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Copywrite Turmsprung-Therapie

Kew

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26.05.2009
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Turmsprung-Therapie

Lisa nahm Anlauf, zwei, drei Schritte und das Sprungbrett schleuderte sie in den Himmel hinaus. Ihr Körper beschrieb eine perfekte Parabel und tauchte ins Wasser, das ohne Spritzen verheilte. Die drahtige Figur betont vom schwarzen Badeanzug, eilte sie erneut die Leitern des Sprungturms hinauf. Sebastian, der sie von den steinernen Sonnenbänken aus beobachtete, zündete sich die nächste Zigarette an.
Er kannte Lisa aus der Schule. Im Religionsunterricht spielte sie mit ihrem Smartphone unter der Bank, in den Pausen stand sie bei den Kerlen aus der Oberstufe, küsste ihre Wangen zur Begrüßung, rauchte ihre Zigaretten. In manchen seiner Träume schlief Sebastian mit ihr.
Nach dem nächsten Sprung schlenderte Lisa zu Sebastian. Wasser troff aus ihrer Kurzhaarfrisur und tupfte Muster auf den Stein. In ihrem Rücken blendete die Sonne.
„Du bist dran.“
„Was?“
„Du hast mir zugeschaut, jetzt will ich dich springen sehen.“
Sebastian sah den Turm hinauf, aus dem die Sprungbretter wie Zungen ragten. Von hier unten wirkte er gar nicht so hoch. Er stieß die Zigarette in einen Spalt zwischen zwei Steinplatten und zog sein T-Shirt aus. Prüfend legte Lisa den Kopf zur Seite.
„Du siehst echt besser aus als deine Klamotten“, sagte sie.
Die Leitersprossen schnitten ihm in die Fußsohlen, der Geruch von feuchtem Eisen füllte seine Nase. Mit jedem Stockwerk, das er unter sich ließ, wurde der Wind kräftiger. Dann lag das Schwimmbad unter ihm. Ohne Zögern ging Sebastian über das Ende des Sprungbretts hinaus. Das Wasser schoss in seine Nase, spülte das Gehirn aus seinem Kopf. Er trudelte zum Beckenboden, berührte mit den Füßen die glatten Fliesen. Er öffnete die Augen. Millionen Luftbläschen stiegen zur Oberfläche, hinein ins wabernde Sonnenlicht.
„Was machst du jetzt?“, fragte Lisa, während er sich Wasser aus dem Ohr schüttelte.
„Nach Hause gehen, Essen kochen.“
„Du kannst kochen?“
Also erzählte er von seinem Vater, der häufig für die Arbeit verreiste, von seiner Mutter, die nach Frankreich verschwunden war, erzählte vom ekligen Geschmack, den Fast-Food und Fertiggerichte nach einigen Wochen ohne frische Mahlzeit annahmen.
„Hört sich cool an.“, sagte Lisa. „Du bist echt reifer als die andern Jungs in deinem Alter.“ Sie sagte das, als wäre sie um Jahre älter.
„Naja, es kann auch ziemlich langweilig sein“, sagte Sebastian, während er unterm Handtuch Badehose gegen Boxershorts und Jeans tauschte.
„Trotzdem, ich wüsste gern, wie du kochst?“
„Willst du mitkommen?“
Lisa zog sich in den Umkleiden an, aber sie ließ die Tür ihrer Kabine offen und streckte Sebastian die Zunge raus, als er nach ihren Brüsten schielte, eher kindliche Rundungen als die prallen Titten, die er aus Pornos kannte. „Spanner.“
Nach der Busfahrt legte Lisa den Kopf in den Nacken und ließ den Blick über die 20 Stockwerke des Wohnsilos schweifen – Balkone, auf denen Männer in Unterhemden standen, Balkone, vor denen Wäsche flatterte, Balkone verdeckt von Sonnenschirmen.
„In welchem Stockwerk wohnst du?“
„Im vierten.“
„Dann hast du ja nicht mal Aussicht.“ Sie klang enttäuscht.
„Aber ich muss weniger Treppen laufen, wenn der Fahrstuhl kaputt ist.“
Zum ersten Mal fühlte es sich gut an, dass die Wohnung leer war, als er die Tür aufschloss. In seinem Zimmer musterte Lisa das Bett, über dessen Kopfende das Poster einer Bikini-Schönheit hing, und zog die Vorhänge vors Fenster.
„Zieh dich aus“, sagte sie. Und als er zögert: „Also gut, fang ich wieder an.“
Nackt wirkte Lisa fast zu sportlich. Mit angedeutetem Six-Pack und drahtigen Armen, erinnerte sie an die Amazonen, die nur diejenigen Männer freiten, welche sie zuvor in der Schlacht besiegten.
„Und, gefall ich dir?“
„Sehr.“
Sie stieß ihn aufs Bett und zog ihm die Klamotten aus. Ihre Zunge öffnete seine Lippen.
„Hast du Gummis da?“, fragte sie. Sebastian schüttelte den Kopf. „Gott, das ist eure Aufgabe.“ Genervt kramte sie in ihrem Rucksack und hielt Sebastian ein rotes, ein gelbes und ein schwarzes Kondom vors Gesicht. „Welche Farbe willst du?“
Der Sex war anstrengend wie Leistungssport und beim Orgasmus wurde Sebastian schwarz vor Augen. Benommen rang er nach Luft, während Lisa von ihm herunterrollte. Ihre Haut glänzte ölig.
Als sich sein Herzschlag beruhigt hatte, zog Sebastian die Vorhänge beiseite und öffnete das Fenster. Der Wind trocknete den Schweiß und ließ ihn frösteln. Auf dem Rasen vor der Straße spielten Kinder Fußball. Ihre Schreie echoten zwischen den Häuserwänden.
„Stört es dich nicht, dass dich jeder sieht?“, fragte Lisa.
„Wieso? Hier weiß eh niemand, welches Fenster zu welcher Wohnung gehört.“ Er warf sich einen Bademantel über „Ist Fisch zum Essen okay?“
„Ne, kein Fisch. Da find ich die Augen super ekelig.“
„Ich hab eh nur Filet da.“
„Trotzdem, kein Fisch.“
Also briet er Pilze zum Reis, während Lisa duschen ging. Als das Essen auf dem Tisch stand, kam sie mit rosigem Gesicht und gegelten Haaren in die Küche. Sebastian fühlte sich glücklich. Aber sie aß schweigend und schnell und verließ mit knappem Winken die Wohnung.
Die nächsten Tage versuchte Sebastian Lisa abzufangen. Aber sie hielt sich bei ihren Freundinnen, geschminkte Party-Girls, die vom letzten Wochenende erzählten, von heißen Jungs in der Disco und von Martin, der wieder in die Badewanne gekotzt hatte. Schließlich sah er Lisa auf dem Rückweg vom Klo und lief ihr nach.
„Hey, wollen wir mal wieder eine Runde Turmspringen?“
„Keine Chance, ich mach das nur, wenn es mir schlecht geht.“
„Dann muss es dir ziemlich oft schlecht gehen.“ Ihr Gesicht verriet Verärgerung und Sebastian bekam das Gefühl, sich verrannt zu haben. „Naja, ich meine, du springst ziemlich gut. Aber wir können ja auch was anderes machen.“
„Hör mal“, sagte Lisa. „Das Ganze war einmalig. Ich hab nen Freund, also lauf mir nicht ständig nach.“
„Warum hast du dann mit mir geschlafen?“, rief er ihr nach und eine Gruppe Siebtklässler lachte ihm dreckig ins Gesicht, während sie vorübereilten.
„Weil Sex Spaß macht.“
„Das ist doch Scheiße.“
„Tut mir leid, wenn’s dir nicht gefallen hat. Ich fand dich eigentlich ziemlich gut.“
Der Gong beendete die Pause und sie lief eine Treppe hinauf zu ihrem Klassenzimmer. Auf Sebastian wartete eine Stunde Deutsch, aber er fuhr mit dem Bus in die Innenstadt und blätterte durch die Comicabteilung der Buchläden, um Lisa zu vergessen.
Während ihm Lisas Körper genau vor Augen stand – samt Muttermal überm Bauchnabel und teilrasiertem Venushügel – konnte sich Sebastian an ihre Stimme nicht erinnern. Weder hörte er den herrischen Tonfall, mit dem sie ihn den Sprungturm hinaufjagte, noch ihre kleinen Schreie beim Sex, als sie die Augen schloss, sich die Unterlippe zerbiss. Und gerade weil er nur um ihre Wirkung wusste, ließ ihn ihre Stimme nicht los. Er lag auf dem Bett und rauchte Zigaretten bei offenem Fenster, bis er sich eingestand, dass er Lisa vermisste.
Als er die Einsamkeit der Wohnung nicht mehr ertrug, fuhr zum Schwimmbad und schwamm zwanzig Bahnen auf Zeit. Mit müden Gliedern sonnte er sich auf den Betonstufen am Beckenrand und hielt Ausschau nach Lisa. Aber nur eine Gruppe Jungs in Neoprenanzügen kletterte unermüdlich den Sprungturm hinauf. Sebastian musste an Ameisen denken. Zurück in der Wohnung kochte er Reis mit Spinat und schmiss alles weg, weil er nichts essen konnte. Am nächsten Tag brannte die Milchsäure beim Schwimmen wie Feuer in den Armen.
Erst nach zwei Wochen sah er Lisa wieder im Schwimmbad. Ohne sein Winken zu beachten, ging sie an ihm vorbei. Die Wut trieb Sebastian den Sprungturm hinauf. Bevor Lisa das Ende des Bretts erreichte, packte er sie an der Schulter.
„Hör auf mich zu ignorieren.“
„Zwischen uns läuft nichts.“ Sie riss sich los. „Ich muss mich nicht um dich kümmern.“
„Dass ich nicht dein Freund bin, hab ich kapiert. Was soll’s, bin ich eben dein Taschentuch.“
„Normalerweise benutze ich meine Taschentücher aber nur einmal“, sagte sie und ließ sich rückwärts vom Sprungbrett fallen. Sebastian sprang ihr nach. Als er wieder auftauchte, wartete Lisa mit verschränkten Armen am Beckenrand.
„Hast du inzwischen Gummis zu Hause?“
Sie gingen in den Supermarkt um die Ecke und Sebastian fühlte sich wie ein Gewinner, als der Verkäufer die Kondome mit neidischem Blick über den Scanner zog. Auf der Busfahrt saß ihnen ein Skinhead mit Kampfhund gegenüber und Lisa zog ängstlich die Beine an. Sebastian legte ihr den Arm um die Schulter, als wäre sie seine Freundin.
Nach dem Sex lag er mit dem Kopf auf Lisas Bauch und lauschte auf das Gluckern ihres Magens. „Besteht vielleicht doch die Möglichkeit, dass du dich in mich verliebst?“
Sie schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, ich steh auf Männer, nicht auf Jungs.“
„Ich dachte ich wäre reifer als die anderen Jungs.“
„Ja, aber erwachsen bist du trotzdem nicht.“
Sebastian ging weiterhin jeden Tag schwimmen und lag anschließend mit Kopfhörern in den Ohren auf der Sonnenbank. Abends trank er Bier mit den Jungs in Neoprenanzügen oder er rauchte in seinem Zimmer bei offenem Fenster und lauschte den Familien der umliegenden Wohnungen, lauschte dem Plappern der Fernseher, dem Klirren von Geschirr in der Spüle, lauschte lauten Stimme und Musik, dem rhythmische Knarren der Bettfedern. Seine Haut wurde braun, seine Schultern wuchsen in die Breite.
Wenn Lisa ins Schwimmbad kam, sprangen die Jungs in Neoprenanzügen mit ihr um die Wette. Anschließend küsste sie Sebastian auf den Mund und sie gingen Einkaufen, Kondome oder Zutaten fürs Abendessen; der Verkäufer erkannte sie bereits wieder. Sie hatten Sex und dösten ohne Worte in den Abend hinein. Oder Sebastian untersuchte Lisas Körper mit der Hingabe eines Archäologen, tastete ihre Rippenbögen ab, den Schwung ihrer Hüften, wanderte über ihre Schenkel hinab zu den Füßen.
„Hast du eigentlich nen Fuß-Fetisch“, fragte sie, während er ihre Zehen einzeln zwischen den Fingern rieb.
„Nee, es fasziniert mich nur, dass deine Füße eigentlich gar nicht zu dir passen. Die sind viel zu maskulin.“
„Oho, ein tolles Kompliment.“
„Warum? Es wäre doch langweilig, wenn alles an dir perfekt wäre.“ Er küsste ihre Zehenballen und sie zog kichernd die Füße weg.
„Ich bin also nur interessant, weil ich Männerfüße habe?“
„Immerhin wachsen keine Haare drauf.“
Manchmal erzählte Lisa auch von ihrem Freund, der zwanzig war und Auto fuhr und Gitarre spielte in einer Band. Aus ihren Beschreibungen malte sich Sebastian einen Riesen mit der Brustbehaarung eines Bären und die Vorstellung, dass dieser Kerl mit ihr schlief, war weniger schmerzhaft als vielmehr irreal, wie die Idee aus einem Porno. Lisa fragte gereizt, was er so doof grinse.
Sebastian gewöhnte sich an den Ablauf der Tage, die Wochen glitten ihm wie Sand durch die Finger. Doch dann stand Lisa nachts vor seiner Tür. Tränen schmierten ihr Make-Up über das Gesicht, ihr Atem roch nach Alkohol und Kippen. Sebastian wusste nicht, was er machen sollte, also setzte er sie in die Küche und kochte Tee. Zum Glück war sein Vater in Stockholm. Während sie die dampfende Tasse umklammerte, als sei ihr kalt, fragte er, was eigentlich los sei.
„Lass uns ficken“, sagte sie.
„Nein.“
„Warum?“ Sie hängte sich an seinen Hals, küsste ihm Gesicht und Hals und nestelte an seiner Hose.
„Weil es dir schlecht geht, verdammt.“
„Na und? Ich bin eh nur hier, wenn es mir scheiße geht.“
Das tat weh, aber er nahm sie trotzdem in den Arm und hielt ihre Haare zurück, als sie sich ins Klo erbrach, bis nur noch Galle kam. Er brachte ihr Wasser zum Mundausspülen und wusch ihr das Gesicht mit einem Schwamm.
„Siehst du, deshalb wollte ich keinen Sex mit dir“, sagte er. „Wäre doch ziemlich eklig geworden.“
Lisa rang sich ein trauriges Lächeln ab. Sie lagen im Dunkel auf dem Bett und lauschten auf die Musik zwei Wohnungen weiter, bis die Polizei kam und Stimmen laut wurden, bevor schließlich Stille einkehrte. Sebastian streichelte ihr Haar und spürte den Plusschlag ihres Ohres auf seiner Brust.
„Er ist so ein Arsch“, sagte Lisa.
„Wer?“
„Mein Freund. Wir waren auf dieser Party. Eigentlich ganz cool, mit lauter Studenten. Aber dann hat er angefangen, mit diesem Mädchen rumzumachen. Hab ihn also weggestoßen und gesagt, wie scheiße das ist. Er meinte nur, ich soll mich nicht so kindisch benehmen.“
„Hallo? Du bist seine Freundin.“
„Bin ich nicht. Er nimmt mich auf seine Partys und Konzerte mit und schläft mit mir, wenn es ihm passt. Eine Beziehung will er nicht, findet er viel zu altmodisch, zu spießig. Und wenn doch, dann nur mit einer richtigen Frau.“
Obwohl Lisa Tränen übers Gesicht liefen und sie den Rotz mit dem Handrücken wegwischte, freute sich Sebastian – seine Chancen waren gestiegen.
„Es tut so weh“, wimmerte Lisa und er nahm sie in den Arm, bis sie eingeschlafen war.
Am Morgen, als sie frisch geschminkt und mit Lächeln im Gesicht vor der Wohnungstür stand, gab sie ihm zum ersten Mal einen Abschiedskuss. „Danke, dass ich kommen konnte.“
„Wo willst du hin?“, fragte Sebastian.
„Zu meinem Freund.“
„Geh nicht. Ich mein, er behandelt dich wie Dreck.“
„Überlass das mal mir.“
Seit der Nacht erzählte Lisa nicht mehr von ihrem Freund. Dafür sprach sie von Reisen nach Stockholm und Helsinki, einem Studium der Meeresbiologie in Hamburg oder Bremen, von Auslandssemstern und einem Haus an der See. Dabei klang sie begeistert wie ein kleines Mädchen, das Märchen erzählte und Sebastian fühlte sich ausgeschlossen – in dieser Zukunft gab es keinen Platz für ihn.
„Warum willst du eigentlich unbedingt von hier weg?“, fragte er.
„Nicht von hier, von meiner Familie.“ Sie lutschte grünes Wassereis und wischte sich die klebrigen Tropfen vom Kinn. Von draußen wehte das Geschrei der Kinder herein. „Die nerven voll. Ständig muss ich alles mit ihnen absprechen. Ich will endlich selbst meine Entscheidungen treffen, ich will frei sein.“
„Manchmal bist du echt naiv.“
Sie warf ihm einen giftigen Blick zu und fragte: „Was willst du denn machen?“
„Keine Ahnung. Irgendwas wird sich schon ergeben.“
„Der Plan klingt ja soviel besser. Du kannst nicht immer alles auf dich zukommen lassen. Man muss die Dinge selbst entscheiden.“
„Okay. Dann werde ich Hausmeister.“
„Klar.“
„Warum nicht? Ich kann gleich hier wohnen bleiben. Habe praktisch keinen Weg zur Arbeit und kann endlich diesen nervigen Kindern in den Arsch treten.“
Sie lachte und legte ihm ihre eiskalten Finger in den Nacken.
Wieder stand Lisa weinend vor der Wohnung und diesmal war sein Vater da und stand anklagend im Flur, bis Sebastian ihn stumm ins Schlafzimmer zurückscheuchte. Er legte Lisa ins Bett, brachte ihr Tee und Kekse.
„Ich bin ihm völlig egal. Ich mein, ich liege halb nackt auf seinem Bett und er sitzt am PC und sieht irgendwelche Serien. Er hört mich nicht mal, weil er Kopfhörer aufhat. Also stell mich also hinter ihn und küsse seinen Nacken. Da sagt er, ich soll ihn nicht nerven. So ganz nebenbei. Wie zu seiner Katze, die er einfach runterschmeißt, wenn sie sich auf die Tastatur legt. Ich tauge gerademal zum Haustier.“
Sebastian hielt sie im Arm und flüsterte ihr Liebkosungen ins Ohr, sagte ihr, wie wichtig sie war und wie einmalig und schön. Sie schliefen miteinander, ihre Augen waren schwarze Löcher in der Dunkelheit, ihr Stöhnen klinkte sein Denken aus.
Zum Frühstück briet Sebastian Spiegeleier und kochte Berglandkaffee. Sein Vater kam für zwei Scheiben Toast aus seinem Schlafzimmer. Lisa verschwand sofort im Bad und setzte sich erst wieder an den Küchentisch, als er die Wohnung verlassen hatte. Sebastian freute sich über das wiedergekehrte Lächeln in ihren Augen.
„Was willst du heute machen?“, fragte er.
„Ich weiß noch nicht. Vermutlich geh ich zu meinem Freund.“
„Er ist nicht dein Freund.“
„Das spielt keine Rolle.“
„Doch, tut es. Weil er dich nicht wie seine Freundin behandelt.“
„Es ist meine Entscheidung.“ Sie sammelte ihre Habseligkeiten und stopfte sie in die Handtasche. Sebastian hielt sie fest, bevor sie die Wohnung verlassen konnte.
„Lass uns Turmspringen.“
„Wieso? Mir geht es nicht mehr schlecht.“
„Mir aber.“
Überraschung weitete ihre Augen, vielleicht auch die verspätete Einsicht, dass Sebastian mehr war, als ein Taschentuch. „Aber …“
„Nur einen Sprung. Den schuldest du mir. Danach kannst du zu diesem Mistkerl gehen.“
Das Schwimmbad war ungewohnt leer, nur ein paar Rentner zogen ihre Bahnen, ihre Köpfe wie Treibholz auf dem chlorblauen Wasser. Vereinzelt zwitscherten noch Vögel in den Bäumen und der Sprungturm warf seinen Schatten bis zu den Umkleiden. Diesmal schloss Lisa die Tür ihrer Kabine und Sebastian wartete ungeduldig auf ihre Rückkehr. Schön wie eine Nymphe trat sie ins Sonnenlicht. Sebastian, dessen Bauch kribbelte wie beim freien Fall, nahm ihre Hand und gemeinsam stiegen sie den Sprungturm hinauf. Morgenfaul lag die Stadt unter ihnen, mit verschlafenen Straßen und dösenden Autos, mit einer Tram, die melancholisch vorrüberfuhr.
„Ich möchte, dass du bei mir bleibst“, sagte Sebastian.
Lisa zögerte mit abgewandtem Gesicht und er spürte das Zittern in ihrer Hand. Dann nickte sie. Sebastian ließ sich fallen und fühlte zwei Herzschläge lang die Sorglosigkeit der Götter, für die es kein Morgen gab, weil ihnen die Unendlichkeit gehörte. Er schloss die Augen, dachte an Lisa, dachte an ihr Lachen, das fröhlich klang wie prasselndes Popcorn. Das Wasser verschlang ihn und Millionen Luftblasen stiegen aus der Tiefe ins Sonnenlicht.

