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Alte Freunde

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10.02.2000
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Alte Freunde

»Und Sie sind sich sicher, dass Sie wieder hierher ziehen möchten?«
Immobilienmaklergesichter schienen auf der ganzen Welt identisch zu sein. Mein Gegenüber war da keine Ausnahme. Glatt war das Adjektiv, das passte.
»Gäbe es da von Ihrer Seite Einwände?«, fragte ich ihn.
Er hob beide Hände und wedelte beschwichtigend.
»Nein, nein … ich meine nur, weil Sie ja aus Süddeutschland kommen. Da ist das Wetter doch meist viel besser. Und das Oberbergische ist doch ein einziges Regenloch.«
Ich nickte ihm zu.
»Da haben Sie sicher Recht. Aber in meinem Alter macht mir Regen nicht mehr so viel aus.«
»Klar, ich kenne das auch von mir. Da wird man ruhiger, nimmt nicht mehr alles so ernst, nicht wahr?«
Ich musste grinsen, weil mir eine nette Antwort dazu einfiel, aber ich behielt sie für mich.
»Was können Sie mir denn nun als endgültigen Preis nennen? Die 185.000 Euro können Sie vergessen. Mal abgesehen von einer altertümlichen Ölheizung und der nicht vorhandenen Isolierung, werde ich sicher noch knapp 20.000 Euro in die Erneuerung der Fenster stecken müssen.«
Ich zog beide Augenbrauen hoch und fixierte sein glattes Gesicht.
»Äh …«
»Eine gute Reaktion. Weil ich ja ein kulanter Mensch bin, schlage ich Ihnen 150.000 vor. Morgen mit dem Koffer auf ihrem Schreibtisch.«
»Äh … okay, okay, okay. Gut. Überredet …«
»Dafür lassen Sie mir jetzt einen der Schlüssel da, ich unterschreibe sofort und werde gleich morgen früh das Geld vorbei bringen. Da die Besitzerin Ihnen ja Vollmacht erteilt hat, bekommen wir das schnell über die Bühne. Nicht wahr?«
Ich zog einen Umschlag aus meiner Jackettasche und hob ihn vor sein Gesicht.
»Eine kleine Anzahlung, 20.000, plus Provision für ihre Mühe. Die muss ja nirgendwo auftauchen, wenn sie mir jetzt quittieren.«
Er strahlte wie ein Honigkuchenpferd.
»Aber nein, natürlich, Moment, ich werde gleich den Vertrag anpassen und ihnen eine Quittung ausstellen.«
Mir war sein Name schon wieder entfallen, aber der Glatte setzte sich auf die alte Eckbank und änderte den Vertrag an seinem Notebook, druckte ihn auf dem mobilen Drucker aus und quittierte mir die 20.000 Euro. Ich las den Kaufvertrag noch einmal durch und unterschrieb Original und Kopie.
»In Ordnung, Herr …«
»Weidenfels.«
»… Herr Weidenfels. Heute ist Donnerstag. Morgen früh um zehn bin ich bei ihnen. Danach gehen wir noch zusammen auf das Grundbuchamt. Als Zeuge, aber keine Sorge, diese Dienstleistung müssen sie natürlich nicht umsonst erbringen.«
Meine Güte, wie er strahlte. Offenbar hatte ich ihm nicht nur den Tag gerettet, nein, mindestens noch den Rest des Monats.
»Danke, Herr Konstantin. Also … es war mir wirklich eine Ehre, mit ihnen Geschäfte machen zu dürfen.«
Seine aalglatte Hand erschien prompt vor meiner Krawattenspitze. Ich packte sie, und das Gefühl von feuchter Seife stellte sich sofort ein.
»Ganz meinerseits, Herr Weidenfels. Ich werde sie unbedingt weiterempfehlen.«
Wurde er etwa rot? Der Blutdruck?
»Danke, danke … also, ja, hier der Schlüssel.«
Ich nahm ihn entgegen und wies ihm den Weg zur Tür. Es nieselte. Kein Wunder, in diesem Regenloch. Weidenfels stieg in seinen Ford Mondeo und brauste davon. Ich stand im Türrahmen und besah mir den Himmel. Einfarbiges Grau.

*​

Nun bin ich also wieder hier, dachte ich und ging aus dem Haus, schloss sorgfältig ab, zog die Kapuze der Regenjacke über den Kopf und machte mich auf den Weg. Vor 34 Jahren verließen meine Eltern und ich diesen kleinen Ort im Oberbergischen, zwischen Gummersbach und Wiehl gelegen. Ein halbes Leben für manche unter uns. Ich marschierte auf die einzige Kirche zu im Ort, eine evangelische, die auf einer Anhöhe neben der Hauptstraße stand und heute genau so verlassen auf mich wirkte, wie vor 34 Jahren. Es ist nicht übertrieben, wenn ich sage, dass der Pfarrer damals die Hölle war. Ein widerlicher Sadist, voller hässlicher Worte für alles, was nicht so sein konnte oder wollte, wie er. Wir Jungs steigerten jedoch seine Hölle, indem wir ihn spüren ließen, was es hieß, geknechtet zu werden.

Als ich rechts abbog, die Dorfstraße hinunter, fiel mein Blick auf die Häuser links und rechts. Einfamilienhäuser, wie die meisten hier. So gebaut, dass die Keller nur einige Zentimeter in den Boden eingelassen waren, außen weiß gekalkt, das Stockwerk darüber mit anthrazitfarbenen Schiefertafeln verkleidet. Ebenso die Dächer, mit Schiefer gedeckt. Bei Sonnenschein ein wunderschöner Anblick, aber der Nieselregen und der graue Einheitshimmel formten aus jedem dieser Häuser melancholische Inseln. Allerdings ohne ein Anzeichen von Leben darin. In keinem einzigen dieser Gebäude ahnte man weder Bewegung noch sonst einen Hauch von Leben. Nach etwa hundert Metern erreichte ich den ehemaligen Blumenladen, leer, bis auf Gerümpel. Daneben die Bäckerei. Sie war zwar beleuchtet, aber noch nicht mal eine Verkäuferin stand hinter der Theke. Ich setzte mich auf den Fenstersims des alten Blumenladens und schnäuzte meine Nase. Ein Auto fuhr vorbei, der Fahrer würdigte mich keines Blickes, fuhr einfach weiter durch den Nieselregen, über die Kuppe, und verschwand.

Ich erhob mich, und einer plötzlichen Eingebung folgend, bog ich nach der Bäckerei rechts ab und ging schnurstracks zum Haus meines damals besten Freundes. Ich wusste, dass er noch dort wohnte, das Haus von den Eltern übernommen hatte. Michael … ja, wir waren wie zusammengeschweißt. Es ging ein wenig den Berg hinab, um die Ecke, an der Telefonzelle vorbei, immer noch gelb, immer noch so vermufft wie damals. Die Telefonzelle, mittels der ich meine erste Beziehung per Telefongespräch beendete. Dann stand ich vor Michaels Haus und ließ in Ruhe meinen Blick umherschweifen. Die schmale Straße, hinter mir die kleine Weide, auf der die eine oder andere Kuh von uns geärgert wurde, links vom Haus war das damals freie Grundstück belegt mit einer Art Wasserspeicher. So vermutete ich jedenfalls. Halb in den Hang hinein gebaut, mit einer Grasdecke darüber. Ich machte ein paar Schritte auf den Jägerzaun zu und klingelte. Dort wo früher die Küche lag, brannte Licht. Kurz erschien der Schatten eines Gesichtes, dann öffnete sich die Haustür. Ich ging den schmalen Plattenweg bis zur Tür. Aus dem schemenhaften Oval schälten sich beim Näherkommen immer mehr bekannte Züge heraus.

»Heinrich?«
Ich grinste ihn an.
»Ja, Michael. Ich bin’s.«
»Meine Güte …«
»Nur kein Aufstand, Michel, ich bin es nur.«
»Komm rein, schnell. Es regnet doch.«
Der Boden immer noch Marmor aus dem Baumarkt. Sehr sauber und sehr glänzend. Ich zog mir die Schuhe von den Füßen und suchte eine Fußmatte.
»Ach, stell sie einfach irgendwo hin.«
Das tat ich und folgte ihm in die Küche. Dieselbe Einrichtung wie in den Siebzigern.
»Nimm Platz, setz dich.«
Immerhin zwei quasi-moderne Stühle aus hellem Kiefernholz und den entsprechenden Tisch dazu gab es, völlig unpassend zu den kirschrot furnierten Einbauschränken.
»Hat sich nicht viel verändert hier.«
Er nahm zwei Gläser aus einem Hängeschrank.
»Wo? Hier in der Küche? Oder im Dorf?«
»Überhaupt, meine ich. Hier drin und im Dorf.«
»Saft oder lieber ein Kölsch?«
»Was für ein Kölsch haste denn auf Lager?«
»Reissdorf oder Erzquell?«
»Lieber ein Reissdorf. Ich trink aus der Flasche. Mach dir keine Mühe mit einem Glas.«
Michael lächelte leicht, fast unmerklich, griff zwei Flaschen aus dem Kühlschrank, in dem ich einem schnellen Blick folgend kaum etwas anderes entdeckte als Flaschen, und stellte sie auf den Tisch.
»Ja, weißt du, das mit dem Dorf, das ist eine seltsame Sache. Immer mehr Menschen ziehen weg von hier …«
»… und die Alten sterben. Ist ja wie überall auf dem Land«, beendete ich seinen Satz.
Er öffnete das Bier, schmiss die Kronkorken in den Müll und räumte den Öffner in die Schublade.
»Ach, wenn es nur das wäre …«

»Prost, Michel!«
»Prost, Heinrich.«
Wir ließen es in die Kehlen laufen. Als ich absetzte, weil ich nicht mehr der Biertrinker von damals war, trank Michael immer noch, zog seine Flasche leer wie ein Baby die Muttermilch.
»Junge, Junge, du hast es nicht verlernt, was?«
»Bleibt ja nicht viel, oder?«
Ich betrachtete ihn genau. Wo war der alte Michael? Die Gesichtszüge von damals, das ewig schelmische Grinsen, die blitzenden blauen Augen. Immer, aber auch wirklich immer, einen Streich der etwas fieseren Art in petto. Er hatte Recht. Es war nicht viel übrig. Die bleiche Haut, das Fahle in seinen Pupillen, dann noch eine Neonröhre an der Decke. Wer hängte sich schon Neonlicht über den Küchentisch?
»Ich zieh wieder her, Michel. Hoch in die Endertstraße. Ich habe vorhin das Haus vom alten Förster gekauft. Was meinst du dazu?«
Er stellte seine Flasche etwas zu laut auf den Tisch, als hätte ihn auf den letzten zehn Zentimetern die Kraft verlassen. Entsetzt starrte er mich an.
»Was? Warum?«
»Wie warum?«
»Ja, aber .. ich dachte du hättest ein Haus da unten im Süden … wo war das?«
»Tübingen.«
»Ja, genau. Hattest du nicht Familie?«
»Die Kinder sind aus dem Haus, ich bin seit drei Jahren geschieden, hab keine finanziellen Sorgen … mir geht es gut, Michel! Mensch, du Sauertopf! Man könnte ja grad meinen, du hättest eine Armee von Gespenstern gesehen. Ich dachte, du freust dich?«

Er schwieg und holte sich noch eine Flasche aus dem Kühlschrank.
»Aber alle sind tot, Heinrich. Was willst du denn hier? Haben sie euch denn nicht damals rausgeekelt? Wegen irgend so ner Diebstahlskacke? Erinnerst du dich nicht mehr?«
»Das ist doch ein halbes Leben her, Michel. Wer von den Idioten lebt denn heute noch?«
Er schien zu überlegen.
»Keiner mehr, glaube ich. Sie sind alle tot.«
»Na also! Komm, ich bitte dich! Warum ewig die alten Wunden offen halten? Das interessiert heute keinen mehr. Wir beide hatten doch eine gute Zeit, oder?«
»Ja, die hatten wir wirklich.«
Ohne ersichtlichen Grund stand er auf und ging aus der Küche. Ich begann mich zu fragen, ob das eine so gute Idee war, dieses Haus zu kaufen und umziehen zu wollen. Aber ich wollte mir diese Freiheit nicht einfach so verderben lassen. Vielleicht brauchte er einfach seine Zeit. Ich nahm einen tiefen Schluck und ging ihm hinterher, durch den Flur, voll der alten Ölgemälde von röhrenden Hirschen links und rechts hängend, so alt wie dieses Haus. Ich fuhr mit dem Finger über einen Rahmen. Perfekt sauber.
»Wo bist du denn?«
»Hier, im Wohnzimmer.«

Michael stand vor einem, in einen goldenen Rahmen gefassten, Foto, das Passepartout so abgrundtief hässlich, dass es mich an nordkoreanische Pop-Art erinnerte. Auf dem Bild erkannte ich seine Eltern, und seine große Schwester. Sie war ein Jahr älter als er. Michael starrte darauf, drehte sich weg, als ich bei ihm war, und stellte sich vor die große Scheibe.
»Hier hat sich absolut nichts verändert, in diesem Haus. Hast du nicht mal an neue Möbel gedacht? Wann hast du es denn übernommen?«
»Mama und Papa sind vor zwanzig Jahren schon gestorben. Stell dir vor, ein paar Tage nacheinander. Erst Mama, dann Papa … als wären sie aneinander gekettet gewesen.«
»Und wo lebt deine Schwester? Was ist mit ihr heute?«
»Sie ist ebenso tot. Genau wie alle anderen. Hat sich zwei Jahre vor dem Tod meiner Eltern umgebracht.«

Ich stellte mich neben ihn, unschlüssig, ob ich den Arm um seine Schulter legen sollte. So wie früher, als es gegen die Belker-Brüder ging, auf den Straßen dort draußen, wir gegen sie. Michael und ich, im Schulterschluss. Aus einem Reflex heraus tat ich es und erschrak, als mein Handgelenk seinen kalten Nacken berührte. Einen eiskalten Nacken.
»Ich hab das nicht gewusst, mit deiner Schwester. Tut mir sehr leid. Ich mochte sie sehr gern. Warum hast du dich denn damals nicht gemeldet. Du wusstest doch, wo ich wohne.«
»Hast du dich je gemeldet?«, stellte er mir die Gegenfrage.
Ich senkte den Kopf.
»Nein. Natürlich nicht. Ich war einfach …«
»Komm, ich will dir etwas zeigen. Das bin ich dir schuldig, wenn du hierher ziehen möchtest.«
Er wand sich unter meinem Arm, drehte sich und ging den Weg zur Kellertreppe. Ich folgte ihm, hinunter in den Raum, in dem wir früher an unseren Fahrrädern schraubten. Bild auf Bild purzelte durch meine Erinnerung. Ein Knopfdruck auf einen Schalter an der Wand, und das Garagentor öffnete sich. Dann standen wir im Hof, der tief in den Hang gegraben war, direkt neben dem, was ich für einen Wasserspeicher hielt. Am Ende des Hangeinschnittes gab es eine Tür in diesen grasüberwachsenen Hügel. Michael ging darauf zu.
»Was machst du? Ist das nicht so ein Wasserbehälter für den Wasserdruck?«
»Nein, nein. das habe ich mir mal gebaut, so als Party-Keller. Irgendwann habe ich es dann umfunktioniert.«
Er öffnete eine Art Werkstatttür. Dahinter ein kleiner Vorraum und eine weitere, sehr große Tür aus Edelstahl, fast ein kleines Tor, wie man sie von großen Kühlräumen kannte.

»Ganz schöner Aufwand, für einen Partykeller.«
»Schließ die Tür hinter dir«, bat er mich.
Als die Außentür ins Schloss fiel, ging eine Lampe an und es klackte in der Edelstahlkonstruktion. Michael drehte an einem Flügelhebel und öffnete seinen Partykeller.
»Komm, Heinrich.«
Der Boden war ausgelegt mit einem violetten Kunstfaserteppich, die Wände waren gelb gestrichen. Ich schüttelte den Kopf. Geschmacksverirrungen gab es ja viele auf dieser Welt, aber das hier war lächerlich. Ein kahler Flur, gelb, mit violettem Teppich. Und einer grünlich leuchtenden Neonröhre. Michael drehte sich zu mir um und lächelte. Ich erschrak. Dann klackte es hinter mir. Ich wusste, dass das Edelstahltor zu war, da musste ich mich nicht mal umdrehen. Was mich jedoch frösteln ließ, war das Spiel der Farben in Michaels eh schon bleichem Gesicht.
»Ich hab das für dich getan. Weißt du das?«
»Für mich? Was denn?«
»Komm.«
Er ging den Flur entlang, zwei Meter etwa, und bog nach rechts ums Eck. Ich folgte ihm. Allerdings nur, weil ich zehn Jahre meines Lebens fast ausschließlich mit ihm verbracht hatte und da noch Vertrauen in meiner Erinnerung steckte.

