Was ist neu

Modern Kautschuk

Mitglied
Beitritt
23.02.2013
Beiträge
247
Zuletzt bearbeitet:

Modern Kautschuk

Nur eine dünne Folie trennt mich von dieser Brut. Im Hexenkessel kriecht und schwirrt sie umher. Jegliche Kontrolle ist verloren gegangen. Wie hypnotisiert starre ich auf das transparente Tor, auf dem die schwarzen Punkte tanzen. Das Summen dringt tief in meinen Kopf, füllt alles aus. Im Hintergrund donnern die Stanzautomaten. Sechzig Tonnen pro Hub. 80 Hübe in der Minute. Paff! Paff! Paff! Mit den Zeigefingern an die Schläfen gepresst versuche ich, den Lärm aus meinem Kopf zu massieren, lasse die Scheißkäfer nicht aus den Augen. Die Arbeit grenzt an Suizid, aber für eine Kündigung ist es zu spät. Ich bin bereits überall gewesen, letzter Halt Drogenhöhle. Drinnen schleppt sich ein Arbeiter vorbei, trägt weder Mund- noch Gehörschutz. Wahrscheinlich hat er sich mit seinem elenden Schicksal bereits abgefunden. Auf die Klobrille kotzen und zurück an das Maschinenpult, darauf achten, dass die Schläuche auch genug Bugs in die Matrizen pumpen, wo sie dann von Hartmetallstempeln zerstanzt werden. Sechzig Tonnen. Riesen Saftpressen. Die Massage zeigt keine Wirkung, der Lärm schwillt an. 80 Hübe in der Minute.
»Hey Slo, alles gut bei dir?«
»Sicher, mir geht's gut.«
»Du musst mir hier nicht helfen.«
»Passt schon. Meine Maschine wird eh grad gewartet. Außerdem bin ich froh, da mal raus zu sein. Auch wenn man sich hier den Arsch abfriert.«
Herbert schüttelt den Kopf und rückt eines der Fässer zurecht. »Ich hab' es dir gesagt, ich habe es allen gesagt, dass ihr euch lieber für einen Außenposten bewerben solltet.«
»Soweit ich weiß, besetzt du den einzigen Außenposten hier.«
Die anderen Mitarbeiter verspotten Herbert gern. Eigentlich schleppt er den ganzen Tag nur diese stinkenden, mit zerquetschten Ölkäfern befüllten Fässer durch die Gegend, stellt es aber so hin, als gäbe es nichts Besseres. Nun geben ihm die Umstände recht. Hier draußen ist es zwar kühl, aber sauber. In der Produktionshalle hingegen kann man nicht mal ein Sandwich essen, ohne dass sich sofort zehn Bugs darauf stürzen.
Er setzt ein schiefes Grinsen auf. »Tja, auch egal, am Ende gehören wir alle dem Teufel.«
Ich nicke und fädle den Spanngurt durch die Laschen des Fasses. »Weißt du, wo Lukas steckt?«
»Welcher Lukas?«, fragt Herbert, als er sich in den Gabelstapler schwingt.
»Der Neue. Ziemlich groß, blond gefärbte Haare, Tattoos am Hals.«
»Ah, der! Ne, hab ich nicht gesehen. Wieso?«
»Der Boss meinte, ich soll ihm mal zeigen, wie das Abpumpen funktioniert.«
»Ach so.«
Er führt eine Gabel unter den Spanngurt und hebt das Fass an. Ich laufe zum Transporter, springe in den Laderaum und ziehe das angelieferte Fass nach hinten, wo bereits zwei weitere lagern. Ich steige aus dem Kofferraum und höre das pneumatische Zischen des Tors. Hinter Lukas, der sich die Bugs vom Schutzanzug klopft, fährt es wieder nach unten.
»Wo warst du?«, frage ich. »Lässt gerne andere für dich schuften, wie?«
Lukas zuckt die Achseln und unter seinem Mundschutz, auf dem er eine Schweinsnase gekritzelt hat, vermute ich ein Lächeln. »Ich musste noch aufs Klo. Oder soll ich etwa die Polster nass machen?«
Wenn ich damals meinen Vorgesetzten beim Militär gegenüber so frech war, habe ich dafür ordentlich Prügel bezogen. Trotz dem Verlangen, diesen Hampelmann in den Boden zu stampfen, gewähre ich ihm noch eine Chance. Die nächste Stunde soll nicht von peinlichem Schweigen beherrscht sein.
»Setz den Mundschutz ab und pack mit an«, befehle ich.

Wir fahren einen schmalen Waldweg entlang, etliche Schlaglöcher heben uns aus den Sitzen. Die Fässer schaukeln trotz der Spanngurte leicht umher, und ich höre das reibende Metall und die gegen die Deckel schwappende Flüssigkeit.
»Können wir nicht was anderes hören? Ich hasse diesen Balkanpop.«
»Erstens«, sage ich, bemüht die Fassung zu wahren, »ist das kein Balkanpop, und zweitens: das ist nicht dein Wagen.«
»Deiner doch auch nicht.«
»Ja, budala, aber ich fahre das Auto, oder nicht?«
»Das schon. Was heißt budala
»Dummkopf, du Idiot.«
Er lacht laut auf und trommelt auf das Armaturenbrett. »Du hast echt Humor, Slo.«
»Nein, und du erst recht nicht.«
»Ehrlich gesagt, können wir ja gar nicht alle das Gleiche lustig finden, wir nehmen ja auch nicht alle die gleichen Drogen, oder doch?« Er tippt sich nachdenklich mit dem Zeigefinger an das Kinn. »Slo, das ist ein seltsamer Name. Hast du auch 'nen richtigen?«
Ich mustere ihn kurz und widme mich dann wieder der ungemütlichen Strecke. »Slobodan Dralović.«
»Was bedeutet dieses Tattoo?«, fragt er.
»Müssen Tattoos zwangsläufig was bedeuten?«
»Nein, aber das sieht aus, als bedeute es was.«
Ich sehe auf meine Hand, die fest das Lenkrad umklammert. Der Anblick des Symbols berührt mich, versetzt mich zurück in eine Zeit, in der es noch Glück gab und den Glauben an eine bessere Welt. Doch der fade Beigeschmack von verbranntem Fleisch liegt ebenfalls auf meiner Zunge.
»Das ist das serbische Kreuz. Ich war damals einer der Freischärler, habe in Kroatien für ein großserbisches Reich gekämpft.«
»Mit Erfolg?«
»Kennst dich nicht so aus mit Geschichte, oder?«
»Ne, da hatte ich immer nur 'ne Fünf, wie eigentlich überall.« Er winkt ab. »Egal.«
Ich muss grinsen. Irgendwie gefällt er mir doch. Vielleicht weil mich seine große Schnauze an mein damaliges Ich erinnert.
»Es gab später eine Großoffensive der Kroaten, wobei sie alle serbischen Gebiete in Kroatien und ganz West-Bosnien zurückeroberten. Zu dem Zeitpunkt war ich aber schon nicht mehr dabei.«
»Wieso? Hast du gewusst, dass euer Plan scheitern würde?«
»Es ist schon ziemlich gewagt, überhaupt von einem Plan zu sprechen. Nein, ich habe es nicht gewusst. Vielleicht habe ich es geahnt, aber eine Ahnung bringt keinen Krieger von seinem Weg ab. Nein, sie haben mich unehrenhaft entlassen, könnte man sagen.«
»Ganz ohne Abschiedszeremonie?«
Ich kann mir das Lachen nicht verkneifen, und in meiner Unachtsamkeit steuere ich mit Tempo dreißig durch ein tiefes Schlagloch. Das Lachen bleibt mir im Hals stecken. Ich huste bellend. Schnell habe ich mich und das Lenkrad wieder im Griff, antworte: »Das versteht man bei euch unter unehrenhaft entlassen. Nein, Junge, die wollten mich töten. Warte kurz …«
Ich bremse und steige aus dem Lieferwagen. Die Scheinwerfer lassen meinen Atem sichtbar werden. Erst greife ich in meine Hosentaschen, dann taste ich meine Jacke ab.
»Hey!«, schreie ich und kneife die Augen zusammen, als ich direkt in das grelle Licht schaue.
Lukas öffnet die Beifahrertür. »Was ist?«
»Ich brauch den Schlüssel. Der muss in der Ablage der Mittelkonsole liegen.«
Kurze Pause. »Ja!« Er steigt aus und wirft mir den Schlüssel zu. Mit beiden Händen fange ich ihn auf und öffne damit das Schloss. »Betreten strengstens Verboten! Gefahrenzone« steht auf dem am Maschendrahtzaun angebrachten Schild. Die Schwingtüren quietschen, lassen sich aber leicht aufschieben.
»Weiter geht's«, sage ich, als ich wieder in den Innenraum steige.
»Warum ist der dunkle Teich eigentlich so weit weg von der Produktionshalle?«
»Das wirst du schon noch mitkriegen«, sage ich und starte den Motor.
Aus dem Augenwinkel heraus, sehe ich, wie Lukas etwas aus der Tasche nestelt. Er zieht einen Streifen aus der Verpackung, entfernt das Alupapier und steckt ihn sich in den Mund.
»Muss das sein?«
»Was?«, fragt er laut schmatzend.
»Dass du dich jetzt zudröhnst. Das ist keine leichte Arbeit. Vorhin hatten wir noch den Gabelstapler, jetzt müssen wir die Fässer auf den Sackkarren hieven und durch den Wald ziehen.«
»Das kriege ich schon noch hin. Ich weiß, was ich vertrage. Nimm auch einen, wenn du willst.«
»Ich fresse das Zeug nicht.«
»Verarsch mich!«, plärrt er. »Du arbeitest in der Modern-Kautschuk-Produktion und konsumierst nicht?«
»Ich habe genug Scheiße gebaut, da müssen Drogen nicht auch noch sein.«
»Wir sprechen nicht von irgendwelchen Drogen. Das ist die Droge, Mann! Keine Nebenwirkungen, kein Runterkommen. Die wird alles verändern.«
»Eben das macht mir Angst. Wenn ich die Droge nicht mit herstellen würde, dann würde ich wahrscheinlich gegen sie kämpfen.«
»Probier doch wenigstens mal. Diese Anti-Alles-Atitüde hat noch keinen weitergebracht.«
»Aufdringlichkeit auch nicht.«
»Auch gut. Warum bist du eigentlich hier? Auf lang oder kurz killt dich dieser Job, das weißt du?«
»Klar. Vielleicht gerade deshalb. Warum du?«
»Ich mach bald mein eigenes Ding. Ich habe schon die Stanzautomaten gerüstet und bedient, hab im Labor das Sekret gefiltert, in die Formen gegossen und so weiter. Auf jeden Fall, weiß ich, wie alles funktioniert. Und das mit dem Ernten habe ich dann auch raus.«
Ich will ihm die Illusion nicht rauben, also erwidere ich nichts. Natürlich ist das Schwachsinn. Selbst wenn er über das nötige Know-how verfügt, fehlen ihn immer noch die nötigen Maschinen. Er müsste die Bugs mit dem Mörser bearbeiten. Damit würde er nur einen Bruchteil dessen erwirtschaften, was der Boss ihm zahlt.
»Dann pass gut auf. In jeden Fall musst du das nächste Mal allein ran«, sage ich und gehe leicht auf die Bremse, sodass ich genau über dem aus Balken geformten X zum Stehen komme.
Sofort reißt er die Tür auf und stöhnt erst mal auf. »Scheiße!« Hastig setzt er seinen Mundschutz auf, der mit einer Lasche um seinen Hals befestigt ist. »Was ist das denn? Kannst du mich nicht vorwarnen?«
»Du wolltest doch wissen, warum der dunkle Teich so weit entfernt liegt, jetzt weißt du es.«
»Das ist einfach widerlich.« Eine tiefe Falte trennt seine Augenbrauen. Er setzt zu einer Frage an, lässt es aber doch bleiben.
»Der Grund für den Standpunkt ist, dass diese Stelle am weitesten von irgendwelchen Wanderwegen oder dem Waldrand entfernt liegt. So schöpfen keine Wanderer Verdacht.«
»Wo ist dein Mundschutz?«
Ich winke ab. »Hey, man gewöhnt sich an alles.«
Zuerst löse ich die Sicherheitsgurte und zerre die Fässer nach vorn, wo Lukas sie über die Kante auf den Waldweg gleiten lässt und zur Seite rückt.
»Wieso wollten sie dich eigentlich töten, damals beim Militär?«, fragt er, als ich das fünfte Fass anliefere.
»Nun ja«, ich halte kurz inne und Flashbacks, von etlichen Alpträumen verzerrt, kommen in mir hoch. »Ich habe einen meiner Kameraden das Gesicht aufgeschlitzt.«
»Ach ja, warum?«
»Konzentrier dich besser auf die Arbeit. Wir kriegen bloß Probleme, wenn wir zu spät kommen.«
»Komm schon«, sagt er und greift nach dem Fass, »das jetzt nicht zu erzählen, grenzt an Folter, echt.«
Das nächste Fass stoße ich gleich über die Kante, sodass Lukas sich mit aller Kraft dagegenstämmen muss, damit es ihn nicht unter sich begräbt. »Was sollte das jetzt?«, keift er. »Ich hab doch nichts falsch gemacht.«
»Doch, du redest zu viel und stellst die falschen Fragen.«
»Aber …« Diesmal werfe ich ihm das Fass regelrecht zu. »Hey! Willst du mich umbringen?«
Die Sympathie, die sich kurzzeitig bei mir entwickelt hat, schmilzt dahin wie ein Eiswürfel in der Mikrowelle. Dieser Quälgeist will unbedingt alte Wunden aufreißen. Ich habe die Geschichte erst einem Menschen anvertraut, und dieser liegt auf dem Friedhof Berkersheim. Das Letzte stellte ich wieder besänftigt an der Kante ab.
»Wieso Deutschland?«
»Du lässt nicht locker, was? Wieso interessiert dich das überhaupt?«
»Wir schleppen hier Massengräber mit uns rum. Das ist 'ne echt frustrierende Arbeit, da kann man doch wenigstens etwas Konversation machen, um sich abzulenken.«
Lukas schiebt den Sackkarren vor sich her und ich trage die Kiste mit der Pumpanlage. So gehen wir den schmalen Waldweg entlang. Äste streichen mir über Jacke und Gesicht.
Wie so oft denke ich an meine damals schwangere Frau und an Katica, die jetzt neun oder vielleicht schon zehn sein muss, und an den Tag, der alles in eine Lüge verwandelte, die Lüge, ich hätte keine Wahl gehabt. Für die Jungs war ich ein izdajnik, ein Verräter und verdiente den Tod. Ich musste sofort verschwinden, wenn ich am Leben bleiben wollte. Das redete ich mir zumindest ein. Hätte ich versucht, meine Familie mitzunehmen, hätten sie uns alle umgebracht. Ja, so wäre es gekommen, habe ich mir damals Nacht für Nacht eingeredet. Heute bin ich mir nicht mehr so sicher. Der Zweifel, nicht alles in meiner Macht Stehende getan zu haben, ist schlimmer als tot zu sein, erschossen von den eigenen Leuten wie ein nutzloser Köter.
»Hab’s mir irgendwie größer vorgestellt.«
Die Worte katapultieren mich zurück in die stinkende und dreckige Realität. Vor uns liegt die Lichtung. Die beiden Teiche liegen da wie zwei offene Gräber. Die schwarze Bugmasse glänzt im Licht der Sterne. Die Nacht ist klar; es fällt kein Schnee.
Ich greife mir die Latexhandschuhe aus der Kiste, streife sie über und werfe das andere Paar Lukas zu. »Uns reicht das völlig. Die Teiche sind nicht groß, dafür aber sehr tief. Du wirst sehen, die reichen, um alle Fässer voll zu machen.«
»Wenn du das sagst.«
»Komm, pack mit an.« Ich öffne die Schnellverschlüsse und hebe den Deckel an. Das ist der Moment, in dem selbst ich mich zusammenreißen muss. Der Gestank ist so infernalisch, es kommt mir vor, als würden meine Haare gleich in Flammen aufgehen. »Hilf mir! Wir kippen es nur um und … gut!«
Das platschende Geräusch ist scheinbar zu viel für Lukas, der sich gekrümmt abwendet.
»Ich hab dich gewarnt. Nimm besser den Mundschutz ab, falls du kotzen musst.«
»Geht schon«, sagt er gequält. »Scheiße, ist das eklig.«
»Hast du gesehen? Die untere Schicht war voll von Bugs. Man lässt beim Abpumpen immer einen Rest übrig, der sich dann wieder vermehren kann. Die schleimigen Überreste ihrer Artgenossen sind die perfekte Nahrungsgrundlage und eine gute Brutstätte.«
»Diese Mistviecher, verfluchte Kannibalen«, schimpft er immer noch angeschlagen. »Ich wünschte, ich hätte gar nichts gesehen.«
Ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen. »Kopf hoch! Sind ja nur noch ein paar Ladungen.«
»Sehr witzig.«
Die Grube läuft bereits über. Es ist nur ein Gefühl, aber sie scheinen sich von Tag zu Tag schneller zu vermehren. Unter jedem meiner Schritte knacken die Schutzpanzer der Bugs. Eines der Biester schwirrt auf mich zu und streift meine Wange. Mit einem Handschlag wische ich es weg. Verdammte Kacke! Nun setze auch ich meinen Mundschutz auf. Mit dem Schlauch in der Hand stehe ich direkt vor der wogenden Masse.
Meine Stimme klingt durch den Vliesstoff gedämpft, als ich sage: »Du kannst jetzt die Pumpe anschalten, dann stoße ich den Rüssel rein.«
Da stehe ich, wartend auf das Klicken und anschließende Dröhnen des Kompressors. Nichts. Es bleibt still, gefährlich still.
Sein spöttisches Grinsen schwebt vor mir in der Dunkelheit, als er den Namen ausspricht. »Draŝko.«
Ich berühre die vier Zentimeter lange Narbe auf meiner Brust. Jedes einzelne Wort, das ich Draŝko damals entgegenbrüllte, als ich ihn aufschlitzte, stanzt sich in mein Gedächtnis. Wenn ich diese Narbe als Sühne tragen muss, verdienst du tausend Narben!
»Er hat dich geschickt?«, entgegne ich gewollt lässig und drehe mich zu ihm um.
»Nicht!«, schreit er noch. »Okay, gut, dann nimm wenigstens die Hände hinter den Kopf.«
Ich tue, was er sagt. Die Pistole wackelt in seinem Griff, was meine Chancen erhöht. Wenn ich daran denke, dass dies schon der dritte Lauf ist, in den ich schaue, muss ich fast lachen. Die beiden Männer, ein kroatischer Soldat und ein des Frankfurter Untergrunds entsprungener Gangster, hatten es damals nicht fertig gebracht, mich umzulegen. Was jedoch gegen mein Leben spricht, ist die Tatsache, dass er immer noch unter Drogen steht. Man hat mir beigebracht, Blick und Körpersprache meines Gegenübers zu analysieren, aber es ist zu finster, um etwas zu erkennen. Also versuche ich, die diplomatische Schiene zu fahren.
»Egal, was er dir für meinen Tod verspricht. Ich kann dir mehr bieten. Außerdem ist Draŝko kein Mann, der Wort hält.«
»Draŝko war der letzte Dreck. Davon brauchst du mich nicht zu überzeugen. Trotzdem war er wie ein Vater für mich.« Warum spricht er von ihm in der Vergangenheitsform? Er öffnet den Reißverschluss an der Vorderseite seines Schutzanzuges. Darunter kommt nackte Haut zum Vorschein und ein weißer Wurm, der sich über seine Brust bis runter zum Bauchnabel schlängelt. »Wir sind so etwas wie Brüder, Slo.«
»Hat er dir das angetan?«
»Ja, er hat mir dieses Kainsmal auferlegt. Vor seinem Tod – die Drogen haben ihn gefressen – musste ich ihm versprechen, dich aufzuspüren. Die Narbe soll mir stets zeigen, wie bedeutsam mein Auftrag ist. Auch wenn ich ihn ebenso hasse wie du, versprochen ist versprochen und Vergeltung bleibt Vergeltung.«
»Okay. Lass mich noch ...« Ein Räuspern. Mein Rachen fühlt sich rau an, als hätte sich dort Schorf gebildet. »... beten«, bringe ich heraus.
Ich glaube zu sehen, wie er leicht den Kopf schüttelt. »Ich falle doch nicht auf den Jesus-Trick rein.«
Ein glühender Dolch schießt durch meine Bauchdecke und reißt mich zurück. Einen Moment hänge ich in der Luft zwischen Zeit und Ewigkeit, höre noch den Nachhall des Schusses. Dann pralle ich auf die Oberfläche des Teichs. Sofort streckt dieser Organismus seine Fühler nach mir aus, beginnt mich zu umschließen. Ich spüre Schmerz und gleichzeitig Ekel, als ich merke, wie mir ein Bug ins Ohr kriecht. Aber ich zwinge mich zur Ruhe. Das Rattern der Pumpe sickert in mein Bewusstsein. Will er tatsächlich die Arbeit zu Ende bringen? Das ist doch durchgeknallt! Wie in Erwartung ihres drohenden Schicksals bewegen sich die Bugs und deren Larven schneller. Es vibriert regelrecht.
Das ist kein Gekrabbel, schießt es mir durch den Kopf. Ein fester Druck ist an meiner Wade zu spüren. Den Widerstand durchbrechend schnelle ich vor, greife nach der Druckstelle. Er rüttelt, zieht und schreit. Ich habe sein Handgelenk zu packen bekommen, als er den Absaugschlauch in die Käfermasse stecken wollte, und jetzt lasse ich ihn nicht mehr los.
»Ich wollte nicht, ehrlich!«
Ich ziehe und er klatscht neben mir auf, windet sich und zuckt. Wie an einer Boje ziehe ich mich an ihm hoch, stütze mich ab, drücke ihn nach unten, bis ich ein Knie auf seinen Rücken schieben kann, und hechte aus der Grube.
Mit beiden Händen auf die Eintrittswunde gepresst, schwanke ich los. Die Schreie und Flüche klingen weit entfernt wie die eines Ertrinkenden auf offenem Meer. Scheiß auf Modern Kautschuk, denke ich, ungestrecktes Adrenalin ist die wirkungsvollste Droge. Sie trägt mich auch bis zum ersten Baum am Rande der Lichtung. Zum Glück hat die Kugel meine Wirbelsäule verfehlt. Schwankend hangle ich mich von Stamm zu Stamm, zähle die Abstände, sporne mich weiter an, indem ich mir sage: Noch einen und noch einen. Komm schon! Einer geht noch …
Plötzlich ist da keine Rinde mehr und ich rechne schon damit, umzufallen, da bekomme ich den reifbenetzten Lack zu fassen. Ich stütze mich auf der Motorhaube ab, verschnaufe. Dann gehe ich zur Tür, reiße sie auf und lasse mich auf den Sitz fallen. Im Licht der Innenbeleuchtung sehe ich das hellrote Blut an meinen Händen und den dunklen Fleck in meinem Schoß. Die Ohnmacht winkt mich wie eine Hure zu sich. Komm mit auf mein Zimmer, Hübscher, ich zeige dir Sachen, von denen du schon lange träumst. Nein! Ich will nicht träumen. Ich rapple mich auf und greife nach dem Schlüssel im Zündschloss. Mist! Keiner da. Hastig taste ich sämtliche Taschen ab. Vergebens. Lukas muss sie an sich genommen haben. Mein letzter Gedanke gilt dem Wagen, der vermutlich bald losgeschickt wird, um zu sehen, was bei uns los ist. Ich versuche noch, das Portmonee aus meiner Gesäßtasche zu holen, in dem ein Passfoto meiner damals schwangeren Frau steckt, schaffe es jedoch nicht. Ich frage mich, ob sie überhaupt noch lebt, oder schon so tot ist wie Draŝko. Die Prostituierte schließt die Tür hinter uns.

Es ist Todestag wie jeden Tag. Es ist heiß, die Sonne fixiert mich wie ein zorniges Auge und doch fällt Schnee. Es dauert einen Moment, bis der Schmerz in meiner Brust anschwillt, Erinnerungen wach werden und mir klar wird, dass es Asche regnet. Ein herumfliegendes Karosserieteil muss mich erwischt haben. Ich schaue in die Runde und sehe Draŝkos hämisches Grinsen. Die Schmerzen bekommen eine Nebenrolle zugeteilt und machen dem Zorn Platz. Ich will aufspringen, aber mein Körper gehorcht nicht.
»Du Kindermörder!«, schreie ich. »Dafür wirst du ewig bezahlen, du gehst in die Hölle!«
»Nein, ich nicht«, sagt er gelassen und macht einen Schritt auf mich zu. »Bei dir mache ich mir da größere Sorgen. Wer hat denn den Sprengsatz installiert.«
»Du Hurensohn! Ich hänge dich an dem nächstbesten Baum auf!«
»Das glaube ich nicht.«
Ächzend und schreiend versuche ich mich aufzurichten, doch meine Leute rammen mich wieder zu Boden. Sie halten mich fest. Draŝko beugt sich zu mir hinab und flüstert: »Hast du geglaubt, es würden keine Kinder sterben? Natürlich sterben Kinder.« Das sagt er in einem merkwürdigen Singsang, bei dem mir übel wird. »Wir müssen das Problem bei der Wurzel packen. Da darf man keinen Unterschied zwischen jung und alt, zwischen Frau und Mann machen. Es sind Kroaten. Auch das kleine Mädchen war Kroatin. Es ist gut, dass sie tot ist.« Er streckt seine Hand nach mir aus, hält dann doch inne, als ich die Zähne fletsche und sagt: »Du hast das Richtige getan.«

 

Hallo Hacke,
Berkersheim, Mensch, ich dachte gleich, das spielt ja in Frankfurt.
Wenigstens hast du den Käferteich nicht bei mir in der Nähe angesiedelt, wär mir nicht recht gewesen. :)
Die Geschichte gefällt mir gut. Ist schön spannend geschrieben, vor allem aber gefällt mir einfach das setting.
Diese eklige Drogenkaugummifabrik mit den fiesen Käfern, die sich von ihren toten Artgenossen ernähren. Und dann das Verwobene mit der Vergangenheit Slos. Und überhaupt, dass er auf serbischer Seite im Krieg war. Also das gefiel mir alles schon sehr gut.

Einen generellen Kritikpunkt habe ich allerdings auch und einen, nein mehr eher handwerkliche, die man aber leicht ausbügeln könnte, wenn du das möchtest.
Ich fang mal mit dem generellen an:
In einer Geschichte eine Verbindung herzustellen zwischen einer äußeren Bedrohung hier durch Lucas und eigenem, innerem Geschehen, das ist ja keine neue Sache. Was ja auch nichts macht. Ich finde aber immer gut, wenn sich beide Schichten gegenseitig befruchten, also entweder anstecken, so dass das innere Geschehen überhaupt erst aufgedeckt wird für den Prot selbst durch die Bedrohung oder dass es auf eine neue Ebene kommt oder dass das innere Geschehen, die Dinge, die der Prot nie sagen will, dann so sind, dass sie in die äußere Bedrohung reingehen.Mann drück ich mich kompliziert aus, ich will einfach sagen, dass in deiner Geschichte innere und äußere Vorgänge unverbunden nebeneinanderstehen. In der Ohnmacht erinnert er sich dann. Ja. Aber wo ist die Verbindung zur eigentlichen Geschichte? Das ist mir zu beziehungslos.
Das ist das Generelle, es ist trotzdem spannend, aber wenn du das hättest verknüpfen können, hätte ich Wow gesagt.

Und jetzt kommen noch ein paar eher handwerkliche Sachen, die die Geschichte aus meiner Sicht durchaus noch weiterbringen könnten. Aber es sind keine Geschichtenaushebler wie dieses generelle Zeugs.
Mir fehlt zum Beispiel ein Motiv für den Angriff Lukas. Also überhaupt schon das Zücken der Waffe. Dass er den Kaugummi gefressen hat, das finde ich zu oberflächlich als Grund. Wenn du den lässt, dann müsstest du viel stärker seine Veränderung zeichen. Und dass er nicht will, dass Slo was vonlich seinen Plänen erzählt? Phhh, finde ich auch relativ oberflächlich, zumal Slo selbst schon sagt, dass das die Realitätsgerechtheit eines eingefrorenen Handkees hat.
So jedenfalls kommt es zu unlogisch, zu holperig, zu unverbunden mit der Reststory rüber. Ih finde immer, dass eine Geschichte so aussehen und wirken muss, dass man nie das Treiben des Autors merkt, sondern die muss sich wie aus sich selbt gebären. Und klar, das ist verteufelt schwer. Wer kriegt das schon hin. Aber ich finde einfach, du könntest es trotzdem glaubwürdiger hinkriegen. Entweder über den Drogenscheiß, dann die Veränderung aber auch viel stärker gewichten und zeigen. Oder darüber, dass jedes Gerede über Alternativpläne strikt verboten ist und mit dem Tod im Käferteich endet. Und das wird dem Kautsschukknatscher Lukas im Gespräch klar, dass er sich ans Messer geliefert hat. Du kannst auch beides verbinden.

Dann hast du eine Rienpassage über die Produktionsweise der Käferfabrik. Und das lässt du alles Lukas und Slo im Gespräch sagen. Man merkt, wenn man an die Stelle kommt gleich, Obacht, hier kommt der Autor. Der ergreift grad mal die Gelegenheit des Dialogs, um Infos auf den Leser zu packen. Aber es kling halt nie gut, wenn man das so deutlich merkt. Und übrigens brauchst du das überhaupt nicht. Kannste alles streichen. Überprüfe es mal. Aber die Sachen, die du für die Fahrt brauchst und für den See, die müssen verpackt qwerden in deinem Text, aber ohne, dass man das so doll merkt.

Dann überleg mal, ob du nicht von vorneherein eine Zukunftsvision darstellst, du sparst dir damit alle Einwände, dass in der Gegend von Frankfurt mit Sicherheit kein Stinkesee unentdeckt bliebe. Ich mein, die Käferdrogenscheiße gibts doch eh nicht. Also lass es einfach noch später spielen, so dass zeitlich noch alles geht. Und dann sind eben riesige Gebiete eingezäunt und schwer bewacht.

Dann - die Szene, als Slo sich aus dem See befreit und Lukas reinzieht. Also wär das ein Film, würde die Kamera mit Sicherheit auf den versinkenden Lukas gehen und auf seinen Kampf mit der brodelnden Käfermasse. Also solch eine Gelegenheit darfst du dir einfach nicht entgehen lassen.

Und zuguterletzt, sind noch Fehler und Vertippser drin. Auch vielleicht ein paar sprachliche Ruckler. Aber das finde ich alles relativ wurscht. Die Tippfehler sollen natürlich raus, haben mich nämlich schon manchmal aus dem Text geworfen.
Aber ich will damit sagen, dass du eh so gut und flüssig schreibst, man folgt deiner Erzählstimme einfach gerne, dass ich einfach finde, du solltest mehr an dem Verlauf und dem Plot rumarbeiten.
Und solche Sprachbilder wie Ohnmacht gleich Hure. Hmmm, naja, da sfand ich ein bisschen aufgesetzt, aber das ist vielleicht auch Geschmackssache. Jedenfalls finde ich, du solltest dich über andere Sachen hermachen.

Also, Hacke, trotz meinem Gemecker, ich hab das supergerne gelesen und bin inhaltlich voll mitgegangen. Auch bei der Überlegerei, was man noch hätte anders und besser machen können. Und das liegt einfach an deiner Geschichte,.

Viele Grüße von Novak

 

Hallo Novak,

danke dir für deinen Kommentar und allgemein für die konstruktive Kriktik. Schön dass sie dich zumindest packen konnte, auch wenn einiges noch nicht gestimmt hat. Und da muss ich dir in allen Punkten zustimmen. Ich habe mich jetzt nochmal rangewagt und das ganze etwas nach deinen Vorschlägen umgewandelt. Nun hat Lukas auch ein hinreichendes Motiv. Ich hoffe nur, dass es nicht zu gewollt rüberkommt das Ganze. Hab lange überlegt, wie man eine Verbindung zwischen Vergangenheit und dem eigentlichen Geschehen herstellen kann. Das gestalltet sich gar nicht so einfach. Aber es muss natürlich sein.
Diese ganze Militärgeschichte habe ich nur eingefügt, um meinen Prot ein bisschen näher an den Leser zu bringen - was ja zumindest geklappt hat -, aber wenn das nicht mit der Geschichte interagiert, ist es natürlich auch nicht von Bedeutung.
Ziel dieser Übung war vor allem, einen lebhaften Dialog zu schreiben. Es war echt schwer für mich, da nicht zu viel zu erzählen. Deshalb auch dieser schwachsinnige Dialog, in dem sie sich darüber austauschen, wie die Droge entstanden ist und welche Auswirkungen sie haben könnte. Als Autor hat man da eine konkrete Zukunftsvision, die man mitteilen möchte. Aber für die Gesichte, die vor allem spannend und kurzweilig sein soll, braucht der Leser ja nicht alle Details dieser neuen Welt kennen. Den Dialog hab ich einfach rausgeschmissen. Oft ist es besser, einfach an die Phantasie des Lesers zu appellieren.

Dann - die Szene, als Slo sich aus dem See befreit und Lukas reinzieht. Also wär das ein Film, würde die Kamera mit Sicherheit auf den versinkenden Lukas gehen und auf seinen Kampf mit der brodelnden Käfermasse. Also solch eine Gelegenheit darfst du dir einfach nicht entgehen lassen.
Ja, da hast du sicher recht, aber ich wollte halt wirklich in der Perspektive bleiben. Anfangs überlegte ich auch, ob ich nicht lieber aus zwei Perspektiven schreiben sollte. Sobald Lukas abgedrückt hat, hätte ich aus seiner Sicht geschrieben. Er fühlt sich sicher. Slo ist tot, und dann ... Überraschung! Aber ich habe mich eben doch dagegen entschieden. Slo könnte sich zwar noch einmal umdrehen und ihm beim Todeskampf beobachten, aber mir reichen die Flüche und Schreie als Beschreibung eigentlich aus. Und es ist ja eigentlich logisch, dass Slo so schnell wie mögleich versucht, da wegzukommen.

Also, Hacke, trotz meinem Gemecker, ich hab das supergerne gelesen und bin inhaltlich voll mitgegangen. Auch bei der Überlegerei, was man noch hätte anders und besser machen können. Und das liegt einfach an deiner Geschichte,.
Danke dafür.
Hoffentlich habe ich auch noch die meisten Vertipper aufspüren können. Bei fremden Storys bin ich da Spürhund No. 1, und bei den eigenen stehe ich meistens total auf dem Schlauch.

Beste Grüße von Hacke

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Hacke,

zunächst Textarbeit:

Wie hypnotisiert starre ich auf das transparente Tor, auf dem die schwarzen Punkte tanzen.

Ich kann dieses Bild nicht deuten. Welches Tor?

Wie Ich bin bereits überall gewesen, letzter Halt Dorgenhöhle.

Tippfehler.

Drinnen schleppt sich ein Arbeiter vorbei, trägt weder Gehör- noch Mundschutz.

Ich würde schreiben: weder Mund- noch Gehörschutz. Eine Silbe, dann zwei Silben.

Er führt eine Gabel den Spanngurt

Da fehlt ein Wort.

»Wo warst du?«, frage ich. »Lässt gerne andere für dich schufften, wie?«

schuften

Wenn ich damals meinen Vorgesetzten beim Militär gegenüber so frech war, habe ich dafür ordentlich Prügel bezogen. Auch wenn ich Lust verspüre, diesen Hampelmann in den Boden zu stampfen, gewähre ich ihm noch eine Chance.

2x "wenn", das aber nicht der Rhythmusverbesserung des Textes dient.

und die gegen die Deckel schwappende Flüssigkeit.

Unelegant.

»Habe ich nicht. Dass du darüber lachst, ist nur ein weiteres Indiz deiner Inkompetenz.«

Inkompetenz passt nicht.

Es entfährt mir ein Lacher

Mit "entfahren" muss man vorsichtig sein. Ist eigentlich für Fürze reserviert.

Mein Lachen geht in Husten über.

Unelegant.

»Warum ist der dunkle Teich eigentlich so weit weg von der Produktionshalle?«

"Dunkle" würde ich weglassen.

Er zeiht einen Streifen

Tippfehler

Es wird die Menschheit revolotionieren.

Tippfehler

»Auch gut. Warum bist du eigentlich hier? Du weiß doch, dass das auf lange Sicht den Tod bedeutet.«
»Klar.

Warum? Das habe ich nicht verstanden.

Er will zu einer Frage ansetzen
Ansetzen zeigt bereits, dass er will. Besser "Er setzt zu einer Frage an"

Der Grund für den Standpunkt ist, dass

Besser Standort.

»Vielleicht gefalle ich mir ja in der Rolle des Peinigers.«

Klingt ein bisschen abgehoben, verglichen mit dem sonstigen Niveau des Gesprächs.

Ich habe die Geschichte erst einen Menschen voll und ganz anvertraut

Unelegant.

Wir schleppen hier Massengräber mit uns rum.

Verstehe ich nicht. Die Fässer mit toten Insekten bezeichnet er als Massengräber?

da kann man doch wenigstens etwas Konversation machen, um sich abzulenken

Das passt nicht so ganz im Sinn. Etwas Konversation machen ist Small Talk. Lukas will von Slo aber alles andere als Small Talk.

Irgendwann wurden wir von unseren entgegengesetzen Ideologien getrennt.

Hier spricht der Autor.

»Die vermehren sich rasant.«

Klingt etwas merkwürdig in der freien Rede.

Du wirst sehen, wir bringen alle Fässer wieder mit Larven und Käfern voll.

Klingt schräg.

Ich registriere ein metallisches Klicken und …

Registriere klingt wieder etwas eigenartig. Woher kommt das Klicken? Ein ausgebildeter Soldat trägt eine Glock geladen und gespannt am Körper. Da die Glock über eine automatische Sicherung verfügt, wird nach dem Ziehen kein Hebel oder ähnliches umgelegt.

»Du hättest bei ›Wetten dass …?‹ mitmachen können.«

Hm, das würde ich nicht schreiben.

Ich berühre meine Brust, an der Stelle, an der eine vier Zentimeter lange Narbe sie ziert.

Sie ziert klingt nach seziert und passt vom Satzbau nicht gut.

würde ich nur in einen nebulösen Schleier blicken

Keine Ahnung, was damit gemeint ist.

Ja, er hat mir dieses Kainsmal auferlegt.

Wieso? Was hat Lukas verbrochen?

Die Detonation lässt die Erde erzittern. Ich habe das schon einmal erlebt. Ein glühender Dolch schießt durch meine Bauchdecke und reißt mich zurück. Einen Moment hänge ich in der Luft zwischen Zeit und Ewigkeit, dann platsche ich auf die Oberfläche des dunklen Teichs.

Diesen Teil verstehe ich nicht. Welche Detonation? Ist damit das Abfeuern der Waffe gemeint? Dann passt Detonation nicht.

Sofort streckt dieser Oranismus
Tippfehler.

Den Widerstand durchbrechend bresche ich vor,

Tippfehler

Mit beiden Händen auf die Eintrittswunde gepresste,

Tippfehler

Plötzlich ist da keine Rinde mehr und rechne schon damit,

Da fehlt ein Wort.

Ich raple mich auf und

Tippfehler.

Erinnerungen generiert werden

Das klingt zu mechanisch.

da sind schon ein halbes Dutzend Männer da,

Solche Wortdopplungen klingen nicht gut.

Was sind deine Ideale?

Das klingt nicht authentisch, wenn ich mir einen Söldner in dieser Situation vorstelle.
_____________________________________________________________

Ich empfehle Dir, Deine nächsten Texte durch eine RS-Prüfung zu schicken, da waren diesmal eine Menge Fehler drin. Außerdem solltest Du auch häufiger selbst Korrekturlesen. Den eigenen Text vor dem Einstellen zehn oder zwanzig Mal lesen, finde ich völlig normal.

Die sprachlichen Schwächen finde ich insgesamt nicht so gravierend, obwohl bei meinen Hinweisen eine ganze Menge zusammengekommen ist. Ich glaube, Du kannst diese Schwachstellen selbst leicht finden, wenn Du Dir den Text ein paar Mal laut vorliest.

Mir haben Idee und die dramaturgische Umsetzung der Story sehr gut gefallen. Diese Käferfabrik bildet eine ausgezeichnete Szenerie, und diese alte Kriegsgeschichte macht die Sache spannend.

Ich wünsche mir zukünftig nur mehr Sorgfalt am Text.

Beste Grüße
Achillus

 

»Tja, auch egal, am Ende gehören wir alle dem Teufel.«

Guter Start, aber wie die Vergangenheit (sei sie nun als Teufelei kenntlich oder nicht) einen einholt, so steckt der auch im Detail wie in den einleitenden Sätzen, denn „die Brut kriecht + schwirrt“ wohl eher, statt im Plural aufzutreten, wie auch weiter unten - hier
Es gab später eine Großoffensive der kroatischen Armee, wobei sie alle serbischen Gebiete in Kroatien und ganz West-Bosnien zurückeroberten.
die … Armee – sie eroberten? -
was aber mich nicht aufhalten konnte (Du siehst’s am Zitat), erst mal weiterzulesen, denn zunächst hat mich der Titel angezogen – sofort schlug Chaplins Modern Times ( als “Modern Caoutchouc“) bei mir ein und dann die (vielleicht sogar unfreiwillige) Ortsbezeichnung
letzter Halt Dorgenhöhle,
, die man eben auch als Ortsbezeichnung nehmen kann, nicht als Dreher ansehen muss,

lieber Hacke –

und da’s die erste Begegnung ist, erst ein herzliches Willkommen hierorts von mir, „’t is nie zu spät“, sacht man hier im Pott.

In gewisser Weise hat es mit Chaplins Meisterwerk zu tun, dass man als Rädchen im Getriebe nicht mehr sein eigener Herr sei und der Wille am Werks- oder Kasernentor abgegeben werde. Wo der äußere Druck jedoch für einen zu groß wird, müssen Drogen herhalten - so wars schon bei den Troglodyten und in der Odyssee - und heute wieder verstärkt. Was aber besonders auffällt: Die drei Sprecher sprechen alle gleich – wie der Icherzähler, man erkennts an den häugihen, weichen Endungen im auslaufenden -e: Ich geh da nicht einfach, sondern ich gehe. Aber der Icherzähler greift manches Mal zu hoch: wie hier schon zu Anfang

Wahrscheinlich hat er sich mit seinem elenden Schicksal bereits arrangiert.
Der Arbeiter hat sich eher und schlicht damit „abgefunden“, oder auch hier
»Setz den Mundschutz ab und pack mit an«, instruiere ich
wo's andere Verben (anweisen, selbst "befehlen") täten.

Ab und zu ist ein Komma nachzutragen, wie hier

… schleppt er den ganzen Tag nur diese stinkenden[,] mit zerquetschten Ölkäfern befüllten Fässer durch die Gegend, …
(bloße Aufzählung)
Hier draußen ist es zwar kühl[,] aber sauber.
»Doch[,] du redest zu viel und stellst die falschen Fragen.«
Ich versuche noch[,] das Portmonee aus meiner Gesäßtasche zu holen, in dem …
Es dauert einen Moment[,] bis der Schmerz in meiner Brust anschwillt, …
Hier scheint mir was zu fehlen (zwischen Gabel und Gurt) und das Komma entbehrlich zu sein (dessen Aufgabe übernimmts „und“)
Er führt eine Gabel den Spanngurt, und hebt das Fass an.

Gelegentlich bedroht ein Akkusativ den Dativ
Ich habe die Geschichte erst eine[m] Menschen voll und ganz anvertraut, …
Unter jede[m] meiner Schritte knacken die Schutzpanzer der Bugs.

Hier klingt’s, als würde sich von Ideologien getrennt Was nicht das schlechteste wäre)
Irgendwann wurden wir von unseren entgegengesetzen Ideologien getrennt.
Besser das „von unseren“ durch ein „durch unsere“ ersetzen

… und stöhnt erst[…]mal auf.
Erst mal immer auseinander, da ein verkürztes erst einmal …
Öfters ist es aber Flüchtigkeit, und die beginnt hier

… für dich schufften, …
schuften (selbst wenn es aus dem thüring. ins Hochdeutsche gekommen ist, stammt es nicht vom Schuft ab und umgekehrt)

Die Fässer schau[…]keln …
Er lacht laut auf und trommelt auf das A[r]maturenbrett.
Er st[…]eigt aus und …
Er z[ie]ht einen Streifen …
»Wir sprechen nicht von irgendwelchen D[ro]gen.
Und kurz darauf
revoltionieren
So schöpfen keine Wanderer [V]erdacht.«

Kam[…]eraden
…, sodass Lukas sich mit aller Kraft dagegenst[e]mmen muss,
Dieser Quälgeist will unbedingt alte Wunden aufrei[ß]en.
und auch noch
zusammenrei[ß]en // Rei[ß]verschluss
Jugen[d]freund
Frankfurt[…]s
Or[g]anismus
Den Widerstand durchbrechend bre[…]che ich vor, …
rap[p]le

Und ein schönes Schlusswort zur Redensart, wes(sen) Brot ich ess, des(sen) Lied ich sing (ob in Betrieb oder Armee)
»Eben das macht mir Angst. Wenn ich die Droge nicht mit herstellen würde, dann würde ich wahrscheinlich gegen sie kämpfen.«

Gern gelesen vom

Friedel

 

Grüßt euch Friedrichard und Achillus,

da habe ich euch ja einiges an Textarbeit aufgebrummt. Nun, danke für euren Fleiß. Ist natürlich etwas ärgerlich, weil ich mir sicher bin, ein Großteil dessen, hätte schon durch eine simple RS-Prüfung vermeiden können. Da hat sich gezeigt, auf mein Word ist einfach kein Verlass. Habe ihn mal in OpenOffice gepackt und schon sind mir noch weitere Fehler auf den Schirm gekommen, obwohl ihr schon das meiste erfasst habt, hoffe ich zumindest. Ausgebessert habe ich alle eure orthographischen Verbesserungsvorschläge, und auch inhaltlich habe ich noch etwas geändert. Hauptsächlich wollte ich durch diesen Text prüfen, ob ich einen Dialog in der Länge, glaubhaft rüberbringen kann. Aber manchmal klingt das zu holprig. Da hilft lautes Vorlesen ungemein.

Nun Achillus, ich gelobe Besserung für den nächsten Text.

Ich kann dieses Bild nicht deuten. Welches Tor?
Damit ist das Tor zur Produktionshalle gemeint. Hab einige Zeit in der Industrie gearbeitet. Jedenfalls sind solche Aus- und Eingänge oft nur dünne aufgespannte Folien, die auf Knopfdruck oder beim Ziehen eines Seils nach oben huschen. Aber ich will nicht so genau darauf eingehen. Das stört den Erzählfluss dann irgendwie. Vielleicht fällt mir was anderes ein.

Hier spricht der Autor.
Erwischt! :D

Wieso? Was hat Lukas verbrochen?
Die Frage ist doch eher: Was wird er verbrechen? Das passt vielleicht nicht im eigentlichen Wortsinn, aber dadurch, dass Lukas noch erwähnt, sie seien nun wie Brüder, führt den Begriff dann doch sehr nah an seinen biblischen Ursprung.

Woher kommt das Klicken? Ein ausgebildeter Soldat trägt eine Glock geladen und gespannt am Körper. Da die Glock über eine automatische Sicherung verfügt, wird nach dem Ziehen kein Hebel oder ähnliches umgelegt.
Da kann ich dir natürlich nichts vormachen. Ich hab die Stelle geändert. Das nächste Mal muss ich besser zu einer Waffe recherchieren. Und das mit der Detonation ... ich wollte halt wirklich erzählen, wie sich das für meinen Prot in dem Moment anfühlt, wenn die Stille auf einmal zerrissen wird. Aber wahrscheinlich ist Detonation übertrieben. Habe das geändert.

Ich würde schreiben: weder Mund- noch Gehörschutz. Eine Silbe, dann zwei Silben.
Über so etwas habe ich mir noch nie Gedanken gemacht, aber das leuchtet natürlich ein. Danke für den Hinweis.

Vielen Dank für deine Hilfe.

Danke für den Willkommensgruß Friedrichard. Schön dass wir uns mal begegnen.

Die drei Sprecher sprechen alle gleich – wie der Icherzähler, man erkennts an den häugihen, weichen Endungen im auslaufenden -e: Ich geh da nicht einfach, sondern ich gehe.
Natürlich wollte ich jeden Charakter individuell zeichnen und das sollte man auch an der Sprache merken, aber das hat wohl nicht so geklappt, da klingt immer noch zu sehr der Autor durch. Da muss ich mal genauer darauf achten. Gut, dass du es erwähnst.

Ja, danke insgesamt für die ausführliche Textarbeit. Ich finde es immer besonders interessant, zu welchen anderen Werken du Parallelen ziehst.
Und über dieses Fazit:

Gern gelesen vom

Friedel

Freue ich mich natürlich am meisten.

Ich bin froh, dass zumindest der Plot jetzt ganz gut ankommt und das Setting nach wie vor. In allen anderen Punkten versuche ich die nächste Story auf jeden Fall besser zu gestalten.

Bis dann

Hacke

 

Hallo Hacke,

die Idee mit den Ölkäfern hat mir sehr gefallen. Wanzen oder Schaben eigneten sich auch. Der Begriff „Bug“, den Du dann später verwendest, hat mich zuerst etwas in die Irre geführt, da er auch für Bakterien oder allgemein für Krankheitserreger verwendet wird. Aber egal. Aus Insekten Proteine für die Ernährung oder Medikamente (oder Drogen wie hier) herzustellen, ist ja gerade besonders aktuell. Manche Ölkäfer produzieren Kantharidin, was zur Steigerung der sexuellen Lust verwendet werden kann. Da sind sicher noch Räume für Rahmenhandlungen vielfältiger Geschichten. Hier jedoch verwendest Du diese Ölkäfer für einen ekeligen Rahmen. Gestank und Kannibalismus. Für mich könnte dies eine Assoziation sein für das, was die Protaginsten vorher - nämlich im Krieg – taten.
Was bei mir nicht ganz rüberkommt, ist, wie es der schwerverletzte Slo schafft, aus dem Käfermoder zu entkommen und den gesunden Lukas reinzuziehen. Diese Szene könntest Du anpassen. Der Rest ist einleuchtend.

Insgesamt fand ich die Geschichte spannend und mitreißend erzählt. Der Text liest sich flüssig. Von den Bildern her fühlt man sich wie im Film. Nur ein Flüchtigkeitsfehler habe ich noch gefunden. Ich habe allerdings nicht mehr so darauf geachtet, weil das vorher schon ausführlich getan wurde. Ich habe diese Geschichte sehr gerne gelesen.

Es ist schon ziemlich gewagt[Komma] überhaupt von einem Plan zu sprechen

Viele Grüße
Fugu

 

Hallo Hacke

letzter Halt Dorgenhöhle.

Sorry, der ist immer noch drin :)

Ich muss sagen, ich hatte ein paar Schwierigkeiten, in den Text zu kommen. Am Anfang hatte ich die Umgebung und die Figuren nicht vor Augen. Da ist ein Slo, ein Torsten, ein Herbert, den alle verspotten ... zumindest die letzten beiden spielen dann keine Rolle mehr in der Geschichte, von daher könnte man sie meiner Meinung nach auch streichen. Ich denke, der Text würde gut mit zwei Personen auskommen, ich finde es generell schwierig, in Kurzgeschichten Figuren einzuführen / vorzustellen, die dann gleich wieder aus der Geschichte verschwinden. Das verwirrt eher.

dass die Schläuche auch genug Bugs in die Matrizen pumpen, wo sie dann von Hartmetallstempeln zerstanzt werden.

"Bugs" finde ich hier unpassend. Da denke ich an die großen Viecher aus Starship Troopers oder so. Ich würde Käfer nehmen. Klingt auch ekliger als Bugs.

Ja mit dem Setting hatte ich anfangs echt Schwierigkeiten. Es löst sich erst so nach und nach auf, um was es hier geht. Vielleicht war ich auch etwas ungeduldig beim Lesen heute, aber ich hab mir zu Beginn noch zu viele Gedanken gemacht, wo sind die, was machen die, da bin ich nicht so richtig in den Text gekommen. Zumindest für ungeduldige Leser könntest du den Einstieg einfacher machen :).

Er führt eine Gabel unter den Spanngurt, und hebt das Fass an.

Kein Komma hier.

Den Dialog zwischen Slo und Lukas im Anschluss fand ich ganz gut. Du streust einige interessante Informationen ein, ohne dass es - zumindest anfangs - zu aufgesetzt wirkt. Auch fand ich die kurzen Antworten, die Andeutungen von Slo bzgl. seiner Vergangenheit interessant. Am Anfang wirkt das noch so nebenbei dahergeredet, aber im Verlauf der Geschichte bekommt ja gerade dieser Aspekt ein ganz besonderes Gewicht.

In einer Antwort hast du geschrieben, du hättest dir Gedanken über die Perspektiven und die Aufteilung der Geschichte gemacht. Das finde ich extrem wichtige Punkte an einer Kurzgeschichte, deshalb möchte ich da auch kurz was dazu sagen: Ich glaube, es wäre hier die bessere Alternative gewesen, die Geschichte zeitversetzt zu erzählen, einmal den Teil in der Vergangenheit für sich, dann die Gegenwart. Du hast in meinen Augen jetzt zwei Probleme im Text, die du bei der anderen Aufteilung nicht hättest:

Erstens, das Gespräch wirkt, je mehr es fortschreitet, umso erzwungener. Das hat Novak schon angemerkt, und da muss ich ihr Recht geben. Schau mal hier zum Beispiel:

Ich plaudere nicht gern, aber gut.

Eben. Er plaudert nicht gern und erzählt doch alles, doch das tut er für den Leser. Das merkt man hier. Am Anfang ist das noch besser gelöst, da ist er kurz angebunden, das fand ich eben auch gute Stellen, mit dem "Ich habe jemandem das Gesicht weggeschnitten" und so - da wird nur angedeutet, so stelle ich mir den Slo auch vor, wortkarg, in sich gekehrt, griesgrämig. Aber dann wird er plötzlich zu einer Plaudertasche, weil es der Text erfordert. Lukas kennt die Geschichte ja auch schon, also für wen wird sie erzählt?

Zweitens, du hast sehr schnelle Wechsel zwischen den Ebenen, da es ja keine konsequente Trennung gibt. Also die Geschichte von Slo, das Elend mit seiner schwangeren Frau, das kommt alles sehr kurz. Dann bist du sofort wieder in der "Gegenwart", erzählst von dem Teich, von den Fässern, dem Gestank - das geht schon sehr schnell, und meist bleibst du nur für wenige Sätze in einer Ebene. Würdest du das konsequent trennen, hättest du für beide Teile mehr Platz.

Grundsätzlich würde ich bei Texten, die zwei Geschichten beinhalten, immer darüber nachdenken, die auch voneinander zu trennen. Beide in einem Rutsch zu erzählen - eben, dann bekommt man die Probleme, die ich auch hier in diesem Text sehe.

Was mir gut gefällt ist die Szenerie mit den dunklen Teichen und den Käfern. Das ist ein schönes Setting für eine Horror-Geschichte, und man ahnt als Leser natürlich schon, dass einer der beiden am Ende in diesem Teich landen wird.

Du hast noch geschrieben, du hättest ein großes Augenmerk auf den Dialog gerichtet. Wie gesagt, vor allem zu Beginn ist der auch gut gelungen, später wirkt er dann etwas gezwungen. Worauf du noch achten könntest - es ist überwiegend ok, aber an der einen oder anderen Stelle ist es mir aufgefallen - ist die Sprache. Schau mal hier zum Beispiel:

»Hab’s mir irgendwie größer vorgestellt, auch des Gestanks wegen.«

Des Gestanks wegen ... so redet doch niemand, der in der Schule überall nur Fünfen gehabt hat.

Der Schluss hat mir dann gut gefallen. Zwar finde ich den Vergleich Ohnmacht und Prostituierte auch etwas unpassend, aber na gut. Am Ende erfährt man dann, welche Schuld Slo auf sich geladen hat, und auch wenn es natürlich ein häufig verwendetes Motiv ist - die Buße, die ein Sünder auf sich nehmen muss - finde ich es ein stimmiges Ende. Aber es zeigt, dass da doch noch Potential in der Geschichte gewesen wäre, wenn du dir für die Schilderung in der Vergangenheit, die Kriegsverbrechen, mehr Zeit genommen hättest als die paar eingestreuten Sätze im Dialog.

Als Gesamtfazit hab ich die Geschichte gern gelesen, obwohl ich wie gesagt schwer reingekommen bin. Man merkt, du hast dir Gedanken gemacht und auch schon einiges dran gearbeitet, wie ich den anderen Kommentaren entnehmen konnte. Hat mich insgesamt gefreut, mal wieder was von dir gelesen zu haben, Hacke.

Viele Grüße,
Schwups

 

Hallo Hacke,

der Anfang ist gut, das Setting mit den Bugs und so, dass ist echt geil. Könnte fast aus Black Mirror sein, dieser Mini-Serie, futuristisch, aber nicht zu weit weg. Ich würde sie auch echt Bugs nennen, oder aber etwa einen Neologismus erfinden, wie Bax oder sonstwas, man kommt als Leser ja drauf, was gemeint ist. Du hättest gerne noch länger in diesem Setting bleiben können, denn dann geht es sehr rasch zur Sache.

Mich stört nicht der Konflikt, diese Rachestory, sondern eher der Weg dahin. Die reden ja alle reinstes Schriftdeutsch! Also die Dialoge, nein, die klingen absolut geschrieben, und das macht die Stimmung kaputt, so wirkt das alles wie eine höfliche, brave Konversation. Ich finde, wenn du dir die Dialog mal laut vorliest, dann merkt man es sehr deutlich. Jemand, der im Krieg war, battleproof, der redet nicht so, glaube ich, der hat Wissen, welches andere nicht haben, das macht seine Sprache härter, spezieller auch. Und der Prot erklärt dann auch alles so schön, so ausführlich - ich finde, gar nicht nötig. Der Leser erschließt sich den Rest selbst, denke ich.

Das Ende, da bin ich auch unentschlossen. Für mich kam es zu rasch. Schwups hat das ja schon angedeutet, wenn du dir in der Geschichte mehr Zeit gelassen hättest, dann würde ich das Ende, so wie es ist, glaube ich eher akzeptieren.

Gruss, Jimmy

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Fugusan, Schwups und Jimmy,

schön dass ihr alle zu dieser Geschichte gefunden habt. War echt toll, eure Meinungen dazu zu hören.
Zuerst zu dir, Fugu:

Was bei mir nicht ganz rüberkommt, ist, wie es der schwerverletzte Slo schafft, aus dem Käfermoder zu entkommen und den gesunden Lukas reinzuziehen. Diese Szene könntest Du anpassen. Der Rest ist einleuchtend.
Ich kann das Dilemma echt nachvollziehen. Da ich das Motiv von Lukas völlig geändert habe, damit es mit der Vorgeschichte von Slo verknüpft ist, macht diese Szene nicht mehr 100%ig schlüssig. Warum er dann noch abpumpen will. Ich hoffe man kann das so durchgehen lassen ... :D Lassen wir doch wenigstens einmal "der ist halt zugedröhnt" gelten. Natürlich geht in dieser Szene alles sehr rasant, aber ich will da auch nichts an Speed herausnehmen irgendwie.

Insgesamt fand ich die Geschichte spannend und mitreißend erzählt. Der Text liest sich flüssig. Von den Bildern her fühlt man sich wie im Film. Nur ein Flüchtigkeitsfehler habe ich noch gefunden. Ich habe allerdings nicht mehr so darauf geachtet, weil das vorher schon ausführlich getan wurde. Ich habe diese Geschichte sehr gerne gelesen.
Das ist natürlich ein krasses Lob. Ich danke dir für die aufbauenden Worte:thumbsup:

Jetzt zu dir, Schwups:

Sorry, der ist immer noch drin
Müsste wohl eher ich sorry sagen.

Da ist ein Slo, ein Torsten, ein Herbert, den alle verspotten ...
Dieses Problem kann ich auch verstehen. Es gestalltet sich nicht so leicht, den Leser in eine veränderte Welt einzuführen, ohne ihn erstmal etwas verwirrt dastehen zu lassen. Also entweder diese paar Details wecken Neugier. Was ist da los? Wo sind die da? Den ungeduldigen Leser schreckt das natürlich ab. Wenn eine Geschichte jetzt mit einer Szene auf irgendeinem Marktplatz oder am Strand der Nordsee beginnt, dann hat jeder gleich ein Bild vor Augen und sofort kann die Handlung beginnen. Da ist es einfacher. Ich wollte halt auch gleich Handlung rein bringen. Das war auch mein Problem, als ich damals die Herr-der-Ringe-Triologie las. Gott bewahre, ich will die hier nicht schlecht reden. So ein Werk lässt sich natürlich auch schwer mit ner Kurzgeschichte vergleichen, aber die ersten paar hundert Seiten fand ich teilweise etwas stressig, weil da so viel über Mittelerde und die verschiedenen Völker und so geschrieben wurde. Da dachte ich mir manchmal, okay, wann geht's jetzt richtig los. Also diese Sache wollte ich eben vermeiden. Der Torsten ist auch raus.

Er plaudert nicht gern und erzählt doch alles, doch das tut er für den Leser. Das merkt man hier. Am Anfang ist das noch besser gelöst, da ist er kurz angebunden, das fand ich eben auch gute Stellen,
Da hast du natürlich recht. Ich habe diese Sache angepasst. Auch den ganzen Dialog habe ich nochmal überarbeitet. Es geht Stück für Stück, aber er klingt immer besser, finde ich.

Aber es zeigt, dass da doch noch Potential in der Geschichte gewesen wäre, wenn du dir für die Schilderung in der Vergangenheit, die Kriegsverbrechen, mehr Zeit genommen hättest als die paar eingestreuten Sätze im Dialog.
Auf jeden Fall. Bei der nächsten Geschichte muss ich mir da im Vorfeld mehr Gedanken machen. Das wäre vllt geschickter gewesen. Also in der Rohfassung hatte ich das alles noch nicht drin mit der Vergangenheit Slos. Doch mir waren die Charaktere zu flach irgendwie, also dachte ich mir, ich arbeite da so ein Trauma ein, das Slo mit sich herumträgt. Aber es blieb halt nicht bei einer Andeutung, sondern wurde plötzlich zu einer zweiten Geschichte in der Geschichte, könnte man sagen.

Als Gesamtfazit hab ich die Geschichte gern gelesen, obwohl ich wie gesagt schwer reingekommen bin. Man merkt, du hast dir Gedanken gemacht und auch schon einiges dran gearbeitet, wie ich den anderen Kommentaren entnehmen konnte. Hat mich insgesamt gefreut, mal wieder was von dir gelesen zu haben, Hacke.
Über dieses Gesamtfazit freue ich mich sehr. Aber es fehlt halt immer noch hier und da. Danke für deine Anmerkungen. Die behalte ich fürs nächste Mal auf jeden Fall im Hinterkopf.

Last but noch least, Jimmy:

Ich würde sie auch echt Bugs nennen, oder aber etwa einen Neologismus erfinden, wie Bax oder sonstwas,
Ich werde auch dabei bleiben. Konnte mir halt sehr gut vorstellen, dass die Arbeiter ihren eigenen Namen für diese Dinger haben. Bax klingt natürlich auch nicht schlecht, ist auch etwas innovativer.

Die reden ja alle reinstes Schriftdeutsch! Also die Dialoge, nein, die klingen absolut geschrieben, und das macht die Stimmung kaputt, so wirkt das alles wie eine höfliche, brave Konversation.
Ich hoffe, ich habe das jetzt etwas ausgemerzt. Cool wäre es natürlich gewesen, wenn schon durch den Dialog eine unterschwellige Angst oder Vorahnung beim Leser geweckt wird. Da stimmt was nicht. Warum interessiert ihn das alles? Das hätte ich gern rübergebracht.

Schwups hat das ja schon angedeutet, wenn du dir in der Geschichte mehr Zeit gelassen hättest, dann würde ich das Ende, so wie es ist, glaube ich eher akzeptieren.
Ja, ich hätte mir echt überlegen sollen, ob ich das nicht doch in zwei Erzählstänge aufsplitte.

Danke jedenfalls für eure Einschätzungen. Jetzt kann ich mir mal deine Hengste reinziehen, Jimmy.

Viele Grüße an euch.

Hacke

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom