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Tam und Rehtron

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Monster-WG
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15.07.2004
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Tam und Rehtron

*Eine Hommage an … na ja… schon klar, oder?*

Mortimer Schwachmattuk war Buchhändler. Er handelte damit. Mit Büchern. Manchmal hielt er auch Bücher, dann war er Buchhalter. Aber das tat er nur kurz, wenn er sie ins Regal sortierte oder einem Kunden überreichte. Deswegen war Buchhändler sein Hauptberuf und Buchhalter nur ein 400 Euro-Job.
Aber Mortimer hatte ein schreckliches Geheimnis. Was niemand wissen durfte: Er hasste Bücher. Er hasste sie so sehr, dass er heimlich, mit einem Inki „Ich, Mortimer, hasse Bücher – und wenn es das Letzte ist, was ich in meinem Leben tue“ in die Bücher schrieb. Aber immer nur auf Seite 69, weil er auch die 69 hasste. Aus pathologischen Gründen. Wenn das aber mal zufällig jemand entdeckte, redete er sich mit den Worten heraus: „Ich habe doch gar keinen Inki!“
„Ach so!“, kam dann jedes Mal die enttäuschte Antwort. Damit war seine Unschuld bewiesen.
Eines Tages kam ein Kunde in die Buchhandlung. Das kam schon mal vor. Er stand eine Weile unschlüssig herum, dann kam er zu Mortimer und fragte: „Entschuldigung! Sind Sie hier der Büchner? , fragte der Kunde.
„Ja, und man kann mich buchen! Ha, Ha!“ sagte Mortimer und ballte die Faust in der Tasche.
„Prima“, sagte der Kunde, der Herbert Anus Ani Maskulinum hieß und sehr fett war. Aber das tut nichts zur Sache. Es sah trotzdem scheiße aus.
„Verkaufen Sie auch kleine, süße Katzenkinder!“, fragte Herbert, der eigentlich nur große, grässliche Katzenkinder mochte. Aber das ist ein anderes Geheimnis, das niemand wissen durfte.
„Das heißt Katzenwelpen!“, sagte Mortimer besserwisserisch. „Die leben in Rotten.“
„Grotten?“, fragte Herbert
„Zuweilen!“, sagte Mortimer.
„Wirklich?“, fragte Herbert.
„Ja wirklich!“ sagte Mortimer.
„In echt?“, fragte Herbert.
„Ja, in echt“, sagte Mortimer.
„Ohne Scheiß?“, fragte Herbert.
„Ja, ohne Scheiß!“, sagte Mortimer.
„Finden Sie das eigentlich lustig, mich immer zu bestätigen?“
„Ich habe doch gar keinen Inki!“
„Ach so!“, sagte Herbert enttäuscht. „Aber zur Sache, in Wirklichkeit suche ich ein … Buch! Über kleine, süße Katzenkinder.“
Den letzten Satz schrie er beinahe.
Mortimer überlegte. Kurz. Dann ein bisschen länger.
„Ich habe leider nur eins, wo ein süßes, kleines Katzenkind von einem großen, grässlichen Waran gefressen wird“, sagte er dann.
„Ganz wirklich?“, fragte Herbert.
„Ja ganz wirklich!“ sagte Mortimer.
„Voll in echt?“, fragte Herbert.
„Ja, voll in echt“, sagte Mortimer.
„Total ohne Scheiß?“, fragte Herbert.
„Ja, total ohne Scheiß!“, sagte Mortimer.
„Das klingt aber interessant“, sagte Herbert. Ein gieriges Glitzern trat in seine Augen.
„Sie mögen wohl keine süßen, kleinen Katzenkinder!“, schlussfolgerte Mortimer.
Herbert riss entsetzt die Augen auf: „WOHER KENNEN SIE MEIN DUNKLES GEHEIMNIS?“
Mortimer zuckte mit den Schultern. „Möglicherweise habe ich drüber gelesen?“ Er zwinkerte verschwörerisch. „Ich lese in Ihnen wie in einem Buch.“
Seine Stimme triefte vor Hass, als er Buch aussprach.
Herbert schluckte, dann flüstert er: „Ich mag aber große, grässliche Warane. Ich mag alles, was groß und grässlich ist. Wirklich alles! Vorausgesetzt: es ist nicht zuuu groß und zuuu grässlich. Das macht mir Angst.“
„Darf ich Sie fotografieren?“, fragte Mortimer, in dessen Stimme plötzlich innige Zuneigung mitschwang.
„Textilfrei?“
„Mitnichten!“
„Ungern, aber nur von der Seite.“
„Dann nicht. Ach, hätte ich doch bloß nie gefragt! Wie konnte ich nur. Schande über mich und die meinen.“
„Habe ich Sie verletzt?“
„Soweit würde ich nicht gehen. Eher einen wunden Punkt getroffen.“
„Das passiert mir öfter. Ich bin eigentlich Detektiv.“
„Wer von uns sagt das gerade?“, fragte Mortimer. „Ich habe ein bisschen den Faden verloren?“
„Ist das ein Auftrag?“, fragte Herbert. „Falls ja: Das Codewort lautet „Gnoebel und Jack Torrance sind witzig“.
„Ja, das stimmt inhaltlich zu 100 Prozent“, sagte Mortimer. „Ist aber sachlich zu 99 Prozent falsch, weil es ja eigentlich viel mehr ein Codesatz ist.“
„Was würde (zenziert) dazu sagen?“, fragte Herbert. „Der Autor solch großartiger Werke wie (zensiert) und (zensiert). Wahrscheinlich würde er solche Sachen sagen, wie: (zensiert)
„Jetzt wird es reichlich absurd“, sagte Mortimer. „Erinnert mich an eine frühe Geschichte von Tam und Rehtron.“
„Mich an einer ihrer späteren.“
"Nein. Eigentlich an alle!"
Plötzlich entstand eine kurze Denkpause.
„Könnten Sie sich vorstellen, darüber länger mit mir zu reden. Ja, womöglich, ich wage es kaum zu hoffen, darüber zu … diskutieren? Mit stichhaltigen Argumenten! “, hauchte Mortimer.
Herbert betrachte den Mann eine Weile: „Sie sind groß und grässlich. Vielleicht einen Tick zuuu… Aber noch gerade an der Grenze. Also lautet meine Antwort: Ich glaube, ich empfinde mehr als Freundschaft für Sie. Oder darf ich Sie duzen?“

