und warf ihn aus der Wohnungstür.

Hab aber auch ne kleine Meckerliste diesmal:

„Ist dir das nie aufgefallen? Du sagt Frau immer dann, wenn du diejenige ficken würdest. Sonst ist es entweder das Mädchen, weil sie dir zu jung ist, oder die Alte, weil sie zu viele Falten hat. Musst mal drauf achten.“
„Was willst du eigentlich?“
„Ach, Scheiße.“ Sie ließ sich zur Seite fallen und lag da wie ein Mädchen, die Arme um ihre Beine geschlungen.
sagst; dass sie dann wie ein Maedchen daliegt, es ist ja seine Perspektive, ist wohl kein Zufall.

„Ich solltest aufhören.“

Er hörte die nahe Autobahn, das Kinderkreischen vom Ufer, nackt liefen sie zwischen den Kadavern ihrer Eltern.
:sconf: Da wuerde ich auch kreischen, wenn ich zwischen den Kadavern meiner Eltern herumlaufen sollte. Ueberraschendes Abdriften ins Horrorgenre.

Kira schlug die Augen, mädchengroß und blau.

Selbst ging er in Romans Zimmer
gefaellt mir nicht, diese Umstellung

Zu ihren Rädern blühten sommergeile Gräser und Disteln.
bei einem andern Autor vielleicht, bei einem andern Text vielleicht, aber hier ist es mir Stoerfaktor.

Ihre Brüste drückten schwer und voll gegen seine Flanke und er fühlte, dass er einen Ständer bekam, und schloss die Augen.
Wuerd ich erstens 2 Saetze draus machen, um das doppelte "und" zu vermeiden. Und Flanke finde ich auch etwas steif.

Also ich fands vom Thema her interessant und weil so ein freundschaftliches Aneinandervorbeischrabben auch ne schwer greifbare Sache ist, hast Du es mit Deiner feinen Erzaehlweise fuer mich gutr getroffen. Auch das Unentschlossene dieser Figuren. Als Kopie, na ja. Ich bin ja auch nicht so der sklavischste aller Kopisten, aber mal Hand aufs Herz, dem Text wuerde ohne die Beere nichts fehlen. Aber wenn es Dich zu einer schoenen Geschichte inspiriert hat, hat es seinen Zweck ja erfuellt.

lg,
fiz

P.S.: Ach so, mir faellt noch ein, dass mir die Enthuellung, dass Raphael so ein Player ist, etwas spaet kam. Es gab zwar schon ein paar Andeutungen, aber da musste ich mein Bild von ihm ziemlich doll umbauen. Aber gut, musste er ja anscheinend auch.

 
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Hey Kew,

Allein auf der Matratze wirkte Kira wie ein Mädchen, das in gebrauchten Laken schlief, um zu riechen, was Sex war und was Liebe.

Immer diese Gerüche bei dir und auch bei M. glass. Sorry, aber ich denk da immer: Eure Welt ist so wahnsinnig steril und sauber, und dann fickt ihr mal eine und das einzige woran ihr noch denken könnt ist: Komisch … sex riecht ja ganz anders als bei Mama in der Küche.

Zwischen Müttern, deren Bälger brüllten vor Hitze

Mich nerven diese Bälger so langsam. Was ist des? Bälger? Habt ihr alle von Quinn abgeguckt, oder? Welche Story war das nochmal? Der hat doch irgendwann Bälger gesagt …
Also ich kenn das Wort jetzt nur von kg.de.
Und ich finde das passt hier halt überhaupt nicht. Also wenn ich jetzt Diktator wäre, würde ich das Wort Bälger für alle Ewigkeit verbieten und mit der Todesstarfe versehen, so bin ich grad drauf, nur so als Warnung :)

Ja … also, ich hab die Geschichte jetzt wegen den beiden Kommentaren gelesen, und kann fiz natürlich verstehen, weil die Geschichte sprachlich schön geschrieben ist und Stärken hat … vielleicht komm ich irgendwann auch zu diesen Stärken … aber Quinn spricht mir hier halt aus der Seele und deswegen sag ich jetzt auch was dazu. Also … man braucht schon Eier, wenn man schreiben will. Ist so meine Schreibtheorie. Man braucht natürlich vieles … aber man braucht auch Eier. Und natürlich gibt es auch Frauen, die tolles Zeug produzieren. Und dann haben die halt auch Eier. Also wenn Quinn sagt:

Ich hab manchmal das Gefühl die größte Angst eines Autors ist es, einen Gedanken zu haben, ihn schillernd und aufregend und neu zu finden, und dann schreibt man es, und es wirkt banal und die Leute zucken die Achseln und ganz hinten ein fieser Sack geht sogar und macht ein "Das stinkt"-zeichen - das darf einen trotzdem nicht davon abhalten, so Gedanken rauszuknallen.

Ja, genau. Also ich hab ungefähr hundert tausend Mal das Wort "cool" benutzt hier auf kg.de, und für mich heißt cool, unter anderem, auch uncool sein können. Also jemand, der selbstbewusst genug ist, sein Ding durchzuziehen und zu sich zu stehen. Solche Leute find ich cool. Ich glaub, solche Leute finden die meisten Menschen cool. Dann sagt immer einer: hey, der Karsten, der ist … haha … voll der freak! Und dann aber im gleichen Atemzug: Aber irgendwie ist der schon cool. :) . So unverschämt muss man beim Schreiben werden, das man sagt: Tja … so bin ich halt. Das ist mein Shit. Ich weiß nicht, mein Denken ist halt eher Hip-Hop als Elektro. Vielleicht ist das zu viel von euch verlangt jetzt. Vielleicht laber ich auch. Also was mich halt zu schaffen macht, sind eure Vorblder irgendwie. Wen liest ihr? Wie kommts es, dass ihr alle den selben Ton treffen wollt? Peter Stamm? Kehlmann? Juli Zeh? Wer ist hier der Guru? Wen lesen junge Leute heute? Keine Ahnung. Also dieses sterile, sachliche Zeug … mich macht das auch ein bisschen fertig, und vielleicht geht dieser Kommentar jetzt auch bisschen jetzt an deiner Geschichte vorbei, kew, sorry. Mal auf euch "Jungs" bezogen: ihr seid alle anders, ihr hab euch alle wirklich gern, man darf euch jetzt auch nicht in einen Topf schmeißen, aber was ihr gemeinsam habt: ihr seid alle voll intelligent und habt Talent und könnt schreiben, und euer Zeug klingt manchmal eher wie 61 als 21. Oder? Findet ihr nicht? Und ich persönlich kann nur dazu sagen … dass ich schon irgendwo erkennen kann, dass sich da einer wirklich Mühe gegeben hat und sich für etwas begeistern konnte und sich angestrengt hat und dass da ganz viel Lobenswertes dabei ist … aber dass das letztlich nicht voll mein Ding ist.
Wenn ich merk, da hat jemand wirklich was gewagt, hat was versucht, hat sich bisschen aus dem Fenster gelehnt, ist dorthin wos auch wehtat und peinlich werden könnte – so Texte mag ich. Grundsätzlich. Das gilt für sämtliche Alter und Geschlechter.
Tja … und jetzt machen die schon zu hier. Also … ist natürlich nicht persönlich gemeint! :) Schrieb weiter und so weiter und ich komm hier vielleicht noch drauf zurück. Dass der Kommentar jetzt dich trifft Kew liegt an Quinns Kommentar und dem Schicksal.

MfG,

JuJu

 

Hey kew,

also, ich kann jetzt nicht sagen, dass mich die Geschichte in irgendeiner Art und Weise ärgert. Im Gegenteil, die beiden in ihrer Starre da, machen mich unheimlich traurig. Wie sie da nebeneinander herleben und merken, dass ihre Träume, die sie hatten, sich in der Realität nicht so gut anfühlen, wie sie sich das vorgestellt hatten. Er, der ein Studium aufgenommen hat, bis er merkt, es interessiert ihn nicht, und sie, die von Berlin träumt, von der großen Stadt und dem Abenteuer und am Ende sich dem gar nicht gewachsen fühlt. Und das ist, glaub ich, ne Phase, die so einige mit Anfang zwanzig durchmachen, wenn sie feststellen, erwachsen werden heißt eben auch, sich mal festlegen zu müssen und das fällt dem einen leichter, dem anderen schwerer. Und so schiebt man Entscheidungen schön vor sich her, und hofft, dass irgendwas geschieht, und weiß eigentlich gar nicht, worauf man genau wartet, aber das wird sich schon zeigen. Mit Mitte/Ende zwanzig stellt man dann fest, das der Plan nicht aufgeht und das Warten auch nicht so wirklich effektiv ist. Also, ich sag mal, die beiden haben ihre Träume verloren und suchen gerade nach Neuen. Ich finde das traurig.
Das Zweite ist natürlich die Einsamkeit. Die schnellen Nummern, die nur kurze Befriedigung bringen, man lebt da in einem Wohnheim und man ist nie allein, nicht mal in den intimsten Momenten, irgendwie teilt man hier alles und doch ist man irgendwie allein. Die beiden da, wie Brüderchen und Schwesterchen und er in seiner Beschützerrolle, weil sie so zerbrechlich ist und auch so verloren wirkt, wenn sie da ständig die Arme um sich schlingt, als müsste sie sich selbst wärmen und merken nicht, wie wichtig sie sich sind, weil sie mehr Nähe teilen ohne anfassen. Deswegen ja auch ständig die wechselnden Frauen da, die Suche nach Nähe, die dann am morgen ihre Sachen nimmt und abhaut. Da wird Sex irgendwie zu einer Ersatzhandlung.

Und wenn Quinn schreibt:

Haben die Figuren da in ihrem Leben eigentlich irgendwas? Irgendwas, das ihnen wichtig ist, woran sie glauben, für das sie stehen, dass sie sich wünschen, für das sie was riskieren, für das sie sich interessieren.

das bringt es ziemlich auf den Punkt, was ich auch empfinde, nur macht es mich traurig. Was der Geschichte vielleicht fehlt ist ein Gegenpol, ein Antagonist, so ein Farbtupfer im schwarz weiß, aber die beiden, die finde ich schon gut gemacht.

Sprachlich finde ich die wirklich hübsch und ich bin dir gern gefolgt. Das liest sich in einem Zug weg und zieht einen auf Dauer auch runter. Also mich jetzt.

Und alles ist so eng und verstaubt und irgendwie tot und nichts ändert sich.“

Das hat sie wirklich schön gesagt. Und irgendwie schmeckt dieser Satz beim zweiten Lesen wie ein bittere Pille.

Raphael stand auf dem Bahnsteig. Er rauchte. Außer ihm wartete nur ein Punk mit gelb-grünen Haaren, dessen gewaltiger Rucksack nagelneu und von Meru war.

Hehe. Luxus-Punk

Kira verschluckte sich an ihren eigenen Worten, weil es zu viele waren und ihre Zunge zu langsam.

schön

Noch ein Moment der Bestandsaufnahme, dann: „Ja, alles okay.“
Ich solltest aufhören.“
„Hast wohl Recht.“

Das ich ist ein du, oder?

Einmal lief ein Käfer über seine Fußsohle. Randvoll mit Wärme, fühlte er sich schläfrig und matt.

Ja, da passiert nicht viel in seinem Leben, außer, dass da mal ein Käfer über ihn drüber läuft, wenn er im Gras liegt.

„Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was Kira da eigentlich will. Wer zieht schon nach Berlin“, sagte sie.

Janine kommt zu spät. Die hätte echt früher solche Wörter in den Mund nehmen müssen.

Ich habe es gern gelesen. Als Copy ist das Beerenbild geblieben und Raphael, ich mag das Beerenbild! Und ich mochte die Geschichte. Beide übrigens. Die Vorlage auch.
Beste Grüße Fliege

 
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Hallo Kew,

Fliege schrieb ja:

Als Copy ist das Beerenbild geblieben und Raphael, ich mag das Beerenbild!
Ich muss mich da auch etwas praezisieren. Am Anfang finde ich passt die Geschichte mit dem verrueckten Beerenmaedchen nicht so gut rein. Das fuehrt aus der Geschichte und ihrem geschlossenen Figurenensemble heraus (so wie die Dorfmaedchen in Bruederchen und Schwesterchen :p). Und mit dem Kastanienbild zusammen wird es dann tatsaechlich etwas dick. Ich finde auch immer, dass Texteinstiege eher uebersichtlich gehalten werden muessen, weil man sich eh erstmal mit den Figuren und so orientieren muss. Ich schaem mich, das zuzugeben, aber ich bin extrem schlecht in solchen Situationen, und wenn die Figuren dann Raphael und Roman heissen und ohne Redebegleitsaetze plaudern, werde ich schon wirr. Damit ich mich gut orientieren kann, muessten Figuren am besten Zuk und Sheherezade heissen und dann immer auch so reden:
"Guten morgen", sagte Zuk.
"Gaehn!", antwortete Sheherezade.
Dann weiss ich wer, wer ist und was sagt. Aber gut, meine Behinderung will ich keinem Autor zum Massstab setzten. Das also nur am Rande.

Egal, also ich wuerd die Beeren am Anfang rausnehmen. Am Schluss finde ich die einsame, zertrampelte Beere auch schoen. Aber das koennte man dann kuerzer gestalten, weil das Verruecktheitsmotiv nicht unbedingt reinmuesste. Also ich seh das so, dass die Beerengeschichte fuer dich ne Kruecke war, um diese Geschichte zu finden. Dann hat diese Geschichte laufen gelernt und jetzt koenntest Du die Kruecken eigentlich auch aus dem Text rausschmeissen. Also eine kleine Reminiszens am Ende, das wuerde reichen. Dann waer es vielleicht nicht die gluecklichste Kopie, aber ein runderer Text.

lg,
fiz

P.S.: Diese Orientierungslosigkeit Deiner Figuren ist fuer mich uebrigens ein authentischeres Gefuehl als so die ganz grossen, wilden und ungezuegelten Leidenschaften. Das ist ja auch oft bloss literarisch affektierte Pose und fuer den Leser dann son Ventil, weil er das so wild und eindeutig im wahren Leben wahrscheinlich auch nicht hat. Deshalb findet man diese Typen, die Juju beschreibt, wahrscheinlich auch so cool, weil man selbst nicht so entspannt ist. Aber gut, ich bin bekanntermassen eher fuers Leise. Kann anderseits auch verstehen, wenn andere das nervt, und sie sich mal befreienden Laerm wuenschen. Ich les das auch mal gerne, so was Wildes und Ungebuegeltes, was ich selbst niemals so schreiben koennte, weil es dann total aufgesetzt waere. In diesem Forum sind das uebrigens vor allem die Maedchen, die so Eier haben, Maria oder JoBlack. Das find ich dann auch mal erfrischend und so, aber dann les ich auch gerne wieder was anderes. Wahrscheinlich ist man immer genervt, wenn man das Gefuehl hat, es wird zu viel in eine Richtung geschrieben - egal welche das nun ist. Mir ging das ja mit diesem Jammererzaehler in weltenlaeufers letzter Alltagsgeschichte so. Den hatte ich einfach schon in zu vielen Variationen gehoert. Und auch wenn so ein unenrtschlossener Jammerzustand der Echtzustand vieler Menschen ist, hat es mich als Literatur gelangweilt.

 
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Dann will ich mal. Auch wenn's nicht einfach wird - ihr geht ja echt auseinander mit euren Meinungen.

@Quinn

Hi, danke fürs Lesen und kommentieren, obwohl's nicht dein Text ist.

Also ich verstehe, was du meinst, auch wenn ich ein, zwei Sachen anders angelegt habe, als sie angekommen sind - so für mich steht Raphael sich selbst im Weg. Also der ist irgendwo der Stecher, der coole Typ, der mit Frauen umgehen kann, so lange er sie nur ins Bett bekommen will und gut ist. Und bei Kira funktioniert das nicht für ihn, er will da nciht einfach nur Sex und weiß aber nicht richtig, was er stattdessen machen soll. Also letztlich versucht er da schon was und versucht auch an Kira ranzukommen - und verbockt es halt. So weit meine Absichten. Dass das nicht so raus kommt kann gut sein, oder dass es nicht reicht.
Aber vermutlich würde sich ja an dem eigentlichen Problem nichts ändern, wenn ich da etwas mehr in die Richtung drin hätte, oder zumindest nicht allzu viel.
Also ich weiß schon so ungefähr wo dieses "unverbindliche" her kommt - also klar von meinen Lesegewohnheiten, hab ich ja schon öfter erwähnt - und irgendwie wäre es da jetzt leicht zu sagen, ist halt nicht jedermanns Geschmack, zumal es ja auch ein paar gefällt - bringt mich halt nur nicht wirklich weiter die Ansicht. Was meinem Text vermutlich fehlt, oder was ich mir da vorstellen kann als Lösung fürs nächste Mal, ist ein Gegengewicht, dass da jemand anders ist oder es ein Ereigniss gibt, dass nicht einfach zu hingenommen werden kann.
Mir ist das bei "Oh, Boy" aufgefallen (Achtung Spoiler ;) )- den haben wir bei uns im Filmclub gesehen und viele konnte damit nichts anfangen und wir sind ins Gespräch gekommen, weshalb eigentlich. Letztlich geht der auch so in die Richtung. Die Hauptfigur hat ihr Studium geschissen und der Vater dreht den Geldhahn ab und er trifft Leute in Berlin, die irgendwie fertig sind und kaputt, und auch eine, die er in der Schule gemobbt hat, die jetzt aber total heiß ist und mit ihm vögeln will - und letztlich ist das alles irgendwie auch egal, weil der Figur macht das eigentlich nichts, der macht weiter wie bisher. Klar manches ist schöner, manches schlechter und dass er pleite ist, ist irgendwie nervig. Aber wirklich reagieren tut er nicht. Genau dieses Passive hat die meisten genervt und ich denke, das ist sehr ähnlich zu dem, was du meinst. Am Ende des Films gibt's dann ein Ereignis, das da rausfällt, jedenfalls für mich - er trifft einen alten Mann in der Bar, der ist betrunken und erzählt von seiner Jugend in Nazideutschland und dann geht er raus, hat einen Herzanfall und stirbt. Die Hauptfigur begleitet den jetzt im Krankenwagen und wartet stundenlang im Krankenhaus, bevor er hört, dass alles vorbei ist. Und für mich ist das der Punkt, da er kapiert, dass es Dinge gibt, die sind endgültig und nicht beliebig und nach denen geht es nicht einfach weiter wie zuvor.
Vermutlich fehlt mir jetzt genau das - das Ereignis, nach dem sich was ändert. Oder vielleicht würde der Sex zwischen Kira und Raphael als ein solches Ereignis funktionieren, aber da höre ich ja vorher schon auf.
Mein Problem ist jetzt halt, dass ich nicht so recht weiß, was ich machen soll. Weil es gibt ja welche, denen gefällt die Geschichte so und ich mag die irgendwie auch wie sie ist. Und andererseits kann ich nachvollziehen, was da nicht funktioniert und was ich ändern könnte/sollte.
Momentan werd ich die Sache für mich erstmal so lassen. Aber für's nächste Mal ist das jetzt aufjedenfall ein Punkt zu nachdenken und ich bin echt froh, dass ich bei dem Copywrite mitgemacht habe, allein, damit ich auf diese Sache hingewiesen wurde, und sie nicht erst in der kommenden Geschichte "falsch" gemacht habe. Danke dafür.
Irgendwie klingt das jetzt ein Bisschen nach Grübelei und weniger nach einer echten Antwort auf deinen Kommentar. Aber ich hoffe, ich hab den Punkt verstanden, den du meinst und bin dir auf jedenfall dankbar für den Kommentar. Ich hoffe ich kann was davon lernen.

@ feirefiz

also ich ernenn Dich jetzt mal ganz offiziell zu meinem Helden. Weil ich mich in Deinen Geschichten einfach sehr wohl fuehle. In dieser noch deutlich mehr als in der letzten, die mir auch schon gefiel.
Wow, danke. Das ist irre motivierend.

Irgendwie sind mir die Figuren hier noch etwas naeher - vielleicht auch, weil keiner so Beinabschneid- oder Ohrabspritzphatasien hat
Ja, in gewisserweise ist die Geschichte da sparsamer. Ich hab zwar auch versucht, einbisschen schräge Details einzubauen, aber nicht so dieses krasse aus der Normfallen. Schön, dass es dir entgegenkam.

Diese Kira ist auch ne echt schoene Figur, so ein ganz zerbrechliches, etwas kaputtes Maedchen, um das man sich als Held einfach nur Sorgen muss. Echt traurig, wie sie da nicht wegkommt. Erinnert mich etwas an Kubus' selbstzerstoererische Maedchen.
Ja, so ist die angelegt. Die weiß nicht so richtig, was sie machen will - weil einfach nur weg, ist ja kein echtes Ziel und Berlin gibt ja mehr ein Traumgespinst ab, als eine echte Lösung.

Aber irgendwie ist das so falsch, wie das da geschieht. Da ist sie die erste Frau, die er auch als Mensch sieht und nicht nur als Betthasen - deshalb tut er sich ja offenbar so schwer mit ihr - und jetzt, im Moment ihrer groessten Schwaeche, wo doch tatsaechlich mehr so freundschaftliche Waerme angesagt waere, beide besoffen auch noch, da versauen sie es irgendwie. Also ich glaub nicht, dass die da am naechsten Morgen gluecklich drueber sein werden. Also wenn er sie jetzt einfach ins Bett getragen und gehalten haette, dann haetten sie am Morgen gluecklich ficken und in den ewigen Sonnenunter - aeh -aufgang reiten koennen. Aber so wie das hier laeuft tut es mir leid. Ich hab jetzt wie gesagt keine Ahnung, was Du Dir dazu gedacht hast, aber es ist in jedem Fall gut, dass mir das was die Figuren da tun, nahe geht. Einziger Kritikpunkt ist der fiese Typ, mit dem sie da Sex hat. Schon klar warum, aber das koennte man auch ein bisschen weniger plakativ loesen. Es koennte ja auch ein ganz normaler Junge sein und waere trotzdem der falsche.
Genau so war das gedacht. Die versuchen zueinander zu kommen und sind eigentlich die Richtigen für einander und verhauen die ganze Sache furchtbar. Der Sex da ist wirklich das völlig falsche für die Situation und sie laufen halt doch rein, weil es ihren Gewohnheitsmustern entspricht und weil es für den Augenblick irgendwie einfach erscheint.
Das mit dem "fiesen" Typen seh ich ein. Werd den die Tage nochmal netter machen bzw. weniger plakativ eben.

