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Nehmen Sie's nicht persönlich, ich bin Rassist.

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03.07.2014
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Nehmen Sie's nicht persönlich, ich bin Rassist.

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„„Nehmen Sie’s nicht persönlich, aber ich bin Rassist.“ Er reibt sich seine rote, aufgequollene Nasenspitze und schnieft.
„Aha.“
„Sie kommen ja nicht aus Deutschland ...“
„Ich stamme aus dem Iran, falls Sie das meinen.“
„Also, ich hätt’ gerne eine deutsche Ärztin.“
„Das wird dauern“, sage ich – die iranische Ärztin – so ruhig ich kann.
„Macht nichts. Ich kann warten, ich hab’ Zeit.“
„Ich werd’ sehen, was ich tun kann.“
„Machen Sie nur – ich vertrau Ihnen.“
Dazu fällt mir nichts ein. Fabian sagt, er sei es leid, dass ich ständig das letzte Wort haben muss – aber dieser Kerl hat mich so entwaffnet, dass mir die Worte fehlen.
Ich lasse den vertrauensvollen Rassisten im Wartebereich sitzen und gehe zurück ins Arztzimmer, wo René – der dunkelhäutige Kollege aus Nigeria – sitzt. Wie ... ungünstig.
„Alles klar?“, fragt er
Ich fasse zusammen, welcher dankbare Patient draußen wartet.
„Andreas Thiel? Ach, den kenn ich!“, stöhnt er. „Letztes Mal hat ihn sein Hausarzt von der Polizei herbringen lassen, weil er Blut erbrochen hat, aber sich nicht behandeln lassen wollte. Wir haben angefangen, ihn zu therapieren, da zieht er sich die Infusionsnadel und geht einfach.“ Er zuckt mit den Schultern. „Dass er freiwillig hier ist, ist ein Fortschritt.“
Ein Fortschritt, genau. Fragt sich nur für wen.
Tatsächlich sind im Computer frühere Aufenthalte Herrn Thiels in der Notaufnahme dokumentiert, bei denen er zu Angaben über seine Lebensumstände und sein Leiden bereit war: Er trinkt täglich zwei bis drei Flaschen Wodka und je nach Laune dazu Bier oder Wein, gelegentlich Rauschmittel, wenn er die Möglichkeit hat.
Die Flasche Absolut fällt mir ein, die ich vorgestern in den Abfluss gekippt habe. Als ich am nächsten Morgen nach Hause kam, stand eine neue im Schrank.
„Ich ruf’ den Psychiater an“, beschließe ich kurzerhand.
Nein, Herr Thiel, ich nehme es nicht persönlich, denn Sie sind nicht nur Rassist, sondern ein armer Wurm, der wahrscheinlich den Großteil seines Lebens damit beschäftigt war, sich zu betäuben. Und einen Grund wird das bestimmt haben.
Nur Fabian nehme ich es persönlich, egal was er sagt. Egal in welchen Zustand er es sagt. Ich wünschte, es wäre anders. Nicht persönlich.
Im Überwachungsraum liegt Herr Ullrich. Fünfundzwanzig Jahre alt, gebrochenes Knie, absolut high.
Als ich den Raum betrete, versucht er aufzustehen.
„Bleiben Sie liegen, Ihr Bein ist gebrochen!“, ruft der Krankenpflegeschüler, der die Aufgabe hat, auf ihn aufzupassen.
„Oh, wirklich?“, ruft der Patient überrascht aus und bewegt das verletzte Bein. „VERDAMMT!“
Sie wurden gewarnt, Herr Ullrich!
Er legt sich artig hin.
„Herr Ullrich, hallo. Ich bin Zoya Kalil.“
„Meine Ärztin?“
„Genau. Wie geht’s Ihnen?“
„Gut, gut! Mir geht’s super!“ Lachend wirft er die Hände in die Luft und unternimmt erneut einen Versuch, auf seinen Füßen zu stehen.
„Liegen bleiben!“
Er hält in seiner Bewegung inne.
„Ihr Knie ist gebrochen.“
„Ach ja, stimmt.“ Er schlägt sich mit der Handfläche gegen die Stirn und kichert kopfschüttelnd.
„Haben Sie Tabletten genommen?“
„Ja“, gibt er zu und schmunzelt.
„Was denn?“
„Aspirin.“
„Ich glaub’, Sie haben noch was anderes genommen. Sie erscheinen mir verwirrt.“
„Ach Quatsch!“ Er winkt ab. „Mir geht’s echt klasse. Ich kann gehen!“
Ich halte ihn an der Schulter zurück und unterdrücke ein Seufzen. „Liegen bleiben!“
Die Schwester führt eine zierliche junge Frau mit kleinem, blassem Gesicht, rotblondem Haar und kirschroten Lippen herein.
„Schatz!“ Sie eilt mit ausgestreckten Armen auf ihn zu und will ihn an sich drücken, aber er verzieht den Mund und versucht, sich von ihr loszumachen. „Wie geht’s dir, Baby?“, flötet sie und ignoriert seinen Missmut.
Armes Ding.
Sie versucht, eine Stelle in seinem Gesicht zu finden, die er sich von ihr abküssen lässt.
„Zoya?“ René drückt mir einen Zettel in die Hand. „Die Blutwerte des Patienten.“
Ich werfe einen Blick darauf und muss mich zurückhalten, um nicht ‚Oh, verdammt!’ auszurufen. Stattdessen bitte ich René, auf der Intensivstation anrufen und Bescheid zu sagen, dass wir einen Patienten bringen.
„Herr Ullrich“, unterbreche ich das Begrüßungsritual seiner Freundin, „Ich hab’ hier Ihre Laborergebnisse. Zwei Werte sind erhöht, die mir Sorgen machen. Wir bringen Sie deshalb auf die Intensivstation.“
„Oh!“ Er schiebt seine Freundin von sich weg und hebt die Augenbrauen. „Das ist nicht gut, oder?“
„Nein, das ist gar nicht gut. Wir bringen Sie jetzt auf die Intensivstation.“
„Okay, gehen wir!“
„Liegen bleiben!“
„Ich dachte, wir gehen auf die Intensivstation.“
„Wir schieben Sie mit dem Bett hin. Und vorher sagen Sie mir, was Sie genommen haben.“
„Aspirin, das sagte ich schon!“
„Herr Ullrich, Sie haben Blutwerte wie ein Patient, der gerade einen Herzinfarkt erleidet!“ Mir fällt sofort eine Droge ein, die daran Schuld sein könnte und zu Herrn Ullrich Geisteszustand passt: „Haben Sie Amphetamine genommen?“
„Was? NEIN!“ Empört fuchtelt er mit den Händen herum. „Sowas nehme ich nicht. Unverschämtheit! Ich überlege, ob ich gehen soll!“
„Liegen bleiben! Sie gehen nirgendwohin außer auf die Intensivstation.“
Mit verschränkten Armen lässt er sich in die Kissen zurückfallen und wehrt seine Freundin ab, die ihn an sich drücken will.
„Haben Sie Amphetamine genommen?“, frage ich, während wir ihn in seinem Bett nach draußen fahren.
E murmelt unverständlich vor sich hin.
Plan B.
„Was hat Ihr Freund genommen?“
„Muss er sterben?“ Sie umklammert meinen Unterarm.
„Wir kümmern uns um ihn, aber damit wir das adäquat können, müssen wir wissen, was er genommen hat.“
Aus großen, wässerigen Augen starrt sie mir entgegen. „Speed“, schluchzt sie.
Aufputschmittel also. Bingo!
„Er ... Er wollte einem Freund beim Umziehen helfen und hat ... Hat nicht geschlafen! Die letzten drei Tage hat er ununterbrochen beschissene Regale aufgebaut!“ Die Absätze ihrer High Heels klappern, als sie hinter ihrem Freund hereilt. „Wenn er stirbt, will ich auch nicht mehr leben!“
Ich werd’s in der Akte vermerken.
Diese Nacht ist eine anstrengende, worüber ich erleichtert bin. Es kommen eine Neunzehnjährige mit Bauchschmerzen, ein Mann mit mysteriösem Schluckauf, weshalb er seit drei Tagen nicht schlafen kann und ein Patient mit Fieber nach einem Aufenthalt in Kamerun.
Diese Menschen lenken mich ab: von den Vorwürfen, dass ich niemanden an mich heranlasse und der Angst, dass es stimmt. Dass ich deshalb Schuld trage.