 

Hier das Original von ernst offshore.

Ich bin nicht wirklich zufrieden, hoffentlich sind nicht mehr zu viele Fehler drin. Aber Abgabefrist ist Abgabefrist. :)

 
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Hallo Kew,

warum bist Du unzufrieden mit dem Text? Ich hab ihn gern gelesen. Das einzige, was man vielleicht sagen könnte, ist, dass der Plot für Deine Verhältnisse relativ konventionell ist. Andererseits hab ich selbst ein paar Freundinnen, die ziemlich ähnlich wie Lisa sind. Frauen, die eigentlich total selbstbewusst und stark sind, sich aber aus unerfindlichen Gründen an so emotional unerreichbare Schweinskerle hängen, während sie die netten Jungs höchstens als Trostpflaster missbrauchen. Von harten Männern lassen sie sich tyrannisieren und weiche Männer werden von ihnen tyrannisiert. So auf Augenhöhe kriegen die aus irgendwelchen Gründen nicht hin.
Aus meiner Erfahrung sollte Ben sich nicht zu große Hoffnungen machen. Lisa wird sich zwar irgendwann von dem Typen entwöhnen (auch wenn sie am Ende des Textes noch weit entfernt ist, was verstanden zu haben), aber dann hat auch Sebastian keine Daseinsberechtigung als Trostpflaster mehr. Also mir sind solche masochistischen Tendenzen völlig fremd. Hab ich einfach kein Talent für, mich mies behandeln zu lassen. Ich versteh das bei meinen Freundinnen nie und so richtig viel tiefer im Verständnis hat mich Dein Text jetzt auch nicht gebracht. Also ich schwanke so ein bisschen. Einerseits find ich den Plot sehr typisch, ein bisschen klischeehaft, andererseits weiß ich, dass das ein Klische mit Basis ist, was sich so sicher schon millionenfach abgespielt hat (Zumindest musste ich mir ähnlichen Mist schon gefühlte Millionen Mal anhören und dazu den Kopf schütteln) und was Du auch schlüssig darstellst. Vielleicht fehlt mir da aber isgesamt doch ein Bruch oder ne unerwartete Wendung. Oder dass Du mir das ein bisschen nachvollziehbarer machst, warum Lisa so ist (und Sebastian ja eigentlich auch) - wobei, wenn tausend Gesprächsstunden das nicht geschafft haben, mir sowas plausibel zu machen, ist das von einem Text ein bisschen viel verlangt. Aber zumindest diese ekelhafte Dynamik und selektive Wahrnehmung, wenn so kleine Zuneigungsbrosamen vergoldet und riesen Brote aus Scheiße einfach unter den Teppich gekehrt werden, das könnte man noch ausführlicher darstellen. Zum Beispiel wenn Lisa an einem Tagt ganz klar erkennt, was der Typ von ihr will und dann aber am anderen Tag, wenn man ihr ihre eigenen Worte vorhält, alles wieder schönlügt.
Interessant fand ich jetzt auch, den Text so kurz nach Flieges Kopie zu lesen, weil sich da über das Jugend-Thema und das Sex-Motiv einige gute Vergleichspunkte ergeben. Lisa ist ja fast ein bisschen ähnlich wie Franz insofern sie Sex auch sehr funktionalisiert. Nicht so sehr als Realitätsflucht, aber sie scheint ja keinen anderen Modus zu kennen, um mit Typen in Kontakt zu kommen. Bei ihrem "Freund" ist das wahrscheinlich auch das einzige Mittel, mit dem sie glaubt, ihn an sich binden zu können (später funktioniert dann noch nicht einmal das mehr), und von Sebastian könnte sie eigentlich viel mehr haben, was sie aber nicht will. Klassisches Dreiecksdilemma.
Das fand ich auch ganz interessant an der Geschichte, diese Spiegelungen. Lisa hat eigentlich genau dasselbe Verhältnis zu ihrem unerreichbaren Freund, wie Sebastian zur unerreichbaren Lisa. Beide kriegen zwar Sex, aber nicht die emotionale Bindung, die sie sich vom anderen wünschen und lassen sich ausnutzen. Sebastian müsste Lisa eigentlich ganz gut verstehen können. Und Lisa müsste ihren eigenen Freund ganz gut verstehen können, also dass sie desto unattraktiver für ihn wird je bedingungsloser sie verfügbar ist. Clever fand ich, dass Du diese Parallele auch noch in diesem Alters-Motiv gespiegelt hast. Sebastian ist Lisa nicht erwachsen genug und Lisa ist ihrem Freund nicht erwachsen genug. Damit ist es dann auch nicht so ein Männer sind Schweine, Frauen sind Opfer Klischee, weil hier ja beide Geschlechter das gleiche Potential haben, sich auf der einen Seite selbst zum Hund zu machen und sich auf der anderen Seite einen Hund zu halten. Andererseits ist es schon ein Klischee, dieses: Frauen wollen immer die Arschlöcher, aber nie die netten Jungs. Andererseits: Ich kenn solche, die so sind. Andererseits: Ich kenn auch Männer die so sind und Frauen, die nicht so sind :D

Naja, ich mach dann mal Kleinigkeiten

Ihr Körper beschrieb eine perfekte Parabel und tauchte wie ein Fischotter ins Wasser, das ohne Spritzen verheilte.
zu viele Bilder für einen Satz

Die drahtige Figur noch betont vom schwarzen Badeanzug, eilte sie erneut die Leitern des Sprungturms hinauf.
"noch" find ich entbehrlich

In manchen seiner Träume schlief Sebastian mit ihr.
Ist mir als Phantasie zu farblos. Lass ihn doch eine bestimmte sexuelle Handlung imaginieren. Meinetwegen Zehenlutschen, irgendwas mit Bild halt.

Nach dem nächsten Sprung schlenderte Lisa zu Sebastian.
Bin ich schon wieder in der Möbiusschleife? :D

Die Leitersprossen schnitten ihm schmerzhaft in die Fußsohlen, der Geruch von feuchtem Eisen füllte seine Nase.
Kann weg, in die Füße geschnitten werden ist eigentlich immer unangenehm

Also erzählte er von seinem Vater, der häufig für die Arbeit verreiste, von seiner Mutter, die nach Frankreich verschwunden war, erzählte vom ekligen Geschmack, den Fast-Food und Fertiggerichte nach einigen Wochen ohne frische Mahlzeit annahmen.
Das hätte ich lieber als Gespräch oder Szene. Das ist ja auch nicht ohne mit der verschwundenen Mutter, aber so ist mir das zu nebensächlich in der Geschichte. Entweder machst Du das relevant oder Du machst es raus, wür ich empfehlen. Also dieses Thema der Einsamkeit ist ja sehr stark bei ihm, auch der Vater ist ja mehr ein Gespenst. Aber als Erklärung für seinen Liebesmasochismus bleibt mir das irgendwie zu vage.

–LEERZEICHENBalkone, auf denen Männer in Unterhemden standen, Balkone, vor denen Wäsche flatterte, Balkone verdeckt von Sonnenschirmen.

Mit angedeutetem Six-Pack und drahtigen Armen, erinnerte sie an die Amazonen, die nur diejenigen Männer freiten, welche sie zuvor in der Schlacht besiegten.
Ich mag alte Verben, aber das hier ist mir für den Text ne Spur zu heftig.

Der Sex war anstrengend wie Leistungssport und beim Orgasmus wurde Sebastian schwarz vor Augen.
Ja, wie denn? Ich find, wenn Sex relativ glatt läuft, kann man ihn schon mal so wegblenden, aber wenn das so unbeholfener, irgendwie schiefer Sex ist, wären die Details schon wichtig. Guck mal bei Fliege, wie schön die unromantischen Sex beschrieben hat.

