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"Grinser" oder: "von der Selbstauffassung"

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14.03.2014
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"Grinser" oder: "von der Selbstauffassung"

Grinser“ oder „Von der Selbstauffassung“

Wenn ich mich umsehe, sehe ich nichts. Nichts als graue Lichter, harte Gesichter.
„Wieso das wohl so sein mag“, frage ich mich selbst, doch eher so wie sich die Spitzmaus fragen mag, wenn sie von der Natter fixiert wird. Denn tief in mir kenne ich die Antwort, ob ich es mir eingestehen will oder nicht

Gleich einem Splitter trage ich diese Erkenntnis in mir – wenn man eine Zeit lang nicht daran denkt, kann man es für die Weile vergessen, doch sobald man wieder daran erinnert wird, ist der Schmerz wieder so gewaltig, so präsent, real wie in dem Moment, in dem man sich den Splitter gefangen hat.

Viele Freunde hatte ich ja noch nie, und gepaart mit meiner übermäßigen Sentimentalität und meinem pathetischen Hang zur Melancholie kann ich nicht einmal behaupten, dass ich allzu überrascht von meiner Situation bin -
trotzdem trifft es mich immer wieder unerwartet hart, wenn ich mich daran stoße.

In der unterrichtsfreien Zeit sitze ich mit all den anderen im „Aufenthaltsraum“, doch macht mich das nicht gleich zu einem von ihnen – eher im Gegenteil:
Während sich meine Kameraden vergnügen, ihren Aufenthalt mit Späßen auf eigene und andermanns Kosten füllen und sich weitestgehend so verhalten, wie es für Personen meines Alters als „angemessen, typisch“ gilt, fühle ich mich gefangen. Als zwänge mir dieser einfache Raum einzig durch die Kraft seines Namens den Aufenthalt in ebendiesem auf – als herrsche ein ungeschriebenes Gesetz, eine weitere dieser Regeln mit unbekannter Herkunft und ungewissem Zwecke, die es in meinem Leben in unnützer Fülle gibt.

Mein Körper mag dem Bann dieses Raumes unterliegen, der Kraft seines Namens nachgeben – mein Geist hingegen ist von einem ganz anderen Kaliber. Manchmal denke ich, dass jeder Mensch ein festgelegtes Potenzial an Energie besitzt, welches er nach eigenem Ermessen zwischen Körper und Seele aufteilen kann – deshalb sind die „coolen“ auch generell eher stumpfsinnig und deshalb spüre ich die Welt, die mein Geist schafft und beherrscht auch zu neuer Blüte aufbrechen, während ich vom Hass meiner Freunde mehr und mehr dazu gezwungen werde, dem echten Leben zu entfliehen.

Nachdem alle an mich gerichteten, erzwungenen und folglich fruchtlosen Smalltalkversuche abgehandelt wurden, wenden sich meine Kameraden wieder ihren Kreisen zu – jenen Gesprächsrunden, die sich unwillkürlich überall zu bilden haben scheinen, wo Personen meines Alters aufeinandertreffen und schon allein durch ihre Natur zwischen Zugehörigen und Außenseitern unterscheiden – und ich, auf dem Sofa sitzend, entrücke mehr und mehr in meine eigene Welt.

'Du fühlst dich also immer noch gehasst?', höre ich eine Stimme hinter mir teils belustigt, teils entnervt, schnurren.
Ich wende meinen Kopf und finde Grinser, wie er mit seinem üblichen breiten, perlweißen Lächeln entspannt in seiner ganzen – gesundheitlich fragwürdigen – Fülle auf der Sofalehne hinter mir liegt, die Pfoten lässig überschlagen auf meiner Schulter ruhend, und die Schwanzspitze wie gewohnt ungeduldig durch die Luft zuckend.
'Denkst immer noch, du bist ein Aussätziger?'

Grinser begleitet mich schon eine ganze Weile, seit ich letzten Winter Urlaub an einem Ort gemacht habe, an dem der Mond des Nachts zu einer bestimmten Zeit in seinem Zyklus wie ein breites, perlweißes Lächeln auf einen hinabsieht. Ich habe schon damals angefangen, mich gehasst zu fühlen. Und das war der Grund, weshalb ich mich so sehr in dieses Lächeln verliebt habe. Des Tags habe ich mich danach verzehrt, des Nachts habe ich einfach nur gesessen und dessen Schein auf meiner Haut genossen. Ich fühlte mich, als ob ich ohne dieses Bild nicht weiter existieren könnte. An die schiefe, vergilbte, bananenhaft-verzerrte Version dieses Lächelns, die der Mond bei mir zu Hause aufsetzt, wollte ich gar nicht zurückdenken.
Also entschloss ich mich in der letzten Nacht meines Aufenthaltes, unter Palmen am Strand, nur das Meeresrauschen und die unzähligen Sterne als Zeugen, meinen Geist auszusenden und den Mond zu bitten, mein Begleiter zu werden.
Und kurz darauf wurde das Lächeln am Himmel breiter, es öffneten sich strahlend grüne Augen, und genau wie in „Alice im Wunderland“ stieg Grinser zu mir hinab und schloss sich mir an.

'Denkst immer noch, du bist ein Aussätziger?'. Immer noch fällt es mir schwer zu unterscheiden, ob er sein Grinsen aus Amusement oder lediglich aus Gewohnheit aufgesetzt hat. 'Sieh' dich doch um', sage ich, 'Sieh' doch selbst, wie sie mich behandeln'. 'Du armes Ding, sie versuchen mit dir zu reden - also wenn das nicht von Hass zeugt! Harsch, du bist wohl auch eher einer von den Schwerfälligen...'. Aus der Spitze klingt deutlich der Sarkasmus hervor, angeschlagen fühle ich mich jedoch trotzdem. 'Schon wieder! Die Lösung für deine Probleme liegt doch so nahe, aber wenn du nicht bereit sein willst, kann ich dir leider auch nicht helfen...Frag' mich!'.
Dieses Spiel spielten wir allzu oft, es hatte sich förmlich als standardisiertes Vorgehen in meinen Tageslauf eingebrannt. Ich richte den Blick auf meine Füße und frage in einem lustlosen Seufzer, 'Wieso werde ich gehasst?' - Mehr um Grinser zufriedenzustellen als aus echtem Interesse, denn die Antwort kenne ich ja schon längst. Wie immer antwortet Grinser, 'Du bist noch nicht soweit', und mit einem letzten ungeduldigen Zucken seiner Schwanzspitze verschwindet er.

Zurück in meinem Körper, der Schimmer von Grinsers Besuch liegt noch in der Luft. Als die Pausenglocke schlägt, entlässt uns der Raum aus seinem Bann. Horden von Menschen pilgern durch die Gänge, mitten drin und trotzdem nicht dabei: Ich.
Die letzten Stunden des Tages, deutsche Literatur. Wir befassen und mit Kafkas „Process“. Viele behaupten, das Werk zeige nahezu perfekt auf, wie die normisierte Gesellschaft und das moderne Leben sich auf den Menschen auswirken und wie sich dies in Form von Selbstentfremdung und Automatisierung äußert.
Damit bin ich jedoch nicht einverstanden. Mir fehlt die seelische Komponente, es mangelt an Innsicht. Kafka macht zwar äußerst deutlichm wie ein Opfer der Gesellschaft nach außen hin wirkt und funktioniert, aber er verliert kein Wort darüber, wie es im Geiste eines solchen Opfers aussieht, wie dessen Geisteswelt sprießt und in neue Richtungen schießt.
Das, und nicht etwa K.s vorgespieltes Schuldbewusstsein, ist es nämlich auch, was ihn am Ende willens ans Schafott treten lässt, meine ich. Hoffnung auf Loslösung der Seele, das Ende des Körpers, ein Fortwähren in der vom eigenen Geiste geschaffenen Welt.

Auf dem Heimweg zwinge ich mich, in das Gespräch, das eine Kameradin mit mir führen will, zumindest so viel Herzblut zu stecken, dass es nicht wegen mir abstirbt.

Den Rest des Abends verbringe ich wie gewohnt: Eine Tasse Tee, mein Lesesessel, mein Buch.
Seit ich mit Grinser unterwegs bin, bin ich in der Lage, mit ihm gemeinsam vollends in eine Geschichte abzutauchen: Ich öffne das Buch, Grinser erhebt sich von meinem Schoß, wirft mir einen durchdringenden Blick zu, 'Bereit?', und gleich einem Klippenspringer stürzen wir uns in den Abgrund der Seiten, holen tief Luft und tauchen in die Geschichte ein, so lange wie wir es nur aushalten. Gerade bin ich Kafka Tamura aus Haruki Murakamis „Kafka am Strand“, und fahre im Nachtbus nach Shikoku.

Kurz vor dem Einschlafen fordert Grinser aus seinem Nestchen heraus, 'Frag' mich!'. Schon im Halbschlaf wälze ich mich zu ihm um und nuschele in mein Kopfkissen, 'Wieso werde ich gehasst...', einzig mit dem Wunsch nach Ruhe im Sinn. 'Du bist noch nicht soweit', höre ich ihn sagen und stelle mir vor, wie die Worte aus dem breit lächelnden Mund kommen, die Schwanzspitze mich jedoch zuckend verurteilt.

Die nächsten Tage ist Wochenende, eine inzwischen für mich sehr routinierte Zeit: Den Tag über wird gelesen, oder vielmehr erlebt, und nachts wird geschlafen. Da Grinser ein sehr genügsamer Kater ist, vor allem jedoch nur in meiner Einbildung existiert, muss ich mich mit Nebensächlichkeiten wie Katzenklos und -futter nicht abgeben, und somit unterbreche ich das Lesen nur für Mahlzeiten, und um gelegentlich einen Blick auf mein Smartphone zu werfen, wenn es plingt und mich jemand anfragt, ob ich nicht Lust habe, bei diesem oder jenem mitzumachen; aber da ich um mein Ansehen weiß, und folglich nur ein Klotz am Bein oder Zielscheibe verletzender Sprüche wäre, lehne ich die mitleidigen Anfragen stets ab. Zwischendurch, meist jedoch abends, wiederholt sich unser kleines Spiel, 'Frag' mich!', 'Wieso werde ich gehasst?', 'Du bist noch nicht soweit'.

Wenn man sich eine längere Zeit nur in der Welt seines Geistes aufhält, kann die Realität durchaus ernüchternd wirken und einem buchstäblich auf den Magen schlagen. So geht es mir am Montagmorgen (oder habe ich nur Angst, mich wieder am Splitter zu stoßen?), also entschließe ich mich kurzerhand, krank zu sein. Grinser und ich stehen sowieso kurz davor, Kafkas Liebesgeschichte zu vollenden, was mir im Moment als maßgeblich wichtiger erscheint, um ehrlich zu sein. Also tauche ich erneut in Kafkas Universum ein, das nach den Regeln des dortigen Gottes Murakami funktioniert – ähnlich wie ich Gott der Welt meines Geistes, meiner Träume bin, und JHWH der der Christen.
Ich stehe am Ende meiner magischen Reise durch Murakamis Welt der Erinnerungen. Mit dem letzten Satz des Romans schläft Kafka ein und wenn er aufwacht, heißt es, wird er Teil seiner neuen Welt werden.

Und statt Kafka wache ich nun aus seiner Geschichte auf. Etwas in mir scheint sich zu drehen, schmerzhaft, aber mit Aussicht auf Erlösung. So wie man einen mit Widerhaken besetzten Pfeil erst ganz durch die Wunde bohren muss, bevor man den Getroffenen davon befreien kann.
Ich denke mir, wenn Kafka Tamura, lediglich eine von einem anderen Geiste geschaffene Gestalt, es schaffen kann, das eigene Leben gleich einem Traum umzuschreiben, könnte es dann nicht sein, dass ich vielleicht – nur vielleicht – auch dazu in der Lage bin? Immerhin bin ich der Träumer, und nicht nur ein Geträumter...

