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Unter Tage

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23.02.2013
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Unter Tage

Tosender Applaus setzt ein, als ich den Speiseraum betrete. Es ist mein Tag, ganz so, wie ich ihn mir ausgemalt habe. Tobias klopft mir auf die Schulter. »Alles klar?« Ich nicke lächelnd und schlendere weiter. Es sind bekannte und unbekannte Gesichter, aber alle sind sie auf mich gerichtet, den Helden von Untererzbach, wie mich die Presse betitelte.
»Dankeschön!«, versuche ich den Beifall zu übertönen, als ich die Mitte des Lokals erreicht habe, und mache eine beschwichtigende Geste. »Danke. Ich bin froh, dass Sie alle hier sind.«
Es wird still, und ich starre einen Moment verlegen auf meine neuen Wildlederschuhe. Noch nie im Leben habe ich so gut ausgesehen - und das mit dreiundsechzig.
Der junge Bräuninger kommt in den Kreis aus Feiernden auf mich zu, dieser Flachwichser. Mit seinen überschwänglichen Handbewegungen, dem Filmstarlächeln und dem »Herr Brandl, ich meine Dieter, ich gratuliere Ihnen!« zerstört er die ehrfurchtgebietende Stille. Sein Händedruck ist so fest wie ein nasser Waschlappen. In der Journalistenecke flammen zwei Blitzlichter auf. Natürlich darf es keine Titelstory ohne den werten Bräuninger geben, wenn es um sein Bergwerk geht. Aber falls er wirklich denkt, er könne mir an diesem Tag, auf den ich so lange hingearbeitet habe, die Show stehlen, hat er nur einen Haufen Scheiße zwischen den Ohren.
»Dreiundzwanzig Jahre«, sagt er und betont es, als würde er vom Fund eines prähistorischen Rechenautomaten berichten. Nie zuvor hat er mich so angestrahlt; alles nur Fassade. Er hält mich immer noch für ein Arschloch. Nur dass ich nun das Arschloch bin, dass sieben Kindern, einer Lehrerin und Tobias das Leben gerettet hat. »So lange ist Dieter bereits Teil des Bergwerks Untererzbach.« Er wendet sich den Leuten zu, die meisten haben wieder brav ihre Sektgläser zur Hand genommen. »Wie die meisten sicher wissen, hat mein Vater damals im hiesigen Silberbergwerk gearbeitet, als es noch in Betrieb war. Nach der Schließung im Jahr 1962 reifte die Faszination in ihm heran, das Bergwerk für jedermann zugänglich zu machen. Das war selbstverständlich mit viel Arbeit verbunden und für einen einzigen Mann, so zielstrebig mein Vater auch gewesen sein mochte, nicht zu bewältigen. Aber er hatte sich eine starke Mannschaft zusammengestellt und eines der großen treibenden Zahnräder war Dieter.« Dabei legt er eine Hand auf meine Schulter. Wieder setzt Applaus ein, der kurz darauf abebbt. Wenn Bräuninger bei einem Plädoyer ebenso hochtrabend schwadroniert hätte wie gerade, würde der Richter den Klienten lebenslang einbuchten, auch wenn dieser nur eine Katze überfahren hätte.
Die mit Aufklebern der öffentlich-rechlichen Programme bestickte Videokamera bietet ihm die Bühne, die er liebt und so wenig verdient wie das Leben. »Ich wünschte, mein Vater hätte heute hier sein können, dann hätte er diese Worte an Dieter gerichtet. Aber Jahrzehnte des Rauchens, Schachtel für Schachtel und ohne Filter, gehen an niemandem spurlos vorbei.« In seinem Lächeln à la Humphrey Bogart steht eine gespielte Sentimentalität. »Mein Vater hat immer viel von Dieter gehalten, aber das, was er an diesem Tag im September vollbracht hat …« Er hält kurz inne.
Sein Vater hat so viel von mir gehalten, dass er die Führung des Bergwerks an seinen Sohn weitergab, einen drittklassigen Anwalt, der sich mit Bergwerken noch schlechter auskennt als mit Paragraphen. Hoffentlich vegetiert er noch lange in seinem Krankenbett vor sich hin. Ich lächle bei dem Gedanken, ihm eine Postkarte mit dem Aufdruck »Auf ein langes und gesundes Leben!« zu schicken.
Das Klatschen dringt in mein Bewusstsein. Die Bühne gehört wieder mir.
»Ich hätte es heute wahrscheinlich schwer gehabt, ohne das schicksalhafte Ereignis. Ich war immer mit Leib und Seele Elektriker und Mechaniker des Bergwerks, aber mit dem Gefühl, wirklich etwas bewirkt zu haben, fällt es etwas leichter, in den Ruhestand zu gehen, denke ich. Ich freue mich auf den Abend mit Ihnen und auf die nächsten Jahre.« Hoffentlich sieht mir niemand die Schadenfreude an. Eigentlich hatte ich nicht vor, es zu erwähnen, aber dem jungen Bräuninger mit seiner nervigen Unterbrechung geschieht es recht. »Erst vor drei Wochen trat ich mit der Bitte vor meinen Chef, die Pumpen müssten ausgetauscht werden. Er meinte noch: ›Viel zu teuer! Bisher konnten sie den Schacht immer frei pumpen, egal, wie heftig der Regen ausfiel.‹ Aber ich blieb hartnäckig. Hätten wir die veralteten Kreiselpumpen nicht durch Kolbenmembranpumpen ersetzt … dann hätten wir es nicht geschafft. Das muss Schicksal sein.«
Wenn man schon dick aufträgt, dann richtig. Nach dem obligatorischen Beifall stehen alle einen Moment unschlüssig da, dann bricht der Kreis zusammen und einige kommen auf mich zu. Den Presseleuten versichere ich, dass ich später gern bereit wäre, ein Interview zu geben. Eine Frau schüttelt mir die Hand. »Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll. Jedes Wort ist nicht groß genug für das, was Sie getan haben.« Mit ihrem Pagenschnitt und den Pausbäckchen erinnert sie mich an eine Jugendliebe und weckt alte Sehnsüchte. Für einen pickelnarbigen Verlierer war es nie einfach. Die bildhübsche Maria aus der siebten war so unerreichbar wie der Saturn für die NASA. Mein ganzes Leben lang habe ich unter der Erde gearbeitet, weil Sonnenschein Hässliches nicht schöner erscheinen lässt. Worte sind nicht groß genug, nein, aber ein Kuss vielleicht. Der Mann an ihrer Seite bedankt sich ebenfalls.
Ich winke ab und sage: »Ach, Sie hätten das Gleiche getan. Ich habe nur so gehandelt, wie jeder andere in meiner Situation.«
Tja. Die Bescheidenheit ist eine Eigenschaft, die vom Bewusstsein der eigenen Macht herrührt, wie mal einer dieser Pinselschwinger gesagt hat.
Ich arbeite die Glückwünsche und Danksagungen ab. So muss sich ein Rockmusiker fühlen, wenn er von seinen Fans auf Händen getragen wird. Der Bürgermeister bekundet mir, dass er mich gern zum Ehrenbürger von Freiberg machen würde. Nächste Woche könne eine kleine Zeremonie stattfinden, bei der ich im Goldenen Buch der Stadt unterschreiben dürfe. Doch während er redet, fallen mir die beiden Gestalten am Buffet auf. Der Herr im schwarzen Hemd bedient sich fleißig an den Häppchen, während sich die junge Frau mit Bräuninger unterhält. Sie hat ihr blondes Haar zusammengebunden, sodass es wie die Borsten eines Pinsels von ihrem Hinterkopf absteht. Alle lachen, die Stimmung ist ausgelassen, nur diese beiden denken wohl, sie seien auf einer Beerdigung.
Die Worte des Bürgermeisters streifen an mir vorbei. Zum Abschied schwafle ich ein »Ja sicher. Ich freue mich auf Ihren Anruf«. Die junge Blonde registriert sofort, dass ich alleine im Raum stehe, beendet das Gespräch mit Bräuninger und zupft ihren Begleiter am Hemdsaum. Dieser dreht sich kauend um, und sie deutet mit einem Kopfnicken auf mich. Sie kommen schnellen Schrittes auf mich zu. Statt mir die Hand zu geben, hält er mir seinen Ausweis vor die Nase.
Er schluckt hörbar, dann sagt er: »Kripo Dresden. Ich bin Herr Saltzer, und das ist meine Kollegin Frau Wolkow.« Sie tippt sich zur Begrüßung mit zwei Fingern an die Stirn, wirkt aber gelangweilt. »Wir würden uns gerne mit Ihnen unterhalten. Ich habe mit dem Wirt gesprochen. Der hat ein Zimmer, da wären wir ungestört.«

