Was ist neu

Rezensieren - Impuls für Neueinsteiger

Seniors
Beitritt
29.01.2010
Beiträge
1.504
Zuletzt bearbeitet:

Rezensieren - Impuls für Neueinsteiger

Neueinsteiger haben zuweilen eine Hemmung, die Geschichten anderer Autoren zu rezensieren. Dies ist verständlich, gilt es doch seine Meinung über das Schaffen anderer sachlich und kritisch kundzutun. Dabei ist die Rezension ein probates Mittel, um seine eigene Fähigkeiten als Leser und Autor zu fördern. Das Kommentieren von Geschichten erfordert, dass man sich mit dem gelesenen Stoff intensiver auseinandersetzt, als diesen nur zu konsumieren. In diesem Prozess der Hinterfragung, warum einem eine Geschichte besonders berührt oder allenfalls nicht gelungen erscheint, erkennt man für sich selbst, worin Stärken und Schwächen sich ausbilden können.

Als Leser wollen wir unterhalten werden, dies ist auch der Sinn, der dieser Art von Literatur zugrunde liegt. Hierbei leiten uns kurzgefasst die Thematik, der inhärente Spannungsbogen und die Sprachmelodie. Vermögen diese Elemente uns zu überzeugen oder das Gefühl zu erwecken, sehr gut unterhalten worden zu sein, erfüllt es uns mit Freude und Zufriedenheit. Natürlich kann nicht jede Geschichte uns Superlativ erscheinen, es würde auch seinen Reiz verlieren, da der Sättigungsgrad schnell erreicht wäre und bald mal langweilte. In der Regel kann man eine Geschichte aber als gelungen betrachten, wenn sie uns lesenswert erscheint. Da jeder Leser seine eigenen Vorlieben hat, seine persönliche Erwartungshaltung einbringt und sich nicht mit jedem Schreibstil identifizieren kann, überrascht es nicht, wenn die Resonanz der einzelnen Geschichten unterschiedlich ausfällt. Für den Autor ist die Meinungsvielfalt dennoch bedeutsam. Anhand von differenzierten Kommentaren kann er erkennen ob er mit seiner Intention an den Ansprüchen und den Erwartungshaltungen einzelner oder vieler Leser vorbeigeschrieben hat oder ob ihm Schwächen unterlaufen sind, die im vorliegenden Text behebbar und künftig vermeidbar sind. Dieser unmittelbare Austausch zwischen den Lesern, als Kommentatoren und Kritiker, und den Autoren, erzeugt dann Synergien zu weiteren gelingenden Geschichten.

Auch Leser, die sich nicht berufen fühlen, selbst Geschichten abzufassen, können als Kommentatoren aktiv mitwirken und anteilhaben. Eine vertiefte Auseinandersetzung mit gelesenem Stoff und eine dialogische Aufarbeitung dessen vermag zu aufmerksamem sowie genussvollem Lesen anzuregen. Es werden folglich die Fähigkeiten als Leser gefördert, indem sich etwa inhaltliche oder sprachliche Feinheiten stärker erschliessen.

Kommentieren von Geschichten ist in der Regel nicht weniger anspruchsvoll, als solche zu verfassen. Der Zeitaufwand eine Geschichte seriös zu erarbeiten ist zwar erheblich viel länger, doch verlangt die Kritik dessen eine ernsthafte und ausgewogene Auseinandersetzung. Ob man nun eine Geschichte aus Überzeugung insgesamt nur belobigt, den Kommentar mit kritischen Anmerkungen versieht oder ein Verriss ansteht, es muss immer ausreichend begründet sein. Zweizeiler, die etwas bejahen oder kritisieren, wirken allenfalls wie eine auf die Bühne geworfene Blume oder eine Tomate, Erstere wirkt sympathieheischend aber nicht mehr, Letztere nur schmählich. Nachhaltig aussagekräftig wird erst die klar formulierte Meinung, welcher der Theaterkritiker dann in der Zeitung schreibt. Damit ist nicht gemeint, dass Kommentare literaturkritischen Anforderungen genügen müssen, aber sie sollten ehrlich und wohlüberlegt abgefasst, differenziert und sachlich formuliert sein. Kritik ist gelingend, wenn sie konstruktiv, bestimmt und höflich die Sache auf den Punkt bringt. Dass ein Kommentar gerafft sein kann und nicht den gesamten Inhalt einer Geschichte abdecken muss, versteht sich von selbst. Vorzugsweise geht man jedoch auf die Kernaussage ein und deckt diese zumindest in Zügen ab.

Der Impuls, nicht nur eine Meinung zu haben, sondern sie auch einzubringen, muss also nicht unterdrückt werden. Wer sich im normalen Alltag artikulieren kann, dem gelingt es auch in dieser Form und entpuppt sich möglicherweise als die gesuchte Art kreativen Schreibens.

 

Danke für deine Anregungen. Auch ich fühle mich angesprochen und gebe mein Bestes, in Zukunft mehr Geschichten zu rezensieren.

Da habe ich mich früher nämlich immer davor gescheut - und eigentlich heute auch noch :)

Liebe Grüsse

Manuel

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom