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Roter Strandkorb
Es war Ende August und die Luft flirrte ein wenig vor Hitze, obwohl die Abende schon kühler wurden. Wehmütig drehte ich mich zum letzten Mal nach dem grauen, weiten Meer um, das mit dem Horizont zu verschwimmen schien. Selbst die Wellen waren heute weich und sanft und schienen den Strand streicheln zu wollen; ganz anders als bei den Stürmen, die hier regelmäßig tobten und den Sand und die Gischt aufwirbelten. Der Weg vom Strand direkt zu dem kleinen Provinzbahnhof war nicht weit, aber gesäumt von Dünen und Parkbänken, auf denen sich ältere Ehepaare ausruhten und dabei aussahen wie die frisch Verliebten, die sie vor Jahrzehnten einmal gewesen waren. Es musste wohl diese dem Norden eigene Stimmung sein, die junge Pärchen bis heute dazu bewegte, ihre schönsten Tage an diesem einen Ort zu verbringen, der eine zeitlose Ruhe ausstrahlte und die Schönheit der Schöpfung auf seine ganz eigene Weise ausdrückte.
Der letzte Blick auf das Meer und die bunten nummerierten Strandkörbe, die nicht mehr vor Wind und Sturm gerettet wurden und schräg und schief im Sand standen, erzeugten ein schwermütiges Gefühl von etwas längst Vergangenem – doch gleichzeitig erfüllte mich dieses Bild mit einer Erinnerung an etwas, das ich nicht mehr benennen konnte. Es war ein warmes Gefühl; von Zuneigung, Erfüllung, Sinnhaftigkeit. Trotzdem musste ich an Vergehendes und Verlust denken.
Als sich die Türen des Zuges mit dem lauten regelmäßigen Piepton schlossen, saß ich schon seit einer Weile mit ans Fenster gelehnter Stirn auf meinem Platz und blickte durch halb geschlossene Lider auf die Landschaft. Alles war vollkommen flach, nur hin und wieder sah man einen Baum, der in die Landschaft ragte oder die mit Seegras bedeckten Häuser der Einheimischen. Ich genoss es, nicht alles vollkommen klar zu sehen, sondern eine Art Schleier über dem Bild liegen zu haben. Nicht so wie es ohne Brille war, sondern eher, als ob Nebel langsam aufziehen und der obere Teil eines Bildes verdeckt werden würde. Der letzte Sturm war hier nicht spurlos vorbeigezogen. In den Vorgärten sah man umgeworfene Gartenstühle, zerbrochene Blumentöpfe und bei einem Haus waren sogar einige Obstbäume zu Schaden gekommen.
Während der Piepton immer noch erklang, setzte sich der Zug langsam in Bewegung. Die schaukelnde Bewegung und das Vorbeiziehen des monotonen Landschaftsbildes taten sicherlich ihr Übriges, doch das Geräusch störte mich nicht im Geringsten. Das laute Schnauben des Herrn neben mir zeigte dagegen, dass es den anderen Fahrgästen nicht so ging, da diese nun alle begannen, die junge Zugbegleiterin auf diesen Umstand aufmerksam zu machen. Sie dahingegen war mit der Situation überfordert und diskutierte am Telefon mit Kollegen.
Als ich – nach nur wenigen Minuten wie mir schien – den Blick vom Fenster abwandte und die anderen Fahrgäste, die sich beschwert hatten, genauer betrachten wollte, war das Abteil vollkommen leer; vermutlich hatten die Fahrgäste, die sich gestört gefühlt hatten, neue Plätze zugewiesen bekommen. Das Abteil lag still da, lediglich erfüllt vom gleichmäßigen Piepen, das mich an das beruhigende Ticken einer Uhr erinnerte. Doch da war auch noch eine andere Erinnerung –
Die Tonhöhe brachte eine Saite in mir zum Schwingen, ich fasste diesen Ton und stimmte ihn an, doch ich konnte ihn nicht halten – er entzog sich meiner Erinnerung.
Die Reise ans Meer war genau das gewesen, was ich gebraucht hatte – einen stillen Ort, an dem mich keiner störte und an dem ich mich unbegrenzt lange aufhalten konnte – genoss ich als Student doch das Privileg der langen Semesterpausen; zusätzlich hatte ich während der Vorlesungszeit keine Anwesenheitspflicht. Dennoch konnte die eindringliche Sturmwarnung auch mich aus dem Paradies vertreiben. Oder gab es nicht einen anderen Grund dafür? Der Ton hielt mich fest, aber in der Musik hatte es umgekehrt zu sein. Das Leben war nicht Musik; ich wollte mich nicht erinnern.
Draußen regten sich die ersten Brisen und der Himmel war behangen und sah dadurch gleichzeitig befangen aus. Während weiterhin diese nordischen Wiesen und Felder an mir vorbeizogen, brauten sich im Himmel die Vorboten des Unwetters zusammen und selbst die Sonne, die zwischen den Wolken hervorgelugt hatte, schien sich mir nun endgültig zu entziehen – als ob sie sich vor mir zu verstecken hatte. Dabei fühlte ich mich doch wie derjenige, der nicht gesehen werden durfte.
In dem Piepen lagen so viel Angst und Schmerz, gleichzeitig Hoffnung und Freundschaft, Hingabe, dass ich es wieder fühlen konnte. Beinahe schon eine Leidenschaft, wie sie nur wenige Menschen an den Tag legen konnten. Ich wusste, dass dieses Piepen unweigerlich mit einem tiefrot angestrichenen Strandkorb zusammenhing, auf dessen Rückseite die große Nummer 203 prangte.
Der Himmel war an diesem Tag über dem Wasser wie ein Wolkenmeer gewesen, während am Strand noch die Sonne schien. So kam es, dass der Strandkorb mir auffiel. Er stand einsam im Sand und strahlte im Sonnenlicht, während das trübe Grau des Himmels und das Blaugrün des Meeres einen starken Kontrast dazu bildeten. Dieses Bild war so friedlich und gleichzeitig so gewalterfüllt – die Wolken über dem Meer würden ein verheerendes Unwetter über die Insel schicken, während der einsame Strandkorb gleichzeitig eine standhafte Ruhe ausstrahlte. Ich musste diesen Strandkorb sehen, wollte ihn berühren, seine Perspektive teilen und ging durch den kühlen Sand, den die Sonne noch nicht hatte aufwärmen können.
Der Strandkorb war nicht leer – ein leises Pfeifen kündigte einen Menschen in ihm an. Tatsächlich saß ein weißhaariger alter Mann darin und blickte mit glasigen Augen auf das Meer. Ich wollte den Mann nicht aus seiner Welt reißen, in welcher er sich gerade zu befinden schien, doch er hatte mich bemerkt. Zwischen seinem pfeifenden Atem stieß er alle Worte einzeln aus, als ob es ihm sehr viel Mühe kostete.
-Sie hat mir Einiges weggenommen, und doch sie ist mein Leben. Ich fühle mich nur bei ihr wirklich wohl. Aber sie ist die unberechenbarste Frau, die es gibt. Merk dir das, Junge.
Ich fuhr erschrocken auf und sagte entschuldigend, ich hätte den Mann nicht stören wollen. Nur der Strandkorb habe es mir angetan, wie er da gegen das Meer herausstach.
-Siehst du, Junge, sie hat dich auch schon um den kleinen Finger gewickelt. Glaub mir, sobald sie dich einmal hat, lässt sie dich nie mehr los.
Ich war ein wenig verwirrt.
-Entschuldigen Sie bitte, aber von welcher Frau reden Sie? Ich sehe hier niemanden außer uns beide.
Der Mann lachte schnaubend, hörte sich dabei aber an, als ob er einen Asthmaanfall hätte. Dieses Lachen mündete auch in einem pfeifenden Keuchen –
-Kann ich Ihnen helfen?
Erst jetzt fiel mir der dünne Schlauch auf, der ihn durch eine Nasenkanüle mit Sauerstoff versorgen sollte – nur, dass dieser Schlauch neben ihm lag.
-Weißt du, mein Junge, setz dich doch her. Wie heißt du eigentlich? Nein, lass mich dich Finn nennen. Mein Junge – ich meine, mein Sohn – wollte immer so genannt werden. Er hat gesagt, dass Finn „Wanderer“ heißt. Er hat so ausgesehen wie du.
Ich lächelte.
-Es stört mich nicht, wenn Sie mich Finn nennen. Aber was hat es mit der Frau auf sich? Meinen Sie die Mutter von Ihrem Finn?
Schon wieder begann er zu keuchen, was wohl sein Lachen war.
-Nein, Unsinn, Junge! Sie – da ist sie doch, du starrst sie nun schon die ganze Zeit an!
-Ich verstehe nicht –
-Die See! Also Finn, du musst noch viel lernen. Die See, meine Liebste, hat mir viel weggenommen. Aber sie gibt uns das Leben – die Fische, das Salz, sogar Wasser; die …
Er wollte weiterreden, aber sein Keuchen wurde so schlimm, dass ich dem alten Mann den Sauerstoffschlauch wieder in die Hand legte und ihm anbot, ihn nachhause zu begleiten.
-Junge, mach mich nicht wütend. Hier ist mein zuhause. Was soll ich in diesem verdammten Krankenhaus? Nicht mal die See sieht man von da aus!
Ein einzelner Donnerschlag zerriss sowohl die Stille, als auch meine Gedanken. Das Piepen war glücklicherweise noch nicht abgeebbt, die Verbindung stand noch. Es blitzte, gar nicht weit entfernt von einem einsam im flachen Gelände stehenden Bauernhof. Die Regentropfen prasselten gegen die Fensterscheiben, doch man konnte sie nicht hören. Der Schnellzug war zu gut geschützt. Nicht einmal das Dach ließ hören, was draußen vor sich ging. Es sah aus, als würde der Himmel weinen; dabei hätte doch das Meer trauern müssen. Nur der Donner konnte von den Wänden des Zuges nicht aufgehalten werden.
-Sie wollen zu ihm, richtig? Er redet die ganze Zeit von Ihnen, seinem Finn – er scheint Sie für ihn zu halten, wissen Sie? Aber Finn ist schon vor langer Zeit ertrunken …
Die Stationsschwester, die mich jedes Mal zu ihm ließ, sah mich ein wenig traurig an.
-Finn ist ertrunken? Dann sieht er mich als seinen Ersatzsohn an, denn er wollte mich so zu nennen.
Die Schwester nickte.
-Er freut sich auf Sie. Er gehört zu den Ältesten der Insel und hat so viel Wissen. Aber er war nie überheblich; immer nett zu allen hat er geholfen, wo er konnte. Es tut mir sehr leid für ihn, dass ihn ein so trauriges Ende erwartet.
Ich nickte der Schwester zu und lächelte aufmunternd, doch wir wussten beide, dass die größte Bürde er zu tragen hatte.
Ich konnte mich nicht mehr an die genaue Krankheit erinnern – er schien nur immer schlechter atmen zu können und immer größere Schmerzen zu empfinden. Das Morphium setzte nicht richtig an.
-Finn, mein Junge! Du bist wieder da – setz dich! …
Ein heftiger Hustenschwall unterbrach ihn, aber er hustete ihn zu Ende und setzte keuchend wieder an.
-Wie geht es unserer Herzensdame?
Ich musste schmunzeln. Er war wirklich krank und seine einzige Sorge galt dem Meer, das älter war als die ältesten Lebensbeweise auf der Erde.
-Sie kann nicht klagen, eine leichte Magenverstimmung vielleicht. Könne Fischvergiftung sein.
Der alte Mann schlug mir lachend auf die Schulter.
-Wenn du weiter so ein Grünschnabel bleibst, Finn, kriegst du deine Elvi nie!
Ich verstummte. Auch er versteifte sich und schien zu merken, dass etwas nicht stimmte, aber er wusste nicht mehr, was es war.
-Mach das Fenster auf, Junge.
In dem Raum war es kalt und die feuchte Luft war nicht gut für ihn, aber in den letzten Wochen hatte sich sein Zustand so rapide verschlechtert, dass er sich nicht einmal mehr zu dem roten Strandkorb hinausschleichen konnte.
Draußen war es stürmisch und der Wind fegte eiskalt durch das Zimmer. Er stöhnte – die Luft tat ihm in der Seele gut, seine Lunge aber war anderer Meinung –
Die Stationsschwester kam in das Zimmer gerannt, fuhr mich harsch an und schlug das Fenster zu, nachdem sie den piepsenden Monitor überprüft hatte, der sich nie veränderte.
-Dieser Drachen – begann mein weißhaariger alter Mann zu schimpfen – undankbar! Mach das Fenster wieder auf!
-Aber die Luft –
Jetzt herrschte er mich an. Ich wusste, dass es ihm wehtat, kalte Luft zu atmen, aber auch, dass er es nicht ertragen konnte, keine Meeresluft zu riechen. Ich öffnete das Fenster und erzählte ihm von den Banalitäten meines Lebens. Er schien es zu mögen. Seine Atmung stockte kurz und ich wollte das Fenster schließen. Er sah mich nur stechend an und hustete sich aus.
Die Tür ging schon wieder auf und eine fremde Stimme erklang.
-Wie halten Sie nur diesen Krach aus?
Ich stierte die junge Frau wütend an.
-Das ist kein Krach! Der alte Mann kann doch nichts dafür, dass seine Lunge nicht mehr arbeiten will. Stellen Sie sich mal vor, dass Sie so krank sind –
Sie sah mich fragend an, ich blickte mich im Raum um. Gegen die Scheiben prasselte immer noch der Regen, mittlerweile heulte der Wind und das gleichmäßige Piepen der Türen war noch immer nicht verstummt.
-Ich sehe hier keinen alten Mann. Geht es Ihnen gut? Sie können gerne einen anderen, ruhigeren Platz bekommen.
Mein Kopf. Wo war ich nur gewesen? Wie ging es dem alten Mann? Ich war im Zug. Alles war vorbei, die Frau wollte nur nach dem Rechten sehen.
Ich versuchte überzeugend zu lächeln.
-Verzeihen Sie, eine alte Erinnerung an ein ähnliches Piepsen.
Sie nickte lächelnd, doch es war das beruhigende und gleichzeitig beunruhigte Lächeln verängstigter Leute, die nur schnell das Weite suchen wollten. Es interessierte mich nicht.
Die Landschaft vor dem Fenster hatte sich verändert; es gab Wälder und Hügel, keine Kühe mehr. Einige Bäume waren entwurzelt, viele Äste lagen auf dem Boden, ich machte mir Sorgen, ob der Zug ankommen würde; schließlich standen viele Bäume neben den Oberleitungen.
Es blitzte immer noch, vermutlich würden wir der Sturmfront die ganze Fahrt folgen.
Sein Zustand hatte sich weiter verschlechtert und er war kaum noch anzusprechen. Hin und wieder antwortete er mir, wenn die starken Drogen der Ärzte in ihrer Wirkung nachließen. Ich erzählte aus meinem Leben, von meinem Mädchen, sogar von meinen liebsten Büchern und Musikstücken. Einmal wollte ich Musik mitbringen, doch dann ließ ich es bleiben. Irgendwann erzählte ich vom Reisen und von den schönsten Orten, die ich gesehen hatte. Ich zählte einige Großstädte auf und sprach dann über das Meer. Das Meer in England, in Frankreich, in Italien. Er hatte gelächelt. Ich erstattete jeden Tag Bericht; wenn ich über seine eine Frau redete, hellte sich sein Gesicht auf und die tiefen Furchen in der Stirn schienen sich ein wenig zu glätten.
In einem besonders klaren Moment keuchte er sogar sein Lachen, als ich ihm aus dem Studium erzählte. Er versuchte sich ein klein wenig aufzurichten, unterbrach meinen Redefluss und erklärte mir keuchend, wo sein Haus lag. Ich sollte dorthin gehen und ihm seine Taschenuhr bringen, die im Schlafzimmer lag. Die Tür sei unverschlossen, Einbrecher gäbe es nicht.
Ich machte mich auf den Weg; er schien diese Uhr dringend zu brauchen. Im Haus stand neben der Uhr eine kleine Phiole; ich wusste, was sich darin befand.
Zurück im Krankenhaus reichte ich ihm beides und er lächelte. Er hatte starke Schmerzen, ich sah es, aber er hatte die Schwestern gezwungen, ihm keine bewusstseinsraubenden Mittel mehr zu verabreichen.
-Mach das Fenster auf, Junge.
Ich machte es und zum ersten Mal bedankte er sich dafür bei mir. Die Luft war an diesem Tag nicht so kalt wie sonst. Ich setzte mich zu ihm ans Bett, er nahm meine Hand und legte die Taschenuhr hinein.
-Das ist für dich, Finn. Denk an mich, wenn du am Meer bist. Und sag der alten Dame jedes Mal einen schönen Gruß von mir.
Sein Keuchen war entsetzlich anzuhören. Ich befürchtete schon, dass er an seinem Schleim ersticken könnte, doch der alte Mann hielt sich wacker. Nach einem weiteren Hustenanfall fuhr er fort, als ob nichts geschehen wäre.
-Junge, du musst gehen. Danke, dass du mich immer besucht hast – aber das hier ist nichts mehr für dich.
Er warf mich mit seinem Blick aus dem Zimmer. Ich schloss die Tür hinter mir nicht ganz und blieb im Türrahmen stehen. So hörte ich noch seinen letzten Hustenanfall und das laute Keuchen, das abzunehmen schien. Schließlich wurde auch das Piepsen immer langsamer und verstummte endlich, bevor es in einem durchgehenden Ton mündete.
Als die Schwestern und der Arzt an mir vorbeiliefen, bemerkten sie mich nicht. Erst nachdem die leere Phiole gefunden wurde, sahen sie mich immer noch weinend neben der Tür stehen.
-Du hast ihm die Phiole gebracht? Du wusstest, was darin war, nicht wahr?
Der Stationsschwester war es nicht aufgefallen, aber sie duzte mich nun. Ich war ihr dankbar dafür, denn dadurch, dass sie mich so entmündigte, schützte sie mich.
-Ich konnte es ihm nicht ausschlagen. Es war sein letzter Wunsch. Er hatte nicht gesagt, was sich darin befand. Aber ich wusste es. Ja. Ich habe ihn umgebracht.
Warum hatte ich das getan? Vielleicht, weil er so flehend ausgesehen hatte? Weil ich wusste, dass er ohne das Meer und die Freiheit nur noch ein Schatten seiner selbst war? Oder hatte ich einfach den Anblick von lebendig vermoderndem Fleisch nicht ertragen können? Ich hatte immer gewusst, was richtig, was falsch war. Bis ich zu handeln hatte. Da war es vorbei mit den ethischen Grundsätzen.
Ich hatte ihn geliebt, er war mein verlorener Großvater für mich, ich für ihn sein lange verstorbener Sohn.
Vom Krankenhaus aus war ich ans Meer gegangen und hatte mich in den tiefroten Strandkorb mit der Nummer 203 gesetzt. Die Taschenuhr, die er mir geschenkt hatte, trug die Gravur „Für Finn, meinen geliebten Sohn“.
Ich wollte sie ins Meer werfen, da fiel mir ein, dass man Frauen nicht bewerfen sollte und schob sie ein.
-Entschuldigen Sie, Sie müssen den ICE bitte verlassen, Endhaltestelle.
Die Zugbegleiterin sah nun nicht mehr beunruhigt aus, sondern beunruhigend. Das Piepen war verstummt, ich stieg aus. Und war zuhause.
Wo auch immer das war.