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Der Hahn ist tot

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09.03.2014
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Der Hahn ist tot

Zur Beerdigung des Altbürgermeisters Arnold Kofler waren alle aus dem Dorf gekommen. Wie eine Schar verirrter Krähen hockten sie in den Kirchenbänken, und immer mehr Leute drängelten nach vorne: ein krächzender Schwarm, der den Sarg aus hellem Pappelholz umringte und ihn zu überrennen drohte.
Nach der Messe hielten der Jungbürgermeister, der Volksschuldirektor und der Polizeihauptmann nacheinander eine Rede und der Pfarrer lupfte schon seinen Hintern vom Sessel, um alle endgültig in Frieden zu schicken, da erhob sich eine schlanke Gestalt in der ersten Reihe. Die junge Frau in Blazer und Bleistiftrock schritt die Stufen zum Rednerpult empor.
Köpfe reckten sich. Irritiertes Räuspern ertönte. Wer wollte so kurz vor dem Totenschmaus noch eine Rede halten?
Der Pfarrer stand ganz auf und warf einen fragenden Blick zum Chorleiter, doch der zuckte die Schultern. So ließ der Pfarrer seinen Hintern wieder auf den Sessel sinken.
„Die Renate ist`s, seine Enkelin“, flüsterte die Müller-Zenzi der Tirler-Mitzi zu. „S`ist heute morgen aus Amerika eingeflogen.“
„Der Franziska ihr uneheliches Kind.“
Beide Frauen nickten wissend.
Renate Kofler hielt einen Augenblick inne, strich sich eine hellbraune Strähne aus dem Gesicht und schaute in die Runde. Die Krähenschar blickte gespannt zu ihr hinauf. Auch in den hinteren Reihen waren Renates ebenmäßige Gesichtszüge zu erkennen. Schön war sie immer schon gewesen, schon als Kind, wie sich einige wehmütig, andere neidisch, erinnerten.
„Arnold Kofler ...“, begann sie. Das Mikrophon quietschte grell. Sie verstummte und wandte den Kopf. Der Pfarrer trippelte herbei, mit hochgezogenen Schultern und zum Gebet gefalteten Händen, die er nur auseinandernahm, um das Mikrophon einzustellen.
„Arnold Kofler war ein außergewöhnlicher Mensch. Er wusste, was er wollte und ließ sich nicht gerne Vorschriften machen. Wahrscheinlich war er deswegen als Kind ein rechter Lausebengel. Er streifte lieber im Wald umher, als die Schulbank zu drücken. Eines Tages fing er einen Laubfrosch und ließ ihn im Klassenzimmer frei. Als die Lehrerin das Quaken des gequälten Tieres hörte, wusste sie sofort: Das muss Arnold gewesen sein.“
Verhaltenes Gelächter erklang. Nur der Pfarrer runzelte die Stirn.
Mit klarer Stimme fuhr Renate fort: „Trotzdem war Arnold ein erstklassiger Schüler, der sich durch eine schnelle Auffassungsgabe und große Führungskompetenz von den anderen abhob. So war es nicht verwunderlich, dass er schon mit neun Jahren der Hauptministrant wurde, mit elf der Musikkapelle beitrat und mit achtzehn schließlich zum Kapellmeister gewählt wurde. Das Führen war ihm in die Wiege gelegt worden, wie auch der Dirigentenstab.“
Wieder nickten alle zustimmend. Ja, der Kofler Arnold, das war ein Mann gewesen.
„Mit 19 lernte er auf dem Karner Kirchtag die Toldrer Herta kennen. Er war ein fescher Jungbauer mit dreißig Stück Vieh; und sie eine fleißige Bauernmagd mit zwei kräftigen Händen. Die beiden gefielen sich auf Anhieb und schon nach wenigen Monaten fasste sich Arnold ein Herz und fragte Herta, ob sie seine Bäuerin werden möchte. `Ich dachte schon, du fragst nie`, antwortete sie nur.“
Wieder lachten einige. Bloß seine Witwe schluchzte laut auf und rieb sich mit einem Spitzentaschentuch über die Augen.