„Na, wie war ich?“, fragte sie.
Nee, das fragt glaub ich niemand ernsthaft. Auch Lisa nicht.

Während ihm Lisas Körper genau vor Augen stand – samt Muttermal überm Bauchnabel und teilrasiertem Venushügel – konnte sich Sebastian an ihre Stimme nicht erinnern.
"Venushügel" ist so ein Wort für diese "Lodernde Leidenschaften"-Heftchen am Bahnhof, finde ich.

Und gerade weil er nur um ihre Wirkung wusste, ließ ihn ihre Stimme nicht los.
Das fand ich gut, dass er sich nicht an die Stimme sondern nur an ihre Wirkung erinnert.

Am nächsten Tag brannte die Milchsäure beim Schwimmen wie Feuer in den Armen.
Der ist doch kein Sportmediziner, der Sebastian. Ist das überhaupt noch aktuell mit der Milchsäure?

„Besteht vielleicht doch die Möglichkeit, dass du dich in mich verliebst?“
Was für eine traurige Frage. aber so sind diese Leute, genau so. :heul:

Oder Sebastian untersuchte Lisas Körper mit der Hingabe eines Archäologen, tastete ihre Rippenbögen ab, den Schwung ihrer Hüften, wanderte über ihre Schenkel hinab zu den Füßen.
Uh, bei Archäologe denke ich aber an viel tiefergehende Erkundungen ;)

„Geh nicht. Ich mein, er behandelt dich wie Dreck.“
Jaja, den Splitter im Auge des anderen...

Sie lutschte grünes Wassereis, seine süße Nymphe, und wischte sich die klebrigen Tropfen vom Kinn.
Unten hast Du sie noch mal als Nymphe. Ich würd das hier rausnehmen.

„Warum nicht? Ich kann gleich hier wohnen bleiben. Habe praktisch keinen Weg zur Arbeit und kann endlich diesen nervigen Kindern in den Arsch treten.“
:D Aber auch ein bisschen traurig, dass er gar keine richtigen Träume zu haben scheint.

lg,
fiz

P.S.: Titel fand ich nicht so schick. Schon mit diesem Bindestrich.

 

Hallo,
ich hab das unterm Strich gerne gelesen. Das ist keine ausgeklügelte und komplexe Geschichte mit großer Entwicklung, aber ein angenehmer, frühlingshaft melancholischer Wohlfühltext. Das Verhältnis, wie du es darstellst ist authentisch, die Figuren plastisch, der Text lehnt sich vom Plot her nirgendwo aus dem Fenster, aber er bringt diesen leichten bittersüßen Schmerz, den Sebastian empfindet, gut rüber. Man ist nach dem Text nicht überrascht oder besonders bewegt, es ist ja auch ein altbekannter Konflikt, aber du hast auf jeden Fall geschafft, eine Stimmung zu erzeugen, die, denke ich, viele Leser gut fassen können.
Die Komposition finde ich rund, wenn auch ein wenig zu linear, das Setting ist plastisch, doch, das funktioniert. Ich denke schon, das was du wolltest, hast du hier auch geschafft.
Es ist angenehm geschrieben, die Szenenführung ist stimmig. Stilistisch gibt es von meiner Seite wenig auszusetzen, die Sprache passt zum Inhalt.
Ich hatte kurzzeitig das Gefühl, dass da ein paar zu viele Vergleiche sind, da bin ich aber vllt ein bisschen sensibel, weil ich da selbst vor gar nicht so langer Zeit ein riesiger Fan von war, und sie nun versuche zu reduzieren, jedenfalls habe ich den Text gerade noch mal durchgeschaut, hab da jetzt aber auf den zweiten Blick kein Übermaß feststellen können. Also alles in Butter.
Ja, vielmehr kann ich zu der Geschichte nicht sagen, ich mochte sie.
Grüße
randundband

 

Hallo,

ich schreibe mal beim Lesen mit:

Ihr Körper beschrieb eine perfekte Parabel und tauchte wie ein Fischotter ins Wasser, das ohne Spritzen verheilte.
Den Satz finde ich gut, v.a. der letzte Teil, nach dem Fischotter (den konnte ich mir ehrlich gesagt nicht so vorstellen, weil, Stadtkind)

Die drahtige Figur noch betont vom schwarzen Badeanzug
Ich finde, das noch könntest du streichen, weil es sich sonst so liest, als würde der Badeanzug ihre drahtige Figur bald nicht mehr betonen

Im Religionsunterricht spielte sie mit ihrem Smartphone unter der Bank, in den Pausen stand sie bei den Kerlen aus der Oberstufe, küsste ihre Wangen zur Begrüßung, rauchte ihre Zigaretten. In manchen seiner Träume schlief Sebastian mit ihr.
Ich finde das eine schöne Charakterisierung

Sebastian sah den Turm hinauf, aus dem die Sprungbretter wie Zungen ragten.
Hey, das ist auch eine coole Beschreibung

„Du siehst echt besser aus als deine Klamotten“, sagte sie.
Gefällt mir!

Die Leitersprossen schnitten ihm schmerzhaft in die Fußsohlen, der Geruch von feuchtem Eisen füllte seine Nase.
Allgemein finde ich, dass du sehr schön mit allen Sinnen schreibst, also, was riecht der Prot, was fühlt, sieht er, das ist angenehm zu lesen

„Hört sich cool an.“, sagte Lisa.
Punkt reingerutscht

schweifen –Balkone, auf denen Männer
da gehört ein Leerzeichen vor Balkone

Ihre Schreie echoten zwischen den Häuserwänden.
echoten, das ist ja ein komisches Wort! Hallten?

Am nächsten Tag brannte die Milchsäure beim Schwimmen wie Feuer in den Armen.
Milchsäure? Ich bin ein furchtbarer Schwimmer, deswegen hab ich da vllt auch einfach ein Allgemeinwissens-Loch

Und gerade weil er nur um ihre Wirkung wusste, ließ ihn ihre Stimme nicht los. Er lag auf dem Bett und rauchte Zigaretten bei offenem Fenster, bis er sich eingestand, dass er Lisa vermisste.
Hey, so Zwischenfazit: Mir gefällt die Story ziemlich gut. Ich finde die ist in einem ruhigen, angenehmen, empathischen Tonfall geschrieben. Das ist mir bei deiner Maskenballstory ja schon aufgefallen, aber diese Fokussierung auf zwei Hauptprotagonisten hier und der Hauptkonflikt, der sehr früh im Text auftaucht, machen das Ding rund.

„Dass ich nicht dein Freund bin, hab ich kapiert. Was soll’s, bin ich eben dein Taschentuch.“
„Normalerweise benutze ich meine Taschentücher aber nur einmal“, sagte sie
Cooler Dialog.

Sie gingen in den Supermarkt um die Ecke und Sebastian fühlte sich wie ein Gewinner, als der Verkäufer die Kondome mit neidischem Blick über den Scanner zog.
Haha.

„Ne, es fasziniert mich nur,
Mir hat mal einer gesagt, dass das Nee heißt, weil Ne eine Abkürzung für eine ist; aber ist sehr spitzfindig

Aus ihren Beschreibungen malte sich Sebastian einen Riesen mit der Brustbehaarung eines Bären und die Vorstellung, dass dieser Kerl mit ihr schlief, war weniger schmerzhaft als vielmehr irreal, wie die Idee aus einem Porno.
Also so objektiv-nüchtern betrachtet, müsste er ja eigentlich neidisch auf den Kerl sein oder zumindest geknickt, wenn er daran denkt, dass sie mit ihrem Freund schläft, oder dass sie überhaupt einen Freund hat. Aber dass das für ihn irreal erscheint, und es ihn deswegen irgendwie nicht kümmert, das kann ich irgendwie total nachvollziehen, ich weiß auch nicht, wieso. Also das ist gut

Obwohl Lisa Tränen übers Gesicht liefen und sie den Rotz mit dem Handrücken wegwischte, freute sich Sebastian – seine Chancen waren gestiegen.
„Es tut so weh“, wimmerte Lisa und er nahm sie in den Arm, bis sie eingeschlafen war.
Oh Mann. Dein Prot lebt in so einer Wolke, aus der er die Realität nicht sieht. Finde ich gut, wenn ich so nüchtern darüber nachdenken, dann hat dein Prot keine Chance; aber dieses: Boa ich glaube, das könnte doch was werden, weil, sie kommt immer zu mir, das kommt gut rüber beim Lesen

„Was willst du heute machen?“, fragte er.
„Ich weiß noch nicht. Vermutlich geh ich zu meinem Freund.“
Oh Mann. Also dein Prot tut mir echt leid, so beim Lesen. Er ist besessen von dem Mädchen, aber die will ihn nicht, und das Mädchen ist besessen von dem Zwanzigjährigen, aber der will sie auch nicht.

So, jetzt bin ich durch. Also mir hat die Story echt sehr gut gefallen. Ich kenne das Original von offshore und das Ur-Original von ... (hab ich vergessen), aber du hast da echt dein eigenes, kleines Drama daraus gemacht, und ich fand das wirklich sehr gut geschrieben und beschrieben, ich hab richtig mitgefiebert mit deinem Helden. Auch diese rosarote Brille, durch die dein Prot einfach nicht sieht, dass er keine Chancen bei Lisa hat, das fand ich gut beschrieben. Ich weiß nicht, wie du das mit dem Ende gedacht hast - als er sagt: Bleib bei mir, und sie nickt. Soll das heißen, dass sie sich für ihn entscheidet? Das fände ich schlecht. Ja, so offene Enden sind schon okay, aber irgendwie mag ich abgeschlossene Handlungen; ich hätte es sehr sehr gut gefunden, wenn Lisa wegzieht und dein Prot zurückbleibt, oder wenn dein Prot Lisa mal mit ihrem "Freund" sehen würde, und dann erkennt, dass er keine Chance bei ihr hat oder irgendwie sowas. So ist mir das fast ein bisschen zu Happy End-mäßig, ich weiß auch nicht. Ist halt total individuelle Geschmackssache. Aber wie gesagt, hat mir ziemlich gut gefallen, ich hab da eigentlich nichts dran zu beanstanden.

Grüße

 

Servus Kew,
ich hätte mich darauf zu wetten getraut, dass du dir die Sprungturm-Geschichte vorknöpfst. Einerseits weil du schon im Kommentar zum Originaltext angedeutet hast, es wäre da noch einiges an Potential drin, andererseits, weil dich vermutlich die Figurenkonstellation gereizt hat. Ein Junge und ein Mädchen im ambivalenten Gefühlsdurcheinander gegenseitiger Anziehung und Ablehnung, das ist ja ein unerschöpfliches Thema und obendrein von zeitloser Aktualität.
Natürlich war ich gespannt, wie du mit dem einigermaßen radikalen Mittelteil und vor allem mit dem rätselhaften Zeitparadoxon meines Textes umgehst. Das hast du allerdingst nicht einmal am Rande gestreift und das finde ich schade. Eigentlich erhoffte ich mir einen möglicherweise interessanten neuen Erklärungsansatz zu meiner Geschichte. Ich möchte sie nämlich endlich verstehen.
Na ja, du gibst dich halt mit dem Personal zufrieden und mit dem Setting, dem sommerlichen Schwimmbad und erzählst um das herum eine durchaus lesenswerte Amour fou. Also obwohl ja eine Art Happy End angedeutet wird, scheint mir die Beziehung der beiden nicht von langer Dauer zu sein. („Was ich haben will, das krieg ich nicht, und was ich kriegen kann, das gefällt mir nicht“, sangen Fehlfarben schon in den 1980ern.) Man ahnt am Ende, dass Sebastian vermutlich bald leiden wird wie ein Hund. Er scheínt mir in seiner naiven Hingabe Lisa und ihren Ansprüchen einfach nicht gewachsen zu sein, vermutlich ist er schlicht zu nett für sie, na ja, hoffnungslos verliebt halt.
Was mir an dem Text gut gefällt sind die vielen stimmigen Details, an denen man auch merkt, dass du altersmäßig noch um einiges näher an dem Thema bist als ich alter Sack.
Ja, auch wenn deine Geschichte eine gänzlich andere Richtung als meine einschlägt, bin ich mit deiner Bearbeitung durchaus zufrieden.

Als (überhebliches) Schlusswort sozusagen, möchte ich noch anmerken, dass mein Originaltext, wenn auch kürzer als deine Adaption, dem Leser allerdings um einiges mehr zum Grübeln aufzugeben scheint. Glaub ich halt. Aber eine unterhaltsame Lektüre ist dein Text allemal.

offshore

 

Hey Kew,

ich habe die Geschichte auch gern gelesen. Ich fand das schon tricky mit der Dreiecksbeziehung, wobei der eine Typ der Gewinner ist, der andere der Verlierer sein wird (wenn auch erst später) und Lisa ist irgendwie beides. Was ihr angetan wird, gibt sie 1:1 weiter. Das ist schon nett ausgedachtuUnd Lisa ist für mich auch die spannenste Figur im ganzen Ensemble.

Nach der Busfahrt legte Lisa den Kopf in den Nacken und ließ den Blick über die 20 Stockwerke des Wohnsilos schweifen –Balkone, auf denen Männer in Unterhemden standen, Balkone, vor denen Wäsche flatterte, Balkone verdeckt von Sonnenschirmen.

Das mochte ich gern. Überhaupt hab ichsprachlich diesmal gar nicht viel zu ningeln. Da scheint grad was bei dir zu gehen :).

„Zieh dich aus“, sagte sie. Und als er zögert: „Also gut, fang ich wieder an.“ ...
„Hast du Gummis da?“, fragte sie. Sebastian schüttelte den Kopf. „Gott, das ist eure Aufgabe.“

Ja ... und schon bekommt Lisa einen Strich mehr Kontur. So einfach, so hübsch.

... Da sagt er, ich soll ihn nicht nerven. So ganz nebenbei. Wie zu seiner Katze, die er einfach runterschmeißt, wenn sie sich auf die Tastatur legt. Ich tauge gerademal zum Haustier.“

Hehe

„Ich möchte, dass du bei mir bleibst“, sagte Sebastian.
Lisa zögerte mit abgewandtem Gesicht und er spürte das Zittern in ihrer Hand. Dann nickte sie.