Gegen zwei Uhr bringen mir die Rettungssanitäter Herrn Maul: Sechsundsiebzig Jahre alt, akutes Leberversagen bei Leberkarzinom. Er hatte bereits einen Herzstillstand auf der Fahrt ins Krankenhaus und musste reanimiert werden. Nun ist er wieder ansprechbar und plappert gleich los: „Ich hab’ Krebs in der Leber. Und Metastasen in der Lunge. Das steht bestimmt alles in Ihren Akten! Ich mach’ gerade eine Chemo, damit der Krebs kleiner wird und man ihn operieren kann.“
Guter Mann, Sie haben den Krebs bereits in der Lunge. Der wird nie wieder so klein sein, dass man ihn operieren kann! Sie müssen sterben!
„Herr Maul, wenn Ihr Herz noch mal stehen bleibt, wollen Sie dann, dass wir Sie wieder reanimieren?“
„Was heißt das?“ Er sieht aus wie ein gestrandeter Wal. Ein gelber, gestrandeter Wal.
„Wir tun alles, damit es wieder schlägt. Das kann bedeuten, dass wir Sie auf die Intensivstation bringen müssen und an ein Beatmungsgerät anschließen.“
„Und dann?“
„Das kommt auf Sie an. Sie haben eine schwere Erkrankung und die Wahrscheinlichkeit, dass Sie sterben, ist nicht klein.“
„Es sieht also schlecht aus, hm?“
„Ja.“
„Wie lange müsste ich denn an diesem Gerät bleiben, das für mich atmet?“
„Das kann ich Ihnen nicht sagen. Durch den Krebs ist Ihr Körper geschwächt. Das macht die Aussichten noch schlechter.“
„Ich will trotzdem, dass Sie mich an diese Maschine anschließen. Dass Sie mein Herz wieder zum Schlagen bringen, hören Sie?“
„In Ordnung.“ Ich lächle und drücke seine Hand.
René wartet im Arztzimmer auf mich. „Ich geh’ kurz und hol’ mir richtigen Kaffee. Der Coffee Shop gegenüber hat noch auf, oder?“
„Ja, hat er. Bis um drei.“
„Soll ich dir was mitbringen?“
„Ich will nichts, danke.“
In dem Laden lernten Fabian und ich uns kennen. Ein halbes Jahr lang hab’ ich ihn dort fast jeden Morgen gesehen. Hinterher behauptete er, er habe mich vom ersten Augenblick an nicht mehr aus dem Kopf bekommen und so lange gebraucht, um den Mut zu finden, mich anzusprechen.
Während dieser sechs Monate habe ich ihn mit vier verschiedenen Frauen dort gesehen und wenn er in Begleitung war, hat er mich nie bemerkt.
Er denkt trotzdem, ich glaube ihm, wenn er mir das erzählt.
Marius, der Psychiater, der wegen unseres rassistischen Wodkaliebhabers gekommen ist, leistet mir in Renés Abwesenheit Gesellschaft.
„Er trinkt seit dreißig Jahren und sieht nicht ein, was daran falsch sein soll. Da kann ich im Moment nicht viel machen.“
„Das hab’ ich mir gedacht.“ Seufzend lehne ich mich im Schreitischstuhl zurück.
„Sie machen oft Nachtschicht in der Notaufnahme“, wechselt er das Thema.
„Sie auch.“
„Ich hab’ eine soziale Phobie und meide den Kontakt zu Kollegen. Das geht nachts am besten.“ Bei diesen Worten sieht er mir direkt in die Augen und die Andeutung eines Lächelns liegt auf seinen Lippen.
Ich kann nicht sagen, ob er mich auf den Arm nimmt und senke den Blick.
„Ihnen gefällt es hier, oder?“, fährt er fort.
„Versuchen Sie Ihre Psychiater-Tricks an mir?“
„Nein. Aber Sie weichen mir aus. Ihnen gefällt es hier, aber Sie wollen es nicht zugeben.“
„Die Notaufnahme ist ein Irrenhaus. Ein größeres Irrenhaus als das, in dem Sie arbeiten.“
„Das könnten Sie Recht haben. Auf so etwas stehen Sie?“
„Das geht Sie nichts an.“
„Sie können es mir sagen. Sie haben doch bestimmt von der ärztlichen Schweigepflicht gehört.“
„Sie sind nicht mein Arzt.“
„Ich biete Ihnen meine Dienste als Therapeut an. Unentgeltlich.“
„Warum?“
„Das ist mein Geheimnis: Ich wurde Psychiater, weil ich ein schrecklich neugieriger Mensch bin. Also sagen Sie’s mir.“
„Sie sind lästig!“
„Sie sind stur! Und interessant.“
„Wieso?“
„Sie mögen Irrenhäuser. Das finde ich ... anregend.“
„Ich mag keine Irrenhäuser.“
„Aber?“
„Aber ...“ Ich beiße mir auf die Unterlippe. „Es geht hier so hektisch zu, dass man immer beschäftigt ist. Was man sieht, hängt einem nicht lange nach. Es kann einen nicht verfolgen. Denn dann kommt schon der nächste.“
„Sie flüchten vor Ihren eigenen Gedanken.“
„Vielleicht.“
„Wollen Sie mir von Ihrer Kindheit erzählen?“ Er zwinkert mir zu und ich werfe ein zusammengeknülltes Merkblatt über Händedesinfektion nach ihm.
„Es reicht, Herr Kollege!“
Inzwischen ist Frau Dr. Müller, unsere Oberärztin, angerückt wegen unseres Patienten mit dem Leberkarzinom.
„In der Akte steht, er will reanimiert und intensivmedizinisch versorgt werden?“, stellt sie mit nach oben gezogenen Augenbrauen fest.
„Das hat er mir so gesagt, ja.“
„Wir werden nicht reanimieren“, verkündet sie und presst schnaubend die Lippen zusammen.
„Er hat aber ...“
„Der Mann hat Krebs im Endstadium, seine Leber versagt und er wird keine drei Tage mehr leben. Wir sorgen dafür, dass er keine Schmerzen hat. Das ist in diesem Fall angebracht.“
„Er hat gesagt...“
„Dr. Kalil!“, zischt sie und fixiert mich mit ihrem Blick, „Wir können diesem Mann nicht mehr helfen. Wir verlängern damit nur sein Leiden. Wenn das Ihr Vater wäre, würden Sie zustimmen, dass wir ihn unter allen Umständen am Leben erhalten?“
„Nein“, gebe ich wahrheitsgemäß an, „Aber er wollte es so.“ Und er ist nicht mein Vater!
„Keine lebensverlängernden Maßnahmen.“ Sie lässt die Akte mit einem Knall auf den Tisch niedersausen.
Herr Maul, ich soll Sie sterben lassen. Es tut mir leid. Wirklich.
Aber vielleicht ...
Zum Glück schlendert René zurück in die Notaufnahme und ich muss mir keine weiteren Gedanken machen. Mein Kollege zieht eine Grimasse. „Du glaubst es nicht: Die Freundin unseres Junkies hat tatsächlich versucht, sich umzubringen.“
„Was?“ Ich kann nicht anders, ich muss lachen.
„Sie war selber total high!“
„Aber ihr Freund lebt noch, oder?“
„Klar, der hält sich wacker.“ Er lacht ebenfalls. „Sie hat sich irgendwo runtergestürzt. Zwei Meter tief. Liegt jetzt in der Orthopädie, die Kleine, mit zwei gebrochenen Knöcheln.“
Armes Mädchen.
Lustige Geschichte.
„Zoya? Da ist eine Alkoholvergiftung in Zimmer drei“, unterbricht einer der Pfleger. „Ein nichtsnutziger Yuppie, der’s bei einem Geschäftsessen mit dem Champagner übertrieben hat.“
Mein Herz setzt einen Schlag aus, als ich den nichtsnutzigen Yuppie sehe. Es ist Fabian.
„Was tust du hier?“ Ich bleibe im Türrahmen stehen.
„Solltest du das als mein Arzt nicht wissen?“, murmelt er, auf dem Rücken liegend, die Augen mit dem Unterarm bedeckend.
„Du hast zuviel getrunken.“ Mal wieder.
„Ist es dir unangenehm, dass ich hier bin?“
Ich schweige.
Er zieht scharf die Luft ein und würgt. „Oh fuck!“
Ich rühre mich nicht.
„Ist es dir peinlich?“, nuschelt er.
„Nein.“
Er dreht den Kopf und sieht zu mir. „Ich dachte, wenn der Prophet nicht zum Berg kommt ...“
„Du hast ein Problem, Fabian.“
„Du auch.“