„Es verging kaum ein Jahr, und der erste Sohn erblickte das Licht der Welt: Karl. Danach folgten Franziska und Anton, dann Benedikt, Helene, Paula und Stanislaus, jeweils im Jahresrhythmus. Der Raschatscher-Hof war immer von fröhlichen Kinderstimmen erfüllt und der Pfarrer musste gewiss nie den langen Weg vom Dorf auf sich nehmen, um den Kofler Arnold daran zu erinnern, fruchtbar zu sein und sich zu vermehren, so wie es in der Bibel steht.“
Keiner sagte etwas. Das Gesicht des Pfarrers erstarrte zu einer Maske. Nur die Leute aus der ersten Reihe konnten sehen, dass er die Hände so verkrampft gefaltet hatte, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten.
„Mit dem Haus voller Kinder hatte die junge Bäuerin alle Hände voll zu tun, während Arnold Kofler die Felder bestellte, sich um das Vieh kümmerte und nebenbei die Musikkapelle führte. Die Geschäfte auf dem Hof liefen prächtig und mit gerade neununddreißig Jahren wurde mein Großvater einstimmig zum Bürgermeister gewählt. Als der damalige Pfarrer vom Ausgang der Wahl hörte, brummte er nur: `Wer denn sonst.`“
Einige klatschten, ließen nach einem energischen „Schscht“ des Pfarrers ihre Hände jedoch sinken.
„Mit großer Weitsicht führte Arnold Kofler die Geschicke dieses kleinen Dorfes und er hatte für jeden ein offenes Ohr. Ob bei der Überschwemmung vor zweiundzwanzig Jahren, bei der fast alle Häuser bis in den ersten Stock überflutet wurden oder beim Brand im Widum, der Bürgermeister war stets zur Stelle. Ohne viel Aufhebens half er, wo er nur konnte.“
Zustimmendes Gemurmel ging durch die Reihen.
„Auch als seine Tochter Franziska bei einem tragischen Unfall ihr Leben lassen musste, erklärte sich Arnold Kofler bereit, ihre Tochter Renate, mich, bei sich aufzunehmen wie sein eigenes Kind.“
„Von wegen Unfall. Tabletten hat`s g´nommen“, zischte der Müller-Sepp.
„Und trotzdem liegt`s auf geweihtem Boden“, stimmte der Tirler Schorsch zu.
„Dank Arnold Kofler und seiner Frau Herta hatte ich nach dem plötzlichen Tod meiner Mutter ein Dach über dem Kopf und im Laufe der Zeit die Möglichkeit, die Oberschule in Bozen und danach die Universität in Berlin zu besuchen. Dank der Unterstützung meines Großvaters durfte ich die Fachausbildung zur Kinderärztin in den USA absolvieren, wo ich seit einigen Jahren praktiziere.“
„Der Arnold hätte sie auch auf`n Nordpol geschickt, wenn er nur gekonnt hätte“, meinte der Tirler-Schorsch.
„Hauptsache, weit weg!“
„Die Renate wusste ja von jeder seiner G´schichten“, raunte der Müller-Sepp. „Ich hab` gehört, er hat`s auch bei ihr probiert. Und nicht nur einmal.“
Das Kopfschütteln seines Nachbarn ließ ihn verstummen.
Renate fuhr fort: „Für all das muss ich meinem Großvater Arnold Kofler dankbar sein. Ohne seine Hilfe wäre ich nie soweit gekommen. So manch einer Versuchung hat auch Arnold Kofler nicht widerstehen können, vor so manchen Sünden ist er nicht verschont geblieben, aber er hat versucht, alles auszugleichen durch seine finanzielle Großzügigkeit, die bis nach seinem Tod anhält. Für den Rest, für den wird er dem Herrgott Rechenschaft ablegen. Möge er ruhen in Frieden.“
Alle hielten den Atem an, als Renate Kofler vom Rednerpult herunterstieg und mit starrem Blick durch den Mittelgang hinausschritt. Das Klacken ihrer Stöckelschuhe auf dem Marmor hallte, dann fiel die Kirchentür mit einem Krachen ins Schloss.
In die Stille hinein sagte die Tirler-Mitzi: „Tot ist er. Jetzt tut er keinem mehr was, der alte Gockel.“

