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Copywrite Das Mädchen, das sich den BH mit Dope ausstopfte

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02.01.2011
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Das Mädchen, das sich den BH mit Dope ausstopfte

Betongraue Hoteltürme, Springbrunnen, Palmen; und überall alte, faltige, rotgebrannte Gesichter, die mich anblicken, wie vertrocknetes Obst – ich glaube, das war's mit meinen Ferien.
Die Sonne steht hoch oben im blauen Himmel und brennt auf mich herab; Schweiß quillt aus meinen Poren, und klebt mir mein Ramones-Shirt auf die Brust. Ich bin noch nicht mal aus dem Bus gestiegen, da reißt mir Dad schon den Koffer aus der Hand, streckt die Nase in die Luft und sagt: „Meer! Von hier aus riecht man das Meer! Riech doch mal, Niko! Das Meer!“
Dad lacht; ich kneife die Augen zusammen, springe von der letzten Stufe und atme durch; es stinkt: nach Autoabgasen und Asphalt, nach Langeweile und einer Woche Türkische Riviera mit meinen Eltern. Mom hält ihren Strohhut fest; sie trägt so eine Lady Gaga-Sonnenbrille, die sieht aus wie ein Zensierbalken.
„Ich riech's auch! Ach, schön, Klausi! So schön!“, sagt sie, und greift nach Dads Hand. Meine Eltern schnaufen und stöhnen zufriedene Ahs, dann fängt das Geküsse an; ich glaube, die Luft hier macht die beiden bekloppt – ich meine, für wie alt halten die sich? Für zwanzig? Ein schlaksiger Türke mit häßlichem chinesische-Schriftzeichen-Tattoo kommt angelaufen; er grinst, schüttelt uns die Hand und sagt: „Bin der Emre, vom Animateurenteam. Ich zeig' euch mal eure Zimmer, okay?“
Zwei Teenager in weißen Anzügen schleppen uns die Koffer hinterher. Der Schweiß glänzt auf ihren Gesichtern – sie werfen mir böse Blicke zu, und ich fühle mich wie Hitler oder so.

Das Licht, das durchs Fenster bricht, taucht alles in einen matten, hellen Gelbton; zum Glück habe ich mein eigenes Zimmer, dazu konnte ich meine Eltern noch überreden. Ich meine, ich bin Fünfzehn und kein verdammtes Kommunionkind mehr, das man auf das Aufklappbett legt und in den Junior Club zum Tauchkurs steckt, oder so. Die Wände sind dünn, ich höre Mom und Dad im Nebenzimmer kichern – oh, lieber Gott, bitte nicht! Der Tag war schon bekloppt genug; Katrin hat vor zwei Wochen Schluss gemacht, weil sie meinte, bei uns sei die Luft raus – und vorhin, als ich aus dem Flieger stieg, hab ich auf Facebook gesehen, dass sie ungefähr tausend Fotos mit Oleg hochgeladen hat; sie waren am See und haben sich mit Pommes beworfen und so. Na toll. Hätte echt cool werden können: eine Woche sturmfreie Bude, nur ich und Katrin, wie sie eingeölt bei mir im Garten liegt, Pfingstferien ... und jetzt das.
„Nee“, sagte Oleg letzte Woche noch, „die Exen von Bros, die sind tabu! Ich tu' dir 'nen Gefallen, weil, ich pass' bloß auf, dass die Katrin keinen Scheiß macht, weißte?“
Ich suche den Tabak, den ich im Koffer gleich hinter den Socken versteckt habe, reiße das Fenster auf, schmeiße mich auf die Matratze und drehe mir eine Kippe; ich glaube, für einen Brocken Dope würde ich jetzt mein letztes Taschengeld rausschmeißen.
„Ich pass' bloß auf“, äffe ich Oleg nach, diesen Penner. Die feuchte Luft klebt mir auf den Armen, den Beinen; ich rauche wütend, beobachte den Ventilator an der Decke. Er dreht sich. Nach dem fünften Zug ist mir schwindelig.

Meine Eltern sind am Strand – zum Glück. Ich kann mir diese Turtelei nicht länger ansehen, ohne zu kotzen; wenn wir zuhause sind, gibt es zwei Möglichkeiten: entweder schweigen sie sich an, oder sie reden über ihren Möbelladen; und wenn sie einmal mit Ottomane-Polstern und den neuen Long Chair-Sesseln und: ach, wer hat eigentlich diese Poggopohl-Küche mit dem Weinschrank bestellt? Ich oder du? Und wer soll das bitte kaufen? anfangen, endet das immer mit Augenverdrehern und Schnauben und Schreien und roten Köpfen und mit meinem Dad im Hobbykeller, der krampfhaft Leim auf Modellbauflieger pinselt, während meine Mom daneben steht und Sachen kräht, wie: „Acht Verkäuferinnen am Samstag! Und dann noch diese ganze Kollektion mit den Wildlederbezügen! Kein Wunder, dass wir nichts in der Kasse haben!“ – das Gruselige ist: Kaum steigen meine Eltern einmal im Jahr aus einem Flugzeug, fallen sie sich mit einer Theatralik in die Arme, dass man meinen könnte, sie hätten im Lotto gewonnen oder alle Ikea-Filialen (unser größter Feind, laut Mom) der Welt wären abgebrannt, oder was-weiß-ich – aber nein: Sie knutschen sich ab, weil sie das Meer riechen. Sowas macht mich irgendwie echt fertig.

Ich chille am Pool mit den Armen hinter dem Kopf verschränkt, ziehe mir das neue Hives-Album rein und lasse mir von der Sonne das Gesicht massieren; ich blicke in den blauen Himmel und sehe bloß Katrins Gesicht – da springt plötzlich irgendein Idiot vor mir ins Wasser und spritzt mir die Beine nass. Ich hebe den Kopf und ziehe mir die Stöpsel aus den Ohren – als ich sehe, was sich am Beckenrand hochzieht, komme ich mir vor wie in so einer Baywatch-Zeitlupenszene auf Kabeleins Classics: zuerst das zuckerbraune Gesicht, die Stupsnase, die schulterlangen, schwarzen Haare, und dann diese apfelgroßen Titten, die fast aus dem Bikini springen; das Mädchen schaut mich an, mit diesen Augen, die wie Tunnel sind, tief und dunkel; und ich falle fast hinein; echt, mir ist irgendwie so, als ob sich die Schwerkraft plötzlich verschoben hätte. Mein Schwanz will ein Zelt aufbauen, ich schmeiße den Ipod darauf; das schmerzt mehr, als ich dachte. Das Girl und ich blicken uns zwei Sekunden lang an, dann dreht sie sich um und watschelt weg. Ich könnte schwören, dass sie das extra für mich macht, das mit ihrem Arsch, dieses Wackeln; es sind wunderbare Backen, am liebsten würde ich mein Gesicht reindrücken, ehrlich. Den alten Säcken am Pool hängt die Kinnlade herunter; die sehen aus, als ob sie gerade einen kollektiven Schlaganfall hätten, oder so. Die Frau auf der Liege neben mir schlägt ihren Mann auf die Schulter und sagt: „Herbert!“, der zuckt zusammen und sagt: „Na, was denn?“

Abends sitzen wir am Buffet; die Augen meiner Mom glänzen komisch, als sie sagt: „Ach, Niko, da haste was verpasst, das war so schön am Meer! Weißer Sand – ganz weiß ist der da!“
Ich stopfe mir ein paar Pommes in den Mund, aber Appetit habe ich keinen; wenn ich nicht gerade daran denke, wie Oleg an meiner Katrin herumfummelt, habe ich diesen Hintern vor Augen; echt, entweder Olegs Bratpfannenhände an Katrins Schenkeln, oder diese Backen, die sich aneinander reibend von mir wegbewegen; sogar die zwei Hackbällchen auf meinem Teller schauen aus wie diese Backen. Sowas macht mich irgendwie echt fertig.
„Und, kommst du morgen mal mit?“, fragt Mom.
Ich schrecke auf. „Was?“
„Na, ob du morgen mal mitkommst. Zum Strand.“
Dad schiebt mir so einen komischen, erwartungsvollen Blick über den Tisch, dann lächelt er, klopft mir auf die Schulter und sagt: „Ach, ist doch einfach schön, dass wir drei mal wieder was zusammen unternehmen, oder?“
Ich spieße ein Hackbällchen auf und beiße hinein. Es ist sehr trocken.
„Ja, gar nicht übel“, sage ich und nicke, aber irgendwie gebe ich mir keine Mühe, Begeisterung vorzutäuschen.
„Emre hat gemeint, dort drüben an der Hotelbar gibt's super Frucht-Cocktails; also wenn du Lust hast, ich und deine Mutter gehen dann –“
„Nee, nee“, sage ich, fasse mir an die Stirn und verziehe das Gesicht, „ich hau' mich lieber mal auf's Ohr, denk' ich – Kopfschmerzen; der Flug und so.“
Meine Eltern nicken und blicken mich an, als ob sie gleich über die Hackbällchen springen würden, um mich zu umarmen, bis ich ersticke. Meine Eltern sind manchmal echt komisch, wenn ich ehrlich bin.

Von wegen Kopfschmerzen. Als meine Alten in der Cocktailbar hocken, laufe ich zu diesem Kiosk an der Hauptstraße, den hab ich schon vom Bus aus gesehen; im Schaufenster blinken Reklametafeln von Heineken und Dr. Oetker, drinnen gibt es Plüschtiere, Postkarten und Efes-Dosenbier.
Jetzt sitze ich auf einer Düne am Strand; es ist frisch und windig, der Sand kriecht zwischen meine Finger und in meine Schuhe und Hosentaschen; aber ob er wirklich so weiß ist, kann ich schlecht sagen, es ist so dunkel, dass man kaum fünf Meter weit sehen kann; einzig das Meer glänzt unter dem sichelförmigen Mond wie eine schwarze, ölige Suppe. Hauptsache weg von meinen Eltern und weg von Katrin und weg von diesen Arschbacken – ich öffne die dritte Dose. Das Zeug geht gut runter, das Rauschen der Wellen füllt meinen Kopf, und der Sand, auf dem ich sitze, ist weich wie Schaumgummi. Da höre ich plötzlich Schritte hinter mir knarzen.
„Hey!“
Mein Herz pumpt – ich erkenne nichts, aber das letzte Mal, als mich meine Eltern beim Saufen erwischt haben, Mann, hat meine Mom da geschrien; dagegen war der Tag, als Dad mit seinen Modellbaufliegerfreunden im Ikea Köttbullar essen war, ein schlechter Witz. Der Schatten kommt näher und lässt sich neben mich in den Sand fallen; als ich die zarten Linien ihres Gesichts erkenne, wird mir schwindelig; in meinem Kopf rauscht es jetzt so laut, dass ich das Girl fast nicht verstehe.
„Hast du zufällig Longpapes?“, fragt sie und lächelt.
„Longpapes?“, frage ich; Scheiße, hört sich das komisch an, wie ich das so frage: „Longpapes?“ Als ob ich zwölf wäre und eine Bong für einen Kassenzettel halten würde.
„Ja, naja, die Langen, für –“
„Ja ja“, sage ich, „Longpapes. Klar. Kenn' ich.“
Wir tauschen Blicke aus und ihr Parfum weht zu mir herüber. Es riecht nach Kirsche.
„Und? Hast du jetzt welche?“, fragt sie; ich glaube, ich sollte mal was sagen, sonst denkt sie noch, ich bin der letzte Neandertaler, oder so.

Ich bekomme die Tüte nicht besonders hin; es ist dunkel und das Ding schaut aus, wie eine verschrumpelte Rübe, oder so. Hauptsache es brennt. Das Dope kratzt in meinem Hals.
„Wie heißt du eigentlich?“, frage ich, und blase Rauchwolken vor mich hin.
„Nadine“, sagt sie, und ich glaube, sie lächelt. Ich reiche ihr den Joint rüber. Sie nimmt ein paar Züge und ein roter Punkt glüht in ihrem Gesicht.
„Und mit wem bist du hier?“, fragt sie.
„Eltern“, sage ich, und verdrehe die Augen; aber ich bin mir nicht sicher, ob sie das in der Dunkelheit sieht, also schiebe ich noch ein genervtes Stöhnen hinterher: „Pffff. Voll die Nervensägen, sag' ich dir.“
„Ich bin mit meiner Schwester da“, sagt Nadine, und tüpfelt Spucke auf den Joint, weil die Glut schief abbrennt – meine Fresse, macht mich die Alte an. „Ist aber auch nicht viel besser“, sagt sie, „die hängt die ganze Zeit bloß mit ihrem Freund im Zimmer ab, und ich hör die bloß beim Ficken.“
Meine Hände kribbeln und die Hackbällchen drücken mir die Speiseröhre aufwärts – ich hab richtig Schiss, Nadine vor die Füße zu kotzen, so aus Aufregung; ich meine, wer nach drei Minuten schon vom Ficken redet, der muss doch einfach versaut sein, oder? Ich nippe am Bier, um nicht schockgefroren dazusitzen.
„Wo hast'n das Zeug her?“, frage ich, und nicke in Richtung Joint.
Nadine denkt kurz nach, dann grinst sie und macht eine Bewegung, die mir sagt, ich soll näherkommen – nichts lieber als das. Ich spüre ihr warmes Bein an meinem; da steckt sie sich plötzlich die Tüte zwischen die Zähne, zieht sich den Ausschnitt herunter und zeigt mir ihren BH – er ist weiß und leuchtet im Mondlicht.
„Geschmuggelt“, sagt Nadine, „hab mir den Push-Up ausgehüllt – jetzt ist da drin Platz für 'ne halbe Tonne.“
Sie lacht und ich lache irgendwie mit; okay, entweder bin ich ziemlich dicht, oder der Anblick ihrer Titten hat endgültig eine Arterie in meinem Hirn zum Platzen gebracht. Ich nehme den letzten Zug, Nadine reibt sich die Arme und sagt: „Boah, ist voll kalt jetzt. Hast du 'n eigenes Zimmer, oder so?“
Ich atme tief ein; Mann, ich glaube, ich kann es jetzt auch riechen, das Meer; es riecht verdammt gut; es riecht nach Sand und Salz und Algen, und nach Dosenbier und Dope und Kirsche.

In meinem Zimmer gehe ich erst mal pissen, das Bier drückt mir wie ein Stein im Bauch; aber es klappt nicht, weil ich so eine krasse Latte am Start habe – ich schließe die Augen und versuche an meine Oma zu denken, an früher, im Schwimmbad, im Badeanzug ... da ruft Nadine: „Hey, was machst'n da so ewig? Wichst du dir da drinnen einen, oder was?“
Sie lacht. Ich packe den Knüppel wieder ein und ignoriere den stechenden Schmerz. Als ich zurückkomme, liegt Nadine mit überschlagenen Beinen auf dem Bett und grinst; sie trägt einen kurzen, grünen Rock und ihre Beine sind lang und dünn und braun und ich muss mich zurückhalten, meine Finger nicht einfach drübergleiten zu lassen. Ich reiche ihr ein Bier und chille mich auf den Stuhl neben dem Nachttisch.
„Uh, hast du Angst vor mir, oder was?“, sagt Nadine, reißt die Dose auf, setzt sich in den Schneidersitz und kichert.
„Quatsch“, sage ich, und nehme einen großen Schluck; als ich die Augen wieder öffne, kippe ich fast um – heilige Scheiße, die Alte ist untenrum blank! Ich versuche nicht hinzusehen, ehrlich. Ich ziehe meinen Blick immer wieder hoch, haspele irgendwas vor mich hin; ich meine, macht die das extra? Soll ich mich rübersetzen und sie küssen? Irgendwie hab ich ziemlich Schiss vor dem Girl, einfach, weil sie so krass rangeht – Katrin hat zwei Monate rumgedruckst, bis sie mir ihren Schlitz gezeigt hat. Wir kippen unser Bier hinunter, dann schaut Nadine auf ihr Handy, stöhnt und sagt: „Oh Mann, ich muss jetzt los, sonst bringt mich meine Schwester um.“
„Jetzt schon?“, stammle ich, stehe auf und setze mich neben sie. „Bleib halt noch 'n bisschen.“
„Nee“, sagt sie, umarmt mich und gibt mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange. „Geht nicht. Wir sehen uns morgen am Pool, okay?“
Nachdem Nadine die Tür hinter sich geschlossen hat, ziehe ich immer gleiche Kreise durchs Zimmer; was war da gerade passiert? Wollte sie, dass ich die Initiative ergreife? Wollte sie Sex, und ich hab's versaut? Oder saß sie bloß ungünstig? Ihr Geruch hängt noch in der Luft, Kirsche; ich packe meinen Schwanz aus und reibe. Ich glaube, es dauert keine zehn Sekunden.

„Jetzt schling doch nicht so!“, sagt Mom. Ich blicke im Restaurant umher; ob Mädchen wie sie nicht frühstücken? Bestimmt nicht. Hätten meine Eltern nicht zehn Minuten lang gegen die Tür gehämmert, würde ich pennen bis zum Mittagessen.
„Niko!“, sagt Mom.
„Was denn?“
„Du bist ja heute ganz woanders; geht's dir wirklich besser mit deinen Kopfschmerzen?“
„Ja, ja“, sage ich, und mein Dad schaut mich schief an; ich glaube, er riecht langsam, wo hier die Lunte brennt – gibt ja nicht allzu viel, von dem Fünfzehnjährige besessen sind, wie Motten vom Licht. Was würde passieren, wenn Nadine jetzt auftaucht? Das muss ziemlich peinlich aussehen, wie mir meine Lady Gaga-Sonnenbrillen-Mom sagt, wie ich essen soll – Nadine würde bestimmt lachen und mich für einen verweichlichten Mama-Hampel halten, und mit verweichlichten Mama-Hampeln will man bestimmt nicht noch mal diese Schneidersitz-Nummer durchziehen. Ich stöhne. Manchmal gehen mir meine Eltern ziemlich auf den Sack.