Insgesamt fand ich es gut, wie sie da die ganze Zeit aneinander vorbeischrabben und wie viel Zeit und Muehe Du Dir gibts, das zu erzaehlen. Die Atmosphaere ist wirklich dicht. Und ich liebe Deine Details. Das koennte ich kilometerweit weiterlesen, ohne mich zu langweilen. Ist einfach so. Ich freu mich an so schoenen Feinheiten
Das ist so eine Rückmeldung für die ich gerne schreibe. :) Das ist echt schön und irgendwie kann ich da jetzt nichts tolles zu sagen, außer danke.

Da wuerde ich auch kreischen, wenn ich zwischen den Kadavern meiner Eltern herumlaufen sollte. Ueberraschendes Abdriften ins Horrorgenre.
Naja, das war nicht wörtlich gemeint. Erst hatte ich Walleichen drin. Sagen wir, das ist das Äquivalent zum Ohrensex.

Die andern Vorschläge arbeite ich alle ein.

Als Kopie, na ja. Ich bin ja auch nicht so der sklavischste aller Kopisten, aber mal Hand aufs Herz, dem Text wuerde ohne die Beere nichts fehlen. Aber wenn es Dich zu einer schoenen Geschichte inspiriert hat, hat es seinen Zweck ja erfuellt.

Am Anfang finde ich passt die Geschichte mit dem verrueckten Beerenmaedchen nicht so gut rein. Das fuehrt aus der Geschichte und ihrem geschlossenen Figurenensemble heraus (so wie die Dorfmaedchen in Bruederchen und Schwesterchen ). Und mit dem Kastanienbild zusammen wird es dann tatsaechlich etwas dick.

Also ich seh das so, dass die Beerengeschichte fuer dich ne Kruecke war, um diese Geschichte zu finden. Dann hat diese Geschichte laufen gelernt und jetzt koenntest Du die Kruecken eigentlich auch aus dem Text rausschmeissen. Also eine kleine Reminiszens am Ende, das wuerde reichen. Dann waer es vielleicht nicht die gluecklichste Kopie, aber ein runderer Text.
Das mit der Krücke fasst es eigentlich ziemlich gut zusammen. Ich bin vom Original ausgegangen und dann ist mir die Sache quasi aus dem Ruder gelaufen. Also die Geschiche am Anfang kicken? Ich weiß nicht, zum einen bleibt dann wirklich fast nichts von der Vorlage, zum anderen fehlt mir dann ein bisschen die Motivation für die zweite Beerenstelle. Der geht da für mich vorallem deshalb in die Knie, weil ihn das an Kira erinnert und an die Geschichte, die sie erzählt hat, und das würde halt fehlen irgendwo.

Diese Orientierungslosigkeit Deiner Figuren ist fuer mich uebrigens ein authentischeres Gefuehl als so die ganz grossen, wilden und ungezuegelten Leidenschaften. Das ist ja auch oft bloss literarisch affektierte Pose und fuer den Leser dann son Ventil, weil er das so wild und eindeutig im wahren Leben wahrscheinlich auch nicht hat.
Klar, irgendwo ist das authentisch und auch, wenn ich du da für meine Geschichte spricht, muss ich eigentlich was dagegen sagen, also gegen Authenzität, ich hoffe, du nimmst mir das nicht übel.
Ich hab immer so ein Problem damit, wenn es zu bestimmten Geschichten heißt, die seien authenthisch und deshalb gut, oder eben nicht und deshalb schlecht. Auch diese Diskussionen, ob jetzt eine Hegeman die derzeitige Jugend repräsentiert oder ob das alles übertrieben ist, find ich nicht so toll. Weil für mich muss eine Geschichte funktionieren und das ist primär ganz unabhängig davon, wie "echt" sie ist.
Prinzipiel ist das sicher nicht schlecht zu sagen, dass find ich gut, weil's authentisch ist, nur andersrum, meh, da wird's immer schwierig, weil man dann eigentlich ein anderes Kriterium anlegt an den Text als die eigentliche Qualität, sondern so was externes, wie die soziale relevanz etc.
Ist mir jetzt nur dazu eingefallen, also nciht falsch verstehen - es freut mich, dass es für dich authentisch ist und funktioniert.

Aber gut, ich bin bekanntermassen eher fuers Leise.
Da hab ich mich noch nicht entschieden, eigentlich mag ich beides. :D

Wahrscheinlich ist man immer genervt, wenn man das Gefuehl hat, es wird zu viel in eine Richtung geschrieben - egal welche das nun ist. Mir ging das ja mit diesem Jammererzaehler in weltenlaeufers letzter Alltagsgeschichte so. Den hatte ich einfach schon in zu vielen Variationen gehoert. Und auch wenn so ein unenrtschlossener Jammerzustand der Echtzustand vieler Menschen ist, hat es mich als Literatur gelangweilt.
Damit hast du sicher recht. Ist sicher auch Überstättigung abhängig. Und in die Richtung gibt's sicher einiges.

Dank natürlich auch dir, fürs lesen und kommentieren.

@juju

Mich nerven diese Bälger so langsam. Was ist des? Bälger? Habt ihr alle von Quinn abgeguckt, oder? Welche Story war das nochmal? Der hat doch irgendwann Bälger gesagt …
Also ich kenn das Wort jetzt nur von kg.de.
Und ich finde das passt hier halt überhaupt nicht. Also wenn ich jetzt Diktator wäre, würde ich das Wort Bälger für alle Ewigkeit verbieten und mit der Todesstarfe versehen, so bin ich grad drauf, nur so als Warnung
Ich bin unschuldig. Ich habe das Wort nicht geklaut - jedenfalls nicht bewusst. Und würden Kinder wirklich soviel besser passen?

Also … man braucht schon Eier, wenn man schreiben will. Ist so meine Schreibtheorie. Man braucht natürlich vieles … aber man braucht auch Eier. Und natürlich gibt es auch Frauen, die tolles Zeug produzieren. Und dann haben die halt auch Eier.
Kann ich gut nachvollziehen. Ist wirklich so. Und auch was Quinn gesagt hat dazu, mit der Angst vor dem Kitsch. Bei mir ist das sicher ein Problem, weil ich das früher zu sehr vielen Texten bekommen hab die Rückmeldung - das ist übertrieben, das ist ein Klischee. In letzter Zeit hat das abgenommen, weil ich schon drauf geachtet habe. Kann aber gut sein, dass ich da jetzt übersteuer und ins sterile abrutsche, weil ich zu wenig in die Richtung wage.

lso jemand, der selbstbewusst genug ist, sein Ding durchzuziehen und zu sich zu stehen. Solche Leute find ich cool. Ich glaub, solche Leute finden die meisten Menschen cool. Dann sagt immer einer: hey, der Karsten, der ist … haha … voll der freak! Und dann aber im gleichen Atemzug: Aber irgendwie ist der schon cool. . So unverschämt muss man beim Schreiben werden, das man sagt: Tja … so bin ich halt. Das ist mein Shit.
Hast du auch recht, unabhängig sein ist cool, sein eigenes Ding machen auch. Und danke für den Tip. Ich versuch beim nächsten Mal etwas mehr in die Richtung zu gehen. Mehr zu riskieren. Denn selbst diese "Nullrisiko"-Texte kommen ja nicht ungestraft davon:D

Also was mich halt zu schaffen macht, sind eure Vorblder irgendwie. Wen liest ihr? Wie kommts es, dass ihr alle den selben Ton treffen wollt? Peter Stamm? Kehlmann? Juli Zeh? Wer ist hier der Guru? Wen lesen junge Leute heute? Keine Ahnung.
Juli Zeh ist da sicher eine gute Adresse - bei der geht zumindest der erste Roman (mehr hab ich noch nicht gelesen) sehr in diese Richtung - zwei kaputte Seelen machen sich noch kaputter und lassen aber eigentlich auch nichts an sich rankommen, versuchen alles abzuhalten von sich. Wer bei mir noch Schuld ist: David Foster Wallace. Der ist eigentlich mit das ultimativ distanzierte, was ich kenne. Selbst seine Ich-Erzähler klingen häufig irre weit weg oder neurotisch. Aber ich mag den und das färbt natürlich ab.

vielleicht geht dieser Kommentar jetzt auch bisschen jetzt an deiner Geschichte vorbei, kew, sorry.

Tja … und jetzt machen die schon zu hier. Also … ist natürlich nicht persönlich gemeint! Schrieb weiter und so weiter und ich komm hier vielleicht noch drauf zurück. Dass der Kommentar jetzt dich trifft Kew liegt an Quinns Kommentar und dem Schicksal.
Kein Problem, ist ja auch in gewisser Weise toll, wenn der Text zu solchen Grundsatz sachen herhalten kann. Besser als wenn's einfach nur schlecht ist und oder so eine Diskussion, wie bei Nora etc.
Und du läßt ja auch positives mit einfließen. Scheint ja nciht so zu sein, dass du meine "Arbeit" generell schlecht findest, sondern eben diesen Text und damit kann ich leben. :)

und euer Zeug klingt manchmal eher wie 61 als 21.
Echt? Aber ich glaub, ich versteh , wie du das meinst. Weil mit jung wird ja eher Wagemut assoziiert und das fehlt dir ja bei diesem Text, so wie ich das verstanden habe. Aber das wir alt klingen, kann ich mir auch als Lob zurecht biegen. :D So aus dem Zusammenhang gerissen.

Wenn ich merk, da hat jemand wirklich was gewagt, hat was versucht, hat sich bisschen aus dem Fenster gelehnt, ist dorthin wos auch wehtat und peinlich werden könnte – so Texte mag ich. Grundsätzlich. Das gilt für sämtliche Alter und Geschlechter.
Ich werd's versuchen.

Danke fürs Lesen und Kommentieren. Ist immer toll, wenn man mehere Kommentare bekommt, die einem in etwa das gleiche wiedergeben, das hilft viel, um seinen eigenen Text zu verstehen. Und da hänge ich wohl zur Zeit noch zu mindestens 80% von Feedback ab - ich bin echt schlecht in sachen Eigenurteil. Und wenn ich vielleicht auch nicht soviel jetzt an dieser Geschichte noch ändern werde. Ich versuch deine Anmerkungen beim nächsten Mal mitzuberücksichtigen.

@Fliege

Im Gegenteil, die beiden in ihrer Starre da, machen mich unheimlich traurig.
Auch wenn das jetzt gemeint klingt, freut mich das. :)

Und das ist, glaub ich, ne Phase, die so einige mit Anfang zwanzig durchmachen, wenn sie feststellen, erwachsen werden heißt eben auch, sich mal festlegen zu müssen und das fällt dem einen leichter, dem anderen schwerer. Und so schiebt man Entscheidungen schön vor sich her, und hofft, dass irgendwas geschieht, und weiß eigentlich gar nicht, worauf man genau wartet, aber das wird sich schon zeigen. Mit Mitte/Ende zwanzig stellt man dann fest, das der Plan nicht aufgeht und das Warten auch nicht so wirklich effektiv ist. Also, ich sag mal, die beiden haben ihre Träume verloren und suchen gerade nach Neuen. Ich finde das traurig.
Das trifft es irre gut. Die haben halt beide nichts, was ihnen einen Sinn gibt, was ihre Leben aus macht. Gleichzeitig sind sie aber nicht bereit, darüber mal wirklich nachzudenken und zu sagen, gut ich lass mich auf die Beziehung ein und öffne mich da, weil das halt schief gehen könnte und gar nichts tun, ist dann weniger schmerzhaft.