Es hätte ein so schönes und tränenreiches Happy End werden können, aber das wirkliche Leben ist anders, und so fiel in diesem schicksalshaften Moment Herberts Blick auf die Schreibtischunterlage in dem Geschäft und er gewahrte einen länglichen Gegenstand mit schwarzer Kappe.
„Oh mein Gott!“, hauchte er fassungslos, als er sich endlich wieder gefasst hatte. „Oh mein Gott! Sie haben ja doch einen Inki.“
Mortimer griff langsam nach der Axt…

ENDE

 

Hallo ihr Zwei!

Schön, dass ihr euren Idolen nacheifert. Aber wie so oft, wenn man große Meister kopieren möchte, so ganz heranreichen tut man nie. So ist es leider auch hier.

Der Dialog ist zwar nach einem ähnlichen Prinzip aufgebaut, jedoch stinklangweilig, weil ohne Überraschung. Und die beim Original üblicherweise raffiniert platzierten Kommafehler habt ihr auch verpatzt – die falsch gesetzten Auslassungspunkte zu Anfang gaben Hoffnung, die sich leider wenig später als Enttäuschung demaskierte.

Es genügt eben nicht, sich etwas Hervorragendes als Beispiel herzunehmen und, mehr oder weniger mechanisch, nachzuahmen. Man braucht dafür auch ein gerüttelt Maß Genialität, und zwar von der Sorte der Vorbilder. Genialität, die bei euch zweifellos vorhanden ist, wie man bei anderen Geschichten aus eurer Feder erkennen kann, hilft da wenig bis gar nicht.

Dennoch, als Highlight möchte ich hier das Ende hervorheben. Also, das kracht! Und diese Pointe, ja, auch das muss ich gestehen, ist meisterlich vorbereitet. Das heißt, ich habe damit gerechnet, aber wiederum auch nicht.

Lieben Gruß

Asterix

 

Hallo svg,

ich habe schon eine Menge toller Sachen von dir gelesen, aber dies hier ... mittellustig. Zwar kenne ich das 'Vorbild' leider nicht, bin Blödeleien aber in aller Regel zugetan. Doch Zweifel kamen mir schon beim Buchhalter-Joke, und die haben sich dann leider bestätigt. Allerdings, was Spaßiges zu schreiben ist mit Sicherheit absolut schwierig, vielleicht beim nächsten Mal ...
... aber unbedingt weiter versuchen, denn es gibt 1. zu wenig zum Lachen und 2. ein paar Sachen waren dann doch vielversprechend:
„Darf ich Sie fotografieren?“, fragte Mortimer, in dessen Stimme plötzlich innige Zuneigung mitschwang.
„Textilfrei?“
„Mitnichten!“
„Ungern, aber nur von der Seite.“
oder
„Oh mein Gott!“, hauchte er fassungslos, als er sich endlich wieder gefasst hatte. „Oh mein Gott! Sie haben ja doch einen Inki.“

Also, vielleicht liegt es halt auch an meiner hochgeschraubten Erwartung wegen des Autors ...

