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Geschichten aus dem Loch

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22.08.2012
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Geschichten aus dem Loch

Zwanzig Jahre später spreche ich von einem Glückstag, doch in diesem Moment war es der schwärzeste Tag meines Lebens, als ich in die Dunkelheit des Lochs fiel.

Ich war gerade elf Jahre alt und die Wände des Bombentrichters waren glitschig und kalt. Mit jeder Bewegung verschlimmerte sich meine Situation, und aus meinem langsamen Gleiten wurde eine sich beschleunigende Rutschpartie. Es brauchte nur Sekunden, bis meine Beine vom Loch verschluckt wurden und mich hinter sich her zogen.

Ich untermale den Moment mit einem Ploppen beim Öffnen der Bierflasche und lasse die schale aber kalte Flüssigkeit meine Kehle herunterrinnen.
Das Gesicht meines Vaters, das sich langsam wegdrehte, bevor ich im Loch verschwand. Ich verscheuche die Erinnerung.


Fallend sah ich das Loch über mir immer kleiner werden. Man muss wissen, dass solche Löcher immer zwei Seiten haben.
Die eine, vor der man gewarnt wird, jemals hineinzufallen, und die andere, durch die man unbedingt zurück an die Oberfläche möchte. Nun, ich sah die Letztere und krachte volle Kanne auf den Boden.

BAMM! Das Geräusch meiner Flasche, die ich mit Wucht auf den Tisch stelle.


Dann sah ich nichts mehr. Bewusstlos muss ich da eine ganze Weile gelegen haben. Irgendein Tier hatte sogar schon an mir herumgezerrt, sagten jedenfalls die Bunkerbewohner, die mich gefunden hatten. Die brachten mich auch in ihr Zuhause und sorgten für mich.
Sie erklärten mir außerdem, dass es keinen Weg mehr zurück an die Oberfläche gab. Das Loch war der einzige Zugang, nur eben leider kein Ausgang. Ich sage euch, das war ein ganz schöner Schock für mich.

Langsam aber sicher komme ich in die richtige Stimmung. Eine düstere Stimmung. Die zwei Schrottsammler, der Mutantenhetzer und die Hure rücken näher um mich zusammen.

Also war ich gefangen. Gerade elf Jahre alt und eine Bande versnobter Idioten, die irgendwo in der Vergangenheit kleben geblieben waren, hatte mich in ihrer Zentrale aufgenommen und versuchte mir zu helfen. Ihr hättet die sehen sollen, in ihren Uniformen, den karierten Anzügen, den Krawatten und so weiter, ihr würdet’s nicht glauben.

Sie grinsen und ich grinse genauso dämlich, aber mindestens zwei von denen wussten nichts mit dem Wort „kariert“ anzufangen und alle hatten den Totengeckoblick, als ich „Krawatte“ sagte.


Vielleicht sollte ich noch den Computer erwähnen, dem sie die Regulierung aller Belange übertragen hatten, um menschliches Versagen von vornherein auszuschließen.
Ach egal, das Problem aber war gar nicht, dass es keinen Ausgang gab, das Problem war der Weg dorthin. Die Höhlen, versteht ihr? In den Höhlen um den Bunker hatten sich Wesen angesiedelt, die jeder Vorstellung spotten. Riesige Spinnen, Biester, die sich einen Menschen schnappen und ihre Eier in ihn legen. Wenn man Glück hatte, wurde man von ihnen in einen Kokon eingewebt und später gefressen, aber wenn man Pech hatte, bekam man die Eier ab und lebte weiter, bis sie ausschlüpften.
Ich habe gesehen, wie einer angeschwollen ist, bis sein Kopf platzte und hunderte kleine Spinnen aus ihm rausgekrabbelt kamen. Wir haben versucht sie zu zertreten, aber solche zähen Spinnen habt ihr noch nicht erlebt. Ohne Flammenwerfer wäre der ganze Bunker draufgegangen, doch so verbrannten nur Jim, der alte Arnkowitz und ein paar andere Leute.

Naja, die Spinnen waren das eine. Die Mutanten das andere.

Der Hetzer bekommt plötzlich so einen seltsamen Blick und seine Hand verkrampft. Ich nehme noch einen großen Schluck Bier, so lässt sich mein Lächeln besser verbergen. Erwartungsvolle Stille liegt in der Luft. Der Schrottsammler links von mir kommt so nahe, dass ich seinen Atem rieche.

Seht ihr diese Narbe hier neben meinem rechten Auge? Nun, ich war fast 15 Jahre in dem Bunker und bei den Expeditionen in die Höhlen fanden wir niemals das Spinnennest, wir stießen auf alle möglichen Ungeheuer, aber die Mutanten waren am furchteinflößendsten. Das waren nicht diese kiffenden Mutanten, die ihr aus dem Wald kennt, oder die eine Straße weiter Rattengulasch verkaufen. Das waren ehemalige Bunkerbewohner, als Menschen geboren. Die wollten eine Superarmee oder so was entwickeln. Als sie spitzgekriegt hatten, dass direkt neben ihren Höhlen und ihrem ausgebrannten, verstrahlten Schlackehaufen von Bunker, noch eine hoch technisierte, funktionstüchtige Enklave aus der Zeit vor dem Ende existierte, wollten sie da natürlich unbedingt ran. Ach so, die Narbe, ich wollte nur sagen, die beginnt zu jucken, wenn ich das Gefühl habe, dass mir jemand zu nah auf die Pelle rückt.

Der Schrottsammler, den ich dabei anblitze, weicht erschrocken zurück. Es reicht, um nicht mehr das volle Ausmaß seines fauligen Atems zu riechen. Die Hure schickt ihm einen giftigen Blick, jetzt muss ich wirklich lächeln.

Also man kann es sich fast denken, was passierte. Die Mutanten griffen irgendwann an, sie hatten den ganzen verfickten Scheiß, Granatwerfer, schwere Maschinengewehre, leichte Maschinengewehre, Säurewerfer, Sprengstoff, umgebaute Rasenmäher, Kettensägen und riesige, abgerichtete, mutierte Viecher.

Ich schnaube verächtlich.

Wir hatten karierte Anzüge, Uniformen mit Schulterpolstern, Helme mit Ralleystreifen, Lackschuhe und glänzend polierte Knöpfe an total unsinnigen Stellen.
Ich will damit sagen, wir hatten keine Chance. Klar hatten wir auch Waffen, aber nichts, womit man gegen diese Horde hätte bestehen können.

Schweigen. Mein Blick wandert zum Boden, der Schmerz darin ist echt.

Sie töteten ohne Gnade. Fraßen Kinder, vergewaltigten Frauen und rissen Männern den Kopf ab. Es war von Anfang an ein Rückzugsgefecht und nur wenige konnten entkommen. Wir krochen durch Wartungsschächte und Abflusskanäle, doch der ehemalige Vorteil des Bunkers, nämlich die totale Abschottung zur Außenwelt, wurde nun unser Verhängnis. Es gab keinen Ausgang.

Sie sehen mich an und ich sehe die Fragezeichen in ihren Gesichtern. Wie bist du raus gekommen?

Trotzdem bin ich hier. Was glaubt ihr, wie ich es geschafft habe?

Schweigen. Keiner wagt auch nur eine Vermutung. Ich kneife meine Brauen zusammen und alle sehen erwartungsvoll auf die melodramatische Stirnfalte. Keiner rechnet mit dem, was gleich kommt.

Wisst ihr, mein Bunker barg etwas Schreckliches, von dem ich erst erfuhr als schon alles zu spät war. Es war…

Die Stirnfalte wird zur Schlucht. Mein Blick finster. Die Mundwinkel gehen nach unten. Eine anstrengende Grimasse, die sich mit der Antwort explosionsartig ins Gegenteil verkehrt.

Das Spinnennest!

Überraschtes Raunen.