Einziger Kritikpunkt für mich. Okay, du deutest an, dass sie verstanden hat, dass er mehr sein möchte und sie weiß auch, sie fühlt sich wohl bei ihm, aber! ich hab die Lisa, die da auf einmal alles über Bord wirft, was vorher ihr Leben ausgemacht hat, nicht kennengelernt. Ich weiß nicht, woher das auf einmal kommt. Ich versteh ja, dass Du die beiden da am Ende aus ihrer Endlosschleife raus haben willst, aber nee, irgendwie ... ich kauf das nicht. Lisa gibt das für mich nicht her. Eher noch, dass er sie nicht reinlässt, weil der Schmerz in den Zwischenzeiten einfach nur zu groß ist. Das er sich verweigert und dann leiden beide wie Hunde. Aber gut. Ist eh subjektiv empfunden. Für mich war nur voll logisch, aus Lisa wird nicht so ein Händchenhalteprinzesschen. So tickt die nicht.

Ja, fein. Schön. Spannendes Trio auf jeden Fall.
Beste Grüße, Fliege

 

Hey feirefiz,
dank dir fürs lesen und kommentieren.

warum bist Du unzufrieden mit dem Text?
Hauptsächlich wegen der Sexszene und ein bisschen wegen dem Ende. 
Ich hab ihn gern gelesen.
Das freut mich.
Das einzige, was man vielleicht sagen könnte, ist, dass der Plot für Deine Verhältnisse relativ konventionell ist.
Ich versteh das bei meinen Freundinnen nie und so richtig viel tiefer im Verständnis hat mich Dein Text jetzt auch nicht gebracht.
Ja, der Text geht da nicht irre tief. Und man kennt die Konstellation. Ich hab versucht vor allem die Probleme vom letzten Text versucht zu umgehen. Sprich früher Konflikt, besser konzentriert. Da ist es völlig okay, wenn es da ein bisschen an Innovation in der Handlungsführung fehlt. Solange der Text so funktioniert, wie er ist, bin ich voll zufrieden. Das mit der Innovation kommt dann beim nächsten mal wieder.
Interessant fand ich jetzt auch, den Text so kurz nach Flieges Kopie zu lesen, weil sich da über das Jugend-Thema und das Sex-Motiv einige gute Vergleichspunkte ergeben. Lisa ist ja fast ein bisschen ähnlich wie Franz insofern sie Sex auch sehr funktionalisiert. Nicht so sehr als Realitätsflucht, aber sie scheint ja keinen anderen Modus zu kennen, um mit Typen in Kontakt zu kommen. Bei ihrem "Freund" ist das wahrscheinlich auch das einzige Mittel, mit dem sie glaubt, ihn an sich binden zu können (später funktioniert dann noch nicht einmal das mehr), und von Sebastian könnte sie eigentlich viel mehr haben, was sie aber nicht will. Klassisches Dreiecksdilemma.
Kann ich mir vorstellen. Gerade wenn die Texte vom Setting etc. doch relativ nahe beieinander liegen.
Bei Lisa war es halt so für mich, dass die dem Typen wirklich nicht viel mehr zu bieten hat als Sex. Die ist so vier Jahre jünger und in einer ganz anderen Lebenswelt. Die haben halt kaum überschneidung. War jedenfalls so die Überlegungen, die ich mir dazu gemacht habe.
Das fand ich auch ganz interessant an der Geschichte, diese Spiegelungen. Lisa hat eigentlich genau dasselbe Verhältnis zu ihrem unerreichbaren Freund, wie Sebastian zur unerreichbaren Lisa. Beide kriegen zwar Sex, aber nicht die emotionale Bindung, die sie sich vom anderen wünschen und lassen sich ausnutzen. Sebastian müsste Lisa eigentlich ganz gut verstehen können. Und Lisa müsste ihren eigenen Freund ganz gut verstehen können, also dass sie desto unattraktiver für ihn wird je bedingungsloser sie verfügbar ist. Clever fand ich, dass Du diese Parallele auch noch in diesem Alters-Motiv gespiegelt hast. Sebastian ist Lisa nicht erwachsen genug und Lisa ist ihrem Freund nicht erwachsen genug.
Cool, dass das funktioniert mit dem Altersding. Und mit dem Erkennen können, ja, eigentlich sollte die das. Aber die sind da halt auch blind für. Da fehlt es dann doch an Reife/Selbstreflexion. Mit dem Alter war noch die Idee, dass Sebastian eben doch etwas reifer wirkt als die anderen Jungs. Also für Lisa mehr unabhängigkeit und erwachsensein darstellt als altersgenossen und dass er deshalb überhaupt in frage kommt , sich mit ihm abzugeben
Damit ist es dann auch nicht so ein Männer sind Schweine, Frauen sind Opfer Klischee, weil hier ja beide Geschlechter das gleiche Potential haben, sich auf der einen Seite selbst zum Hund zu machen und sich auf der anderen Seite einen Hund zu halten. Andererseits ist es schon ein Klischee, dieses: Frauen wollen immer die Arschlöcher, aber nie die netten Jungs. Andererseits: Ich kenn solche, die so sind. Andererseits: Ich kenn auch Männer die so sind und Frauen, die nicht so sind
Absolut, die Konstellation ist schon bekannt. Aber solange es noch nicht so klischeetriefen ist, dass es einen aus dem Text wirft, ist alles okay.
Das hätte ich lieber als Gespräch oder Szene. Das ist ja auch nicht ohne mit der verschwundenen Mutter, aber so ist mir das zu nebensächlich in der Geschichte. Entweder machst Du das relevant oder Du machst es raus, wür ich empfehlen. Also dieses Thema der Einsamkeit ist ja sehr stark bei ihm, auch der Vater ist ja mehr ein Gespenst. Aber als Erklärung für seinen Liebesmasochismus bleibt mir das irgendwie zu vage.
Okay, ich versuche mich gerade damit, nicht mehr alles in Szenen zu verpacken – ist also gut zu wissen, wo eine Szene tatsächlich besser wäre.

Ja, wie denn? Ich find, wenn Sex relativ glatt läuft, kann man ihn schon mal so wegblenden, aber wenn das so unbeholfener, irgendwie schiefer Sex ist, wären die Details schon wichtig. Guck mal bei Fliege, wie schön die unromantischen Sex beschrieben hat.
Absolut. Das ist ein bisschen die Verlegensheitslösung, weil mir die Zeit ausgegangen ist. Hab halt Weggeblendet, damit der Text davon abgesehen funktioniert und die Stelle einen nicht komplett rauswirft. Muss da nochmal ran.

Der ist doch kein Sportmediziner, der Sebastian. Ist das überhaupt noch aktuell mit der Milchsäure?
Keine Ahnung, aber ich denke, man hört das oft genug, damit er das aufgeschnappt haben kann.

Uh, bei Archäologe denke ich aber an viel tiefergehende Erkundungen
Klar, mit Spachtel und co geht’s unter die Haut. :P Ich hatte noch an Dermatologen gedacht, aber das klingt nicht gut, find eich jedenfalls. Lass es erstmal so, solange niemand sonst sich dran stört.

@randundband

Das ist keine ausgeklügelte und komplexe Geschichte mit großer Entwicklung, aber ein angenehmer, frühlingshaft melancholischer Wohlfühltext.
Dann schafft er, was er schaffen soll. Freut mich.
Das Verhältnis, wie du es darstellst ist authentisch, die Figuren plastisch, der Text lehnt sich vom Plot her nirgendwo aus dem Fenster, aber er bringt diesen leichten bittersüßen Schmerz, den Sebastian empfindet, gut rüber. Man ist nach dem Text nicht überrascht oder besonders bewegt, es ist ja auch ein altbekannter Konflikt, aber du hast auf jeden Fall geschafft, eine Stimmung zu erzeugen, die, denke ich, viele Leser gut fassen können.
Wunderbar. Das mit dem überraschen kommt einandermal wieder bzw. ich versuche es wann anders mal wieder. Jetzt nehm ich den Text hier erstmal zum Motivationstanken. :P

Ich hatte kurzzeitig das Gefühl, dass da ein paar zu viele Vergleiche sind, da bin ich aber vllt ein bisschen sensibel, weil ich da selbst vor gar nicht so langer Zeit ein riesiger Fan von war, und sie nun versuche zu reduzieren, jedenfalls habe ich den Text gerade noch mal durchgeschaut, hab da jetzt aber auf den zweiten Blick kein Übermaß feststellen können. Also alles in Butter.
Ach, der Verdacht ist bei mir eigentlich immer gerechtfertigt. Ich hab da noch zu viel Angst, dass ein satz zu langweilig klingen könnte und auch, wenn ich versuche sparsam zu sein mit den Bildern, übertreibe ich gerne mal.

Danke dir jedenfalls fürs Lesen und Kommentieren.

@zigga

Allgemein finde ich, dass du sehr schön mit allen Sinnen schreibst, also, was riecht der Prot, was fühlt, sieht er, das ist angenehm zu lesen
Bringen die Schreibratgeber-Regeln doch was. Freut mich.

Hey, so Zwischenfazit: Mir gefällt die Story ziemlich gut. Ich finde die ist in einem ruhigen, angenehmen, empathischen Tonfall geschrieben. Das ist mir bei deiner Maskenballstory ja schon aufgefallen, aber diese Fokussierung auf zwei Hauptprotagonisten hier und der Hauptkonflikt, der sehr früh im Text auftaucht, machen das Ding rund.
Das ist sehr cool. Weil der Text wirklich mit der Absicht entstanden ist, die Fehler vom Maskenball zu vermeiden und die Stärkern mitzunehmen. Hat anscheinend ganz gut funktioniert.

Ich weiß nicht, wie du das mit dem Ende gedacht hast - als er sagt: Bleib bei mir, und sie nickt. Soll das heißen, dass sie sich für ihn entscheidet? Das fände ich schlecht. Ja, so offene Enden sind schon okay, aber irgendwie mag ich abgeschlossene Handlungen; ich hätte es sehr sehr gut gefunden, wenn Lisa wegzieht und dein Prot zurückbleibt, oder wenn dein Prot Lisa mal mit ihrem "Freund" sehen würde, und dann erkennt, dass er keine Chance bei ihr hat oder irgendwie sowas. So ist mir das fast ein bisschen zu Happy End-mäßig, ich weiß auch nicht.
Ich hatte tatsächlich eine Variante, in dem er sie vor die Wahl stellt, er oder ich, und sie einfach geht. Ich überlege nochmal, was mir besser gefällt und geh nochmal übers Ende

Aber wie gesagt, hat mir ziemlich gut gefallen, ich hab da eigentlich nichts dran zu beanstanden.
Freut mich.

Danke dir fürs Lesen und Kommentieren.

@ernst

Danke dir fürs Lesen und kommentieren.

Natürlich war ich gespannt, wie du mit dem einigermaßen radikalen Mittelteil und vor allem mit dem rätselhaften Zeitparadoxon meines Textes umgehst. Das hast du allerdingst nicht einmal am Rande gestreift und das finde ich schade. Eigentlich erhoffte ich mir einen möglicherweise interessanten neuen Erklärungsansatz zu meiner Geschichte. Ich möchte sie nämlich endlich verstehen.
Ja, das ist richtig. Ich neige dazu, meine Copywrite-Vorbilder zu hijacken. Ich nehme mir dann einen Aspekt und bau mir dann was drauß. Ist sicher nicht der interessanteste Weg für die Original-Autor. Also ich versteh das voll, wenn es dir lieber wäre, wenn ich das Zeitparadox drin behalten hätte. Aber ehrlich gesagt wüsste ich nicht, wie ich das umsetzten sollte. Ich konnte da ja persönlich nicht soviel anfangen. Hab’s also lieber rausgelassen. Aber ja, es gibt sicher interessantere Autoren, von denen man kopiert werden kann 

Man ahnt am Ende, dass Sebastian vermutlich bald leiden wird wie ein Hund. Er scheínt mir in seiner naiven Hingabe Lisa und ihren Ansprüchen einfach nicht gewachsen zu sein, vermutlich ist er schlicht zu nett für sie, na ja, hoffnungslos verliebt halt.
Ja, das ist richtig. Aufdauer wird das nicht funtktionieren. Aber manchmal merkt man es halt nicht, sondern kann nur im nachhinein sagen, was hab ich mir da nur gedacht.
Als (überhebliches) Schlusswort sozusagen, möchte ich noch anmerken, dass mein Originaltext, wenn auch kürzer als deine Adaption, dem Leser allerdings um einiges mehr zum Grübeln aufzugeben scheint. Glaub ich halt. Aber eine unterhaltsame Lektüre ist dein Text allemal.
Sicher.  Ich wollte die einfach Variante, ohne große Experimente und Brüche. Eine einfach Geschichte auszuprobieren, ob ich das hinbekomme. Dass da nicht soviel zum Denken bleibt, ist okay.

@Fliege

ich habe die Geschichte auch gern gelesen. Ich fand das schon tricky mit der Dreiecksbeziehung, wobei der eine Typ der Gewinner ist, der andere der Verlierer sein wird (wenn auch erst später) und Lisa ist irgendwie beides. Was ihr angetan wird, gibt sie 1:1 weiter. Das ist schon nett ausgedachtuUnd Lisa ist für mich auch die spannenste Figur im ganzen Ensemble.
Freut mich, dass es für dich funktioniert.

Das mochte ich gern. Überhaupt hab ichsprachlich diesmal gar nicht viel zu ningeln. Da scheint grad was bei dir zu gehen .
Hach, das ist ja cool. Das rahm ich mir mal als Motivationsspruch ein.

Für mich war nur voll logisch, aus Lisa wird nicht so ein Händchenhalteprinzesschen. So tickt die nicht.
Ja, ich werde wohl wirklich ncohmal übers Ende gehen. Aber eigentlich war es auch nicht so gedacht, dass sie jetzt super lieb wird und so, aber vielleicht hab ich da übertrieben. Also die tage wird’s da noch nen neuen versuch geben
Danke dir jedenfalls fürs Lesen und kommentieren.

 

„Stört es dich nicht, dass dich jeder sieht?“, fragte Lisa.
„Wieso? Hier weiß eh niemand, welches Fenster zu welcher Wohnung gehört.“
Das ... versteh ich nicht. So rein logisch nicht.

Ich kenn das Original nicht (oder kann mich nicht mehr dran erinnern). Unabhängig von der Vorlage hab ich das hier sehr gern gemocht. Der arme Kerl. Ich glaub, du hast es zum ersten Mal geschafft, dass eine deiner Figuren meine Beschützerinstinkte aktiviert. Und wenn die aktiviert sind, hat mich eine Geschichte auf ihrer Seite. :D

Und Lisa ... tja, was soll man zu jemandem sagen, der Fischfilet ablehnt, weil Fischaugen eklig sind?!