 
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Hallo Tashmentum,

Ich nehm's dir nicht krumm, dass du nicht bis zum Ende gesen hast. Es hält ja auch nicht jeder eine ganz Nachtschicht in der Notaufnahme durch. ;) (Ist nichts für Weicheier.)
Denn genauso geht es da zu. Da hat man keine Zeit, mal zu reflektieren: "Oh, heute sehr hektisch."
Aber du hast es ja gemerkt, was für ein "Taubenschlag" das ist. Also warum soll ich es nochmal extra hinschreiben?
Die Realität ist nicht wie "Emergency Room" oder "Grey's Anatomy". ;)

Absolut - Ja, Absolut Wodka. Aber in vielen Büchern habe ich bereits "Absolut" so gelesen, was ich sympathisch fand. Etwas avantgardistisch, das gefiel mir. ;)
Die Stelle mit dem Reanimierten soll auch nicht zwangsweise lustig sein. Eigentlich schreibe ich gar nicht vor, dass etwas lustig sein muss.
Es ist eben, wie es ist.
Aber wie man es bewertet, hängt wahrscheinlich auch oft von Lebenserfahrung hat. ;) Wer weiß, wie du denkst, wenn du das liest, wenn du mal älter bist.

Fehler bleiben bei jedem hängen, trotz sorgfältigen Korrigierens, was diese Mal auch von meiner Seite aus erfolgt ist. Aber dazu tauschen wir uns hier ja auch aus, oder?
Wenn es ein Irrtum ist, sag es doch einfach, damit ich das nächste Mal deine latente Feindseligkeit nachvollziehen kann.
Aber danke für's Lesen.
Liebe Grüße

 

Hallöchen Alix,

an sich fand ich den Text durchaus interessant, allerdings empfand ich die Übergänge etwas zu sprunghaft; musste ein paar Sätze nochmal lesen, weil ich eigentlich noch an den vorherigen Patienten dachte. Evtl. könntest du zwischen den einzelnen Anekdoten Leerzeilen einfügen, oder Überleitungssätze (zB "kaum war das vorbei, ...).

