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Das Geheimnis der Windmühle

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21.08.2014
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Das Geheimnis der Windmühle

Wie beginnen Märchen? Richtig, mit es war einmal…

„Da sind wir wirklich ganz für uns.“, lachte mein Freund und zog mich in den Wald. Er war eben einfach bei mir aufgetaucht und hatte mich mit sich gezogen.
„Das sagst du jetzt schon seit einer halben Stunde. Lass uns Pause machen.“, nörgelte ich.
„Nein, wir sind gleich da!“
„Auch das sagst du schon seit längerem.“, stellte ich fest. Er schaute mich fragend an. Dann machte er kurzen Prozess und hob mich einfach hoch.
„Du kannst froh sein, dass du meine Prinzessin bist.“, mahnte er an. Ich grinste nur. Früher hatte er mich immer als Göttin bezeichnet, aber das wollte ich nicht. Ich war immerhin auch nur ein Mensch. Nach Göttin kam Königin, aber auch davon konnte ich ihn abhalten. Mit Prinzessin gab ich mich dann schließlich zufrieden, auch wenn er mich immer noch wie eine Göttin behandelte. Manchmal hatte ich einfach das Gefühl, dass ich das einzige war wofür er lebte und leben wollte…
So schön es auch war getragen zu werden, setzte er mich schon bald wieder ab. Ich war ihm wohl zu schwer… Nein, wir waren da.
„Was ist das? Eine Windmühle im Wald?“ Wir standen vor einer Windmühle, zumindest sah es aus wie eine Windmühle. Sie war verwildert. Efeu wuchs an ihr hoch und das Gras wucherte um sie herum. Aber man konnte sehen, dass hier bereits jemand versucht hatte das wuchernde Gras in den Griff zu bekommen, denn die Tür war vollständig befreit.
Der obere Teil der Windmühle sah sehr rustikal aus. An den Blättern der Windmühle fehlte Farbe und auch sonst konnte man nur noch erahnen, dass die Windmühle an manchen Brettern mit blauer und weißer Farbe gestrichen gewesen war.
Bis auf die Tür bestand die Windmühle aus Holz. So wie man sich eine Windmühle eben vorstellte. Sie war mittel groß. Nicht so groß wie ein Mehrfamilienhaus, aber auch nicht so klein wie eine Wohnung. Eher wie ein Einfamilienhaus… ein kleines… sehr niedliches.
„Es sieht nur so aus. Innen ist sie mit Eisen oder Stahl ausgekleidet und die Eingangstür ist ebenso aus massivem Stahl.“
„Und was wollen wir hier?“ Die Frage aller Fragen. Ich meine, die Windmühle war niedlich, aber warum hatte mich Steve hier her geführt?
„Du wagst doch Windmühlen, dachte ich…“, murmelte er. Ich hatte ihn durch meine Frage wohl verunsichert.
„Ja, mag ich auch, sehr sogar.“, versuchte ich meine Frage irgendwie zu entschuldigen.
„Ich wollte sie dir schenken… Ich meine, ich hab sie zwar nicht gekauft, aber hier ist seit Jahren niemand mehr gewesen und deshalb ist es jetzt deine mein Engel.“, er lächelte verlegen.
Ich fiel ihm in die Arme. Allein für die Idee hätte ich ihn abküssen können. Es war klar, dass er mir die Windmühle nicht einfach schenken durfte, aber für den Moment ließ ich mich einfach von ihm verzaubern.
„Lass uns rein gehen.“, Steve ging vor und ich folgte ihm. Hinter mir zog ich die Eisentür zu. Allerdings nicht ganz, denn sonst hätte ich meinen Freund aus den Augen verloren. Ich sah noch grade so, wie er in einen Raum verschwand. Als ich ihm schnell folgte, und nach ihm den Raum betrat, hielt ich die Luft an.