Als ich erkannte, wo ich mich befand, schlug und trat ich panisch um mich, verhedderte mich in klebrigen Fäden und stolperte durch ein wogendes Meer aus kleinen Spinnen. Bis zu den Knöcheln stand ich in ihnen. Doch das war nur ein übler Scherz gegen die behaarten Kerle, die dann kamen, um mich zu ihrer Mama zu schleppen.
Fast drei Meter groß, wenn sie sich auf ihre flauschigen vier Hinterbeine stellten und unheimlich menschenähnlich. Keine Chance, die auf einer Zeitung rauszutragen und vor die Tür zu setzen.

Wieder der verständnislose Blick in den Gesichtern meiner Zuhörer. Irgendwann finde ich jemanden, der mich versteht. Ich nehme den letzten Zug aus der Pulle und wische mir den Mund mit dem Ärmel ab.

Von einer Scheiße in die nächste, von Disco zu Disco, vom Regen in die Traufe. Innerlich war ich am Ende, am liebsten wäre ich in den Armen meiner Monsterspinnenwächter gestorben, um doch noch irgendwie zu entkommen.
Lange muss ich sicher eh nicht mehr darauf warten, dachte ich mir und hatte, als ich der Mutterspinne zu Füßen gelegt wurde, einen Zustand absoluter Gleichgültigkeit erreicht.
Es hätte mich schocken sollen zu sehen, dass diese riesige fette Spinne, in Drähte und Kabel gehüllt, mit dem Computer und Versorgungssystem des Bunkers verbunden war.
Es erstaunte mich auch nicht mehr, dass die Spinne mich plötzlich aus hunderten Bildschirmen heraus, die chaotisch um uns herum angeordnet, teilweise schwankend von der Decke hingen, ansprach und meinen Namen nannte. Über uns in den von Menschen bewohnten Arealen des Bunkers tobten die Kämpfe und einige der Monitore zeigten jenes Grauen, das sich vor den von Kameras überwachten Bereichen abspielte. Nicht einmal diese Schreckensbilder, denen ich zu entkommen suchte, rührten mich noch.
Doch dann erfuhr ich von der Abhängigkeit zwischen Spinnen und Bunkerbewohnern und so wie es mir in diesem Moment erst klar wurde, hatten die Spinnen längst erkannt, dass sie uns brauchten. Die Vernichtung durch die Mutanten stand kurz bevor und es war an der Zeit einzuschreiten. Die ersten Kriegerspinnen erschienen auf den Bildschirmen und die Szenerie wurde so abstrus wie in einem Film von Guillermo del Toro.

Ups … Filme kennen diese Tölpel natürlich nicht, geschweige denn Regisseure. Doch die Erwähnung scheint sie nicht gestört zu haben, gebannt starren sie mich an.

Ich begriff, dass diese Monster unsere Rettung sein konnten, ich war nicht in Gefahr und erhielt einen einfachen Auftrag. Rette den Bunker. Erkläre deinen Leuten, dass wir Freunde sind.
Meine Wächter lockerten ihren Griff und einer gab mir eine Art pulsierenden warmen Lederbeutel. Sie bedeuteten mir: Trink das!

Ich verziehe das Gesicht.

Ich sage euch, dieses glitschige Ding in meiner Hand lebte und ich hatte keine Ahnung, wo man da zum Trinken ansetzen sollte, doch wenn man von flauschigen Spinnenarmen umgeben ist, die einen freundlich anstupsen, lässt man sich zu allerlei hinreißen und saugt auch schon mal testweise an der einen oder anderen Warze. Tatsächlich war das der richtige Ansatz, auch wenn ich dabei fast kotzen musste.

Nun verziehen auch die anderen ihre Gesichter und mehrstimmige „Bäähs, Iiiihs!“ und Würgegeräusche untermalen den Moment.

Doch halt, auch wenn sich das wie eine perverse Foltermethode anhört. Was ich da trank, schmeckte wie Stromschlag mit einem stark faulig, salzigen Abgang und wirkte wie 10fach konzentrierter Onkel Mutas Donnerschnaps, mit dem man eine zeitgezündete Brandbombe runterspült, die nur wenige Sekunden später explodiert und einen von innen nach außen komplett auflöst.
Danach war ich wie neu geboren.

Pause. Kurz durchatmen. Wieso ist mein Bier leer? Ein ungehaltener Blick auf den Flaschenboden.