Die schnellen Nummern, die nur kurze Befriedigung bringen, man lebt da in einem Wohnheim und man ist nie allein, nicht mal in den intimsten Momenten, irgendwie teilt man hier alles und doch ist man irgendwie allein.
Ja, Wohnheime sind irgendwie sehr hellhörig gebaut. Und teilweise hat man doch erstaunlich wenig mit einander zu tun, weil man einen anderen Tagesryhthmus hat, weil die Vorlesungen anders liegen. Weil Geisteswissenschaftler niemals mit Informatikern abhängen.

Die beiden da, wie Brüderchen und Schwesterchen und er in seiner Beschützerrolle, weil sie so zerbrechlich ist und auch so verloren wirkt, wenn sie da ständig die Arme um sich schlingt, als müsste sie sich selbst wärmen und merken nicht, wie wichtig sie sich sind, weil sie mehr Nähe teilen ohne anfassen.
Das ist es auch, von ihm wird eigentlich was gefragt, was so als typisch männlich gilt, dieses beschützen, den Rückenstärken etc. Und letztlich driftet er da rüber ins Sexuelle ab, in dieses Erobern müssen. Was eigentlich nicht das ist, was er will.

das bringt es ziemlich auf den Punkt, was ich auch empfinde, nur macht es mich traurig. Was der Geschichte vielleicht fehlt ist ein Gegenpol, ein Antagonist, so ein Farbtupfer im schwarz weiß, aber die beiden, die finde ich schon gut gemacht.
Die Geschichte ist glaub ich die von meinen, die am meisten polarisiert. Ist ein seltsames Gefühl. Ich weiß jetzt nciht wie ich den Text einordnen soll, ich bin verwirrt. :D

Sprachlich finde ich die wirklich hübsch und ich bin dir gern gefolgt. Das liest sich in einem Zug weg und zieht einen auf Dauer auch runter. Also mich jetzt.
Das das mit der Sprache funktioniert ist toll. Ich leg da recht viel Fokus drauf, vielleicht auch zu viel und dann gehen mir andere Sachen flöten, aber wenigstens klappt's in dem Bereich ganz gut.

Dank auch dir für Lesen und Kommentieren.

So, das war ein Akt und irgendwie hab ich das Gefühl, das ist ziemlich verwirrend geworden und nciht sehr strukturiert. Aber ihr habt mir alle wirklich geholfen. Danke dafür.

Gruß,
Kew

 

Lieber Kew,

hurra... zum ersten Mal eine Geschichte von mir, die kopiert wurde...
auch wenn ich sagen muss, sehr, sehr frei kopiert ;)

und jetzt Butter bei die Fische:
Den Titel finde ich doof, richtig doof. Ich schätze mal, mit dem Kritikpunkt kannst du leben.
Anfangs brauchte ich ein bisschen, um reinzukommen. Sprachlich ist das durchaus eigen (was ich keinesfalls schlecht meine), nach ungefähr einer Seite (ich drucke mir die Geschichten beim Lesen immer noch aus - Habitik vor Umwelt *schäm*) hattest du mich aber. Danach war ich voll drin, aber dazu später mehr.

Rausgeschossen hat mich vor allem dieser Satz:

Sie war zweiundzwanzig.
Reine Geschmackssache, aber den braucht es überhaupt nicht, der ist irgendwie ziemlich mit dem Holzhammer reingefügt.

Ansonsten noch eins auf der Mängelliste: Ich stimme feirefiz zu. Die Geschichte wäre stärker ohne die Beeren und ohne die Kastanien. Und ich gehe noch einen Schritt weiter... das betrifft auch die zweite, spätere Stelle. Dann könntest du auch einen besseren Titel nehmen ;)...
Es mag ein bisschen blöd klingen, wenn ich als der Kopierte gerade das rausstreichen würde, was du kopierst, aber ich finde den Teil unnötig, er verwässert die Geschichte eher, als dass er sie stärkt.
Um bei dem vorher mal gebrauchten Krückenbild zu bleiben: Die brauchst du nicht, deine Geschichte kann durchaus eigenständig laufen.

Jetzt zum Positiven, und das überwiegt durchaus.
Ich finde du erzählst wirklich gut, ich mag deine Charaktere, sie wachsen einem ans Herz.
Du kannst etwas, was ich sehr bewundere und selbst gern besser können würde. Beiläufigkeiten schreiben. Das klingt jetzt vielleicht doof, ist aber als Lob gemeint.
Im Prinzip passiert ja nicht viel in der Geschichte, aber du hältst mich als Leser dennoch bei der Stange, weil du eine schöne, passende Sprache verwendest und lebendige Figuren erschaffst.
Es ist noch nicht einmal so, dass ich jetzt Fingernägel kauend auf den Ausgang gewartet hätte, trotzdem fand ich es schade, als die Geschichte zu Ende war. Du hast mich wirklich gut in die Stimmung reingezogen. Dafür ein dickes Kompliment.

Gern gelesen.

LG svg

 

Hallo Kew,

Also die Geschiche am Anfang kicken? Ich weiß nicht, zum einen bleibt dann wirklich fast nichts von der Vorlage, zum anderen fehlt mir dann ein bisschen die Motivation für die zweite Beerenstelle. Der geht da für mich vorallem deshalb in die Knie, weil ihn das an Kira erinnert und an die Geschichte, die sie erzählt hat, und das würde halt fehlen irgendwo.
Aber es ist doch schon irgendwie ein bisschen umstaendlich, wenn ihn die Beeren an Kira erinnern, obwohl die gar nicht ueber Beeren gesprochen hat, sondern er hat von einem sonst irrelevanten Maedchen mit Beeren gesprochen, worauf Kira von Kastanien gesprochen hat. Mein Vorschlag zur Guete waere, lass doch einfach Kira selbst ueber die Einsamkeit der Beeren philosophieren. Wenn Du das nicht so richtig pathologisch verrueckt wie in der Vorlage gestaltest, sondern eher so sentimental-maedchenhaft wie das Kastaniending, dann steht es der Kira doch auch ganz gut. Und dann haettest Du diese Mittler, Umwege und Uebersetzungen (Beeren-Kastanien-Beeren) raus.

Und ja, das mit der Authentizitaet, das ist auch nicht mein Hauptkriterium fuer gute Geschichten. Die muessen schon auch als Literatur funktionieren (vgl. Diskussion "In der Anstalt"). Aber im Fall dieser Geschichte ist es einfach so, dass die darin dargestellten Halbgefuehle mir sehr nachvollziehbar erscheinen. Und das ist mir schon auch wichtig.

So, und jetzt geb ich Ruhe :D

fiz

 

@ svg

Hey, danke dir für deinen Kommentar.

hurra... zum ersten Mal eine Geschichte von mir, die kopiert wurde...
auch wenn ich sagen muss, sehr, sehr frei kopiert
Ja, zugegeben. Ist mir dann auch aufgefallen. Aber ich wollte dann umgebingt diese Geschichte umsetzten. Hoffe du hast mehr Glück da beim nächsten Mal. :)

Den Titel finde ich doof, richtig doof. Ich schätze mal, mit dem Kritikpunkt kannst du leben.
Da muss ich mir noch was überlegen. Mal sehen, ob mir was tolles einfällt.

Anfangs brauchte ich ein bisschen, um reinzukommen. Sprachlich ist das durchaus eigen (was ich keinesfalls schlecht meine), nach ungefähr einer Seite (ich drucke mir die Geschichten beim Lesen immer noch aus - Habitik vor Umwelt *schäm*) hattest du mich aber. Danach war ich voll drin, aber dazu später mehr.
Ja, das mit dem Reinkommen höre ich öfter. Zum Glück funktioniert es letztlich ja doch. Ich hoffe nur, dass mir nicht zu viele auf der ersten Seite abspringen. :D
Und das mit dem Ausdrucken kenne ich, nehm ich mir immer wieder vor, weil ich dann mehr sehe - aber meistens bin ich dann doch zu faul, bzw. ich hab nicht mal immer einen Drucker.

Reine Geschmackssache, aber den braucht es überhaupt nicht, der ist irgendwie ziemlich mit dem Holzhammer reingefügt.
Nehm ich raus.

Ich stimme feirefiz zu. Die Geschichte wäre stärker ohne die Beeren und ohne die Kastanien. Und ich gehe noch einen Schritt weiter... das betrifft auch die zweite, spätere Stelle. Dann könntest du auch einen besseren Titel nehmen ...
Es mag ein bisschen blöd klingen, wenn ich als der Kopierte gerade das rausstreichen würde, was du kopierst, aber ich finde den Teil unnötig, er verwässert die Geschichte eher, als dass er sie stärkt.
Um bei dem vorher mal gebrauchten Krückenbild zu bleiben: Die brauchst du nicht, deine Geschichte kann durchaus eigenständig laufen.
Mit deinem Freifahrtschein sind die Beeren Geschichte. Bei den Kastanien bin ich noch am Überlegen. Die gefallen mir für Kira eigentlich ganz gut. Aber vielleicht fällt mir da noch was besseres ein, oder ich schmeiß die ebenfalls raus.

Jetzt zum Positiven, und das überwiegt durchaus.
Ich finde du erzählst wirklich gut, ich mag deine Charaktere, sie wachsen einem ans Herz.
Hey danke. Das ist toll.

Im Prinzip passiert ja nicht viel in der Geschichte, aber du hältst mich als Leser dennoch bei der Stange, weil du eine schöne, passende Sprache verwendest und lebendige Figuren erschaffst.
Ist wirklich schön, wenn man es schafft solche Handycaps auszugleichen. Wobei ich ja vorhabe irgendwann mal eine Geschichte mit viel Handlung zu schreiben. Mit Spannung und so. Vielleicht versuche ich mich doch mal in Krimi/Horror.

Du kannst etwas, was ich sehr bewundere und selbst gern besser können würde. Beiläufigkeiten schreiben. Das klingt jetzt vielleicht doof, ist aber als Lob gemeint.
:) Ich hab das irgendwann mal bei Nabokov aufgeschnappt, der ist so ein Freund von bedeutenden Details und das hat mich fasziniert. So diese Kleinigkeiten, die nicht direkt Teil der Handlung sind, aber doch zum Gesamtbild beitragen. Toll, dass das Konzept für dich aufgegangen ist.

Dafür ein dickes Kompliment.
Danke.

@feirefiz

Danke, dass du dich so um diese Gesichte bemühst.