Dad meinte, wir drei sollten den Tag mal zusammen verbringen – super. Jetzt sitzen wir unter einem Sonnenschirm am Pool; Mom liest irgend so eine Zeitschrift, die ihre Leser jeden Monat mit Rezepten für Marzipan-Schoko-Streusel-Kuchen mästet, um sie dann in der Folgeausgabe mit der sieben-Tage-Wunderdiät wieder in Form zu bringen, und Dad blättert in der Bild (wegen der Wettervorhersage, weil, das muss man ja im Urlaub wissen). Ich halte Ausschau nach Nadine – wir sehen uns morgen am Pool, diese Worte kleben mir im Schädel, wie ein Kaugummi an der Schuhsohle.
„Komm her, Niko, ich creme dir den Rücken ein“, sagt Mom, legt die Zeitschrift weg und drückt sich weißes Zeug auf die Handfläche.
„Oh“, stöhne ich, „lass das!“
„Was ist denn? Du holst dir noch 'nen Sonnenbrand!“
Alter! Ich stehe auf, springe in den Pool, ziehe mich auf der anderen Seite des Beckens heraus und schmeiße mich auf eine Liege.
„Hier ist's schattiger!“, rufe ich meinen Eltern rüber und winke. Meine Mom schüttelt den Kopf. Über meinen Coup muss ich grinsen – da sehe ich plötzlich drüben auf dem Volleyballfeld schwarze Haare herumspringen. Ich laufe ein Stück am Beckenrand entlang und versuche, mehr zu erkennen; die Platten sind verdammt heiß, ich muss komisch herumtänzeln, um mir nicht die Füße zu verbrennen; da dreht sie sich um und ich sehe ihr Gesicht: kein Zweifel, das ist Nadine. Aber wer ist dieser Kerl? Diese häßlichen chinesischen Zeichen auf dem Arm kommen mir bekannt vor; ist das nicht Emre, der Typ vom Einchecken? Ich gehe zum Zaun und stecke meine Nase durch eine Masche; Nadine blödelt mit Emre herum, sie schubsen sich, und dann packt er sie und beide fallen lachend in den Sand.
„Hey! Niko!“ Nadine winkt mir zu, Emre liegt auf ihr. Ich latsche um den Zaun herum und komme auf den Sportplatz.
„Na, alles klar?“, frage ich; die beiden stehen auf und klopfen sich den Sand von den Klamotten; Nadine lacht und boxt Emre – etwas gefällt mir nicht an der Art, wie sie das tut; ihre Augen glänzen so, wie sie bei meiner Mom geglänzt haben, als sie mir vom Meer und dem weißen Sand erzählte. Ich räuspere mich.
„Willste 'ne Runde mit Volleyball spielen?“, fragt Emre und grinst, „ist noch 'n Platz frei!“
„Nee“, sage ich und kratze mich am Hals, „hab noch was vor.“
„Oh, schade“, sagt Nadine, „was denn?“
„Ach, ich, äh, ich geh zum Strand runter. Bisschen chillen.“
„Sehen wir uns heut' Abend?“, fragt Nadine. „Wieder wie gestern, am Strand?“ Sie zwinkert. „Du weißt schon, eine rauchen und so.“
„Klar“, sage ich, „klar. Bis dann!“

Ich hasse Emre. Wirklich. Eigentlich hätte mir klar sein müssen, dass er mitkommt; ich meine, wie alt ist der eigentlich? Dreißig? Fünfunddreißig? Der Sand ist kalt, der modrige Geruch des Meeres hängt mir in der Nase, Emre raucht den größten Teil der Tüte alleine weg und erzählt davon, wie er in München aufgewachsen ist und was er für eine schwere Kindheit dort hatte und bla bla bla. Nadine schaut ihn mit großen Augen an und sagt Sachen wie: „Oh, nein!“, oder: „Das ist ja schrecklich!“, oder: „Du Armer!“
Als die Tüte endlich in meine Hände wandert, nehme ich einen tiefen, hungrigen Zug und sage: „Hat dich deine Familie eigentlich schon verheiratet, Emre?“
Emre blickt mich ungläubig an und sagt: „Wie meinste das jetzt?“
Ich zucke mit den Schultern und fühle mich plötzlich wieder wie Hitler, oder so. „Weiß nicht. Ich dachte, bei euch, da wäre es in deinem Alter –“
Emre lacht und Nadine schaut auf ihre Füße. „Naja“, sagt er, und nickt. „Hab 'ne Frau und zwei Töchter.“
Wir bleiben nicht mehr lange; als der Joint zuende geraucht ist, sagt Emre, dass er die Wassergymnastik für morgen vorbereiten muss, und Nadine geht mit.

Ich liege im Bett, rauche Kippen in Kette, und schaue mir Bilder von Katrin auf dem Iphone an; irgendwie depremiert mich alles. Ich würde sonst was dafür geben, in den nächsten Flieger zu steigen und Oleg ordentlich eins in die Fresse zu geben – ich glaube, das würde mir richtig guttun. Es klopft an der Tür, ich antworte nicht – sind bestimmt meine Eltern, die wissen wollen, wieso ich nicht beim Abendessen war. Es klopft noch mal.
„Niko!“
Ich schlucke und drehe den Türknopf. Nadine steht grinsend vor mir und reibt mir eine Tüte unter die Nase.
„Hab mir Longpapes gekauft“, sagt sie.
„Wo ist'n Emre?“, frage ich und blicke den Gang auf und ab; der Penner würde mir jetzt gerade noch fehlen.
„Ach der“, sagt sie, „der ist langweilig. Haste jetzt Bock zu kiffen, oder was?“
Meine Hände kribbeln und mir wird ziemlich heiß – klar hab ich Bock.

Wir sitzen auf meinem Bett, und der Ventilator surrt über unseren Köpfen. Nadine trägt eine Jeans; das finde ich irgendwie ziemlich schade, weil ich jetzt nicht mehr so genau weiß, ob ich den ersten Schritt wagen soll – Nadine und ich lachen seit circa dreitausend Stunden, und ich vergesse ständig, über was wir eigentlich lachen. Ich glaube, gerade lachen wir über komische Körpergeräusche und Wörter, die wie komische Körpergeräusche klingen. Aber was für Wörter das genau sind, das habe ich schon wieder vergessen. Nadine lässt sich rücklings auf die Matratze fallen, streckt die Arme aus und seufzt.
„Ach“, sagt sie, „wenn ich dicht bin, werd' ich immer so rattig.“
Ich schlucke. Hat sie das gerade echt gesagt? So, wie sie das sagte, klang es eher nach: Ach, ich glaub', ich hol' mir dann 'ne Cola. Jetzt hebt sie den Kopf und blickt mich an. „Oder hast du 'ne Freundin, oder so?“ – Mann, ich glaube, ich platze gleich – ich schmeiße mich auf sie drauf, stecke ihr die Zunge in den Hals und knöpfe ihr die Hose auf.

„Was machst du'n da?“, sagt Nadine, als ich mit dem Kopf zwischen ihren Schenkeln stecke. Ich zucke mit den Schultern.
„Keine Ahnung“, sage ich; und irgendwie hab ich echt keine Ahnung; Katrin hätte schon längst zu stöhnen begonnen – Nadine lacht, und dann sagt sie: „Nee, du musst hier lecken, schau.“
Sie spreizt ihre Lippen und zeigt mir die Stelle – ich glaube, so muss sich Kolumbus gefühlt haben, als er zum ersten Mal Amerika gesehen hat. Bloß dass Amerika bestimmt nicht wie ein verkrüppelter Schwanz aussieht, schätze ich. Während ich an meinem neuen Kontinent züngle, kommen aus Nadine Geräusche heraus, die ich noch nie gehört habe; sagen wir mal so, Katrin machte bei meiner Zungenakrobatik immer so ein „mhm ... mhm ...“, als ob sie gerade mit einer Bekannten telefonieren würde und sich nebenbei die Fußnägel lackiert; Nadine dagegen stößt Schreie aus, die eher nach einem angefahrenen Esel als nach einem Mädchen mit zuckerbrauner Stupsnase klingen; sie schlägt um sich, zieht mir an den Haaren, reißt Tapete von der Wand und stößt gegen den Nachttisch – die Lampe fällt runter, es klirrt fürchterlich laut, Funken sprühen; ich erschrecke und hebe meinen Kopf aus der Meerenge von St. Nadine; da drückt sie mein Gesicht wieder runter, ihr Becken beginnt herumzuzucken und sie schreit: „Wie kannst du nur ... wie kannst du ...!“
Als das vorbei ist, lässt Nadine meinen Kopf los; sofort steige ich auf sie drauf und beginne reinzurammeln. Da wird sie plötzlich ruhig und schaut mich schief an, so, als ob ich ihr gerade erzählt hätte, dass ich in meiner Freizeit armen Kindern aus dem Telefonbuch vorlesen würde; ich weiß natürlich nicht, ob sie wirklich so schauen würde, wenn ich ihr den Quatsch mit dem Telefonbuch erzählen würde, aber ich stelle mir das zumindest so vor.
„Nee, nee, nich' so!“, sagt Nadine. Ich checke nicht, was sie will; wenn ich in Katrin reingerammelt habe, war sie immer so dagelegen, als ob sie sich sonnen würde: mit geschlossenen Augen und den Händen hinter dem Kopf verschränkt; die hat nie gemeckert. Nadine legt ihre Hände auf meinen Hintern und zeigt mir, was sie meint; ich finde in ihren Rhythmus hinein – dann folgt ein bizarrer Tanz; einen, den ich noch nie getanzt habe; einen, bei dem mal ich die Führung übernehme, und mal sie; unsere Nummer erinnert mich an gestrandete, zappelnde Karpfen; nach einer Weile sagt Nadine: „Oh, oh“, auch mit dem Gesichtsausdruck von einem gestrandeten, zappelnden Karpfen. Als wir fertig sind, liegen wir schnaufend und schwitzend nebeneinander. Ich glaube, ich kann es wieder riechen, das Meer; ich stehe auf, um aufs Klo zu gehen, und fühle ich mich wie neu geboren; ich glaube, ich habe gerade Amerika entdeckt.
„Morgen Abend ist so eine Fahrt in 'ne Disko“, sagt Nadine, als sie sich ihr Top über den Kopf zieht. „Kommste auch?“
„Klar“, sage ich. Als sie weg ist, kann ich nicht aufhören, zu grinsen.

Auch am nächsten Tag kriege ich das Grinsen nicht aus meinem Gesicht; es fühlt sich an, als hätte man mir die Backen hochgetackert, oder so; und das meine ich jetzt nicht positiv. Vorhin, im Treppenhaus, da hatte ich vom ganzen Herumgegrinse plötzlich einen ziemlich miesen Krampf – der schmerzte so sehr, dass ich mein Gesicht komisch verziehen musste; dann fing ich an, mich selbst zu ohrfeigen, weil ich mal in einer dieser Marzipan-Schoko-Streusel-Kuchen-Zeitschriften gelesen hab, dass Schläge entkrampfend sein können. Ich glaube, das Ehepaar, das mir im Treppenhaus entgegen gelaufen ist, hält mich jetzt für einen ziemlich komischen Typen. Jedenfalls hab ich beschlossen, nichts mehr zu glauben, was mir die Leute aus den Kuchenmagazinen erzählen wollen.
„Na, da ist aber heute jemand gut gelaunt“, sagt meine Mom beim Frühstück und lächelt; plötzlich wird mir schlecht: Hoffentlich haben meine Eltern gestern Nacht nichts gehört, so dünn, wie die Wände sind. Mein Dad schiebt sich ein Stück Omlett zwischen die Zähne und zwinkert mir so das-ist-alles-ganz-natürlich und du-brauchst-dich-für-nichts-zu-schämen-mäßig zu; Mann, wird mir heiß. Das restliche Frühstück über starre ich auf meinen Teller und sage kein Wort.
Nadine sehe ich den ganzen Tag nicht. Ich latsche sogar dreimal zum Volleyballplatz und viermal zum Strand, aber nirgends ist sie; plötzlich bekomme ich riesen Schiss, dass ich sie einfach nie wieder sehen werde – ich meine, ich hab weder ihre Nummer noch ihren Facebooknamen.

Ich drücke ziemlich viele Liegestützen, bevor ich zum Bus gehe, der in die Disko fährt – Oleg meint immer, das pumpt die Muskeln für die Nacht auf. Ich weiß nicht, ob das stimmt. Jedenfalls scheint Katrin ja irgendetwas an ihm zu finden, was sie bei mir nicht fand. Vielleicht sind das ja seine Muskeln. Nach den Liegestützen ziehe ich mein Pink-Floyd-Shirt aus, betrachte mich im Spiegel und versuche mich so hulkmäßig aufzuplustern. Mein Kopf wird rot, aber ansonsten tut sich da eigentlich nicht so viel, ich sehe eher aus, wie jemand, der Verstopfung hat, finde ich. Ich frage mich, ob Oleg auch von Amerika weiß.
Als ich bei meinen Eltern klopfe und sage, dass ich jetzt gehe, steckt mir mein Dad zwanzig Lira zu, zwinkert und sagt: „Damit du deiner Kleinen 'ne Cola kaufen kannst.“
Deiner Kleinen. 'ne Cola. Oh Mann. Manchmal wünsche ich mir, das Telefon würde klingeln und einer würde mir sagen, sie hätten mich bei der Geburt vertauscht, oder so. Ich meine, ich kann unmöglich dasselbe Erbgut in mir tragen, wie jemand, der Sachen sagt, wie: Damit du deiner Kleinen 'ne Cola kaufen kannst.

Im Bus sitzt Nadine auf der Rückbank neben Emre und den anderen Animateuren; die tragen alle so ein bescheuertes T-Shirt mit Blue Star Hotels drauf. Hinten ist kein Platz mehr, also setze ich mich zu so einem dreißigjährigen Pärchen auf einen Vierer; die knutschen die ganze Zeit rum und ich blicke peinlich berührt aus dem Fenster. Der Bus klappert noch ein paar andere Hotels ab; so Typen in meinem Alter steigen ein, mit Akne, Polohemden und Blitzableitern im Mund; sie reden über World of Warcraft und Natalie Portman in Star Wars Episode II. Sie setzen sich auf den Vierer neben mir. Ich mache einen auf beschäftigt und zocke so ein Ufo-Spiel auf dem Iphone, sonst denken die noch, ich will mitreden.
Als wir in Alanya aussteigen, gehe ich zu Nadine und sage: „Heey, na, alles klar?“, sie sagt: „Jaa“, und dann drückt sie sich weiter neben Emre herum und lacht über Sachen, die er sagt. Ich komme mir plötzlich ziemlich bescheuert vor; wenn Nadine zu ihm hochsieht, hat sie wieder dieses Glänzen im Blick; ich frage mich, ob sie gerade das Meer riecht.

In der Disko ist nicht viel los. Ich glaube, sie haben extra wegen uns Hotelbusfritzen geöffnet. Ich sitze an der Bar und trinke mein sechstes oder siebtes Plastikbecherbier; auf der Tanzfläche zucken Lichter und Leute, und aus den Boxen dröhnt Gangnam Style von Psy. Der Barkeeper nickt mit; „striktes Alkoholverbot unter sechzehn“, sagte Emre, als wir aus dem Bus gestiegen sind, „ansonsten fahrt ihr heim, klar?“ Dass ich nicht lache. Nadine und er tanzen eng umschlungen zu Psys bescheuerter Stimme, und Nadine schlürft den vierten roten Cocktail, ich hab mitgezählt. Die anderen Animateure stehen rum oder tanzen oder trinken. Ich bestelle mehr Bier; mein Gesicht ist taub und den Barkeeper sehe ich schon doppelt. Da fasse ich den Entschluss, zu retten, was noch zu retten ist; ich stehe auf und latsche auf die Tanzfläche. Als ich mich an Nadine rantanze, komme ich mir wieder wie ein gestrandeter, zappelnder Karpfen vor – Nadine schiebt ihre Nase immer näher an Emres Nase, aber der dreht seinen Kopf weg und zieht die Augenbrauen hoch; da sieht mich plötzlich Nadine und schreit mir: „Heey, da bist du ja!“ ins Ohr, schlingt ihre Arme um meinen Hals und gibt mir einen Kuss auf die Wange; ihr Atem riecht nach Vodka. Wir reiben unsere Körper kurz aneinander, dann kommt ein Remix von Down by the river von Milky Chance, und Emre schaut komisch umher; er steht dicht hinter Nadine und sieht zur Bar und nickt jemanden zu und nippt am Bier; ich spüre, dass er mich nicht aus den Augenwinkeln lässt. Nadines kalte Nasenspitze berührt meine Wange; ihr Atem ist heiß an meinen Lippen – da packt mich plötzlich Emre am Arm, schiebt mir seinen klaren, durchstechenden Blick vors Gesicht und sagt: „Hey, Mann, wie viel hast du bitte getrunken?“
„Leck mich“, sage ich, und schüttle seine Hand ab, und als ich mich wieder zu Nadine drehe, drückt sie ihre weichen Lippen auf meine – sie schmecken nach Erdbeere und Vodka und nach noch irgendwas, was ich nicht kenne.
„Ey, du bist doch besoffen, Mann!“, sagt Emre und ich spüre wieder seinen Griff an meinem Arm; er zerrt mich von der Tanzfläche zum Klo, und sagt: „Wasch dir mal das Gesicht kalt ab, Kleiner, du kotzt uns nicht den Bus voll!“
Emre läuft auf die Tanzfläche zurück und sagt Nadine etwas mit ernster Miene ins Ohr; beide gehen nach draußen. Soll sie ihm ruhig sagen, dass sie mich gewählt hat, dass ich gewonnen habe; irgendwie muss ich ziemlich laut lachen; dann gehe ich zur Bar und bestelle zwei Schnäpse und ein Plastikbecherbier.

Es läuft zum zweiten Mal All summer long von Kid Rock, und ich tanze mich zu so einer Dicken, mit kurzen, roten Haaren und einem Blue Star Hotels-T-Shirt auf die Tanzfläche rüber.
„Wo ist'n Nadine?“, schreie ich ihr ins Ohr, weil Kid Rock so verdammt laut aufzählt, wie toll sein Sommer war. Die Rothaarige blickt mich fragend an – klar, die kennt Nadine ja gar nicht.
„Wo ist'n Emre?“, schreie ich. Die Rothaarige sieht sich um und zuckt mit den Schultern.
„Keine Ahnung!“, schreit sie zurück. Plötzlich beginnt mein Herz zu pumpen; ich hasse Emre und ich hasse es, wie Nadine ihn anblickt.
„Ach so, weil Emre ist gerade mit meiner Freundin weg!“, schreie ich, „mit der dunkelhaarigen, kleinen! Nadine!“
Die Rothaarige sieht mich an, als hätte ich ihr gerade erzählt, ich sei der Weihnachtsmann; sie läuft zu einem Typen mit Dreitagebart und Blue Star Hotel-T-Shirt, und beide gehen nach draußen. Mein Herz hämmert und auf einmal wird mir ziemlich schlecht.

Ich sitze beim Frühstück und alle schweigen. Meine Eltern haben Augenringe und machen ein Gesicht, als ob sie gerade erfahren hätten, dass meine Freundin schwanger ist und dass wir das Kind auf jeden Fall Ikea nennen werden, egal ob Mädchen oder Junge; meine Mom löffelt in ihrem Fruchtsalat herum und ich nippe am Pfefferminztee; mir ist immer noch verdammt schlecht. Von der Fahrt zurück ins Hotel weiß ich nicht mehr so viel. Ich glaube, ich habe die meiste Zeit in eine McDonald's-Tüte gekotzt, die mir irgendjemand in die Hand gedrückt hat. Nadine und Emre waren nicht im Bus, da bin ich mir hundertprozentig sicher. Ich glaube, ein paar von den Animateuren haben sie den restlichen Abend draußen gesucht. Als mich zwei mit einem Blue Star Hotels-Shirt zu meinen Eltern geschleppt haben, Mann, ist meine Mom da ausgerastet; ihr Kopf sah aus, wie ein roter Luftballon kurz vor dem Platzen; sie jagt mir jedes Mal eine Höllenangst ein, wenn sie die Augen so weit aufreißt und mit den Händen herumfuchtelt.
Fünfzehn! Fünfzehn isser, und hat 'ne Alkoholvergiftung! Bei euch! Freut euch auf die Anzeige!“, schrie sie die Animateure an; die wurden ziemlich blass. Dad stand bloß daneben, schluckte und sagte ab und zu Sachen wie: „Ja. Genau!“, oder: „Anzeigen! Da macht euch mal gefasst!“
„Jetzt sag doch auch mal was!“, keifte Mom ihn an, als die Animateure schon abgehauen waren und ich sabbernd und halb pennend auf dem Bett meiner Eltern lag.
„Mach ich doch!“, sagte Dad; und plötzlich schienen sie vergessen zu haben, dass sie das Meer von hier aus riechen können und dass der Sand am Strand ganz weiß ist – Mom schrie: „Kein Wunder, dass er säuft! Wenn man seinen Vater jeden Abend mit 'ner Halben intus im Keller mit Flugzeugen spielen sieht, wundert mich ja gar nichts mehr!“, darauf schrie Dad: „Ja ja, ich bin an allem schuld! Wird ja langsam langweilig!“
Ich weiß nicht, wie sie dann auf den Möbelladen kamen, aber auf jeden Fall wurde wieder diskutiert, wer dafür verantwortlich sei, dass samstags sechs anstatt drei Verkäuferinnen eingeteilt worden waren, und wer überhaupt diese hässliche Küche von MEBESA bestellt hatte, die mit dem winzigen Ofen ... ich glaube, sie merkten gar nicht, dass ich mich in mein Zimmer verzog.

Nachdem wir gefrühstückt haben, gehen meine Eltern aufs Zimmer. Das war alles, was Mom den ganzen Morgen über gesagt hat: „Wir gehen jetzt auf's Zimmer.“ Dad nickte, und schob mir mit hochgezogenen Augenbrauen hinterher: „Bleib sauber, Junge“, und irgendwie merkte ich, dass es ernst war – meine Eltern streiten viel, aber was da gesagt wird, ist eigentlich nie lange von Bedeutung; ich glaube, bei ihnen ist das wie mit der Milch, die ich mir manchmal auf dem Herd warm mache; lässt man die fünf Sekunden aus den Augen, kann es sein, dass sie schon überschäumt; aber stellt man dann den Topf schnell auf eine kalte Platte, fällt der Schaum schneller in sich zusammen, als er gekommen ist. Aber heute waren irgendwie alle Platten heiß.

Am Pool habe ich ein schattiges Plätzchen gefunden; die Sonnenbrille sitzt auf meiner Nasenspitze und ich versuche, die Reste meines Katers auszuschwitzen. Da tauchen plötzlich drei Gestalten auf der anderen Seite des Beckens auf und lassen sich unter einem gelben Sonnenschirm nieder; es ist Nadine, im Schlepptau mit einer Frau, die aussieht, wie eine häßlichere, verbrauchtere Variante von Nadine, und dann ist da noch so ein langer Typ mit Bierbauchansatz und einem blassem, nichtssagendem Hamsterbackengesicht. Als Nadine mich sieht, hebt sie die Hand zum Gruß und fragt die häßlichere, verbrauchtere Nadine etwas; aber die sieht ziemlich wütend aus, und schüttelt bloß den Kopf. Die beiden fangen an, lautstark zu diskutieren, es werden Augen gerollt und Arme mit einer was-soll-denn-das-jetzt?-Geste in die Luft geworfen. Schließlich stöhnt die häßlichere, verbrauchtere Nadine, und ein: „Dann geh' halt!“ hallt zu mir herüber.
„Hey“, sagt Nadine, als sie vor mir steht.
„Hey“, sage ich hinter meiner Sonnenbrille.
„Alles klar?“, fragt Nadine.
„Ja“, sage ich, und meine Hände kribbeln.
„Gut, weil heute ist mein letzter Abend, und das war doch schon lustig am Strand und so, und meine bescheuerte Schwester lässt mich heut' Abend nicht mehr weg und –“
Plötzlich stockt Nadine – ein greller Schrei durchschneidet die Luft; wir blicken in die Richtung, aus der der Schrei kommt, da rast Emre um die Ecke; wild gestikulierend läuft er neben einer Frau mit Kopftuch her und redet auf sie ein; ich verstehe kein Wort. Emre stellt sich ihr in den Weg, versucht sie am Weiterlaufen zu hindern, aber die Frau schiebt ihn immer wieder zur Seite und marschiert einfach weiter: so, als sei sie der Terminator höchstpersönlich, und all die Granaten und Kugeln, die Emre neben ihr auf den Boden feuert, kümmern sie einen Dreck. Die Frau hat einen messerscharfen Blick drauf: Er tastet den Pool ab und bleibt schließlich in meiner Ecke hängen. Ich schlucke. Die mit dem Kopftuch bleibt jetzt stehen, deutet auf Nadine und fragt Emre etwas auf türkisch, zweimal, dreimal, immer lauter, immer dasselbe; schließlich holt Emre tief Luft, blickt auf den Boden und nickt. Jetzt läuft die Frau wieder weiter, in meine Richtung, und beginnt wüst zu schreien, mit dieser hohen, krächzenden Stimme; sie bleibt vor Nadine stehen und hört einfach nicht auf zu kreischen; Nadine ist ziemlich blass und stottert bloß: „Ich ... ich ... verstehe nicht ...“; die Frau zieht so ein Foto aus ihrer Bluse, da sitzen zwei Mädchen auf einer Schaukel und lachen; sie schreit und gestikuliert mit den Händen; da kommt plötzlich die häßlichere, verbrauchtere Nadine von hinten angerannt und kreischt mit; das sind zwar deutsche Worte, die da aus ihrem Mund kommen, aber ich checke gar nichts mehr, mein Trommelfell platzt gleich; ich drücke mich schwitzend in die Liege. Die Kopftuchfrau holt aus, und Nadine landet mit einem lauten Platschen im Pool; dann schubst die häßlichere, kreischende Nadine die Kopftuchfrau, und die fällt rücklings ins Wasser; irgendwie fällt die häßlichere, kreischende Nadine auch in den Pool, und ich weiß nicht, wie es dazu kommt, aber zehn Sekunden später stehen auch Emre und der Hamsterbackentyp im Becken, und irgendwie ist das ein großes Durcheinander an brüllen und kreischen und Haareziehen und Fäusten und Wasserspritzern und noch mehr kreischen. Die Alten, mit den faltigen, rotgebrannten Gesichtern, pressen sich genauso ratlos wie ich die Ärsche in ihre Liegen; ich springe auf und haue ab.

Als ich auf meinem Bett sitze, rast mein Herz noch immer; ich ziehe die Jalousien herunter und schaue den ganzen Tag dumme Gerichtsshows auf Sat1 und blase Rauchringe in die Luft. Gegen acht Uhr abends werde ich schwach und rufe Katrin an. Sie hebt nicht ab. Ich spreche ihr auf die Mailbox; ich sage ihr, dass ich sie liebe, und dass ich sie immer lieben werde; ich sage ihr, dass Oleg ein behinderter Poser ist, ein behaarter Gorilla, mit zu großem Bizeps; ich beginne zu flennen, und sage ihr, dass das wohl ein eindeutiger Liebesbeweis ist, wenn ein Typ am Telefon flennt. Ich lege auf und fühle ich mich gedemütigt und schmutzig und alleine und verraten; von allen: von Katrin und Oleg und von Nadine und Emre und meinen Eltern.

Abends gehe ich zum Strand, weil ich nicht weiß, wo ich sonst hin soll; in meinem Zimmer schiele ich ständig aufs Iphone, und hier unten hat man wenigstens keinen Empfang. Als ich so durch den Sand stampfe, sehe ich eine Gestalt auf der Düne hocken, auf der ich und Nadine das erste Mal miteinander geredet haben: Es kommt mir so vor, als ob das ewig her wäre. Dad hat einen angerissenen Sixpack neben sich stehen und nippt am Blech; im Mondschein erkenne ich sein Gesicht, aber irgendwie ist es nicht mehr dasselbe; da sind überall diese Knicke und Falten und Linien, wo vorher nichts gewesen war; es ist ja so, dass man immer sehen kann, wenn ein Stück Papier zerknüllt wurde, egal, wie sehr man versucht, es wieder zu glätten – und so kommt mir sein Gesicht vor. Als ob er da jetzt Knicke hat, die man nicht mehr rausbügeln kann. Ich setze mich neben ihn.
„Na, Dad“, sage ich.
„Na, Sohn“, sagt er, und zwingt sich ein Lächeln auf. Wir sagen lange Zeit kein Wort; wir lauschen bloß dem monotonen Rauschen des Meeres.
„Wo ist Mom?“, frage ich schließlich.
„Weg“, sagt Dad, und ich nicke. „Und wo ist dein Mädchen?“
„Weg“, sage ich, und Dad nickt. Er beäugt mich kurz, dann seufzt er, reißt eine Dose aus dem Sixpack und hält sie mir hin.
„Wenn das deine Mutter erfährt, bringt sie mich endgültig um“, sagt er. Ich muss schmunzeln. Dad klopft mir auf den Rücken.
„Weißt du“, sagt er nach einiger Zeit, „deine Mutter und ich, wir waren nich' immer so.“
Ich öffne die Dose und blicke ihn fragend an.
„Früher, weißt du, als wir jung waren und der Opa noch den Laden hatte, da haben wir im September unsere Schlafsäcke in den T3 geworfen, und sind erst im März oder April wiedergekommen. Je nachdem, ob's in Deutschland schon Frühling war.“
Ich nicke.
„Es hat sich viel verändert“, sagt er, nippt am Bier und blickt auf das Meer. Seine Augen glänzen im Mondlicht wie die schwarze, ölige, rauschende Suppe da draußen.
„Ja“, sage ich. Ich glaube, wir würden beide gerne wieder das Meer riechen.
Schließlich packen wir die Dosen zusammen und gehen zurück zum Hotel. Als ich vor meinem Zimmer stehe und den Schlüssel in das Schloss stecke, klopft mir mein Vater auf die Schulter.
„Das Leben geht immer irgendwie weiter“, sagt er. Dann geht er den Gang entlang, bis er vor seinem Zimmer steht und seinen Schlüssel in das Schloss steckt. Ich sehe, wie er die Tür nicht richtig aufbekommt, sie klemmt, er flucht und rüttelt am Griff. Ich muss grinsen.
Ich liege auf meinem Bett und rauche eine Kippe. Das Leben geht immer irgendwie weiter, das hat er gesagt. Ich schließe die Augen, atme tief ein, aus. Das Leben geht immer irgendwie weiter. Ich drücke die Zigarette aus, stehe auf und schaue aus dem Fenster. Ich denke, er hat recht.

 

Hallo,

mir geht es ähnlich wie Kew, ich glaube, wäre heute nicht Abgabe, hätte ich noch dran gefeilt, bis ich das hochgeladen hätte. Aber gut, muss man durch :D

Das ist übrigens eine (freie) Adaption von Elishas Rache an Robbie Williams, was wiederum eine (freie) Adaption von Kon-Flicts Immerhin in Boxershorts ist.

 

Hey zigga,

Du Armer. Da hast Du eine wirklich schöne Geschichte geschrieben und musst dann so lange auf die erste Rückmeldung warten. Irgendwie kommt mir die Copyrunde vor, wie die Fortsetzung der Jugendchallange :). Naja, nicht ganz, aber ein bischen.

Was mir zuerst aufgefallen ist, und auch angenehm, die Geschichte nimmt sich Zeit für das, was sie erzählen will. Viel Zeit. Aber sie macht das schon gut. Das ist so ein Text zum sich einkuscheln und wohlfühlen und da sind hübsche Sachen drin, dass man Dir gerne folgt. Die Ikea- Eltern fand ich großartig. Ich war ab irgendwann wirklich drin in der Geschichte. Ich war da mit am Pool und am Strand und im Hotelzimmer, ich habe das wirklich gern gelesen und ich will hier auch gar nicht groß nach Kritik suchen.


... und überall alte, faltige, rotgebrannte Gesichter, die mich anblicken, wie vertrocknetes Obst

:)

... da reißt mir Dad schon den Koffer aus der Hand, streckt die Nase in die Luft und sagt: „Meer! Von hier aus riecht man das Meer! Riech doch mal, Niko! Das Meer!“
Dad lacht; ich kneife die Augen zusammen, springe von der letzten Stufe und atme durch; es stinkt: nach Autoabgasen und Asphalt, nach Langeweile und einer Woche Türkische Riviera mit meinen Eltern.

Fand ich auch sehr schön, die gegensätzliche Wahrnehmung.

Mom steigt aus dem Bus und hält ihren Strohhut fest; sie trägt so eine Lady Gaga-Sonnenbrille, die sieht aus, wie ein Zensierbalken.

Oh man, ich könnt hier wirklich viel zitieren, von Dingen, die mir gut gefallen haben.

Zwei Teenager in weißen Anzügen schleppen uns die Koffer hinterher. Der Schweiß glänzt auf ihren Gesichtern – sie werfen mir böse Blicke zu, und ich fühle mich wie Hitler, oder so.

Und schon gehts weiter. Ja, also der Anfang war atmosphärisch für mich schon echt gelungen. Mich haste erwischt.

... das Gruselige ist: Kaum steigen meine Eltern einmal im Jahr aus einem Flugzeug, fallen sie sich mit einer Theatralik in die Arme, dass man meinen könnte, sie hätten im Lotto gewonnen oder alle Ikea-Filialen (unser größter Feind, laut Mom) der Welt wären abgebrannt, oder was-weiß-ich – aber nein: Sie knutschen sich ab, weil sie das Meer riechen.

Irgendwie sind mir die beiden die spannensten Figuren. Man merkt, da brodelt was im Hintergrund bei denen, die machen Urlaub aus dem Katalog und wie im Katalog, so wie man es in der Werbung immer sieht und genau das ist es dann auch, da soll Hochglanz auf die "Lack ab Beziehung" und das ist natürlich nicht durchzuhalten. Insofern war auch irgendwie recht bald klar, wo das am Ende hinlaufen wird.

Ich atme tief ein; Mann, ich glaube, ich kann es jetzt auch riechen, das Meer; es riecht verdammt gut; es riecht nach Sand und Salz und Algen, und nach Dosenbier und Dope und Kirsche.

Jaja.

Nadine ist so eine, die weiß wie es geht und die weiß, und das macht ihm auch irgendwie Angst, andererseits liegt genau darin der Kick. Noch eine Geschichte, in denen die Mädels die Jungs an die Hand nehmen und die denen dann nachlaufen wie Schäfchen. Scheint grad Mode zu sein ;). Insofern ist sie der Copy von kew thematisch schon recht ähnlich.

Jetzt sitzen wir unter einem Sonnenschirm am Pool; Mom liest irgend so eine Zeitschrift, die ihre Leser jeden Monat mit Rezepten für Marzipan-Schoko-Streusel-Kuchen mästet, um sie dann in der Folgeausgabe mit der sieben-Tage-Wunderdiät wieder in Form zu bringen, ...

Nice!

Während ich an meinem neuen Kontinent züngle, kommen aus Nadine Geräusche heraus, die ich noch nie gehört habe; sagen wir mal so, Katrin machte bei meiner Zungenakrobatik immer so ein „mhm ... mhm ...“, als ob sie gerade mit einer Bekannten telefonieren würde und sich nebenbei die Fußnägel lackiert; Nadine dagegen stößt Schreie aus, die eher nach einem angefahrenen Esel als nach einem Mädchen mit zuckerbrauner Stupsnase klingen; sie schlägt um sich, zieht mir an den Haaren, reißt Tapete von der Wand und stößt gegen den Nachttisch – die Lampe fällt runter, es klirrt fürchterlich laut, Funken sprühen; ich erschrecke und hebe meinen Kopf aus der Meerenge von St. Nadine; da drückt sie mein Gesicht wieder runter, ihr Becken beginnt herumzuzucken und sie schreit: „Wie kannst du nur ... wie kannst du ...!“

Sehr schöne Szene.Lebt natürlich unglaublich von dem Vergleich, aber lebt. Ist auch irgendwie so, der Typ treibt da ja irgendwie durch die Woche und als Leser treibt man so mit. Er hat auf nichts wirklich Einfluss, nicht auf seine Eltern, nicht auf Nadine und auch nicht auf die Freundin mit dem Freund zu Hause. Er ist irgendwie so passiv und lässt eben alles so mit sich geschehen. Das nimmt ihm ein wenig den Biss, den er als Hauptfigur vielleicht haben sollte, aber er ist so wunderbar unterhaltenswert passiv, dass mich das gar nicht so gestört hat.

Deiner Kleinen. 'ne Cola. Oh Mann. Manchmal wünsche ich mir, das Telefon würde klingeln und einer würde mir sagen, sie hätten mich bei der Geburt vertauscht, oder so. Ich meine, ich kann unmöglich dasselbe Erbgut in mir tragen, wie jemand, der Sachen sagt, wie: Damit du deiner Kleinen 'ne Cola kaufen kannst.

