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Wortkrieger

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12.04.2007
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Wortkrieger

Wortkrieger

„Im Wirtschaftskrieg, im politischen Krieg, im Wortkrieg haben
wir uns (gegenüber England) teils abwehrend, teils duldend verhalten“,​
hieß es am 30. Januar 1918 im Göttinger Tageblatt. Was mag ich – wahrlich kein Mitglied der Heilsarmee oder ein Friedchen, dann doch eher ein gelegentlicher Haarspalter und doch allem Krieg wie seiner Ableitung im Verb „kriegen“ abgeneigt - wohl vorgestern gedacht haben, als ich hier zu Gast bei den Söhnen Osmans im Internetcafé
„kurzgeschichten.de“
eingegeben und schon im Übergang zur Eingangsseite mit einem unbestimmten, aber nicht unbedingt wohligen Gefühl
„Wortkrieger“
lesen durfte? Die Freude über eine glückliche Wortwahl ist immer noch nicht sonderlich groß. Aber warum sollte eine Literaturseite sich nicht so nennen dürfen, meinte ich dann, führen doch auch durchaus ehrbare Kaufleute gelegentlich Handelskriege, von den betrügerischen Feldzügen der Bank(st)er ganz zu schweigen, war doch der „Wortkrieger“ als solcher bisher nicht in meinem eher bescheidenen Wortschatz vorhanden.

Allein, es ist keine Neuschöpfung, wie ich zuerst glauben wollte – „Wortkrieger“ findest sich schon bei Luther, und wenn man seiner Übersetzung trauen kann, bereits bei Paulus, aber auch bei Arnold (einem ev. Theologen und Dichter des 17. Jh.), Musäus u. a., wie das Deutsche Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm auch in der Online-Version (vgl. im „Wörterbuchnetz“, daselbst auch Literaturbeispiele) glaubhaft belegt – und wenn sich das Deutsche Wörterbuch mit seinen 33 Bänden und ca. 350.000 Stichwörtern rezensieren lässt, dann doch auch dieses eine Wort, dass doch nun für mehr als eine Geschichte stehen soll.

Dem „Wortkrieg“ (auch „Wörterkrieg“) werden wenigstens zwo Bedeutungen zugesprochen, aus dem sich dann auch zwei Bedeutung für den „Wortkrieger“ ergeben -
seltener zunächst als ‚Streit um die Bedeutung eines Wortes’ (1),
darum um so öfter als ‚Disput, Lehrgezänk, literarische Fehde’ (2),
wobei sich Vorstellungen „des mit Worten geführten Streites und des Streites um bloße Worte überschneiden“, als die dann – und es passt ja gelegentlich hier vor Ort, als wäre es in einem übertragenen Sinn hierfür niedergeschrieben – „vornehmlich von theologisch-dogmatischen Streitigkeiten“.
Weit weniger bedeutsam bezieht der Wortkrieg sich auf ‚Streit, Zank’, sofern er sich auf Worte beschränkt, oder gar nur gelegentlich oder “vereinzelt“ auf den ‚Krieg der Wörter, der Wortarten gegeneinander’.

So ergibt sich nach (1) für den Wortkrieger die Bedeutung ‚Wortklauber’ und (2) ‚Disputierer’, „wenn man der sachen sonst eyns ist und doch sich uber den worten zanckt, wilchs Paulus verbeut und heysst sie logomachos, wortkrieger und zenckissche …“ oder an anderer Stelle „ … doch das wir nit ein unnützen wortkrieg anfahen und füren, wöllen wir das wort (wie es die bebstischen gebrauchen) bleiben lassen“, will ich denn mit Luther schließen.

Aber vielleicht nehm ich mal wieder Unbedeutsames wie etwa eine Namensgebung für allzu wichtig.

 

Tust du, lieber Friedel. Zu unserem Namen "Wortkrieger" ein Zitat der wunderbaren Rigoberta Menchu: Meine Worte sind meine Waffen.