Überall waren Kerzen aufgestellt und rote und gelbe Rosenblätter lagen auf dem Boden verstreut. Es gab sogar ein sehr schön hergerichtetes Bett mit roter Bettwäsche, Herzkissen und einem Strauß roter Rosen. Zusätzlich waren auch hier rote und gelbe Rosenblätter verstreut und auf einem kleinen Tischchen neben dem Bett war ein rotes Tüchlein ausgelegt. Auch hier waren wieder Rosenblätter und eine Flasche Sekt mit zwei Sektgläsern.
Ich hatte noch nie etwas so schönes gesehen.
Auf dem Pfad von Rosenblättern lief ich zu meinem Freund. So etwas Wunderschönes hatte noch nie jemand für mich getan… Sprachlos stand ich vor ihm. Ich wusste einfach nicht was ich sagen, geschweigenden wie ich reagieren sollte.
„Ich habe auch Essen dabei.“, lachte er. „ Nur, falls du Lust hast mit mir hier das Wochenende zu verbringen.“, lächelte er nun verlegen.
„Aber ich habe gar keine Wechselklamotten dabei.“, versaute ich die Stimmung und diesen Gedanken gleich wieder. Dafür hatte ich wirklich Talent…
„Seit wann brauchen wir zwei denn Klamotten?“, grinste er breiter und begann mich zu küssen.
Wir tranken den Sekt und mit jedem Gläschen vielen ein paar Klamotten.
Was in dieser Nacht dort geschah kann man sich denken. Es war unbeschreiblich schön…
Dennoch blieben wir nicht das gesamte Wochenende. Wir bliesen die Kerzen aus und gingen nach Hause, aber wir kamen jeden Tag wieder her.
Diese Windmühle war wie unser privates Glück.
Die nächsten Besuche über erforschten wir die Windmühle genauer. Im Dachgeschoss gab es ein Bad mit einer Dusche und einer niedlich winzigen Badewanne. Echter Luxus. Und auch ein Wohnzimmer, mit einem alten Fernseher, der allerdings nicht mehr funktionierte. Hier oben gab es nur diese zwei Räume. Sie waren verstaubt und voller Spinnenweben. Zu den Blättern konnte man nicht raus und generell schien die Tür aus Stahl oder Eisen der einzige Ausgang zu sein, denn sogar die wenigen Fenster die es hier gab waren vergittert. Das hatte ein bisschen was von einem Gefängnis… Nein, dafür war es einfach zu schön.
Die Windmühlenblätter waren wirklich nur Deko, denn wir fanden nirgends ein Getriebe oder etwas ähnliches, was sie antreiben hätte können.
Im Erdgeschoss gab es dieses Zimmer mit Bett. Eine Küche bei der sogar noch das Wasser funktionierte und ein Kühlschrank stand, der nur in eine der wenigen Steckdosen gesteckt werden musste. Und dann war da noch ein Zimmer, das kleinste von allen, in dem ein Tisch stand. Eventuell das Esszimmer?
Es gab keinen Zweifel, hier musste jemand gewohnt haben.
Erdgeschoss und Dachgeschoss verbanden sich durch eine Holzleiter, aber bald fanden wir auch eine kleine Wendeltreppe nach oben. Die war so schmal, dass wir lieber die Holzleiter benutzen. Außerdem passte die Holzleiter besser in die Location als diese Wendeltreppe.
Einen Kleiderschrank gab es in dem Zimmer mit dem Bett. Hier hingen noch Klamotten vom Vorbesitzer. Sowohl Männer als auch Frauenklamotten. Dennoch stockten wir den Schrank mit ein paar Kleidungsstücken von uns auf.
Was mir noch aufgefallen war, die Windmühle, oder was auch immer das war, befand sich gar nicht im Wald. Nein, sie war dahinter am Ende einer Baumallee.
Es war wunderschön durch diese Baumallee zu laufen. Dabei fühlte ich mich wie in einem Märchen.
Goldgelbe Blätter über mir verdeckten den strahlend blauen Himmel und am Ende des Weges stand mein Heim zum Glück. Was konnte es besseres geben?
Mit jedem Mal wo wir in der niedlichen Windmühle waren ließen wir ein paar Sachen von uns da. Unseren Eltern fiel es dabei nicht einmal auf, dass unsere Kleiderschränke zunehmend abnahmen und auch deren Küchenutensilien und Kleinmöbel immer weniger wurden…
Das ist sozusagen die Vorgeschichte, einfach zum besseren Verständnis für euch. Aber warum sollte ich euch davon erzählen, wenn nicht noch irgendetwas passiert….
Ich spule mal ein wenig vor…
„Windmühle. Windmühle!“, hüpfte ich durch die Baumallee auf die Windmühle ohne Funktion zu. Warum sie hier mitten im Nirgendwo stand wussten wir immer noch nicht und auch wem sie überhaupt gehörte oder wer sie erbaut hatte war noch ungeklärt.
„Ist ja gut.“, lachte Steve und schnappte mich um mich über die Türschwelle der Windmühle zu tragen. Dort ließ er mich dann runter und ging in die Küche durch. Ich zog die Tür ins Schloss und folgte ihm.
In den letzten Monaten, es war nun schon ein halbes Jahr, fast schon sieben Monate, hatten wir uns hier häuslich eingerichtet. Der Kühlschrank funktionierte wieder, wir hatten heißes Wasser und der TV wurde durch ein neueres, funktionierendes Modell ausgetauscht.
Wie wir das in der Pampa geschafft haben? Keine Ahnung! Ich hab von so was null Plan.
„Kaffee?“
„Ich trink doch keinen.“, erinnerte ich ihn.
„Ich weiß, aber warum haben wir dann eine Kaffeemaschine?“
„Weil jeder Haushalt eine hat. Und vielleicht trinken wir ja irgendwann mal Kaffee.“
„Ich sicher nicht.“, lachte Steve. „Ich geh mal duschen.“, er verschwand aus der Küche und ich hörte, wie er die Holzleiter nach oben stieg. „Kannst du den Abwasch machen?“, rief er von oben runter.
„Ja.“, rief ich zurück. Irgendwann musste man das mal machen und in den letzten Tagen hatten wir das wirklich völlig vernachlässigt. Also begann ich zu spülen und das saubere Geschirr in die Schränke einzuräumen.
Währenddessen begann es zu schütten. Eigentlich ganz normal, immerhin war es Herbst. Regnen tat es da recht oft.
„Sauwetter.“, bemerkte Steve, der plötzlich hinter mir stand und meinen Nacken küsste. Seine Haare waren nass und er hatte nur ein Handtuch um die Hüfte gewickelt.
„Ich dachte du magst regen.“
„Ja mag ich auch und am liebsten Gewitter, dabei kann man wunderbar einschlafen.“, lächelte er.
„Ja, das finde ich auch.“ Regen war einfach etwas Schönes.
„Wie ich sehe bist du mit dem Abwasch fertig. Hast du dann jetzt Zeit für mich?“, grinste mich mein Freund an.
„Wer weiß.“, lächelte ich zurück und küsste ihn.
Wir hatten beide keinen Schirm dabei und deshalb blieben wir das erste Mal seit langem wieder über Nacht hier.
Die rote Bettwäsche von der ersten Nacht in dieser Windmühle hatte blauer Streifenbettwäsche weichen müssen und die Kerzen standen aufgetürmt in einer Ecke. Im Schlafzimmer gab es kein Licht nur ein sehr kleines, vergittertes Fenster durch das kaum Licht drang. Deshalb hielten wir uns bis zum Schlafen gehen in der Küche auf.
Am nächsten Morgen wachten wir Arm in Arm auf. Nachdem wir aufgestanden waren gingen wir erst noch zusammen Baden. Draußen ließ die Sonne den Waldboden und die Blätter der Bäume glitzern. Das könnten wir von dem größeren Badfenster, welches ebenfalls vergittert war, aus sehen.
„Schatz, wollen wir jetzt schon heim, oder genießen wir den Tag noch hier?“
„Lass uns hier bleiben. Für immer.“, grinste ich meinen Freund an.
„Naja ok, für immer geht jetzt nicht, weil ich nur diese Woche Urlaub habe.“, lachte Steve „Aber gut verbringen wir den Tag heute noch hier. Es ist ja auch wunderschön hier!“
„Und mit dir noch schöner.“, küsste ich ihn.
„Da fällt mir was ein… Die Jungs kommen doch heute Abend zu mir…“, deutete er vorsichtig an. Das war’s dann wohl doch mit hier bleiben.
„Dann lass uns einkaufen gehen.“, warf ich ein.
„Kommst du auch?“
„Wahrscheinlich eher nicht.“
„Na gut, schade, aber ist in Ordnung. Wo ist der Schlüssel?“
„Liegt auf dem Esstisch.“
Wir liefen also nach Hause und fuhren dann gemeinsam einkaufen. Chips, etwas Alkohol und vor allem Getränke zum Mischen.
Danach fuhr ich heim. Aber ich kehrte zum Spieleabend wieder zu ihm zurück. Er war immerhin mein Freund und ich wollte nicht, dass seine Freunde dachten, dass ich keinen Bock auf sie hätte. Es war auch wirklich lustig. Wir spielten bis drei Uhr morgens Monopoly. Es wäre noch weiter gegangen, aber das haben wir dann abgebrochen.
Am nächsten Morgen, beziehungsweise noch am selben Morgen, aber als wir ausgeschlafen waren, fuhren wir wieder in die Windmühle. Ja diesmal fuhren wir. Mit seinem neuen Auto dem Hyundai i30 in grau. Wir wollten am Abend gemeinsam Baden gehen und darauf freute ich mich wirklich sehr.
„Ich geh mal Brötchen holen.“, rief mir Steve zu. Ich war grade in der Küche und räumte auf.
„Okay.“
„Wo ist der Schlüssel?“
„Auf dem Tisch. Da wo er immer liegt.“ Ich verstand zwar nicht, warum er Brötchen holen wollte, denn wir frühstückten beide nicht, aber dann sollte er mal machen.
„Hier ist kein Schlüssel.“, flüsterte er mir zärtlich ins Ohr. „Gib schon her.“, grinste er.
„Ich hab den nicht. Denkst du ich will dich grade damit verarschen?“
„Ja, ich hoffe es mal, weil sonst haben wir ein Problem.“
„Der ist sicher nur runter gefallen.“
Und so suchten wir den Schlüssel. Überall. In jedem Zimmer. In jeder Ritze. In jedem noch so dreckigem Winkel. Aber der Schlüssel war weg. Er war einfach weg.
„Das kann doch nicht wahr sein!“ Mittlerweile war es später Nachmittag und ich konnte es nicht fassen, dass dieser Schlüssel nirgends war. Steve war sichtlich am Ende…
„Ich brauche Zeit für mich.“, murmelte er schließlich.
„Nein! Vergiss es! Wir sitzen hier gemeinsam fest! Ernsthaft für heute hast du echt verschissen! Was soll denn das?! Am besten du lässt mich einfach in Ruhe!“, schrie ich ihn an.
Und dann stritten wir uns heftig. Sicher wir hatten immer mal kleine Streitereien wegen Kleinigkeiten gehabt, aber das hatte sich auch wieder gelegt. Einen Streit in der Form hatte es noch nie gegeben.
In der Nacht schliefen wir getrennt. Er auf der Couch und ich im Schlafzimmer.

Es war ein Sonntag als sich alles änderte.
Steve kam aus dem Wohnzimmer zu mir und stellte sich vor mich.
„Ich mach Schluss…“
In dem Moment brach eine Welt zusammen und ich starb innerlich. Es ist zu schwer für mich euch das alles aufzuschreiben, wie zerstört ich an diesem Tag war. Ich habe ihn versucht davon abzubringen, aber ich habe es nicht geschafft…
Ich habe noch nie so geweint und ich hatte noch nie solche Schmerzen… Mir hatte noch nie jemand so wehgetan.

Nun gut, er hat sich den ganzen Tag im oberen Stockwerk aufgehalten. Und als meine Trauer sich kurzzeitig in Wut umwandelte ging ich zu ihm und sagte ihm, dass er den Ring ausziehen soll und, dass er bei der Bank das ändern soll.
An allem was dann geschah war ich selber schuld.
Er rief bei der Bank an bei der wir ein gemeinsames Konto hatten und ließ den Dauerauftrag löschen und sein Geld, auf sein Konto zurückbuchen. Das Konto war unser gemeinsames gewesen. Jetzt war es nur noch meins…
Dann zog er den Ring aus. Der Ring in dem unser Spruch stand. Zweisam allein gemeinsam… Dann löschte er alles von uns aus dem Internet. Das war das einzige, das er wohl auch ohne meinen Kommentar gemacht hätte…
„Ist das dein fucking Ernst?!“, brüllte ich ihn am Tag drauf an, wo ich mitbekam, wie er mit der Bank telefonierte. Und wir stritten uns wieder.
„Wieso tust du mir das an? Warum machst du das?“
„Ich hab dir gesagt ich brauche Zeit für mich. Und du hast das nicht akzeptiert. Ich muss einfach über alles nachdenken. Mir fällt die Decke auf den Kopf! Aber es nervt, dass du jetzt wieder hier bist und mich wieder vollheulst.“
„Tut dir das nicht weh?“
„Natürlich tut mir das auch weh. Aber ich muss jetzt mal an mich denken. Wir haben uns jeden Tag gesehen und ich finde Zeit für einen selbst muss man auch mal haben. Du bedrängst mich und du verstehst es nicht, wenn ich dir sage, dass ich das oder das nicht möchte. Mit dir kann man einfach nicht reden.“
Darauf konnte ich nichts sagen. Es tat zu weh.
„Du bist der Mittelpunkt in meinem Leben. Aber du ziehst die komplette Aufmerksamkeit auf dich und so kann ich mich nicht auf anderes konzentrieren. Ich habe Schluss gemacht, weil ich mich von dir lösen muss. Ich muss dieses ganze Chaos in meinem Kopf ordnen.“
„Dafür muss man nicht Schluss machen. Wir müssen das gemeinsam durchstehen.“
„Nein, das geht nicht. Ich brauch einfach Zeit für mich und wenn ich jetzt sage es ist eine Pause, dann wartest du ewig auf mich, aber vielleicht wird das mit uns nie wieder was.“
„Also glaubst du nicht an uns.“
„Doch aber ich muss beide Möglichkeiten in Betracht ziehen. Die Gefühle sind immer noch die gleichen, aber ich brauche jetzt einfach Zeit und ich weiß nicht wie lange das dauern wird. Pause ist nichts … ich weiß nicht Pause geht einfach nicht.“
„Schluss ist ein Aussagekräftigeres Wort.“, half ich ihm. Er nickte.
Ich ging nachdem er mir bildlich dargestellt hatte, wie das momentan für ihn ist. Ich musste jetzt irgendetwas tun, also ging ich ins Schlafzimmer und machte das Bett… Als plötzlich die Tür zu fiel.
Wir hatten die Türen hier nie zu gemacht, einfach weil wir Angst hatten, dass man die auch nicht mehr aufbekommt. Und genau so war es.
Als ich an der Tür war und versuchte sie zu öffnen, regte sich nichts.
„Steve hilf mir!“, rief ich.
„Beruhig dich.“, kam es direkt von der anderen Seite der Tür.
Er hatte mich hier eingesperrt…
„Lass mich hier raus! Bitte hol mich hier raus!“, brüllte ich.
„Ich kann nicht. Ich brauche jetzt Zeit für mich. Unterm Bett ist Essen und das Feuerzeug liegt in der Schublade.“, dann wurde es ruhig.
Ich war eingeschlossen in einem dunklen kalten Raum. Einsam und allein.
Seine Reaktion werde ich niemals verstehen. Ich habe mir noch die ganze Nacht die Augen ausgeheult.
Und die Tage darauf auch.
Ich hörte nichts mehr von ihm. Gar nichts mehr …
Essen konnte ich nicht und schlafen auch nicht, aber das hätte Steve eh nicht interessiert er war auf einem Egotrip den ich meinem Freund nie zugetraut hätte.
Ich würde das hier gerne mehr ausschmücken, aber alles was ich besitze ist dieses kleine Buch und der Stift…
Ich war mal dein Ein und Alles. Jetzt bin ich nur noch Luft und Dreck über den du gehst. Der Traum platzt wie eine Seifenblase…
Ich würde auch das hier gerne weiter ausführen, aber es tut zu weh… bitte versteht das. Ich habe alles in dieses kleine, blaue Buch geschrieben und genau das wurde mir zum Verhängnis…
Zum Schreiben habe ich Licht gebraucht. Ich habe also die Kerzen angezündet. Jedes Mal aufs Neue, wenn ich schrieb… Und irgendwann muss ich dabei eingeschlafen sein. Ich hatte 10 Tage nicht richtig geschlafen. Natürlich musste es so kommen. Irgendwann kann der Körper einfach nicht mehr wach bleiben.
Und so passierte es, dass ein kleines Teelicht ein Kleidungsstück und schließlich den Holzboden entflammte. Das Feuer der Liebe würde mich also nun umbringen…
Panisch hämmerte ich an die Tür.
„Bitte Steve mach diese Tür auf! Bitte! Es brennt! Hier ist Feuer!“, schrie ich. Aber nichts kam. Absolut nichts. Ich schrie dennoch weiter um Hilfe, aber es kam einfach nichts. Dann ließ ich mich an der Tür heruntersinken und weinte einfach nur. Ich war mir sicher ich würde hier drinnen verbrennen. Immerhin waren die Wände nicht aus Holz, sondern aus Stahl, oder irgendwas anderem das Feuer trotzte. Der einzige Trost den ich hatte, war, dass sich das Feuer nicht schnell ausbreitete…
Es würde diesen Raum ,wo alles begann, und mich zerstören. Unsere gemeinsame Zeit würde einfach so aus Steves Leben verschwinden, wenn er nicht sogar selbst sterben würde.
„Warum muss das alles sein? Wo sind deine Gefühle für mich hin? Warum bist du so kalt? Es wird nie mehr werden wie es mal war. Diese Trennung hat alles zerstört. Diese Trennung hat uns zerstört. Diese Trennung hat mich zerstört…“, wimmerte ich vor mich hin.“ Nein, Nini! Du musst an euch glauben!“, versuchte ich mich zu ermutigen. Ich wollte daran glauben…aber ich konnte es im Moment nicht. „Du machst es mir so schwer an uns zu glauben… Ich liebe dich…“, weinte ich einfach weiter.
Diese Windmühle war kein Traumschloss mehr… Nein, es war ein Gefängnis…
Ein Gefängnis, das uns beide verzaubert hatte und das uns nun beide umbringen würde.
Waren wir vielleicht einfach zu naiv?
„Geh von der Tür weg!“, brüllte jemand von hinten. Von der anderen Seite der Tür. Es war Steve. Perplex rutschte ich zur Seite.
Und dann geschah etwas, an das ich schon lange nicht mehr geglaubt hatte…
Steve trat die Tür aus Holz ein. Im gleichen Moment stand ich auf. Er zog mich an sich und ich weinte einfach nur.
„Wie kannst du das nur?“
„Einer von uns muss stark bleiben…“
„Aber warum denn?“
Darauf wusste er keine Antwort und dann weinten wir beide…
In dem Moment wo ich zu ihm aufschaute, schaute er auf mich herab und wir küssten uns einfach. Es war ein magischer Moment. Ein Moment den kein Wort auf der Welt beschreiben könnte…
Steve ging in das Schlafzimmer und blies die Kerzen aus. Dann löschte er das noch gar nicht so große Feuer. Es war noch nicht viel zerstört. Er war noch grade rechtzeitig gekommen…
Ich stand die ganze Zeit nur regungslos da und schaute ihm zu. Irgendwie hatte dieser kleine Brand Symbolischen Wert für mich…
Vor ein paar Minuten hätte ich noch behauptet, dass das Feuer der Liebe einen Brand entfacht hatte, der uns beide umbringen würde…und nun? Nun war es einfach nur ein kleiner Brand, der zwar etwas zerstört hatte, aber nicht alles.
Gab es noch Hoffnung?
Für diese Windmühle ja, aber auch im übertragenen Sinne für Steve und mich?
Als Steve zu mir zurückkam hob er mich hoch, legte mich im Bett ab und überhäufte mich mit Küssen. Er machte das Beziehungsende zwar rückgängig, aber nicht die Wunden die er hinterlassen hatte. Sie waren klein, aber waren sie auch so klein, dass die Zeit sie heilen konnte?
Diese eine Nacht verbrachten wir noch in der Windmühle, ehe Steve am nächsten Morgen den Schlüssel für die Haustür aus seiner Hosentasche zog und wir die Windmühle verlassen konnten. Ich sprach es nicht an, aber er hatte die ganze Zeit den Schlüssel bei sich gehabt. Er hätte uns das hier alles ersparen können…
Aber vielleicht haben wir genau das einfach gebraucht um zu sehen, was wir wirklich aneinander haben. Irgendeinen Sinn muss das ganze doch gehabt haben, oder?
Wir verließen unser Traumschloss, welches beinahe unsere Zukunft zerstört hatte… Ganz Heil war unsere Zukunft aber auch nicht, denn ich glaubte nicht mehr daran… Ich wollte, aber ich hatte Angst, dass ich genau das dann noch einmal durchleben musste…
Es war einfach noch zu früh um das jetzt alles wieder so wie früher werden zu lassen.

Jetzt galt es zurück in die Realität zu finden…
und das GEMEINSAM!


Aber wir wussten beide, dass wir auf einem Scherbenhaufen einen Neuanfang versuchten…und manchmal frage ich mich, ob es an der Situation irgendetwas geändert hätte, wenn er mit dem Handy einfach Hilfe gerufen hätte… oder wenn ich nicht diejenige gewesen wäre, die uns beide in diesem kleinen Gefängnis eingesperrt hätte…denn ich habe die Haustür zugezogen und Steve seine Freiheit zum Leben genommen… und das bevor er mich weggesperrt hatte…

 

Hi Radonster,

erster Beitrag. Willste nen Kaffee? Willkommen bei den Wortkriegern ...

Zuerst:

„Da sind wir wirklich ganz für uns[.]“, lachte mein Freund
Der Punkt muss überall raus, an solchen Stellen, denn er beendet ja den Satz. Da kann es nicht mit nem Komma weiter gehen.

eingesperrt hätte…denn
Die Auslassungszeichen ... lassen ein Wort aus. Oder noch viel mehr. Jedenfalls vor und nach einem Wort, kommt ja jeweils ein Leerzeichen, weswegen vor und nach einem "ausgelassenen" Wort, ebenfalls je ein Leerzeichen kommt.

Okay, weil ich über die Sachen stolpere beim Lesen, würde ich Dich bitten, das noch mal zu korrigieren. Hab mir den Text zwar schon in Word übernommen, um ihn zu lesen, aber da so viel von dem Zeug drin ist, wäre mein Lesefluss einfach gebremst.

Bis später dann.

Morphin

 

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