Ja, so Sachen, davon lebt der Text halt sehr.


So, ich muss jetzt mal ganz dringend zur Arbeit. Die anderen werden sicher auch noch Stellen finden, die gefallen. Ich fand noch das Ding mit der Tochter, die dann IKEA heißen wird - super komisch. Da habe ich echt lachen müssen.

Für mich ein Text, der mich wirklich gut unterhalten hat. Stilistisch und inhaltlich lässt man sich von ihm treiben, also ich, und am Ende hatte ich ne echt schöne Zeit. Ist halt eine von vielen Erwachsenwerden-Geschichten, aber sehr hübsch.

Beste Grüße, Fliege

 

Hallo zigga, das ist total schön, was du da geschrieben hast. Ich bin nur durch Flieges Kommentar draufgekommen, doch mal in eure Copys zu gucken. Ich wollte da erst gar nicht hin, Zeitmangel und so, aber ich blieb dann richtig kleben.
Eine schöne selbstironische Stimmung, tolle Vergleiche und Bilder, mit denen du sein Erwachsenwerden begleitest. Ja, das Meer gibt da schon eine Menge her.
Es stimmt schon, die Geschichte ist leise und bleibt lange auf einer Ebene, aber der Typ ist so ein verlorenes Kerlchen, dass man gar nicht mehr aufhören mag weiterzulesen und für ihn hofft, dass die Nadine ihn nicht gar so krass abhängt.
Die Szene dann mit der Frau von Emre, in der zum Schluss dann alle im Schwimmbecken liegen und er überhaupt nichts rafft zusammen mit den faltigen Gesichtern, das hatte echt Slapstickcharakter.
Viele schöne und feine Beobachtungen.
Hat mir wirklich gut gefallen.

Hab ein paar Kleinigkeiten tippmäßig gefunden, hast zum Beispiel Pink Floyd vertauscht, aber das zu suchen fehlt mir die Zeit.
sorry, dass es so kurz ist, reicht halt nicht zu mehr, aber ich finde, es ist ja auch super, wenn man einfach nur mal Lob kriegt.

Wirklich sehr unterhaltsam wie du schreibst.
Lass es dir gut gehen. Novak

 
Zuletzt bearbeitet:

Servus Zigga,
ja, das ist so eine richtig schöne Urlaubsgeschichte und darüber hinaus eine berührende Familiengeschichte und auch eine sehr authentische Geschichte vom Krampf des Erwachsenwerdens.
Immerhin vier Jahrzehnte ist es her, dass ich im Alter deines Protagonisten Niko war, trotzdem fühlte ich mich nicht zu alt oder gar zu abgeklärt für den Text. Ganz einfach weil du es schaffst, derart lebensnah und gleichzeitig amüsant und witzig zu schreiben, dass du mich mit deiner Geschichte quasi auf eine Zeitreise in meine eigene Jugend schickst. Wenn‘s damals auch keine Flugreise in die Türkei war, so zumindest ein Urlaub am Meer, im ehemaligen Jugoslawien, in einem verschlafenen Fischerdorf, aber ansonsten hat sich wohl kaum viel geändert, wenn Halbwüchsige mit ihren Eltern verreisen. Der Ausnahmezustand, woanders zu sein, das Meer(!), abseits des Alltags neue Freunde kennenlernen können, dazu entspannte, euphorisierte, wohlwollende und gleichzeitig furchtbar nervige Eltern, das alles sind halt so Sachen, die von Generation zu Generation immer wieder neu entdeckt werden, aber im Grunde immer dieselben bleiben. Ein großartiges Kuddelmuddel aus Gefühlen, Hoffnungen, Missverständnissen und Träumen.

Du hast wirklich viele sehr starke Bilder im Text, trotzdem setzt du die sprachlichen Pointen behutsam und treffsicher, überhaupt scheinst du mir stilistisch immer sicherer zu werden, bzw. hast du hier halt wieder ein Thema, an dem du altersmäßig noch sehr nah dran bist, entsprechend authentisch und glaubwürdig klingt der Text.

Während ich an meinem neuen Kontinent züngle, kommen aus Nadine Geräusche heraus, die ich noch nie gehört habe; sagen wir mal so, Katrin machte bei meiner Zungenakrobatik immer so ein „mhm ... mhm ...“, als ob sie gerade mit einer Bekannten telefonieren würde und sich nebenbei die Fußnägel lackiert; Nadine dagegen stößt Schreie aus, die eher nach einem angefahrenen Esel als nach einem Mädchen mit zuckerbrauner Stupsnase klingen; sie schlägt um sich, zieht mir an den Haaren, reißt Tapete von der Wand und stößt gegen den Nachttisch – die Lampe fällt runter, es klirrt fürchterlich laut, Funken sprühen; ich erschrecke und hebe meinen Kopf aus der Meerenge von St. Nadine; da drückt sie mein Gesicht wieder runter, ihr Becken beginnt herumzuzucken und sie schreit: „Wie kannst du nur ... wie kannst du ...!“

Allein dieser Sexszene wegen hat es sich gelohnt, die Geschichte zu lesen, herrlich schräg einfach.

unsere Nummer erinnert mich an zappelnde, gestrandete Karpfen;

Sehr schön. (... gestrandete, zappelnde Karpfen fände ich noch eine Spur besser.)

Man gönnt dem netten Niko dieses Erlebnis einfach von Herzen, und ahnt gleichzeitig, dass das Mädchen ihn ganz furchtbar auflaufen lassen wird. Dass er diesem Hallodri Emre, schon aufgrund seines Alters, nicht das Wasser reichen kann, ist einfach nur folgerichtig, irgendwie typisch für diese Art von unverbindlichen Urlaubsflirts. Klar hat der nette deutsche Junge Niko (mit seinen ununterbrochen kribbelnden Händen) keine Chance gegenüber dem (vermutlich glutäugigen und waschbrettbäuchigen) südländischen Animateur, bei dem das Verführen minderjähriger Touristinnen quasi zur Jobdescription gehört.
Umso witziger und verrückter dann das furiose Finale mit Emres Gattin am bzw. im Hotelpool.

... sagt er, nippt am Bier und blickt auf das schwarze Meer. Seine Augen glänzen im Mondlicht, wie die dunkle, ölige, rauschende Suppe da draußen.

Das ist auch eine schöne Beschreibung.

Dir ist eine wirklich unterhaltsame und gleichzeitig sehr feinfühlige Geschichte gelungen, Zigga, originell und lebensnah und voller Esprit erzählt. Hat mir wirklich gefallen.

offshore

 

Hi,

sorry für die (kurze) Wartezeit, gebt dem schönen Wetter die Schuld. :)

Fliege,

Du Armer. Da hast Du eine wirklich schöne Geschichte geschrieben und musst dann so lange auf die erste Rückmeldung warten.
Ja ... ich hatte schon die Befürchtung, dass sie nicht gefällt, oder so. Aber ist bei längeren Geschichten einfach so, da mache ich mir gar nichts vor, das schreckt natürlich am Anfang ab, wenn man nicht weiß, ob man sich ne halbe Stunde durchkämpfen muss, oder ob man ne halbe Stunde Spaß hat.

Irgendwie kommt mir die Copyrunde vor, wie die Fortsetzung der Jugendchallange
Ja, haha, irgendwie sind da wieder viele 'Jugendstorys' rausgekommen. Aber ich finde das gut, ich lese das Genre ziemlich gerne.

Was mir zuerst aufgefallen ist, und auch angenehm, die Geschichte nimmt sich Zeit für das, was sie erzählen will. Viel Zeit. Aber sie macht das schon gut. Das ist so ein Text zum sich einkuscheln und wohlfühlen und da sind hübsche Sachen drin, dass man Dir gerne folgt. Die Ikea- Eltern fand ich großartig. Ich war ab irgendwann wirklich drin in der Geschichte. Ich war da mit am Pool und am Strand und im Hotelzimmer, ich habe das wirklich gern gelesen und ich will hier auch gar nicht groß nach Kritik suchen.
Ja schön, dass der Text so gut für dich geklappt hat! Hat mich echt gefreut. Einkuscheln und wohlfühlen ... ja, irgendwie wollte ich das ja auch. Wahrscheinlich hab ich das nach der Mutterwärme mal gebraucht :D Ich glaube, immer so Wohlfühltexte zu schreiben wäre falsch und zu flach, aber ich glaube, ab und zu geht schon mal

Oh man, ich könnt hier wirklich viel zitieren, von Dingen, die mir gut gefallen haben.
Yeah!

Und schon gehts weiter. Ja, also der Anfang war atmosphärisch für mich schon echt gelungen. Mich haste erwischt.
Das erleichtert mich. Der Anfang war nämlich meine große Sorge, weil ich ewig an der ersten Szene rumgedoktort hab; und auch nach dem Einstellen hatte ich Angst, dass da einfach zu viele Gesichter auf einmal auftauchen, und dass da viele Leser abbrechen könnten

... das Gruselige ist: Kaum steigen meine Eltern einmal im Jahr aus einem Flugzeug, fallen sie sich mit einer Theatralik in die Arme, dass man meinen könnte, sie hätten im Lotto gewonnen oder alle Ikea-Filialen (unser größter Feind, laut Mom) der Welt wären abgebrannt, oder was-weiß-ich – aber nein: Sie knutschen sich ab, weil sie das Meer riechen.
Irgendwie sind mir die beiden die spannensten Figuren. Man merkt, da brodelt was im Hintergrund bei denen, die machen Urlaub aus dem Katalog und wie im Katalog, so wie man es in der Werbung immer sieht und genau das ist es dann auch, da soll Hochglanz auf die "Lack ab Beziehung" und das ist natürlich nicht durchzuhalten. Insofern war auch irgendwie recht bald klar, wo das am Ende hinlaufen wird.
Ja, finde ich auch, dass sie so von der Figurenzeichnung am spannendsten sein können; einfach, weil bei ihnen so viel Konflikt in der Luft liegt, und weil man vllt auch wissen will, wieso sie sich so komisch aufführen, wie sie sich eben aufführen; das muss ja alles von irgendwoher kommen - so eine charaktertechnische Tiefe, ich glaube, die haben die Eltern mehr als der Prot. Aber gut, es stimmt, es wird ziemlich schnell klar, wohin das laufen wird mit den Eltern, das stimmt schon; aber ich wüsste jetzt auch nicht, wie ich den Leser da auf eine falsche Fährte locken könnte oder ob das gut wäre

Nadine ist so eine, die weiß wie es geht und die weiß, und das macht ihm auch irgendwie Angst, andererseits liegt genau darin der Kick. Noch eine Geschichte, in denen die Mädels die Jungs an die Hand nehmen und die denen dann nachlaufen wie Schäfchen. Scheint grad Mode zu sein ;). Insofern ist sie der Copy von kew thematisch schon recht ähnlich.
Das stimmt! Dachte ich mir beim Lesen von der Turmspringgeschichte auch. Da hatten Kew und ich wohl die gleiche Idee. Ich glaube, das ist halt auch ein Thema, das in vielen menschlichen Beziehungen (auch in umgekehrter Konstellation) vorkommt

Während ich an meinem neuen Kontinent züngle, ...
Sehr schöne Szene.Lebt natürlich unglaublich von dem Vergleich, aber lebt. Ist auch irgendwie so, der Typ treibt da ja irgendwie durch die Woche und als Leser treibt man so mit. Er hat auf nichts wirklich Einfluss, nicht auf seine Eltern, nicht auf Nadine und auch nicht auf die Freundin mit dem Freund zu Hause. Er ist irgendwie so passiv und lässt eben alles so mit sich geschehen. Das nimmt ihm ein wenig den Biss, den er als Hauptfigur vielleicht haben sollte, aber er ist so wunderbar unterhaltenswert passiv, dass mich das gar nicht so gestört hat.
Ja, der Typ treibt durch die Woche, stimmt schon. Ich glaube, das ist so eine allgemeine Schwäche bei meinen Hauptfiguren: Sie sind oft zu passiv. Also ich finde das zumindest. Mein Schreibratgeber sagt ja: Protagonisten sollenso aktiv wie möglich an ihrem Schicksal schrauben und lenken, aber irgendwie denke ich mir immer einen Plot aus, der so um den Prot herum geschieht, und an dessen Verlauf die Handlungen des Prots eigentlich keine so große Rolle spielen; aber cool, dass es für dich geklappt hat, ich denke, mit dem Charme des Verlierers folgt man dem Prot hier trotzdem gerne

Ich fand noch das Ding mit der Tochter, die dann IKEA heißen wird - super komisch. Da habe ich echt lachen müssen.
:D

Für mich ein Text, der mich wirklich gut unterhalten hat. Stilistisch und inhaltlich lässt man sich von ihm treiben, also ich, und am Ende hatte ich ne echt schöne Zeit. Ist halt eine von vielen Erwachsenwerden-Geschichten, aber sehr hübsch.
Ja cool, danke. Ja, ist eine Jugendstory. Irgendwie ist das halt so mein Ding, mir fällt dazu viel ein, und ja ich weiß, es gibt viele Erwachsenwerden-Geschichten, aber ich glaube, es wäre falsch, mir zwanghaft andere Themen zu suchen, über die ich schreibe (aber ich denke, das wolltest du auch gar nicht sagen)

Danke auf jeden Fall für deinen Kommentar und für's Lesen und so, und schreib mal nen Franz-Roman! :D


Hey Novak,

das ist total schön, was du da geschrieben hast.
Danke!

Ich bin nur durch Flieges Kommentar draufgekommen, doch mal in eure Copys zu gucken. Ich wollte da erst gar nicht hin, Zeitmangel und so, aber ich blieb dann richtig kleben.
Ja, irgendwie ist die Kreativwerkstatt so in sich geschlossen, aber gut. Freut mich, dass du kleben geblieben bist und mal vorbeischaust!

Eine schöne selbstironische Stimmung, tolle Vergleiche und Bilder, mit denen du sein Erwachsenwerden begleitest. Ja, das Meer gibt da schon eine Menge her.
Freut mich!

Es stimmt schon, die Geschichte ist leise und bleibt lange auf einer Ebene, aber der Typ ist so ein verlorenes Kerlchen, dass man gar nicht mehr aufhören mag weiterzulesen und für ihn hofft, dass die Nadine ihn nicht gar so krass abhängt.
Ja, leise und auf lange auf einer Ebene, stimmt schon, finde ich auch, aber wenn ich es geschafft habe, dass du weiterliest, funktioniert der Text schon so, wie er soll :)

Die Szene dann mit der Frau von Emre, in der zum Schluss dann alle im Schwimmbecken liegen und er überhaupt nichts rafft zusammen mit den faltigen Gesichtern, das hatte echt Slapstickcharakter.
Slapstickcharakter :D Ja, ist was dran ... ich hoffe, das ist nicht zu flach oder so, so dieser große Knall zum Schluss, weil Slapstick verbinde ich mit so auf-der-Banane-ausrutschen-Gags oder so, und die mag ich eigentlich nicht.

sorry, dass es so kurz ist, reicht halt nicht zu mehr, aber ich finde, es ist ja auch super, wenn man einfach nur mal Lob kriegt.
Macht gar nix, ich bin für jeden Kommentar dankbar. Und Lob nimmt man doch immer gern an

Wirklich sehr unterhaltsam wie du schreibst.
Merci.

Danke für's Kommentieren und Lesen und Vorbeischaune, Novak, lass es dir auch gutgehen!


offshore,

ja, das ist so eine richtig schöne Urlaubsgeschichte und darüber hinaus eine berührende Familiengeschichte und auch eine sehr authentische Geschichte vom Krampf des Erwachsenwerdens.
cool!

Immerhin vier Jahrzehnte ist es her, dass ich im Alter deines Protagonisten Niko war, trotzdem fühlte ich mich nicht zu alt oder gar zu abgeklärt für den Text. Ganz einfach weil du es schaffst, derart lebensnah und gleichzeitig amüsant und witzig zu schreiben, dass du mich mit deiner Geschichte quasi auf eine Zeitreise in meine eigene Jugend schickst. Wenn‘s damals auch keine Flugreise in die Türkei war, so zumindest ein Urlaub am Meer, im ehemaligen Jugoslawien, in einem verschlafenen Fischerdorf, aber ansonsten hat sich wohl kaum viel geändert, wenn Halbwüchsige mit ihren Eltern verreisen. Der Ausnahmezustand, woanders zu sein, das Meer(!), abseits des Alltags neue Freunde kennenlernen können, dazu entspannte, euphorisierte, wohlwollende und gleichzeitig furchtbar nervige Eltern, das alles sind halt so Sachen, die von Generation zu Generation immer wieder neu entdeckt werden, aber im Grunde immer dieselben bleiben. Ein großartiges Kuddelmuddel aus Gefühlen, Hoffnungen, Missverständnissen und Träumen.
Ja schön, dass ich dich auf eine kleine Zeitreise schicken konnte. Irgendwie hatte ich da noch gar nicht so drüber nachgedacht, dass Familienurlaube auch früher schon den gleichen Charakter gehabt haben. Aber klar, ich kann mir das schon vorstellen. Über dein Lob freue ich mich natürlich sehr.