Die Kolben hämmerten auf die Membrane wie mein Herz gegen die Brust. Die Luft bebte im Turbinenraum, aber zumindest waren die Hilferufe nicht mehr zu hören. Hastig überprüfte ich, ob alle Pumpen angeschaltet waren. Mit hundert bar saugten sie das Grubenwasser aus dem gefluteten Schacht. Aber das war nichts im Gegensatz zu dem Druck, der auf meinen Schultern lastete. Ich musste jetzt ebenso zuverlässig funktionieren wie die Elektromotoren, das Triebwerk und die Druckventile.
Als die Tür hinter mir zuschlug, und ich die vierhundert Meter unter Tage liegende Förderstrecke entlang rannte, waren wieder die schrillen Schreie von Kindern zu hören. Der Weg endete. Obwohl ich hier quasi zuhause war und mich bestens auskannte, wäre ich beinahe den kleinen Hang hinabgestürzt, der direkt hinter einer Kurve lag. Die letzten paar Sprossen der Fahrt übersprang ich, landete auf dem Steißbein und zog pfeifend die Luft ein. Vor mir lag das Wasser. Die Schreie waren jetzt von gelegentlichem Gurgeln unterbrochen. Ohne die Pumpen hätten die Wassermengen sie schon längst verschlungen.
Dies war der einzige Stollen, in dem man aufrecht gehen konnte. Besondere Attraktion war die kurze Bootsfahrt auf dem glasklaren Wasser, das sich nun zornig aufbauschte. Nach kurzem Zögern streifte ich Jeans und Stiefel ab, damit sie sich nicht voller Wasser saugen konnten, und sprang in die tosende Flut. Die Felsendecke kam näher, aber ich war fast da. Es waren zwei Boote. Das eine war gekentert, und die Kinder klammerten sich an die Unterseite. Im anderen saß die Lehrerin mit weiteren Kindern. Sie musste ihren Kopf einziehen, um nicht gegen die Decke zu prallen. Mit weit aufgerissenen Augen sah sie mich erschrocken an, als ich schrie: »Kippen! Kippen! Unter das Boot!«
Ich klammerte mich an dem aufgepumpten Schlauch fest und versuchte, es durch Wippen zum Kentern zu bringen. Die Kinder schrien spitz auf. Wie ein Torpedo schoss Tobias, der Gruppenführer, neben mir durch die Oberfläche. Er schnappte verzweifelt nach Luft. Ich packte ihn unter der Achsel und schrie, er solle die Kinder unter das Boot schaffen. Die Lehrerin und die Kinder sprangen jetzt von selbst. Ich konnte den Rumpf drehen. Als der Pegel nur noch ein paar Zentimeter von der Felsdecke entfernt war, tauchten sie unter. Ich folgte ihren Beispiel, schob ein Paddel mit mir hindurch, an dem wir uns festklammern konnten. Hoffentlich hatte das Team um Tobi das Gleiche getan.
Bei der Schnappatmung von fünf Mäulern würde der Sauerstoff nicht lange reichen. Niemand sagte etwas oder schrie. Das Strampeln, um nicht unterzugehen, erforderte alle Konzentration und Kraftreserven. Ein Kopf ging unter. Doch ich bekam einen Arm zu fassen und zog das Mädchen hoch.
Die Luft, so dünn wie Papier, würde nicht ausreichen. Ich drückte mit einer Hand gegen das Dach, aber es ließ sich nicht bewegen. Lange konnten die Kinder nicht mehr durchhalten. Die schweren Klamotten würden bald ihren Willen brechen und sie hinabziehen. Mir wurde Schwarz vor Augen. Doch als ich das nächste Mal gegen das Boot schlug - es konnten nur Sekunden vergangen sein -, war da kein Widerstand. Es gelang mir, unseren Unterschlupf wegzuschieben. Der Wasserpegel war gesunken. Tobias und die Kinder kämpften sich bereits in Richtung Land. Ich zog das ohnmächtige Mädchen im Stirn-Nacken-Griff hinterher. Irgendwann traten meine Füße gegen den sandigen Boden. Manche Kinder hatten Schreikrämpfe und andere schluchzten wie die Lehrerin, aber sie waren in Sicherheit. Auch das Mädchen war wieder bei Bewusstsein.
»Ebbe. Glück auf, es ist Ebbe«, fieberte Tobias vor sich hin.
Ich wollte mich gerade neben ihm fallen lassen, um ihn zu beruhigen, als mir ein Junge auffiel. Er sah sich hektisch um und stotterte vor sich hin. Es dauerte kurz, bis er es schaffte, die Panik klar zu artikulieren. »Benni! Benni, wo bist du?«
Ohne Zögern watete ich zurück. Man konnte sehen, wie das Wasser sank, als hätte irgendwer den Stöpsel gezogen. Das sonst klare Wasser war wegen des aufgewirbelten Sandes trüb. Doch ich erkannte das gelbe T-Shirt schon aus einigen Metern Entfernung. Mit letzter Kraft zerrte ich das leblose Bündel zum Ufer. Ich legte ihn ab, sodass seine Beine noch im seichten Wasser lagen und fiel neben ihm auf die Knie. Seine Augen waren weit offen, ebenso der Mund. Eine Fratze, die nur der Tod kreieren konnte. Seine Lunge hatte sich voll Wasser gepumpt. Die Lehrerin stieß mich beiseite. Sie startete Wiederbelebungsmaßnahmen, presste Atem in das tote Gesicht. Ich vernahm das Quieken, das sie immer von sich gab, wenn sie auf den Brustkorb des Kleinen hieb.
»Tobi«, versuchte ich zu sagen, aber sein Name war nur ein Hauch auf meinen Lippen. Überraschenderweise starrte er mich konfus an.
»Sie werden bald kommen, oder?«
Ich nickte stumm.

