Was ist neu

Wortkrieger

Hallo Friedel, eine Wortkriegerin zu sein gefällt mir!


Mein Großvater hieß mit Nachnamen Krieger. Er ist auch im Krieg gefallen. Ich erinnere mich daran, als Kind hatte der Name für mich etwas Furchterregendes. Ich wollte so nicht heißen, war froh über den Namen, den ich seit meiner Geburt trug. Der kalte Krieg hatte in meiner Jugend für mich etwas Beängstigendes. Ich fühlte Ohnmacht. Gegen diese Ohnmacht begann ich anzukämpfen. Ich schreibe. Der Wortkrieger ist nicht ohnmächtig. Er kann in Worte fassen, was Mainstream gerne übergeht. Er kann den Finger in die Wunde legen. Er verteidigt, klagt an, hält den Spiegel dir vor das Auge, erinnert und verteilt nicht zuletzt Flugblätter im Namen der Weißen Rose. Die Geschwister Scholl waren die ersten Wortkrieger, die mir einfielen, als ich die neue Seite betrachtet habe. Und sie kämpften für ein Ende des Krieges! Daher hat der Name Wortkrieger für diese Seite für mich auch eine Bedeutung, dass kreiert, also geschöpft und nicht vernichtet wird.

LG , und schöne Weihnachten an alle

 
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Ich bin hier nur selten zu Gast, aber den neuen Namen finde ich sowas von verunglückt ...
Kein Kommentator, kein Lektor, kein Korrekturleser führt mit Worten Krieg. Im Krieg geht es immer nur um Sieg oder Niederlage. In der Textarbeit, um sachlich begruendete Kritik und daraus resultierende handwerklich/kreative Weiterentwicklung. Was dieser neue Name mit konstruktiver Textarbeit und sei sie noch so gnadenlos, zu tun haben soll, entzieht sich meiner Vorstellungsgabe. Sorry, Monsieur le directeur, aber Krieg ist Krieg und ein Krieger ist ein Krieger, ist ein Krieger. Ob mit Worten oder anderen Waffen ist dabei irrelevant. Das war immer so und wird auch in Zukunft so bleiben. Dein Machtwort hin oder her. ;)

LG, Manuela

 
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„Wir können hier richtig deutsch diskutieren,
wir haben Verbandszeug im Hause.“
Wolfgang Neuss​
Goldene Dame
Hallo Friedel, eine Wortkriegerin zu sein gefällt mir!

Manuela K.
Ich bin hier nur selten zu Gast, aber den neuen Namen finde ich sowas von verunglückt ...

Entschuldigt, dass ich erst jetzt antworten kann,

liebe GD und liebe Manuela,

aber plötzlich (aber durchaus absehbar) ist einer in der Adventszeit der älteste Kerl im Clan, dem patriarchalisches Gehabe vollkommen abgeht. Aber genug des Lamentos, bevors richtig losgeht - hinaus ins weite Feld der Wörter!

Ich dank Euch für die Beiträge!

Wurds Verb „überkommen“ vordem gleichbedeutend mit dem Verb „überliefern“ verwendet, so ists heute negativ belastet als das Alte, Verstaubte. Dabei ist das Attribut des Neuen von einer beschleunigt abnehmenden Halbwertszeit, dass das heute Neue morgen schon überholt ist (erinnert sich jemand des Kanakdeutsch der 1990-er? Wenn nicht, betrachtet Euer mobile-/screenphone) und das tüchtige Marketing dem einfältigen Gläubigen Konsumenten einreden kann, Instandhaltung wie –setzung lohne nicht und Neues müsse auch neu benannt werden. Unter der Demokratur des „ewig“ Neuen (dem der Jugendwahn korrespondiert) steht Älteres unter Generalverdacht, werden gar legitime literarische Mittel wie Witz, Scherz, vor allem aber Ironie und Polemik gerne missverstanden (weshalb auch die Rubriken Humor und Satire sich schwertun, andere Rubriken – Horror z. B. vor Schreck erstarren und bierernst werden). Stilistische Mittel – selbst wenn sie scharfzüngig daherkommen – als Waffe(n) anzusehn, widerstrebt mir – wiewohl sie jedem Krieger gut anstünden.

Ja, ’s ist schon eine Last mit Namen, in die man „hineingeboren“ wird,

liebe GD,

und zur ersten Betriebsprüfung zwo Jahre nach einer „Existenzgründung“ – als begründete nicht schon Geburt und der erste eigene Hausstand genug „Existenz“, ohne die ein Betrieb gar nicht erst gegründet werden könnte - kündigte sich mir eine Frau mit dem respekteinflößenden Hausnamen „Krieger“ vom hiesigen Finanzamt an. Mehr als zehn Jahre zuvor hatte ich schon Erfahrung mit Kriegern zu meiner Zeit als Presbyter, als die Familie des neuen Küsters den Namen trug. Steuerprüferin wie Küster erwiesen sich aber als friedfertige Leute, was nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass den ältesten „ererbten“ Familiennamen reale Vorgänge zugrunde liegen, sei’s der Vatername (Friedrich/Richards …), Ort/Landschaft (Berliner), Eigenschaft (mein eigener Nachname lässt sich aufs nl. het windje zurückführen), der Beruf (Fleischhauer / Metzger / Schlachter) usw. Spätestens im 16. Jh. war dieser Vorgang, der im Heiligen Römischen Reich bereits im 9. Jh. – wie kann’s anders sein? – in Italien begann, im deutschsprachigen Raum abgeschlossen.

Zu Anfang wird also durchaus ein „Krieger“ gestanden haben. Und, wie schon früher genannt, wird nicht jeder Siegfried ein Drachentöter, findet nicht einmal unbedingt ein Grimmhildchen. - Was aber ist ein „Krieger“, wenn das Wort „Krieg“ frühestens Anfang des zweiten Jahrtausends im deutsch-niederländischen Sprachraum verwendet wird - und nur dort!, einer neben anderen Belegen wie nebenbei, dass das Niederländische nix anderes als das weiterentwickelte Niederfränkische ist, das auch in den rheinischen Dialekten weiterhin existiert.
Vorher galten andere Begriffe, vom heriman[nus] = He(e)rman(n) - mit einem herzog vorneweg -, degan = Degen, kempfo = Kämpfer, fehtari = Fechter bis hin zum kneht = Knecht, der wie alle andern im folk = Volk als Gefolgschaft Fußvolk blieb. Und immer zugleich in der Bedeutung des Soldaten (ein Lehnwort aus dem frz., zu der Zeit, da Landsknechte – d. s. die Knechte, die Lanzen tragen – die Schlachtfelder beherrschten) und Söldner (die gegen Sold in fremden Diensten stehn), die wie alle „Krieger“, in einer Hierarchie bloße Befehlsempfänger sind.
Erich Fried bringt’s im „Preislied für einen Freiheitskrieger“ auf den Punkt als das „endlich erreichte Ziel / der Personalplanung / frei von Schwächen / und frei verfügbar.“ Und das ist es, was Bosse und Marktaristokratie wollen und sich wünschen, dass die Nachgeordneten gehorchen, auf dass eine Standesgesellschaft mit dem Geburtsadel an der Spitze (ererbte Vermögen) und dem Dienstadel (dem angestellten Management) und der Masse des Fußvolks (siehe „folk“) sich bilde.

Selbst ein Einzelkämpfer kommt nicht aus der Struktur von Befehl und Gehorsam heraus, dann als „(Nibelungen-)Treue“ verbrämt – selbst das literarische Beispiel Chingachgook - “which, interpreted, means the ›Great Snake‹“ - nicht! Der ”Chief” und zugleich der letzte der zwischen der im Siebenjährigen Krieg zwischen Engländern und Franzosen, dem Bund der Irokesen und der Huronen als Volk aufgeriebenen Mohican wird abwertend von den obsiegenden Engländern ”John Mohegan” genannt und kämpft doch mit seinem Freund “Hawk-eye“ in der Tradition seiner Väter weiter. Als Einzelgänger müssen die beiden Helden der Lederstrumpfromane wachsam sein wie der Falke und listig wie die Schlange (schon im Paradies). [Vgl. insbesondere J. F. Cooper: The Pioneers, or the Sources of the Susquehanna und ders.: The Last of the Mohicans. A Narrative of 1757]

Muss ich nun froh sein, dass mir im August mitgeteilt wurde, dass ich hierorts „nur“ Gast – also gar kein Mitglied - sei? Wenn M. le directeur, der Eigentümer/Besitzer/Betreiber dieser Plattform, darauf hinweist, dass er kein Macht-Wort gesprochen habe, so wird hier gelegentlich – selbst in ausschließlich „unterhaltenden“ Texten – die potentiell gegebene Macht des Wortes gezeigt. Warum sollte nicht „Machtwort“ auf den Kopf gestellt werden zur „Wortmacht“ ?

Gleichwohl muss ich noch einmal auf die Antwort des M. le directeur auf Wilhelms Beitrag zurückkommen, wenn es heißt

Krieg und Krieger gleich zu setzen, ist totaler Unsinn, dient einfach nur der Polemik.
Das Wort „Krieger“ folgt sprachgeschichtlich aufs Wort „Krieg“. Krieg ist Vater des Kriegers. Und das Handwerkszeug des Wortkriegers kann eigentlich nur Polemik sein – das entlehnte Adjektiv polémique bedeutet nichts anderes als „kriegerisch, streitbar“. Das frz. hinwiederum ist vom gr. polemikós (= den Krieg betreffend) abgeleitet. Aber wir haben doch das schöne Beispiel der Wortmacht, die durch die Eigentumsordnung bestimmt wird
Der Name steht nicht zur Diskussion.
Begonnen hab ich mit Neuss, so soll’s auch enden:
„Herr Oberst, habe zehn Gefangene gemacht. –
Na bringen Sie sie her! –
Geht nicht, sie halten mich fest.”​

Allen ein gutes neues Jahr, auf dass niemand im neuen Jahr falle - weder auf dem realem Feld des Lebens noch auf einem wirrtuellen Schlachtfeld -, wünscht der

Friedel

 

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