Als ich ebenfalls um die Ecke ging, stolperte ich über einen Kopf. Hastig sah ich zu Boden und meinte zuerst, einen Modellkopf der Friseur-Innung zu erkennen, aber bei näherem Hinsehen … als ich mich nach unten beugte … erkannte ich den damaligen Ortsbürgermeister. Ich wusste nicht genau, ob ich vor Schreck schreien sollte oder einfach nur weiter gehen. Dann schob sich plötzlich eine Zunge, dessen Zunge, zwischen den blassblauen Lippen heraus, leckte über den Teppich, er zog die Luft ein, als würde gleich Spucke aus dem Mund laufen. Wie magnetisch angezogen, streckte ich meine Hand aus, immer weiter, meine Finger kurz vor seiner Schläfe, knapp vor seinem Ohr, den kurzen Halsstumpf hinab. Fasziniert musterte ich den absolut glatten Schnitt, wie mit Plexiglas abgedeckt, einen Halswirbel, die beiden Schlagadern, senkte meine Finger weiter. Dann blinzelten seine beiden Lider plötzlich und er röchelte kurz. Ich schien aus einem Traum zu erwachen und fuhr schreiend hoch. Das Adrenalin beherrschte meinen Körper wie Idi Amin seine Totschläger.

»Michael!«, rief ich in den Flur. Keine Antwort.
Ich rannte zum Edelstahltor. Verschlossen. Nirgendwo ein Riegel, kein Knopf. Nichts. Mir blieb nur der Weg nach innen. Zu Michael. Der musste mich rauslassen. Also wieder rein, um den Kopf herum, die leckende Zunge. Ich spähte nach rechts, den Gang entlang, zahlreiche türlose Öffnungen in Räume und der Gang ohne ein erkennbares Ende.
»Michael! Verdammt! Wo bist du!«
Nichts. Mein Herz pumpte an Blut durch mich, was nur möglich war, ohne zu kollabieren. Die erste Öffnung rechts. Nur ein leerer Raum. Links, nichts, leer. Als ich meinen Kopf aus dem Raum zurückzog, sah ich im Augenwinkel jemanden stehen, kleiner als ich. Für eine Sekunde schloss ich meine Augen und wollte beten, ließ es aber dann sein. Ich drehte mich. Ein Gerippe, Knochen, mit brauner Haut überzogen, vertrocknetes Fleisch. Aber in seinen tief im Schädel sitzenden Augen ein stiller Schrei nach Hilfe, nach Erlösung. Dann kippte er wie von der Axt gefällt in den Flur und ich sah, dass jemand das obere Drittel seines Schädels sauber abgetrennt hatte und eine geleeartige Flüssigkeit auslief, wie ein mit Wasser gefüllter Luftballon. Sie zerfloss nicht, sondern formte sich nach dem Untergrund.
»Michael!«, schrie ich, so laut ich vermochte.

Nichts. Weiter, Heinrich! Du musst weiter! Ich sprang über dieses Etwas, schaute vorsichtig in die Räume links und rechts, nichts! Ein gottverdammtes Nichts. Wie ein Stachel schob sich eine Erkenntnis in mein Bewusstsein. Irritiert drehte ich mich um. Der Gang! Er zweigte nach rechts, in den Hügel hinein. Nicht nach links, zu dem Ausgang, den man von der Straße sah. Wie weit war ich schon gelaufen? Ich rannte zurück, aber das Ende kam nicht. Öffnungen, linke Wand, rechte Wand. Wo war das Gerippe? Kein Eck mehr und auch nicht der Kopf. Stattdessen plötzlich kahler Betonboden, weiße Wände. Auf dem Boden verteilt eine Unmenge an spitzen Gegenständen. Ich ging in die Hocke und nahm eines in die Hand. Haare? Vor allem aber noch mit den Wurzeln dran. Mit Haarspray stabilisierte Haare samt Wurzeln. Derjenige musste wie ein Igel ausgesehen haben. Und auf dem Beton lagen unzählige dieser Haarstacheln. Langsam folgte ich der Haarspur, und fand, was ich befürchtet hatte, aber es war anders, als erwartet.

Als ich den hellen Raum betrat, fiel mein Blick auf den Tisch, zwei Stühle, jeweils an den Stirnseiten einer, auf dem hinteren Michaels Schwester. Ich erkannte sie sofort, und auch dass sie tot war, schon seit sehr langer Zeit. Trotzdem sah sie mich an, mit leeren Augenhöhlen, die jeder Bewegung folgten. Ich setzte mich ihr gegenüber. Ihre Kopfhaut war eine blutende Wüstenei aus herausgestochenen Haarbündeln.
»Hallo Andrea«, begann ich vorsichtig. »Lange nicht mehr gesehen.«
Ihre blassen Lippen verzogen sich ruckartig ein ganz klein wenig. Die hellen Nägel auf den marmorierten Fingern zitterten leicht, als kämen die Worte einfach nicht aus ihr heraus.
»Ich habe Michael aus den Augen verloren. Hast du ihn gesehen?«
Konnte man in leeren Augenhöhlen eine Reaktion erkennen? Ich hatte für einen Moment geglaubt, sie würden weinen oder leuchten. In dem Blau, das sie einst beherbergten.
»Ich kann immer noch sehen, wie schön du damals warst. Und wie eifersüchtig dein Bruder über dich gewacht hat. Erinnerst du dich?«

Andreas Arm streckte sich, langsam, die kalte Haut riss an den Gelenken, es klang wie sanft zerreißendes Papier, mehr und mehr davon, je weiter sich der Arm streckte, immer mir entgegen.
»Erinnerst du dich an den Brief, den du mir geschrieben hast Der in unserem Briefkasten lag? Kurz bevor ich von hier weggezogen bin? An diese Zeilen, voll mit Liebe und heißem Blut geschrieben? Ich wusste nicht, dass du so tief und ohne Erlösung in mich verliebt warst. Ich ahnte, er könnte von dir sein. Aber nicht mal einen Namen hast du drunter geschrieben oder meinen Namen erwähnt. Warum? Hast du dich nicht getraut? Nur an deiner Schrift hab ich gesehen, dass er von dir ist.«
Ihr Arm war nun vollkommen gestreckt. Etwas großes riss unter dieser bleichen Haut, die Hand senkte sich langsam Richtung Tisch. Schnell fing ich sie auf. Aus einem Reflex heraus. Als ich ihn berührte und halten wollte, zerfiel die Hand zu Staub, der Unterarm, dann der Körper. Nichts blieb mehr von ihr. Nur Asche. Staub.

»Nicht nur sie erinnert sich an diesen Brief.«
Eis fuhr in meine Knochen. Ruckartig kam ich hoch und drehte mich um. Michael, blasser als je zuvor. Die Stimme eisiger, als jede vom Universum je erschaffene Kälte.
»Auch ich erinnere mich an diesen Brief. Du bist weg. Und hast ihr den Brief wieder zurückgeschickt. Nicht wahr? Und du hattest keine Ahnung, was du damit ausgelöst hast. Alle hast du verlassen. Alle, denen du etwas bedeutet hast. Weißt du, was danach hier übrig blieb?«
»Hier war schon zuvor nichts, Michael. Nie. Nicht in all den Jahren.«
Er kam an den Tisch, wischte den Staub, der mal seine Schwester war, mit einem Wisch von der Sitzfläche und setzte sich.
»Komm, Heinrich. Setz dich.«
Ich tat ihm den Gefallen.
»Hier hast du nicht zufällig was zu trinken, oder?«
Er reagierte nicht, nur sein Blick wurde um eine Spur kälter.

»Was ist das alles für krankes Zeug hier drin?«
»Dieses kranke Zeug hier wird deine Zukunft sein.«
»Meine Zukunft? Was redest du da für einen Mist?«
Aus dem Dunkel des Flurs hinter Michael drang ein Schaben und Wetzen herüber.
»Weißt du, was meine Schwester getan hat, nachdem sie diesen Brief zurück bekam?«
»Nein. Sag es mir.«
»Nichts. Sie hat nichts mehr getan.«
Das Schaben wurde lauter und ich versuchte an ihm vorbei etwas zu entdecken.
»Was meinst du mit „nichts“?«
»So, wie ich es sage. Bis sie abgehauen ist. Einfach weg. Als sie, völlig mit Drogen vollgepumpt, drei Jahre später wieder auftauchte, hat Mama sie gepflegt. Tag und Nacht. Wochen. Monate. Aber es half nichts. Dann ging sie anschaffen. Hier im Dorf. Und traf die Kumpels deines Vaters. Weißt du, warum ihr abgehauen seid? Weil dein Vater sie auffliegen lassen wollte. Allen voran den Pfarrer. Diese scheiß Kinderficker!«
Er schrie das letzte Wort wie irre aus sich heraus, hieb mit der Faust auf den Tisch und brach sich zwei Finger, die er mit der anderen Hand einfach abzog und in die Ecke warf.

»Auffliegen? Wen denn?!«
»Alle, die du hier drin siehst.«
»Willst du damit sagen, dass mein Vater an … ich will das gar nicht aussprechen … an diesem Scheiß beteiligt war?«
»Nein, aber er wusste es, und als er sie auffliegen lassen wollte, haben sie ihn erpresst.«
»Mit was denn, um Gottes Willen?!«
»Mit meiner Schwester.«
Ich schüttelte den Kopf und kniff für einen Moment meine Augen zusammen.
»Michael, bitte! Sag mir, was passiert ist.«
»Meine Schwester war nicht in dich verliebt, du Trottel. Sondern in deinen Vater. War ja auch ein verdammt hübscher Kerl, und charmant ohne Ende.«
Ich starrte ihn an. Dann stand ich abrupt auf. Und dabei entdeckte ich die Ursache der schabenden Geräusche. Es war der Pfarrer, der ohne seine Arme und einbeinig an der Wand entlang schrappte, auf seiner Brust ein fest genageltes Holzkreuz. Dieses Bild nahm mir meine ganze Wut, mein ganzes hochkochendes Aufbegehren gegen diese Lüge.

»Setz dich, Heinrich.«
Ich setzte mich. Keine Ahnung, wie lange ich dem Wahnsinn noch Widerstand leisten konnte. Ich spürte, wie meine Unterschenkel anfingen zu zittern. Willenloses Zittern.
»Sie hat ihm so viele Briefe geschrieben, und einige hat er diesen Arschlöchern gezeigt, wahrscheinlich beim Skat klopfen, beim Saufen, und eines Tages hat er ihr zurückgeschrieben. Ja, die Briefe hab ich heute noch. Sie haben sich sogar getroffen. Und immer, wenn er besoffen war, hat er damit geprahlt. Das wurde ihm zum Verhängnis. Das wurde euch zum Verhängnis. Meiner Schwester. Mir, weil du mein bester Freund warst. Mein einziger Freund. Und am Ende meinen Eltern.«
Er schwieg. Als der Pfarrer im Raum war und dort die Wand entlang schlich, den Blick irgendwohin gerichtet, stand Michael auf und schlug seine dreifingrige Hand mit unbändiger Wucht auf das Holzkreuz und trieb es ihm durch die Brust. Ein Teil von Michaels Hand blieb einfach im Brustkorb des Pfarrers stecken, der wie ein nasser Sack umfiel.

»Was willst du von mir? Und was ist das hier alles? Die Hölle?«
Er sah mich an und setzte sich wieder.
»Das ist mein Hass. Ich habe all das mit meinem Hass gebaut. Keine Ahnung, ob es die Hölle gibt. Den Flammenscheiß und die gehörnten Ziegenböcke. Dies ist mein Hass. Du wirst ihn ab jetzt mit dir herumtragen.«
»Aber warum, Michael? Ich konnte doch nichts dafür?«
»Waren wir Freunde?«
»Aber ja.«
»Nein. Niemals. Sonst wärst du gekommen, und hättest mich gerettet.«
»Ich …«
»Leb damit.«
Er stand auf und schlug mir die Reste seines Armes gegen die Schläfe. Ich versank in Dunkelheit.
Als ich wieder erwachte, spürte ich feinen Nieselregen auf meinem Gesicht, roch den Duft von Sauerampfer. Es fiel mir schwer, meine Augen zu öffnen, zwang mich förmlich dazu. Als ich es tat, sah ich nur den grauen Himmel über mir. So gut es ging, drehte ich den Kopf. Links erkannte ich Michaels Haus, rechts das der alten Frau Dacher, die damals schon achtzig war. Ruckartig richtete ich meinen Oberkörper auf und stellte überrascht fest, dass ich auf dem leeren Grundstück lag, auf dem ich zuvor den Wasserspeicher entdeckt hatte. Michaels Partykeller. Aber da war nichts. Also horchte ich in mich hinein und entdeckte diesen unbändigen Hass. Und eine maßlose Traurigkeit, die mir vorher fremd war. Ich sank wieder zurück, zwischen den Sauerampfer und weinte.

 

Mahlzeit!

Ja, heute Morgen wache ich auf und weiß, ich muss sofort an den PC und schreiben. Genau die Geschichte hab ich geträumt. Also hab ich mich gleich dran gesetzt. Jedwede Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Personen ist rein zufällig.

 

Hallö -

hehe :)
Die hat mir irgendwie gefallen.

Was ich richtig gut fand, waren die alte Inneneinrichtung beim Freund und die Neonröhren, vor allem in der Küche (die könnten ja teilweise auch noch flackern [ok, wär vermutlich bisschen viel Cliché] ;) )!

Ich packte sie, und das Gefühl von feuchter Seife stellte sich sofort ein.
Und dass der Makler so aalglatt war, hatte es auch in sich; vor allem, weil er ja so aus dem Häuschen geraten darf, wenn er Geld sieht.
Allerdings hat es mich ein wenig verwirrt, dass Heinrich ihm so viel Geld zuschiebt, nur um die Abwicklung zu beschleunigen - warum hat er es so eilig? Er kommt mir ein wenig getrieben vor, aber im Rest der Geschichte scheint davon für mich nichts mehr durch -.

Nur ne Kleinigkeit: Am Anfang bei den wörtl. Reden hast du die Höflichkeitsformen klein geschrieben und bei den Vergleichen vor als/wie gehört - soweit ich weiß - kein Komma; aber das ist nur was Kleines.
Und hier fehlt was bzw. ist zuviel:

Haben sie euch denn nicht damals aus rausgeekelt?

Entweder "von hier weggeekelt" oder "aus dem Ort rausgeekelt".

Aus einem Reflex heraus tat ich es und erschrak, als mein Handgelenk seinen kalten Nacken berührte. Einen eiskalten Nacken.
An der Stelle musste ich laut lachen - ein bisschen clichéhaft fand ichs ja schon, aber es passt gut zur Geschichte!
Die Sache mit dem Partykeller voller Leichen war nach dieser Stelle fast absehbar, aber trotzdem schön umgesetzt - fast ein bisschen gegruselt hats mich. Das Ende war dann überraschend - erst hats (für mich) fast die Richtung einer Zombiegeschichte oder so eingeschlagen (das abgelegene dunkle Dörfchen in der Pampa, in dem nie die Sonne scheint und kein Mensch mehr zu wohnen scheint) und ich hatte nicht mehr mit einem unvorhersehbaren Ende rechnen wollen, aber dann kam der Hass, der ja alles konservieren soll und auch sehr gut konserviert hat.

Und ich fand interessant, dass du den Leser im Dunklen lässt, wie die Dorfbewohner, die (un)tot im Hass vor sich hin siechen, tatsächlich in diesen Zustand gekommen sind bzw. dass du Michael überhaupt nicht drüber reden lässt. Klar, ist ja letztendlich mehr oder weniger lediglich Michaels und dann Heinrichs Einbildung, aber solche Bilder

Der Boden war ausgelegt mit einem violetten Kunstfaserteppich, die Wände waren gelb gestrichen. Ich schüttelte den Kopf. Geschmacksverirrungen gab es ja viele auf dieser Welt, aber das hier war lächerlich. Ein kahler Flur, gelb, mit violettem Teppich. Und einer grünlich leuchtenden Neonröhre.
[...]
Er schrie das letzte Wort wie irre aus sich heraus, hieb mit der Faust auf den Tisch und brach sich zwei Finger, die er mit der anderen Hand einfach abzog und in die Ecke warf.
[...]
Und dabei entdeckte ich die Ursache der schabenden Geräusche. Es war der Pfarrer, der ohne seine Arme und einbeinig an der Wand entlang schrappte, auf seiner Brust ein fest genageltes Holzkreuz.
finde ich einfach nur gut -.
Übrigens: Auch diese seltsame Auflösung mit Michaels Schwester, die ja im Alter der beiden Jungen gewesen sein muss und sich aber in Heinrichs Vater verguckt hatte, war eine schöne Wendung!

Hat mir gur gefallen; danke!

Liv.

 

Hallo Liv!

Ich bin wirklich kein Grusel-, Horror- oder Angstschreiber. Ich lese so was nicht und gucke mir auch keine solchen Filme an. Viel zu schwache Nerven. Aber ich kann mich natürlich nicht gegen Träume wehren ...

Diese Szene in diesem Partykeller habe ich vorgestern geträumt, mit den Haaren auf dem Boden und dem Kopf, mich dazwischen laufend, irgend nem Kerl hinterher ...

Tja, was alles in einem schlummert ist schon seltsam. Jedenfalls danke ich dir sehr fürs Lesen. Ich hoffe, es hat dich gut unterhalten, mein Experiment. Ich mach noch die paar Fehler platt.

Einen schönen Tag wünsche ich dir.

Morphin

 

Hallo -

ich lese sowas eigtl. auch nicht mal regelmäßig, aber ich liebe es, von Träumen anderer zu hören; ich bin erst letztens auf eine andere Traumgeschichte gestoßen, aufgrund derer ich mich überhaupt hier dazugesellt habe - denn was die Gehirne da produzieren, ist wirklich faszinierend (und ich habe - weswegen auch immer - das Problem, mich nie an meine Träume zu erinnern). Vielleicht auch deshalb diese übertriebene Faszination für solche Dinge.

Jedenfalls hat mir das Lesen deines Traums definitiv Spaß gemacht; danke dafür!

Dich auch noch einen angenehmen Tag!

Liv.

 

Hallo Morphin,
also, Dear Mr. Gesangsverein! Wenn ich mich nicht irre, verdankte little Nemo seinerzeit seine Albträume einer Portion Käse vor dem Schlafengehen. Was Du gegessen hast, darüber kann man nur spekulieren. Jedenfalls werde ich das Bild eines armlosen, einbeinigen Pfarrers, der an der Wand entlang schabt, vermutlich nicht so schnell los. Ich kann mich Liv nur anschließen: hat mir gut gefallen, diese morbide Szenerie.
Kompliment, dass es Dir gelungen ist, deinen Traum so schnell und vor allem detailreich festzuhalten. Ein Text, den man nicht so schnell wieder vergisst, und der ein mehrfaches Lesen verdient.
Mit Haarspray stabilisierte Haare samt Wurzeln … Meine Güte!
Du hast ja gerade einen Mordslauf. Möge er andauern.
Schöne Grüße
Harry

 

Danke Harry! Danke Liv!

Fürs Lesen und Kommentieren. Hm, ich hatte Meeresfrüchte-Pizza. Tut zwar nix zur Sache, aber mein Nachbar hier hat ne Pizzeria, sehr gediegen, Lehmofen im Hof, Buchenholz, er die italienische Version von Detlef, und er braucht immer irgendwelche Bohrmaschinen, Stichsägen, Elektrotacker, und klemmt mir das Zeug am Vormittag. Abends schiebt er dann mal Pizza rüber. Vielleicht raspelt er ja noch Magic Mushrooms drüber ... :D :silly:

Und stimmt, zur Zeit läuft es schreibtechnisch ordentlich. Das liegt daran, dass die beiden Frauen im Urlaub sind und Sohnemann sich gediegen Dota 2 hingibt.

Morphin

 

Hallo Morphin,

jetzt musste ich auch mal an eine deiner Storys ran - Fazit: gern gelesen.
Also das hat mich etwas an Silent Hill erinnert, aber da du dir so ein Zeug nicht reinziehst, kennst du das vermutlich nicht. Auch egal ...
Das ist wohl die erste Geschichte, die ich hier lese, die einen Traum beschreibt, die ich dennoch gut gemacht finde.
Man kann durch die Deutung von Träumen ja einiges über das Mentale einer Person herausfinden. Freuds Traumanalyse habe ich bisher noch nicht gelesen, aber für mich kommt der Ich-Erzähler etwas egozentrisch rüber. Er ist der einzige gute Freund von Michael, die einzig große Liebe seiner Schwester. Ohne ihn gab es für sie keine Zukunft.

Dies ist mein Hass. Du wirst ihn ab jetzt mit dir herumtragen.
Auf jeden Fall eine Geschichte, die man nicht so leicht hinter sich lässt. Und diese Wendung, dass der Brief eigentlich an seinen Vater gerichtet war, das war echt hart, aber gut konstruiert.

Ein paar Sachen noch:

Er strahlte wie ein Honigkuchenpferd.
Ahhhhh! Das war für mich die furchtbarste Stelle im Text. Da war dieser verstümmelte Pfarrer Kinderkacke gegen :D Sorry, habe ne Honigkuchenpferd-Phobie. Also für mich ist das der schlimmste Satz, den die Sprache je hervorgebracht hat. Das hat aber auch mit einem Kindheitstrauma zu tun ...

aber der Nieselregen und der graue Einheitshimmel formten aus jedem dieser Häuser melancholische Inseln. Allerdings ohne ein Anzeichen von Leben darin.
Das beschreibt die Szenerie sehr treffend - gut gemacht:thumbsup:

Haben sie euch denn nicht damals aus rausgeekelt?
auch?

Erinnerst du dich an den Brief, den du mir geschrieben hast Der in unserem Briefkasten lag?
Da fehlt ein Punkt.

Diese Scheiß Kinderficker!«
Würde das entweder zusammen oder mit Bindestrich schreiben.

Viele Grüße

Hacke,
der dir weiterhin gutes Gelingen wünscht und Träume mit Honigkuchenpferden statt abgetrennten Köpfen.

 

Servus Hacke!

Danke, vielen Dank. Stell Dir vor: Ich habe Silent Hill 2 als Spiel hier rumliegen. Hat mir mal ein Kumpel geschenkt. Installiert, paar Minuten angespielt. Gleich wieder deinstalliert. Nix für mich. Oder Metro 2033, Alter, gleich im ersten Tunnel ... ne, krieg ich die Krise.

Honigkuchenpferd? Eine Phobie? Das kling interessant. Schreib doch mal ne Geschichte dazu. Möglichst Horror. :D

Fehler guck ich im Laufe des tages drüber. Gas, Wasser, Sch... kommt nachher und nimmt das bad auseinander > Horror-Rechnung!

Bis dann.

Morphin

 

Er kam an den Tisch, wischte den Staub, der mal seine Schwester war, mit einem Wisch …
Nach dem Triumvirat Glaube, Liebe, Hoffnung nun der Hass – eigentlich die „hässliche“ Seite der gleichen Medaille, die sogar mit der Liebe als Hassliebe verbunden sein kann, chapeau, und was für eine Schaffensperiode, geradezu irre, wie ich finde -

lieber Morphin,

und dazu wird reiner Tisch gemacht, Vergangenheit weggefegt – obwohl sie es ist, welche gerade eben die Gegenwart frisst und anschließend die Zukunft genüsslich aufzehrt. Vergangenheit holt uns allemal ein – und wär’s ein Alb, auf keinen Fall eine Elfe, selbst wenn wir uns später eher an Elfen denn des Albs erinnern wollen – danach fragt Vergangenheitsbewältigung und Traumdeutung nicht die Bohne und zeigt damit die Nähe von hassen und hetzen als Hatzjagd nach der Gnade des Vergessens.

Trivialitäten:

Da die Besitzerin hnen ja Vollmacht erteilt hat, …

Die selbe Einrichtung wie in den Siebzigern.
dieselbe

…, drehte sich dann weg, als ich bei ihm war[,] und stellte sich vor die …

Vermutlich Verwechselung von wenden und winden: wenden – wandte/wendete – gewandt/gewendet; winden – wand – gewunden, aber Du kannst es ja auch anders meinen, als ich es versteh … - aber angerissen werden sollte es
Er wand sich unter meinem Arm,

Dahinter lag ein kleiner Vorraum und eine weitere, sehr große Tür …
Lag die Tür?

Kurz bevor ich von hier weg gezogen bin?
weggezogen

»Alle[,] die du hier drin siehst.«

Gruß

Friedel,
der Janz schön baff is'!

 

Mahlzeit Friedrichard,

so weit alles korrigiert. Vielen Dank fürs Lesen und die Begutachtung der Rechtschreibung. Komisch, dass Du das sagst, mit dem Triumvirat und dem Hass hier, wo ich doch nur geträumt habe. Hm, ja, eigentlich hab ich ja mal in diesem Dorf gewohnt. Die Umgebung gibt es wirklich. Und quasi weg mussten wir auch. Aber das ist eine andere Geschichte. Nix Kurzes.

Schaun wir mal, wie es weiter geht mit den Geschichten.

Dir weiterhin schönes Lesen.

Morphin

 

Tagchen Tashmetum,

ja, Horror - wie ich schon schrieb - mag ich nicht. Und im Umkehrschluss fällt es mir natürlich schwer, Horror zu schreiben, oder Grusel, egal. Für einen bestimmten Plot braucht man einfach Erfahrung. Wenn ich den Auftrag hätte, ne Alltagsgeschichte zu schreiben, wäre ich nach 3 Stunden fertig. Aber Horror, da bin ich am Überlegen wie damals in den Mathearbeiten.

Also, gib mir noch ein wenig Zeit. Ich muss mich damit anfreunden, denn es hat ja :susp: Spaß :susp: gemacht. Ich arbeite übrigens grade am 2. Horror, obwohl, ich arbeite ja an vielem parallel, aber er betrifft einen Traum, den ich vor langer Zeit hatte, was dazu schrieb, aber nun umschreibe, um es aufzupäppeln.

Aber es ist schwer. Und der Text oben NICHT der Weisheit letzter Schluss, das weiß ich. Nennen wir es einfach mal die 1. Stufe des Horrorschreibens.

Mal davon abgesehen, gibt es genug Horror im Leben, der quasi per Definition keiner ist.

Alla hopp. Danke fürs Lesen und Bewerten. Ich arbeite an mir. Wie immer.

Morphin

 

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