 

Hallo an alle!

Mehr als eine Woche (viel zu lange) nicht im Forum, die Liste der unbeantworteten Feedbacks wurde länger und länger, und ich habe gar nichts davon mitbekommen!
Ich bitte um Entschuldigung für die verspäteten Antworten, die ich hier nachholen werde. Ein großes Dankeschön fürs Lesen und Kommentieren. Danke für eure Zeit!

@ Wpunkt:
Zum untenstehenden Zitat hast du angemerkt, dass es dich stört, wenn die Protagonistin von ihrer Oma als „seine Frau Herta“ spricht.

„Dank Arnold Kofler und seiner Frau Herta hatte ich nach dem plötzlichen Tod meiner Mutter ein Dach über dem Kopf und die Möglichkeit, die Oberschule in Bozen und die Universität in Berlin zu besuchen.“

Stimmt. Das ist ein Misston.
Gerade durch diese distanzierte Ausdrucksweise der Protagonistin wollte ich zeigen, dass sie am liebsten gar nicht zur Familie gehören würde, dass sie sich von ihr distanzieren möchte. Dass das nicht möglich ist, da stimme ich dir zu.

dotslash:

Danke, geht runter wie Öl. :-)

bernadette:

Machen wir der Reihe nach. :-)

„hielte“ habe ich ausgebessert, danke. Ich hoffe, ich habe es richtig verstanden und du hast nur das "e" damit gemeint.

Ich muss dir wohl oder übel zustimmen :-) , der folgende Satz ist nicht logisch.

„Sogar in den hinteren Reihen waren Renates ebenmäßige Gesichtszüge zu erkennen.“

Tatsächlich wollte ich damit nicht irgendetwas Geheimnisvolles andeuten, sondern einfach nur zeigen, dass Renate ziemlich gut aussieht, ohne zu schreiben: Sie sah gut aus. Ist wohl nicht so super gelungen. Ich ändere das mal ein bisschen.

Du warst ja tatsächlich nicht die einzige, die über den folgenden Satz gestolpert ist.

„Auch als seine Tochter Franziska bei einem tragischen Unfall ihr Leben lassen musste, erklärte sich Arnold Kofler bereit, ihre Tochter Renate, mich, bei sich aufzunehmen wie sein eigenes Kind.“

Der Satz ist zugegebenermaßen schwerfällig. Als einzige Rechtfertigung kann ich anführen, dass durch die Formulierung „ihre Tochter Renate“ auch der unaufmerksamste Leser den Zusammenhang versteht. So wäre das zumindest gemeint gewesen.

„Dank Arnold Kofler und seiner Frau Herta hatte ich nach dem plötzlichen Tod meiner Mutter ein Dach über dem Kopf und die Möglichkeit, die Oberschule in Bozen und die Universität in Berlin zu besuchen.

Ich finde die Vorschläge von dir klarer und füge „und im Laufe der Zeit“ jetzt in die Erzählung ein.

„absolvieren“ ist besser als machen. Es passt auch besser zum distanzierten Ton der Rede Renates. Wird also geändert.

Die Bezeichung „Bleistiftrock“ ist für mich gänzlich unwichtig. Ich wollte einfach nur ausdrücken, dass Renate, wie du auch schreibst, ein geschmackvolles und gleichzeitig schlichtes Kostüm trägt. Wahrscheinlich wollte ich einfach ein Adjektiv vermeiden und hab so die ganze Angelegenheit verkompliziert. :-)

Soweit die Pflicht.
Nun zur Kür. :-)

Ich freue mich außerordentlich (ich kann gar nicht mehr aufhören, von einem Ohr zum anderen zu grinsen wie die Grinse-Katze aus Alice im Wunderland) über die Art, wie du die Geschichte im zweiten Beitrag interpretiert hast. Danke.
Genau so habe ich es gemeint.
Inzest in Kombination mit Herumhurerei des örtlichen Alpha-Männchens. Das ganze Dorf weiß davon. Und doch tut keiner etwas.
Die Geschichte ist nicht männerfeindlich gemeint. Auch die Frauen kommen nicht unbedingt gut dabei weg. Mir ging es darum, diese Scheinheiligkeit an den Pranger zu stellen.


@Setmenides:

Freut mich! Die Frage bleibt, ob sich die Leute aus städtischem Milieu das ganze bäuerliche Setting doch detailliert genug vorstellen können.

Anakreon:
Das ist jetzt interessant! :-) Der Titel stellte für dich also eine Hemmschwelle zur Geschichte dar? Warum, wenn ich fragen darf? Die Antwort interessiert mich sehr. Eigentlich sollte (m)ein Titel ja zum Lesen der Geschichte animieren... Ich hatte auch das Lied im Kopf „Der Hahn ist tot, der Hahn ist tot. Er kann nicht mehr krähn, kocko-di, kocko-da.“ Hier der Link für die Grundmelodie (aber auch nicht mehr): https://www.youtube.com/watch?v=ds1FvEJbjxU

Danke, Interpunktionsfehler werden korrigiert. Das mit dem Leerschlag vor Auslassungszeichen wusste ich gar nicht. Das mit dem Komma vor abschließenden Anführungszeichen hing auf einem Post-it neben meinem Schreibtisch...sollte ich mal wieder aufhängen.