Auch wirkt die Hauptfigur etwas farblos. Mir wurde erst nach der halben Geschichte klar, dass es eine Frau ist; vielleicht habe ich aber auch nur subtile Hinweise über sehen :)

Ein Problem habe ich mit der Stelle mit der "bösen" Oberärztin, die einen Patienten entgegen seiner Wünsche nicht reanimieren möchte. Zumindest hier in Österreich würde es mindestens einen Arzt oder Pfleger auf der Station geben, der protestieren und das melden würde; und ich denke mal, dass es in Deutschland ähnlich ist. Mag sein, dass ich da ein wenig naiv bin, trotzdem kam mir diese Stelle etwas übertrieben vor.

Und der Titel ist unglücklich gewählt, einerseits, weil sie kaum mit der eigentlichen Geschichte zu tun hat und andererseits, weil es etwas einfallslos wirkt, wenn der erste Satz auch als Titel herhalten muss.

Dein Stil ist flüssig, Grammatik passt und es sind keine gröberen Rechtschreibfehler drinnen (trotzdem solltest du nochmal Korrektur lesen), und wie gesagt: die Geschichte ist durchaus interessant.

MfG
NerdLion

 

„Du hast zuviel getrunken.“ Mal wieder.
„Ist es dir unangenehm, dass ich hier bin?“
Ich schweige.
Er zieht scharf die Luft ein und würgt. „Oh fuck!“
Ich rühre mich nicht.
„Ist es dir peinlich?“, nuschelt er.
„Nein.“
Er dreht den Kopf und sieht zu mir. „Ich dachte, wenn der Prophet nicht zum Berg kommt...“
„Du hast ein Problem, Paul.“
„Du auch.“

Die wahre Geschichte, Alix, steckt für mich in diesen letzten Zeilen. Nicht dass ich alles davor für unnötigen Ballast hielte, nein, das ist schon gut und unterhaltsam geschrieben, das hat halt irgendwie diesen Charme der einschlägigen Ärtze- und Spitalserien, die man aus dem Vorabendprogramm kennt. Aber gleichzeitig ist das halt schon sehr oft beschrieben worden, man kennt das alles, diese stereotypen Patienten, den unbelehrbaren Säufer und den nervigen Junkie, den todgeweihten, alten Griesgram und deren Schicksalen gegenüber steht die Abgebrühtheit und der Zynismus des Personals.
Aber erst das Ende machte die Geschichte plötzlich richtig interessant für mich, das gab dem ganzen so einen überraschenden Dreh, ließ mich auch das bisher Gelesenene noch einmal überdenken, also das Verhalten der Erzählerin noch einmal hinterfragen, warum ist sie, wie sie ist? In der Geschichte geht’s in Wahrheit ja nicht um eine Nacht in der Notaufnahme, sondern um die (kaputte?) Beziehung der (kaputten?) Ärtzin zu ihrem (kaputten?) Freund. Dieser Schluss hat rückwirkend die ganze Geschichte noch einmal aufgewertet, finde ich.
Also mir hat das gefallen.

offshore


PS
Ich erspare mir, dir die vielen Fehler aufzulisten, weil du die für mein Gefühl mit einem einzigen, konzentrierten Korrekturlesen selbst entdecken müsstest.

 
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@NerdLion

Hallo NerdLion,

danke für dein Feedback. :).

Erste Frage: Macht es denn erstmal einen großen Unterschied, welches Geschlecht der Ich-Erzähler hat? ;) Die subtilen Hinweise gab's aber: "Ich hätte gerne eine deutsche Ärztin."
Es gibt ganze Bücher, in denen Identität des Erzähler ungeklärt ist und das macht mit den Charme aus. ;)

Gleich zu Beginn: Das mit dem Verzicht auf Reanimation hat sich einmal genau so zugetragen, als ich mal als Aushilfe im Krankenhaus gearbeitet habe.
Aber Naivität kann auch ein Segen sein. ;)
Ernsthaft: Es ist nicht an den Haaren herbeigezogen.
Ich weiß nicht, wie es speziell in Österreich ist (außer, dass dort jeder automatisch Organspender ist, wenn er nicht ausdrücklich zu Lebzeiten gesagt hat er will nicht; da gilt auch für in Österreich verstorbene Ausländer... Von daher...)
Du darfst dich darauf verlassen, dass alles auf wahren Begebenheiten beruht, bis auf die Sache mit der Reanimation auch alles innerhalb einer Nacht (und noch etwas mehr). Nur die persönliche Hintergrundgeschichte der Ärztin hab ich mir ausgedacht.
Es stimmt sogar das mit den Hausmitteln gegen Schluckauf...

Genauso die ganze Atmosphäre, auch die gewisse Hektik. So geht es einfach zu. Ist weniger glamorös als im Fernsehen. Da kommt es Schlag auf Schlag und genau diese Authentizität wollte ich ausdrücken.
Genauso die "Farblosigkeit" der Ich-Erzählerin, die dazu beitragt, dass man es als "Brei" empfindet, der immer wieder seine absolut irren Pointen hat. Diese Stimmung hatte ich beim Schreiben im Sinn.

Korrekturgelesen hab ich schon zweimal, aber ich bin eben manchmal ein notorischer Schlamper, wie mir schon in der Grundschule gesagt wurde. ;) Da ich hier zum Glück aber nicht der einzige bin, bin ich sicher, dafür nicht gesteinigt zu werden.

Liebe Grüße
Alix

Hallo! ;)

Es waren zwei Korrekturlesegänge, den direkt nach Fertigstellen der Geschichte nicht mitgerechnet. Aber ich denke, da ich nicht der einzige bin, der sich dieser Verfehlung schuldig macht, mal etwas zu übersehen, werde ich nicht gesteinigt? Auch nicht von dir, hoffe ich? ;)

Die etwas " unausgesprochene Kritik" über den Anfang der Geschichte finde ich interessant.
Ich darf sagen: Es beruht praktisch alles auf wahren Begebenheite, bis auf den Menschen, der nicht reanimiert werden darf (der kam mal in einer anderen Schicht), war das praktisch die Beschreibung einer Nacht.
Ich hab versucht, die Geschichte um die Ärztin einzuflechten (die ist erfunden, da gebe ich zu) und es aus ärztlicher Sicht alles richtig zu beschreiben, denn ich bin kein Mediziner, nur die Aushilfe. ;) Aber dass du das gut eingeflochten fandest, nehme ich mal als Kompliment.
Wenn du den Vergleich zu Vorabendserien ziehst, dann sind die Serien (zumindest die, die du siehst) nicht ganz so an der Realität vorbei. Wie gesgat: Sowohl Hektik - ohne groß nachzudenken einen Menschen nach dem anderen abhaken - als auch Zynismus der Personals ist von mir nach bestem Wissen und Gewissen authentisch widergegeben.
Aber sich darauf einzulassen, kann ich mir vorstellen, ist auch nicht so leicht ... Man bedenke, dass wir alle mal krank werden (spätestens, wenn wir älters sind) und diesem System dann ausgesetzt sind.
Diesbezüglich habe ich wohl auch den Blick für die Objektivität nicht mehr, deshalb ist es interessant zu sehen, wie ihr es aufnehmt. Also, was ihr für unrealistisch oder für popularitsich haltet.