Ein schönes Wochenende wünscht dir eine sehr entspannte Novak

 

Aber vielleicht nehm ich mal wieder Unbedeutsames wie etwa eine Namensgebung für allzu wichtig.
Find ich gar nicht, der Name ist schließlich das erste, was dem Neuling hier entgegentritt und das Selbstbild der Seite (bzw. ihres Meisters) verkündet. Wir anderen müssen halt in den Namen hineinwachsen, wie man das auch mit anderen von Autoritätspersonen (also Eltern) verordneten Etiketten tut. Mal sehen, ob er (selbsterfüllend) prophetisch ist, wie der des unglücklichen Tristan und wir alle (noch) bissiger werden.
Ich gebe zu, ich knappse immer noch ein bisschen am martialischen und doch irgendwie verspielten Wortkrieger, vor allem, weil ich das nüchterne kurzgeschichten.de so mochte. Aber Deine historische Semantik ist schon ein erster Schritt zum Liebgewinnen.

Der eindeutige Vorteil des neuen Namens ist aber, dass er eine Erweiterung über die Kurzgeschichtengattung mit sich bringt. Das bedeutet unter anderem, dass Du Essays und wortgeschichtliche Analysen nicht mehr unter Rezensionen oder sonstwo reinschmuggeln musst, sondern ganz "legal" als Blogeintrag posten darfst, wenn Dir das nicht zu neumodisch ist. ;)

 

Der eindeutige Vorteil des neuen Namens ist aber, dass er eine Erweiterung über die Kurzgeschichtengattung mit sich bringt. Das bedeutet unter anderem, dass Du Essays und wortgeschichtliche Analysen nicht mehr unter Rezensionen oder sonstwo reinschmuggeln musst, sondern ganz "legal" als Blogeintrag posten darfst, wenn Dir das nicht zu neumodisch ist. ;)
Das meine ich auch.

 
Zuletzt bearbeitet:

Schön, dass sich jemand traut, auf den Beitrag zu antworten – und dann noch entspannt,

liebe Nowak,
was Ihr,

fiz und Dion

hoffentlich gleichermaßen seid. Ich jedenfalls bins.

Dank Euch Dreien, und Ihr dürft sicher sein, dass ich

eine Erweiterung über die Kurzgeschichtengattung
hinaus begrüße. Aber -

das Wort als Waffe ist bei Rigoberta Menchu sicherlich etwas gänzlich anderes als noch bei Paulus (schade, dass es hierorts mit den griechischen Schriftzeich nicht klappt), Luther, als seinem Übersetzer, einem beliebigen Strafrichter und erst recht bei Bierce, der es m. E. auf den Punkt bringt:“LOGOMACHY, n. A war in which the weapons are words and the wounds punctures in the swim-bladder of self–esteem – a kind of contest in which, the vanquished being unconscious of defeat, the victor is denied the reward of success.”* Wenn ich an die jüngere Vergangenheit erinnere,

fiz,

will mir der Satz

Mal sehen, ob er (selbsterfüllend) prophetisch ist, wie der des unglücklichen Tristan und wir alle (noch) bissiger werden
schon sehr riskant erscheinen.

Schwamm drüber!

Aber dass die löblichen Erweiterungen durch einen martialischen („mars-ähnlichen“) Namen bewirkt würden, wäre schon reine Magie und ein nahezu biblisches Wunder, hielte ich jedenfalls für erstaunlich. Nicht jeder, der Siegfried heißt, ist ein Drachentöter. Da kommts schon öfter vor, dass er sich in ein Hildchen verknallt, das auch noch grimmig ist und zum Drachen werden kann. Selbst Salomo war kein Friedensengel, nicht von ungefähr ist nach seinem Tod nur noch Judäa und Benjamin beim Hause David geblieben. Nicht jede/r, die/der sich mit dem Namen Gandhi schmückt, pflegt oder mag zivilen Ungehorsam, gerade weil sie auch Wortkrieger waren. Und wissen wir nicht auch, wie schnell ein schlichtes Küchenmesser zur Mordswaffe werden kann?

Kurz: geht’s nicht mit einem weniger martialischen Namen – und wär’s der alte …

Gruß

Friedel

*
Bierce, Ambrose Gwinnett: The Cynic's Word Book

 

Scheinheiligkeit oder Ehrlichkeit - was wollen wir?