Das Geschickte ist hier natürlich, dass Lisa bei ihrem "Freund" in so einer Opferrolle lebt und die in ihrer Beziehung zu Sebastian weiterreicht. Das ist interessant, weil die Geschichte annimmt, dass Leute in einer Beziehung nicht auf ein bestimmtes Rollenverhalten festgelegt sind, sondern ihre Verhaltensmuster an ihrem Gegenpart ausrichten. Das find ich wirklich gut, weil man häufiger dieses andere Bild vermittelt bekommt: "Die sucht sich immer denselben Typen aus. / Der ist immer mit derselben Frau zusammen, und die sind alle seine Mutter. / Das ist immer so ein Kriecher. / Die ist immer so herrisch. / Sie ist immer die Devote. / Er muss sich immer als Alphatier fühlen."
Ja, doch, ich mag deine Idee lieber, die ist nicht so verbraucht. :)

Beim Ende hab ich auch gedacht: Ist etwas unbefriedigend, weil man Lisa einen Gesinnungswechsel nicht abnimmt und ich als Leser jetzt nicht recht weiß, wie ich die letzte Szene einordnen soll. Aber das haben andere schon gesagt.

Ansonsten: Echt gern gelesen! Und ich hatte zum ersten Mal nicht so eine Glaswand zwischen mir und dem Text. :)

 

Hallo Kew

Ihr Körper beschrieb eine perfekte Parabel und tauchte ins Wasser, das ohne Spritzen verheilte.

Man hat da schon ein Bild vor Augen, aber ich finde es unglücklich ausgedrückt. Sind die Flugbahnen von guten Springern wirklich Parabeln? Würden sie dann nicht schräg auf dem Wasser aufkommen? Warum das "perfekt"? Es mag eine perfekte Flugbahn geben, aber eine perfekte Parabel?

Dann auch das: ohne Spritzen verheilen. Das klingt so bemüht, weil du jetzt halt auf Teufel komm raus eine Alternative gesucht hast zum (trivialen) "das nicht/kaum spritzte". Ich finde da aber die schlichte Lösung besser, über das "verheilen" bin ich gestolpert, es passt auch nicht, das ist doch keine Wunde, das Wasser nicht verletzt, das sind doch die Assoziationen, die man mit "verheilen" in Verbindung bringt.

Mit jedem Stockwerk, das er unter sich ließ, wurde der Wind kräftiger.

Redet man bei Sprungtürmen auch von Stockwerken?

Das Wasser schoss in seine Nase, spülte das Gehirn aus seinem Kopf.

Auch das mochte ich nicht. Da hab ich ein barbarisches Bild vor Augen, wie sein Gehirn im Wasser treibt. Ich bin auch schon vom 3er gesprungen (ich nehme an, höher sind sie nicht, weil sie von einem Sprungbrett aus springen), und da kann ich mich nicht erinnern, dass das Wasser dermaßen brachial in die Nase schießt.

kindliche Rundungen mit keck aufgerichteten Nippeln.

Das finde ich ganz furchtbar. Ich hab das hier schonmal unter eine Geschichte geschrieben, "keck aufgerichtete Nippel" ... ganz, ganz schlimm :) Sorry.

Balkone, auf denen Männer in Unterhemden standen, Balkone, vor denen Wäsche flatterte, Balkone verdeckt von Sonnenschirmen.

Du vergisst die Satellitenschüsseln :)

„Stört es dich nicht, dass dich jeder sieht?“, fragte Lisa.
„Wieso? Hier weiß eh niemand, welches Fenster zu welcher Wohnung gehört.“

Geht mir hier wie Möchtegern, ich kapier das auch nicht. Auch wenn man nicht weiß, welches Fenster zu welcher Wohnung gehört, sieht man ihn doch trotzdem, oder?

Aber nur eine Gruppe Jungs in Neoprenanzügen kletterte unermüdlich den Sprungturm hinauf.

Die erwähnst du öfter, die Jungs in Neoprenanzügen. Ich frage mich, warum sie die tragen? Sollen das so High-Tech Schwimmanzüge sein? Nachher kommt eine Stelle, da klingt es so, als hätten sie die auch später beim Biertrinken noch an. Ich frage mich, was es damit auf sich hat.

„Dass ich nicht dein Freund bin, hab ich kapiert. Was soll’s, bin ich eben dein Taschentuch.“
„Normalerweise benutze ich meine Taschentücher aber nur einmal“,

Das nenne ich mal eine schlagfertige Antwort.

Sie schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, ich steh auf Männer, nicht auf Jungs.“

Ich hab ein zentrales Problem mit der Geschichte: Ich mag beide Figuren nicht, Lisa noch weniger als Sebastian. Dieses Gönnerhafte von ihr, das finde ich sehr unsympathisch. Jetzt kann man natürlich sagen, aus Sicht des Autors ist es besser, wenn ein Leser eine Figur unsympathisch findet als wenn sie ihm gleichgültig ist, aber das ist nicht die Art von unsympathisch, die die Geschichte für mich interessant macht ... es geht mehr so in die Richtung, sie nervt mich. Tut so erwachsen und überlegen und ist doch nur ein naives Kind, und Sebastian, der tanzt auch nach ihrer Pfeife, wie es ihr gerade passt. Sie bekommt, was sie will, und Sebastian ist der Trottel, der ihr nachrennt. Klar, ich weiß, Liebe und erste Erfahrungen und so ... trotzdem nervt mich das irgendwie, diese Konstellation. Vielleicht hätte mir die Geschichte besser gefallen, wenn sich das am Ende irgendwie noch aufgelöst hätte, wenn da noch irgendwas Überraschendes gekommen wäre, aber irgendwie klingt es auch so unfertig aus.

Abends trank er Bier mit den Jungs in Neoprenanzügen

Die Stelle meinte ich. Haben die die Anzüge immer noch an?

„Lass uns ficken“, sagte sie.

Jepp, ich finde diese Figur schrecklich. Da würde ich mir echt wünschen, dass Sebastian auch mal ein wenig Selbstbewusstsein zeigt, aber das tut er nicht. Immerhin ist er nicht in der "friend-zone" gelandet, sondern hat es zu einem "friend with benefits" geschafft, um mal ein paar Anglizismen zu bemühen (gibt aber glaube ich keine guten Übersetzungen dafür). Allerdings sind mir Lisas Gründe dafür nicht nachvollziehbar. Da passiert ja alles genau so, wie sie es will, und sie redet anders, als sie sich verhält, aber ich schiebe das mal auf die Hormone und allgemeine Verwirrungen in diesem Lebensabschnitt.

„Wo willst du hin?“, fragte Sebastian.
„Zu meinem Freund.“
„Geh nicht. Ich mein, er behandelt dich wie Dreck.“
„Überlass das mal mir.“

Wurde schon erwähnt, aber diese Idee finde ich auch den interessanten Kernpunkt in der Geschichte. Lisa behandelt Sebastian wie Dreck, und er merkt es nicht, und Lisa wird von ihrem Freund so behandelt, wie sie Sebastian behandelt - und sie merkt es auch nicht. Beide sehen das aber jeweils nur bei anderen, nicht bei sich selbst. Das hat mir gefallen.

in dieser Zukunft gab es keine Platz für ihn.

keinen

Ständig muss ich alles mit ihnen absprechen. Ich will endlich selbst meine Entscheidungen treffen, ich will frei sein.

Das sind halt so die üblichen Sätze. Ist auch schon gesagt worden, aber ich finde auch, die Geschichte bewegt sich auf sehr festgetrampelten Pfaden. Ich finde das durchaus angenehm geschrieben, du hast da einen guten Stil, eine überwiegend gute Sprache, flüssig, die mich als Leser angesprochen hat, aber inhaltlich geht der Text völlig an mir vorbei. Da bietet er mir zu wenig Substanz, zu wenig, das mich fesselt. Das ist alles ordentlich geschrieben, aber die Geschichte dahinter ... tja, das ist mir leider zu wenig. Wie ernst finde auch ich es schade, dass du auf den philosophischen Aspekt des Originals überhaupt nicht eingegangen bist. Das fand ich damals eine interessante Komponente, die man noch hätte ausarbeiten können.

Überraschung weitete ihre Augen, vielleicht auch die verspätete Einsicht, dass Sebastian mehr war, als ein Taschentuch

Jetzt plötzlich?

Die letzten beiden Abschnitte sind sprachlich echte Highlights für mich, das hast du wirklich schön geschrieben, mit "morgenfaul" und das mit den Göttern und der Unendlichkeit. Das mochte ich.

Also Kew, was ist nun das Fazit? Ist echt schwierig, ich war beim Lesen nicht gelangweilt oder hab nach vorne gescrollt, wie weit es noch ist. Sprachlich fand ich es gut, auch die Dialoge sitzen. Aber inhaltlich passiert mir zu wenig, das ist alles sehr glatt. Vielleicht hätte ein echter Streit zwischen Lisa und Sebastian das ganze interessanter gemacht, oder eine Konfrontation von Sebastian mit ihrem Freund ... vielleicht nur eine Szene, irgendeine Kleinigkeit, die die Geschichte so ein wenig aus ihrem gemütlichen Trott holt, in dem sie sich jetzt befindet. Dann kommt hinzu, dass es keinen echten Schluss gibt - du blendest an einer Stelle einfach aus, und man hat das Gefühl, die ist beliebig gewählt. Es könnte jetzt genauso weitergehen, oder du hättest auch schon eine Seite vorher ausblenden können, da passiert ja nichts wirklich Neues mehr (ok, sie gehen nochmal Turmspringen, aber ob das die Situation wirklich ändert...?)

Viele Grüsse,
Schwups

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Kew,

von mir dieses Mal nur spontane Leseeindrücke. Ich hab keine Lust groß rumzusuchen. Deine Geschichte habe ich schon vor ein paar Tagen gelesen, ich mag sie echt gern. Hab auch nicht verstanden, warum du so unzufrieden bist. Das ist ja direkt der Nachpost nach deiner Geschichte, den kann man gar nicht überlesen. Also nee, musst du nicht.

Ich finde das ausgesprochen interessant, wie unterschiedlich ihr alle an euere Copys dran gegangen seid. Nur allein schon von der Art des Schreibens her. Aber mehr noch. Ihr legt Punkte, von denen aus ihr die Copys entwickelt, sehr unterschiedlich aus. Find ich sehr interessant. Ich hab Flieges Geschichte direkt vor deiner gelesen, da kannte ich ja das Original und das zu deiner Geschichte kenne ich auch. Flieges Geschichte wirkt, wie wenn sie sich eine interessante Figur aus ziggas Geschichte rausgegriffen und deren Leben weiterentwickelt hätte, bis die Leerstellen zu dieser Figur ausgefüllt sind. Bei dir jetzt ist es eigentlich nur die Idee des Turmspringens, das im Leben der Figuren eine bestimmte Symbolbedeutung übernimmt. Und dieses Symbol leitet deine Geschichte. Das ist einfach spannend, wie kreativ ihr da seid.

Apropos, waren da nicht noch mehr beim Copywrite dabei?

Was mir wirklich gut gefiel, das ist also, wie du dieses Tumspringen symbolisch aufgeladen hast. Am Anfang noch so, dass man mit der Springerei dem anderen imponiert, bzw. imponieren muss, wie ein Initiationsritus, den das Männchen durchlaufen muss, damit er das Weibchen überhaupt trösten darf. Dann wird es zum Leitbild der "Beziehung" , er darf nur was mit ihr zu tun haben, wenn es ihr schlecht geht, also wenn sie sich das Elend aus dem Leib springen musss. Es ist ihr Trostspringen und sein Trost, dass er ja das Wenige zumindest hat. Zumindest macht er sich das vor. Ihr Trost, seine Chance. Und dann die Entwicklung, dass er ihr auch da wieder nachfolgt, indem er die Therapieart übernimmt und es ihr dieses Mal aber auch sagt.
Gut, da ist dann einiges dazwischen passiert. Lisa hat den Sebastian tüchtig instrumentalisiert, rennt einem Typen hinterher, der genau das mit ihr macht, was sie mit Sebastian macht. Und lässt Sebastian dann immer mal an den Wunden lecken, die dieser Bandtyp ihr geschlagen hat.
Eigentlich könnte man auf die Lisa sauer sein, weil sie den Jungen so mies behandelt, aber sie ist und macht sich selbst ja auch zum Opfer. Und der Sebastian, na es ist ja fast schon ein Riesenschritt, dass er ihr gegenüber endlich zugibt, dass er Trost braucht und sie endlich mal merkt, dass er nicht nur eine Trostvorlage, ein Tascheentuch ist.

Also die tun sich da schon ganz schön weh und sind selbst so fixiert auf ein Traumbild ihrer Liebe, dass man sie als Mama oder Papa mal ganz schön durchschütteln möchte. Und ihnen den Kopf zurechtsetzen will, was sie da alles auf sich nehmen, nur um ein Weibchen/Männchen in der Liga über sich abzukriegen, und dem anderen (unter sich) Schaden zufügen, vor allem aber sich selbst in beiden Positionen.
Was einen mit ein bisschen Distanz wundern könnte: Sie lässt sich in dieser komischen Bez. zu dem Bandtypen so quälen, kapiert sie nicht, dass sie nach unten weitertritt? Wie reflektiert die das denn für sich? Ich könnt mir noch vorstellen, dass man so schlimm in einem Selbstbetrug landet, aber was mir wirklich schwer fällt, ist, dass sie es so ungefilterte weitergibt, sie müsste doch wissen, wie scheißweh das tut. KLingt schon nach einem ziemlich egozentrischen Girlie.

Also wie du diese zwei (naja, schon irgendwie, aber vielleicht ist das auch ein Stück weit Normalität) beziehungsgestörten Jugendlichen hier mit dem Sprung- und Turmsymbol verknüpfst, das ist einfach schön zu lesen. Sehr elegant erdacht und durchgeführt, du Parabelschreiber du.

Was mir auch noch gut gefiel, du kriegst das einfach sehr stark hin, diesen Sommer, der sich zwischen Warten und Schwimmbad bewegt, der Sommer, der sich nur um das Springen zu drehen scheint, diese langsame, in der Sonne sich auflösende, dösende Atmosphäre. Es hat auch was sehr Melancholisches an sich. Ich glaub jeder kennt es auch, diesen Geruch nach Sonnenmilch und Eis und der Hitze und der ersten Verliebtheit. Das dockt einfach total gut an Dingen an, die man, so alt man jetzt auch sein mag, schon mal sehr stark gespürt hat. Wenn man so überlegt, wie wird das wohl in dreißig Jahren sein, ich glaub da riechts in Schwimmbädern immer noch genauso und die Mädchen laufen mit ihren Otterkörpern den Jungs vor der Nase rum.
Wirklich schön hast du das gemacht.