Aber es ist doch schon irgendwie ein bisschen umstaendlich, wenn ihn die Beeren an Kira erinnern, obwohl die gar nicht ueber Beeren gesprochen hat, sondern er hat von einem sonst irrelevanten Maedchen mit Beeren gesprochen, worauf Kira von Kastanien gesprochen hat. Mein Vorschlag zur Guete waere, lass doch einfach Kira selbst ueber die Einsamkeit der Beeren philosophieren. Wenn Du das nicht so richtig pathologisch verrueckt wie in der Vorlage gestaltest, sondern eher so sentimental-maedchenhaft wie das Kastaniending, dann steht es der Kira doch auch ganz gut. Und dann haettest Du diese Mittler, Umwege und Uebersetzungen (Beeren-Kastanien-Beeren) raus.
Mit svg's bewilligung sind die beeren jetzt komplett raus. Die Kastanien lass ich erstmal drin für Kira. Vielleicht stört das jetzt nicht mehr, wenn da eben nciht dieser Wechsel drin ist. Sollte der immer noch zudolle rausführen aus der Geschcihte, werd ich den wohl auch noch kicken.

Aber im Fall dieser Geschichte ist es einfach so, dass die darin dargestellten Halbgefuehle mir sehr nachvollziehbar erscheinen. Und das ist mir schon auch wichtig.
Danke dafür. War auch nicht als Kritik gemeint. :)

Gruß und Dank,
Kew

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey kew,

Also ich weiß schon so ungefähr wo dieses "unverbindliche" her kommt - also klar von meinen Lesegewohnheiten, hab ich ja schon öfter erwähnt - und irgendwie wäre es da jetzt leicht zu sagen, ist halt nicht jedermanns Geschmack, zumal es ja auch ein paar gefällt - bringt mich halt nur nicht wirklich weiter die Ansicht. Was meinem Text vermutlich fehlt, oder was ich mir da vorstellen kann als Lösung fürs nächste Mal, ist ein Gegengewicht, dass da jemand anders ist oder es ein Ereigniss gibt, dass nicht einfach zu hingenommen werden kann.
Ja, das ist generell etwas, das ich mir schon oft in Texten gewünscht habe, nicht nur in deinen, auch bei "Die Frau vom Lauber" von Lollek z.b. - dass irgendetwas in der Geschichte die bequeme Position des Erzählers angreift, dass irgendetwas destruktives eben darin arbeitet und den Erzähler zwingt sich mit seiner Situation auseinander zu setzen.
MeiN Beispiel sind da immer die Romane von Hornby, der Erzähler hat ein Problem, der Erzähler leidet aber nicht so recht drunter, sondern kommt damit klar, aber sein Umfeld ist nicht mehr bereit, das so hinzunehmen (es ist meistens eine Romanze dann, die schief geht), und diese bequeme Position des Erzählers wird angegriffen. Also bei High-Fidelity z.B. da ist der Plattenladen ja eine Oase, in der die Drecks-Musiksnobs da einfach ihr Ding machen können :), außerhalb dieser Oase geht das nicht, da sagt die Freundin: Wo führt dein Leben eigentlich hin? Und es gibt Ex-Freundinnen und bulgarische Stecher und zerkrümelte Jugendphantasien, aber in dem Plattenladen gibt es das alles nicht, so wie für die Figur aus Fever Pitch im fußballstadion das Leben stattfindet und bei "about a boy" eben im Kokon des eigenen Wohlstandes - aber in all diesen Situationen bricht dann irgendwas in diesen Kokon ein und zwingt den Helden mal aus der comfort zone raus (bei Hornby enden sie am Ende immer wieder da und die Welt hat sich zu ihren Gunsten verändert - shaun of the dead, der Film, ist da ein wunderbares Beispiel für; in einem "klassischen" Konstrukt würden sich die Figuren selbst ändern, so war es früher noch, der geläuterte Held am Ende, der würde nicht mehr in die Plattenbude zurückgehen, bei Hornby würde er am Ende wieder im Laden sitzen und hätte die Frau an seiner Seite), ich find's bei Geschichten nur wichtig, dass man aus dieser Comfort-Zone mal rausgeht, die Figuren da rausführt.

Das ist halt ein Thema, das man oft hat hier im Forum, weil es hier viele Ich-Erzähler gibt und ich das für ein großes Problem des Ich-Erzählers halte, dass der Leser sich fühlt, als wäre er gefangen in Ansichten, zu denen er was sagen will, die aber nicht auf den Tisch kommen. Und man hat das Gefühl als Leser dann in so einer Wertewelt festzuhängen, an der nicht gezurrt wird. So ein dominanter Ich-Erzähler in so einer comfort-zone - wenn das grad so apathisch ist und so anhedonisch wie hier - find ich das ganz schon hart.
Das meinte ich ja: Die Leute wissen nichtmal, welches Bier sie gern trinken, sicher ist ihnen das egal, was sie essen, was sie hören, was sie eigentlich machen, es wirkt so apathisch.

Ich denke, wenn du da mal schaust, ob du das mal im Auge behalten kannst, würde das deinen Geschichten sehr gut tun. Feirefiz hat natürlich recht mit allem, was sie sagt, dass solche "Halb"-Gefühle der Realität nahe kommen, klar, aber so ein Element darin, das die Position angreift, das tut so einer Geschichte sehr gut finde ich. Ich hab so eine Theorie, die ist ziemlicher Blödsinn, aber ich mag sie gern, dass in den meisten großartigen erzählerischen Werken sich eine Figur gegen die Grundstruktur dieses Werkes, gegen die Geschichte selbst, sozusagen, richtet, dagegen dass sie so schön aufgeht, dass die Erklärungsmodelle funktionieren. Es ist oft der Schurke aber nicht immer, so ein destruktives Element. Ich mag das sehr gerne. Das gibt es schon in der uralten Mythologie mit Loki, den Trickster-Gottheiten, bis zu einer Figur wie der von Steve Buscemi in "Armageddon", dem vermeintlich seelenlosen Ultra-kommerz.
Ich weiß nicht, ich werd mal die Theorie weiter ausbauen.

Mir ist das bei "Oh, Boy" aufgefallen (Achtung Spoiler )- den haben wir bei uns im Filmclub gesehen und viele konnte damit nichts anfangen und wir sind ins Gespräch gekommen, weshalb eigentlich. Letztlich geht der auch so in die Richtung. Die Hauptfigur hat ihr Studium geschissen und der Vater dreht den Geldhahn ab und er trifft Leute in Berlin, die irgendwie fertig sind und kaputt, und auch eine, die er in der Schule gemobbt hat, die jetzt aber total heiß ist und mit ihm vögeln will - und letztlich ist das alles irgendwie auch egal, weil der Figur macht das eigentlich nichts, der macht weiter wie bisher. Klar manches ist schöner, manches schlechter und dass er pleite ist, ist irgendwie nervig. Aber wirklich reagieren tut er nicht. Genau dieses Passive hat die meisten genervt und ich denke, das ist sehr ähnlich zu dem, was du meinst. Am Ende des Films gibt's dann ein Ereignis, das da rausfällt, jedenfalls für mich - er trifft einen alten Mann in der Bar, der ist betrunken und erzählt von seiner Jugend in Nazideutschland und dann geht er raus, hat einen Herzanfall und stirbt. Die Hauptfigur begleitet den jetzt im Krankenwagen und wartet stundenlang im Krankenhaus, bevor er hört, dass alles vorbei ist. Und für mich ist das der Punkt, da er kapiert, dass es Dinge gibt, die sind endgültig und nicht beliebig und nach denen geht es nicht einfach weiter wie zuvor.
Jo, ich hatte genau dasselbe erlebnis mit "Faserland" damals, das ist auch ein Feiern der Passivität, mir hat das damals viel gegeben; Leuten, die älter waren, überhaupt nix mehr.
Aber bei Faserland wird die Figur ständig mit dem Mist konfrontiert, sie rennt davon nur weg.

 

He kew

Ich sag mal so wie es mir beim Lesen ergangen ist: das ist eine Geschichte, durch die ich mich gequält habe. Also wenn das jetzt keine copywrite Runde gewesen wäre, an der ich auch teilgenommen habe, und mich deswegen verpflichtet sehe, alle Mitschreiber zu kommentieren, dann hätte ich die Geschichte abgebrochen und nichts geschrieben. Habe schon ein paar Mal angefangen und wieder abgebrochen, schob es auf meine Stimmung. Einige Male und Stimmungen später, ist es immer noch dasselbe. Wahrscheinlich tue ich den Text unrecht und da ist eine Menge tolles drin irgendwo. Aber der Text lädt mich nicht dazu ein nach diesem Tollem zu suchen. Das ist Luxus, das schaffen nur wenige Texte. Das Besondere muss den Leser suchen, finde ich. Anspringen wäre noch besser. In diesem Fall hat das deine Geschichten nicht geschafft. Weiß nicht, das ist mir insgesamt zu dröge, da fehlt mir irgendetwas, dass mich wirklich reinzieht, Interesse weckt. Da trudelt alles so um sich selbst und das in ziemlich langer Form. Mir eindeutig zu lang. Nach Demokraten Drittel, da hätte was passieren müssen, irgendwas zum aufhorchen, etwas das ausbricht, also für mich. Aber es trudelt irgendwie weiter und ich fange an passagenweise zu überfliegen. Okay, wenn ich da also das "Besondere" überlesen habe, dann is das natürlich doof, aber dann sollte es wohl nicht sein.
Inhaltlich könnt ich jetzt meckern, weil ich solche Dinger nicht mag, in der keiner aus Tasche kommt, mir aber nicht nahe gebracht wird, was das Problem ist. Vielleicht ist das auch das Problem für mich, die fehlende Nähe.
Sprachlich sind viele schöne Formulierungen drin und auch einige gelungen wiedergegebene Beobachtungen.
Nun ja, ob der Kommentar jetzt hilfreich ist ... Ich hoff, du kannst damit irgendwas anfangen.

Grüßlichst
Weltenläufer

 

@ Quinn

Ja, das ist generell etwas, das ich mir schon oft in Texten gewünscht habe, nicht nur in deinen, auch bei "Die Frau vom Lauber" von Lollek z.b. - dass irgendetwas in der Geschichte die bequeme Position des Erzählers angreift, dass irgendetwas destruktives eben darin arbeitet und den Erzähler zwingt sich mit seiner Situation auseinander zu setzen.
Ich denke, das ist halt wichtig für eine Entwicklung. Sonst bleibt halt alles beim Alten, weil kein Grund besteht, etwas anders zu machen als bisher. Und ich seh schon, dass das bei mir hier fehlt. Ist immer komisch, so mit Hilfe ist es gar nicht so schwer, seine Texte halbwegs objektiv zu sehen - aber ohne ... Da hab ich überhaupt kein Gefühl für. Ich werd mir wohl mal eine Check-Liste zusammenschreiben, die ich durchgehe, bevor ich hier was einstelle. Vielleicht hilft das ja. Die Sache mit dem "störenden" Element werd ich da aufnehmen.

Das ist halt ein Thema, das man oft hat hier im Forum, weil es hier viele Ich-Erzähler gibt und ich das für ein großes Problem des Ich-Erzählers halte, dass der Leser sich fühlt, als wäre er gefangen in Ansichten, zu denen er was sagen will, die aber nicht auf den Tisch kommen. Und man hat das Gefühl als Leser dann in so einer Wertewelt festzuhängen, an der nicht gezurrt wird. So ein dominanter Ich-Erzähler in so einer comfort-zone - wenn das grad so apathisch ist und so anhedonisch wie hier - find ich das ganz schon hart.
Das meinte ich ja: Die Leute wissen nichtmal, welches Bier sie gern trinken, sicher ist ihnen das egal, was sie essen, was sie hören, was sie eigentlich machen, es wirkt so apathisch.
Eigentlich hab ich ja gar keinen Ich-Erzähler.
Aber ich weiß schon, was du meinst, bei mir ist der Erzähler auch sehr nah an der Figur und dadurch hält da halt nichts gegen - wäre ja was anderes, wenn wenigstens der Erzähler, da gegenhalten würde, mit Ironie, Übertreibung etc. Ist halt nicht, seh ich ein.

