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Was verdient ein Schriftsteller?

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Was verdient ein Schriftsteller?

Für alle die das Video noch nicht kennen:

was verdient ein Schriftsteller

(Falls der Link hier falsch untergebracht ist, bitte verschieben. Danke.)

 
Zuletzt bearbeitet:

Danke für den Link. Das sind auch so Zahlen, die ich gehört habe.

Deshalb reagiere ich auch immer so "un-euphorisch", wenn einer davon erzählt, er hätte jetzt einen Buch-Vertrag oder wär bei einem Kleinverlag oder so. Dann heißt es immer, ich sei neidisch oder würd dem das nicht gönnen. Aber da gibt's halt riesige Unterschiede. Und ein Buch bei einem Klein-Verlag, das sich nicht verkauft, kann dann auf lange Sicht einer Karriere auch durchaus nicht so zuträglich sein. (Hab ich zumindest gehört).

Das tragische, was man sich klar machen muss, wenn man dieses Video sieht: Ob einer 100 Bücher verkauft oder 20.000 - hat mit dem eigentlichen Buch, mit dem Geschriebenen, der Autor-Arbeit, nur am Rand was zu tun. Das hat noch keiner gelesen, wenn er es kauft. Da geht es um Titel-Blatt, Werbekampagne, Reichweite, Image und Klappentext.
Wobei es eben, ich denke das zeigt das Video, auch nicht völlig hirnrissig ist, Autor werden zu wollen. Ich glaub wenn man 2 Bücher im Jahr schreibt, mit einer Auflage in Richtung 5000-10000 und in einer Linie bleibt, so dass ein Buch die anderen mitverkauft, dann kann man sich davon halbwegs über Wasser halten. Wenn man so Vorschuss von 3000-5000 kriegt. Aber "Familie" ernähren oder große Sprünge ist davon sicher nicht drin. Da hast du ein studentisches brotloses Künstler-Leben und bist trotzdem ein relativ erfolgreicher Autor. Deshalb machen dann so viele noch nebenbei Lohn-Kram oder verdingen sich irgendwo auf Kreuzfahrten oder Lesereisen.

Nur "Profi-Autor werden zu wollen", der das schreibt, was er schreiben will - ohne Kompromisse zu machen, das halte ich für fast ausgeschlossen. Aus meiner Erfahrung heraus.

 

Die Zahlen kannte ich nicht, bin auch etwas überrascht - vor allem was die 4% an Gewinnbeteiligung angeht, das ist ja weniger als die Steuer. Wäre natürlich auch interessant gewesen zu sehen, wo der Rest hinfließt - klar, Verlag, Druckerei, Lektor und sowas, aber vier Prozent! Das ist mickrig. Da schämt man sich zu sagen, dass man ein Buch verkauft hat.
"Und wie viel bekommst du?"
"37 Cent."
Quintessenz: Von einem Buch kann man sich ein Brötchen kaufen.


Mal abgesehen vom Inhalt: Wenn der Typ so schreibt, wie er redet, dann eigenen sich seine Bücher hervorragend als Einschlafhilfe.
Jaja, MTV-Generation.
Nix da, als Schriftsteller muss man einfach gut erzählen, das gilt auch genauso für das Verbale.

 

Nix da, als Schriftsteller muss man einfach gut erzählen, das gilt auch genauso für das Verbale.

Immer diese fürchterlichen Dogmen. Man muss dies, man muss das ... Mal Jörg Fauser beim erzählen zugehört? Oder Cormac McCarthy? Klingt nicht so super, denn es sind ja keine Performer. Die sitzen im stillen Kämmerlein und brüten über jedes Wort. Ging mir mit Clemens Meyer genauso: Kann sich live null ausdrücken. Trotzdem ein großartiger Autor.

 

Na ja, ich bin jetzt nicht in der Position das von mir gesagte als Dogma zu etablieren. Leider. :D
Ich habe keinen von den Schriftstellern gehört, von denen du erzählst, du scheinst mich aber auch missverstanden zu haben. Die Wortwahl ist relativ egal, aber es geht darum, dass man als Schriftsteller einen guten Sprachrhythmus haben sollte. (Das ist nur meine Meinung, kein Dogma) Kleines Beispiel: https://www.youtube.com/watch?v=NefxrA632kI

 

Yo, ich bin ja bei dir. Ich finde jetzt nicht, dass dieser Rafik Schami da jetzt so einen tollen Rhythmus hat, der kommt einfach locker und sympathisch rüber, das ist ein totaler Pluspunkt. Wenn ich da sehr eloquent finde, ist Christian Kracht, obwohl ich mit seinen Sachen nicht so viel anfangen kann.

Der Typ in dem Video war mir sofort suspekt, als ich diese lebensgroße Leia da gesehen habe, scheint so ein Star Wars Nerd zu sein.

 

Sprachrhythmus war vielleicht falsch ausgedrückt, einfach den Willen etwas erzählen, ja meinetwegen etwas sagen zu wollen.
Was auch immer. Wir driften hier vom Eigentlichen ab.

 

Ich habe noch ergänzend einen Buchtipp, für alle die nach dem Video immernoch vom großen Ruhm und Geld träumen und für alle, die ein Manuskript auf Halde haben:

H.P. Roentgen - Schreiben Ist Nichts Für Feiglinge

Ist wirklich spannend und holt so manchen Träumer zurück auf den Boden. Danach dachte ich nur noch: Machs selbst. Reich und berühmt zu werden war auch nie mein Traum, vom Schreiben Leben zu können auch nicht, und so spare ich mir wenigstens viel Zeit und Hoffnung, und kann Schreiben worauf ich Lust hab.

 

Boah, Jo! Cormac McCarthy: Die Straße

Das deprimierendste Buch aller Zeiten, MUSS man gelesen haben! Und No country for old men hast du doch bestimmt gesehen. ;)

 

Ja, das Buch (und auch der Film) sollte man sich nur auf einem deutlichen Up geben, nicht wenn man eh schon unten ist.

 

Boah, Webmaster, natürlich kenne ich "No Country For Old Men" - gelesen und gesehen und beide für grandios befunden. Aber Jimmy hatte gefragt, ob ich sie schon mal gehört habe. Das Privileg hatte ich bis jetzt noch nicht. :P

 

Das zieht mich schon runter, wie dieser Fantasyautor da so freundlich schildert, wie deprimierend wenig man als Autor verdient.

Und dann gibt es, zur Verhöhnung, so gruselige Gestalten wie Coelho:

„In seinen Blog stellte Paulo Coelho am Donnerstag ein Video. Es heißt „Let’s take a walk in my garden“, wurde vermutlich im gigantischen Garten vor seinem Haus im französischen Tarbes bei Lourdes aufgenommen, und wir gehen fünf Minuten lang mit einem schnaufenden Kameramann auf Kieswegen durch einen winterlichen Park mit See, vorbei an zierlichen Büschen und einem schwarzen Mercedes. Es ist die etwas schamlose Protzerei eines stolzen Millionärs. Der Autor hält es vermutlich für eine Einladung zur Meditation.“
FAZ 14.01.2013 von Volker Weidermann
http://www.faz.net/aktuell/feuillet...elho-windmaschine-der-seligkeit-12022512.html

Also für mich ist das wirklich ein Lebensthema: Nichts würde man lieber machen, als schreiben, die ganze Zeit. Davon kann man aber nicht leben. Schenkt man aber als Arbeitnehmer seine ganze Arbeitskraft her, so kann man nicht mehr schreiben, oder jedenfalls nicht so gut, wie es sonst möglich wäre.
Was ist also der Ausweg? Ein gut bezahlter 20 Stunden Job, der einen außerdem nicht um den Verstand bringt? Wo gibt es einen solchen?

 

Ach verdammt, Jo, ich hab mir bei dem Satz "Ich habe keinen von den Schriftstellern gehört" natürlich ein "von" hinzugelesen und ein "keinem" draus gemacht. :Pfeif:

 

Schöner Link, Fliege, danke fürs Draufstupsen. :)

So ein Gedanke zum Schlussfazit von Herrn Craw, wie ich es verstehe: Das Wieviel, das man für ein bestimmtes Womit, hier das Schreiben von Büchern erwarten kann, bemisst sich halt danach,
a) wie stark etwas gebraucht wird im Vergleich zu allem anderen, was man so zum Leben braucht, und
b) wie stark die Neigung des einzelnen ist, das Womit anderen zu überlassen bzw. es mit passablem Erfolg selbst zu machen.
Insofern ist es nachvollziehbar, dass Autoren so wenig verdienen: Zum einen wird schriftliche Unterhaltung relativ wenig zum Leben gebraucht (relativ geringe Nachfrage), und zum anderen ist die Konkurrenz sehr, sehr groß, dieses kleine Stück vom Einkaufskorb der Gesellschaft zu bedienen, bzw. den eigenen Einkaufskorb, denn Schreiben betrachte ich als Ersatz zur Lektüre anderer Bücher, wenn auch als keinen vollwertigen.

Ob das so ist, weiß ich nicht, vielleicht verwende ich noch mal mehr Hirn darauf. Nur zur Inspiration für andere, die darüber nachdenken wollen. In letzter Zeit in einem größeren Kontext über das bedingungslose Grundeinkommen sinniert, das sich in meinen Augen trotz der allenthalben behaupteten volkswirtschaftlichen Machbarkeit als illusorisch gezeigt hat (allerdings sind das ja Professoren, die das behaupten, insofern möglich, dass ich irgendwo falsch liege). Aber das ist ein anderes Thema, das zu erörtern WK nicht wirklich der passende Ort ist.
Unterm Strich der Überlegungen bin ich ehrlich gesagt verdammt froh um meine anderen, lukrativeren Fähigkeiten, mit denen ich meine Brötchen verdiene und wünsche solche jedem Autor.

Nicht vergessen, dass sich Beruf aus Berufung ableitet. Gelderwerb sollte idealerweise Nebensache sein, das Tun an sich die Erfüllung, oder er macht auf lange Sicht den Menschen kaputt. Das heißt, das verdiente Geld ist oft eher als Entschuldigung der Gesellschaft zu betrachten denn als Dankeschön.