„Dennoch fehlt mir etwas, nicht direkt ein Höhepunkt, der scheint mir in der Sache gegeben zu sein, doch die Wandlung lässt sich nur schwach herauslesen. Sie ist schon da, mehr zu erahnen, dass vorgehend salbungsvolle Reden gehalten wurden. Da diese nicht expliziter auftreten, kommt das Gefälle nur gering zum Ausdruck.“

Beim 43. Durchlesen der Geschichte kann ich dir nur zustimmen. Das ist eine Schwäche. Der Knall-Effekt (oder Höhepunkt, wie vorher auch schon geschrieben worden ist) wäre stärker, wenn ich die Kontraste klarer herausgearbeitet hätte.

Abschweifende Gedanken sind kein gutes Zeichen. :-) Eine gute Geschichte soll packen, dass man/frau/kind/kegel gar nichts mehr versteht. :-) Ich werde weiterarbeiten.

In diesem Sinne: DANKE! :-) So hart es manchmal ist, zum Feedback konkret Stellung zu nehmen, so herzlich möchte ich mich bei euch allen bedanken.

Marlene

 

Hallo Marlene

Der Titel stellte für dich also eine Hemmschwelle zur Geschichte dar? Warum, wenn ich fragen darf? Die Antwort interessiert mich sehr.

Voll erwischt!
Vorab ist es schlicht mein subjektives Empfinden, das mich zum „Titel-Freak“ werden liess, ein Vorurteil, das nicht mit den Qualitäten der Inhalte von Stücken korrespondieren muss. „Der Hahn ist tot“, suggerierte mir, dass es sich hierbei um einen Bauernschwank handelt, ein Thema, in dem ich kaum annähernde Identifikation orten könnte. Ein solches Moment sucht jedoch jeder Leser intuitiv.
Zum andern messe ich einem Titel eine Gewichtung zu, ist er doch ein Türöffner zum Leser. So sehe ich einen Titel als stimmig an, wenn er mich sympathisch anzusprechen vermag, doch nicht mehr verspricht, als der Inhalt dann erfüllt. In der Tat erfüllte der Titel diese Vorgabe ja dann treffend, wie ich eingestand.

Ohne Dir Deinen Titel ausreden zu wollen, ich war ja der Einzige mit derartiger Hemmung, hätte mir ein Prononcierterer dieses Gefühl eher nicht geweckt. Statt Hahn wäre mir Gockel insofern mehr wie ein Fingerzeig erschienen, auch wenn die Zeitschrift Vogue vor zwei Jahren im Artikel Bodycare und Sexiness (des Mannes) lamentierte: „Der Gockel ist tot – lang lebe der Paradiesvogel!“

So simpel gestrickt können sich Hemmungen aufbauen. Nicht selten zum Glück für mich als Leser, überwinde ich diese aber oft. :bib:

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Marlene,

ich habe gerade eine Geschichte gelesen mit dem Titel "Die Katze ist tot" und war dann etwas irritiert, als ich zu deiner Geschichte gescrollt bin. Neugierig wie ich bin, musste ich natürlich gucken, was sich hinter diesem parallelen Titel verbirgt. Und siehe da, gar keine Parallele.
Du fängst mich gleich mit der ersten Zeile ein. Wunderbare Bilder, scharf und kein bisschen überzeichnet. Das liest sich ordentlich überarbeitet und wunderbar verdichtet.
Inhaltlich finde ich dein Stück großartig beobachtet. Bei Geschichten, die mich thematisch treffen, denkt ein Teil von mir dann immer darüber nach, wie ich das ganze wohl geschrieben hätte. Der Teil hat festgestellt, dass er es ganz schön schwierig findet, dieses gekonnte Gleichgewicht zu finden, zwischen Ausgesprochenem und dem, was zwischen den Zeilen mitschwingt. Kompliment. Auch das Getuschel der Dörfler so dezent einzustreuen, das hast du sehr gut hinbekommen. Da könnten zwei drei Bemerkungen mehr bereits alles aus der Balance bringen.
Im übrigen hat mir der Titel sehr gut gefallen. Da stichst du mit dem Finger so richtig in die Tratschblase. In meiner Lesart zumindest.
AUsgesprochen gern gelesen, von meiner Seite aus keinerlei Vorschläge. Nur den Wunsch nach mehr davon :)

