Hallo Max erzählt
Verwundert schaute er das seltsame Ding an, fragte, ob es denn keinen anderen Weg nach Hause gebe. Doch, aber einen Umweg, sagte es, wolle es nicht gehen.
Also ohne so ein "doch" o. Ä. ist für mich da ein Sprung.
Als ob dort etwas übersprungen oder ausgelassen würde, empfinde ich es nicht. Habe geschaut, was das in der Grammatik sein könnte, und habe folgendes gefunden:
Adversative Satzverbindungen
Die beiden Hauptsätze werden einander gegenübergestellt:
Ich möchte weggehen, aber ich muss hierbleiben.
Adversative Hauptsatzverbindungen werden mit nebenordnenden adversativen Konjunktionen oder mit adversativen Konjunktionaladverbien gebildet.
Aber man kann den Satzes in der Geschichte auch anders schreiben, ausführlicher, mehr schildernd, weniger komprimiert:
Verwundert schaute er das seltsame Ding an, fragte, ob es denn keinen anderen Weg nach Hause gebe. Doch das Mädchen schüttelte den Kopf, runzelte die Stirn und schaute ihn mit einem Mitleid erheischenden Blick an. Es wolle keinen Umweg gehen, sagte es, ausserdem könne es ihm ansehen, dass er lieb sei, und bevor er etwas entgegnen konnte, begann das Gör zu erzählen, ließ es die Gedanken von einer Sache zur nächsten springen und …
Ich setze den Satz einmal so ein, und dann gucke ich, ob das besser gefällt.
Danke für die Antwort
Gruss teoma
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Hallo rocknroulette
Als Erstes heisse ich dich willkommen hier!
Und dann natürlich stracks zur Sache, zu der Sache mit den Adjektiven: Eines habe ich gestrichen. Das war überzählig und eher plump. Die anderen zwei will ich sein lassen, weil sie das «Agieren» und das «Reagieren» der beiden «Helden» genauer bezeichnen.
Und bei diesem Teil musste ich lachen, denn ich konnte plötzlich deine Angst vor zu viel persönlichen Insights verstehen: "Er dachte: Seltsam, ihr scheint es zu genügen, wenn ich sie bloß anschaue und von Zeit zu Zeit nicke. Aber hallo, was willst du, es ist doch hübsch, dieses Mädchen, und wer weiß, vielleicht ergibt sich noch etwas?"
(…) Möglich wäre auch: "Er hörte ihr zu, schaute auf ihre roten Lippen und nickte von Zeit zu Zeit. Ihr schien das zu genügen und sie rückte näher zu ihm." Damit hast du alles drin: anspruchslos, hübsch, die Hoffnung auf mehr.
Ich bin mir nicht sicher, ob du die Geschichte so verstehst, wie ich sie sehe. Sie, das Mädchen, ist nicht der Typ, der einen Zuhörer sucht, zu dem sie dann nach und nach, Stück um Stück näher rückt. Sie ist der Stracks-Typ: «Ich setzte mich Mal auf den Schoss des Ersten und schaue dann, wie's wird.» Das ist es, was ihn beklommen macht, und natürlich die Hintergrundinformationen, die sie ihm naiver Weise erzählt. – Wir werden sehen, vielleicht kann ich deinen Satz abgewandelt verwenden, um die Geschichte ausführlicher und weniger zusammengedrängt zu erzählen.
Und Synonyme mit Bedacht wählen... ein hübsches Mädchen ist kein Gör und erst recht kein "seltsames Ding".
Gör
1 [schmutziges, unartiges] Kind
2 [vorwitziges, freches kleines] Mädchen
Duden
Gör passt sogar besonders gut, finde ich. Sie agiert sowohl kindlich-frech als wie auch kindisch-naiv inmitten der alten Kerle, als ob sie verrückt wäre.
Vielen Dank für deine Kritik
Gruss teoma
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Hallo randundband
Aber nur mal so eine Frage, bleibst du bei dem "es" weil das Mädchen so seltsam ist und das ein bisschen eine gruselige Atmosphäre vermitteln soll, oder weil es grammatikalisch richtig ist?
Zunächst gefiel mir das «es», weil es weniger festlegt, was man vor sich hat. Auch das Seltsame oder Unheimliche der Situation wird durch das «es» unterstützt. Danach wechselt die Geschichte aber zum persönlichen «sie», weil mir das sinngemäss erscheint. Ich habe mehrere Versionen versucht. Schreibt man durchgehend «das Mädchen» bzw. «es», entstehen Stellen, die man missdeuten kann, weil «ihm» in dem Sinne von «ihm, dem Mädchen» als für den Mann stehend verstanden werden kann. So etwa in der ersten Version:
Aber einen Umweg, sagte es, wolle es nicht gehen und ein Taxi war ihm zu teuer.
Es gab auch eine Version, in der mischte ich alle Formen durcheinander. Aber das wirkte irgendwie bescheuert, verworren, zerfahren …
Also ich sehe da jetzt in dem Dialog keinen tieferen Sinn, aber der Umstand, dass bei dieser Begegnung so seltsames Zeugs gesprochen wird, der Vater sperrt sie ein, der Freund schlägt sie, sonstwas und dann noch so ein Horrorfilm-Satz:
«Wir sollten alle lieb sein, findest du nicht auch?»
Überhaupt dieses ganze lassunsliebsein.
Einen unmittelbaren Sinn hat diese Art des Sprechens nicht, das stimmt zweifellos. Sie redet mit ihm nicht, sie beschwört ihn im Grunde. Ist vielleicht eine Art magisches Sprachverständnis, darum wiederholt sie sich auch immer wieder.
Also Gör passt wirklich nicht, auch den letzten Halbsatz würde ich streichen.
Die Wortwahl begründe ich oben in der Antwort an Rocknroulette. Bezüglich dem Satz, den du streichen würdest: Ich setze ihn auf die Liste der Sätze, die es allenfalls zu kappen gilt.
Ja ansonsten, ich finde, der Text erzeugt schon eine Stimmung, also vllt eher einen Stimmungsfunken. Ich denke aber, dass du aus diesem seltsamen Gefühl mehr machen könntest. Da ist schon ein bestimmter Blick auf die Atmosphäre, der ist nicht uninteressant, den würde ich vertiefen. Du erzählst hier ja sehr komprimiert, und das kann man dir natürlich nicht vorwerfen, ich habe schon das Gefühl, dass der Text das erreicht, was er erreichen will, aber das ist halt so wenig, weißt du?
Danke! Zuerst dachte ich, es könnte vielleicht völlig unverständlich sein. Aber so, wenn es einen Funken schlägt, ist das ein Ansatz, der weiter verfolgt werden kann.
Gruss teoma