Du hast wirklich viele sehr starke Bilder im Text, trotzdem setzt du die sprachlichen Pointen behutsam und treffsicher, überhaupt scheinst du mir stilistisch immer sicherer zu werden, bzw. hast du hier halt wieder ein Thema, an dem du altersmäßig noch sehr nah dran bist, entsprechend authentisch und glaubwürdig klingt der Text.
Freut mich, dass du findest, mein Stil werde sicherer. Aber ja, irgendwie pendelt sich das so langsam ein, habe ich das Gefühl, Texte gehen mir langsam immer schneller von der Hand, als meine ersten; und ja, Jugendgeschichten, das ist halt irgendwie etwas, wo mir leicht etwas einfällt und dementsprechend auch von der Hand geht, und ich mach das gerne. Ich hab mal versucht, etwas mit einem 40jährigen Prot und so zu schreiben, aber irgendwie war das so krampfhaft und ich konnte mich nur so halb einfühlen, deswegen hab ich's gelassen

Während ich an meinem neuen Kontinent züngle ...
Allein dieser Sexszene wegen hat es sich gelohnt, die Geschichte zu lesen, herrlich schräg einfach.
:D

unsere Nummer erinnert mich an zappelnde, gestrandete Karpfen;
Sehr schön. (... gestrandete, zappelnde Karpfen fände ich noch eine Spur besser.)
Ja. Von der Reihenfolge und vom Klang her macht das mehr Sinn

Man gönnt dem netten Niko dieses Erlebnis einfach von Herzen, und ahnt gleichzeitig, dass das Mädchen ihn ganz furchtbar auflaufen lassen wird. Dass er diesem Hallodri Emre, schon aufgrund seines Alters, nicht das Wasser reichen kann, ist einfach nur folgerichtig, irgendwie typisch für diese Art von unverbindlichen Urlaubsflirts. Klar hat der nette deutsche Junge Niko (mit seinen ununterbrochen kribbelnden Händen) keine Chance gegenüber dem (vermutlich glutäugigen und waschbrettbäuchigen) südländischen Animateur, bei dem das Verführen minderjähriger Touristinnen quasi zur Jobdescription gehört.
Umso witziger und verrückter dann das furiose Finale mit Emres Gattin am bzw. im Hotelpool.
Ja schön, dass die Geschichte so gut für dich klappt!

Dir ist eine wirklich unterhaltsame und gleichzeitig sehr feinfühlige Geschichte gelungen, Zigga, originell und lebensnah und voller Esprit erzählt. Hat mir wirklich gefallen.
Vielen Dank, offshore, ich freue mich.

Grüße!

 
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Hey zigga,

hab ich sehr gern gelesen, Deine Kopie. Das ist jetzt kein unheimlich engmaschig gestrickter Text, der schlägt auch die ein oder andere Luftmasche, aber ich kann nicht behaupten, dass mich das groß gestört hätte. Ich wusste zwar am Ende nicht so recht, was da der eigentliche Fokus war, ob der Protagonist was gelernt hat, na ja, außer, wo Amerika liegt, was allerdings eine Lektion für's Leben ist, aber es war durchweg unterhaltsam, amüsant und fluffig zu lesen. Es gibt auch echte Highlights wie die Eltern oder eben diese grandiose Sexszene. Wenn man an diesem Text noch was drehen wollte, könnte man das am ehesten am Ende tun. Das mit der Kopftuchfrau raubt der Geschichte in meinen Augen etwas Glaubwürdigkeit und lenkt so mit äußerem Getöse vom inneren Drama des Protagonisten ab. Wobei, so richtig dolles Drama hatte der ja gar nicht. Ich mein, so ein bisschen schien es als sei diese Zuhauseexfreundin die Klammer, dass er über den Umweg mit Nadine wieder zu ihr zurückfindet (und sie dann nicht mehr nur so Telefongeräusche macht), aber dafür war es dann doch irgendwie nicht präsent und dramatisch genug. Na ja, aber auch so, wenn man einfach mal ne Weile mit dem hormongebeutelten Prot mitschwimmt, ohne dass das jetzt zu einem ganz bestimmten Ziel führt, ist es schön zu lesen. Und diese Vater-Szene am Schluss ist auch hübsch - erinnert mich sehr an Lolleks "Nico kennt sich aus".

Beim Lesen sind mir ein paar Formulierungen aufgefallen, an denen man noch drehen könnte und ein paar echte Fehler auch. Aber ich hab se mir nicht aufgeschrieben :P Was ich aber allgemein sagen wollte ist, dass Du diese "oder so" nicht nötig hast, um den Text locker zu machen. Die würd ich sämtlich rauskicken. Und ich wollte noch sagen, vor vergleichendem "wie" kommt kein Komma. Und ich wollte loben, dass Du ein Synonym für Nuckeln gefunden hast. Allerdings würd ich das nur einmal im Text benutzen ;)

lg,
fiz

 

Hey fiz,

hab ich sehr gern gelesen, Deine Kopie.
Das ist schon mal cool.

Das ist jetzt kein unheimlich engmaschig gestrickter Text, der schlägt auch die ein oder andere Luftmasche, aber ich kann nicht behaupten, dass mich das groß gestört hätte.
Ja ... ich kann verstehen, was du meinst. Da gibt es ein paar Szenen oder Sätze, die könnte man getrost streichen, aber irgendwie wollte ich hier mal bisschen luftiger stricken, ich wollte mal gucken, wie weit ich da gehen kann, ohne dass der Text vom roten Faden abkehrt

Ich wusste zwar am Ende nicht so recht, was da der eigentliche Fokus war, ob der Protagonist was gelernt hat, na ja, außer, wo Amerika liegt, was allerdings eine Lektion für's Leben ist, aber es war durchweg unterhaltsam, amüsant und fluffig zu lesen.
:D Ja, mhm. Wie ist die Figurenentwicklung? Ich glaube, hier geht's nicht von Extrempol A nach Extrempol B, vllt ist es ja nur eine kleine Erkenntnis des Prots

Wenn man an diesem Text noch was drehen wollte, könnte man das am ehesten am Ende tun. Das mit der Kopftuchfrau raubt der Geschichte in meinen Augen etwas Glaubwürdigkeit und lenkt so mit äußerem Getöse vom inneren Drama des Protagonisten ab. Wobei, so richtig dolles Drama hatte der ja gar nicht. Ich mein, so ein bisschen schien es als sei diese Zuhauseexfreundin die Klammer, dass er über den Umweg mit Nadine wieder zu ihr zurückfindet (und sie dann nicht mehr nur so Telefongeräusche macht), aber dafür war es dann doch irgendwie nicht präsent und dramatisch genug.
Ja, da geb ich dir recht. Novak nannte das Slapstickcharakter, die Poolszene, und das ist eigentlich was, was ich gar nicht wollte. Aber gut. Ich wüsste im Augenblick auch nicht, wie ich einen anderen Höhepunkt herbeiführen könnte; würde die Poolszene mit der Kopftuchfrau fehlen, ich glaube, dann wäre der Text vom Spannungsbogen her zu flach, dann gäb's gar kein großes Drama, dann würde was fehlen. Ich denk mal drüber nach

Na ja, aber auch so, wenn man einfach mal ne Weile mit dem hormongebeutelten Prot mitschwimmt, ohne dass das jetzt zu einem ganz bestimmten Ziel führt, ist es schön zu lesen.
Ja cool.

Und diese Vater-Szene am Schluss ist auch hübsch - erinnert mich sehr an Lolleks "Nico kennt sich aus".
Stimmt, da hocken Vater und Sohn zum Schluss auch da und trinken Bier.

Beim Lesen sind mir ein paar Formulierungen aufgefallen, an denen man noch drehen könnte und ein paar echte Fehler auch. Aber ich hab se mir nicht aufgeschrieben :P
Ja, ich musste den Text diesmal leider ohne meine große finale Prozedur des Korrekturlesens und Liegenlassens und so hochladen, da sind noch Fehler und bisschen krumme Sachen drin, ich werde demnächst mal komplett drüberlesen und ausbessern und basteln und so, wenn ich bisschen Abstand vom Text habe

as ich aber allgemein sagen wollte ist, dass Du diese "oder so" nicht nötig hast, um den Text locker zu machen. Die würd ich sämtlich rauskicken.
Ja ... mal gucken. Ich mag das halt voll, bei diesem Erzähler. Evtl werde ich 40-50-60 Prozent rauskicken, mal sehen :)

Und ich wollte noch sagen, vor vergleichendem "wie" kommt kein Komma.
Echt? Scheiße. Das mache ich dann ja seit jeher falsch.

nd ich wollte loben, dass Du ein Synonym für Nuckeln gefunden hast. Allerdings würd ich das nur einmal im Text benutzen ;)
:D Na, dann werd ich vllt das eine Mal wieder mit einem meiner geliebten Nuckler ersetzen ...

Danke für's Lesen und deine Zeit und für den Kommentar!

Grüße

 
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Hi Zigga,

ich habe deine Geschichte sehr gerne gelesen.

Sie lebt von diesen ganzen Kleinigkeiten und ich finde, das war durchaus ein bisschen anders, als du das sonst so machst. Ich liebe sowas ja total.
Es gab dann auch für mich sehr viele Genauso-ist-es-Momente.
Witzig fand ich es außerdem (z. B. die vielgerühmte Sexszene).

Die Personen sind für mich auch super rübergekommen, besonders dein Protagonist. Aber auch Nadine und Emre sind dir für meinen Geschmack gut gelungen.

Also, ich hab' mich super unterhalten gefühlt, aber (war ja klar, oder?)...

... mir hat das Ende nicht gefallen. Für mich war es irgendwie gar kein richtiges Ende. Ich meine, du baust da diese ganzen liebevollen, plastischen Details auf, machst alles ABSOLUT richtig und am Schluss ist es dann "einfach so" vorbei. Ich kann dir das jetzt gar nicht anders erklären, außer dass da für mein Gefühl noch richtig viel kommen müsste. Ernsthaft: Kurz bevor´s vorbei war, dachte ich noch, dass geht ewig so weiter.

So, ich weiß jetzt auch gar nicht, ob das überhaupt irgendwie hilfreich ist, aber ich wollte dir auf jeden Fall einen Eindruck dalassen. Und bitte seh' meine Kritik am Ende hauptsächlich als Kompliment für den Rest.

Liebe Grüße
Bella

 

Hi Bella,

erstmal danke für's Kommentieren und Lesen usw. :)

ich habe deine Geschichte sehr gerne gelesen.
das liest man doch gern!

Sie lebt von diesen ganzen Kleinigkeiten und ich finde, das war durchaus ein bisschen anders, als du das sonst so machst. Ich liebe sowas ja total.
Ja, danke. Ja, die Erzählperspektive war diesmal sehr nah dran, also Präsens und direkt im Kopf vom Prot, mein anderes Zeug ist immer einen Tick weiter weg.

Es gab dann auch für mich sehr viele Genauso-ist-es-Momente.
Witzig fand ich es außerdem (z. B. die vielgerühmte Sexszene).
Freut mich!

Die Personen sind für mich auch super rübergekommen, besonders dein Protagonist. Aber auch Nadine und Emre sind dir für meinen Geschmack gut gelungen.
Das auch! Cool.

Also, ich hab' mich super unterhalten gefühlt, aber (war ja klar, oder?)...
Ich glaub, ich les einfach nicht weiter :D

... mir hat das Ende nicht gefallen. Für mich war es irgendwie gar kein richtiges Ende. Ich meine, du baust da diese ganzen liebevollen, plastischen Details auf, machst alles ABSOLUT richtig und am Schluss ist es dann "einfach so" vorbei. Ich kann dir das jetzt gar nicht anders erklären, außer dass da für mein Gefühl noch richtig viel kommen müsste. Ernsthaft: Kurz bevor´s vorbei war, dachte ich noch, dass geht ewig so weiter.
Ja, mhm. Vllt zu wenig Drama. Vllt hast du darauf gehofft, dass das ganze Pulver zu einer viel größeren Explosion führt oder so, ich weiß auch nicht. Vllt schreib ich das Ding hier auch noch mal um, weil, diese Poolszene, die mag ich auch nicht mehr so. Also ich denke, da geht noch mehr. Novak nannte das Slapstickcharakter (ich glaube, sie meinte das gar nicht negativ), aber sowas wollte ich eigentlich nicht, und jetzt gefällt es mir eben auch nicht mehr :D Das Ende mit dem Vater, das mag ich irgendwie, aber ja, da könnte davor ein noch größerer Bruch kommen ... leider fällt mir gerade nicht ein, was da passieren könnte. Aber wenn mir was einfällt, schreib ich noch mal dran.

So, ich weiß jetzt auch gar nicht, ob das überhaupt irgendwie hilfreich ist
Ist es! Immer! Selbst, wenn man bloß Honig um den Mund geschmiert bekommt, wäre das doch nett zu lesen, oder? :D

Und bitte seh' meine Kritik am Ende hauptsächlich als Kompliment für den Rest.
Merci!

P.S.: Ich glaube, du hast da irgendwie zwei Kommentare gepostet. Im zweiten steht irgendwie aucc genau dasselbe wie im ersten. Und das Ende von der Geschichte steht da auch, ich weiß auch nicht, wieso, aber ich glaube, das ist keine Absicht gewesen, oder?

Grüße

 

Hallo Zigga,

ich mag den Titel total und das bereitet den Leser schön auf den Inhalt vor.
Diese Jugendgeschichte unterscheidet sich inhaltlich jetzt nicht großartig von anderen Jugendgeschichten: Dosenbier wird getrunken, es wird gekifft, gepost, Push up BH, nervige, peinliche Eltern, ein Prot. der generell von allem genervt ist, was keine Titten hat UND was Titten hat. :p
Aber das ist schon sehr unterhaltsam geschrieben, mit ein paar lustigen Vergleichen.

Eine Stelle mochte ich nicht, der Morgen nach dem Theater am Abend - das war irgendwie merkwürdig. Da wird so eine zentrale Stelle nicht beschrieben, nämlich dass zwischen Emre und Nadine etwas gelaufen ist. Ist natürlich auch der egozentrischen Perspektive des Prots. geschuldet, der zwischen den Figuren seiner Umgebung nichts sieht, lediglich seine eigene Beziehung zu ihnen. Das ist bei den meisten Jugendgeschichten so - also, wenn er ein wenig umwelt-sensibler wäre, dann hätte er gesehen, dass seine Katrin die Telefongeräusche macht, weils ihr keinen Spaß macht, oder dass sie auf seinen besten Freund steht, oder dass Nadine nur Augen für Emre hat und er, der Prot, eigentlich die zweite Wahl ist in diesem langweiligen Urlaub. Er ist nicht das Highlight wie Nadine es für den Prot ist. Das ist natürlich schwer zu begreifen für ich-bezogene Figuren.

Ich finde die Stelle mit der Kopftuchfrau nicht so toll - also ja, ihr Mann geht ihr fremd, aber woher weiß sie so genau, wo sich dieses Mädchen befindet. Das ist so für die Geschichte konstruiert, damit am Ende die alle im Pool sich lustig verprügeln und der Prot. sich feige zurückziehen kann. Also, irgendwie ist das unbefriedigend gelöst mit Nadine und Emre.

Ich finde seine Reaktion auf die Trennung der Eltern extrem merkwürdig und befremdlich. Da wird die Mutter auf eine Stufe mit einem belanglosen Urlaubsflirt gestellt. Wäre natürlich schön zu sehen, dass es ihm überhaupt nicht am Arsch vorbeigeht, wenn die Eltern plötzlich nicht mehr als Einheit da sind, die ihn nerven können. Dass, egal, wie peinlich sie ihm vorkommen, sie letztendlich seine Eltern sind. Ich finde es schön, auch mal so ambivalente Charakterzüge bei Prots zu sehen, um ihnen noch eine Dimension zu geben.

Ansonsten fand ich die Anglizismen extrem nervig - dieses Mom und Dad Getue oder ein Mädchen als Girl zu bezeichnen - HÄH? Also ich habe auch viel mit Jugendlichen zu tun, aber bis jetzt vielleicht zwei Leute gehört, die das sagen.
Also wenn man nix mit Englisch zu tun hat - wie kann man Mom und Dad sagen? Hat man zu viel Super RTL Hannah Montana und so einen Quatsch gesehen? Keine Ahnung, ich bin ja auch mit amerikanishcen Sendungen aufgewachsen - aber dann adaptiert man das doch nicht sofort. Weil man die Eltern so nennt, wie man sie mit zwei, drei Jahren genannt hat. Und Bros Ex wird nicht angefasst - Bros before Hoes - Alter!

Abgesehen davon habe ich die Geschichte aber sehr gerne gelesen. ;) Mir hat besonders der Vegleich am Ende es angetan - mit dem Papier, das nicht mehr glatt zu bügeln ist. Das ist schön.


JoBlack

 
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Hallo JoBlack,

ich mag den Titel total und das bereitet den Leser schön auf den Inhalt vor.
das ist schön

Diese Jugendgeschichte unterscheidet sich inhaltlich jetzt nicht großartig von anderen Jugendgeschichten: Dosenbier wird getrunken, es wird gekifft, gepost, Push up BH, nervige, peinliche Eltern, ein Prot. der generell von allem genervt ist, was keine Titten hat UND was Titten hat. :P
:D Ja ... ist halt eine Jugendgeschichte, ja. Klar könnten jugendliche Prots auch Detektive sein oder mal was total Abwegiges machen, was in diesem Genre eigentlich gar nicht vorkommt, aber mhm, naja erstens ist's ja ein Copywrite an so eine Urlaubsgeschichte von Elisha, aber ich hatte natürlich auch Bock auf so eine klassische Jugendstory.

Aber das ist schon sehr unterhaltsam geschrieben, mit ein paar lustigen Vergleichen.
Ja, schön

Eine Stelle mochte ich nicht, der Morgen nach dem Theater am Abend - das war irgendwie merkwürdig. Da wird so eine zentrale Stelle nicht beschrieben, nämlich dass zwischen Emre und Nadine etwas gelaufen ist. Ist natürlich auch der egozentrischen Perspektive des Prots. geschuldet, der zwischen den Figuren seiner Umgebung nichts sieht, lediglich seine eigene Beziehung zu ihnen. Das ist bei den meisten Jugendgeschichten so - also, wenn er ein wenig umwelt-sensibler wäre, dann hätte er gesehen, dass seine Katrin die Telefongeräusche macht, weils ihr keinen Spaß macht, oder dass sie auf seinen besten Freund steht, oder dass Nadine nur Augen für Emre hat und er, der Prot, eigentlich die zweite Wahl ist in diesem langweiligen Urlaub. Er ist nicht das Highlight wie Nadine es für den Prot ist. Das ist natürlich schwer zu begreifen für ich-bezogene Figuren.
Ja, ich verstehe, was du meinst. Ist eine interessante Anmerkung, weil ich mir beim Schreiben gar keine großen Gedanken darüber gemacht habe, dass ich da jetzt bewusst einen Prot erschaffen habe, der nur seine Beziehung zu anderen sieht, aber nicht das andere, und dann ich-bezogen wird. Das ist mir so gar nicht aufgefallen, aber es stimmt. Einerseits finde ich es nicht schlimm, und ich versuche halt beim Schreiben immer indirekt dem Leser Sachen zu sagen, aber andererseits hast du schon recht, wenn du meinst, wenn man schon in die Gedankenwelt des Prots blickt, müsste er eig schon darüber nachdenken, was du um ihn herum passiert; so bisschen mehr umwelt-sensibler, ja, da hast du schon recht. Ich schau mal, wie ich das unterbringe oder so.