Ich denke, wenn du da mal schaust, ob du das mal im Auge behalten kannst, würde das deinen Geschichten sehr gut tun.
Werd ich versuchen.

Ich hab so eine Theorie, die ist ziemlicher Blödsinn, aber ich mag sie gern, dass in den meisten großartigen erzählerischen Werken sich eine Figur gegen die Grundstruktur dieses Werkes, gegen die Geschichte selbst, sozusagen, richtet, dagegen dass sie so schön aufgeht, dass die Erklärungsmodelle funktionieren.
Werd ich mal drüber nachdenken, ob das für die Sachen passt, die ich lese.

Danke nochmal.

@ weltenläufer

Ich sag mal so wie es mir beim Lesen ergangen ist: das ist eine Geschichte, durch die ich mich gequält habe. Also wenn das jetzt keine copywrite Runde gewesen wäre, an der ich auch teilgenommen habe, und mich deswegen verpflichtet sehe, alle Mitschreiber zu kommentieren, dann hätte ich die Geschichte abgebrochen und nichts geschrieben. Habe schon ein paar Mal angefangen und wieder abgebrochen, schob es auf meine Stimmung
Falls wir beide nochmal mit machen, du musst meine Texte nicht lesen, wenn sie dir nicht gefallen. Bringt doch nichts, wenn du dich durchquällst. :)

Also ich kann das verstehen, dass der Text nichts für dich ist. Ich seh das jetzt ja auch (vor halt leider nicht) dass da sich alles gleichbleibt irgendwo - bisschen grau in grau von der Stimmung halt. Und wenn dann in so einer Geschichte das fehlt, was einen trotzdem mitziehen könnte, jo, dann macht das nicht viel Spaß.
Wegen zu lang: jo, das ist zur Zeit sicher eine Gefahr bei mir, weil ich versuche etwas längere Sachen zu machen, wohl auch dann, wenn es dem Stoff nicht sonderlich gut tut. Ich hoffe das mit der Zeit in den Griff zu bekommen.

Sprachlich sind viele schöne Formulierungen drin und auch einige gelungen wiedergegebene Beobachtungen.
Danke dafür.

Nun ja, ob der Kommentar jetzt hilfreich ist ... Ich hoff, du kannst damit irgendwas anfangen.
Ich finde schon - ich seh auf jedenfall das einige Probleme mit dem Text haben bzw. das der Text bei denen nicht überzeugen kann und das ich da also mal dran arbeiten sollte. Dafür lohnt sich sowas immer. Danke auf jeden Fall dafür, gerade weil es so anstrengend war für dich.

Gruß,
Kew

 

Hey Kew,

ich fand das richtig gut geschrieben, der Stil gefällt mir und scheint mir nicht tausendmal besser als bei deinen vorherigen, aber doch anders, tiefer und sicherer. Fast allein deswegen gefällt mir deine Geschichte, und das Desinteressierte, dieses Leere in deiner Erzählung finde ich auch gut. Ich kann Quinn verstehen, was er sagt und warum er es sagt, das schreibt er ja auch, aber ich könnte die gleichen Worte nehmen und sie dir als Lob anbieten. Das mit dem risikolosen Schreiben stimmt schon, aber ich finde nicht, dass du das hier machst. Ich fand es – trotz der Länge – interessant zu sehen, wie desinteressiert deine Figuren aneinander treiben, dieses Belanglose in den Beziehungen, dieses emotionale Achselzucken. Ich weiß nicht genau, warum, aber ich fand das herrlich. Der Titel „Beeren und Kies“ gefällt mir auch, sowohl als Verdrehung des Originaltitels als auch so – Beeren und Kies, da stelle ich mir vor, wie Kies an Sträuchern hängt und Beeren statt Kies auf einem Weg.

Ein paar Anmerkungen:

Raphael drückte seine Zigarette aus, schnipste den Stumpen aus dem Fenster; der flog trudelnd in die Tiefe und verlor sich auf dem Parkplatz unter Seinesgleichen.
Da ist mit zu viel Stumpendramatik. Warum denn die Beschreibung, wohin der fliegt? Würde ich streichen, also den Teil ab „der flog“.

Allein auf der Matratze wirkte Kira wie ein Mädchen, das in gebrauchten Laken schlief, um zu riechen, was Sex war und was Liebe.
Was für ein geiler Satz!!! Echt! (Gerade habe ich entdeckt, dass JuJu das belächelt, das mit den Gerüchen, und das ich das auch mache, aber ich finde das sooo gut: zu riechen, was Sex war und was Liebe!!!)

Zu ihren Füßen häufte sich die Decke und ein Träger ihres Tops war verrutscht, sodass Raphael den Ansatz einer Brust sehen konnte, milchweiß gegen den Rest ihrer Haut.
Ich mag die Beschreibung von ihr, aber den Ansatz einer Brust zu sehen, da muss das Top doch nicht unbedingt verrutschen. Ich glaube, ich weiß, was du meinst. Du meinst nicht den Ansatz der Brust, sondern den Bereich, der sonst von BH oder Bikini verdeckt wird, du meinst den Teil, der nicht mehr zum Dekoltee gehört. Dann noch einen Vorschlag: milchweiß im Gegensatz zum Rest ihrer Haut.

Raphael ging in die Küche. Am Tisch saß Roman, sah Fern und aß Müsli.
… sah fern …

Von Bildstörungen geplagt, sprach ein Politiker zum Volk.
Da wusste ich nicht, ob der Empfang schlecht war, oder die Übertragung.

Grinsend und mit Locken, glich er einem Surfer.
Ohne Komma.

Und meine Mutter meinte, die seien die Kinder der Bäume. Ich hab geweint, weil wir den Bäumen die Babys weggenommen haben.
Das ist schön.

Auf dem Parkplatz stand eine Frau mit Sonnenbrille und zeigte den Mittelfinger. Neben ihm war winzig klein die Kippe zu sehen.
Neben ihr, oder?

„Kommst du mit?“, fragte sie.
„Wohin?“
„In die Stadt. Einkaufen.“
„Warum sollte ich?“
„Bitte, ich will nicht alleine.“
„Ruf deine Freundinnen an.“
Das ist mies!

Zwischen Müttern, deren Bälger brüllten vor Hitze, zwischen Schulmädchen, die giggelnd und geschminkt im Wege standen, versuchte Raphael zu lächeln, wenn Kira aus der Anprobe kam und tat als wäre sie ein Modell und jeder Laden ihr Laufsteg.
Zwischen Müttern, deren Bälger vor Hitze brüllten, …
… tat als wäre sie ein Model … (Ich glaube, dass das L schon einen Unterschied macht.)

Sie schmiss den Rest der Waffel weg und wusch sich die Hände im Stadtbrunnen. Kleingeld glänzte in der Tiefe und Tauben hüpften über die wassergesprenkelte Brüstung.
Alles gute Beschreibungen, schöne Details, den ganzen Text hindurch!

Aber er lächelte dabei und fischte selbst im Brunnenbecken.
Wortwahl: Brunnen statt Brunnenbecken.

Kira lief kreischend davon, ließ sich jagen und fange.
fangen

Schwer atmend setzten sie sich auf eine Bank.
Das hört sich irgendwie nicht nach jungen Leuten an. Ich würde hier „außer Atem“ oder „aus der Puste“ schreiben. Schwer atmen, das ist schon eine Stufe weiter, wenn der Atemwiderstand höher ist, das ist meist pathologisch.

Die Sonne stand in ihrem Rücken und heizte Nacken und Hinterkopf.
Wortwahl: wärmte statt heizte.

Auf ihrem Gesicht klebte nur ein halbes Lächeln und Raphael wollte sie in den Arm nehmen, aber das war nicht seine Art. Stattdessen kramte er in der Hosentasche nach Feuerzeug und Zigaretten, steckte sich eine an und atmete in den Wind, weil Kira Kopfschmerzen vom Qualm bekam.
Ist auch so ein Tom irgendwie. =)

Raphael fragte nicht danach, dachte nur an die zwei Mal, die er in Berlin gewesen war -außer Brandenburgertor, Fernsehturm und Reichstag hatte er quasi nichts gesehen.
LEERZEICHEN vor außer,
Um die „quasi“-Formulierung zu umgehen, wenn du sie umgehen möchtest: viel mehr außer das Brandenburgertor, Fernsehturm und Reichstag hatte er nicht gesehen.

„Am Wochenende werd ich mal hinfahren“, sagte Kira.
„Allein?“
„Ne, mit einer Freundin.“
Witzig, wie du den Spieß hier umdrehst.

Im Schatten einer Gasse, sah er den Drehorgelspieler, ein Mann Anfang sechzig, in Frack und Zylinder, der den Hut hob wie Gentleman, wenn jemand Münzen in die Spendenbox auf seiner Orgel warf. Er sammelte für die Kindernothilfe.
der den Hut hob wie ein Gentleman

Außer ihm wartete nur ein Punk mit gelb-grünen Haaren, dessen gewaltiger Rucksack nagelneu und von Meru war.
Kennst du Y-Titty? Die haben Thrift Shop parodiert und da heißt es: „Ich hab zwar viel Geld, aber auf arm machen, ist jetzt viel cooler.“ Daran hat mich das irgendwie erinnert. Guter Kontrast jedenfalls.

Jenseits der Gleise rosteten drei Güterwagons im Sommerregen, an ihren Flanken färbte sich das Wasser orange. Die Luft roch nach nassem Schotter.
Da zum Beispiel – wieder schöne Beschreibungen. Die haben mir, glaube ich, ausnahmslos gefallen.

Der Punk stritt am Telefon, vielleicht seine Freundin, jedenfalls sprach er schnell und laut und wiederholte einzelne Sätze wie ein Mantra.
Nicht falsch, aber richtiger wäre es: Der Punk stritt am Telefon, vielleicht mit seiner Freundin, … So, wie es dasteht, hat es etwas von einem kleinen Bewusstseinsstrom.

Raphael operierte an einem Mückenstich.
Das ist auch cool. Wenn man denkt, mit welcher Hingabe und Konzentration manch einer seine Mückenstiche betrachtet, aufkratzt, reibt – trifft es!

Vor der Zeit rollte der Zug heran. Raphael schnippte seine Zigarette fort und hätte sich am liebsten gleiche die Nächste angesteckt. Krachend flogen die Türen auf. Wenige stiegen aus, Kira plus Freundin ganz am Ende des Bahnsteigs.
Das erinnerte mich an „Vielleicht doch lieber Alex“.

Roman wies auf die Schublade und Janine machte sich daran eine der Weinflaschen zu öffnen.
Hier ein Komma? … machte sich daran, eine der Weinflaschen zu öffnen. Bin mir nicht sicher.

„Wo ist Kira?“
„Zieht sich eben um.“
Ohne „eben“.