Danke, dass du dir Zeit für die Lektäre genommen hast. :)

Liebe Grüße
Alix

 

Hallöchen nochmal, Alix,

nur noch eine kleine Bemerkung: wahre Begebenheiten ... da wäre ich vorsichtig. Ich nehme zwar an, dass du Namen geändert hast und so, aber punkto Schweigepflicht kann man bei sowas schnell in Teufels Küche kommen.

Nur ein gut gemeinter Rat.

MfG
NerdLion

 

Danke. ;) Lieb, dass du dir Gedanken machst, aber ich darf dich versichern, das ist unnötig.
Schweigepflicht definiert sich etwas anders.

Liebe Grüße

 

Solange sich niemand selbst (und vor allem von anderen, etwa Freunden und Verwandten nicht) in dem Text erkennt, ist auch alles in Ordnung. Wie sich Schweigepflicht definiert, weiß ich durchaus ;)

War auch weniger in Bezug auf den vorliegenden Text gemeint, sondern als allgemeiner Ratschlag, falls du weitere wahre Begebenheiten aus deiner Zeit im Krankenhaus in eine (zukünftige) Geschichte einbaust.

MfG

 

Dann hab ich dich wohl missverstanden.
Also, da ich kein Arzt bin, unterliege ich nicht der Schweigepflicht, von der man so gemeinhin ausgeht. Das ist dann eher im Arbeitsvertrag geregelt.
Und solange ich nicht eindeutig erkennbare Hinweise gebe (Ernst Maier aus Ischgl, dessen Vater die Wirtschaft "Zum Hirsch§ gegründet hat etc.), ist es erlaubt, darüber zu schreiben. ;) Und ich hab schon so ziemlich überall gearbeitet, da kenn' ich besseren Stoff für Geschichten als Krankenhäuser.
Trotzdem nett, dass du dran denkst.
Aber du kannst dich darauf verlassen, dass ich allein durch mein etwas fortgeschrittenes Alter genug Erfahrung hab. ;)

LG

 
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Hallo Alix, willkommen bei den Wortkriegern,
deine Geschichte aus dem Irrenhaus Notaufnahme mochte ich recht gern lesen. Mir gefiel insbesondere die Verquickung zwischen den einzelnen Krankenhausepisoden und Zoyas Liebesgeschichte mit Paul. Letzteres hätte ruhig sogar noch ein bisschen deutlicher im Text vorkommen können. So habe ich mich gefragt, ob es so günstig ist, dass du in dem Gespräch mit dem Psychiater einen weiteren Grund für ihre zahlreichen Nachtschichten einführst, nämlich, dass sie die Welt für verrückt hält.
Also ich halts da ein bisschen mit offshore, ich finde deine Episoden amüsant geschrieben, der Einbau der Beziehung ist aber das eigentliche spannende Bindeglied (die Andeutungen über den Coffeeshop, die Flasche Schnaps etc) das für mich die Geschichte am Laufen hielt.


In der Diskussion mit anderen Kommentatoren kam eine Sache auf, die ich noch mal ansprechen wollte.
Jeder Autor verwendet Daten aus dem eigenen Leben. Er verarbeitet sie dann aber literarisch.
Die Sache hat drei Aspekte:
1. Dass man darauf achten muss, dass sich kein realer Mensch wiedererkennt (Namen o.ä.) ist eine Selbstverständlichkeit, die man eigentlich gar nicht mehr mitteilen muss. Das ist bei dir nicht der Fall.
2. Der Hinweis, dass man mit Bekenntnissen, dass eine Geschichte aus dem eigenen Leben stammt, vorsichtig sein sollte, ist trotzdem wichtig. Für den Autoren ist es nötig, sich von der eigenen Erfahrung zu emanzipieren, sonst kann er aus den Feedbacks gar nichts mitnehmen. Und der Kommentator braucht eine Distanz zwischen dem Autor und seiner Geschichte, damit er überhaupt einigermaßen objektiv seinen Eindruck mitteilen kann. Stell dir mal vor, da erzählt einer eine rührselige Liebesgeschichte, die furchtbar kitschig geschreiben ist, und jeder weiß, dass der Autor sich da selbst beschreibt. Da wirds dann unangenehm.
3. Ob eine Geschichte sich in der Realität genau so abgespielt hat, wie du sie in der Geschichte schreibst, ist völlig unerheblich. Das einfach mal zu der Sache mit der Reanimierung. Oder auch, wenn dich jemand auf die Ähnlichkeit deiner Geschichte mit einer Vorabendarztserie hinweist. Es kommt einzig und allein darauf an, was du aus dem Erlebten in der Geschichte machst.
Und wenn mir in der Realität fünfmal ein Meteor gegen den Schädel gedozt ist, wenn ich darüber eine Geschichte schreibe, ist der einzige Maßstab der, ob der Leser es mir abnimmt. Und wenn er das nicht tut, nützt mir der Hinweis, dass es genau so passiert sei, gar nichts. Also bitte die Einwände anderer Kommentatoren nicht einfach abschmettern mit dem Hinweis auf die Realität, sondern wenigstens mal prüfen und/oder schauen, ob noch jemand in die Richtung argumentiert.


Und noch etwas. In deiner Antwort auf Tashmetum schreibst du:

Fehler bleiben bei jedem hängen, trotz sorgfältigen Korrigierens, was diese Mal auch von meiner Seite aus erfolgt ist. Aber dazu tauschen wir uns hier ja auch aus, oder?
Wenn es ein Irrtum ist, sag es doch einfach, damit ich das nächste Mal deine latente Feindseligkeit nachvollziehen kann.
Alix, ich kann in Tashmetums Kommentar kein einziges feindseliges Wort entdecken. Er hat seinen Eindruck mitgeteilt, ihn begründet und das alles sehr sachlich und konstruktiv. Er hat dir freundlicherweise sogar Fehler herausgesucht, was immer mit ziemlich viel Arbeit verbunden ist.
Wir sind doch alle hier, weil wir die Eindrücke der anderen wollen und brauchen. Also bitte nicht aus verletztem Stolz Kommentatoren abschrecken. So viele gibt es davon nicht. Manche Geschichten bleiben tagelang liegen und erhalten keine Antwort. Und manchmal ist der Grund dafür, dass man keine Lust mehr hat, Kommentare zu schreiben, wenn man dafür dann vom Autoren auch noch eins auf den Hut kriegt.

Den Hinweis auf die Rechtschreibung schmetterst du immer wieder damit ab, dass du mehrere Male Korrektur gelesen habest. Okay. Wenn dann aber trotzdem noch Fehler drin sind, die einen Kommentator beim Lesen stören, darf er das dann nicht mehr sagen?
Also klar, Rechtschreibung ist nicht der Nabel der Welt, aber vielleicht könntest du dann doch deine bis aufs Messer verteidigte Geschichte so wertschätzen, dass du die Flüchtigkeitsfehler, auf die andere dich hinweisen, wenigstens mal ausbesserst. Was soll daran so schlimm sein?
Als Beispiel der Wodka:

Die Flasche Ablsolut
Du schreibst halt einfach nun mal nicht Absolut.

Und dass man hier doch nicht dafür gesteinigt würde, okay, stimmt schon, haben wir seit vorgestern doch mal aus dem Programm genommen. :D

Also das ist jedenfalls bisher die drolligste Verweigerung, sich mit Rechtschreibung zu befassen, die ich hier gehört habe.

Viele Grüße von Novak

 

Mir hat die Geschichte gut gefallen. Das liegt auch daran, dass ich nie genug davon bekommen werde, Anekdoten aus der Notaufnahme zu hören. Der schwarze Humor, der in dem Berufszweig vorherrscht, kam gut rüber. Ich stehe auf makaberen Galgenhumor. Ist fast der einzige Humor, den ich immer lustig finde.

Schön fand ich das Geständnis, dass der Irrenarzt sein Handwerk wegen seiner übersteigerten Neugierde gelernt hat.
Kann ich verstehen.

Den Satz verstehe ich nicht:

"Dich bis jetzt war es so, dass niemand außer mir das gesehen hat. Nur in der Notaufnahme stimmen mir andere zu, dass es total schräg ist.“

Müsste es "Doch" heißen?

Das Ärzte und Schwestern in einer Notaufnahme im Grunde vergoldete Gaffer sind, ist für mich nichts Neues.
Ich fand den Text gut zu lesen und unterhaltsam, es muss ja nicht immer unglaublich tiefgründig sein.

 

Das ist eine feine Geschichte, Alix. Ich habe sie im Büro gelesen und hab einiges liegen gelassen, weil ich nicht vor dem Ende aussteigen wollte. Sie ist schön geschrieben, da ist Humor drin, eine Schreibe, die ich mag. Wenn ich das nächste Mal in einer Notaufnahme sitze und endlos warten muss, werde ich an deine Geschichte denken und mir vorstellen, was hinter den Türen so abläuft.
Aber….! Man hat den Eindruck, als würdest du eine Kamera in die Notaufnahme halten und einfach mal ein Stündchen abfilmen. Du könntest den Leser nicht nur unterhalten, sondern fesseln, wenn es unter diesen kleinen Geschichten eine größere gäbe, die dem Ganzen einen Rahmen und einen Mittelpunkt gibt. Die könntest du dann etwas genauer ausleuchten. Den Beobachtungspunkt mal ändern und näher ran zoomen. Die kleine Beziehungsgeschichte könnte es sein, der Konflikt über das Unterlassen der lebenserhaltenden Maßnahmen….egal…einfach mal ein paar Brüche in der Perspektive, zeigen dass dir etwas besonders wichtig ist, damit es nicht so kontinuierlich dahin plätschert. Weißt du, was ich meine?
Und noch ein kleiner Rat: Kritik ist hilfreich und hier weder offen noch latent feindselig. Manches kann man annehmen, manches wird man auch ablehnen....

 

Hallo,

der Text ist überläden mit Klischees, die dann leider weder ironisiert werden noch sonst irgendwie entlarvt. Der dumme Rassist. Leider sind die meisten Rassisten nicht dumm, sondern oft so intelligent, dass ihr Rassismus fast unbemerkt bleibt. Man könnte dem Text sogar selbst latenten Rassimus unterstellen: Die arbeitsfaule, hochnäsige deutsche, blonde Studentin mit blauen Augen, die mit dem echten Leben anscheinend nicht so viel zu tun hat. Eine Flasche Absolut kostet um die 30€ -woher hat ein Alkoholiker so viel Kohle, wenn er zwei-drei Flasche am Tag trinkt? Und dann diese ganzen Medikamentennamen - das ist so namedropping aus der zweiten Reihe. Mich hat noch niemals ein Arzt gefragt, ob ich irgendein Medikament kenne, aber vielleicht kann man da Abhilfe schaffen, wir haben doch ein paar Insider hier im Forum.

Mich stört aber am allermeisten, dass du als Autor deine Geschichte einfach nur vehement verteidigst und da auf irgendeiner Authentizität pochst, die hier aber keine Sau interessiert, wenn die Geschichte drumherum nicht passt. Und dann so Sätze wie: Die Realität ist nicht wie Emergency Room. Äh, weißt du, ich glaube, das wissen wirklich alle hier. Du bewegst dich keinen Zentimeter von deiner Position. Wenn deine Geschichte aber für dich schon steht, warum lädst du sie dann hier hoch? Hier geht es um Textarbeit, und auf die möchtest du dich gar nicht erst einlassen. Das ist schade.


Gruss, Jimmy

 
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Lieber Jimmy,

erstmal vielen Dank für deinen Kommentar, es war sehr aufschlussreich. Dann hoffe ich, dass ich deine Meinung bezüglich meiner Renitenz bzw. fehlender Kritikfähigkeit gleich ändern kann, wenn ich dir sagen, ich habe sehr wohl verstanden, was andere meinten und mir Gedanken gemacht. Was sich - unter anderem - in der Tatsache äußert, dass ich mich schon daran gemacht habe, die Geschichte zu überarbeiten.
Also: Du musst mir bezüglich nichts schade finden, ich honoriere das Feedback aufrichtig und es nützt mir sehr. ;)

Nächster Punkt: Wenn ich schreibe "Die Wahrheit ist nicht wie Emergency Room", dann ist das kein Gemeinplatz, den ich zu defensiv anbringen.
Ich beschreibe eine Nacht, die es - abzüglich ein weniger schriftstellerischer Freiheit - so gegeben hat. Dass die Wahrheit nicht immer das ist, das am besten "ankommt" (um mich mal salopp auszudrücken), ist mir klar. Allerdings bin ich ein sehr experimentierfreudiger Mensch und deshalb war meine Intention folgende:
Ich wollte euch eine Primärgeschichte liefern, in die ich erstmal alles gepackt habe. Ungeschönt, wie man so schon sagt. ;)
Bezüglich meiner eigenen Person sind mir gewisse Charakterschwächen bewusst (Zynismus, Radikalität), die mir auch die Objektivität bezüglich meiner Geschichten erschweren.
Aber ich nahm an, genau dazu sei dieses Forum da: Auch mal ausprobieren, riskieren auf die Nase zu fallen bzw. etwas wagen. Den Mutigen gehört die Welt. ;)

Zum Thema Vorurteile: Wer sagt, dass die südafrikanische Ärztin nicht auch mit Vorurteilen behaftet ist gegenüber deutschen Studenten oder Bürgern aus bildungsferneren Schichten? Mich freut es eigentlich, dass es dir aufgefallen ist, denn das war etwas, das ich auch in der Geschichte versetckt hatte. Eine gewisse Doppelmoral.
Zum Thema Absolut: Da habich dich eventuell drangekriegt, kann das sein?
Der Freund der ich-Erzählerin wird als Yuppie mit latentem Alkoholproblem geschildert. Also eher "bildunsnähere" Schicht oder "sozial stärker" oder wie auch immer man das jetzt politisch korrekt ausdrückt. Um ihn geht es, nicht um den "Rassisten".
Nicht alle Alkoholiker sind prekär, das unterschreibe ich vorbehaltlos.

Wenn du allerdings einmal erlaubst, mich doch zu verteidigen: Bezüglich der Medikamentenabfrage habe ich das so bei ein oaar Ärzten gesehen und so für meinen Berufsalltag übernommen, weil ich das sinnvoll finde. Es sterben ziemlich viele Menschen an Arzneimittelunverträglichkeiten (und -Interaktionen), da finde ich es sinnvoll, direkt nachzufragen. Bezüglich Medikamenten wie Penicillin, wo sehr häufig Allergien vorkommen, macht das eigentlich sogar fast jeder Arzt. Oder sollte es tun

Wenn ich latende Feindseligkeit spüre, dann neige ich dazu, so etwas direkt anzusprechen. Sollte es ncith so gemeint sein, dann war es ein Kommunikationsproblem und als vernüftige Erwachsene ist man in der Lage und Position, das zu klären.
Auch wenn wir hier alle sehr wortgewandt sind, kommt es beim Schriftverkehr trotzdem das ein oder andere Mal zu Missverständnissen, kann das sein?

Lieber wander,

vielen Dank für deine Hinweis und deine Rückmeldung. :) Ich habe die Geschichte jetzt im Hinblick darauf umgeschrieben, was für die Leser befremdlich erschien, beziehungsweise wo ich mit meiner Intention anscheinend total danebenlag. ^^
Es freut mich, dass du es unterhaltsam fandest. Ich hab versucht, es so darzustellen, dass die Erzählerin gerade das rasche Abfolgen von verschiedenen Menschen, ohne dass sie sich Gedanken machen kann, s o mag, weil sie von sich selbst wegläuft, aber am Ende holen sie trotzdem die persönlichen Probleme ein.
Das habe ich nun nochmal versucht, herauszuarbeiten. Mal sehen ... ;)
Aber das Leben wär' ja auch langweilig, wenn es nichts mehr zu lernen gäbe.
Vielen Dank für deine Hilfe dabei und liebe Grüße
Alix

Hallo Novak,

oh nein, was hab ich geschrieben "Ablsolut"? Ich muss schlicht und ergreifend zugeben, ich hab's nicht gemerkt und dacht, die Kritik gilt der Ellipse "Absolut Wodka". XD Natürlich verbessere ich Rechtschreibung! Ich wollte nur anmerken: Ja, ich lese Korrektur, bevor ich hier poste! Ich erwische nur nie alle Fehler.
Und der Unterschied zwischen Realität und deren Verarbeitung mit schriftstellerischer Freiheit. Wie ich hier sehe: Die Wahrheit eignet sich nicht zur Geschichte, ich hatte ja auch intendiert, das gesagt zu bekommen, was genau nicht "tauglich" ist, weshalb ich die Kritik auch aufgenommen habe.

 

Hallo Alix,
Ich muss leider gestehen, dass ich deine Geschichte nicht bis zum Ende gelesen habe, obwohl sie sehr spannende und lustige Momente hat.
Der Titel hat mich Neugierig gemacht aber meine Erwartungshaltung wurde leider völlig enttäuscht. Ich dachte ich kann eine Geschichte über eines meiner Lieblingsthemen, Alltagsrassismus, lesen. Leider werden selbst in dem kurzen Abschnitt, in dem es darum geht, von dir nur billige Klischees bedient. Denke bitte nochmal darüber nach, ob du nicht viel mehr Leser für deine Geschichte begeistern kannst, wenn du im Titel deutlich machst worum es geht.

 

Hallo Alix,
ich habe deine Geschichte gerne gelesen. Die Hektik im Krankenhausbetrieb vermittelst du gut durch deinen Schreibstil. Die Überschrift finde ich humorig, lässt aber anderes erwarten. Ich hätte mir gewünscht, dass du den Rassisten am Ende noch mal in die Handlung einbindest. Stattdessen endet der Text mit den Beziehungsproblemen des Paares. Dadurch ändert sich der Fokus der Geschichte meiner Meinung nach und die Überschrift hätte sich daran ausrichten können. Dennoch finde ich die Story gut.

Viele Grüße
federleicht

 

Mahlzeit!

Ich plädiere für ABSÄTZE! Bitte! Ich kann das nicht lesen, ohne Absätze. Dafür bin ich zu alt. Mit Absätzen könnte ich es schaffen, denn so manchen Dialogansatz fand ich gut gelungen.

Danke.
Heiko

 

Hallo Alix –

bevor Du die Hände mit einem „jetzt auch noch der!, der außer Hugh Laurie keinen Fernseharzt kennt“, überm Kopf zusammenschlägst, erst mal

herzlich willkommen hierorts!

Mich hat übrigens auch der Titel angezogen, in die Geschichte hineinzuschauen, ohne dass ich jetzt enttäuscht wäre, warum auch, weil der an sich harmlose Herr Thiel verbal den Rassisten gibt und doch – wenn man’s genau nimmt – nur dem Recht auf freie Arztwahl nachkommt, wiewohl die in unserer schönen neuen Welt einerseits an der Kassenzugehörigkeit oder im Personalmangel ihre Grenzen findet. Kern scheint mir aber die Beziehung von Frau Dr. K. zum Yuppie F. zu sein. Da misch ich mich nicht ein. Und noch was – traut sich wahrscheinlich nicht jeder einzugestehn - ohne Klischee kommt niemand aus.

Gleichwohl gibt’s trotz aller Mühe noch’n paar Flusen aufzunehmen, anfangs wohl eher aus Flüchtigkeit, wie - für alle doch offensichtlich - etwa in der Überschrift, die üblicherweise wie in diesem Fall ohne Punkt endet, dafür ist dann hier einer vergessen worden (womit sich alles wieder ausgleicht):

„Alles klar?“, fragt er[.]
Und weil wir gerade bei der Zeichensetzung sind in der Reihenfolge des Auftritts
Fragt sich nur[,] für wen.
(Nachgestellte/r Erläuterung/Zusatz)
… eine zierliche[,] junge Frau …
(bloße Aufzählung gleichrangiger Adjektive)

Ich behaupte gern, dass Sätze (ob Haupt- oder Nebensatz) wie im richtigen Leben Anfang und Ende finden. Hier hastu den Anfang zwar gemacht („…, weshalb …), aber’s Ende verpasst:

…, ein Mann mit mysteriösem Schluckauf, weshalb er seit drei Tagen nicht schlafen kann[,] und ein Patient …
& dto.:
Ich kann nicht sagen, ob er mich auf den Arm nimmt[,] und senke den Blick.
Und gleich nochmals. Dazu dann der Vorschlag, um die Unsicherheit der Erzählerin anzuzeigen, den Konjunktiv statt des Indikativs zu wählen, in jedem Fall aber
Diese Menschen lenken mich ab: von den Vorwürfen, dass ich niemanden an mich heranlasse[,] und der Angst, dass es stimmt.
vllt. aber auch
…, dass ich niemanden an mich heranl[ieße,] und der Angst, dass es stimm[e].

Hier fehlt zur Infinitivgruppe ein „zu“ (vielleicht Flüchtigkeit oder die Überzeugung, dass der zwote Infinitiv den vorhergehenden mit abdecke):

Stattdessen bitte ich René, auf der Intensivstation an[zu]rufen und Bescheid zu sagen, …

„Herr Ullrich“, unterbreche ich das Begrüßungsritual seiner Freundin, „Ich hab’ hier Ihre Laborergebnisse.
Entweder ein Punkt nach der Freundin oder ein kleines i zu Anfang der fortgesetzten, direkten Rede …

Letzte Anmerkungen (Rechtschreibung)

„Sowas nehme ich nicht. …
So was immer auseinander, da ein umgangssprachlich verkürztes „so etwas“.
„Du hast zu[…]viel getrunken.“

Gern gelesen vom

Friedel,
der selbst mal im Gesundheitsunwesen beschäftigt war ...

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Alix!

Diese Menschen lenken mich ab: von den Vorwürfen, dass ich niemanden an mich heranlasse[,] und der Angst, dass es stimmt.

Wie Friedel schon vorschlug, besser im Konjunktiv. Aber gleich zweimal, mAn. dann fiele auch das zweite eckige "dass" weg und der Satz erschiene eleganter. IMHO

Vielleicht: ... dass ich niemanden an mich heranließe, und der Angst, es könnte stimmen.

Noch hübscher und ganz "dass-frei" fände ich: ... von den Vorwürfen, ich würde niemanden an mich heranlassen, und der Angst, es könnte stimmen.


Das war's dann auch schon, möchte mich nicht weiter in Fehlersuche und Stilvorschläge vertiefen, denn ich habe deinen vorwiegend als Dialoggeschichte angelegten Beitrag schmunzelnd und gerne gelesen. Ich fand ihn interessant und flüssig geschrieben, wenngleich es auf mich eher wie ein Erlebnisbericht wirkte, denn wie eine Geschichte mit echtem Spannungsbogen. Den Titel fand ich wie manche andere nicht gut gewählt, aber sonst will ich nicht mehr lange rummeckern. :)
Nur eins noch: Ob eine Geschichte wahr ist oder nicht, stellt kein Kriterium für deren Qualität dar. Die besten Geschichten schreibt üblicherweise nicht das Leben, sondern ein guter Autor. ;)

Ach ja, noch was:

Ich weiß nicht, wie es speziell in Österreich ist (außer, dass dort jeder automatisch Organspender ist, wenn er nicht ausdrücklich zu Lebzeiten gesagt hat er will nicht; da gilt auch für in Österreich verstorbene Ausländer... Von daher...)

Von Verstorbenen kann man keine Organe mehr entnehmen. Ein weitverbreiteter Irrglaube. So was geht nur bei noch lebenden Menschen. Im Volksmund nennt man deren Zustand klinisch tot. Im Medizinerdeutsch spricht man von einer Nulllinie.

Lieben Gruß,
Manuela :)

 

Fick mich, das gefällt mir. Entweder kann es von nun an bergauf gehen, oder du wirst eine wütende Maria zu besänftigen versuchen.
Maria ... "fick mich" wird im Deutschen so nicht verwendet. Das englische "Fuck me" gibt's im Deutschen als derben Ausruf des Erstaunens oder der Verwunderung als "Leck mich am Arsch" oder "Scheiß die Wand an" oder sowas.

Und bei aller Liebe, fahr doch die "Mädchen auf Zuckerschock"-Nummer ein bisschen runter. Wir mögen dich alle und du kannst dich entfalten, wie du möchtest, aber ... stell dir mal vor, jemand kennt dich nicht und liest so Kommentare.

Bisschen leiser bitte.

 

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