Aber jetzt noch Sprachlob und Sprachenmecker. Und zwar gleich am Anfang.

Lisa nahm Anlauf, zwei, drei Schritte und das Sprungbrett schleuderte sie in den Himmel hinaus. Ihr Körper beschrieb eine perfekte Parabel und tauchte ins Wasser, das ohne Spritzen verheilte. Die drahtige Figur betont vom schwarzen Badeanzug, eilte sie erneut die Leitern des Sprungturms hinauf. Sebastian, der sie von den steinernen Sonnenbänken aus beobachtete, zündete sich die nächste Zigarette an.
Diesen erste Absatz fand ich schon mal spitze. Man weiß sofort, der sitzt da schon stundenlang da und starrt sich das Herz aus dem Leib. Aber ich hab trotzdem sprachliche Probleme damit an zwei Stellen.
tauchte ins Wasser, das ohne Spritzen verheilte.
Kew, du hast ja eine Vorliebe für schöne sprachliche Bilder, aber hier übertreibst du es. Ich find das viel zu bombastisch. Das könnte man als Geschmacksurteil durchwinken. Daher mein Argument: Das ist einfach unpassend. Du willst ausdrücken, dass es nicht spritzt, dass sie einfach so ins Wasser eintaucht. Dass es nur diesen kleinen Eintauchsog gibt, nichts sonst. Wenn du sagst, "verheilt", sagst du, das Wasser hätte vorher eine Wunde erhalten. Und das heißt, sie ist eben nicht nur mit so einem schmatzigen Flups eingetaucht, sondern sie hat das Wasser kurzzeitig ordentlich kaputt gemacht. Widersprichst also deinem eigenen Bild, das du herstellen willst.
Die Parabel find ich gut. ich hab zwar momentan keine Ahnung, wie eine Parabel überhaupt aussieht, aber es klingt sehr elegant, man sieht die Drehung des schwarzen Körpers vor sich.
Und jetzt - noch eine Sache, bei der ich unsicher bin:
Ich weiß nicht, geht das überhaupt? Den Körper betont vom Badeanzug eilte sie die Stufen hinauf.
Mir kommt das falsch vor. So eine Partizipialkonstruktion muss sich doch inhaltlich auf das Geschehen beziehen? Oder? Du wirst natürlich nein sagen, würd ich ja auch. Aber dieser Satz kommt mir einfach ein bisschen unfreiwillig komisch vor. Aber ich guck mal nach, vielleicht find ich bei Gelegenheit was dazu. Ist vielleicht auch ein sehr exotisches Missfallen.

Er kannte Lisa aus der Schule. Im Religionsunterricht spielte sie mit ihrem Smartphone unter der Bank, in den Pausen stand sie bei den Kerlen aus der Oberstufe, küsste ihre Wangen zur Begrüßung, rauchte ihre Zigaretten.
Cool, man hat die gleich vor sich.

Nach dem nächsten Sprung schlenderte Lisa zu Sebastian. Wasser troff aus ihrer Kurzhaarfrisur und tupfte Muster auf den Stein. In ihrem Rücken blendete die Sonne.
Auch sehr, sehr schön.

„Du siehst echt besser aus als deine Klamotten“, sagte sie.
Besser als umgekehrt. Klamotten kann man ausziehen.

Das Wasser schoss in seine Nase, spülte das Gehirn aus seinem Kopf. Er trudelte zum Beckenboden, berührte mit den Füßen die glatten Fliesen. Er öffnete die Augen. Millionen Luftbläschen stiegen zur Oberfläche, hinein ins wabernde Sonnenlicht.
Ja, so ist das.

„Naja, es kann auch ziemlich langweilig sein“, sagte Sebastian, während er unterm Handtuch Badehose gegen Boxershorts und Jeans tauschte.
Ohje, das Gschamerl, mit dem Sex wird das ein bisschen schwierig werden, den muss man verführen.

„Trotzdem, ich wüsste gern, wie du kochst?“
Das ist schon gut, wie das Mädchen die ganze Zeit die Rollen von vornherein tauscht, hier aber erinnert es wirklich an die Umdrehung des Briefmarkenalbums. Sie fragt ihn, ob er nicht vielleicht zuhause seine Breifmarkensammlung zeigen will. Interssant ist das, das war auch schon in Flieges Geschichte bei den Mädels. Auf den ersten Blick so wahnsinnig selbstbewusst wirkende Mädchen, die den Buben Beulen in der Hose verpassen, den Sex als ihr Kommunikationsmittel benützend, die aber in Wirklichkeit so sprach- und hilflos sind. Besonders natürlich Flieges Franzi, die hier, die Lisa, aber auch.
Schön finde ich es dann auch später, wie du das mit den männlich wirkenden Füßen wieder aufgreifst. Der Seb. mag das schon, dass eine ihn so ein bisschen unterbuttert. Oder?

Mit angedeutetem Six-Pack und drahtigen Armen, erinnerte sie an die Amazonen, die nur diejenigen Männer freiten, welche sie zuvor in der Schlacht besiegten.
Oh nee, "freiten" bitte nicht, das geht nicht, das klingt ja voll übel. vielleicht: die sich nur die Männer nahmen ...
Außerdem: besiegt hatten

Die Sexszene selbst fand ich dann ein bisschen zahm.

Der Sex war anstrengend wie Leistungssport
Okay, du behauptest das, und das Erotische steht ja auch nicht im Vordergrund. Aber Sex ist ja bei beiden Personen ziemlich aufgeladen. Bei ihm taucht endlich die Verkörperung eines Sommerideals auf, und dann ist das so eine Art Frauentsunami, ich mein, die nimmt sich den ja wirklich, der wird ja völlig überrollt. Also Leistungssport klingt halt nur nach: der Sex war scheiße. So eine Art Fitnessparcour. Das Ambivalente hätte hier aber auch hergemusst. Das Technische und das, was sie für ihn so anziehend macht gleichzeitig. Ich mein der Sex ist ja das, wonmit sie die Männer sich hält, also den Bandtypen, als der dann noch nicht mal mehr mit ihr vögeln will, das ist doch dann der Punkt ihres Ausrastens. Und hier auch, sie tröstet sich doch mit Sex und außer ihrem tollen Aussehen ist das doch ein Pluspunkt. Da kann sie was. Scheint sie ja selbst so zu denken und sich darüber zu definieren. Gut, du schreibst das so direkt nicht hin, aber man hat halt als Leserin das Gefühl.

Auf dem Rasen vor der Straße spielten Kinder Fußball. Ihre Schreie echoten zwischen den Häuserwänden.
Sowas hier, ich mag das, du kriegst echt dieAtmosphäre so hin, dass man trotz weniger Worte weiß, wie es da ist.

„Tut mir leid, wenn’s dir nicht gefallen hat. Ich fand dich eigentlich ziemlich gut.“
Himmel ist die abgeklärt, die kleine Rotznase.

Während ihm Lisas Körper genau vor Augen stand – samt Muttermal überm Bauchnabel und teilrasiertem Venushügel – konnte sich Sebastian an ihre Stimme nicht erinnern.
teilrasiertem Venushügel?
Interessante Mischung. Also der JUnge ist keiner, der zotig spricht oder denkt, so hast du ihn nicht charakterisiert. Also würde der jetzt bestimmt keine krassen Wörter verwenden. Aber Venushügel? So denkt doch keiner. Und dann auch noch ein teilrasierter. Das klingt wie eine Mischung aus einem Loreheftchen und einem Medizinerkompendium. ;)
Vielleicht beschreiben? Oder Scham oder Schamhügel?
Was ich aber sehr schön fand, war, dass du hier den Gegensatz machst zwischen Körperteilen und der Stimme, die er nicht mehr in seiner Vorstellung laut werden lassen kann.

Er lag auf dem Bett und rauchte Zigaretten bei offenem Fenster, bis er sich eingestand, dass er Lisa vermisste.
Schön

Als er die Einsamkeit der Wohnung nicht mehr ertrug, fuhr zum Schwimmbad und schwamm zwanzig Bahnen auf Zeit.
fuhr er

„Dass ich nicht dein Freund bin, hab ich kapiert. Was soll’s, bin ich eben dein Taschentuch.“
Oh je, der arme Sack, macht auf obercool, so nach dem Motto, mir macht das doch nichts aus. Bin ich halt mal Taschentuch. Also ich würd die da alle beide ganz gerne mal ins Wasser schmeißen. Aber naja, in der Liebe, die Erfahrung wird er jetzt machen, da gehts manchmal nicht so nett zu, aber schon auch spannend, mit welcher Selbstverständlichkeit er sich auf diese Rolle einlässt.

Sie gingen in den Supermarkt um die Ecke und Sebastian fühlte sich wie ein Gewinner, als der Verkäufer die Kondome mit neidischem Blick über den Scanner zog.
:lol: Aber gleichzeitig nicht nur lustig, sondern auch ein gut gesetzter Hinweis darauf, dass Lisas Attraktivität ihn selbst aufwertet. Du gibst hier zwischen den Zeilen eine Antwort auf die Frage, warum macht Sebastian sich selbst zum Volltrottel.

„Besteht vielleicht doch die Möglichkeit, dass du dich in mich verliebst?“
Okay, ich schmeiß ihn noch mal ins Wasser.

Sebastian ging weiterhin jeden Tag schwimmen und lag anschließend mit Kopfhörern in den Ohren auf der Sonnenbank. Abends trank er Bier mit den Jungs in Neoprenanzügen oder er rauchte in seinem Zimmer bei offenem Fenster und lauschte den Familien der umliegenden Wohnungen, lauschte dem Plappern der Fernseher, dem Klirren von Geschirr in der Spüle, lauschte lauten Stimme und Musik, dem rhythmische Knarren der Bettfedern. Seine Haut wurde braun, seine Schultern wuchsen in die Breite.
Ganz toll, ich liebe das, mit welchem Charme du hier eine Zeitspanne zeigst. Gefällt mir außerordentlich gut.

Anschließend küsste sie Sebastian auf den Mund und sie gingen Einkaufen, Kondome oder Zutaten fürs Abendessen; der Verkäufer erkannte sie bereits wieder.
Kondome oder Zutaten fürs Abendessen - na hoffentlich verwechselns sie da nichts.
einkaufen (klein schreiben)
statt dem Fetten würde ich eher schreiben: Der Verkäufer kannte sie. bereits wieder macht deine schöne Zeitspannenidee grad wieder weg.

Ja und jetzt muss ich leider aufhören, hat Spaß gemacht, durch den Text zu gehen und ihn so noch mal zu genießen.
Eine schöne wehmütige Geschichte. Mit einem so hübschen, im besten Sinne romantischen Ende
Vielleicht heilen sich da jetzt zwei Opfertäter gegenseitig. Jedenfalls wünsch ich ihnen das.
Bis denn
Novak

 

Hi,
sorry wegen der späten Rückmeldung, aber bei mir ist gerade etwas Land unter. Muss deswegen auch die Überarbeitung des Textes erstmal auf Eis legen. Die ausstehenden Kommentare meinerseits sollte ich hoffentlich noch in naher Zukunft schaffen.

@Möchtegern

Unabhängig von der Vorlage hab ich das hier sehr gern gemocht. Der arme Kerl. Ich glaub, du hast es zum ersten Mal geschafft, dass eine deiner Figuren meine Beschützerinstinkte aktiviert. Und wenn die aktiviert sind, hat mich eine Geschichte auf ihrer Seite.
Freut mich natürlich. Ja, ich hab häufig diese Mitleidsfiguren. Gute Sache also, dass davon mal eine funktioniert.

Das ist interessant, weil die Geschichte annimmt, dass Leute in einer Beziehung nicht auf ein bestimmtes Rollenverhalten festgelegt sind, sondern ihre Verhaltensmuster an ihrem Gegenpart ausrichten. Das find ich wirklich gut, weil man häufiger dieses andere Bild vermittelt bekommt:
Cool, dass dir der Text da was Eigenes geben konnte. Wurde ja gesagt, dass er nicht so super innovativ ist - was ich eigentlich unterschreiben würde. Umso schöner, wenn er unter einem anderen Gesichtspunkt doch was neues bieten kann.

Ansonsten: Echt gern gelesen! Und ich hatte zum ersten Mal nicht so eine Glaswand zwischen mir und dem Text.
Hast mir ja auch lang genug die Appositionen, blöde und nervig, vorgehalten. :D

Danke dir fürs Lesen und Kommentieren.

@Schwups

Man hat da schon ein Bild vor Augen, aber ich finde es unglücklich ausgedrückt. Sind die Flugbahnen von guten Springern wirklich Parabeln? Würden sie dann nicht schräg auf dem Wasser aufkommen? Warum das "perfekt"? Es mag eine perfekte Flugbahn geben, aber eine perfekte Parabel?

Dann auch das: ohne Spritzen verheilen. Das klingt so bemüht, weil du jetzt halt auf Teufel komm raus eine Alternative gesucht hast zum (trivialen) "das nicht/kaum spritzte". Ich finde da aber die schlichte Lösung besser, über das "verheilen" bin ich gestolpert, es passt auch nicht, das ist doch keine Wunde, das Wasser nicht verletzt, das sind doch die Assoziationen, die man mit "verheilen" in Verbindung bringt.

Also theoretisch sollte sollte ein Springer schon eine Parabel beschreiben, so rein von der Physik her. Und perfekt war mehr eine Wertung durch Sebastian. Aber durch die Rechtfertigung wird der Satz ja nicht besser. Wurde auch häufiger angemerkt. Sprich der steht absofort auf der Agenda.

Auch das mochte ich nicht. Da hab ich ein barbarisches Bild vor Augen, wie sein Gehirn im Wasser treibt. Ich bin auch schon vom 3er gesprungen (ich nehme an, höher sind sie nicht, weil sie von einem Sprungbrett aus springen), und da kann ich mich nicht erinnern, dass das Wasser dermaßen brachial in die Nase schießt.
Also gedacht war ein 10-Meterturm. Also schon deutlich höher. Mit dem Sprungbrett: Du meinst, dass ab 3-Meter nur noch so Betonvorsprünge gibt? Hm, hatte ich gar nicht dran gedacht. Ich dachte, die heißen auch Sprungbretter.

Das finde ich ganz furchtbar. Ich hab das hier schonmal unter eine Geschichte geschrieben, "keck aufgerichtete Nippel" ... ganz, ganz schlimm Sorry.
Okay, die fliegen raus.

Geht mir hier wie Möchtegern, ich kapier das auch nicht. Auch wenn man nicht weiß, welches Fenster zu welcher Wohnung gehört, sieht man ihn doch trotzdem, oder?
Ja, aber man kann es nicht mit ihm als Person in Verbindung bringen. Klar, man sieht ihn. Aber es ist ihm egal, weil er anonym bleibt.

Ich hab ein zentrales Problem mit der Geschichte: Ich mag beide Figuren nicht, Lisa noch weniger als Sebastian.
Kann ich nachvollziehen. Er ist halt ziemlich blind und sie ziemlich arschig. Wenn einen das nervt, wird es natürlich schwer mit dem Text. Nehm ich mal als Überlegung für die nächste Geschichte mit. Wüsste jetzt nicht, wie ich das bei der Geschichte noch retten könnte.

Die erwähnst du öfter, die Jungs in Neoprenanzügen. Ich frage mich, warum sie die tragen? Sollen das so High-Tech Schwimmanzüge sein? Nachher kommt eine Stelle, da klingt es so, als hätten sie die auch später beim Biertrinken noch an. Ich frage mich, was es damit auf sich hat.
Also, ich kenne das von Turmspringer, die Arschbomben etc von den hohen Sprungbrettern machen, so fünf Meter aufwärts. tut dann wohl nicht so weh.

Allerdings sind mir Lisas Gründe dafür nicht nachvollziehbar. Da passiert ja alles genau so, wie sie es will, und sie redet anders, als sie sich verhält, aber ich schiebe das mal auf die Hormone und allgemeine Verwirrungen in diesem Lebensabschnitt.
Ja, wenn Lisa oder Sebastian da ihre Situation klar sehen würde, dann würde die Geschichte so nicht funktionieren. Läuft damit natürlich gefahr, dass einen die Blindheit nervt.

Das sind halt so die üblichen Sätze. Ist auch schon gesagt worden, aber ich finde auch, die Geschichte bewegt sich auf sehr festgetrampelten Pfaden. Ich finde das durchaus angenehm geschrieben, du hast da einen guten Stil, eine überwiegend gute Sprache, flüssig, die mich als Leser angesprochen hat, aber inhaltlich geht der Text völlig an mir vorbei. Da bietet er mir zu wenig Substanz, zu wenig, das mich fesselt. Das ist alles ordentlich geschrieben, aber die Geschichte dahinter ... tja, das ist mir leider zu wenig. Wie ernst finde auch ich es schade, dass du auf den philosophischen Aspekt des Originals überhaupt nicht eingegangen bist. Das fand ich damals eine interessante Komponente, die man noch hätte ausarbeiten können.
Ist gekauft. Hängt auch mit der Entstehungsgeschichte zusammen. War ein bisschen ein Text, der keine Fehler machen sollte, und eben nicht ein Text, der was neues ausprobieren sollte. Geht natürlich auf Lasten der Innovation. Sprich, ich verstehe voll, was du meinst, aber ist jetzt für diesen Text akzeptabel. Für den nächsten dann wieder nicht. Also danke für den Hinweis. :)

Die letzten beiden Abschnitte sind sprachlich echte Highlights für mich, das hast du wirklich schön geschrieben, mit "morgenfaul" und das mit den Göttern und der Unendlichkeit. Das mochte ich.
Freut mich.

Also Kew, was ist nun das Fazit?
Ich nehm's als Aufforderung mir über ein paar Dinge nochmal mehr Gedanken zu machen. Ob's der Geschichte konkret noch zu gute kommt, muss ich mal sehen. Aber hoffentlich meinen zukünftigen Texten. Also vielen Dank für deine Rückmeldung. :)

@Novak:

Ich verspreche, du musst nicht mehr lange auf eine Antwort warten. Aber heute schaffe ich es nicht mehr. tut mir leid.

Gruß,
Kew

 

Hast mir ja auch lang genug die Appositionen, blöde und nervig, vorgehalten.
Die Dinger heißen Appositionen? Du kanntest all die Jahre ein Schlauwort dafür und hast es mir nicht gesagt? :D Egal, ich mochte die wirklich nicht. Töte sie! Jaaaa!

Mein Komm mit der "Glaswand" war übrigens nie so negativ gemeint, wie er anscheinend bei dem einen oder anderen Leser meines Kommentars ankam. *streng in die Runde blick*
Es ist einfach so, dass ich bisher selten mit deinen Figuren mitfiebern konnte, weil du sprachlich oft Kapriolen ausprobierst, die mich auf Distanz halten. Und weil ich nun mal gerne mitfiebere, kriegst du mich dann eher, wenn du die Sprachexperimente hinten anstellst. Ist eine subjektive Sache.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo kew,

ich finde, du hast schon viel Besseres geschrieben. Sorry, wenn ich das so deutlich sagen muss, aber die Geschichte gibt mir wirklich wenig. Die Dialoge sind mir irgendwie zu platt. Bei Flieges Geschcihte ging das irgendwie, weil ich davon ausgehe, dass die Mädchen da psychische grenzwertig an der Kante leben und es irgendwie anders gemacht ist, aber hier ...

„Hör mal“, sagte Lisa. „Das Ganze war einmalig. Ich hab nen Freund, also lauf mir nicht ständig nach.“
„Warum hast du dann mit mir geschlafen?“, rief er ihr nach und eine Gruppe Siebtklässler lachte ihm dreckig ins Gesicht, während sie vorübereilten.
„Weil Sex Spaß macht.“
„Das ist doch Scheiße.“
„Tut mir leid, wenn’s dir nicht gefallen hat. Ich fand dich eigentlich ziemlich gut.“

Ich kann mir das gar nicht vorstellen. In welchem Ton wird das gesagt? Das ist irgendwie ... unecht bis autistisch. Ich stell mir das vor: ich bums eine und ach … das passt har nicht in mein Weltbild!

Warum hast du mit mir geschlafen?
Weil Sex Spaß macht.
Das ist doch Scheiße.
Ich fands aber gut.
Das ist unfair.
Das Leben ist unfair.
Du tust mir weh.
Ich steh drauf.
O Ha
Hihi
Nein!
Hehe ..
Aua!
HiHa

So diese Einzeiler immer ... und total direkt. Zieh dich aus! Komm mit!

Was willst du mit der Geschichte sagen? Ich bin nicht der Leser dafür glaub. Also der Stoff ist total klischeehaft. Und sehr straight. Und ohne irgendwas. Wie wenn du einen Witz auserzählst oder so.

Ich finds sauber geschrieben, das Bild mit den Blasen und der Sonne ist schön ... ansonsten ... so was gibt es natürlich, diese Beziehungen, man kann darüber auch eine GEschcihte schreiben, aber du musst dann schon bisschen mehr tun hier. Zum Beispiel einen Kumpel reinbringen, der dem Prot dann erklärt: ALter, du bist in der Friend Zone! Das geht nie gut! Vergiss sie einfach!
Und dann der nächste: "Nein, noch ist nicht alles vorbei, nicht, wenn du du sie richtig bumst! Du musst ihr das Hirn rausficken! Dann gehört sie dir! Aber nur dann! Das musst du schaffen! Fick wie ein Gott!

Und der nächste: Sei hart, Homie! Du musst ihr zeigen, wer der Mann ist. Ignoriere sie für eine Woche, geh nicht an dein Handy ran, lass sie auf dich zukommen! Und wenn sie nicht kommt: Dann scheiß auf sie und check dir ne andere ab. Vielleicht kommt sie DANN wieder!

Und der Protagonist versucht dann irgendwas, will sie ignorieren, will ihr das Hirn rausficken und einen auf hart machen, lässt sich ein Tatoo machen und einen Bart wachsen, geht ins Fitnessstudio und übt sich im Nein sagen - dann hättest du eine Geschichte, das hätte Potential, so ist das ja nur ganz knapp angerissen und noch quasi ohne Konflikt und Witz. Bzw. du hast einen Konflikt, aber der steht einfach da und das wars, da bewegt sich nix.

Sorry! Du hast echt schon viel Besseres geschrieben, vielleicht hat das Copyright hier die Kreativität ein bisschen eingedämmt, das war jetzt nicht so Hit, find ich. Aber auch nur meine Meinung.

MfG,

JuJu

 

Hi Kew,

den Anfang des Textes finde ich stilistisch nicht so gelungen, da sind ein paar Sätze, die mir zu gewollt erscheinen:

Ihr Körper beschrieb eine perfekte Parabel und tauchte ins Wasser, das ohne Spritzen verheilte.

Bei dem Satzende trägt es mich direkt aus der Geschichte heraus, so sehr muss man an den Autor denken, der sich um eine schicke neue Formulierung bemüht. An diesem Verheilen bleibt man richtig kleben.

Die drahtige Figur betont vom schwarzen Badeanzug, eilte sie erneut die Leitern des Sprungturms hinauf.
Das klingt irgendwie schief und sperrig. Die drahtige Figur betont... eilte sie...
Evtl so:
Der schwarze Badeanzug betonte ihre drahtige Figur, während sie die Leitern des Sprungturms hinaufeilte/kletterte.

Sebastian sah den Turm hinauf, aus dem die Sprungbretter wie Zungen ragten. Von hier unten wirkte er gar nicht so hoch. Er stieß die Zigarette in einen Spalt zwischen zwei Steinplatten und zog sein T-Shirt aus.

wie Zungen..
stieß die Zigarette in den Spalt - warum drückt er sie nicht einfach aus? Stieß deutet so auf Eile hin oder Wut. Eigentlich ist er doch weder wütend noch hat er es besonders eilig, da hinauf zu kommen.


Hatte dann Sorge, dass das im Text so weitergehen würde, war aber nicht der Fall. Seltsamerweise nur am Anfang. Der Rest hat mit stilistisch gefallen.

Allerdings hatte ich irgendwie das Gefühl, als ob Du die Story „durchpeitscht“. Dir keine Zeit lässt, alles geschieht zack zack zack, nirgends wird verweilt. Vielleicht war das ja dem Zeitdruck, den Du beim copywrite-Schreiben hattest, geschuldet.

Was aus der Grundidee geworden ist, hat mir gefallen.
Habe zuvor das Original von offshore gelesen, wunderbarer Start dort und gutes Ende, der Mittelteil, naja. Gerade aus diesem Kontrast aber - Götter im Schwimmbad/Verlierer im echten Leben - hast Du nun Deine Geschichte gebaut. Hat mir gut gefallen, dass Du S. so lange leiden lässt und dass die Sache dann doch gut ausgeht. Für mich ist auch plausibel, wie sich S. behandeln lässt. So ist es eben, wenn man als Jugendlicher verliebt ist. Da kann man noch keine BILANZ über Geben/Nehmen in Beziehungen aufstellen, wie es die Zeitschriften so fordern. Da ist man eben fasziniert und vergisst alles andere. Gefährliche Zeit, in der man sich die ein oder andere Narbe holt.

Das Ende ist sehr schön geschrieben, besonders den einen Satz musste ich mehrfach lesen:

Lisa zögerte mit abgewandtem Gesicht und er spürte das Zittern in ihrer Hand. Dann nickte sie. Sebastian ließ sich fallen und fühlte zwei Herzschläge lang die Sorglosigkeit der Götter, für die es kein Morgen gab, weil ihnen die Unendlichkeit gehörte.

Ja, das ist wirklich schön. Als Jugendlicher im Freibad und auch noch verliebt, da ist man ein sorgloser Gott...

Viele Grüße, T.

 

So, endlich.

@Novak:

Danke dir fürs Lesen und Kommentieren.

Hab auch nicht verstanden, warum du so unzufrieden bist. Das ist ja direkt der Nachpost nach deiner Geschichte, den kann man gar nicht überlesen. Also nee, musst du nicht.
Ach, ich war schon immer schlecht im einschätzen meiner eigenen Geschichten. :D

Ich finde das ausgesprochen interessant, wie unterschiedlich ihr alle an euere Copys dran gegangen seid. Nur allein schon von der Art des Schreibens her. Aber mehr noch. Ihr legt Punkte, von denen aus ihr die Copys entwickelt, sehr unterschiedlich aus. Find ich sehr interessant. Ich hab Flieges Geschichte direkt vor deiner gelesen, da kannte ich ja das Original und das zu deiner Geschichte kenne ich auch. Flieges Geschichte wirkt, wie wenn sie sich eine interessante Figur aus ziggas Geschichte rausgegriffen und deren Leben weiterentwickelt hätte, bis die Leerstellen zu dieser Figur ausgefüllt sind. Bei dir jetzt ist es eigentlich nur die Idee des Turmspringens, das im Leben der Figuren eine bestimmte Symbolbedeutung übernimmt. Und dieses Symbol leitet deine Geschichte. Das ist einfach spannend, wie kreativ ihr da seid.
Ja, das macht immer einen guten Teil Reizes aus beim CW. Wobei ich das am spannensten immer für die eigene Geschichte findet, also wenn meine Geschichte copiert wird.

Was mir wirklich gut gefiel, das ist also, wie du dieses Tumspringen symbolisch aufgeladen hast. Am Anfang noch so, dass man mit der Springerei dem anderen imponiert, bzw. imponieren muss, wie ein Initiationsritus, den das Männchen durchlaufen muss, damit er das Weibchen überhaupt trösten darf. Dann wird es zum Leitbild der "Beziehung" , er darf nur was mit ihr zu tun haben, wenn es ihr schlecht geht, also wenn sie sich das Elend aus dem Leib springen musss. Es ist ihr Trostspringen und sein Trost, dass er ja das Wenige zumindest hat. Zumindest macht er sich das vor. Ihr Trost, seine Chance. Und dann die Entwicklung, dass er ihr auch da wieder nachfolgt, indem er die Therapieart übernimmt und es ihr dieses Mal aber auch sagt.
Freut mich, dass das so gut für dich funktioniert. Wird ja auch leicht mal zu viel mit der Symbolik, weil man Angst hat, das der Leser das nicht mitbekommt. Jedenfalls trifft deine Lesart ziemlich genau meine Intention und das ist cool. Hab es sonst häufig genug, dass in meine Geschichte ganz was anders reingelesen wird, als ich geplant hatte - ist auch was spannendes, aber auch ein zeichen dafür, dass ich meine geschichten noch nicht wirklich im griff habe

Was einen mit ein bisschen Distanz wundern könnte: Sie lässt sich in dieser komischen Bez. zu dem Bandtypen so quälen, kapiert sie nicht, dass sie nach unten weitertritt? Wie reflektiert die das denn für sich? Ich könnt mir noch vorstellen, dass man so schlimm in einem Selbstbetrug landet, aber was mir wirklich schwer fällt, ist, dass sie es so ungefilterte weitergibt, sie müsste doch wissen, wie scheißweh das tut. KLingt schon nach einem ziemlich egozentrischen Girlie.
Für mich ist die halt in der Situation emotional blind. Ob das jetzt nur egozentrik ist, oder unerfahrenheit/unwissenheit oder weil die gerade selbst ziemlich durch den Wind ist. Sie kapiert halt nicht, was läuft, weil sie eben noch nicht so erwachsen ist, wie sie gerne tut/sein will. Aber eingestehen kann sie sich das nicht.

Sehr elegant erdacht und durchgeführt, du Parabelschreiber du.
danke.

Was mir auch noch gut gefiel, du kriegst das einfach sehr stark hin, diesen Sommer, der sich zwischen Warten und Schwimmbad bewegt, der Sommer, der sich nur um das Springen zu drehen scheint, diese langsame, in der Sonne sich auflösende, dösende Atmosphäre. Es hat auch was sehr Melancholisches an sich. Ich glaub jeder kennt es auch, diesen Geruch nach Sonnenmilch und Eis und der Hitze und der ersten Verliebtheit. Das dockt einfach total gut an Dingen an, die man, so alt man jetzt auch sein mag, schon mal sehr stark gespürt hat. Wenn man so überlegt, wie wird das wohl in dreißig Jahren sein, ich glaub da riechts in Schwimmbädern immer noch genauso und die Mädchen laufen mit ihren Otterkörpern den Jungs vor der Nase rum.
Das freut mich. Ich will zur Zeit eigentlich weg vom reinen Szenenschreiben. Momentan häng ich ja eine Szene an die andere, in dem ich einfach ne Leerzeile dazwischen mache. Mein Ziel ist eigentlich ein fließenderer Text, das hab ich hier schon mal ein bisschen versucht. Ist also super, dass es halbwegs zu funktionieren scheint.

Die Sexszene selbst fand ich dann ein bisschen zahm.
Ja, absolut. Die ist ein ist defenitiv der fehlenden Zeit geschuldet. Nur werd ich wohl auch nichts mehr daran ändern. Eigentlich hatte ich erst überlegt, da nochmal drüber zugehen und die Sachen auszubügeln, die nicht passen. Aber dann kam mir der Unikram dazwischen, ich hatte nicht die Zeit, und jetzt fehlt mir die Verbindung zu der Geschichte - ist einfach schon zu lange her. Die Anmerkungen waren trotzdem nicht umsonst. :) Ich nehme mir da hoffentlich ganz viel mit für meinen nächsten Text. Und vielleicht kommt mit der Zeit nochmal ein neuer Ansatz, wie ich diese Geschichte hier aufpolieren könnte.

Vielen Dank jedenfalls für den ausführlichen Kommentar.

@Juju

ich finde, du hast schon viel Besseres geschrieben. Sorry, wenn ich das so deutlich sagen muss, aber die Geschichte gibt mir wirklich wenig. Die Dialoge sind mir irgendwie zu platt. Bei Flieges Geschcihte ging das irgendwie, weil ich davon ausgehe, dass die Mädchen da psychische grenzwertig an der Kante leben und es irgendwie anders gemacht ist, aber hier ...
Und ich hatte schon gehoft, der Text wird mal einheiltlich gesehen und fällt nicht in zwei Lager auseinander. Aber mit deinem Kommentar ist die Hoffnung spätestens dahin. :D

Ich kann mir das gar nicht vorstellen. In welchem Ton wird das gesagt? Das ist irgendwie ... unecht bis autistisch. Ich stell mir das vor: ich bums eine und ach … das passt har nicht in mein Weltbild!
Okay, da hab ich es dann einfach übertrieben. Ich wollte die Dialoge verdichten und jetzt sind sie authitisch. Muss ich wohl doch mehr raumlassen beim nächsten Mal.

Was willst du mit der Geschichte sagen? Ich bin nicht der Leser dafür glaub. Also der Stoff ist total klischeehaft. Und sehr straight. Und ohne irgendwas. Wie wenn du einen Witz auserzählst oder so.
Ja, ist gekauft. Es gibt keine Windungen oder falsche Fährten oder brüche. War diesmal nicht vorgesehen. Aber ich sehe ein, dass es dadurch zu eindimensional wird, zu straight eben.

Zum Beispiel einen Kumpel reinbringen
Ja, da hast du recht. Ich dachte zwar, ich hätte da nen Konflikt, weil es eben nicht wirklich zwischen den beiden läuft. Aber letztlich kann man es auch so sehen, dass er's sich doch recht gemütlich eingerichtet hat. Da fehlt dann der Blick von außen, der das aufbricht. Das ist auf Jedefall eine Sache, die ich mir zu merken versuche.

Sorry! Du hast echt schon viel Besseres geschrieben, vielleicht hat das Copyright hier die Kreativität ein bisschen eingedämmt, das war jetzt nicht so Hit, find ich. Aber auch nur meine Meinung.
Ist voll okay. Motiviert auch immer. Sonst fühle ich mich noch zu gut.
Danke dir jedenfalls. :)

@T Anin

Hatte dann Sorge, dass das im Text so weitergehen würde, war aber nicht der Fall. Seltsamerweise nur am Anfang. Der Rest hat mit stilistisch gefallen.

Hatte dann Sorge, dass das im Text so weitergehen würde, war aber nicht der Fall. Seltsamerweise nur am Anfang. Der Rest hat mit stilistisch gefallen.
Ja, den Anfang seh ich ein, da hat ja fast jeder was dran auszusetzten. Ist auch die einzige Stelle, auf die ich wohl wirklich nochmal eingehen werde. Das kann so nicht stehen bleiben. :D
Freut mich, dass der rest funktioniert.

Allerdings hatte ich irgendwie das Gefühl, als ob Du die Story „durchpeitscht“. Dir keine Zeit lässt, alles geschieht zack zack zack, nirgends wird verweilt. Vielleicht war das ja dem Zeitdruck, den Du beim copywrite-Schreiben hattest, geschuldet.
Tja, auch, aber nicht nur. Ich hab von Fliege mal den Kommentar bekommen, dass meine Texte zu viel Ballast haben, nicht stringent genug geschrieben sind. Daran hab ich versucht zu arbeiten. Hab wohl etwas übersteuert. Nächstes mal gibt's wieder mehr drumrum

Gerade aus diesem Kontrast aber - Götter im Schwimmbad/Verlierer im echten Leben - hast Du nun Deine Geschichte gebaut. Hat mir gut gefallen, dass Du S. so lange leiden lässt und dass die Sache dann doch gut ausgeht.
Schön, dass es für dich funktioniert. Mit den Enden habe ich ja auch gerne mal meine Schwierigkeit (umso mehr, wenn sie positiv sein sollen. :D) Freut mich also.

Auch dir dank fürs Lesen und kommentieren.

@Möchtegern

Mein Komm mit der "Glaswand" war übrigens nie so negativ gemeint, wie er anscheinend bei dem einen oder anderen Leser meines Kommentars ankam. *streng in die Runde blick*
Ach, so schlimm hab ich das gar nicht genommen. Vor allem, weil es jetzt ja besser geworden ist. In die Richtung nehm ich solche Kommentare immer gerne. :)

Die Dinger heißen Appositionen? Du kanntest all die Jahre ein Schlauwort dafür und hast es mir nicht gesagt? Egal, ich mochte die wirklich nicht. Töte sie! Jaaaa!
Ich hatte Angst vor den Grammatik-Beflissenen, die mich zu recht weisen, wenn ich das Wort falsch verwende.

Gruß,
Kew

 

He Kew,

Also ich hab an der Geschichte nichts zu meckern. Du hast mich direkt als Turmsprungspanner abgeholt, emotional angesprochen und souverän durch dieses alltägliche »Drama« geführt. Da ist genug Distanz, um nichts aufgedrückt zu bekommen; und ich denke, das ist der Punkt, der diese Geschichte zum Scheitern hätte bringen können, wenn der Erzähler sich da nicht vornehm genug zurückgehalten hätte, wie du es machst.
Du hast da eine wunderbare Leichtigkeit in der Sprache, so dass das »Schwere« in der Geschichte nicht so schwer zu verdauen ist. Es bietet sich an, fordert aber nicht. Emotional erwischt es mich voll. Das ist schon schmerzlich gut beobachtet, psychologisch schon, wie Lisa sich da selbst geißelt und nichts anderes vermag, als diesen Schmerz, der ihr widerfährt, zu spiegeln. Das ist eine starke Spirale, die du da andeutest, die nur leider zu Real ist. Gut, dass du da nicht noch mehr Hintergrund reingestreut hast, das käme dann wieder so erklärend. Funktioniert auch wunderbar ohne diese Instanz.
Und dann Sebastian, der sich in seiner Einsamkeit jemand auspickt, der ihn einsam bleiben lässt. Eigentlich ist er damit ganz ähnlich gelagert wie Lisa. Auch hier wird sich etwas Unerreichbares ausgewählt. Eine gute Figur, finde ich. Auch wenn sie natürlich einen Hauch »zu gut« daherkommt. Ist ja eigentlich ein kleiner Engel ;) Aber auch die gibt es. Zumindest phasenweise.
Dass du die Möglichkeit offen lässt, dass es die beiden schaffen, aus den jeweiligen Spiralen auszubrechen, und womöglich eine gemeinsame »Flugbahn« finden, das gefällt mir sehr. Da hast du den richtigen Augenblick gefunden, um aus der Geschichte auszusteigen. Sehr symbolisch, das mit dem Sprung und den Bläschen.
Hat mir sehr gefallen. Spar dir das »unzufrieden« als ersten Kommentar, das klingt immer der nach »fishing for compliments«. Hast du nicht nötig und die Geschichte auch nicht.

Ach ja, wahrscheinlich konntest du rauslesen, dass ich das Original (noch) nicht kenne. Habe das hier also als eigene Geschichte gelesen. Funktioniert einwandfrei. ;) Auf jeden Fall hat dein Stück Lust auf das Original gemacht.

Grüßlichst
Weltenläufer

 

Hallo Kew,

das ist ja nun die dritte Geschichte (nach snips und offshores), die als Kern die Szene mit dem Sprungturm hat. Neu ist hier, dass beide springen, es sie verbindet. Das hat mir gefallen.

Verwirrt hat mich, dass du andere Namen benutzt hast. Spannend finde ich immer, wenn bei Copywrite eine Geschichte uminterpretiert wird, eine Nebenfigur zur Hauptfigur wird oder alles aus einem anderen Blickwinkel geschildert wird. Da ist so viel Potenzial!

Du hast es anders gemacht; außer der Kernszene und der Jugend der Figuren sehe ich wenig Verbindendes. Obwohl: na gut, der Sprung ist hier das gemeinsame Ritual, keine Mutprobe.

Zu deinem Plot fand ich den Kommentar passend:

Das fand ich auch ganz interessant an der Geschichte, diese Spiegelungen. Lisa hat eigentlich genau dasselbe Verhältnis zu ihrem unerreichbaren Freund, wie Sebastian zur unerreichbaren Lisa. Beide kriegen zwar Sex, aber nicht die emotionale Bindung, die sie sich vom anderen wünschen und lassen sich ausnutzen.

Gruß, Elisha

 

Hi,
ich bin viel zu spät dran, dafür möchte ich mich entschuldigen.

@ weltenläufer

Du hast da eine wunderbare Leichtigkeit in der Sprache, so dass das »Schwere« in der Geschichte nicht so schwer zu verdauen ist. Es bietet sich an, fordert aber nicht.
Das freut mich sehr. Zumal ich das ja gerne übertreibe mit der Sprache. Ist also sehr erfreulich, wenn es nicht zu kleistert.

Emotional erwischt es mich voll. Das ist schon schmerzlich gut beobachtet, psychologisch schon, wie Lisa sich da selbst geißelt und nichts anderes vermag, als diesen Schmerz, der ihr widerfährt, zu spiegeln. Das ist eine starke Spirale, die du da andeutest, die nur leider zu Real ist. Gut, dass du da nicht noch mehr Hintergrund reingestreut hast, das käme dann wieder so erklärend. Funktioniert auch wunderbar ohne diese Instanz.
Viel mehr kann ich von meiner Geschichte wirklich nicht verlangen. :)
Das genügend Info gegeben wird, ist gut zu wissen. Ich schleudere da manchmal, ob ich genügend liefer, oder ob es schon zu viel ist.

Und dann Sebastian, der sich in seiner Einsamkeit jemand auspickt, der ihn einsam bleiben lässt. Eigentlich ist er damit ganz ähnlich gelagert wie Lisa. Auch hier wird sich etwas Unerreichbares ausgewählt. Eine gute Figur, finde ich. Auch wenn sie natürlich einen Hauch »zu gut« daherkommt. Ist ja eigentlich ein kleiner Engel Aber auch die gibt es. Zumindest phasenweise.
Nein. :D Ein Engel. Dabei mag ich diese Gutmenschen-Figuren eigentlich nicht. Werd ich mal schauen, meiner Figur beim nächsten Mal noch etwas Asche ins Haar zu reiben.

Spar dir das »unzufrieden« als ersten Kommentar, das klingt immer der nach »fishing for compliments«. Hast du nicht nötig und die Geschichte auch nicht.
Ah, okay. Hatte ich nicht dran gedacht, dass so wirken könnte. Werde ich mir merken. War damals tatsächlich aus meiner Stimmung heraus. Aber beim nächsten Mal lasse ich es weg. Danke für den Hinweis.

Danke dir jedenfalls für den Kommentar und fürs Lesen.

@Elisha
Dank auch dir fürs lesen und kommentieren.

Verwirrt hat mich, dass du andere Namen benutzt hast. Spannend finde ich immer, wenn bei Copywrite eine Geschichte uminterpretiert wird, eine Nebenfigur zur Hauptfigur wird oder alles aus einem anderen Blickwinkel geschildert wird. Da ist so viel Potenzial!

Du hast es anders gemacht; außer der Kernszene und der Jugend der Figuren sehe ich wenig Verbindendes. Obwohl: na gut, der Sprung ist hier das gemeinsame Ritual, keine Mutprobe.

Ja, das ist so eine Crux mit meinen Copywright-Geschichten. Ich lese mir die Originale durch und dann fällt mir eine idee ein und die arbeite ich dann aus und das führt mich dann ziemlich weit weg. Vielleicht lasse ich mich da nicht genügend ein auf die Ursprungsgeschichte. Vielleicht schaffe ich es beim nächstenmal näher dran zu bleiben.
Bei der Geschichte von offshore hat mich die Anfangsszene angesprochen und da wollte ich dann was drauß machen. Und ich hab ja mein kleines Problem mit dem Zeitsprung und so. Deswegen musste ich dann mir einen neuen Weg suchen.

Gruß,
Kew

 

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