„Zieht sich eben um.“
Mit einem Bier ließ sich Raphael aufs Sofa fallen. Neben ihm trank Janine aus der Flasche, ein Weintropfen lief vom Mundwinkel zum Kinn und wurde mit dem Handgelenk weggewischt.
Kira sprach wieder von der Wohnung, wieder von Berlin
Ein winziger Leserstolperstein – sie zieht sich um, plötzlich spricht sie wieder von Berlin. Eine kleine Nebenbemerkung, dass sie zurück kommt, in Schlabberlook oder so, würde das glätten und das Lesen flüssiger machen hier.

Langsam kroch die Dämmerung ins Zimmer, füllte die Luft wie Wasser
Bisschen umständlich. Aber schön.

„Kommt wir tanzen.“
Komma oder Punkt.

Noch ein Moment der Bestandsaufnahme, dann: „Ja, alles okay.“
Das Wort „Bestandsaufnahme“ fällt voll raus aus dem Rest. Also insgesamt betrachtet.

Als das Wasser seine Hoden erreichte, hielt er inne. „Das gibt’s doch nicht.“ Kira tauchte wieder unter, kam angeschossen wie ein Fisch.
Also seine Hoden erreichen eher das Wasser. Ich hätte gedacht, dass du da knallhart Eier schreibst.

Sie hielt inne, kraulte erst weiter, als er auf Armeslänge herangekommen war, zog dann davon und wartet zehn Meter entfernt.
Zeit: wartete

„Wieso schwimmst du so gut?“
„Schwimmverein von sechs bis achtzehn.“
Da hätte ich etwas Freches gut gefunden:
„Wieso schwimmst du so gut?“
„Wieso schwimmst du so schlecht?“

Er hörte die nahe Autobahn, das Kinderkreischen vom Ufer, nackt liefen sie zwischen den Kadavern ihrer Eltern.
Was??? Das kann man alles sehr falsch lesen. Hat mich total verwirrt, der Satz. Nun weiß ich, dass Kinder kreischend an ihren schlafenden Eltern vorbei rennen …

Weiter draußen trieb ein Segelboot davon, auf dem ein Mann saß in Weiß und ein Junge mit Schwimmweste, vermutlich sein Sohn.
… auf dem ein Mann in Weiß saß …

Langsam machte Raphael sich Sorgen, weil das Wasser gleißend und grell die Sonne reflektierte - nirgends brach die Oberfläche, nirgends Spritzer und Prusten, nirgends Kiras Kopf. Er wollte nach ihr tauchen, aber die Sichtweite lag bei unter einem Meter.
Interessant, wie manche Szenen (also nicht nur bei deinem Text hier) mich an andere Geschichten von KG.de erinnern. Das ist die 100% von JuJu. Den letzten Satz würde ich umformulieren. Ich würde ihn tauchen lassen, und Scheitern bei der Suche. Wenn er sich Sorgen macht, wird er nicht dastehen und denken, oh, die Sichtweite liegt bei unter einem Meter, da tauche ich lieber nicht. Das ist zu rational und zu technisch in diesem Moment.

Einmal lief ein Käfer über seine Fußsohle.
Sorry, aber: „Der Witwer“ – entschuldige ernst(shore)haft, aber das waren meine Gedanken. Bitte nicht als Vorwurf lesen, ich finde es schön.

Er riss ihn ab und warf ihn aus der Wohnungstür.
Die haben die Tür offen?

„Woher kommt eigentlich der Schwachsinn, dass alle denken, Frauen wären für mich nur zum ficken gut.“
Ficken wird hier großgeschrieben.

Er wartete darauf, dass ein Hipster herauskam, mit Haartolle und Brille ohne Gläser, auf dem T-Shirt einen ironischer, einen cooler Spruch, etwas gegen den Mainstream.
Da ist was grammatikalisch Falsch, auf alle Fälle.
Entweder: „auf dem T-Shirt ein ironischer, ein cooler Spruch, nicht Mainstream jedenfalls.“
Oder: „auf dem T-Shirt einen ironischen, einen coolen Spruch, nicht Mainstream jedenfalls.“

Schweinequieken übertönte das Stöhnen.
hehe

Ihre Augen schwammen in Flüssigkeit, aber keine Tränen fielen.
Vielleicht nur „Ihre Augen schwammen, aber Tränen fielen nicht.“

„Weißt du, das war eine Kurzschlussreaktion. Ich war einfach so wütend. Nein, nicht wirklich wütend. Eigentlich war ich enttäuscht, ja und traurig, und irgendwie, ach scheiße … Berlin ist einfach sehr wichtig für mich.“
Ganz verstehen kann ich das nicht. Er sagt etwas Blödes und sie fickt einen alten Anzug. Komische Persönlichkeit. Komische Kurzschlüsse, die sie da in ihrer Vagina wie ein Jungfernhäutchen trägt.

„Heulst du?“, fragte Janine.
„Sicher nicht.“ Seine Stimme klang normal.
Wortwahl: Natürlich statt Sicher.

und kippte den Wodka, bevor er die Kneipe verließ.
Logisch, oder? Das klingt so, als tränke man den Wodka immer erst dann, wenn man die Tür hinter sich geschlossen hat.

Zigaretten glommen orangerot
Auch interessant, wie eine Farbe den Text dominiert: orange kommt mindestens dreimal vor, löst irgendetwas aus, nur weiß ich nicht, was.

Er suchte seinen Weg, trat fast auf ein Pärchen, das engumschlungen lag.
Da fehlt etwas: auf dem Boden lag, dort lag, da lag.

Er war ihrem Gesicht sehr nahe, roch Alkohol und wusste nicht, ob es sein Atem war oder ihrer.
Auch sehr cool.

doch das Licht war zu schlecht.
Gibt es schlechtes Licht? Oder nur zu wenig?

Die Zigarette rutsche ihm aus dem Mund und war ebenfalls verloren, er suchte gar nicht erst nach ihr.
rutschte

Manchmal ist es mir echt unangenehm, jemandem so eine Liste unter die Geschichte zu klatschen. Ich hoffe, das macht mich nicht unsympathisch. Sag mir, wenn das nur Besserwisserei ist und dir nichts bringt, weil ich da schon viel Zeit rein stecke und wenn’s dir nicht hilft und ich mich dabei noch unsympathisch mache, hat keiner was davon.

Offtopic: Bester Kommentar:

JuJu schrieb:
Dass der Kommentar jetzt dich trifft Kew liegt an Quinns Kommentar und dem Schicksal.
Ich musste so lachen.

Ich kann verstehen, wenn man deinen Text nicht mag. Wäre es ein Film, würde er wahrscheinlich auf ARTE laufen und viele, die ARTE gucken, würden ihn ausschalten oder ihrer Nakrolepsie erliegen. Damit möchte ich nicht sagen, dass die Geschichte schlecht ist, nein. Die Geschichte ist wahrscheinlich nichts für jedermann. Für mich jedenfalls erfüllt sie alle Kriterien einer guten Erzählung: schöne Sprache, Detailbeschreibungen, durch die man die Welt eine Nuance anders wahrnimmt, das Aneinander deiner Figuren, das Leere, was dem Ganzen eine große Allgemeingültigkeit verleiht. Gewiss wird das bei einem noch längeren Text oder einen Roman schwierig bis unmöglich, aber hier finde ich es noch gut. Fiz und Fliege haben viel zur Interpretation gesagt, ich würde mich da nur wiederholen, auch wenn ich nichts noch einmal sage. Es steckt halt schon ein Gefühl drin. Eines, das mir nicht gefällt, das ich auch nicht haben will, aber davon lesen, ja, das schon.

Hat mir gefallen, davon mehr!

Beste Grüße
markus.

 

he kew nnochmal

Falls wir beide nochmal mit machen, du musst meine Texte nicht lesen, wenn sie dir nicht gefallen. Bringt doch nichts, wenn du dich durchquällst
Naja, so würde ich das nicht sehen. Du sagst ja, es hat dir was gebracht. Und letztlich war ich ja auch gezwungen in Worte zu kleiden, was mir nicht gefallen hat, was mich ja letztlich auch wieder weiterbingt.

Wegen zu lang: jo, das ist zur Zeit sicher eine Gefahr bei mir, weil ich versuche etwas längere Sachen zu machen, wohl auch dann, wenn es dem Stoff nicht sonderlich gut tut. Ich hoffe das mit der Zeit in den Griff zu bekommen.
ich fand es lange Zeit auch richtig mühsam meine Sachen zusammenzustutzen. Mit der Weile hat sich daraus ein Spiel entwickelt und ich gewinne jedes Mal Punkte, wenn ich was zum Streichen finde - da macht das dann regelrecht Spaß. :D
Dass ich die Gewinne jetzt von mir an mich überreichen muss ... nun ja :aua:

grüßlichst
weltenläufer

 

@ M. Glass

Hey, danke fürs Lesen und Kommentieren.

ich fand das richtig gut geschrieben, der Stil gefällt mir und scheint mir nicht tausendmal besser als bei deinen vorherigen, aber doch anders, tiefer und sicherer.
Wäre ja auch eine krasse Steigerung, das er dir gefällt reicht mir schon.

Fast allein deswegen gefällt mir deine Geschichte, und das Desinteressierte, dieses Leere in deiner Erzählung finde ich auch gut.
:)

Das mit dem risikolosen Schreiben stimmt schon, aber ich finde nicht, dass du das hier machst. Ich fand es – trotz der Länge – interessant zu sehen, wie desinteressiert deine Figuren aneinander treiben, dieses Belanglose in den Beziehungen, dieses emotionale Achselzucken. Ich weiß nicht genau, warum, aber ich fand das herrlich.
Da scheinen wir einen ähnlichen Geschmack zu haben, ich finde sowas auch interessant. Und als Risiko bleibt sicher, dass es andere zu kalt finden:D

Der Titel „Beeren und Kies“ gefällt mir auch, sowohl als Verdrehung des Originaltitels als auch so – Beeren und Kies, da stelle ich mir vor, wie Kies an Sträuchern hängt und Beeren statt Kies auf einem Weg.
Ich früchte nur, ich werde mir da wirklcih was mit überlegen müssen, jetzt gibt es ja keine Beeren mehr.

Das ist mies!
Also die Ursprungsidee für meinen Raphael war, dass ich nach meiner letzten Geschichten einen Protagonisten haben wollte, der nicht so sentimental, naiv, melancholisch ist, sondern etwas mehr Arsch. Daher seine nette Art.

Wortwahl: wärmte statt heizte.
Ich bleibe hier erstmal bei heizte, weil wärmte zu schwach ist. Wärmte verbinde ich mit Frühling, wenn's angenehm ist in der Sonne zu sein. Aber denen wird's zu heiß.

Interessant, wie manche Szenen (also nicht nur bei deinem Text hier) mich an andere Geschichten von KG.de erinnern. Das ist die 100% von JuJu. Den letzten Satz würde ich umformulieren. Ich würde ihn tauchen lassen, und Scheitern bei der Suche. Wenn er sich Sorgen macht, wird er nicht dastehen und denken, oh, die Sichtweite liegt bei unter einem Meter, da tauche ich lieber nicht. Das ist zu rational und zu technisch in diesem Moment.
Jetzt macht er auch einen kleinen Tauchgang. Das ist interessant, dieses gegenseitige Beeinflussen hier, letztlich ist das ja eine recht kleine Gruppe, die hier viel veröffentlicht. Da übernimmt man dann Sachen. :)

Auch interessant, wie eine Farbe den Text dominiert: orange kommt mindestens dreimal vor, löst irgendetwas aus, nur weiß ich nicht, was.
Gute Beobachtung, ist mir gar nicht aufgefallen. Passt eigentlich gut zum Sommer.