Ich finde die Stelle mit der Kopftuchfrau nicht so toll
Ich auch nicht mehr.

also ja, ihr Mann geht ihr fremd, aber woher weiß sie so genau, wo sich dieses Mädchen befindet.
Ja, woher? Das weiß ich auch nicht. Ich mag die ganze Szene auch nicht mehr so. Wenn ich eine bessere Idee hab, werd ich sie umsetzen.

Ich finde seine Reaktion auf die Trennung der Eltern extrem merkwürdig und befremdlich. Da wird die Mutter auf eine Stufe mit einem belanglosen Urlaubsflirt gestellt.
Mhm ... also whrs hatte ich den Text anders gedacht, als du ihn gelesen hast - ja, Vater und Sohn haben eigentlich das gleiche Problem: Frauen. Aber ich habe jetzt eigentlich das eher so verstanden, dass der Vater halt einfach Stress mit seiner Frau hat, aber nicht, dass sie sich gleich scheiden lassen. Kann man natürlich verschieden deuten. Vllt sollte ich das klarer rausbringen, oder die Eltern wirklich scheiden lassen, aber dann die Reaktion des Sohns angemessen umschreiben. So war das für mich halt einfach ein: Ich hab Stress mit deiner Mutter, diesmal größeren als zuvor

Wäre natürlich schön zu sehen, dass es ihm überhaupt nicht am Arsch vorbeigeht, wenn die Eltern plötzlich nicht mehr als Einheit da sind, die ihn nerven können. Dass, egal, wie peinlich sie ihm vorkommen, sie letztendlich seine Eltern sind. Ich finde es schön, auch mal so ambivalente Charakterzüge bei Prots zu sehen, um ihnen noch eine Dimension zu geben.
Ja, das stimmt, da könnte man noch was rausholen - wie gesagt, ich hab das eher so gedeutet beim Schreiben, dass die Eltern einen größeren Streit haben, aber nicht, dass sie sich trennen. Deswegen dann auch so die Reaktion des Prots

Ansonsten fand ich die Anglizismen extrem nervig
Okay, man kann im Nachhinein immer sagen: wollt ich doch so! Aber hier wollte ich den Leser damit echt bisschen quälen :D

Also ich habe auch viel mit Jugendlichen zu tun, aber bis jetzt vielleicht zwei Leute gehört, die das sagen.
Hey, ich kenne auch genau zwei, die so reden. Und ich find das immer ziemlich dumm, muss ich sagen. Aber irgendwie finde ich das auch interessant, wenn jemand Mutter und Vater Mom und Dad nennt. Das hat mir irgendwie für meine Figur gut gefallen, weil ich mir dachte, der könnte so ein Typ sein, der so redet

Keine Ahnung, ich bin ja auch mit amerikanishcen Sendungen aufgewachsen - aber dann adaptiert man das doch nicht sofort. Weil man die Eltern so nennt, wie man sie mit zwei, drei Jahren genannt hat.
Mhm, ich weiß nicht. Ich nenn meinen Vater nicht Papa und meine Mutter nicht Mama. Ich glaube, ab einem bestimmten Alter, fängt man an, seine Eltern anders zu nennen, einfach, um auch bisschen aus dieser Kinderrolle auszubrechen. Ja, ich glaube, das hat viel mit amerikansichen Sitcoms und Filmen zu tun - da sehen die Kids Figuren, die sie bewundern, und dann nehmen sie ihre Sprache an. Also, ich habdas mit Dad und Mom schon so gesehen bei Leuten, das schlägt bei Teenagern keine großen Wellen, aber es gibt die Leute, die so reden. Ich schmuggel mal ein Aufnahmegerät unter meinem Zylinder mit, und treffe mich mit so einem, und dann schick ich dir die Aufnahme. (Der wird sich wundern, wieso ich bloß über seine Eltern reden will) :)

Abgesehen davon habe ich die Geschichte aber sehr gerne gelesen.
Das freut mich!

Mir hat besonders der Vegleich am Ende es angetan - mit dem Papier, das nicht mehr glatt zu bügeln ist. Das ist schön.
Danke.

JoBlack, danke für's Lesen und Kommentieren und Gedankenmachen, ich glaube, dein Kommentar hat mich weitergebracht.

Grüße

 

Hey Zigga, mein Kommentar mit der ich-bezogenheit ist keine Kritik an der Figur, lediglich meine Interpretation. Deswegen solltest du da auf keinen Fall etwas ändern. Das mit mom und dad ist halt so eine Sache. Natürlich gibt es diese nervigen Menschen, die ihre Eltern so nennen ohne irgendwelchen Bezug zur anglophonen Kultur.
Was hast du denn gegen Mama und Papa? :p

 

Hi zigga, auch von mir noch mal ein statement.

Die swimmingpool-Szene. Wenn alle ins Wasser fliegen. Ich weiß es nicht mehr genau, aber ich glaub, ich war eh so ziemlich die einzige, die es mochte. Das wär nicht schlimm, wenn ich denn Recht hätte. :dozey:
Mir leuchten Jos Argumente total ein. Ich hab mich selbst, als ich die Pool-Szene las, unnmittelbar gefragt, woher denn die Frau weiß, dass ihr Gatte sie mit wem betrogen hat, und wo sie das Mädchen finden kann. Ich mein der müsste ja blöd sein, ihr das auf die Nase zu binden.
Also das müsste man eh bereinigen. Ich hab da mit Gewalt drüber weglesen wollen, weil ich im Unterschied zu allen anderen hier im Forum solche Albernheiten und solchen slapstick einfach mag. Ich war furchtbar froh, dass endlich mal jemand den Mut hat zu solch einer Szene.
Ich kann mich aber auch daran erinnern, dass ich dachte, das passt eigentlich nicht rein in ziggas Geschichte und in ziggas Art des Schreibens.
Ja, ich seh das jetzt. Ich hab da einfach viel zu sehr meinen Wunsch nach Unterhaltung sprechen lassen. Und nicht so sehr deine Geschichte gesehen. Ich würd das aber auch bei meinen Geschichten nicht wollen, dass da jemand ganz eindeutig seine eigenen Spezialvorlieben als Kriterium anlegt. Das schwelt schon die ganze Zeit ein bisschen in mir herum und deshalb sag ich dir das jetzt. Ist dank JoBlack eine günstige Gelegenheit.
Ciao
Novak

Aber trotzdem: Ich wünsch mir mal wieder was ganz ganz Albernes. Das wär schön.

 

Hi Jo,

mein Kommentar mit der ich-bezogenheit ist keine Kritik an der Figur, lediglich meine Interpretation. Deswegen solltest du da auf keinen Fall etwas ändern.
Schon klar. Aber trotzdem eine interessante Erkenntnis. Werd ich mir auf jeden Fall im Hinterkopf behalten. Evtl bastel ich das auch in eine neue Fassung von diesem Text mit ein, mir gefällt das

Das mit mom und dad ist halt so eine Sache. Natürlich gibt es diese nervigen Menschen, die ihre Eltern so nennen ohne irgendwelchen Bezug zur anglophonen Kultur.
:D

Was hast du denn gegen Mama und Papa? :P
Das ist doch voll 1998!


Danke für deine erneute Rückmeldung und nen guten Sonntag!


Hey Novak,

Ja, du mochtest die Szene als einzige, stimmt schon, aber du warst auch die erste (und einzige?), die das Slapstickcharakter genannt hat; und da ging mir das dann irgendwie auf, als du mir das geschrieben hast, dass die Szene echt so slapstickmäßig ist - und eigentlich bin ich da kein Fan von. Ich weiß nicht, als ich die Poolszene geschrieben habe, da kam mir das gar nicht so vor - ich meine, klar, sollte die witzig sein, aber doch schon irgendwie der Höhepunkt vom Chaos ... mittlerweile mag ich die Szene selbst nicht mehr. Wenn ich mich rausreden wollte, könnte ich sagen, dass das bisschen dem Abgabetermin für das Copywrite geschuldet war, ich wollte das in den letzten Tagen einfach runterschreiben, und da ist dann auch diese Szene entstanden - ich würde die heute nicht mehr so aufziehen. Ich glaube jetzt nicht, dass das die Story total kaputtmacht, aber ich denke, die Geschichte könnte hier noch viel gewinnen. Leider fällt mir aber gerade überhaupt nichts ein, wie ich die Brücke zu dieser Vater-Sohn-Szene am Meer schlagen könnte - aber das wird schon, ich muss mich da nur mal richtig hinsetzen. Das mache ich auch direkt.

Novak, vielen Dank für dein erneutes Feedback, das ist sehr nett, dass du dich noch mal gemeldet hast, und jetzt bin ich mir auch endgültig sicher, dass ich die Szene umschreibe (nachdem sie auch noch ihren einzigen Fan verloren hat)!

Grüße

 

Hallo zigga

Betongraue Hoteltürme, Springbrunnen, Palmen; und überall alte, faltige, rotgebrannte Gesichter, die mich anblicken, wie vertrocknetes Obst – ich glaube, das war's mit meinen Ferien.

Finde ich einen guten Start; zusammen mit dem Titel riecht man natürlich, in welche Richtung das geht, aber das macht auf jeden Fall schonmal Lust auf mehr.

Ich bin noch nicht mal aus dem Bus gestiegen, da reißt mir Dad schon den Koffer aus der Hand, streckt die Nase in die Luft und sagt: „Meer! Von hier aus riecht man das Meer! Riech doch mal, Niko! Das Meer!“

Zu dem Mom & Dad möchte ich auch noch was sagen: Ich kenne das - wenn überhaupt - dann nur von Mädchen. Mir ist noch nie ein Junge begegnet, der so geredet hätte, deshalb dachte ich auch erst, dein Ich-Erzähler sei eine Ich-Erzählerin.
Nachdem ich die Geschichte gelesen hatte, finde ich aber, dass die Bezeichnung in Ordnung geht. Es passt zu der Stimme, in der die Geschichte erzählt wird, am Anfang war es halt ein wenig ungewohnt, aber unterm Strich kann man das so machen.

ie trägt so eine Lady Gaga-Sonnenbrille, die sieht aus, wie ein Zensierbalken.

Du hast vor diesen Vergleichen, die du mit "wie" einleitest, immer ein Komma. Bestimmt an vier Stellen oder so im Text, und ich glaube, da kommt kein Komma hin.

„Ich riech's auch! Ach, schön, Klausi! So schön!“, sagt sie, und greift nach Dads Hand.

Was die Eltern angeht, ich finde da bist du immer an der Grenze zur Karikatur. Die wirken fast überzeichnet, aber eben nur fast. Das ist sicher auch der Perspektive geschuldet, wenn man in Nikos Alter ist, dann nerven die Eltern ununterbrochen, aber vieles nimmt man natürlich schlimmer wahr, als es ist. Bis auf eine oder zwei Stellen - ich zitiere sie dann - finde ich das aber gut und amüsant dargestellt. Ich nehme dir die Eltern auf jeden Fall ab.

und ich fühle mich wie Hitler, oder so.

Da würde ich jetzt auch kein Komma setzen, bin aber zu faul, die entsprechende Regel herauszusuchen.

„Nee“, sagte Oleg letzte Woche noch, „die Exen von Bros, die sind tabu!

Oh Mann. Die Exen von Bros. Reden Teenager heute wirklich so?

„Ich pass' bloß auf“, äffe ich Oleg nach, diesem Penner.

diesen

Der Einstieg in deine Geschichte hat mir gut gefallen. Vor allem die Erzählstimme mag ich, der höre ich gerne zu. Später im Text wird es noch deutlicher, aber die springt immer mal wieder rasch von einem Thema zum anderen, du arbeitest viel mit Semikolons, ich finde das flüssig und sympathisch. Und klar, mit Niko fühlt man mit, da kann man sich gut identifizieren, weil du viele Punkte aufgreifst - nicht nur konkrete Szenen, sondern auch das grundsätzliche Gefühl - die man selbst in dieser Zeit so empfunden hat. Das machst du wirklich gut.

„Acht Verkäuferinnen am Samstag! Und dann noch diese ganze Kollektion mit den Wildlederbezügen! Kein Wunder, dass wir so viel in der Kasse haben, wie 'ne Eisdiele auf der Antarktis!“

Ich finde das mit dem Möbelgeschäft, und wie du es immer wieder aufgreifst im Verlauf des Textes, eine tolle Idee - das gibt dem Ganzen eine individuelle Note. Hier allerdings, dieser Vergleich mit der Eisdiele - finde ich übertrieben (auch hier würde ich vor das "wie" kein Komma setzen). Der Text ist amüsant, meistens setzt du das dezent und passend ein, hier finde ich es zu bemüht.

komme ich mir vor, wie in so einer Baywatch-Zeitlupenszene auf*Kabeleins Classics:

sogar die zwei Hackbällchen auf meinem Teller schauen aus, wie diese Backen.

Auch hier wieder: keine Kommas vor dem "wie".

Meine Hände kribbeln und die Hackbällchen drücken mir die Speiseröhre aufwärts – ich hab richtig Schiss, Nadine vor die Füße zu kotzen, so aus Aufregung; ich meine, wer nach drei Minuten schon vom Ficken redet, der muss doch einfach versaut sein, oder?

Ich finde das echt gut. Witzig und authentisch, also auch wenn Jugendgeschichten jetzt nicht zu meiner bevorzugten Lektüre gehören, das hat mich echt gut unterhalten. Ich finde, du triffst den richtigen Ton, auch die Nervosität, die Aufregung, vermischt mit den Selbstzweifeln, das baust du gekonnt ein, und das passt auch gut zum Alter deiner Figur.

In meinem Zimmer gehe ich erst mal pissen, das Bier drückt mir wie ein Stein im Bauch; aber es klappt nicht, weil ich so eine krasse Latte am Start habe

Das sind genau die Kleinigkeiten, die einen perfekten Abend trüben :). Und das sind auch Kleinigkeiten, die deinen Text so unterhaltsam machen.

und mich für einen verweichlichten Mamahampel halten,

Da musste ich dreimal lesen, bis ich es kapiert habe. Ich würde es so schreiben: Mama-Hampel, dann sieht man es sofort.

und mit verweichlichten Mamahampeln will man bestimmt nicht noch mal diese Schneidersitz-Nummer durchziehen.

Super :)

Ich stöhne. Manchmal gehen mir meine Eltern ziemlich auf den Sack.

Nee, die zwei Sätze würde ich streichen. Lass den Absatz mit dem Schneidersitz-Satz ausklingen, der ist prima, und was du hier schreibst, das ist doch eh schon lange klar.

und Dad blättert in der*Bild*(wegen der Wettervorhersage, weil, das muss man ja im Urlaub wissen)

Das ist auch wieder eine feine Beobachtung, wo man eigentlich nur nicken kann, weil man das halt so kennt: der deutsche Pauschal-Urlauber, der am Stand die BILD-Zeitung auspackt. Diese ganzen Details bringst du in meinen Augen sehr unterhaltsam im Text unter, und weil man so vieles selber kennt, bekommt man dann auch einen guten Zugang zur Geschichte.

„Komm her, Niko, ich creme dir den Rücken ein“, sagt Mom, legt die Zeitschrift weg und drückt sich weißes Zeug auf die Handfläche.

Oh je. Deinem Niko bleibt auch nichts erspart.

da sehe ich plötzlich drüben auf dem Volleyballfeld schwarzen Haare herumspringen.

schwarze

Ich hasse Emre. Wirklich. Eigentlich hätte mir klar sein müssen, dass er mitkommt; ich meine, wie alt ist der eigentlich? Dreißig? Fünfunddreißig?

Finde ich gut, wie du den Emre in die Geschichte einbaust, als Konkurrent, und dass es da auch die direkte Konfrontation mit Niko gibt. Abgesehen vom Ende - auch dazu später mehr - finde ich diesen Konflikt und das Buhlen um Nadine interessant. Das sorgt für die notwendigen Widerstände, die ein solcher Text auch braucht.

ich erschrecke und hebe meinen Kopf aus der Meerenge von St. Nadine; da drückt sie mein Gesicht wieder runter, ihr Becken beginnt herumzuzucken und sie schreit:*„Wie kannst du nur ... wie kannst du ...!“

Auch die Sex-Szene finde ich gut geschrieben. Man könnte fast meinen, du, Fliege und Kew, ihr hättet euch abgesprochen, denn was die Sex-Szenen angeht, da finden sich schon einige Parallelen. Bei dir und Kew sind es jeweils die Frauen, die das Tempo vorgeben, und die Jungs eher unsicher sind; und auch in Flieges Text gibt es das Ungleichgewicht hinsichtlich der Erfahrenheit. Bei Fliege ist der Junge schon erfahren, bei dir ist es das Mädchen, die weiß, was sie im Bett will. Interessant auch, wie verschieden in beiden Texten mit diesem unterschiedlichen Grad an Erfahrenheit umgegangen wird. Bei Fliege gibt es da ein viel größeres Gefälle, weil es dem Jungen nur selbst darum geht, abzuspritzen, während bei dir der Sex eher "auf Augenhöhe" stattfindet, wenn man das so sagen kann. Und auch hier ist es natürlich wieder amüsant, wie er ausgerechnet im Moment des Orgasmus aufhört :)

Ich drücke ziemlich viele Liegestützen, bevor ich zum Bus gehe, der in die Disko fährt – Oleg meint immer, das pumpt die Muskeln für die Nacht auf.

Der Text lebt ganz stark von zwei Dingen: der Erzählstimme und den vielen Details. Auch hier wieder, gut beobachtet, ein Kumpel von mir hat das früher auch immer so gemacht, wenn wir losgezogen sind am Wochenende.

Mein Kopf wird rot, aber ansonsten tut sich da eigentlich nicht so viel, ich sehe eher aus, wie jemand, der Verstopfung hat, finde ich. Ich frage mich, ob Oleg auch von Amerika weiß.

Hier gefällt mir auch wieder, wie sich Unsicherheit, Zweifel und Vorfreude mischen. Das kommt glaubhaft rüber, auch der plötzliche Schwenk wieder: "Ich frage mich, ob Oleg auch von Amerika weiß". So springen die Gedanken durch die Gegend in dieser Situation.

