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Aus den Augen eines Mörders

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18.07.2014
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Aus den Augen eines Mörders

Aus den Augen eines Mörders

Sie sah mich aus ihren dunkelgrünen Augen von unten an. Ihr Blick sagte mehr als eintausend Worte. Er sagte mir: 'Warum? Warum bist du hier? Warum tust du mir das an? Wer bist du überhaupt?'
Tja, wer bin ich überhaupt? Dieser Gedanke schoss mir in den Kopf als ich das Messer aus ihrem Bauch zog. Das Blut tropfte von der Messerspitze und ich fing einen Tropfen mit der Zunge auf. Es schmeckte überraschend gut, denn ich hatte es mir schlimmer vorgestellt. Ich dachte weiter über diese Frage nach, während ich mit meiner rechten Hand ausholte und die Messerspitze auf ihre Schläfe zu schwang. Die Spitze berührte ihre Haut schon fast, als ich zu Boden viel und aufschreckte.
Ich sah mich in meinem neuen Areal um und bemerkte, 'es ist mein Zimmer!' Ich war aus meinem Bett gefallen und fand mich völlig durchgeschwitzt auf meinem Teppich wieder. Ich richtete mich langsam wieder auf und atmete einmal tief durch. 'Es war nur wieder einer dieser komischen Träume' beruhigte ich mich. Allerdings, diesmal war etwas anders. Als ich mich hinstellte um mich zu strecken, sah ich an mir herab und entdeckte eine blutige Kratzspur. „Was zur Hölle?!“ sprach ich laut aus, als mir auffiel, dass es Kratzspuren von Fingernägeln waren und ich sie mir unmöglich hätte selbst zufügen können. Ich beschloss heute nicht nach Draußen zu gehen, es würde nur ungewollte Blicke und Fragen geben. Ich verbrachte also, mal wieder, meinen Tag bei mir Zuhause, vor meinem Computer.
Sie hockte vor mir und schrie: „Nein, bitte nicht!“ Dieser Schrei krächzte in meinen Ohren und ich schnitt ihr darauf hin die Zunge raus. „Halt deine Schnauze!“ brüllte ich ihr ins Gesicht. Sie sah mich verwundert an, lächelte einmal kurz und schrie mich an, wobei einige Blutstropfen in meinem Gesicht landeten. Ich lächelte nur, packte mein Messer fester und rammte es ihr von unten nach oben in den Kopf, doch diesmal, erwachte ich nicht. Ich hatte diese Träume schon seit etwa zwei Monaten und sie wurden von Tag zu Tag immer intensiver, doch ich erwachte stets, wenn die Person starb, aber nicht diesmal. Nun stand ich da, sah auf die verblutende Frau nieder und fragte mich wieder 'Wer bin ich überhaupt?'. Sobald ich anfing darüber nachzudenken, wachte ich wieder in meinem Bett auf. Ich richtete mich auf und sagte für mich: „Scheiße!“
Ich stand auf und begann meinen Tag. Meine Eltern leben getrennt schon seit ich sehr klein bin. Ich wohne jetzt mit meiner Mutter zusammen in einer kleinen ärmlichen Wohnung in der nähe eines Bahnhofs. Ich habe sie jetzt schon seit einiger Zeit nicht mehr gesehen, vermutlich ist sie auf Montage auf irgendeiner Baustelle. Ich höre bei solchen Sachen meist nicht zu und so etwas fällt mir meist sehr spät auf, da ich sie kaum zu Gesicht bekomme und ich so oder so immer einkaufen muss. Ich verbrachte meinen Ferientag mal wieder mit spielen im Internet, Musik hören und spielen im Internet. Als ich mich Abends wieder zu Bett legte, ich glaube es war etwa um zwei Uhr morgens, hoffte ich nur, dass ich nicht wieder einen dieser Träume habe, denn sie zerren sehr an meinen Nerven. Ich schloss also meine Augen... und... träumte.
Diesmal war es aber keiner dieser Träume, in dem ich einfach nur einem Menschen das Leben raubte, nein, es war eintausend mal schlimmer. Ich lies alle meine bisherigen Mordträume Revue passieren. Ich sah wie ich Männer, Frauen, ja sogar Kinder tötete. Ich sah, wie ich einem Mann den Hals aufschnitt. Ich sah, wie ich eine Frau zu Tode prügelte und ich sah, wie ich einem kleinen Jungen ein Eisenrohr in den Bauch rammte. Jedoch das aller schlimmste war es als ich sah, wie ich meine Mutter umbrachte.
Nach diesem Traum wurde mir nun klar, wer ich bin. Ich bin ein Junge, der die Trennung seiner Eltern nie verkraftete. Ich bin ein Junge, dessen Unterbewusstsein ihm etwas vor spielte. Ich bin ein Junge, der sich seiner Lage nun schmerzlich bewusst ist und dem Ganzem entfliehen möchte.

Ich war ein Junge, der diese Welt nicht verstand.

 

Hallo eic1001

Willkommen hier im Forum. :)

Deine erste Geschichte hier hat mich inhaltlich nicht sonderlich überzeugt. Die Idee dahinter, welche sich am Ende zeigt, fand ich hingegen ansprechend. Es liegt also vorab an der Umsetzung, ein Stoff sollte unabhängig vom Genre für den Leser glaubhaft wirken. Die Horrorvisionen, welche sich in den Träumen des Protagonisten zeigen, sind wirr, ergeben keine aufbauende Handlung. Er nimmt sich als blutrünstiger Mörder wahr, ohne erkennbaren Antrieb. Die Fragen an sich selbst, wer er denn sei, wirken sich in diesem Handlungsspielraum einzig deplatziert. Erst am Schluss, als sich seine häusliche und emotionale Situation klärt, wird die Absicht des Autors klar, welche Pein den Jungen quält.

Wie gesagt, den Ausgang fand ich gut, als sich zeigt, ein Junge verkraftet die Trennung seiner Eltern nicht. Die Szenerie der Träume ist jedoch zu übertrieben und ohne eine Handlung, die wirklich zu einer Geschichte führt. Wenn in seinen Träumen ihm bekannte Personen auftreten würden, die ihm Leid antaten oder die er um ihr geglücktes Leben beneidet, wäre da mal schon eine Kontur gegeben. Es sollte dann aber nicht willkürlich ablaufen, vielmehr eine sich aufbauende Handlung verbinden und, was sich anböte, ihm eine Erkenntnis bringen. Nämlich, dass er mit seiner Reaktion sich selbst Schaden zufügt. Der Traum, wie er seine Mutter Gewalt antut, könnte die Spiegelung seiner Gefühle sein, was ihn zu einer emotionalen Kehrtwende veranlasst. Dies nur als Beispiel, wie sich der Stoff inhaltlich aufbauend gestalten liesse. Probe mal mit solchen Gedanken, aber lege Dich vorab fest, in welche Richtung es gehen soll. Es lässt sich schon was aus dieser Geschichte machen.

Wenn Du am Überarbeiten bist, achte mal auf die Rechtschreibung, denn es hat da einige Fehler drin.

Noch viel Spass hier im Forum beim Lesen, Kommentieren und Schreiben.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo eic1001,

inhaltlich lässt sich tatsächlich nicht viel zu deinem Debüt sagen, weil kaum Inhalt vorhanden ist. Solche Gewaltfantasien sind gerade bei emotional gebeutelten Teenagern nichts Ungwöhnliches. Für eine Horrorgeschichte solltest du dir wenigstens zum Beispiel ein Doppelgänger-Motiv gönnen, also ein Abbild deines Prots, das die Fantasien auslebt und dann dem Original die Schuld in die Schuhe schiebt. Das wär dann quasi im Subtext noch eine Geschichte vom Erwachsenwerden, weil der Prot angesichts der Morde plötzlich schnallt, dass man im Leben auch mal die Zähne zusammenbeißen muss, und man nur weil man Scheidungskind ist/die Freundin Schluss gemacht hat/Ich in Mathe durchgefallen bin etc. nicht gleich den Breivik machen darf. Jedenfalls nicht, wenn man nicht als Arschloch dastehen will.

Zum Handwerk: Wenn du eine Geschichte fertig geschrieben hast, ist der erste Schritt gemacht. Dann fängt die Arbeit an. Rechtschreibung, Grammatik, Logik, Glaubwürdigkeit; das sind nur ein paar der Faktoren, denen jeweils ein nochmaliges Drüberlesen gewidmet sein sollte. Wichtig ist, dass du in jedem Schritt gleichzeitig straffst, damit deine Geschichte am Ende gespannt ist wie ein Flitzebogen und du abschussbereit bist.

Beispiel:

Sie sah mich aus ihren dunkelgrünen Augen von unten an. Ihr Blick sagte mehr als eintausend Worte.

Der Blick, der mehr als tausend Worte sagt, ist eine - so oder so ähnlich - feststehende Redewendung, die auch noch nach Glückwunschkarte aus dem Supermarkt klingt. Sowas muss eigentlich immer raus, das hält nur auf und liest sich zum Gähnen.

Beschreibungen wie Augenfarbe machen nur da Sinn, wo sie charakterisieren, indem sie einer Figur etwa ein bemerkenswertes Aussehen verleihen. Das kann ein ansonsten südländischer Typ mit hellblauen Augen sein.

Augenfarbe, Hosenfarbe, Haarfarbe, Haarlänge, Nasenform, Körperfülle und, und, und, dürfen kein Selbstzweck sein, sonst poltert und stolpert der Text so vor sich hin.

Dann diese Klischees: "Warum tust du mir das an?" Das fragen Leute in Filmen immer. Und dann auch noch: "Tja, wer bin ich überhaupt?" Das klingt eher, als frage der Autor sich an der Stelle: "Was mache ich hier eigentlich?" So richtig lückenfüllermäßig. Das kann alles weg.

Allerdings möchtest du gern mit einem Knall eröffnen. Einem Mord. Ist ja auch ein richtiger Gedanke, bei einer Spannungsgeschichte. Und so wird dann aus

Sie sah mich aus ihren dunkelgrünen Augen von unten an. Ihr Blick sagte mehr als eintausend Worte. Er sagte mir: 'Warum? Warum bist du hier? Warum tust du mir das an? Wer bist du überhaupt?'
Tja, wer bin ich überhaupt? Dieser Gedanke schoss mir in den Kopf als ich das Messer aus ihrem Bauch zog.

Folgendes:

Sie sah mich an, als ich das Messer aus ihrem Bauch zog.

Das nennen wir Leute hier im Dorf Straffen. :)

Ich sah mich in meinem neuen Areal

Wenn du ein ungewöhnliches Wort benutzt, denk darüber nach, was es bedeutet und in welchen Zusammenhängen es normalerweise verwendet wird. Wenn du nicht sicher bist, googel die Bedeutung. Für dieses Areal schwebt dem Bürgermeister am ehesten eine Gewerbefläche vor. Areal ist Bürokratendeutsch und klingt nicht nach jemandem, der aus einem markerschütternden Alptraum erwacht. Man kann mit Absicht unangemessene Worte wählen, um witzig zu sein. Das merkt der Leser dann aber. Hier ist es offenkundig aus Versehen passiert und erzeugt unfreiwillige Komik, die du auf gar keinen Fall haben willst.

Dieser Schrei krächzte in meinen Ohren

Und nochmal: Was willst du sagen? Wenn jemand eine Entzündung im Hals hat, bleibt von seiner Stimme nur ein Krächzen. Ein Schrei ist praktisch das Gegenteil von einem Krächzen: Laut, klar und kräftig. Mal abgesehen davon, dass der Schrei selbst nicht krächzt.

Sie sah mich verwundert an, lächelte einmal kurz und schrie mich an, wobei einige Blutstropfen in meinem Gesicht landeten. Ich lächelte

Auch ein Überarbeitungsschritt: Wortwiederholungen.

Ich wohne jetzt mit meiner Mutter zusammen in einer kleinen ärmlichen Wohnung in der nähe eines Bahnhofs. Ich habe sie jetzt schon seit einiger Zeit nicht mehr gesehen, vermutlich ist sie auf Montage auf irgendeiner Baustelle.

Weitere Überarbeitungsschritte: Satzanfänge (zweimal Ich) und Bezüge (Wer ist das erste "sie" im zweiten Satz? Die Wohnung oder die Mutter?)

Ich lies

Hatte ich eingangs schon: Rechtschreibung/Grammatik. ließ, von lassen


Beste Grüße
JC

 

Hallo eic1001,

im Großen und Ganzen kann ich meinen Vorrednern nur recht geben.

Nichtsdestotrotz fand ich deine Geschichte irgendwie ansprechend, sonst hätte ich wohl kaum bis zu Ende gelesen.
Komischerweise hatte ich während des Lesens die ganze Zeit das Gefühl, das es eine andere Wende in der Geschichte geben würde, z. B. das der Junge das Ganze vielleicht doch nicht geträumt hätte und er auch seine Mutter ermordet hätte, da er sie seit einigen Tagen nicht mehr gesehen hatte.

Trotzdem finde ich deine Schreib- und Ausdrucksweise sehr gut gelungen.

Grüße

Franky

 

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