'Jetzt bist du auf der richtigen Spur', sagt Grinser, der sich unbemerkt auf die Lehne meines Sessels geschlichen hat.
'Denn was ist das Leben schon, als ein Traum...? Als das ewig fortwährende, stetigem Wandel unterzogene Streben nach ein- und derselben Idee, das jeden Menschen, jedes Wesen, miteinander verbindet und gleichzeitig voneinander trennt...?'
Mit einem für seine Fülle überraschend geschmeidigen Satz landet Grinser vor meinen Füßen und befiehlt mit erwartungsvoll blitzenden Augen, 'Frag' mich!'. Und obwohl wir das ganze schon unzählige Male durchgespielt haben, spüre ich, dass diesmal etwas anders ist. 'Wieso werde ich gehasst?', frage ich, und bin zum ersten mal wirklich gespannt auf Grinsers Antwort...


Etwas in seinen Zügen verändert sich, sie werden weicher, das strahlende Lächeln hat nicht mehr die Kälte des nackten Mondlichtes, es wirkt weicher, facettenreicher, als finge sich das Licht des Mondes in einer sommerlich-lauen Nacht auf einem Stillen See und ich betrachtete die Reflexion auf der Wasseroberfläche. Sogar das Zucken seiner Schwanzspitze wirkt nicht länger urteilend, es bekräftigt mich vielmehr in meinem Streben nach Antwort.

'Mmmh.. Das ganze verhält sich nämlich so', setzt Grinser an, seine Schnurrhaare zucken vor Aufregung, 'dass du nur gehasst wirst, weil du DENKST, dass du gehasst wirst!

Das Leben ist ein Traum​

und wie du weißt, verarbeiten wir in Träumen Angelegenheiten, die uns nicht loslassen, die uns verfolgen... Dann ist es doch geradezu selbsterklärend, weshalb du Hass findest, wenn du nach Hass suchst! Bevor ich dir das alles jedoch sagen konnte, musstest du bereit sein, die Antwort zu akzeptieren – was du jetzt endlich bist -, sonst wäre der Effekt, den wir erzielen wollen, ausgeblieben. Du hättest dir angehört, was ich zu sagen habe, hättest vielleicht kurz darüber nachgedacht, es dann aber vergessen, weil sich doch sowieso alle hassen...
Aber jetzt bist du endlich soweit.
Es ist so einfach, und trotzdem hast du so verflucht lange gebraucht, um dahinterzukommen.
Und jetzt leg' dich schlafen – und wenn du aufwachst, wirst du Teil einer neuen Welt sein...!
'

Am nächsten Morgen wache ich mit gemischten Gefühlen auf: Wie ein Tropfen schwarzer Farbe auf einem nassen weißen Papier wird meine Hoffnung von der fädigen, sich kriechend ausbreitenden Angst vor Enttäuschung durchzogen. Bevor ich die Wohnung verlasse, blicke ich noch einmal in den Spiegel. 'Ich schätze, das war's wohl mit uns', säuselt Grinser von einem Schrank herab, 'Meine Arbeit ist getan, du brauchst mich nicht mehr...'. 'Aber - ', setze ich an, 'Kein Aber! Du bist bereit, du findest deinen Weg'. Und mit einem wohlwollenden, endgültigen Schnurren springt Grinser auf den Spiegel zu, aufgrund seiner Masse wohl lange nicht so elegant, wie er es sich vorgestellt haben mag, und verschwindet hinter der Spiegeloberfläche.

Unwillkürlich muss ich grinsen, und in diesem Moment kann ich Grinser ganz deutlich in meinen Zügen im Spiegel wiederfinden. Ich fühle mich, als sei ich wieder eins mit mir selbst, als hätte ich menen Frohsinn endlich wiedergefunden. War es das, was Grinser meinte, als er sagte, er würde hier nicht mehr gebraucht?

Ich breche auf, und mein Tag verläuft eigentlich gewöhnlich wie eh und je. Doch wie es in einem Traum nun mal üblich ist, kann ich allem, was mir begegnet, etwas Gutes abgewinnen, wenn ich es nur sehen will. Wenn meine Freunde mich ansprechen, erfüllt mich das mit Wärme, der Aufenthaltsraum zwingt mich längst nicht mehr zum Aufenthalt, sondern richtet vielmehr eine wohlgemeinte Bitte an mich, und was ich früher als brennenden Spott empfunden habe, ist jetzt lediglich liebliches Necken unter Meinesgleichen.
Ich fühle mich frei und ungebunden. Es ist, als sei das Gleichgewicht zwischen den Welten meines Körpers und meines Geistes wiederhergestellt worden, und überall um mich herum hat sich der träumerische Schimmer der Selbstbestimmung gelegt.

Wenn ich mich umsehe, sehe ich nichts. Nichts als Lichter und liebe Gesichter, und ich weiß: Ich habe das geschaffen, denn ich bin der Träumer.

Ich träume mein eigenes Leben.​

 

Hi SaintedAshes,

ich mag die Stimmung des Textes. Du hast an ihm noch etwas Arbeit vor dir, aber mir gefällt die Melancholie darin. Die ist spürbar, ich würde sie nicht so explizit im Text benennen. Es sind insgesamt noch zu viele erzählerische Kommentare im Text, die philosophischen Gedanken sind teilweise Allgemeinplätze, manchmal interessant, die meisten können aber raus. Erzählerisch kannst du in der Hinsicht noch einiges machen, ein bisschen weniger erklären, das ganze durch Handlung aufpeppen. Die Grundstimmung des Textes aber fand ich wunderbar, mit einem passenden Thema für Jugendliche. Hat mir gefallen, trotz der ein oder anderen Schwachstelle.

Gruß
hoover

 

Hallo SaintAshes,

ich versuche es heute mal so, ich lese die Geschichte und schreibe quasi live was mir dabei auffällt. Danach schreibe ich Dir meinen Gesamteindruck.

Es geht los:

Wieso das wohl so sein mag“, frage ich mich selbst, doch eher halbherzig, wie es eine Spitzmaus tun würde, wenn sie bemerkt, wie sie von der Natter fixiert wird.

Der Satz lässt mich verwundert innehalten, wieso halbherzig, frage ich mich, die Maus blickt schließlich in das Angesicht des Todes. Du schaffst da einen nette kleine Pointe.

Denn tief in mir kenne ich die Antwort, ob ich es mir eingestehen will oder nicht:

Und versaust sie direkt wieder, weil Du nicht konsequent genug bist.

Ich werde gehasst.

Denn warum fixiert eine Natter eine Spitzmaus? Sicher nicht, weil sie Hass fühlt, sondern eher aus Hunger. Im Umkehrschluss könnte ich jetzt behaupten, die harten Gesichter hassen dich nicht, sondern möchten dich mit Haut und Haaren verspeisen. Es kommt also gleich am Anfang des Textes zu einer Diskrepanz, oder anders ausgedrückt, der Vergleich hinkt.

in dem man sich den Splitter gefangen hat.

Eingefangen ist besser.

die „coolen“

Ich habe an sich nichts gegen anderssprachige Begriffe, empfinde das Wort aber im Kontext zum verwendeten Ausdruck als unpassend oder „uncool“. ;)

während ich vom Hass meiner Freunde mehr und mehr dazu gezwungen werde, dem echten Leben zu entfliehen.

Der Erzähler bezeichnet diese Personen als Freunde. Unglückliche Wortwahl.

jenen Gesprächsrunden, die sich unwillkürlich überall zu bilden haben scheinen, wo

"haben", kann raus.

Wir befassen und mit Kafkas „Process“.

„uns“ und „Der Process“

normisierte Gesellschaft

Du meinst bestimmt: normierte Gesellschaft.

Kafka macht zwar äußerst deutlichm

„deutlich“

wenn es plingt und mich jemand anfragt, ob ich nicht Lust habe, bei diesem oder jenem mitzumachen; aber da ich um mein Ansehen weiß,

Ich behaupte, ein eigenbrötlerischer Außenseiter, wie Du ihn beschreibst, bekommt keine Anfragen auf sein Smartphone.

buchstäblich auf den Bauch schlagen.

Üblicherweise schreibt man: "auf den Magen schlagen" Klingt auch irgendwie besser finde ich.

wird meine Hoffnung von der fädigen, sich kriechend ausbreitenden Angst

Das Wort „fädigen“ kenne ich noch nicht. Was bedeutet es?

als hätte ich menen Frohsinn

„meinen“

liebliches Necken

„liebes Necken“


Zum Gesamteindruck und was ich noch so denke:

Die Geschichte gefällt mir ganz gut. Das Thema ist nicht neu, muss es aber auch nicht sein, streift es doch die existenziellen Fragestellungen der Philosophie, die immer Stoff zum Nachdenken hergeben. Es gibt da ein paar kleine Ungereimtheiten, wie am Anfang die Stelle mit der Maus und mit der Natter, oder später mit den „Freunden“, die Du nochmal überarbeiten solltest.
Das Ende war nicht schlecht aber voraussehbar. Ich denke wenn Du die sympathische Idee des Grinsers und der Fähigkeit in Bücher einzutauchen noch vertiefen würdest, könntest Du den Erkenntnisprozess Deiner Figur ganz wundervoll darstellen. Kafka am Strand sollte dabei aber nicht das einzige Buch bleiben, Du könntest verschiedene Werke der Weltliteratur mit einbeziehen und die zum Thema passenden Passagen aus einer Perspektive beschreiben, wie sie von Deiner Figur und dem Grinser erlebt werden. Natürlich immer richtungsweisend auf die ultimative Wahrheit, die Dein Ich-Erzähler für sich dann entdeckt.
Spannend fand ich auch, dass Du die Geschichte nach Erlangung der Erkenntnis nicht sofort enden lässt und ein bisschen auf die spürbaren Veränderungen eingehst. Vielleicht würde es noch interessanter werden, wenn Du weitere Charaktere mit einbeziehst. Mit ihnen könnte, der wahrgenommene Hass und später dann die neue Perspektive auf das Leben, noch verstärkt werden. Was ich damit sagen will, gib einigen der Kameraden Namen und lass sie mit dem Protagonisten reden.
Ich denke, Du kannst aus Deiner Grundidee noch wesentlich mehr raushohlen. Schreiben liegt Dir, dass merkt man. Jetzt musst Du nur noch daran feilen und Dich verbessern.

Schöne Grüße

Lem Pala

 

Hallo Lem Pala,

zu aller erst möchte ich mich ganz herzlich für die konstruktive, ausführliche Kritik bedanken!! Das ist die erste Geschichte, die ich hier hochgeladen (und überhaupt irgendwie veröffentlicht) habe, von daher war ich auch entsprechend aufgeregt, wie die Reaktionen ausfallen würden!
Sieht so aus, als würde da noch ein gutes Stück Arbeit auf mich zukommen... aber ich versuche dranzubleiben, damit aus mir vielleicht doch noch mal was wird! ;)

Liebe Grüße,
SaintedAshes

PS. "fädig" sollte so viel wie heißen wie Fäden ziehend, zäh... Macht das Sinn? Passiert mir manchmal, dass ich Wörter benutze, die es nicht unbedingt gibt, oder die nicht unbedingt Sinn machen, wenn man nicht unbedingt in meinem Kopf steckt, also gut, dass Du nachfragst!

 

Hallo hoover,

vielen lieben Dank für deine Antwort, ich freue mich, dass die Geschichte zumindest in dieser Hinsicht gut angekommen ist! :)
Ich werde am Ball bleiben, und mich Schritt für Schritt vorarbeiten hin zu einer tollen Geschichte!
Das ist das erste Werk, das ich abseits von Schule, aus völlig freien Stücken geschrieben habe, und es tut gut zu hören, dass sie 'etwas hat'.

Liebe Grüße,
SaintedAshes

 

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