Ich sitze beim Frühstück und alle schweigen. Meine Eltern haben Augenringe und machen ein Gesicht, als ob sie gerade erfahren hätten, dass meine Freundin schwanger ist und dass wir das Kind auf jeden Fall*Ikea nennen werden, egal ob Mädchen oder Junge;

:D

„Jetzt sag doch auch mal was!“, keifte Mom ihn an, als die Animateure schon abgehauen waren und ich sabbernd und halb pennend auf dem Bett meiner Eltern lag

Das ist eine dieser Szenen, wo ich den Streit der Eltern zu bemüht finde. Klar, du brauchst einen Grund, dass der Vater am Ende allein am Strand sitzt, aber das kommt mir unglaubwürdig vor, dass sie jetzt in diesem Augenblick wieder den Schwenk zu dem Ikea-Thema machen, wo sie doch im Urlaub sind. Klar kannst du sagen, das schwelt die ganze Zeit unter der Oberfläche, und beim kleinsten Anreiz bricht das aus. Finde ich aber trotzdem zu weit hergeholt in der Szene.

Überhaupt, dass sich Niko in seinem Zustand an diese ganzen Details erinnert - nee. Eigentlich könntest du in dieser Szene viel früher ausblenden, er dürfte ja kaum was mitbekommen, oder?

aber stellt man dann den Topf schnell auf eine kalte Platte, fällt der Schaum schneller in sich zusammen, als er gekommen ist. Aber heute waren irgendwie alle Platten heiß.

Schöner Vergleich.

hebt sie die Hand zum Gruß und fragt die häßlichere, verbrauchtere Nadine etwas;

Das mit der "hässlichen (mit Doppel-s), verbrauchten Nadine" find ich albern, vor allem, weil du es auch so oft erwähnst. Niko ist doch klar, dass es die Schwester ist, was reitet er denn dann ständig auf dem Aspekt rum? Würde ich glaub komplett streichen.

Ja zum Schluss ist einiges gesagt worden, auch du bist nochmal drauf eingegangen, und ich sehe es wie viele andere auch: zu albern. Dass die Frau von Emre da auftaucht und zielstrebig auf Nadine zugeht ist auch nicht glaubhaft, das ist eher ein Element aus einer dieser scripted-reality Shows, die am Nachmittag laufen (und die ich natürlich nicht schaue :)). Aber du hast ja schon gesagt, dass du damit auch nicht so recht zufrieden bist.

die Emre neben ihr auf den Boden feuert, kümmerten sie einen Dreck.

kümmern

Gegen acht Uhr abends werde ich schwach und rufe Katrin an.

Finde ich auch gut, dass er trotz Nadine immer wieder an Katrin denkt und sie dann auch anruft. Das zeigt, wie sehr er unter der Trennung zu knabbern hat, und ist auch wieder eines der vielen Details, die Niko sympathisch machen in meinen Augen.

„Weg“, sagt Dad, und ich nicke.
„Und wo ist dein Mädchen?“

Mach besser keinen Absatz, wenn der Sprecher nicht wechselt, das verwirrt eher.

dass ich ohne schlechtem Gewissen nicken kann.

ohne schlechtes Gewissen

„Ja“, sage ich. Ich glaube, wir würden beide gerne wieder das Meer riechen.

Finde ich einen schönen Schluss-Satz, wo du auch diesen Vergleich Meer <-> Glück mit dem Partner wieder aufgreifst. Den hast du gut vorbereitet im Verlauf der Geschichte. Allgemein endet die Geschichte etwas schwermütiger, als man es in ihrem Verlauf ahnen würde, aber ich finde das zum Schluss nochmal einen schönen Schwenk, auch wie der Vater ihm ein Bier reicht.

Insgesamt, zigga, hab ich die Geschichte echt gern gelesen. Ich finde das einen tollen Text, abwechslungsreich und kurzweilig. Viel zu kritisieren hatte ich auch nicht, gut, das Ende eben, ich fand die Pool-Szene eben auch nicht gelungen, hat jetzt aber den Text auch nicht nennenswert getrübt für mich. Die Gefühle von Niko drückst du glaubhaft aus, die ganzen Verwirrungen, Selbstzweifel, und auch die Freude und das Glück natürlich (und zudem ist das alles noch witzig und ansprechend geschrieben). Es ist ein ganzes Wechselbad, durch das du ihn schickst, aber das ist eben auch typisch für die Zeit. Wirklich sehr feinfühlig eingefangen.

Viele Grüsse,
Schwups

 

Hey Schwups,

Betongraue Hoteltürme, Springbrunnen, Palmen; und überall alte, faltige, rotgebrannte Gesichter, die mich anblicken, wie vertrocknetes Obst – ich glaube, das war's mit meinen Ferien.
Finde ich einen guten Start; zusammen mit dem Titel riecht man natürlich, in welche Richtung das geht, aber das macht auf jeden Fall schonmal Lust auf mehr.
Ja schön, das freut mich

Zu dem Mom & Dad möchte ich auch noch was sagen: Ich kenne das - wenn überhaupt - dann nur von Mädchen. Mir ist noch nie ein Junge begegnet, der so geredet hätte, deshalb dachte ich auch erst, dein Ich-Erzähler sei eine Ich-Erzählerin.
Nachdem ich die Geschichte gelesen hatte, finde ich aber, dass die Bezeichnung in Ordnung geht. Es passt zu der Stimme, in der die Geschichte erzählt wird, am Anfang war es halt ein wenig ungewohnt, aber unterm Strich kann man das so machen.
Ok, das ist ein interessantes Feedback. Ich hatte ja schon geahnt, dass es auch welche gibt, die mir das so abkaufen, und für die es nicht so störend ist wie für JoBlack bspw war. Interessant ist auch, dass du nur Mädchen kennst, die so reden - das stimmt. Ich kenn tatsächlich auch nur Mädchen, die so reden. Einen gibt's noch, der sagt Mom und Vater. Verrückt.

Du hast vor diesen Vergleichen, die du mit "wie" einleitest, immer ein Komma. Bestimmt an vier Stellen oder so im Text, und ich glaube, da kommt kein Komma hin.
Alles klar. Ich hab deine Rechtschreibfehlerverbesserungen alle ausgebessert, danke dafür

Was die Eltern angeht, ich finde da bist du immer an der Grenze zur Karikatur. Die wirken fast überzeichnet, aber eben nur fast. Das ist sicher auch der Perspektive geschuldet, wenn man in Nikos Alter ist, dann nerven die Eltern ununterbrochen, aber vieles nimmt man natürlich schlimmer wahr, als es ist. Bis auf eine oder zwei Stellen - ich zitiere sie dann - finde ich das aber gut und amüsant dargestellt. Ich nehme dir die Eltern auf jeden Fall ab.
Ja gut, dass du mir die Eltern so abnimmst. Ja, irgendwie ist das die Grenze zur Karikatur, da hast du schon recht ... aber ich glaube, das ist auch etwas, was den Text amüsent und lesenswert macht. Mehr darf es natürlich nicht sein, aber ich denke auch, dass das so schon passt. Ich werde noch mal ne zweite Fassung mit anderem Ende schreiben, ich glaube, die wird den Eltern auch bisschen mehr Tiefe geben

„Nee“, sagte Oleg letzte Woche noch, „die Exen von Bros, die sind tabu!
Oh Mann. Die Exen von Bros. Reden Teenager heute wirklich so?
Ja

Der Einstieg in deine Geschichte hat mir gut gefallen. Vor allem die Erzählstimme mag ich, der höre ich gerne zu. Später im Text wird es noch deutlicher, aber die springt immer mal wieder rasch von einem Thema zum anderen, du arbeitest viel mit Semikolons, ich finde das flüssig und sympathisch. Und klar, mit Niko fühlt man mit, da kann man sich gut identifizieren, weil du viele Punkte aufgreifst - nicht nur konkrete Szenen, sondern auch das grundsätzliche Gefühl - die man selbst in dieser Zeit so empfunden hat. Das machst du wirklich gut.
Das ist toll, dass das für dich so geklappt hat. Super.

Ich finde das mit dem Möbelgeschäft, und wie du es immer wieder aufgreifst im Verlauf des Textes, eine tolle Idee - das gibt dem Ganzen eine individuelle Note. Hier allerdings, dieser Vergleich mit der Eisdiele - finde ich übertrieben (auch hier würde ich vor das "wie" kein Komma setzen). Der Text ist amüsant, meistens setzt du das dezent und passend ein, hier finde ich es zu bemüht.
Ja, da hab ich auch schon drüber überlegt, ob der Vergleich rausfliegt. Jetzt fliegt er raus.

Meine Hände kribbeln und die Hackbällchen drücken mir die Speiseröhre aufwärts – ich hab richtig Schiss, Nadine vor die Füße zu kotzen, so aus Aufregung; ich meine, wer nach drei Minuten schon vom Ficken redet, der muss doch einfach versaut sein, oder?
Ich finde das echt gut. Witzig und authentisch, also auch wenn Jugendgeschichten jetzt nicht zu meiner bevorzugten Lektüre gehören, das hat mich echt gut unterhalten. Ich finde, du triffst den richtigen Ton, auch die Nervosität, die Aufregung, vermischt mit den Selbstzweifeln, das baust du gekonnt ein, und das passt auch gut zum Alter deiner Figur.
:)

In meinem Zimmer gehe ich erst mal pissen, das Bier drückt mir wie ein Stein im Bauch; aber es klappt nicht, weil ich so eine krasse Latte am Start habe
Das sind genau die Kleinigkeiten, die einen perfekten Abend trüben :). Und das sind auch Kleinigkeiten, die deinen Text so unterhaltsam machen.
Freut mich, dass dir das gefällt!

Ich stöhne. Manchmal gehen mir meine Eltern ziemlich auf den Sack.
Nee, die zwei Sätze würde ich streichen. Lass den Absatz mit dem Schneidersitz-Satz ausklingen, der ist prima, und was du hier schreibst, das ist doch eh schon lange klar.
Ja, sowas klingt schon durch, ich weiß, aber irgendwie mag ich das. Manchmal sitzt man ja irgendwo, und denkt sich einfach: Mann, nervt mich der gegenüber gerade!

und Dad blättert in der*Bild*(wegen der Wettervorhersage, weil, das muss man ja im Urlaub wissen)
Das ist auch wieder eine feine Beobachtung, wo man eigentlich nur nicken kann, weil man das halt so kennt: der deutsche Pauschal-Urlauber, der am Stand die BILD-Zeitung auspackt. Diese ganzen Details bringst du in meinen Augen sehr unterhaltsam im Text unter, und weil man so vieles selber kennt, bekommt man dann auch einen guten Zugang zur Geschichte.
Toll, dass dir die Details gefallen, bei denen geb ich mir immer Mühe

„Komm her, Niko, ich creme dir den Rücken ein“, sagt Mom, legt die Zeitschrift weg und drückt sich weißes Zeug auf die Handfläche.
Oh je. Deinem Niko bleibt auch nichts erspart.
Kein Erbarmen!

Ich hasse Emre. Wirklich. Eigentlich hätte mir klar sein müssen, dass er mitkommt; ich meine, wie alt ist der eigentlich? Dreißig? Fünfunddreißig?
Finde ich gut, wie du den Emre in die Geschichte einbaust, als Konkurrent, und dass es da auch die direkte Konfrontation mit Niko gibt. Abgesehen vom Ende - auch dazu später mehr - finde ich diesen Konflikt und das Buhlen um Nadine interessant. Das sorgt für die notwendigen Widerstände, die ein solcher Text auch braucht.
Sehe ich auch so. Ich hab mal gelesen, Konflikte sollen nie starr über eine Geschichte sein, sondern sollen sich (weiter-)entwickeln; das hab ich hier beherzigt

Auch die Sex-Szene finde ich gut geschrieben. Man könnte fast meinen, du, Fliege und Kew, ihr hättet euch abgesprochen, denn was die Sex-Szenen angeht, da finden sich schon einige Parallelen. Bei dir und Kew sind es jeweils die Frauen, die das Tempo vorgeben, und die Jungs eher unsicher sind; und auch in Flieges Text gibt es das Ungleichgewicht hinsichtlich der Erfahrenheit. Bei Fliege ist der Junge schon erfahren, bei dir ist es das Mädchen, die weiß, was sie im Bett will. Interessant auch, wie verschieden in beiden Texten mit diesem unterschiedlichen Grad an Erfahrenheit umgegangen wird. Bei Fliege gibt es da ein viel größeres Gefälle, weil es dem Jungen nur selbst darum geht, abzuspritzen, während bei dir der Sex eher "auf Augenhöhe" stattfindet, wenn man das so sagen kann. Und auch hier ist es natürlich wieder amüsant, wie er ausgerechnet im Moment des Orgasmus aufhört :)
Ja, ich weiß auch nicht, was das bei Fliege, Kew und mir war. Irgendwie hatten wir alle Lust auf eine Jugendgeschichte in diesem Copywrite, aber mich stört das gar nicht, ich hab mich über die Geschichten gefreut, weil ich das Genre mag

Ich drücke ziemlich viele Liegestützen, bevor ich zum Bus gehe, der in die Disko fährt – Oleg meint immer, das pumpt die Muskeln für die Nacht auf.
Der Text lebt ganz stark von zwei Dingen: der Erzählstimme und den vielen Details. Auch hier wieder, gut beobachtet, ein Kumpel von mir hat das früher auch immer so gemacht, wenn wir losgezogen sind am Wochenende.
Das stimmt schon. Vom Plot bzw der Figurenentwicklung (falls es die überhaupt groß gibt) her ist das kein Neuland und ich glaube, würden die alleine dastehen, wären sie nicht besonders lesenswert. Bei der Erzählstimme hab ich mir schon Mühe gegeben, im Prinzip sind die Details auch der Erzählstimme geschuldet, weil sie denen ja besondere Aufmerksamkeit schenkt und karikiert

Mein Kopf wird rot, aber ansonsten tut sich da eigentlich nicht so viel, ich sehe eher aus, wie jemand, der Verstopfung hat, finde ich. Ich frage mich, ob Oleg auch von Amerika weiß.
Hier gefällt mir auch wieder, wie sich Unsicherheit, Zweifel und Vorfreude mischen. Das kommt glaubhaft rüber, auch der plötzliche Schwenk wieder: "Ich frage mich, ob Oleg auch von Amerika weiß". So springen die Gedanken durch die Gegend in dieser Situation.
Ja, ich glaube auch, dass bei Menschen die Gedanken so durch die Gegend springt. Hier weiß der Leser ja schon, was sich hinter der Metapher Amerika verbirgt, und da dachte ich, das gibt einen guten Empathie bzw Identifizierungseffekt beim Leser, wenn er hier den Gedankensprung über Amerika des Prots liest, und genau weiß, was gemeint ist.

„Jetzt sag doch auch mal was!“, keifte Mom ihn an, als die Animateure schon abgehauen waren und ich sabbernd und halb pennend auf dem Bett meiner Eltern lag
Das ist eine dieser Szenen, wo ich den Streit der Eltern zu bemüht finde. Klar, du brauchst einen Grund, dass der Vater am Ende allein am Strand sitzt, aber das kommt mir unglaubwürdig vor, dass sie jetzt in diesem Augenblick wieder den Schwenk zu dem Ikea-Thema machen, wo sie doch im Urlaub sind. Klar kannst du sagen, das schwelt die ganze Zeit unter der Oberfläche, und beim kleinsten Anreiz bricht das aus. Finde ich aber trotzdem zu weit hergeholt in der Szene.
Ja ... ja, du hast recht. Ich werd das Ende umschreiben, das hab ich mir schon eingestanden. Ich muss bloß den Bruch mit den Eltern irgendwie herbeiführen und dann den Bruch zwischen Nadine und Emre und Nadine und dem Prot. So ist das geplant.

aber stellt man dann den Topf schnell auf eine kalte Platte, fällt der Schaum schneller in sich zusammen, als er gekommen ist. Aber heute waren irgendwie alle Platten heiß.
Schöner Vergleich.
[/QUOTE]Danke.

hebt sie die Hand zum Gruß und fragt die häßlichere, verbrauchtere Nadine etwas;
Das mit der "hässlichen (mit Doppel-s), verbrauchten Nadine" find ich albern, vor allem, weil du es auch so oft erwähnst. Niko ist doch klar, dass es die Schwester ist, was reitet er denn dann ständig auf dem Aspekt rum? Würde ich glaub komplett streichen.

Ja zum Schluss ist einiges gesagt worden, auch du bist nochmal drauf eingegangen, und ich sehe es wie viele andere auch: zu albern. Dass die Frau von Emre da auftaucht und zielstrebig auf Nadine zugeht ist auch nicht glaubhaft, das ist eher ein Element aus einer dieser scripted-reality Shows, die am Nachmittag laufen (und die ich natürlich nicht schaue ). Aber du hast ja schon gesagt, dass du damit auch nicht so recht zufrieden bist.

Ja, ich werde das noch mal umschreiben. Vllt hab ich die naive Weltsicht des Prots bei der hässlicheren, verbrauchteren Nadine bisschen übertrieben, ich werde das evtl runterfahren

„Ja“, sage ich. Ich glaube, wir würden beide gerne wieder das Meer riechen.
Finde ich einen schönen Schluss-Satz, wo du auch diesen Vergleich Meer <-> Glück mit dem Partner wieder aufgreifst. Den hast du gut vorbereitet im Verlauf der Geschichte. Allgemein endet die Geschichte etwas schwermütiger, als man es in ihrem Verlauf ahnen würde, aber ich finde das zum Schluss nochmal einen schönen Schwenk, auch wie der Vater ihm ein Bier reicht.
Ja, ich glaube, dadurch, dass die Geschichte so endet, bringt das noch mal eine andere Dimension in die Geschichte (zumindest hoffe ich das), ansonsten wäre das ja echt bloß witzig-feuchtfröhlich

Insgesamt, zigga, hab ich die Geschichte echt gern gelesen. Ich finde das einen tollen Text, abwechslungsreich und kurzweilig.
Ja schön, das freut mich

Viel zu kritisieren hatte ich auch nicht, gut, das Ende eben, ich fand die Pool-Szene eben auch nicht gelungen, hat jetzt aber den Text auch nicht nennenswert getrübt für mich. Die Gefühle von Niko drückst du glaubhaft aus, die ganzen Verwirrungen, Selbstzweifel, und auch die Freude und das Glück natürlich (und zudem ist das alles noch witzig und ansprechend geschrieben). Es ist ein ganzes Wechselbad, durch das du ihn schickst, aber das ist eben auch typisch für die Zeit. Wirklich sehr feinfühlig eingefangen.
Ja, das Ende wird anders. Schön, dass diese Stimmung und das Wechselbad, wie du es nennst, so schön für dich herausgekommen ist.

vielen Dank für dein Lob und deine Zeit und Kommentieren und so, Schwups.