Schön, dass sich jemand traut, auf den Beitrag zu antworten –
Du nimmst dich zu wichtig, Friedel. ;)


Kurz: geht’s nicht mit einem weniger martialischen Namen – und wär’s der alte …
Du schreibst viel und tust dann doch so, als ob wir nichts für den neuen Namen gesagt hätten – Zitat:
Der eindeutige Vorteil des neuen Namens ist aber, dass er eine Erweiterung über die Kurzgeschichtengattung mit sich bringt. Das bedeutet unter anderem, dass Du Essays und wortgeschichtliche Analysen nicht mehr unter Rezensionen oder sonstwo reinschmuggeln musst, sondern ganz "legal" als Blogeintrag posten darfst, wenn Dir das nicht zu neumodisch ist.

Mit anderen Worten: Auf einer Webseite mit dem Namen kurzgeschichten.de erwartet man: Kurzgeschichten und sonst nichts. Aber unter den Namen wortkrieger.de erwartet man mehr. Und dieses Mehr ist der erklärte Wille des Betreibers. Und seien wir ehrlich: Hier wurden schon unter dem alten Namen Wortkriege geführt, die nicht wenige Opfer hinterlassen haben. Opfer in Form von zurückgezogenen/gelöschten Geschichten und/oder Weggängen von teilweise sehr guten Autoren. Es ist gut, dass man sich nun dazu bekennt und dem Publikum keine heile Welt mehr vorgaukeln will.

 

Hallo, wer immer dies liest.
Ein Krieg ist ausgebrochen, ein Krieg um ein Wort: Wortkrieger. Muss, so fragen sich manche, die altehrwürdige Kg überhaupt ersetzt werden. Das neue Wort soll ja signalisieren, dass das Angebot erweitert ist, was sehr begrüßenwert ist. Aber es gäbe viele Wörter, die dies schaffen würden: „erzählungen.de“ (es gibt aus erzählerische Sachtexte wie Essays); „wörter.de“, „sprache-und-erzählungen.de“, „wort-und-handlung.de“, sicher noch viele bessere.
Ich halte den Begriff „Wortkrieger“ für sehr unvorteilhaft. Wir sollen (und wollen) Wortkrieger sein, im Gegensatz zu manchen Wortschmeichlern. Aber muss man das hinausposaunen. Nein: Understatement ist zwar eine englische Eigenschaft, aber ich lasse mir ungern in die Karten schauen, wenn ich auf Kriegpfad bin.
Wortkrieger sollen wir sein, aber nicht proklamieren. Der Miles gloriosus ist nur auf der Bühne lustig.
Nein, Bescheidenheit im Namen, kraftvoll in der Sache, so sollte es sein.
Herzlichst
Wilhelm Berliner

 

Das Problem an diesem Namen »Wortkrieger« ist meiner Meinung nach, dass er Gestalten anziehen könnte, die das Forum stressen um des Stressens willen, die Moderatoren zermürben, Stammmitglieder sich eines Tages fragen lassen, wenn das überhand nimmt: Ja, wär ich besser gegangen als es am schönsten war, aber besser spät als nie ... Worte als Waffen schließen meinem logischen Verständnis nach Beleidigungen mit ein, denn Waffen sind ja gerade ein Mittel, jemandem Leid zuzufügen, um sich selbst vor weiterem Leid zu schützen. Beleidigungen will ich hier aber nicht lesen, weder gegen mich noch gegen sonst wen gerichtet.

Wenn Krieg einem Kodex folgt, dann definitiv nicht dem des Gegners, das gerade unterscheidet den Krieg vom Kampf und macht ihn hässlich. Hier ist es leicht, einander als Gegner zu betrachten, sehr viel schwieriger schon ist es sich bewusst zu werden, sein und bleiben, dass man auch noch vom ärgsten Gegner lernen kann und, während man ihm seine stärkste Waffe spüren lässt, stählerne Ignoranz, ihm sogar zu wünschen, dass es ihm gut gehe. Das ist die buddhistische Note daran.

Insofern nehme ich den neuen Namen, der ohnehin feststeht, einfach mal gelassen bzw. versuche es zumindest. :) Ich muss übrigens anerkennen, dass mir bisher hier noch kein Social-Network-Gedöns unter den Zeiger gekommen ist.

 
Zuletzt bearbeitet:

@Friedel

Wenn ich an die jüngere Vergangenheit erinnere
:confused: So im Allgemeinen oder Konkreten?

@Dion

Und seien wir ehrlich: Hier wurden schon unter dem alten Namen Wortkriege geführt, die nicht wenige Opfer hinterlassen haben. Opfer in Form von zurückgezogenen/gelöschten Geschichten und/oder Weggängen von teilweise sehr guten Autoren. Es ist gut, dass man sich nun dazu bekennt und dem Publikum keine heile Welt mehr vorgaukeln will.
Klar war das alles auch immer schon Teil des Forums, aber ich finde das etwas schade, das Forum darauf zu reduzieren, bzw. das durch den Namen zum Programm zu machen. Es gibt hier zwar einige Kritiker, die ziemlich unverblümt mit ihren Kritiken sind - und das soll auch erlaubt sein, an manchen Tagen kommentiere ich ja auch so - aber ich halte das nicht unbedingt für den allgemeingültigen Stil der Seite. Was ist denn mit Kritikern wie M.Glass, Novak, Fliege, inwiefern werden die durch den neuen Namen, oder auch den Begrüßungstext auf der Startseite repräsentiert? Mir ist das halt insgesamt zu einseitig. Auch weil ich meistens tatsächlich keine Lust habe, durch Schlamm zu robben und ewig rumzufechten, sondern mich freue, auch mal ganz freundschaftlich und nett gemeinsam über Blumenwiesen zu tänzeln, denn auch so kann Austausch über Literatur ja sein. Das meine ich jetzt nicht im Sinne von unkritischem Honig-ums-Maul-schmieren, sondern im Sinne eines netten, lockeren und idealerweise auch freundschaftlichen Umgangs miteinander, der mir hier persönlich sehr wichtig ist.
Im Grunde kommt es doch darauf an, dass die Kritik ehrlich und sachlich ist, ob man die nun nett verpackt oder ganz nackt und hart stehen lässt ist halt Typfrage. Beides gehört zu diesem Forum.
Ich meine auch die Motivation hinter Namen und Begrüßungstext zu verstehen. Das ist halt an die vielen vielen Neulinge gerichtet, die beleidigt sind, wenn man ihre Meisterwerke kritisiert und dann giftig reagieren oder wortlos abschwirren. Die soll das wohl abschrecken, bzw. vorbereiten, so "enter at your own risk"-mäßig. Aber ich finde es ein bisschen schade, das Selbstbild des Forums so auf diese für uns eher unwichtigen Bekloppten hinzuschustern, wenn es sich für die meisten aktiven Forenmitglieder ganz anders, eben nicht kriegerisch, sondern freundlich und konstruktiv anfühlt. Deshalb hätte ich mir auch einen neutraleren Namen und einen sachlichen Begrüßungstext gewünscht, wie den, den wir hier schon mal gemeinsam entworfen hatten.
Mir ist der Name jetzt auch nicht sooo wichtig. Ich identifiziere mich zwar nicht mit ihm, aber weiterhin mit der Seite und der Forengemeinschaft. Wenn ich allerdings ganz neu auf die Seite stoßen würde, denke ich nicht, dass mich Name und Text ansprechen würden. Ich bin halt eher Fan des Nüchtern-Sachlichen und ein bisschen freundlich und einladend darfs meinetwegen auch sein.

@floritiv

Das Problem an diesem Namen »Wortkrieger« ist meiner Meinung nach, dass er Gestalten anziehen könnte, die das Forum stressen um des Stressens willen, die Moderatoren zermürben, Stammmitglieder sich eines Tages fragen lassen, wenn das überhand nimmt: Ja, wär ich besser gegangen als es am schönsten war, aber besser spät als nie ...
So dramatisch würd ich den Namen nicht sehen. Idioten werden hier immer wieder aufschlagen, aber von denen werden wir uns sicherlich nicht zermürben lassen, egal wie wir heißen. Aber ein Quäntchen Wahrheit steckt schon drin, dass die Betonung des Kämpfens vielleicht einen falschen Köder auswirft, für Leute, die gerade Bock auf Rumzanken haben.