Keine Schmerzen mehr. Alle Verletzungen waren verheilt. Mein Kopf war so klar wie nie, fokussiert auf meine Aufgabe. Jegliches Gefühl der Erschöpfung fiel von mir ab, wie abgestorbene Hautzellen. Meine Sinne erwachten aus einem Schlaf, der mein ganzes Leben lang angedauert hatte. Zum ersten Mal konnte ich hören, sehen, riechen, schmecken und fühlen. Ich war nicht länger Mensch, ich war ein frisch geborener Gott, das Universum meine Heimat, nichts das mich noch ängstigen konnte.

Ich zaubere ein kleines Fläschchen aus meinem Ärmel und schiebe es langsam wie einen Läufer beim Schach über den Tisch.

So bin ich rausgekommen. Das Wundergesöff war mein Ausgang. Ich rettete den Bunker und kämpfte mich durch bis zur Oberfläche. Die Wirkung des Tranks ist vergangen, und hat bei mir nur dieses eine Mal funktioniert. Doch in seiner verdünnten Form, mit abgeschwächter Kraft, kann man ihn immer wieder verwenden.

Augenbrauen gehen nach oben, Kinnladen klappen herunter.


Ja ganz recht, was ihr hier seht, ist die Spinnentinktur. Sie wirkt z.B. in einer Wasserflasche verdünnt bei Weitem nicht so extrem wie das reine Zeug, aber es macht euch schneller und ausdauernder. Ein Tropfen und ihr braucht zwei Tage keinen Schlaf. Ein Tropfen und ihr seht im Dunkeln, ihr riecht es, wenn jemand lügt und alles fühlt sich besser an. Ein Tropfen und einer von euch ist so viel Wert wie drei AdS-Soldaten.

Die Hure kichert. Möcht wissen, woran sie gerade denkt.


Für 10 Chids gebe ich jedem, der es probieren möchte, einen ganzen salzig, modrig scharf schmeckenden Tropfen Wundertinktur von der Monsterspinnenkönigin. Überlegt nicht lange und kauft jetzt, morgen bin ich vielleicht schon im nächsten stinkenden Abfallhaufen und erzähle meine Geschichte.

 
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Hallo Lem Pala,
Im Grunde hat mir deine Geschichte auf Grund der detailreichen, atmosphärischen Bilder, die Du zeichnest, gut gefallen.
z.B.

Langsam aber sicher komme ich in die richtige Stimmung. Eine düstere Stimmung. Die zwei Schrottsammler, der Mutantenhetzer und die Hure rücken näher um mich zusammen.
oder
Wir hatten karierte Anzüge, Uniformen mit Schulterpolstern, Helme mit Ralleystreifen, Lackschuhe und glänzend polierte Knöpfe an total unsinnigen Stellen.
Ich sage euch, dieses glitschige Ding in meiner Hand lebte und ich hatte keine Ahnung, wo man da zum Trinken ansetzen sollte, doch wenn man von flauschigen Spinnenarmen umgeben ist, die einen freundlich anstupsen, lässt man sich zu allerlei hinreißen und saugt auch schon mal testweise an der einen oder anderen Warze. Tatsächlich war das der richtige Ansatz, auch wenn ich dabei fast kotzen musste.
Besonders gefallen hat mir das hier:
Fast drei Meter groß, wenn sie sich auf ihre flauschigen vier Hinterbeine stellten und unheimlich menschenähnlich. Keine Chance, die auf einer Zeitung rauszutragen und vor die Tür zu setzen.
Sehr schön.

Allerdings schmälern deine eigenwillige (oder schlampige) Kommasetzung, sowie nachlässige Groß und Kleinschreibung ein bisschen den Genuss. Geht bereits im dritten Satz los:

Mit jeder Bewegung verschlimmerte sich meine Situation(Komma) und aus meinem langsamen Gleiten, wurde eine sich beschleunigende Rutschpartie. Es brauchte nur Sekunden(Komma) bis meine Beine vom Loch verschluckt wurden und mich hinter sich her zogen.
U.s.w.u.s.f.
Ich empfehle Dir, noch mal gründlich drüber zu gehen, die Story hätte durchaus mehr Sorgfalt verdient. Noch mal: die Atmosphäre gefällt mir wirklich gut. Am Ende kam mir der Gedanke, alles sei nur eine Geschichte des Protagonisten, die er sich ausgedacht hat, um sein Wundermittel an den Mann zu bringen. Würde mir wünschen, dass da noch mehr Geschichten aus dem Loch folgen und man was hierüber
Das Gesicht meines Vaters, das sich langsam wegdrehte, bevor ich im Loch verschwand.Ich verscheuche die Erinnerung.
erfährt. Hat mich neugierig gemacht.
Schöne Grüße
Harry
Ach ja, bevor ich's vergesse. Ich mag die Filme von Guillermo del Toro auch sehr, aber findest Du es nicht ziemlich unwahrscheinlich, dass irgendwo in diesem Loch ein Kino existiert, oder womöglich ein DVD Spieler?
Die ersten Kriegerspinnen erschienen auf den Bildschirmen und die Szenerie wurde so abstrus wie in einem Film von Guillermo del Toro.

 

Hallo HarrytheRobot,

vielen Dank für Deinen Beitrag. Eigenwillige Kommasetzung (schlampig), dass würde ich Dir auch ungelesen unterschreiben. Was das, und die Groß- und Kleinschreibung angeht, habe ich so meine Probleme, gelobe aber Besserung. Gut Ding will Weile haben, hat mal jemand gesagt. Falls da jemand Tipps und Tricks kennt, ich habe ein offenes Ohr.

Was die "Geschichten aus dem Loch" angeht hast Du Glück, es liegen tatsächlich noch einige in meiner Schublade. Leider unfertig, doch ich arbeite dran.

Als Auftakt könnte man diese Erzählung verstehen, es bleibt ein Rätsel, was erdacht und was tatsächlich passiert war, denn wie Du richtig vermutest, der Erzähler bewirbt mit seiner Geschichte, grundsätzlich erst einmal sein Produkt, und genau das ist auch die Pointe.

Besonders freut mich aber, dass Du als Leser neugierig gemacht wurdest.

Was den Videorekorder angeht, den können die Bewohner des Lochs doch haben, es handelt sich schließlich um einen alten Bunker, mit Computern usw. Alt ist in diesem Fall relativ und könnte aus unserer Sicht auch bedeuten, dass er erst in zehn Jahren gebaut wird. Vielleicht sollte ich die äußeren Umstände noch etwas genauer erläutern, mal sehen.

Schöne Grüße und del Toro High Five

Lem Pala

 

Hallo Lem Pala

Vorab war es eine Irritation, die mich in Deine Geschichte zog, erzeugt durch den Titel, der vorgibt, mehrere Geschichten in einer Kurzgeschichte darzustellen. Der Sinn des Plurals erhellte sich mir, als es klar wurde, wie der Erzähler für 10 Chids seinen Lebensunterhalt bestreitet.

Es ist eine schön surreale Geschichte, die mich vom Thema „Loch“ her entfernt an den japanischen Film Die Frau in den Dünen erinnerte. Inhaltlich ist Dein Stoff völlig anders, ein mir gelungen erscheinendes Fantasy-Stück, das sich Lesern anbietet, die vor einem leichten Kribbeln unter der Haut nicht zurückschrecken.

Man muss wissen, dass solche Löcher immer zwei Seiten haben.

Da musste ich auflachen, darüber hatte ich mir wirklich noch nie Gedanken gemacht. Dabei ist dieses Gefühl, das den Jungen dabei bewegt, recht inspirativ und regt die Fantasie an.

Bei der Umsetzung der Rechtschreibung hast Du noch etwas Nachholbedarf, wie auch harrytherobot bemerkte. Nachfolgend noch ein paar Notizen von Stellen, an denen ich diesbezüglich hängen blieb:

… bevor ich im Loch verschwand.Ich verscheuche die Erinnerung.

Leerschlag


Lange muss ich sicher eh nicht mehr darauf warten, dachte ich mir und hatte als ich der Mutterspinne zu Füßen gelegt wurde einen Zustand absoluter Gleichgültigkeit erreicht.

Ein komatöser Satz zum Lesen, der mir als Leser flexibler vorbeizieht, wenn ich mir in Gedanken nach hatte und wurde, den Nebensatz mit Kommas abgrenze.

… mit dem man eine Zeitgezündete Brandbombe runterspült …

zeitgezündete

Doch halt, auch wenn sich das wie eine perverse Foltermethode anhört. Was ich da trank schmeckte wie Stromschlag mit einem stark faulig, salzigen Abgang und wirkte wie 10-fach konzentrierter Onkel Mutas Donnerschnaps, mit dem man eine zeitgezündete Brandbombe runterspült, die nur wenige Sekunden später explodiert und einen von innen nach außen komplett auflöst.
Danach war ich wie neu geboren.

Dieser Abschnitt ist doppelt vorhanden. Auch wenn er wie neugeboren ist, falls es eine gewollte Duplizität hat, sollte es zumindest eine Variation aufweisen, um originell zu wirken, und diese nicht nur im kursiven Gegenwartstext danach.

Doch in seiner verdünnten Form, mit abgeschwächter Kraft kann man ihn immer wieder verwenden.

Auch hier würde ich den Nebensatz kraftvoll mit einem Komma abgrenzen.

Es war mir eine unterhaltsame Geschichte, auch wenn die Gegenwart-Einschübe des Erzählers an sich etwas gewöhnungsbedürftig waren. Fazit: Gerne gelesen.;)

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Anakreon,

ich habe eben erst die Korrekturen von Dir und harrytherobot eingefügt. Tatsächlich hat mich der doppelte Abschnitt am meisten erschrocken. Zum Glück hatte ich noch eine ältere Version des Textes. Irgendwas war da schief gelaufen, an diese Stelle gehört nämlich ein ganz anderer Teil. Jetzt passt es aber.

Vielen Dank für deine Aufmerksamkeit und natürlich freue ich mich ganz gewaltig, dass die Geschichte Dir gefallen hat.

Die Frau in den Dünen klingt interessant, bin Deinem Link gefolgt, passt gerade sehr gut, denn ich habe erst vor kurzen eine kleine schwäche für japanische Filme entdeckt.:D

Schöne Grüße

Lem Pala

 

Hi Lem Pala,

ich mag die Geschichte - endlich mal ein Endzeitszenario, das sogar mal lustig rüberkommt. Noch dazu mit Werbepause :) Wobei die Spinne natürlich auch total witzig ist, hehe; eine coole Riesenspinne, die ihre Kinder am liebsten von den Menschen versorgt sieht.

Ich muss mich harrytheroot und anakreon anschließen - die Stimmung, die du da erschaffst, ist irgendwie fesselnd (ok, hört sich jetzt doof an; egal). Und die Einblendungen sorgen am Anfang auch für etwas Verwirrung beim Leser. Ging zumindest mir so; war aber gut so -.

Ein paar Sachen sind mir auch noch aufgefallen; vor allem Kommata:

und aus meinem langsamen Gleiten, wurde eine sich beschleunigende Rutschpartie.
Komma weg.

Ich untermale den Moment, mit einem Ploppen beim Öffnen der Bierflasche und lasse die schale aber kalte Flüssigkeit meine Kehle herunter rinnen.
Komma weg; herunterrinnen

Ich sage euch, dass war ein ganz schöner Schock für mich.
entweder "das" oder "dass das ein gan schöner Schock für mich war."

Sie grinsen und ich grinse genauso dämlich, aber mindestens zwei von denen

Ach egal, das Problem aber war gar nicht, dass es keinen Ausgang gab

Die Höhlen, versteht ihr?

Ich habe gesehen, wie einer angeschwollen ist, bis sein Kopf platzte

Naja, die Spinnen waren das eine. Die Mutanten, dass andere.
Entweder "Die Mutanten das andere." oder auch "Naja, die Spinnen waren das eine; die Mutanten das andere."

Nun, ich war fast 15 Jahre in dem Bunker

Ach so, die Narbe, ich wollte nur sagen, die beginnt zu jucken

Klar hatten wir auch Waffen, aber nichts, womit man gegen diese Horde hätte bestehen können.

Was glaubt ihr, wie ich es geschafft habe?

Keiner rechnet mit dem, was gleich kommt.

Wisst ihr, mein Bunker barg etwas Schreckliches, von dem ich erst erfuhr, als schon alles zu spät war.

Irgendwann finde ich jemanden, der mich versteht.

Es hätte mich schocken sollen zu sehen, dass diese riesige fette Spinne, in Drähte und Kabel gehüllt, mit ...

Nicht einmal diese Schreckensbilder, denen ich zu entkommen suchte, rührten mich noch.

Was ich da trank, schmeckte wie Stromschlag

nichts, das mich noch ängstigen konnte.

Ihr hättet die sehen sollen, in ihren Uniformen, den karierten Anzügen, den Krawatten und so weiter, ihr würdet’s nicht glauben.
Die Stelle fand ich irgendwie cool. Anzüge mit Krawatten als Uniformen, noch dazu in kariert, haha :D

und alle hatten den Totengeckoblick, als ich „Krawatte“ sagte.
Ich glaub, so einen Blick will ich auch mal sehn!

Ohne Flammenwerfer wäre der ganze Bunker draufgegangen, doch so verbrannten nur Jim, der alte Arnkowitz und ein paar andere Leute.
Irgendwie ne krasse Stelle; passt aber super zum Erzählenden.

Die Mutanten griffen irgendwann an, sie hatten den ganzen verfickten Scheiß, Granatwerfer, schwere Maschinengewehre, leichte Maschinengewehre, Säurewerfer, Sprengstoff, umgebaute Rasenmäher, Kettensägen und riesige, abgerichtete, mutierte Viecher.
Ich setz auf die Rasenmäher; die sind schließlich die unberechenbarsten! Oder auf die Lackschuhe ...

Hat mir richtig gut gefallen, die Geschichte. Und wenn es eine Fortsetzung gibt, freu ich mich da auch schon sehr drauf!

Liv.

 

Hey Liv,

jetzt ist es soweit, ich habe alle Korrekturen abgeschlossen. Super vielen, lieben Dank für Deine Hilfe.

Es wird mit Sicherheit noch die eine oder andere Geschichte aus dem Loch geben. Mein Ich-Erzähler hat da so einiges mitgemacht. Ich schreibe schon eine Weile an verschiedenen Perspektiven der Ereignisse, bzw. aus dem Loch. Sobald es mir lesenswert erscheint wird es mehr geben.

Freut mich das die Geschichte so gut bei Dir ankam.

Schöne Grüße

LemPala

 

Hallo LemPala,

die Story muss man wach und aufmerksam lesen. Interessant erzählt.

Gruß
Troisdorf11

 

Maria Meerhaba, hallo,

vielen Dank für Deine Kritik. Du nennst meinen Ich-Erzähler Opa. Darüber muss ich nachdenken.

Naja, ok, kann sein :D

Er ist ein harter Knochen, der einiges mitgemacht hat und jetzt seine Geschichte erzählt. Aber er erzählt sie nicht Dir. Daher wahrscheinlich die Distanz die Du empfunden hast. Er sagt Dir eigentlich nur, dass er die Geschichte erzählt, wem er sie erzählt und wie er sie erzählt. Das Du die Geschichte nun auch noch kennst ist ein „Abfallprodukt“ und natürlich absolut notwendig, sonst hätte ich es auch sein lassen können. Was ich aber damit sagen will, ist, dass er tatsächlich nur Werbung macht. Er hat keine andere Beziehung zu seinen Zuhörern, als das sie potentielle Kunden sind. Das beeinflusst natürlich seinen Erzähl-Stil. Ich behaupte jetzt einfach mal, wärst Du dabei gewesen, hättest ihn kennengelernt, ihm gegenüber gesessen, es hätte dich hineingezogen ;)

Wie dem auch sei. Ich freue mich sehr, dass ich Dein Interesse wecken konnte und noch mehr, wenn wir uns, vielleicht bei der nächsten Story, wieder lesen.

Schöne Grüße
Lem Pala

 

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