Viele Grüße

 

Hey zigga,

eine Geschichte über Schlussmachen, das Schlussstrichziehen, und das tut dein Protagonist, indem er auf dem Strich, den er gezogen hat, balanciert und gehörig auf die Fresse fliegt, aber das spielt gar keine so große Rolle, denn das Gefühl des Fallens und Brechens und der Geruch vom Meer, sind entscheidend. Du beschreibst nichts, was Nadine jetzt derartig begehrenswert macht, sie ist einfach da und sie will es, sie ist fast aufdringlich und wenn Niko es doof findet, wie sie Emre anschaut, dann nicht, weil er etwas für Nadine empfindet, sondern einfach, weil er es nicht ist, den sie anschaut. Das zeigt die naive Interpretation von Liebe, die Jugendliche in ihren Köpfen haben. In Wahrheit ist es ein Spiel aus Beliebigkeit und Austauschbarkeit, aus mehr dunklen, als hellen Gefühlen, und so versteckt sich für Niko kein Glück unter den Sonnenschirmen Türkeis. Dass diese Gefühlsalberei sich im Laufe mit der Abneigung gegen die Eltern vermischt, die sich komisch und doch ätzend normal verhalten, die sich streiten und Niko eigentlich das Leben vorspielen. Also in Ansätzen begreife ich die Geschichte mit den Eltern so, dass das eine Parabel sein soll, nur ist die nicht ganz vollständig, eben nur bruchstückhaft. Das ver-söhnliche Ende hat mir sehr gut gefallen.

Was mich sofort begeistert hat, war deine Sprache. Gleich der erste Satz hat mir sehr gut gefallen, treffsicher und elegant schreibst du, meist in schnörkelloser, simpler Sprache, dann wieder brichst du aus und haust uns einen starken Vergleich vor die Nase, dieses Wechselspiel, sprachliche Ebbe und Flut, hat mir echt gut gefallen, unten ein paar meiner Lieblingsabschnitte. Manchmal hängst du dich an Wörtern auf und spinnst das dann weiter, bis ein Wortspiel daraus wird, das hat mir gefallen. Schön ist auch, dass du manchen Dingen Symbolgehalt verliehen hast. Du schreibst nicht effekthascherisch, dramatisierst nicht unnötig.

Ein paar Anmerkungen:

Ich kann mir diese Turtelei nicht länger ansehen, ohne zu kotzen;
Exakt: Ohne „ohne zu kotzen“ – so wirkt es übertrieben …

„Acht Verkäuferinnen am Samstag! Und dann noch diese ganze Kollektion mit den Wildlederbezügen! Kein Wunder, dass wir so viel in der Kasse haben!“
Zu viel oder zu wenig?

Meine Eltern sind manchmal echt komisch, wenn ich ehrlich bin.
Das „wenn ich ehrlich bin“ würde ich streichen.

Sie lacht und ich lache irgendwie mit; okay, entweder bin ich ziemlich dicht, oder der Anblick ihrer Titten hat endgültig eine Arterie in meinem Hirn zum Platzen gebracht. Ich nehme den letzten Zug, Nadine reibt sich die Arme und sagt: „Boah, ist voll kalt jetzt. Hast du 'n eigenes Zimmer, oder so?“
Ich atme tief ein; Mann, ich glaube, ich kann es jetzt auch riechen, das Meer; es riecht verdammt gut; es riecht nach Sand und Salz und Algen, und nach Dosenbier und Dope und Kirsche.
Lieblingssatz!

ich packe meinen Schwanz aus und reibe. Ich glaube, es dauert keine zehn Sekunden.

„Jetzt schling doch nicht so!“, sagt Mom.

Geiler Übergang!

Ich glaube, gerade lachen wir über komische Körpergeräusche und Wörter, die wie komische Körpergeräusche klingen. Aber was für Wörter das genau sind, das habe ich schon wieder vergessen.
Mochte ich.

Sie spreizt ihre Lippen und zeigt mir die Stelle – ich glaube, so muss sich Kolumbus gefühlt haben, als er zum ersten Mal Amerika gesehen hat
Oh man!

wenn Nadine zu ihm hochsieht, hat sie wieder dieses Glänzen im Blick; ich frage mich, ob sie gerade das Meer riecht.
So etwas finde ich immer grandios. Nicht nur wegen dem Geruch. Einfach wenn man so ein Motiv weiterspinnt, wenn man etwas ganz offensichtlich sagt, aber es nicht tut, aber trotzdem jeder versteht. Ein Satz, den man nicht versteht, wenn man ihn alleine liest, aber so richtig, wenn man in der Geschichte ist. Macht den Text sympathisch und stimmig.

„Bleib sauber, Junge“, und irgendwie merkte ich, dass es ernst war – meine Eltern streiten viel, aber was da gesagt wird, ist eigentlich nie lange von Bedeutung; ich glaube, bei ihnen ist das wie mit der Milch, die ich mir manchmal auf dem Herd warm mache; lässt man die fünf Sekunden aus den Augen, kann es sein, dass sie schon überschäumt; aber stellt man dann den Topf schnell auf eine kalte Platte, fällt der Schaum schneller in sich zusammen, als er gekommen ist. Aber heute waren irgendwie alle Platten heiß.
Hat mir gefallen. Wie du dieses Bild aufbaust, es ein bisschen wackelt, aber dann doch stehen bleibt.

die Reste meines Katers auszuschwitzen
Mhm, da könnte man jetzt fragen, kann man einen Kater ausschwitzen?

„Ja“, sage ich, und meine Hände kribbeln.
Das Händekribbeln mochte ich auch. Mal etwas anderes.

Es kommt mir so vor, als ob das ewig her wäre. Dad hat einen angerissenen Sixpack neben sich stehen und nippt am Blech; im Mondschein erkenne ich sein Gesicht, aber irgendwie ist es nicht mehr dasselbe; da sind überall diese Knicke und Falten und Linien, wo vorher nichts gewesen war; es ist ja so, dass man immer sehen kann, wenn ein Stück Papier zerknüllt wurde, egal, wie sehr man versucht, es wieder zu glätten – und so kommt mir sein Gesicht vor.
Das ist ein heftig guter Vergleich!

Ja, die Sprache gefällt mir sehr gut, ich fand den Text witzig, von der Handlung eher seicht, aber die Darstellung hat mich überzeugt, deswegen habe ich das gerne gelesen, auch wenn ich keine Ahnung habe, wie das Original aussieht.

Beste Grüße
markus.

 

Hi Markus,

schön, wieder von dir zu lesen und vielen Dank für den schönen Kommentar.

eine Geschichte über Schlussmachen, das Schlussstrichziehen, und das tut dein Protagonist, indem er auf dem Strich, den er gezogen hat, balanciert und gehörig auf die Fresse fliegt, aber das spielt gar keine so große Rolle, denn das Gefühl des Fallens und Brechens und der Geruch vom Meer, sind entscheidend.
Das kann ich unterschreiben, so lese ich das auch

Du beschreibst nichts, was Nadine jetzt derartig begehrenswert macht, sie ist einfach da und sie will es, sie ist fast aufdringlich und wenn Niko es doof findet, wie sie Emre anschaut, dann nicht, weil er etwas für Nadine empfindet, sondern einfach, weil er es nicht ist, den sie anschaut. Das zeigt die naive Interpretation von Liebe, die Jugendliche in ihren Köpfen haben.
Ja, das finde ich auch. Nadine ist jetzt nicht als eine gezeichnet, in die man sich als Leser mitverliebt; die ist einfach plötzlich da, und plötzlich hat der Prot da etwas, einen Lichtblick oder eine Substitution für das Mädchen, in das er eigentlich verliebt ist, das finde ich auch

In Wahrheit ist es ein Spiel aus Beliebigkeit und Austauschbarkeit, aus mehr dunklen, als hellen Gefühlen
Das habe ich jetzt nicht so verstanden, was du mit Beliebigkeit und Austauschbarkeit meinst (vllt dasselbe, was ich zum letzten Zitat schrieb?)

Dass diese Gefühlsalberei sich im Laufe mit der Abneigung gegen die Eltern vermischt, die sich komisch und doch ätzend normal verhalten, die sich streiten und Niko eigentlich das Leben vorspielen. Also in Ansätzen begreife ich die Geschichte mit den Eltern so, dass das eine Parabel sein soll, nur ist die nicht ganz vollständig, eben nur bruchstückhaft.
Ja, so hatte ich das beim Schreiben eigentlich nicht direkt bewusst geplant, aber da ist schon was dran, was du schreibst. Nikos Eltern leben da ein Leben vor, dass er (wenn auch selbst nicht bewusst) bestimmt nicht als Vorbild, sondern eher als Warnung sieht; klar, wenn man da echt eine Parabel über Beziehungen ziehen wollen würde, müsste man die Beziehung der Eltern weiterspinnen, dann müsste sie mehr Platz in der Gedankenwelt des Prots fassen, das stimmt schon

Das ver-söhnliche Ende hat mir sehr gut gefallen.
Das freut mich.

Was mich sofort begeistert hat, war deine Sprache. Gleich der erste Satz hat mir sehr gut gefallen, treffsicher und elegant schreibst du, meist in schnörkelloser, simpler Sprache, dann wieder brichst du aus und haust uns einen starken Vergleich vor die Nase, dieses Wechselspiel, sprachliche Ebbe und Flut, hat mir echt gut gefallen, unten ein paar meiner Lieblingsabschnitte. Manchmal hängst du dich an Wörtern auf und spinnst das dann weiter, bis ein Wortspiel daraus wird, das hat mir gefallen. Schön ist auch, dass du manchen Dingen Symbolgehalt verliehen hast. Du schreibst nicht effekthascherisch, dramatisierst nicht unnötig.
Ach, das liest man doch gerne über seinen Text. Bei der Erzählstimme hab ich mir auch echt viel Mühe gegeben. Ich hab die letzte Zeit ein paar Jugendromane gelesen, und da gibt es welche, die sind in wunderbarer, elangt simpler Sprache geschrieben, das hat mir ziemlich gut gefallen und das wollte ich unbedingt irgendwie so in meiner Geschichte einbauen. Auch cool, dass du den Text nicht mehr effekthascherisch findest. Also, weil du bei Warm und nass mal meintest, du würdest finden, dass ich einen Tick zu effekthascherisch schreiben würde; die Kritik hab ich mir schon zu Herzen genommen, und ich versuche seitdem, das zu meiden.

Ich kann mir diese Turtelei nicht länger ansehen, ohne zu kotzen;
Exakt: Ohne „ohne zu kotzen“ – so wirkt es übertrieben …
Ja ... ja. Ich weiß auch nicht :D Ich denke mir, vllt gibt das der Erzählstimme etwas; aber vllt ist's wirklich übertrieben. Ich lass das mal sacken und schaue es mir in drei Tagen noch mal an.

Acht Verkäuferinnen am Samstag! Und dann noch diese ganze Kollektion mit den Wildlederbezügen! Kein Wunder, dass wir so viel in der Kasse haben!“
Zu viel oder zu wenig?
Ach Mist. Da stand gestern noch ein Vergleich: "so wenig ind er Kasse haben, wie ...", das hatte ich gestrichen, und vergessen, das andere auszubessern.

Meine Eltern sind manchmal echt komisch, wenn ich ehrlich bin.
Das „wenn ich ehrlich bin“ würde ich streichen.
Ja ... ja, ist wieder die Frage. Ich weiß das gerade selbst nicht, ob der Text vllt was gewinnen würde, wenn ich solche Anhängsel streichen würde. Ich finde, dieser Anhängsel hier, der drückt schon irgendwas aus über die Erzählperspektive und der Nähe/Entfernung von Leser und Erzähler; aber vllt interpretiere ich da auch zu viel hinein. Ich werd auf jeden Fall darüber nachdenken. Danke für die Anmerkung!

Sie lacht und ich lache irgendwie mit;
Lieblingssatz!
:D

ich packe meinen Schwanz aus und reibe. Ich glaube, es dauert keine zehn Sekunden.

„Jetzt schling doch nicht so!“, sagt Mom.

Geiler Übergang!
Ja cool, dass dir sowas auffällt. Ich weiß immer nie, ob solche Übergänge was her machen, oder ob solche Brüche eigentlich gar nicht ankommen.

Ich glaube, gerade lachen wir über komische Körpergeräusche und Wörter, die wie komische Körpergeräusche klingen. Aber was für Wörter das genau sind, das habe ich schon wieder vergessen.
Mochte ich.
Bei sowas grübel ich halt auch immer, weil ich mir denke: streichen oder nicht streichen? Im Endeffekt sind solche Sätze nicht weiterführend für den Plot; gut, vllt sagen sie etwas über die Beziehung der beiden Figuren aus ... aber da bin ich mir halt immer unsicher, ob das nicht den Text verwässert. Schön, dass es dir gefällt.

wenn Nadine zu ihm hochsieht, hat sie wieder dieses Glänzen im Blick; ich frage mich, ob sie gerade das Meer riecht.
So etwas finde ich immer grandios. Nicht nur wegen dem Geruch. Einfach wenn man so ein Motiv weiterspinnt, wenn man etwas ganz offensichtlich sagt, aber es nicht tut, aber trotzdem jeder versteht. Ein Satz, den man nicht versteht, wenn man ihn alleine liest, aber so richtig, wenn man in der Geschichte ist. Macht den Text sympathisch und stimmig.
Ja, ich bin auch immer auf der Suche nach solchen Bilder. Wenn ich vor dem Schreiben über die Grüble, fällt mir meistens nichts ein, das kommt immer so im Schreibprozess, und dann freut man sich schon.

„Bleib sauber, Junge“, und irgendwie merkte ich, dass es ernst war
Hat mir gefallen. Wie du dieses Bild aufbaust, es ein bisschen wackelt, aber dann doch stehen bleibt.
Ja toll, dass das Bild klappt für dich. War mir nicht ganz sicher, ob das evtl zu schwammig ist, v.a. wegem dem letzten Satz. Aber ich mag den Vergleich mittlerweile auch

die Reste meines Katers auszuschwitzen
Mhm, da könnte man jetzt fragen, kann man einen Kater ausschwitzen?
Mhm, ja. Aber ich kann mir vorstellen, der Prot könnte ein Typ sein, der denkt, er könnte einen Kater ausschwitzen

„Ja“, sage ich, und meine Hände kribbeln.
Das Händekribbeln mochte ich auch. Mal etwas anderes.
Schön. Hab das ja ein paar mal eingebaut.

Es kommt mir so vor, als ob das ewig her wäre. Dad hat einen angerissenen Sixpack neben sich stehen und nippt am Blech; im Mondschein erkenne ich sein Gesicht, aber irgendwie ist es nicht mehr dasselbe; da sind überall diese Knicke und Falten und Linien, wo vorher nichts gewesen war; es ist ja so, dass man immer sehen kann, wenn ein Stück Papier zerknüllt wurde, egal, wie sehr man versucht, es wieder zu glätten – und so kommt mir sein Gesicht vor.
Das ist ein heftig guter Vergleich!
:)

Ja, die Sprache gefällt mir sehr gut, ich fand den Text witzig, von der Handlung eher seicht, aber die Darstellung hat mich überzeugt, deswegen habe ich das gerne gelesen, auch wenn ich keine Ahnung habe, wie das Original aussieht.
Ja, der Plot ist bisschen seicht. Aber ich glaube, das passt schon so, das hab ich mal gebraucht beim Schreiben. Toll, dass dir die Geschichte und die Sprache gefällt - und ich weiß nicht, ob irgendwer das Original gelesen hat, da kam noch gar kein Vergleich :D Aber ist ja überhaupt nicht schlimm, das möchte ich auch von gar keinem verlangen, ich glaube, die Ursprungsstory ist auch ein gutes Stück weg von dieser Geschichte hier (da spielt Nadine die Hauptfigur, und sie fährt mit ihrer Schwester in den Urlaub und lernt ein Pärchen kennen, und dann beginnt zwischen den drei so ein hin und her).

Markus, vielen Dank für's Lesen und Gedankenmachen und Kommentieren, hat mich sehr gefreut.

Viele Grüße

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey zigga,

danke für deine schnelle und erfreuliche Antwort. Ja, das mit der Beliebigkeit und Austauschbarkeit hast du richtig verstanden, in meinem Text fehlten da ein paar Wörter. :) Es hätte halt jedes beliebige Mädel sein können. Zu dem ", wenn ich ehrlich bin" - das mit dem Kotzen, okay, aber wenn er sagt "wenn ich ehrlich bin" hat das einen komischen Effekt und ich erkläre dir auch, warum. Wenn er nur an dieser Stelle sagt, er ist ehrlich, keimt in mir der Gedanke, dass alles andere gelogen ist, er ist doch ein todehrlicher Erzähler, ich nehme ihm alles ab, vielleicht täuscht er mich auch, aber für mich muss er das nicht sagen. Vielleicht ist es aber auch ein Zeichen dafür, dass ihm das mit den Eltern peinlich ist. Also nicht die Eltern sind ihm peinlich, sondern seine Einstellung ihnen gegenüber. Er schämt sich dafür und präsentiert dem Leser eine Wahrheit und deswegen das "ehrlich". Wenn ich ehrlich bin, muss ich zugeben, dass ich solche Floskeln schon beinah unterbewusst aussortiere, dabei ist es bei dir ja nicht so, dass die unbeabsichtigt dahin rutschen, die stehen da, weil sie da stehen sollen. Also: Lass es stehen! ;)

Also, weil du bei Warm und nass mal meintest, du würdest finden, dass ich einen Tick zu effekthascherisch schreiben würde; die Kritik hab ich mir schon zu Herzen genommen, und ich versuche seitdem, das zu meiden.
Freut mich, wenn so eine Kritik, die ja auch ab und zu ein Wunsch des Lesers ist, wahrgenommen wird. Mir hat das auf jeden Fall das Lesevergnügen vergrößert.

Beste Grüße
markus.

PS: Achja, der Titel ist auch sehr gut!

 

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