Möge der Beitrag irgendwem von Nutzen sein
-- floritiv

 

Zu so später Stunde habe ich die vorgehenden Kommentare zu diesem Thema nicht gelesen, doch ein paar Zeilen mitbekommen. Nur eine kurze Randnotiz von mir.

Philipp Kehl, der seit dem Tod seines Vaters im letzten Jahr, geschäftsführender Verleger des Diogenes Verlags in Zürich ist, äusserte sich kürzlich folgend. Im Zusammenhang mit der Verfilmung von Martin Suters Buch „Der Koch“ erwähnte er, dass Verfilmungen für Autoren sehr wichtig seien, da sie von ihrem Einkommen als Schriftsteller allein nicht leben könnten!

Martin Suter gelingt es trotzdem, sein Lebensstandard auf einem gehobenen Niveau zu führen. Aber kaum von seinen Büchern allein, obwohl er ein Erfolgsautor ist. ;)

 

Eine kleine Ergänzung zu dem Vortrag Craws: Es wird demnächst eine Änderung bei dem Merhwertsteuersatz für ebooks geben: Sie werden demnächst den Papierbüchern gleichgestellt, was sie noch attraktiver machen wird. Dazu siehe auch diesen Artikel:
http://www.sueddeutsche.de/wirtscha...fuer-e-books-und-hoerbuecher-senken-1.1946997

Ich frage mich sowieso, warum das nicht schon längst geschehen ist, schließlich ist das Ziel des ermäßigten Steuersatzes die Künstler bzw. das Kulturgut Buch zu fördern und nicht die Papierindustrie.

 
Zuletzt bearbeitet:

Bin nicht mehr so häufig hier im Forum, deshalb habe ich den Beitrag erst jetzt entdeckt.

Ich habe bisher drei Romane veröffentlicht. Der erste im Druckkostenzuschussverlag, der zweite in einem Kleinstverlag und der dritte in einem Publikumsverlag (Knaur). Die Zahlen, die in dem Film genannt werden, sind im Prinzip richtig, allerdings die Auflagen beim Publikumsverlag als Anfänger wohl kaum zu erreichen. Theoretisch liegt man zwar in vielen Buchhandlungen, aber nur ganz, ganz wenige stellen das Buch so, dass es unbekannterweise entdeckt werden kann. Der Verlag selbst macht nichts, absolut nichts für Neueinsteiger. Das musst du alles selbst machen und letztlich auch selbst bezahlen (je nachdem, was es ist). Der Witz dabei ist, nur wenn der Titel ein Erfolg wird (ich spreche jetzt nicht von Bestseller, sondern davon, dass der Verlag seine Kosten wieder rein bekommt), hast du überhaupt eine Chance, ein weiteres Projekt zu bekommen. Sprich: es ist noch viel deprimierender, als in dem Filmbeitrag vorgerechnet. Der Stundenlohn geht letztlich gegen Null und wenn du dich wirklich engagierst, zahlt man obendrauf.

Wenn’s interessiert, kann ich gerne in einem halben Jahr (mein letzter Roman ist ja gerade erst vor zwei Wochen rausgekommen) berichten.

Herzlichst Heiner

 

Diese Zahlen überraschen mich nicht wirklich. Als nebenberuflicher Musikproduzent erhalte ich auch nicht wesentlich mehr Prozente an Verkäufen, falls ich überhaupt eine Beteiligung erhalte und nicht im Vornherein einmalig bezahlt werde.

Mir stellt sich allerdings die Frage, ob es sich im Self-Publishing nicht wesentlich besser verdienen lässt, sofern man etwas schreibt das gefragt ist. Ich meine gelesen zu haben dass bei diesen "Verlägen" um die 25% Tantieme üblich sind. Das Risiko ist natürlich auch wesentlich höher und wahrscheinlich wird das Buch auch in keinen Handlungen liegen, nur auf Bestellung erhältlich sein etc.

Wer aber über weibliche Sexualität, provokativen Fremdenhass oder eine gut durchdachte Fantasy Geschichte mit mehr Toden als Charakteren schreibt, für den könnte ein solcher Verlag doch lohnenswert sein, oder?

 

Self-Publishing ist - wenn es denn klappt - auf jeden Fall lukrativer. Ich habe gerade vor knapp drei Monaten mit einer Kollegin zusammen einen leichten Sommerroman selbst als ebook veröffentlicht. Bei 2,99 € bleibt pro ebook 2.09 € bzw. wenn die MwSt. abgeführt wurde ca. 1,78 €.

Wenn du schreiben kannst, das „richtige“ Genre hast, ein professionelles Cover und etwas Zeit und Geld ins Marketing investierst, denke ich, dass die Chance durchaus da ist, einige Tausender zu machen, mit Glück auch erheblich mehr.

Neben amazon kann man jetzt auch in der Tolino-Welt selbst veröffentlichen. Da ist die Chance im Moment glaube ich noch besser, da es erst etwas über 1.000 Angebote gibt. Der Service dort ist übrigens hervorragend.

 

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