Viele Grüße,

Eva

 

Was lange wird, wird auch endlichmal ... äh (gut?)

Aber das der svg scheinbar gleichsam mit Abwesenheit glänzt wie der (s. Schlusskürzel), muss nu endlich auch mal geantwortet werden:

@Moin Asterix,

Hab dank fürs Kommentieren, Auseinandernehmen und sogar Lesen dieses kleinen Ausflugs in fremde Gestaden der "Heldenverehrung" ;). Ach, es wär ein Schönes, wenn die Schüler die Altmeister überflügelten, aber dies bleibt immer Greifen nach zu hochhängenden Früchten! Ja, auch wir sind enttäuscht, können deine also total nachvollziehen!

Aber (immerhin!) erkennst du an, dass wir uns bemüht haben (redlich und vergeblich) - das sehen wir auch schon als Anerkennung.

Bleibt noch zu sagen, dass wir das Ende nicht so gut finden, wir persönlich schwärmen ja für den Mittelteil! Klopfen uns dafür gegenseitig auf die Schenkel und lachen, brüllend, irre: Hahaha-Ha!

Also, freut uns, dass du gelesen und (wennauch) seltener geschmunzelt hast. Merci und

LG

fvg

@Moin Eva Luise Groh,

wenn ich mich schon befleissige dem Asterix zu antworten, möchte ich das als Co-Autor auch dir (weil svg das anscheinend nicht mitbekommt ;)). Danke fürs Lesen und Kommentieren und Meinungsäüßern. Deine Anregungen können dazu führen, dass das nächste Teamprojekt - wenn es eins gibt (!) - ganz anders aussieht (es besteht auf jeden Fall eine 50:50 Chance!).

Schade, dass dir die Geschichte nicht so zugesagt hat. Wir, beim Schreiben haben uns köstlich amüsiert bis Tränen gelacht (aber vielleicht muss man dabei gewesen sein). Aber wenn es für dich wenigstens ein paar vielversprechende Stellen gab - also ein Fitzelchen Vergnügliches -dann sind wir damit auch schon zufrieden!

Es bedankt sich (auch im Namen des svg)

fvg -

LG.

 

Hallo svg und fvg - seid ihr Verwandte, des Namens wegen?

Mir hat der Nonsens nach anfänglichen Schwierigkeiten schon gefallen und ich habe doch geschmunzelt. Beim Dialog habe ich den Faden verloren, dass das den beiden Protagonisten auch passierte, fand ich schon witzig gelungen. Auch sprachlich hat mich der Text erfreut (textilfrei...). Und die Zensur, gute Idee.

und er gewahrte einen länglichen Gegenstand mit schwarzem Kappe.
„Oh mein Gott!“, hauchte er fassungslos, als er sich endlich wieder gefasst hatte. „Oh mein Gott! Sie haben ja doch einen Inki.“
Mortimer griff langsam nach der Axt…

Überraschendes, skurriles Ende, nun weiß ich endlich, was ein Inki ist, aber heißt es nicht: mit schwarzer Kappe?

Gern gelesen, ich denke, das könnt ihr noch besser.
LG Damaris

 
Zuletzt bearbeitet:

Oha, Damaris, was hat du denn da herrausgekramt?
Eine Hommage, eine Fingerübung, eine Laune der Literatur ;), eine Auftragsarbeit für die Inki-Industrie, unverhohlene Schleichwerbung, eine Jugendsünde, wenn auch eine sprachgewaltige, ein Schandfleck auf meiner und fvgs (mein kleiner Bruder) literarischen Weste.

Hatte das Textlein eigentlich schon vergessen - und deshalb jetzt auch irgendwie zum ersten Mal gelesen - und ich frage mich, nachdem die Gefühlswallungen (Nicht-wahrhaben-wollen, Zorn, Verhandeln, Depression und Akzeptanz) ob der Lektüre allmählich verklungen sind, warum Bob Dylan und nicht wir ... oder was noch naheliegender wäre ... warum Bob Dylan und nicht Tam und Rehtron, von denen ich hier lange nichts mehr gelesen habe. Schade, oder so ähnlich!

Gern gelesen, ich denke, das könnt ihr noch besser.
Danke, aber ich verspreche, auch im Namen von fvg, dass wir es nie wieder versuchen werden, Tam und Rehtron zu kopieren. Es ist - wie Asterix sehr treffend bemerkte - einfach unsägli... ähm unmöglich!

Textilfreie Grüße von svg (und gewiss auch von fvg, der gerade beneidenswerter Weise in Südafrika weilt!)

 

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