Also naja, ich freue mich insgesamt sehr über das update und finde vieles total klasse. Bei anderen Dingen bin ich gespannt, wie sie sich bewähren. Der Name ist das einzige, womit ich mich bisher noch nicht anfreunden konnte. Aber wie gesagt, richtig aufregen kann ich mich über ihn auch nicht. Dies ist und bleibt mein Forum, das ich in Symbolleiste und Herz heimlich weiter unter kurzgeschichten.de gespeichert habe.

 

Wortkrieger ist ein ehrliches Wort

Was mir noch eingefallen ist: Auf dieser Seite wird über Texte diskutiert und debattiert, was harmlos klingt, aber faktisch sind das gewalttätige Wörter: Das erste stammt dem lateinisch discutere, was eigentlich zerschlagen, zerteilen, zerlegen bedeutet, und das zweite stammt aus dem französischen débattre, was den Gegner mit Worten schlagen bedeutet. Man kann sagen, dass hier mit Worten über Worte Krieg geführt wird, und der Name wortkrieger.de diese Tatsache treffend repräsentiert. Das ist nur: ehrlich.

 
Zuletzt bearbeitet:

Ja, schön, kann man sagen. Aber ich frage mich trotzdem, wie der Name auf Menschen wirkt, die gerade kein etymologisches Nachschlagewerk zur Hand haben. Man reagiert doch zunächst eher emotional auf Namen. Und meine Vermutung ist eben, dass das ein übertriebenes Gewicht auf die Agressivität des Austausches im Forum legt, der darauf abzielt, wie Du es sagst "einen Gegner zu schlagen", wenn auch nur mit Worten. So empfinde ich einen Großteil der Kommunikation über Texte hier nicht. Das mag bei anderen anders sein, was sicher auch davon abhängt, wie man das Forum für sich nutzt. Und in dem Sinne trifft "Wortkrieger" auf Dich sicherlich auch besser zu als auf, was weiß ich, Anakreon zum Beispiel.

Es geht mir hier auch nicht um ehrlich oder unehrlich. Ich finde den Namen einseitig, das ist alles. Kurzgeschichten.de war ja auch kein unehrlicher Name, er war nur neutral.

 

Hoppla, wat ne Stunde im Internet schnell rum sein kann. Ich nehm Euch alle mit nach Hause (hat doch wohl keiner ne Hundehaarallergier?)

Komm drauf zurück,

Friedel

 

Das Bild, das wir uns über die Jahre nach außen "erarbeitet" haben, ist nunmal eher eins einer unerbittlicheren Kritikkultur, ganz speziell im Vergleich mit der "Konkurrenz". Das im Namen widerzuspiegeln, ist nur konsequent. Und glaub mir einfach, ich trage den Namen jetzt schon so lange mit mir herum, der Ausdruck - oder die Marke - ist extrem stark, die fühlt sich mit jedem Monat gewichtiger und auch angenehmer an. Das hier lebt man, kurzgeschichten.de war halt meh. Klar, ein griffiger und simpler Begriff, keine Frage, aber eben auch nicht besonders. Und wenn jemand in der deutschsprachigen Literaturcommunity-Landschaft besonders ist, dann sind wir das auf jeden Fall und ganz herausragend!

 
Zuletzt bearbeitet:

Als ich die Seite zum ersten Mal aufschlug erschrak ich. Krieg ist nichts, womit ich vertraut werden möchte. Da verstehe ich Friedrichard gut, vielleicht steckt unserer Generation der letzte Krieg noch zu sehr in den Knochen, so, dass wir ihn nicht mit der friedlichen Beschäftigung des Schreibens in Verbindung bringen möchten.
Auf der anderen Seite liege ich mit meinen Texten oftmals sehr im Krieg, weil ich das richtige Wort suche, weil ich zweifle, weil ich mutlos werde, unruhig herumtiegere und wütend darüber, dass ich nirgendwo nachlesen kann, wie ich das richtige Wort finden, den richtigen Satz schreiben soll. Und doch kann ich nicht aufhören mit der elenden Schreiberei. :D Wenn dann noch Kritik kommt, muss ich auf dem Schlachtfeld den Kopf hin halten ...
Von daher finde ich den Begriff Wortkrieger schon richtig und auch angemessen. Er regt zum Nachdenken an - vielleicht auch Neulinge, hoffentlich!

Und glaub mir einfach, ich trage den Namen jetzt schon so lange mit mir herum, der Ausdruck - oder die Marke - ist extrem stark, die fühlt sich mit jedem Monat gewichtiger und auch angenehmer an.
Dann ist das auch richtig so, Meister. :) Die Bachmann hat geschrieben: Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar. Und wenn hier manchmal Wortkrieg herrscht, dann darf das auch im Titel angekündigt werden.

 

Als ich die Seite zum ersten Mal aufschlug erschrak ich. Krieg ist nichts, womit ich vertraut werden möchte
schreibt Gisanne, und es tut gut, nicht allein dazustehn.

Hallo Leute,

ich beginn mal mit dem Einfachsten, nämlich Fiz’ Frage

@Friedel
Wenn ich an die jüngere Vergangenheit erinnere
So im Allgemeinen oder Konkreten?
Einfache Antwort: Konkret –
was durchaus in Dions Beitrag mit den vergangenen „Wortkriegen“ mitschwingt, zum Teil – was mich betrifft - ein Folge, legitime literarische Mittel wie Polemik, Satire, Scherz und Ironie, zu verwenden, die von einem Großteil des mainstream nicht erkannt oder begriffen wird und somit manchem verborgen bleibt, dass ich schon so weit bin, Warnhinweise wie

„Vorsicht, das ist ein Witz“

versehen müsste (die EU-Kommission wird da gewiss eine Anregung sehn und Richtlinien schaffen). Aber, fiz – es wird Dich wahrscheinlich nicht überraschen – ich geb auch noch immer „kurzgeschichten.de“ ein … Aber – wie schon gesagt – Schwamm drüber!

Was mich dann besonders überrascht,

lieber Dion,

ist, dass ich mich wiederholen muss: Sind Namen nicht Rauch und Schall, ist die magische Wirkung des Namens auf

eine Erweiterung über die Kurzgeschichtengattung
hinaus nicht eher zu bezweifeln?
Nicht der Name bringt die Erweiterung, sondern der Entschluss und das handwerkliche Geschick des/der „Macher“ der Plattform. Insofern ist der Beitrag des webmasters zur Intention notwendig und nützlich. Dank dem webby!

Aber Deiner Behauptung, Dion,

Du nimmst dich zu wichtig, Friedel,
widersprech ich, denn in Wirklichkeit bin ich unwichtig und – wie der Holländer so sagt - bestenfalls het windje hierorts. Zur Erwartungshaltung über die Namensgebung hat Wilhelm einiges gesagt - dank Dir,

lieber Wilhelm -

und auf den Punkt gebracht. Dem stimm ich zu.

Und, um wieder oben anzuknüpfen, dass gestritten wird, ist selbst in Kleinstgruppen (Paar, Geschwister, Familie, Freunde) und erst recht in größeren keine Seltenheit – bis hin zur Rudelbildung. Da kann das Forum nur ein Abbild der Gesellschaft sein. Die heile Welt gibt’s nicht und wer sie erwartet, muss gar nicht erst getäuscht werden, denn er täuscht sich selber. Aus der Gartenlaube wär ich schon lange verschwunden - freiwliig!

Über meine Haltung zu Wörtern wie „ehrlich“ hab ich oft genug referiert, darum nur kurz, dass seine Verwendung mir eher verdächtig ist, aba äh’lich (auch)!, wie der Ruhr(s)pötter so sagt.

Auch ich

halte den Begriff „Wortkrieger“ für sehr unvorteilhaft
wie Wilhelm es sagt und nicht das Wort an sich, das paulinische logomachos in Luthers Übersetzung, sondern sein je zwoter Teil (Krieger/machos) wird eher eine andere Wirkung zeigen – in Floris Beitrag schwingt’s mit - als zu wünschen ist. Ob es da bei Gelassenheit bleiben wird – ich bin kein Prophet, da bin ich anders als meine Zunftgenossen mit Prognosen.

Selbst das Verb „kriegen“ ist eine Verkürzung des „Krieg führen“ und leuchtet noch im „bekriegen“ durch. Darum wäre selbst eine Deutung des Wortkriegers als einem, der das „richtige“ Wort kriegt besser durch die Verben wie z. B. „bekommen, finden, verwenden, wählen“ zu ersetzen und/oder - wie Gisanne bemerkt - "suchen" (was einem Wolframverehrer und der Figur des Parzival am nächsten kommt, und da reitet wahrscheinlich der Halbbruder mit). Da bedarf’s keiner Etymologie und da wären wir wieder bei Wilhelms Beitrag (oder meinem ersten).

Ich dank und Grüß Euch!

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo lieber Leser, liebe Leserin
Als Historiker habe ich halt eine kritische Einstellung zu Wort und Wirklichkeit von Krieg. Seit wir am Hindukusch Deutschland, die Mütter und Kinder, verteidigen, sehen wir auch die Folgen von Kriegseinsätzen. Traumatisierte Soldaten/Krieger, tote Soldaten/Krieger, verletzte Soldaten/Krieger. Das ist das Umfeld der Wörter Krieg und Krieger. Und sagen wir es doch unverblümt: Die Kosten von Kriegen sind gewaltig. Kriege ruinieren Menschen, Sieger wie Besiegte. Die Krieger, die aus dem Vietnam-Krieg gekommen sind, belasten heute noch die amerikanische Gesellschaft gewaltig, sozial, finanziell, politisch, von ihrem persönlichen seelischen Leiden abgesehen (siehe Ben Shepard: A War of Nerves. Soldiers and Psychiatrists in the Twentieth Century, Cambrigde/Mass. 2001; Bernd Greiner: Krieg ohne Fronten. Die USA in Vietnam, Hamburg 2009). Die Kriegskinderliteratur zeigt die Folgen des Zweiten Weltkriegs bis heute (Sabine Bode: Die vergessene Generation. Kriegskinder brechen ihr Schweigen, Stuttgart 2013). Krieg ist kein Wortspiel, sondern tödlich.
In diesen Dunstkreis zieht uns der Begriff Krieger hinein, übrigens auch den Begriff Wort, denn auch mit Wörtern kann man vernichten, entsprechende „Werke“ muss ich nicht zitieren. Ein Wortkrieg, wenn man den Sinn des Begriffes ernst nimmt, zielt natürlich auf die Vernichtung des Gegners, geistig und seelisch, in letzter Konsequenz auch körperlich. Ein Krieger ist immer auf Vernichtung des Feindes ausgerichtet. Ein bisschen Krieger gibt es so wenig wie ein bisschen schwanger. Eine (Wort)Kriegerkaste zu gründen, ordnet sich nicht gut in die Geschichte ein.
Man kann hart kritisieren, sich hart auseinandersetzen, hart streiten, hart diskutieren, sich bekriegen nicht, und wenn es auch nur ein Nachbarschaftskrieg um Bäume oder ein Rosenkrieg ist. Was auch bei solchen Kriegen aussetzt, ist ja allgemein bekannt. „ Oh! What a lovely war“ ist eine Aufforderung, mit dem Krieg nicht zu spielen.
Haben wir mit den Kriegseinsätzen der Bundeswehr die Angst vor „dem Krieg“ verloren? Nehmen wir ihn leicht? Eine Verharmlosung des Begriffes Krieg steht gerade denen, die sich mit Wörtern und Wirklichkeit beschäftigen, übel an. Ihn in einer Sinnformel zu verwenden, „geht schon gar nicht“.
Herzlichst
Ein streitbarer, aber nicht kriegerischer
Wilhelm Berliner
Übrigens:

wir ziehen uns über Schlachtfelder durch den Dreck,
Ich will weder durch den Dreck ziehen noch durch den Dreck gezogen werden, und Schlachtfelder meide ich.
Fröhliche Weihnachten

 

Zugegeben, Wilhelm,

dein Ausflug in den echten Krieg macht nachdenklich, dennoch verfehlst du das Ziel. Diese Dinge sind nicht zu vergleichen, denn auf wortkrieger.de wird genauso wenig getötet, wie das vorher auf kurzgeschichten.de der Fall war.

Warum der alte Name dennoch nicht mehr ausreicht, wurde schon begründet, zuletzt vom Webmaster: Es musste ein neuer Name her, der besser passt zum status quo und zu den neuen Features. Das mag nicht allen gefallen, aber die Auswahl ist nicht groß, um nicht zu sagen: Es gibt keine.

 

Ihn in einer Sinnformel zu verwenden, „geht schon gar nicht“.
In der Kunst geht alles! Ich würde zu deinem ganzen Beitrag mal sagen: Lass die Kirche im Dorf. Ich selbst bin Kriegsdienstverweigerer und Kriegsgegner aus absoluter Überzeugung, diese Sachen haben nichts mit dem Namen zu tun. Krieg und Krieger gleich zu setzen, ist totaler Unsinn, dient einfach nur der Polemik.

Nur um hier mal ein kurzes Statement abzugeben: Der Name steht nicht zur Diskussion. Wer sich nicht damit anfreunden oder identifizieren kann, muss sich nicht an der Community beteiligen. Jeder kann natürlich seine Befindlichkeit dazu äußern, es ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass diese Seite jetzt so heißt und auch weiterhin so heißen wird. Dies ist meine letzte Äußerung zu diesem Thema.

 

Trotz des Macht-Worts,

liebe Leute,

sei erinnert, dass Kriege in der Entwicklung auch kommunikativer Techniken und somit des Wortes eine bedeutende Rolle spielen, wie selbst an einem einfachen Stück Karton zu erkennen ist, dem Vorläufer der SMS, wenn man so will: Dem Postblatt (1865), kurz darauf schon Correspondenz-Karte geheißen, die heute Postkarte heißt und trotz der elektronischen Medien nicht totzukriegen ist (besonders als „Ansichtskarte“), setzte sich 1870/71 im Felde durch

„Am Tage nach der Schlacht von St. Privat la Montagne (18. August) schlug die Feldpost mitten unter Todten und Verwundeten ihre Feldtische auf; sogleich eilten Hunderte von Kriegern herbei, um Briefe und Correspondenzkarten abzugeben; schon Nachmittags gingen 8 große Säcke nach der Heimath ab. Ebenso haben die Feldanstalten des 3. Armee-Corps […] ihre Thätigkeiten mitten auf dem Schlachtfeld begonnen; auf der Erde gelagert sortirten die Beamten die jedes Mal sehnlich erwartet Heimathcorrespondenz; daneben thürmten sich die Leichen von Streitern und Rossen auf, eine melancholische Staffage! […] Dem Soldaten im Felde sind diese Karten unentbehrlich. Die Feldpost hatte daher auch bereitwillig jedem Kriegsmanne einen Vorrath von diesen bequemen Correspondenzmitteln mitgegeben. […] /Auf dem Schlachtfelde von Sedan, zum Theil im Kugelregen, haben Feldpostbeamte und Schaffner Tausende von Correspondenzkarten eingesammelt, welche die ersten brieflichen Mittheilungen von den großartigen Erfolgen nach der Heimath brachten.“ Aus dem Amtsblatt der Deutschen Reichs-Postverwaltung vom 15. September 1871, in Christoph Strahl: Alles auf eine Karte in Schichtwechsel 2/2013, S. 16 ff., Zitat S. 18,
und erlebte im zweiten Dreißigjährigen Krieg ihre Blüte.

 

Das war kein Machtwort, nur ein Hinweis: Es soll niemand darauf warten, dass ich mich vielleicht noch einmal zu dem Thema äußere, es wurde alles dazu gesagt.

 

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