Manchmal ist es mir echt unangenehm, jemandem so eine Liste unter die Geschichte zu klatschen. Ich hoffe, das macht mich nicht unsympathisch. Sag mir, wenn das nur Besserwisserei ist und dir nichts bringt, weil ich da schon viel Zeit rein stecke und wenn’s dir nicht hilft und ich mich dabei noch unsympathisch mache, hat keiner was davon.
Ich weiß schon, was du meinst, aber wirklich, die Liste ist toll. Danke dafür. Früher hab ich noch viel mehr Fehler gemacht, viel mehr schlechte Formulierungen und das es besser geworden ist, liegt daran, dass mir die Leute hier solche Listen geschrieben haben. Das ist echt toll. Unsympathisch machst du dich sicher nicht und es bringt mir viel.

Wäre es ein Film, würde er wahrscheinlich auf ARTE laufen und viele, die ARTE gucken, würden ihn ausschalten oder ihrer Nakrolepsie erliegen.
Klingt nach einem Film, den ich sehen würde. :D

Die Geschichte ist wahrscheinlich nichts für jedermann.
Jo, das trifft es. Positive und negative Rückmeldungen halten sich fast die Wage. Ist echt spannend.

Für mich jedenfalls erfüllt sie alle Kriterien einer guten Erzählung: schöne Sprache, Detailbeschreibungen, durch die man die Welt eine Nuance anders wahrnimmt, das Aneinander deiner Figuren, das Leere, was dem Ganzen eine große Allgemeingültigkeit verleiht.
Das freut mich. Immer wenn hier ein Text von mir besprochen wird fallen Teilaspekte des Schreibens auf, die ich vorher gar nciht beachtet habe. Da ist es immer gut zu hören, dass zumindest die Bereiche, die ich beachtete habe, halbwegs funktionieren.

Es steckt halt schon ein Gefühl drin. Eines, das mir nicht gefällt, das ich auch nicht haben will, aber davon lesen, ja, das schon.

Hat mir gefallen, davon mehr!

Danke. Und keine Sorge, selbst, wenn ich jetzt erstmal ein wenig versuchen werde, weniger Leere drin zu haben, ich finde solche Sachen viel zu interessant, um sie ganz zu lassen.

@weltenläufer

Naja, so würde ich das nicht sehen. Du sagst ja, es hat dir was gebracht. Und letztlich war ich ja auch gezwungen in Worte zu kleiden, was mir nicht gefallen hat, was mich ja letztlich auch wieder weiterbingt.
Wenn es auch was für dich bringt ist das gut. Dann bin ich beruhigt.

ich fand es lange Zeit auch richtig mühsam meine Sachen zusammenzustutzen. Mit der Weile hat sich daraus ein Spiel entwickelt und ich gewinne jedes Mal Punkte, wenn ich was zum Streichen finde - da macht das dann regelrecht Spaß.
Dass ich die Gewinne jetzt von mir an mich überreichen muss ... nun ja
Interessanter Ansatz, werd ich mal ausprobieren. Die Punkte entschädigen so schön für die verlorenen Wörter. Danke dafür.

Gruß,
Kew

 

Hallo Kew

Mittlerweile ist viel gesagt worden zu der Geschichte, wirklich was Neues werd ich nicht beitragen können.

Vielleicht greif ich mal eine Antwort von dir auf:

Also der ist irgendwo der Stecher, der coole Typ, der mit Frauen umgehen kann, so lange er sie nur ins Bett bekommen will und gut ist. Und bei Kira funktioniert das nicht für ihn, er will da nciht einfach nur Sex und weiß aber nicht richtig, was er stattdessen machen soll. Also letztlich versucht er da schon was und versucht auch an Kira ranzukommen - und verbockt es halt. So weit meine Absichten. Dass das nicht so raus kommt kann gut sein, oder dass es nicht reicht.

Kam bei mir während des Lesens nicht so an. Dass er Kira gegenüber eher zurückhaltend (und wohl unsicher) ist, kam schon rüber, aber sonst erfährt man nicht wahsinnig viel über ihn. Klar, immer wieder wird er mit dem "Vorwurf" konfrontiert, Frauen nur fürs Bett zu gebrauchen (Kira sagt das an einer Stelle, und Roman auch), aber auf mich wirkte das immer ziemlich aus der Luft gegriffen, weil man aus seiner Perspektive nichts darüber erfährt.

Mein Hauptproblem mit der Geschichte war, dass ich die Figuren oft einfach nicht verstanden habe. Warum machen sie das, was sie machen? Warum will Kira unbedingt nach Berlin, und liegt dann doch wieder weinend vor der Tür? Warum klappt das nicht zwischen Raphael und Kira, warum kommen die nicht zusammen (also früher jetzt, ganz zum Schluss scheints ja zumindest körperlich zu klappen, aber halt mit Alkohol und so). Die Figuren haben ja Bedürfnisse, und es gibt Hürden, die sie daran hindern - aber die kommen nicht richtig durch in der Geschichte. Ja, sie leben nebeneinander her, vielleicht auch aneinander vorbei - aber warum eigentlich? Woran scheitern sie denn konkret? Das fehlt mir an der Geschichte, kam zumindest für mich nicht klar genug rüber.

Für mich wirkt der Text wie eine Episode aus einer grösseren Geschichte. Hat so Daily-Soap-Charakter, wo man eine Folge anschaut, die vielleicht auch ganz amüsant und unterhaltend findet, aber dennoch das Gefühl hat, viel Relevantes über die Figuren nicht zu wissen. So gings mir hier. Ich hab das Gefühl, mir fehlt hier Vorwissen, um da richtig reinzukommen. Vielleicht ist das auch so ein Text, wo du dir als Autor sehr viel mehr Gedanken über die Figuren gemacht hast, als tatsächlich im Text stehen, und dir deshalb alles viel klarer ist. Es gibt ja so Tipps für Autoren, wo es heisst, man soll erstmal komplette Lebensläufe seiner Figuren erstellen inklusive Vorlieben und Lieblingsfilmen und was weiss ich, um da ein möglichst umfassendes Bild zu bekommen ... natürlich ohne, dass das alles nachher in der Geschichte erzählt werden muss. Es geht da einfach darum, als Autor seine Figuren kennenzulernen, und hier bei der Geschichte hab ich das Gefühl, du kennst deine Figuren sehr gut ... ich als Leser bin nicht so richtig warm mit ihnen geworden, für mich bleibt vieles von dem, was sie tun, was sie denken, was sie wollen, im Dunkeln.

Ähnlich ging es mir übrigens auch bei "Spiel ein Spiel mit mir" - da aber weniger extrem.

Auf der anderen Seite gehts mir aber auch ein bisschen so wie fiz: Ich lese deine Geschichten gerne, ich mag deinen Stil, das langweilt mich auch nicht und ärgern tut es mich schon dreimal nicht. Ich hab ja jetzt in letzter Zeit viele deiner Texte gelesen, und es ist interessant, da auch eine Entwicklung festzustellen. So diese philosophisch-theologischen Aspekte, die in deinen früheren Geschichten drin waren, hast du in deinen neueren Geschichten nicht mehr drin. Der Stil ist in meinen Augen sicherer und flüssiger geworden, auch bei diesem Text hier. Da ist jetzt nichts dabei, wo ich sagen könnte, da und da musst du echt noch dran arbeiten. Auf mich wirkt der Text stilistich sehr souverän.

Trotzdem sind mir natürlich ein paar Dinge aufgefallen:

Raphael drückte seine Zigarette aus, schnipste den Stumpen aus dem Fenster. Raphael gähnte.

"Er gähnte" klingt hier besser - Verwechslungsgefahr mit dem Stumpen dürfte verschwindend gering sein :)

Roman wandte den Kopf.

Ich finde auch Roman und Raphael klingen zu ähnlich.

„Ja, klar.“ Raphael goss den Kaffee in zwei Tassen. „Vergiss nicht, du bist die Woche dran mit Putzen.

Da fehlen die Anführungszeichen am Ende.

Kira verschluckte sich an ihren eigenen Worten, weil es zu viele waren und ihre Zunge zu langsam.

Die Stelle hat mir gut gefallen.

Er wartete darauf, dass ein Hipster herauskam, mit Haartolle und Brille ohne Gläser, auf dem T-Shirt ein ironischer, ein cooler Spruch, etwas gegen den Mainstream.

Das ebenfalls.

Der Mann verschwand von selbst, durch den gebückten Gang, die gespreizten Beine, wirkte er gefickt.

:confused:

Selbst Aus Romans Zimmer

aus

Soviel von mir - bis zum nächsten Mal.

Viele Grüsse,
Schwups

 

Hey Schwups,
sorry hat ewig gedauert mit meiner Antwort.

Also deine Textanmerkungen hab ich eigentlich alle übernommen.


Mein Hauptproblem mit der Geschichte war, dass ich die Figuren oft einfach nicht verstanden habe.
Das ist schon ein neuer Punkt, den du bringst. :)

Also ich hab da immer Filme vor Augen, wenn die Figuren da einfach handeln und man es ihnen abnimmt, weil sie es halt so machen - ohne dass man da umbedingt viel von der Vorgeschichte erfährt. Aber es kann gut sein, dass ich das a) falsch verstanden habe als Konzept b) das nur in Filmen funktioniert c) ich es einfach nicht richtig mache.
Ich seh das schon. Da ist nicht viel Vorgeschichte drin, dass steigt quasi sehr weit hinten ein und holt da keine Informationen nach und das fehlt dir. Das ist eine Sache, die ich noch üben muss, dieses Informationen einstreuen über Dinge, die shcon länger zurück liegen, die aber wichtig sind, damit man die Figuren versteht. Danke für den Hinweis. Ich werd versuchen es besser zumachen.

Auf der anderen Seite gehts mir aber auch ein bisschen so wie fiz: Ich lese deine Geschichten gerne,

Der Stil ist in meinen Augen sicherer und flüssiger geworden, auch bei diesem Text hier. Da ist jetzt nichts dabei, wo ich sagen könnte, da und da musst du echt noch dran arbeiten. Auf mich wirkt der Text stilistich sehr souverän.
Das beides freut mich natürlich sehr. Dann kann ich versuchen jetzt wirklich mehr auf die anderen Baustellen zu achten.

Ich hab ja jetzt in letzter Zeit viele deiner Texte gelesen, und es ist interessant, da auch eine Entwicklung festzustellen. So diese philosophisch-theologischen Aspekte, die in deinen früheren Geschichten drin waren, hast du in deinen neueren Geschichten nicht mehr drin.
Ja, das ist ein bisschen Lektüre abhängig. Ich hab früher mehr Texte gelesen, in denen das mit drin war, gerade bei Thomas Mann - in letzter Zeit ist das weniger und auch mein Verständnis von dem, was ich eine gute Geschichte finde, hat sich da etwas geändert. Ich mag das immer, so zurück zu blicken und zu schauen, was sich geändert hat.

Vielen Dank dir fürs Lesen und Kommentieren und Gruß,
Kew

 

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