Der Raum ist eine zum Büro umfunktionierte Abstellkammer. Die urige Deckenlampe wirft einige Schatten und zeichnet Saltzers Augenringe noch deutlicher. Ich kann mir gut vorstellen, dass in den Regalen zu beiden Seiten, wo sich nun einige Ordner reihen, mal Einmachgläser und Kartoffelsäcke gelagert haben. Aber selbst ein Wirtshaus wie die Marktschenke wird zunehmend zum Opfer der Bürokratie. Ich sitze mit dem Rücken zum Schreibtisch im hinteren Teil der Kammer. Die Beamten haben mir gegenüber Platz genommen, versperren den schmalen Gang vollständig. Ob das schon der erste Psycho-Trick ist, um mich in die Enge zu treiben? Auf Saltzers Schoß liegt ein Aufnahmegerät kaum größer als ein USB-Stick. Er hat mich gefragt, ob er es einschalten dürfe, da es sich lediglich um eine Befragung und keine Vernehmung handle. Aber wird einem da je eine Wahl gelassen?
»Benjamin Falk. Kennen Sie diesen Namen?«, fragt Saltzer nach langem Schweigen.
Soll das ein Witz sein? »Ja, ich kenne diesen Namen. Natürlich kenne ich ihn.«
»Wir haben mit seinen Eltern gesprochen. Können Sie sich vorstellen, wie es ist, ständig vom heldenhaften Herrn Brandl in den Zeitungen zu lesen, während man zusehen muss, wie das eigene Kind begraben wird?«
»Nein«, murmle ich und starre zwischen ihren Köpfen hindurch auf die Holztür. »Sie etwa?«
»Warum waren Sie vorgestern nicht auf der Beerdigung?«, wendet sich Wolkow an mich.
Sie ist schön mit den vielen Sommersprossen, aber ihr Blick ist kalt und durchdringend. Ich senke den Kopf, starre auf meine sich knetenden Hände und zwinge mich sogleich, damit aufzuhören. »Ich konnte nicht. Es gibt nichts, was ich noch für sie tun kann.«
»Sie hätten Ihnen sagen können, dass es Ihnen leid täte um ihren Sohn.« Saltzers Baritonstimme säuselt mich ein. Ich bin wieder unten im Schacht vom nassen Tod umgeben und halte unweigerlich die Luft an.
»Herr Brandl?« Die Schärfe in ihren Worten holt mich zurück in den Raum. Nie zuvor habe ich mich so nach natürlichem Licht gesehnt. »Was ist los mit Ihnen?«
»Nichts. Es ist nur so … ich wollte sie alle retten.«
»Natürlich«, erwidert Saltzer, aber der zweifelnde Unterton ist unüberhörbar.
»Denken Sie etwa, ich hätte es nicht versucht?«
»Nun ja, Frau Bär, die Lehrerin, hat zu Protokoll gegeben, dass sie nichts unternehmen wollten, um den Jungen wiederzubeleben. Das hat sie getan. Warum nicht? Warum wollten Sie Benjamin nicht helfen?«
Mit jeder Frage scheint dieser Wolkow ein neuer Kopf zu wachsen. Ich schlage ihr mit einer schnellen Antwort den Kopf ab, aber schon wachsen an der Stelle zwei neue nach wie bei einer Hydra.
»Weil ich gesehen hab, dass da nichts mehr zu machen ist! Er war schon tot, verdammt! Ich hätte ihm ja geholfen ...«
»Schreien Sie uns nicht an«, stutzte Wolkow mich zurecht. Sie hätte auch eine gute Lehrerin abgegeben. »Wir verstehen Sie gut genug.«
»Sie haben doch keine Ahnung, wie schlimm das war – dort unten.«
»Wirklich? Also wir waren auf der Beerdigung, haben gesehen, wie Frau Falk zusammengebrochen ist, als sie den Strauß Blumen in das offene Grab legen wollte. Hätte ihr Mann sie nicht gestützt, wäre sie ihrem Sohn in den Abgrund gefolgt. Ich weiß nicht, wie schlimm das war, aber nachdem ich den Teil von Familie Falk gesehen habe, der noch übrig ist, kann ich mir eine Vorstellung machen«, sagt Saltzer.
Ich höre auf, mir die Ohrläppchen zu kneten. Eine schlechte Angewohnheit zur Nervositätsbewältigung. Sobald ich mich nur kurz auf etwas anderes konzentriere, macht mein Körper, was er will. Vielleicht habe ich zu oft die Serie »Lie to Me« gesehen, aber ich muss vorsichtig sein. Die beiden wissen etwas. Wir spielen eine Partie Poker, nur habe ich noch nicht erkannt, ob die Bullen nur bluffen oder wirklich was in der Hand haben. Egal, ich bin bereit All-in zu gehen, aber bis dahin muss ich mein Pokerface wahren.
»Ich wollte kommen, wirklich, aber ich konnte nicht.«
»Aber zu ihrer Abschiedsfeier hier konnten Sie kommen, ja? Sie lassen sich ja richtig feiern«, sagt Wolkow. »Die Welt liebt sie, den uneigennützigen Alten.«
»So reden Sie nicht mit mir«, knurre ich und drohe ihr mit dem Zeigefinger. »Die anderen wären alle tot, hätte ich nicht reagiert!«
»Oh, da bin ich mir ganz sicher«, meint Saltzer und hebt wissend die Augenbrauen. »Erzählen Sie mir, wie es passiert ist. Woher kam das Wasser so plötzlich?«
»Das hab ich bereits den Beamten vor Ort erzählt. Außerdem stand das in allen Zeitungen. Warum lesen Sie nicht die?«
»Wir möchten es von Ihnen hören«, erwidert er.
»Wenn es sein muss … Es gibt mehrere Förderstrecken. Eine davon führt an der Stelle genau über die, die für Besucher ausgelegt ist. Die meisten Förderstrecken sind in den vielen Jahren voller Wasser gelaufen, aber es macht keinen Sinn, die frei zu pumpen. Wir brauchen ja nur die eine. Aber irgendwie ist die Decke herunter gekracht und das ganze Wasser, das sich oben angestaut hat, flutete den Besucherstollen.«
»Lassen Sie uns noch etwas genauer auf das Irgendwie eingehen«, sagt er. »Was denken Sie? Wie konnte die Decke einkrachen?«
»Ich weiß auch nicht. Eigentlich hätte nichts passieren dürfen. Vielleicht waren die Wassermassen einfach zu schwer. Das kann unterschätzt werden, aber geben Sie nicht mir die Schuld. Für solche Sicherheitsangelegenheiten ist Herr Bräuninger zuständig. Mit dem sollten Sie sich unterhalten.«
»Haben wir. Und jetzt reden wir mit Ihnen«, sagt Wolkow. »Wir haben mit den Kindern gesprochen. Die meisten erzählen von einer richtigen Explosion, einem lauten Knall und einer Staubwolke. Kommt Ihnen das nicht seltsam vor?«
Ich hebe die Schultern, wo sie einige Zeit verweilen. »Doch, aber dazu weiß ich nichts.«
»Ich bin kein Experte«, schaltete sich Saltzer ein, »aber wir haben Experten für solche Sachen bei der Polizei. Sprengstoffexperten.« Ich gebe mich unbeeindruckt und lasse ihn fortfahren. »Wir haben das Loch untersucht. Trotz des Spülgangs konnten wir Spuren von Nitroglycerin und Kieselgur entdecken, die sich in den Stein gebrannt haben. Beides leicht zu beschaffen. Wie Sie wissen, kann jeder Idiot daraus Sprengstoff herstellen. Ganz klar Dynamit, haben unsere Spezialisten gesagt. Nur ist es wegen der feuchten Umgebung zu riskant. Es weicht zu schnell auf. Man muss nur etwas … ah, helfen Sie mir. Ich komm nicht mehr auf den Namen. Was macht Dynamit wasserfest?«
Ich antworte nicht.
»Sie sollten das wissen«, sagt er gespielt verblüfft. »Sie haben doch lange Zeit im Gipsabbau gearbeitet, Sprengungen durchgeführt. Sogar einen Sprengschein haben Sie. Sprengen ist doch bestimmt wie Fahrradfahren für Sie.«
»Sie haben meinen Lebenslauf studiert. Tolle Leistung.«
»Ich weiß eben gern, mit wem ich es zu tun habe.«
»Kollodium. Das ist mit Äther getränkte Zellulose, wird auch Sprenggelatine genannt.«
»Genau das war es«, sagt er begeistert und klatscht einmal trocken in die Hände, was mich zusammenfahren lässt. »Da gehört schon etwas mehr Fachexpertise dazu, habe ich mir sagen lassen. Vor allem die Zündung ist knifflig. Die Sprenggelatine kann nur mit einem Initialsprengstoff zuverlässig gezündet werden …«
»Warum erzählen Sie mir Dinge, die ich eh schon weiß?«, unterbreche ich seine Rede.
»Wie haben Sie es vorhin so treffend formuliert?«, antwortet Wolkow an seiner Stelle und streicht sich mit der Hand über das Kinn. »Das muss Schicksal sein. Sie glauben nicht an Zufälle, und wir tun das auch nicht.«
»Sie spinnen doch!«
Die Journalisten und Feiernden werden sicher langsam nervös. Grund genug, das hier zu beenden. Saltzer steht ebenfalls auf und stellt sich mir in den Weg.
»Was wollen Sie noch?«
»Ich habe noch etwas für Sie mitgebracht.«
Er holt eine Karte aus der Tasche seiner Jeans. Sie ist von Falzlinien durchzogen. Auf der Vorderseite prangt ein Kreuz mit Blumenverzierungen und der Name Benjamin »Benni« Falk. Ich klappe die Trauerkarte auf und der kleine Racker strahlt mich an. Ihm fehlt ein Schneidezahn. Sicher war er in der darauffolgenden Nacht lange wachgelegen, in der Hoffnung, die Zahnfee zu entlarven. Neben dem Bild steht ein Zitat von Hermann Hesse: Auch der schönste Sommer will einmal Herbst und Welke spüren, halte, Blatt, geduldig still, wenn der Wind dich will entführen.
Es kommt mir ein irrationaler Gedanke. Wind und Wasser, beginnt beides mit W. Auf der letzten Seite steht ein Psalm aus der Offenbarung, aber die Letter verschwimmen zu einem dunkelgrauen Fleck. Meine Augen brennen. Als ich blinzle fallen Tränen auf meinen Handballen und das beige Papier.
»Warum sollte ich so etwas tun?«, schluchze ich.
»Darüber habe ich auch lange nachgedacht«, dringt Saltzers Bariton zu mir durch. »Für mich ist das ganz klar die Tat eines Herostraten. Haben Sie schon einmal von Herostratos gehört? Er hat den Tempel der Atemis niedergebrannt, wollte durch seine Tat berühmt werden.«
Ich falle auf die Knie und schluchze in die offenen Hände, stelle mir vor, wie ich auf den kleinen von etlichen Tulpen umgebenen Sarg hinabstarre, während die Trauergemeinde das Vaterunser betet.
Ungerührt fährt Saltzer fort: »Die Ephesier haben den Mann damals gefoltert und hinrichten lassen. Ha! Was ist mehr wert: ein beschissenes Weltwunder oder ein junges Leben?«

 

Hallo Hacke, das ist eine interessante Geschichte mit einem ungewöhnlichen Thema. Von Herostratos hatte ich bislang noch nichts gehört.

Ich bin allerdings nicht ganz sicher, ob das Motiv von Brandl ausreichend beschrieben ist. Hat er das Bergwerk zerstört, um Rache zu üben oder will er – wie Herostratos – berühmt werden? In letzterem Fall hätte er nicht versucht, seine Tat zu verschleiern, oder doch?

Die Anfangspassage wirft eine andere Frage auf. Als Bräuninger seine Lobrede hält, begleitet Brandl die Szene mit komplexen Reflexionen über Bräuningers Verlogenheit, den Fehler seines Vaters, das mögliche Verhalten von Bräuninger vor Gericht usw.

Bei dieser Art, eine Geschichte zu erzählen frage ich mich immer, ob wir das im Alltag wirklich so machen. Also ob wir in einer Situation gedanklich so ausführlich kommentieren, wie Brandl das hier tut. Meine Empfindung ist da ganz anders. Ich meine, dass wir zwar bestimmte Gefühle und Gedankensplitter wahrnehmen, aber komplexere Überlegungen kommen doch meist erst hinterher. Aber vielleicht ist das bei jedem anders.

An der einen oder anderen Stelle finde ich auch ganz grundsätzlich, dass der Erzähler ein bisschen zu geschwätzig ist und dem Leser zu sehr gefallen will:

Wenn Bräuninger bei einem Plädoyer ebenso hochtrabend schwadroniert hätte wie gerade, würde der Richter den Klienten lebenslang einbuchten, auch wenn dieser nur eine Katze überfahren hätte.

In seinem Lächeln à la Humphrey Bogart …

Wenn man schon dick aufträgt, dann richtig.

Nun kann man argumentieren, diese Art charakterisiere eben den Ich-Erzähler. Ich denke aber, es geht subtiler. Ein Problem bei den Erzählungen aus der Ich-Perspektive ist immer das Paradox, dass da ein angeblich nicht professioneller Erzähler mit allen Mitteln des Handwerks gut erzählt. Man fragt sich immer, ob das ein Naturtalent ist.

Wenn diese Mittel aber nicht eingesetzt werden – beispielsweise wäre eine weniger aufdringliche Erzählweise bei Deinem Brandl vielleicht professioneller – dann kann es schnell nerven, dem Erzähler zuzuhören. Ich empfehle Dir, Dich immer vor dem Schreiben einer Geschichte zu fragen, welche Argumente konkret für die Ich-Perspektive sprechen und welche dagegen. Das sollte man nicht nach Zufallsprinzip entscheiden.

Zum Schluss noch ein paar Gedanken zum Auftreten der beiden Polizeibeamten. Irgendetwas ist daran unstimmig. Ich fand es merkwürdig, dass Wolkow Brandl einen Vorwurf wegen der Beerdigung macht. Zu diesem Zeitpunkt kannte ich die Indizien nicht, die gegen Brandl sprechen, und man sollte meinen, einem Mann, der neun Menschen gerettet hat, würde anders behandelt.

Bin gespannt, was noch für Kommentare kommen.

Ich habe es trotz des Eindrucks von einigen Unstimmigkeiten gern gelesen.

Beste Grüße
Achillus

 

Hallo Achillus,

ja, das leidliche Thema mit dem Motiv. Vergeltungsdrang und Rachegelüste, Größenwahn oder schiere Geisteskrankheit. Ich würde im Falle von Dieter auf ein bisschen von allem plädieren. Ich wollte aber nichts davon überzeichnen. Einserseits fühlt er sich von der Familie Bräuninger hintergangen. Da dankt der Alte ab und statt ihn zu befördern, macht er seinen Sohn zum Chef, der mit der ganzen Sache bislang gar nichts am Hut hatte. Da kann sich einiges an Wut aufstauen. Er ist eh eine frustrierte Person. Keine Familie, ein Job, der ihm nie die Hochachtung verliehen hat, die er seiner Einschätzung nach verdient. Und was passiert, wenn er dieses bisschen Anerkennung auch noch verliert? Die Pensionierung ist für ihn, als würde er vor dem Nichts stehen.
Ich denke, dass auch viele deshalb berühmt werden wollen, weil sie sich fürchten, nichts zu hinterlassen. Er wird einfach sterben und eine Woche später erinnert sich keiner mehr an ihn. Das ist seine Angst. Und er greift zu drastischen Mitteln, um diese Angst zu besiegen. Der Plan geht allerdings nicht ganz auf, denn der kleine Benni kommt dabei ums Leben. Dieter versucht das zu verdrängen, was ihn aber nur so lange gelingt, bis die Beamten ihn ins Visier nehmen, dann bröckelt sein Pokerface.
Das klingt jetzt so sehr nach einem dieser Lektürenschlüssel, die wir damals in Deutsch lesen mussten. Die habe ich immer gehasst! Ein Leser sollte sich selbst ein schlüssiges Bild machen können, das sollte die Geschichte schaffen.

Ein Problem bei den Erzählungen aus der Ich-Perspektive ist immer das Paradox, dass da ein angeblich nicht professioneller Erzähler mit allen Mitteln des Handwerks gut erzählt. Man fragt sich immer, ob das ein Naturtalent ist.
Da steckt ja auch ein gewisses Kompliment drin, also danke. Ich denke eher, dass das Präsens eher ein Problem darstellt. Also das mit der Ich-Perspektive habe ich schon bewusst gewählt, weil ich das einfach mag. Aber du hast natürlich recht. Ich dachte, durch Päsens und einfache Vergangenheit könnte ich das auf zwei Ebenen gut erzählen. Ich überlege mir, ob ich nicht alles in der Vergangenheit schreibe. Im Knast hat man ja genug Zeit für so etwas und dann darf er auch ruhig etwas geschwätziger sein, natürlich nur im stilistischen Rahmen.

Zum Schluss noch ein paar Gedanken zum Auftreten der beiden Polizeibeamten. Irgendetwas ist daran unstimmig. Ich fand es merkwürdig, dass Wolkow Brandl einen Vorwurf wegen der Beerdigung macht.
Das ist auch ein wichtiger Punkt. Ich bin froh, dass du ihn ansprichst. Diese Wolkow - der Nachname lässt sich im russischen übrigens von Wolf ableiten - und hier findet schon die erste chrakterisierung statt. Sie ist ein bissiges Biest. Saltzer ist zwar auch ein kalter Hund, aber er ist auch ironisch und theatralich an manchen Stellen. Damit wollte ich mich auch von diesem Guter-Bulle-Böser-Bulle-Klischee distanzieren.
Es ist natürlich eine wendungsreiche Geschichte - vom Helden zum Opfer zum Täter -, und ich hoffe, dass sie dadurch nicht unschlüssig wirkt.

Also, Achillus, das waren ja alles Anmerkungen zum Plot, und ich konnte jede einzelne nachvollziehen. Aber ich belasse die Geschichte jetzt erstmal so. Vielleicht schaut ja noch jemand rein. Hätte gern mal zwei Meinungen gehört und diese verglichen. Also ich habe mir ja auch Gedanken vor dem Schreiben gemacht diesmal und war mir mancher Probleme bewusst.

oder will er – wie Herostratos – berühmt werden? In letzterem Fall hätte er nicht versucht, seine Tat zu verschleiern, oder doch?
Das stimmt schon. Das Motiv ist nicht ganz identisch mit dem Herostratos. Der hat sich ja offen zu der Tat bekannt und wollte als Brandstifter in die Geschichte eingehen. Gemeinsam haben sie jedoch das Verlangen, berühmt zu werden. Dieter wollte das etwas gewiefter anstellen. Er insziniert sich selbst als Held. Lange genug hat er auf Zufall bzw Schicksal gewartet, jetzt nimmt er die Sache selbst in die Hand ... und scheitert.

Vielen Dank für deine Anmerkungen, Achillus! Und natürlich hierfür:

Ich habe es trotz des Eindrucks von einigen Unstimmigkeiten gern gelesen.

Bin gespannt, was noch für Kommentare kommen.
Ich ebenso.

Viele Grüße und bis bald
Hacke

 

Hallo Hacke,

insgesamt eine gute Idee für eine Geschichte, finde ich. Auch die Sprache und Darstellung sind gut gelungen. Aber das Motiv finde ich schwach. „Nur verrückt“ könnte natürlich vorkommen, aber für eine Geschichte doch zu wenig? Vielleicht hätte z. B. der Bräuninger dem Prot seine Jugendliebe, die bildhübsche Maria, wegschnappt haben können. Oder ein ähnliches Liebesdrama als Motiv. (Er möchte mal vor Frauen so richtig toll dastehen, denn die haben ihn immer ignoriert.)
Die Überführung am Schluss geht dann auch schnell und einfach mit dem Zeigen des Bildes. Vielleicht hättest Du noch mehr Indizien einbauen können. Der Prot löscht später Daten einer Kamera im Stollen. Oder: Zwei Kinder sehen ihn, als er die Sprengladung an der Decke anbringt, an der Decke herumfummelt, Benni und Beta, Benni lässt er sterben und Beta sagt später aus. Aber einem einzigen geschockten Kind will man zunächst nicht glauben. Oder so etwas ähnliches.
Mit dem Präsens hatte ich keine Probleme. (Ich habe die Kommentare gelesen.) Die Ich-Form machte mir anfangs zu schaffen, weil der Prot so ein Mistkerl ist. Ein Mistkerl in der Ich-Form ist ja schwer. Aber ich denke, dass Dir das doch insgesamt gelungen ist. Später gewöhnte ich mich daran. Trotzdem wäre die dritte Person für den Mistkerl vielleicht besser.

Das Klatschen dringt in mein Bewusstsein. Die Bühne gehört wieder mir. Ich frage nach Sekt, und ein Mann reicht mir ein Glas. Beim Zurückgehen tätschelt er den Kopf seines Sohnes.
Diese Szene habe ich nicht verstanden. Irgendein Mann? Der Sohn des irgendeinen Mannes? Oder Bräunlingers Sohn? Sind diese beiden Personen wichtig?

Zur Rechtschreibung:

Doch während er redet[Komma] fallen mir die beiden Gestalten am Buffet auf.
Das machte mir Angst[Komma] aber die Worte des Jungen versetzten mich regelrecht in Panik.
»Kolodium. Das ist mit Äther getränkte Zelulose, wird auch Sprenggelantine genannt.«
Kollodium, Zellulose, Sprenggelatine
Die Sprenggelantine kann nur mit einem Initialsprengstoff zuverlässig gezündet werden
Sprenggelatine

War unterhaltsam und schön zu lesen. Die Zitate am Schluss haben mir gefallen. Der Einstieg ist ebenfalls gelungen.
Viele Grüsse
Fugu

 

Hallo Fugu,

hab mich sehr über deinen Kommentar gefreut.

Aber das Motiv finde ich schwach. „Nur verrückt“ könnte natürlich vorkommen, aber für eine Geschichte doch zu wenig?
"Nur verrückt" sollte er nicht sein. Wer etwas in die Luft sprengt, und damit Menschen in Gefahr bringt, ist zwangsläufig verrückt, klar, aber ein Motiv sollte schon zu erkennen sein. Ja, vielleicht muss ich da nochmal ran und das deutlicher machen, wenn das nicht so rüber kommt. Er tut das ja nicht ausschließlich, um jetzt den Bräuninger in die Pfanne zu hauen, sondern für sein Ego. Er ist eben ein egozentrischer Arsch. Und dass der junge Benni stirbt, war ja nicht eingeplant. Erst tut er das wie einen Koläteralschaden ab, aber als er damit richtig konfrontiert wird, bricht er zusammen.

Die Überführung am Schluss geht dann auch schnell und einfach mit dem Zeigen des Bildes. Vielleicht hättest Du noch mehr Indizien einbauen können. Der Prot löscht später Daten einer Kamera im Stollen.
Das mit der Kamera ist eine gute Idee, finde ich. Es ist ja keine klassische Überführung eher eine Überrumpelung. Genauso wie es kein Verhör sondern lediglich eine Befragung ist, wie Saltzer ja betont. Die Indizien reichen sicher nicht aus, um ihm die Handschellen anzulegen, aber sie haben bei den Beamten natürlich einen Verdacht geweckt im Zusammenhang mit der Vorgeschichte von Dieter. Dieser Verdacht verhärtet sich natürlich, als er vor ihren Füßen einknickt.

Diese Szene habe ich nicht verstanden. Irgendein Mann? Der Sohn des irgendeinen Mannes? Oder Bräunlingers Sohn? Sind diese beiden Personen wichtig?
Der Sohn des Mannes. Also eigentlich sollte das, die Dankbarkeit ausdrücken, dass alle vor ihm buckeln, schließlich hat er seinem Sohn das Leben gerettet, was nicht extra erwähnt wird. Aber ich dachte: vielleicht kann man sich das erschließen.
Nee, ist rausgefolgen. Das verwirrt nur.

Kollodium, Zellulose, Sprenggelatine
Ohoh, da ist mir einiges durcheinandergeraten. Noch ein Grund, warum ich Chemie immer gehasst habe. Danke für die Hinweise.

War unterhaltsam und schön zu lesen. Die Zitate am Schluss haben mir gefallen. Der Einstieg ist ebenfalls gelungen.
Na das ist doch schon mal etwas.
Danke Fugu und beste Grüße

Hacke

 

Mein ganzes Leben lang habe ich unter der Erde gearbeitet, weil Sonnenschein Hässliches nicht schöner erscheinen lässt
sollten manche populären Ikonen sich zu Herzen nehmen – aber Andy Warhol sah seinerzeit schon voraus, dass jedermann berühmt werden wolle und auch würde im multimedialen Zeitalter – und sei’s für genau zehn Minuten (etwa in einer Castingshow, Pig Bros., the bareley pentrable jungle camp o. ä., ja selbst diese privat ins wirrtuelle hinausgesendeten elenden Selfies, wenn einer auf’m Pott oder sonst wo sich vergnügt),

lieber Hacke,

da tut es gut zu erkennen, dass dieses Bedürfnis ein „Star“ – und sei’s der Kategorie b, c, d usw. schon unterm Hellenismus bekannt war, wenn auch nur ein Name dafür belegt ist (was wäre, wenn Odysseus ein Aufschneider gewesen wäre und halt sieben Jahr Calypso getanzt hätte, nur um nicht wieder zurück zu seiner lahmen Ente, Penelope, zu müssen, seine Reisegenossen somit seinem Geltungsdbedürfnis geopfert hätte – denn wer erzählt bei Homer? Wer erzählt die Aeneis?) – Paar lausig-lästige Anmerkungen

»Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll. Jedes Wort ist nicht groß genug für das, was sie getan haben.«
Anredepronomen!, groß
»…, wie ich Ihnen danken soll … für das, was ie getan haben.«

Nächste Woche könne eine kleine Zeremonie stattfinden, bei der ich im Goldenen Buch der Stadt unterschreiben dürfe.
Das wird der Bürgermeister anders formuliert haben – denn der Ehrenbürger braucht nix zu unterschreiben (was auch, dass er Ehrenbürger sein wolle per Vertrag?), also etwa so
Nächste Woche könne eine kleine Zeremonie stattfinden, bei der ich [mich] im Goldenen Buch der Stadt [eintragen] dürfe.

Hier schnappt auch mal die Fälle-Falle zu
Ich folgte ihre[m] Beispiel, …,
aber Plural
… ihren Beispiel[en]

Ich weiß, Du kannst nix dafür, wie die Leute halt sprechen. Aber wollen wir Seltzer bloßstellen?
…, ständig vom heldenhaften Herr[n] Brandl in den Zeitungen zu lesen, …

Ist schon denkwürdig, wenn Bergleute in einen substantivierten Stil verfallen, dem eigentlich die Verwaltungsfuzzies frönen:
Eine schlechte Angewohnheit zur Nervositätsbewältigung.
Is’ doch janz einfach zu verbalisieren oder wie’t so heißt: „…, Zappeligkeit, pardon, Nervosität zu bewältigen.“

Serie »Lie to Me« -
kenn ich nicht, aber ich trau dem Massenmedien zu, das Publikum zu veräppeln und „liegen“ wie „lügen“ zu behandeln.

… macht keinen Sinn …
Anglo-amerikanisches Konstrukt: to make sense, besser, wenn denn das Substantiv auftauchen soll „ergibt keinen S.“, aber verbal „ist nicht sinnvoll / vernünftig [was ich bevorzugen würde und die meisten der ehemaligen Bergleute hier im Pott – halt, Prosper gibt’s ja noch …], doch halt: Ist Sachsen nicht später als das Ruhrgebiet dem American way of life anheimgefallen? Ich bin übrigens 64 …
Sicherheitsangelegenheiten –
Mark Twain hätte wieder seine helle Freude an den deutschen Wortzusammensetzungen (und – ganz nebenbei – Jean Paul auch, wenn er auch nicht das Hottentottentittentantenattentat kannte (leicht verkürzt durch mich in der Autobiografie Twains)
Wie Sie wissen, kann jeder Idiot daraus Sprengstoff herstellen.
Nunja, das bezweifel ich, aber wie immer zeigen sich da die zwei Seiten - C3H5(ONO2)3 ist auch Arzneimittel, was das stoßsichere C6H2(NO2)3CH3 noch nicht ist …

Er hat den Tempel der A[r]temis
…, wie ich auf den kleinen[,] von etlichen Tulpen umgebenen Sarg hinabstarre, …

Gern untertags gewesen, sagt der

Friedel,
der es immer wieder bedauert, kurz vor Schließung der Zeche in seiner Nachbarschaft nicht einmal eingefahren zu sein … obwohl der Schacht fürs Publikum einstweilen freigegeben war.

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin Hacke!:)

Mein ganzes Leben lang habe ich unter der Erde gearbeitet, weil Sonnenschein Hässliches nicht schöner erscheinen lässt.

Mein Lieblingssatz aus der Geschichte. Hier habe ich gestoppt und den Satz noch einmal gelesen, weil ich ihn so gelungen fand.

Er schluckt hörbar, dann sagt er: »Kripo Dresden. Ich bin Herr Saltzer, und das ist meine Kollegin Frau Wolkow.« Sie tippt sich zur Begrüßung mit zwei Fingern an die Stirn, wirkt aber gelangweilt. »Wir würden uns gerne mit Ihnen unterhalten. Ich habe mit dem Wirt gesprochen. Der hat ein Zimmer, da wären wir ungestört.«

Gelungener Cliffhanger. Dümpelte die Geschichte im ersten Absatz noch etwas rum und brauchte ich ein paar Zeilen, um in das Szenario reinzufinden (was mehr an der Uhrzeit als an deiner Erzählung liegen mag), hast du ab hier meine volle Aufmerksamkeit erlangt.

Die Kolben hämmerten auf die Membrane wie mein Herz gegen die Brust. Die Luft bebte im Turbinenraum, aber zumindest waren die Hilferufe nicht mehr zu hören.[...]

Gute Rückblende, actionreich, hat sich für mich flüssig gelesen. Sowas mag ich ja. Du hast einen natürlichen Stil, der die Szenerie glaubhaft rüberbringt.

Das machte mir Angst, aber die Worte des Jungen versetzten mich regelrecht in Panik.

Das erscheint mir ungünstig konstruiert. Erst macht es ihm Angst, dann versetzt es ihn in Panik? Ist das nicht recht nahe beieinander? Oder magst du sagen, dass es ihm Angst machte, durch die Worte in Panik versetzt zu werden? Auch das scheint mir ungewöhnlich. Wäre es nicht einfacher, zu sagen, dass die Worte von Tobi ihn einfach in Panik versetzten? Oder Folgefrage: Warum muss er wegen dieser Worte überhaupt daran denken, dass Benni nicht unter den Kindern ist? Könnte er das nicht auch einfach sehen? Mir erscheint die Schlussfolgerung "Tobi sagt etwas - Benni fehlt - Panik" etwas konfus.

»Benjamin Falk. Kennen Sie diesen Namen?«, fragt Saltzer nach langem Schweigen.
Soll das ein Witz sein? »Ja, ich kenne diesen Namen. Natürlich kenne ich ihn.«
»Wir haben mit seinen Eltern gesprochen. Können Sie sich vorstellen, wie es ist, ständig vom heldenhaften Herr Brandl in den Zeitungen zu lesen, während man zusehen muss, wie das eigene Kind begraben wird?«
»Nein«, murmle ich und starre zwischen ihren Köpfen hindurch auf die Holztür. »Sie etwa?«
»Warum waren Sie vorgestern nicht auf der Beerdigung?«, wendet sich Wolkow an mich.
Sie ist schön mit den vielen Sommersprossen, aber ihr Blick ist kalt und durchdringend. Ich senke den Kopf, starre auf meine sich knetenden Hände und zwinge mich sogleich, damit aufzuhören. »Ich konnte nicht. Es gibt nichts, was ich noch für sie tun kann.«

Finde ich richtig unangenehm, wie der Brandl in die Zange genommen wird. Da wird man gerade noch gefeiert, ist der Held, und auf einmal dringt der Schrecken wieder durch die Hintertür ins Bewusstsein, gekoppelt an einen Vorwurf. Da wird mir als Leser richtig mulmig.

»Sie hätten Ihnen sagen können, dass es Ihnen leid täte um ihren Sohn.« Saltzers Baritonstimme säuselt mich ein. Ich bin wieder unten im Schacht vom nassen Tod umgeben und halte unweigerlich die Luft an.

Ha! Genauso fühlt sich das "Verhör" auch an. Das dachte ich schon im Satz davor, schon bevor du selbst diese Metapher verwendet hast. Das heißt, dass du den Nagel hier so ziemlich genau auf den Kopf getroffen hast.

»Weil ich gesehen hab, dass da nichts mehr zu machen ist! Er war schon tot, verdammt! Ich hätte ihm ja geholfen ...«
»Schreien Sie uns nicht an«, stutzte Wolkow mich zurecht. Sie hätte auch eine gute Lehrerin abgegeben. »Wir verstehen Sie gut genug.«
»Sie haben doch keine Ahnung, wie schlimm das war – dort unten.«

Die beiden Beamten kommen mir verdächtig und übertrieben hart vor. Aber das löst sich gegen Ende dann ja auf. Puh, das muss man erstmal sacken lassen. Was ich gelungen finde: Man wird unweigerlich dazu verführt nochmal zu Absatz 2 zurückzukehren und erneut die Geschehnisse im Bergwerk zu lesen. Jedenfalls habe ich das gemacht und jetzt natürlich einen "ganz anderen Text" gelesen. Das ist gut komponiert und gefällt mir. Ich weiß nicht, ob es überhaupt den Satz mit den Rettungswesten braucht, denn das hätte Brandl ja sicher mit einkalkuliert, oder? Also wenn, dann muss dieser Vorwurf schon bei der Feier kommen.

Am Ende steht für mich wieder dieser Satz:

Mein ganzes Leben lang habe ich unter der Erde gearbeitet, weil Sonnenschein Hässliches nicht schöner erscheinen lässt.

Und auch hier ist es so, dass im Licht der Wahrheit nur Hässliches zu Tage kommt, was unter Tage noch heldenhaft wirkte. Insofern kann ich dich nur zu dieser runden Komposition beglückwünschen. Wenn das alles so beabsichtigt war, wie von mir interpretiert, dann hast du sekundär eine spannende und sprachlich solide, primär aber eine stilistisch perfekt durchgestylte Story abgeliefert.

Habe ich sehr gerne als Nachtlektüre gelesen!

Der Exilfranke

 

Hallo Friedel,

freut mich sehr, von dir zu lesen!

Paar lausig-lästige Anmerkungen
Für die bist du ja bekannt :D Spaß beiseite - diese Unstimmigkeiten habe ich alle bereinigt, danke dafür.

Das wird der Bürgermeister anders formuliert haben – denn der Ehrenbürger braucht nix zu unterschreiben (was auch, dass er Ehrenbürger sein wolle per Vertrag?), also etwa so
Nächste Woche könne eine kleine Zeremonie stattfinden, bei der ich [mich] im Goldenen Buch der Stadt [eintragen] dürfe.
Habe das jetzt mal 1 zu 1 so übernommen.
Is’ doch janz einfach zu verbalisieren oder wie’t so heißt: „…, Zappeligkeit, pardon, Nervosität zu bewältigen.“
Dies hier ebenso.

Hottentottentittentantenattentat kannte (leicht verkürzt durch mich in der Autobiografie Twains)
Danke für diese Bereicherung meines Wortschatzes - sollte jemand mal zum Titel einer Geschichte machen.

Friedel,
der es immer wieder bedauert, kurz vor Schließung der Zeche in seiner Nachbarschaft nicht einmal eingefahren zu sein … obwohl der Schacht fürs Publikum einstweilen freigegeben war.
Tja, das ist echt ärgerlich. Ich muss an der Stelle gestehen, dass ich mir ebenfalls noch nie eine Zeche in echt und so angesehen habe. Hier in Franken gibt es in jedem Dörfchen eine Brauerei zu besichtigen, aber keine Bergwerke, was mich jetzt nicht wirklich traurig stimmt, wenn ich so darüber nachdenke.
Hätte natürlich eine Vor-Ort-Recherche bevorzugt, aber so mussten mir ein paar Repotagen genügen.

Ich bin übrigens 64 …
Ein Jahr älter als der Prot aus meiner Geschichte. Da nehme ich natürlich jede Anmerkung zu irgendwelchen sprachlichen Fehltritten ziemlich genau. Es war schwierig für mich, den Ton Dieters richtig zu treffen, wo ich doch etwas südlicher hause und ganze vierzig Jahre jünger bin.

Vielen Dank für die scharfsinnigen Anmerkungen

Und nun ins Exil ...
Hallo Franke,

Mein Lieblingssatz aus der Geschichte. Hier habe ich gestoppt und den Satz noch einmal gelesen, weil ich ihn so gelungen fand.
Finde es immer toll, wenn jemand einen Satz hervorhebt, der ihn besonders gefallen hat. Da kann man richtig profitierten. Ich versuche, das auch immer zu tun, wenn mir so einer ins Auge springt. Danke also.

Das erscheint mir ungünstig konstruiert.
Bei dem Satz war ich mir auch etwas unsicher. Also den habe ich nur stehen lassen, weil ich mir dachte, okay, schauen wir mal, was dazu gesagt wird. Gut, dass du es angesprochen hast, um meinen Zweifel zu bestätigen. Das muss ich anders lösen. War halt so als Mini-Cliffhanger gedacht, der sich dann gleich auflöst. Aber du hast vollkommen recht.

Ich weiß nicht, ob es überhaupt den Satz mit den Rettungswesten braucht,
Natürlich, raus damit!

Wenn das alles so beabsichtigt war, wie von mir interpretiert, dann hast du sekundär eine spannende und sprachlich solide, primär aber eine stilistisch perfekt durchgestylte Story abgeliefert.
Das ehrt mich natürlich. Ja, ich bin froh, dass du alles so gedeutet hast.
Von euch beiden hat auch keiner das "mangelhafte" Motiv bemängelt ... yeah, hätte nämlich nicht gewusst, wie ich das noch intensiviere.

Euch beiden herzlichen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt,

Hacke

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Hacke,

eine gelungene, spannende Geschichte. Den Plot fand ich genial, und nach dem Lesen war ich erst mal baff.

Man fühlt ja, obwohl der Prot auch am Anfang nicht sonderlich sympathisch rüberkommt, dank der Ich-Perspektive doch irgendwie mit ihm mit. Und dann gerade nach der Beschreibung der "heldenhaften" Rettungsaktion diese zwei fiesen, kalten Beamten von der Kripo, die grausame Psychotricks mit dem Prot anstellen und ihn einknicken lassen ... Wahnsinn :)

Also ich finde die Perspektive gerade deshalb passend, weil man dann wie der Prot selbst als Leser richtig überrumpelt wird. Ich mag das :)

Nach dem Lesen musste ich gleich noch mal die Rückblende auf Hinweise durchsuchen ... und siehe da:

Ich musste jetzt ebenso zuverlässig funktionieren wie die Elektromotoren, das Triebwerk und die Druckventile.

Das sagt niemand, der von einem Unfall überrascht wird, denke ich. Hinweis gut gesetzt ...

Zwei kleine Kritikpunkte: Einmal könnte meines Erachtens der erste Teil über die Feier ein wenig gekürzt werden, man braucht so eine Weile, bis man in die Geschichte reinkommt. Und dann hat mich ein bisschen die Koseform des Namens "Tobi" gestört. Der taucht zwar am Anfang schon kurz auf, aber in der Rückblende hatte ich ihn schon vergessen und hielt ihn zeitweise für eines der Kinder, zumal dort für "Benni" auch die Koseform verwendet wird. Vielleicht einfach "Tobias" nennen, damit er klar als Erwachsener rüberkommt? Ist nur eine Kleinigkeit, vielleicht stolpert nur jemand anders auch drüber.

Sehr gern gelesen!
voyageur

 

Hallo Hacke,
mir hat deine Geschichte ausgesprochen gut gefallen. Allem Voran ist das eine wunderbare Sprache und Erzählstimme, wie ich finde. Da bin ich nahtlos durchgeflutscht, kein Monitor im Hintergrund, auf den ich bereits Dinge einhacke, die mir auffallen, mich stören, den Lesefluss ausbremsen.
Auch die Idee mit dem Bergwerk finde ich schön frisch. Also das eigentliche Thema ist natürlich altbacken, aber das sind die meisten Themen. Von daher kommt es für mich sehr auf die Verpackung an, und die hast du hier weise serviert.
Stark finde ich auch deinen Action-Einschub, der kommt genau an der richtigen Stelle, bringt am richtigen Punkt Tempo.
Ich persönlich habe da auch kein Problem mit der »fehlenden Motivation«. Für mich reicht das so aus, wie du es anbietest. Ein kaputter krummer Rücken für nichts. So verbittert, wie du den Kerl darstellst und die Querverweise einwirfst mit dem Vater des B., das reicht mir.
Gerne gelesen :)

grüßlichst
weltenläufer

 
Zuletzt bearbeitet:

Sorry wegen der späten Rückmeldung. War im Urlaub und da stand es nicht so gut ums WLAN. Na ja, ich habe es überlebt und bin froh, wieder durchs Forum zu stöbern. Jetzt aber ...

Hi voyageur,

ich war ebenso baff nach dieser positiven Einschätzung. Schön, dass dich auch die Perspektive überzeugt hat. Die zwei Kritikpunkte kann ich ganz gut nachvollziehen. Mal sehen, ob sich da noch etwas kürzen lässt. Den Namen werde ich auf jeden Fall ändern. Damit hast du recht. Dachte halt, das mit dem Kosenamen kumpelhafter rüberkommen soll. Aber das muss nicht sein.
Ich bin jetzt ziemlich im Reinen mit dieser Geschichte. Das liegt an deinem Kommentar, aber auch an Weltenläufers, über den ich mich auch sehr gefreut habe.

Hallo Weltenläufer,

ja, was soll man da viel zu sagen? Danke fürs Lesen und schön, dass es dir Freude bereitet hat!

Ich werde demnächst mal bei euch reinschauen ...

Danke und bis bald
Hacke

 

Hallo Hacke,

ja, das mit dem Kumpelhaften dachte ich mir schon, nur müsstest Du dann das freundschaftliche Verhältnis zu Tobi vielleicht im ersten Teil klarer andeuten. Trotzdem denke ich, dass die Koseform nicht ganz zum Protagonisten (einem älteren Herrn, der - wenn ich das so richtig in Erinnerung habe - alle anderen Figuren mit Nachnamen anspricht) passt.

Wie gesagt, eine Kleinigkeit - die Geschichte hat mir gut gefallen.

Gruss
voyageur

 

Hallo noch mal voyageur,

ich denke nicht, dass es unbedingt sein muss, dieses Verhältnis zwischen den beiden deutlicher darzustellen. Die Geschichte braucht ja ohnehin etwas, bis sie in Schwung kommt. Den Namen einfach auszuschreiben, ist wahrscheinlich die beste Lösung.

Wie gesagt, eine Kleinigkeit - die Geschichte hat mir gut gefallen.
Es sind oft diese Kleinigkeiten, die über die Glaubwürdigkeit einer Erzählung entscheiden. Von daher danke ich dir sehr für den Einwand.

Beste Grüße

Hacke

 

Hallo, Hacke!

Tosender Applaus setzt ein, als ich den Speiseraum betrete. Es ist mein Tag, ganz so, wie ich ihn mir ausgemalt habe.
Zu schön, um wahr zu sein. Somit macht dieser Einstieg neugierig.
Was folgt, ist ein unterhaltsamer Krimi mit einer überraschenden Wende.

Es gibt allerdings einen Pferdefuß: die Polizeiarbeit. Aber die kann ich, wie die Redewendung schon sagt, in Kauf nehmen.

Das Auftreten der Polizisten ist hier krimigerecht, aber leider nicht realitätsnah. Beispiele:
Auf Saltzers Schoß liegt ein Aufnahmegerät kaum größer als ein USB-Stick. Er hat mich gefragt, ob er es einschalten dürfe, da es sich lediglich um eine Befragung und kein Verhör handle.
Heutzutage wird nicht mehr verhört, sondern vernommen.

Bei einer Befragung (informatorisches Gespräch) ist der Befragte im Status eines unschuldigen Bürgers (Zeuge, Opfer, Angehöriger eines Beteiligten). Ergeben sich während des Gespräches für die Polizei Hinweise darauf, dass der „Unschuldige“ eventuell ein Täter sein könnte, dann muss das Gespräch sofort abgebrochen werden und der Befragte über seinen neuen Status informiert werden. Als Verdächtigter/Beschuldigter verliert er schließlich einige Bürgerrechte … und erhält auch neue Rechte hinzu. Das ist dann kein informatorisches Gespräch mehr, sondern eine Vernehmung.

»Benjamin Falk. Kennen Sie diesen Namen?«, fragt Saltzer
Schon die Eröffnungsfrage ist zumindest suspekt.

»Wir haben mit seinen Eltern gesprochen. Können Sie sich vorstellen, wie es ist, ständig vom heldenhaften Herr Brandl in den Zeitungen zu lesen, während man zusehen muss, wie das eigene Kind begraben wird?«
Unter Druck setzen (eines bisher nicht Beschuldigten) geht gar nicht.

»Nun ja, Frau Bär, die Lehrerin, hat zu Protokoll gegeben, dass sie nichts unternehmen wollten, um den Jungen wiederzubeleben. Das hat sie getan. Warum nicht? Warum wollten Sie Benjamin nicht helfen?«
Hier wird ganz deutlich unterlassene Hilfe unterstellt. Das hat mit einer Befragung nix mehr zu tun.
Naja, was folgt ist dann eher noch heftiger.

Lieben Gruß

Asterix

 

Hallo Hacke,
schon der erste Absatz zeigt das Motiv:

Tosender Applaus setzt ein, als ich den Speiseraum betrete. Es ist mein Tag, ganz so, wie ich ihn mir ausgemalt habe.
Ergänzung von mir „lebenslang ausgemalt“.
Das Motiv für diese Unglückskonstruktion findet der geneigte Leser hier:
Für einen pickelnarbigen Verlierer war es nie einfach. Die bildhübsche Maria aus der siebten war so unerreichbar wie der Saturn für die NASA. Mein ganzes Leben lang habe ich unter der Erde gearbeitet, weil Sonnenschein Hässliches nicht schöner erscheinen lässt.
Es geht hier um die Überkompensation eines Minderwertigkeitskomplexes. Im Bergwerk spielte seine Hässlichkeit keine Rolle: In der Nacht sind alle Katzen grau. Gerade am Tag seiner Pensionierung, der ihm sein Lebensversteck nimmt und ihn dorthin bringt, wohin er nie wollte, ins Licht, das das Hässliche bestrahlt. Jetzt braucht er einen neuen Schutz: die Menschen, die ihn feiern, die Berühmtheit. Er sucht in der Berühmtheitsaura den Schutz, den ihm das Bergwerk bisher gewährt hat. So gesehen ist Herostratos nicht ganz vergleichbar. Wäre er ein Herostrat, hätte er keinesfalls bis 63 gewartet. In dem Alter klingt Geltungssucht eher ab. Die Berühmtheitsgier blüht früher.
Wenn man diese Lesart weiter verfolgt, passt auch die Schlussproblematik nicht.
Was ist mehr wert: ein beschissenes Weltwunder oder ein junges Leben?«
Der Brandl gerät in Panik, man könnte ihn in einer Verteidigungsposition sehen. Er wird gezwungen, sich einen neuen Schutz zu suchen.

Wenn Bräuninger bei einem Plädoyer ebenso hochtrabend schwadroniert hätte wie gerade, würde der Richter den Klienten lebenslang einbuchten, auch wenn dieser nur eine Katze überfahren hätte.
Dieser Satz bremst die Lesegeschwindigkeit. Aber ob das ein Fehler ist? Dass Bräuninger Anwalt ist, kommt erst später, ist aber wohl zum Verständnis wichtig.
Übrigens: Was bedeutet es, dass Brandl und Bräuninger mit Br anfangen?
Das Bergwerk als literarischer Ort des Unbewussten, des Negativen, der Hölle bzw. des Weges zur Hölle. Gute Idee, dieses klassisch-romantische Motiv zu nehmen. Es bedeutet in der Literatur meist einen Ort seelischer, negativer Vorgänge; manchmal auch verknüpft mit dem Finden des Glücks: Reichtum (Edelsteine).

Die Bescheidenheit ist eine Eigenschaft, die vom Bewusstsein der eigenen Macht herrührt, wie mal einer dieser Pinselschwinger gesagt hat.
Ein schöner Satz (von wem?).Welche Rolle spielt dieser Satz zum Verständnis der Geschichte? Meint er, dass mit der Heldentat (Macht) Brandl sich bescheiden geben (=spielen) kann?
bei der ich im Goldenen Buch der Stadt unterschreiben dürfe.
Trägt man sich nicht dort ein?

Ich denke eher, dass das Präsens eher ein Problem darstellt. Also das mit der Ich-Perspektive habe ich schon bewusst gewählt, weil ich das einfach mag. Aber du hast natürlich recht. Ich dachte, durch Präsens und einfache Vergangenheit könnte ich das auf zwei Ebenen gut erzählen.
Beim Icherzähler sehe ich das Problem, dass seine Erzählsituation klar sein muss (Rahmen). Wo, warum, wem erzählt er. Sonst bleibt die Erzählung in der Luft hängen. „Ich bin Insasse einer Heil- und Pflegeanstalt“ (Blechtrommel).
Der ganze Rettungsteil ist außerordentlich spannend und gut geschrieben. Dort kommt die Situation klar zum Ausdruck, dass Brandl zu erschöpft war, um Erste Hilfe zu leisten.
Ich frage mich, ob es die Polizei braucht. Es hat so etwas von einem vom Publikum gewünschten Gerechtigkeitsritual an sich.
Man könnte das ja so machen, dass der Direktor am Schluss ganz privat fragt, was es mit dem und dem zu tun hat. Sodass klar wird, dass Brandl ein Verbrecher ist.
Eine sehr anregende Geschichte hast du geschrieben, vieldeutig, komplex, tiefgründig. Ein guter Stoff zum Nachdenken.
Fröhliche Grüße
Wilhelm

 

Hallo Asterix,

Was folgt, ist ein unterhaltsamer Krimi mit einer überraschenden Wende.
Es freut mich sehr, dass dich dieser kleine Text unterhalten konnte, obwohl dir die Logikfehler nicht entgangen sind.

Ich muss gestehen, ich hatte noch nie etwas vom Pferdefuß gehört, aber die wird nicht mehr vergessen. Ist ne tolle Redewendung und zutreffend. Gut jedenfalls, dass er dich nicht vergrault hat. Ich frage mich oft, ob ein Kommissar sich wohl am Sonntag Abend den Tatort anschaut? Ob der die Unterhaltung genießen oder nur ständig mit dem Kopf schütteln würde? Wenn zb mal wieder ein Kommissar mit gezogener Waffe ein Gebäude stürmt. Gefahr in Verzug, keineswegs. Das SEK verständigen ... Wieso denn? Er ist doch ein harter Hund!

Aber der Regieseur würde sich zu verteidigen wissen: "Wo bliebe denn da die Spannung, wenn der Protagonist keinen Einfluss mehr auf die Geschichte nimmt?"
Ich gebe zu: in dieser Hinsicht war ich recherchefaul. Ich habe bestimmt einen halben Tag damit zugebracht, mir Eckdaten zu Bergwerken und Sprengstoff zusammenzutragen, denn von beiden hatte ich vor der Geschichte so gut wie keine Ahnung. Aber bei der Polizeiarbeit habe ich nicht groß Aufwand betrieben. Da will ich mich gar nicht aus der Affäre ziehen.
Aber ich hatte hier nur den Spannungsbogen im Kopf. Die Schuld sollte sich im Laufe der Vernehmung zuspitzen.

»Benjamin Falk. Kennen Sie diesen Namen?«, fragt Saltzer
Schon die Eröffnungsfrage ist zumindest suspekt.
Suspekt, ja. Aber sie zwingt Dieter gleich in eine defensive Haltung. Er muss sich verteidigen. Er ist empört, diese Frage gestellt zu bekommen, da dieser Name wahrscheinlich pausenlos gegen die abgesperrte Tür im Hinterzimmer seines Gehirns hämmert. An diesen Tag glaubte er, die Erinnerung endlich abwerfen zu können, aber die Polizisten bringen sie mit einem Schlag zurück, so forsch, dass Dieter sich überrumpelt fühlt, was Saltzer auch so geplant hat.

Auf Saltzers Schoß liegt ein Aufnahmegerät kaum größer als ein USB-Stick. Er hat mich gefragt, ob er es einschalten dürfe, da es sich lediglich um eine Befragung und kein Verhör handle.
Heutzutage wird nicht mehr verhört, sondern vernommen.
Das wird geändert. Danke für die Belehrungen. Auch wenn ich nicht alles ändern werde, lese ich mich noch genauer in das Thema ein. Ich plane derzeit ein etwas längeres Krimiprojekt. Dabei werde ich mich expliziter mit der Polizeiarbeit auseinandersetzen.

Freundliche Grüße

Hacke

 

Hallo Wilhelm,

war toll, deine Meinung dazu zu hören, ebenso deine Deutungen.
Wie hier:

Es geht hier um die Überkompensation eines Minderwertigkeitskomplexes. Im Bergwerk spielte seine Hässlichkeit keine Rolle: In der Nacht sind alle Katzen grau. Gerade am Tag seiner Pensionierung, der ihm sein Lebensversteck nimmt und ihn dorthin bringt, wohin er nie wollte, ins Licht, das das Hässliche bestrahlt. Jetzt braucht er einen neuen Schutz: die Menschen, die ihn feiern, die Berühmtheit.
Diese Intention trifft genau ins Schwarze!

So gesehen ist Herostratos nicht ganz vergleichbar. Wäre er ein Herostrat, hätte er keinesfalls bis 63 gewartet. In dem Alter klingt Geltungssucht eher ab. Die Berühmtheitsgier blüht früher.
Den Einwand kann ich gut nachvollziehen. Ich habe mir diese Frage auch gestellt. Ein ausschlaggebender Punkt, der mich wahrscheinlich im Ansatz dazu verleitet hat, diese Geschichte zu schreiben, war eine Reportage über alte Herren, die gerade in den Ruhestand entlassen worden sind. Für viele - besonders für die, die sich am meisten durch ihren Job identifiziert haben - ist das verdammt schwer, loszulassen. Ob das für so eine Tat ausreicht? Vielleicht, denke ich, und ein Vielleicht reicht mir hier. Ich konnte es mir vorstellen. Dem einen ist das Motiv nicht schlüssig, dem anderen eben schon. Am Ende muss der Leser entscheiden. Ich bin glücklich, wenn er das Handeln der Akteure als glaubwürdig ansieht. Natürlich ist es auch meine Aufgabe, es so zu machen, dass sie sich richtig entscheiden.

Die Bescheidenheit ist eine Eigenschaft, die vom Bewusstsein der eigenen Macht herrührt, wie mal einer dieser Pinselschwinger gesagt hat.
Ein schöner Satz (von wem?).Welche Rolle spielt dieser Satz zum Verständnis der Geschichte? Meint er, dass mit der Heldentat (Macht) Brandl sich bescheiden geben (=spielen) kann?

Der stammt von Paul Cézanne. Und du hast schon recht. Dadurch, dass die Leute in dieser Runde zu ihm aufsehen, das verleiht ihm natürlich Macht und er ist sich dessen bewusst und will sie geschickt ausspielen. Natürlich hätte ich den Paul gleich nennen können, aber ich dachte da an mich. Ich kann mir oft irgendwelche Zitate merken, aber nie von wem sie stammen. Dieses Laster habe ich ganz dreist auf Dieter übertragen.

Dieser Satz bremst die Lesegeschwindigkeit. Aber ob das ein Fehler ist?
7
Ein flottes Tempo war mir hier wichtig. Deshalb hab ich den Satz gestrichen.

bei der ich im Goldenen Buch der Stadt unterschreiben dürfe.
Trägt man sich nicht dort ein?
Ich könnte schören, ich hätte das schon geändert. Na ja, jetzt jedenfalls!

Beim Icherzähler sehe ich das Problem, dass seine Erzählsituation klar sein muss (Rahmen). Wo, warum, wem erzählt er.
Ja, das stimmt wohl. Aber mit diesem Rahmen geht man auch ein Schwierigkeit ein. Man darf den Leser nicht aus der Geschichte werfen. Natürlich könnte Dieter die Geschichte seinen Zellenpartner oder einen Psychologen erzählen, aber dadurch würde der Thrill-Faktor nicht so dolle sein.

dass der Direktor am Schluss ganz privat fragt, was es mit dem und dem zu tun hat. Sodass klar wird, dass Brandl ein Verbrecher ist.
So hätte man das auch aufziehen können, natürlich. Eine gute Idee.

Eine sehr anregende Geschichte hast du geschrieben, vieldeutig, komplex, tiefgründig. Ein guter Stoff zum Nachdenken.
Das könnte ich mir sofort ausdrucken und einrahmen. Sehr lieben Dank!

Und Grüße

Hacke

 

Hallo Hacke

In den vergangenen Wochen habe ich die Geschichte mehrmals angelesen, doch stets zu früh abgebrochen, wie ich nun beim Lesen in einem Zug bemerkte. Die Spannung trat mir in dem Moment auf, als die Handlung im Stollen begann.

Die Idee ist gut gewählt, auch die Ereignisse kumulieren sich glaubhaft und sind eloquent vorgetragen. Nur bei einem Punkt blieben mir Zweifel, nämlich dem Motiv der Polizisten, den Protagonisten zu verdächtigen. Ein Fernbleiben am Begräbnis des kleinen Jungen scheint mir unzulänglich, einen solchen Verdacht zu hegen. Gut, da sind noch die Spuren, welche gesichert wurden. Ich hätte mir da aber noch ein stärkeres Indiz vorstellen können, das sie auf seine Spur brachten. Da mir kriminalistische Logik abgeht, kann ich allerdings auch nicht sagen, was das sein könnte. Denkbar wäre vielleicht eine unbedachte Bemerkung, die er schon vor Längerem Mal gegenüber der Firma machte, und an die sich jemand wieder erinnerte.

Es war mir der Wert die Geschichte zu lesen, die Hemmschwelle zu überwinden, die ich bis anhin gegenüber der Einleitung hatte. Das Attribut Spannung bestätigte sich vollends.

Noch hinweisend ein paar Kleinigkeiten, die mir im Lesefluss ein Zögern verursachten:

»Danke. Ich bin froh, dass sie alle hier sind.«

Wörtliche Rede ans Publikum bedingt doch wohl das Personalpronomen in der Höflichkeitsform: Sie

Er hält kurz inne. Sein Vater hat so viel von mir gehalten,

An solchen Stellen, bei denen ein Wechsel zwischen Erzählstimme [erster Satz] und den Gedanken des Protagonisten [zweiter Satz] wechselt, würde eine Zeilenschaltung mir kein Zögern beim Lesen bewirken. So aber musste ich kurz zuordnen, wessen Gedanken oder Worte es sind.

Jedes Wort ist nicht groß genug für das, was sie getan haben.«

Das „groß“ dünkt mich den Sinn dieser Aussage, zu wenig treffend zu formulieren. Natürlich kann es sein, dass der Wortschatz der Frau dieser Situation nicht gewachsen ist, ihr das richtige Wort nicht einfällt. Dennoch würde ich ihr zugestehen, dass sie sich darauf vorbereitete, ihm ihren persönlichen Dank auszusprechen, etwa so: Jedes Wort ist nicht Ausdruck genug für das, was Sie getan haben.«

Die Kinder sahen abgekämpft aus.

In dieser Form kann dies nicht stimmig sein, da es unter dem Boot ja dunkel sein muss. Vielleicht: Die Kinder mussten abgekämpft sein.

Also, der Unterhaltungswert kam mir zum Tragen.

Schöne Grüsse

Anakreon

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Anakreon,

ich kann mich noch eine deine Geschichte "Retuschen an der Schöpfung" erinnern. Da hat von Anfang bis Ende die Luft gebrannt. Hier - das haben ja schon einige vor dir erwähnt - ist der Mittelteil das Glanzlicht. Einige fanden auch das Ende mit der Vernehmung anregend. Ja,der Einstieg ist ein Problem, das merke ich. Der erste Satz konnte noch Neugier wecken, was dann kommt, ist allerdings etwas zu lang. Das Problem ist einfach, dass man an einen Text, der verspricht ein Krimi zu sein, ganz anders herangeht. Als Alltagsgeschichte hätten die Leser vllt eine andere Erwartungshaltung und würden das eher anerkennen. Es freut mich aber sehr, dass du dich doch dazu durchringen konntest, weiter zu lesen und auch noch auf deine Kosten gekommen bist.

Die Idee ist gut gewählt, auch die Ereignisse kumulieren sich glaubhaft und sind eloquent vorgetragen. Nur bei einem Punkt blieben mir Zweifel, nämlich dem Motiv der Polizisten, den Protagonisten zu verdächtigen.
Danke. Und, ja, das wurde schon von einen Vorgänger erwähnt. Ich verstehe auch das Problem. Klar, die Beweislage ist alles andere als erdrückend. Aber es reicht zweifellos, um ihn zum Hauptverdächtigen zu machen. Die Beamten wollen ihn hier etwas auf den Zahn fühlen und erreichen, dass er einknickt, was er dann ja auch tut. Dass das in der Praxis anders aussieht, ist mir bewusst. In Zukunft werde ich auch im Bereich Polizeiarbeit mehr Recherche betreiben.

Ich danke dir für die Anmerkungen, habe sie ausgemerzt. Bei den Personalpronomen bin ich mir sicher, dass ich das schon korrigiert hatte. Da muss ich besser aufpassen ...

Grüße
Hacke

 

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