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Marlene,
nun sage ich auch noch etwas zum Titel: ich würde bekannte Titel nur dann verwenden, wenn ich absichtlich einen inhaltlichen Bezug herstellen möchte, z.B. in einer Parodie. "Der Hahn ist tot" als französisches Volkslied, gesungen im Kanon, mit dem Text "er kann nicht mehr krähn..." passt perfekt, so gesehen, ist der Titel okay. Leider denke ich aber nicht an den Kanon, sondern an den Roman (auch schön verfilmt) von Ingrid Noll mit demselben Titel. Da bin ich mittendrin in einer männermordenden Frauenwelt, in der der Mann das Opfer ist - passt also gar nicht.
Ich habe keinen besonderen Anstoß genommen, aber wenn Du mich fragst: bitte etwas anders formulieren, nicht genau wie der Titel von Ingrid Noll.
Gruß Set

 

Hallo Leute!

Wieder viel Feedback: super! :-)

@ Anakreon:
Freut mich, dass du bei dem Text die mehrmalige Überarbeitung bemerkt hast! :-)

@ weltenläufer und Setmenides:

Und trotz der sechsmaligen Überarbeitung vor dem Hochladen und schon einiger Gedanken, die ich mir dazu gemacht hatte, lese ich jetzt, mit einer Mischung aus Intersse und positiver Verwunderung, was so ein Titel bei anderen auslösen kann! Ich finde auch, dass der Titel passt, von einem "klitzekleinen" Detail einmal abgesehen: Dass es bereits einen gleichnamigen, verfilmten (!) Romantitel von Ingrid Noll gibt. Omg. Ich hatte keine Ahnung. Eine Anspielung darauf war natürlich absolut nicht bewusst, wird jetzt aber ohne meine Absicht bei einigen LeserInnen so verstanden werden. Was für ein Dilemma.
Ich habe mir Gedanken gemacht über einen neuen Titel. Ursprünglich lautete der letzte Satz nicht: "Jetzt ist er tot, der Gockel", sondern: "Jetzt ist er tot, der (alte) Bock." Das wäre eine Möglichkeit, die mir vom Gefühl her zu hart erscheint. Außerdem sind bei einem Bock andere Nuancen gegeben als bei einem Hahn, symbolisch gesehen.
"Der Bock ist tot"
"Der Bock beißt nicht mehr"
"Der Bock frisst keine Radieschen mehr"
Solche und ähnliche Titel fließen mir spontan aus der metaphorischen Feder.
Oder:
"Der Besuch der jungen Dame". Leider ist so ein Titel zu vermessen und hält außerdem nicht, was er verspricht. Da stimme ich Anakreon zu, dass ein Titel sein Versprechen schon halten soll.
Vielleicht doch: "Der Gockel ist tot", obwohl mich das rhythmisch nicht überzeugt und mit dem Artikel aus Vogue halb übereinstimmt. Hm. Mal überlegen.

Die Suche nach einem Titel geht also weiter.

Danke derweil und ein schönes Wochenende!

Marlene

 
Zuletzt bearbeitet:

Wie wär´s mit "Der Hahn kräht nicht mehr"? Hahn passt schon gut. "Nun hat er ausgekräht" würde die Boshaftigkeit besser vermitteln. So in diesem Sinne,

Gruß Set

 

Klingt schon mal gut! Manchmal sehe ich den Wald vor lauter Bäumen nicht :-) Danke, Setnemides!

 

"er kann nicht mehr krähn ..." heißt es in dem Kanon, das tut´s auch. Wie gesagt, hier passt ja auch die Anspielung, ich finde, der Kanon könnte bei einer Lesung direkt im Anschluss folgen:

http://www.youtube.com/watch?v=J9A5wpsOuBA

Le coq est mort

Le coq est mort, le coq est mort,
le coq est mort, le coq est mort.
Il ne dira plus cocodi, cocoda,
il ne dira plus cocodi, cocoda,
coco coco coco cocodi, cocoda.

Der Hahn ist tot

Der Hahn ist tot, der Hahn ist tot,
der Hahn ist tot, der Hahn ist tot.
Er kann nicht mehr krähn, kokodi, kokoda,
er kann nicht mehr krähn, kokodi, kokoda,
koko koko koko kokodi, kokoda.[4

 

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