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Tubenkatarrh

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12.04.2007
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Tubenkatarrh

Tubenkatarrh
oder
Max, Data und der Truthahn

für Nadeschda Tolokonnikowa und Maria Aljochina​


„Das eine Huhn ist ein bunter Hahn,
das andre eine Henne von Fasan.“
Volkes Mund​

„Halt Mittachschläfg’n“, sag ich noch.
Genau ’ne Viertelstunde!
Halt ich immer schon so.
Schon seit’m vorigen Jahrtausend.
Gefühlte tausend Jahre also –
vielleicht auch noch länger.

Seit der Ausbildung zum Laboranten beim ollen Max Planck.
Hat der Ausbilder so gehalten.
„Und’n Studierten musset ja wissen“, fällt ’nem Ingenieur doch nix zu schwör.
Mittagspause.
Dreiviertel Stunde.
Davon fünfzehn Minuten vorbeugen, Angesicht auf präzis übereinandergelegte Unterarme vis-à-vis der Schreibtischplatte, Augen zu und durch –
geratzt.

Viertelstunde lang und nicht ein Minütchen länger,
„sons’ is’der Tach kaputt“, hat er gesagt.
Und recht hat er!
So findet ein Ingenieur auch mal Gehör.

Und meins?
Hab ich gerade was an den Ohren?

Nee, aber im Kopf.
Da stapft ein Truthahn durch.
Erkenn ich an seinen ein Meter zwanzig, dem radschlagenden Schwanz und dem geblähten Kehlsack –
hoppla -
was und wen bekämpft der denn in meiner Birne?
Ach, bricht gerade eine Lanze für Menschenrechte, vor allem Gleichberechtigung.
Braves Tier!
Und so konsequent: Wolle kein Puter mehr sein, Pute aber sei ihm zu wenig. Korrekt und doch radikal muss auch die Endung sein. Pc halt.
Das wird heut nix mit dem Nickerchen!
Jetzt hör ich ihn auch noch!
Dabei bin ich doch gesegnet mit der Gnade des tauben Ohrs.
Ist gar nicht der Hahn als Henne!, merk ich erst jetzt.
Aber mein uralter Freund Max knistert, rauscht, saust und klappert –
leide halt unter der Affenhitze, denk ich erst.
Ist ja auch für’n Petze ziemlich alt.
Wer hätte nicht im Alter seine Macken?

Da fällt’s mir auf: Hab den alten Herrn – Baujahr 2001 – heut noch gar nicht angestellt!
„Du kannst Dich nicht beherrschen!“, tönt’s nun dem weniger gesegneten, dafür verstörend hörenden Ohr.
„Wer sagt das?“, frag ich gespielt gelassen trotz lästiger Nebengeräusche den kleinen Mann im Ohr.
„Ich –
Deine kleine Tinitussi,
weil ich Dich beherrsch –
und keiner kann was machen“, antwortet es.

 

Hallo Friedrichard,

ich weiß nicht...

Hm...

Also mir ist wirklich grad nicht zu warm, obwohl wir hier sonnigste Warmfrontaltage haben, aber dein Text wirkt als seien wenig kühle Lüftchen an dir vorbei gezogen.

Nun weiß ich ja, dass du einerseits dir immer etwas bei sowas denkst, andererseits weiß ich auch, dass ich es meist nicht verstehe.
Damit ist meine Rückmeldung auf deine Geschichte (ist es denn wirklich eine?) dir sicherlich nicht hilfreich.
Und nun ist es deine Aufgabe, zu entscheiden, ob es an mir oder dir gelegen hat und du dich vielleicht doch besser beherrscht hättest. :D

„Und’n Studierten musset ja wissen“, fällt ’nem Ingenieur doch nix zu schwör.

Könnte es sein, dass hier am Ende des Satzes die Anführungszeichen fehlen? Du beginnst ja zuvor mit wörtlicher Rede.


Liebe Grüße

lakita

 

Beim Truthahn lieber Friedel,

was ist das? Ich sitz wie vor einer Hieroglyphenwand, kann die einzelnen Sätze verstehen, aber Zusammenhänge erkenne ich nicht. Wüsste ich nicht, dass du i m m e r mit deinem Talent des um-die Ecke-Denkens spielst, würde ich dir raten, diesen Text fleissig zu überarbeiten. Aber ich w e i s s, dass deine Kreativität gerne im hohen Bogen daherkommt und alles was dir in den Sinn kommt geradewegs zu Papier gebracht wird. Ich w e i s s auch, dass du dann feilst und um Genauigkeit deiner Bilder ringst. Aber hab Erbarmen: Erkläre dich, verhindere, dass ich zunehmend zur Tinitussi werde :D
Oder fehlt mir der Mittagsschlaf?, frage ich mich gerade ... und grüsse dich, alter Freund, in herzlicher Verbundenheit,
Gisanne

 
Zuletzt bearbeitet:

Da fällt’s mir auf: Hab den alten Herrn – Baujahr 2001 – heut noch gar nicht angestellt!
Du redest hoffentlich nicht von einem Herzschrittmacher, Friedel.

Ich mach‘s mir jetzt leicht, und unterstelle dir einfach mal, dass der von Kubus unlängst beschworene Trickster, der sich bekanntlich ja auch ganz gerne in Gestalt des Gobblers herumtreibt, dir während des Mittagschläfchens im Ohr Traum erschienen ist und dir diesen Text eingeflüstert hat, der alte Schelm. Dir zur Erbauung, uns zum Mysterium.

Und nein, lakita, das ist keine Geschichte. Das ist friedrichardesker Eskapismus.

Gefallen hat's mir trotzdem. Ein bisschen. Ach, was sag ich, eigentlich mehr als ein bisschen. Alleine für's nachträgliche Nachdenken und Nachlesen über Max Planck, den alten Quantizisten, hat sich's Lesen gelohnt.

offshore

 

Du redest hoffentlich nicht von einem Herzschrittmacher, Friedel.

Ich hab das Dingens aus dem Jahre 2001 für eine veraltete Pute, also einen PC gehalten.

Wieso hab ich eigentlich die ganze Zeit das Gefühl, dass du, lieber Friedrichard, dich köstlich amüsierst, während wir in deinem Fragezeichensalat rumstochern? :D

Naja, es sei dir gegönnt. ;)

 

Behüt‘ dich Gott,
es wär‘ so schön gewesen,
(Der Trompeter von Säckingen)
lieber Friedel,
der wohl als Autor seinen armen Erzähler mit einer schweren Krankheit belastet, den Tubenkatarrh. Leider ist es mir als ehemaligem Trompeter nicht gegeben, etwas über Tuben auszusagen, auch nicht, wenn sich der Tubenkatarrh zum Paukenerguss wandelt. Er muss sich wohl ins Krankenhaus verabschieden oder natürlich auf die Couch. Deswegen ja auch Tubenkatarrh, denn Wagner verwendete in seinem Trauermarsch aus der Götterdämmerung diese sehr reichhaltig. So sieht es dann auch im Hirn des Erzählers aus.
Und schlimmer: Das Ich hat geschlampt, es hält sich eine Tinnitussi als Wegbegleiterin. Und einen Truthahn, ein Symboltier für Amerika, das Land, das ja die Menschenrechte verteidigt. Dieses trampelt zur Musik von Tinnitussi den Kriminaltango herunter, bis der Truthahn als Verteidiger der hohen Werte Menschenrechte u. a. neuen Werte wirkt. Letzten Endes verwandelt sich der Puter zum PC, zur Datenmenge, die in dem alten Gehäuse von 2001 steckt: Eine Data-Odyssee.
Klage über Klage, das Ich hat ja seinen Pcalten Herrn nicht angeschaltet, was zu einem Machtkampf zwischen Tinnitussi und dem Truthahn führt.

Wer heut nicht auf dem Sofa liecht,
der auch kein gut Geschicht hinkriecht.

Hat dieses Ich die Mittagspause gut genutzt, so wäre seine dichterische Ader besser angeschwollen. Aber die Hitze und die Arbeit sind sind halt belastend und krankmachend.
Worum geht’s?
Angesichts der UNgleichgewichtigkeit in der Welt, sollte man die Viertelstunde Mittagsschlaf für seelische und mentale Gesundheit nutzen. Prophylaxe ist besser als Tubenkatarrh.

Lieber Friedel,
gern gerätselt und fantasiert, aber Donald hätte doch noch auftreten können.
Fröhliche Grüße
Wilhelm

 

Wer heut nicht auf dem Sofa liecht,
der auch kein gut Geschicht hinkriecht.
Ein Berliner​

Hallo
(& in alphabetischer Reihenfolge)
ernst, flammbert112, gisanne, Lakita, Tashmetum, , Wilhelm –
(ohne ein Geschlecht zu bevorzugen oder zu vernachlässigen),
Dank Euch sechsen für die Irrungen und Wirrungen -
ich bin überwältigt und gerührt (oder perlt da gerade Schweiß über meine Wange?) von so viel Anteilnahme – aber, um es vorweg zu sagen, ein Herzschrittmacher spielt da keine Rolle, noch nicht einmal Herzrhythmusstörungen oder Atemnot.
Könnte es sein, dass hier am Ende des Satzes die Anführungszeichen fehlen? Du beginnst ja zuvor mit wörtlicher Rede.
und habe sie korrekt beendet, liebe Lakita.
Im Großen und Ganzen habe ich den Text so gedeutet, dass die Leichtgläubigkeit der Menschen kritisiert wird, die blind auf Medien und ähnliche Informationsquellen vertrauen und diese nicht hinterfragen.
Könnte so sein, lieber flammbert, und wenn wir uns öfter begegnen, wirstu viele kleine dadaistische, aber auch bedeutend mehr andere Anflüge & Einflüsse bei mir erkennen (könntest sie auch in älteren Texten finden). Aber meinen Ausbilder (ein MPI) hastu erkannt (wenn auch nicht den Ort erkennen können, wird ja auch nichts drüber verraten).

Hallo Tashmetum, schön, dass Du Dich getraut hast. Ich komm auch nicht mit dem Scherz, nun seistu eine Traudel ... Aber ein Rätsel? Schau’n mer ma‘!

Und nein, lakita, das ist keine Geschichte. Das ist friedrichardesker Eskapismus.
Kann man so sagen, offshore ... Pute und PC hat was, und irgendwann wird der olle Maxdata auch gehen kapute, bin ich mir mit Salva sicher. Kann eh nicht mehr lange dauern - sonst grenzt es an Konsumverweigerung.

Schön gedichtet, lieber Wilhelm –
und super interpretiert. Nur eben nicht ... Aber zulässig.

Erkläre dich, verhindere, dass ich zunehmend zur Tinitussi werde
Fändestu denn genügend Platz im Innenohr? Ich räum'a dadrin auf. Aber etwas ernster: Soll so sein, liebe Gisanne!

Ja, am Sonntag war ich bei Schwägern, Grillen und so– naja, man ahnt’s schon, alles andere als trocken (womit nicht der zwischenzeitliche Schauer gemeint ist). Angesäuselt entstand ein Wortspiel, aus dem im nüchternen Zustand binnen einer Viertelstunde so was wie eine angenäherte Rahmenhandlung von nahezu autobiographischem Ausmaß von eben auch einer Viertelstunde entstand: Ohrgeräuschkulisse, Ausbildung in Mülheim, Frau Tinitus und Frau Puter– letztere in Anspielung aufs zentrale Wortspiel. Seit dem WeltWeitengeWerblichen Treiben heißen meine PCs liebevoll „Petze“ – weil’s doch jedem vor der Zeitrechnung des heiligen St. Snowden bekannt gewesen sein sollte, wie und mit wem wir vernetzt sind.

Diese kleine Spielerei in einer Viertelstunde über eine Viertelstunde Zeitgeschichte überkam mich halt - und ich bitte nicht mal um Verzeihung.

So viel oder wenig zur Werk(chen) Geschichte

aber Donald hätte doch noch auftreten können
Nein, wir sind doch nicht in Entenhausen ...

Gruß

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Dank Dir,

lieber set,

aber Erfahrungen mit dem KGB Führer machen solidarisch ...

Gruß aus'm Schauerland vom

Friedel

 

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