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Bunt

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26.08.2014
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Bunt

Die Gnade rieselte auf mich herab, senkte sich wie ein Schleier, welcher sich langsam und sachte schließt und uns somit den Blick verwehrt, auf das, was geschieht. Hinter Samt, ahnen wir, wissen aber nicht.
Sie fühlte sich anfangs merkwürdig an, ungewohnt. Eine neue Art des Fühlens, eine neue Art des Unwissens, welche mich nur mit dem nötigsten zurücklässt. Auch mein Innerstes war verändert, als hätte die Gnade mich nicht nur an einen neuen Ort geführt, sondern als hätte sie sich auch über mich gelegt, innen, über das, was mich sonst ausgemacht hatte. Mein Ort der Gefühle, in dem sich das Leben zeigte, wo ich empfand; Liebe, Trauer, Hass, Wut, Scham und Glück, sie waren noch da, all die Emotionen, doch kälter, abgeschirmt, ohne ihr heißes Feuer, welches mich sonst angetrieben hatte.
Fort war all der Schmerz, wie die Gnade es mir versprochen hatte. Er war gegangen, gewichen einer Leere. Doch mir wurde versprochen das sie sie füllen würde. Ich hatte in meinem Schmerz und meiner Wut ja zu ihr gesagt, hoffend, dass sie mich tatsächlich an einen gnädigeren Ort brachte.
Ich fühlte mich kurz einsam, bis ich um mich blickte und sah, an was für einen Ort die Gnade mich geführt hatte.
Sie schien ihr Versprechen zu halten.

Ich befand mich an einem sonderbaren Ort. Ein Ort voller Farben, voller Leben, Liebe und Inspiration. Doch ich spürte dieses Leben und die Liebe nicht in mir, wie ich es seit vielen Jahren gewohnt war. Es war als würde die Welt mir diese Gefühle schenken, als würde die Welt, oder die Gnade, mir die Gefühle von außen übermitteln. Es fühlte sich sehr ungewohnt an, aber nicht schlecht. Ich musste nichts direkt Empfinden, alles wurde mir wohl portioniert übergeben, fertig konsumiert zu werden.

Gewaltige Gebilde aus Stahl, Stein und Holz, erhoben sich zu meiner Rechten, zu meiner Linken, vor mir.
Ich blickte mich um. Jedes Hochhaus, jeder Wolkenkratzer, jedes Gebäude erstrahlt in den verblüffendsten Farbvarianten. Sie gefielen mir.
Ich befand mich am Anfang einer großen Allee, riesige Häuser reihten sich aneinander, soweit mein Blick nur reichen konnte. Links von mir stand ein großes, wundervolles Herrenhaus. Jeder einzelne Stein aus dem es erbaut war leuchtete regelrecht. Das Haupthaus zeigte sich in einem tiefen Blau, wie man es wohl nur an ganz besonderen Tagen auf dem Meer beobachten kann. Um die Holztür war es noch intensiv, doch je weiter die Wände sich ausbreiteten verlor das Blau an Intensität und fügte sich doch perfekt in das Bild ein. Die Erker waren in Gelb gehalten, das Blau floss direkt hinein, und das Gelb gewann bis zur kleinen Spitze immer mehr an Pracht. Links schmiegte sich ein Turm an das Haus, in einem prächtigen Rot, und auch hier waren die Farben eher schlicht, wenn sie in eine andere Farbe übergingen und mit ihr verschmolzen, doch sobald das Rot genug Platz zum austoben bekam, gewann es mehr und mehr an Kraft; die Spitze des Turms strahlte. Und auch das Dach zeigte sich verblüffend Farbenfroh, Blau, Gelb und Rot schienen miteinander zu Tanzen, verschmolzen zu Orange und Grün und Magenta.

Mein Blick schweifte die Allee hinab und alle Häuser zeigten sich ähnlich, doch aufgrund der Farben wirkte jedes unfassbar einzigartig. Einige waren nur in nur einer Farbe, mit all ihren Schattierungen, gehalten, andere strahlten wie ein Regenbogen.

Der Himmel war durchzogen mit schwarzen Rissen, und es schien so als würde diese Finsternis versuchen der Welt ihre Farbe zu nehmen. Für einen Augenblick spürte ich etwas, ein Gefühl das von mir stammte, nicht von der Gnade, doch sie trug es davon und ließ mich erneut nur staunend zurück.

Mit einem sanften Ruck wurde ich angehoben und begann die Straße hinab zu gleiten. Doch ich erschrak nicht, ich spürte garnichts, nur was mir die Gnade gab, und sie sandte mir nur eine leichte Verwunderung. Und eine leichte Freude. Die Wogen unter meinen Füßen schienen aus nichts als reinen Farben zu bestehen, die um sich herum glitten und miteinander spielten, wie ein Schwarm Delphine im Wasser, und sie trugen mich geschwind durch die Straße, zu auf ein Ziel, was sich meinem Blick noch entzog.
Die Wogen trugen mich vorbei an all den Häusern, Türmen, Wolkenkratzern die sich erst weiter vorne erhoben hatten, nun hinter mir strahlten, mit ihren Farben, die sich einen Wettstreit bis zur Spitze lieferten und mit jeder Bewegung der Wogen ein neues Licht in den Himmel schickten. Mit jedem Aufblitzen der Farben wechselten auch die Farben des Himmels, gewannen in einem winzigen Augenblick zu viel Kraft und mussten wieder verblassen.

Die Farben schienen mit dem Dunkel des Himmels zu kämpfen, als würde dort oben eine unerbittliche Schlacht toben. Was würde wohl geschehen wenn die Finsternis siegte? Doch die Gnade lenkte meinen Blick auf etwas anderes.

Auch Bäume und Pflanzen säumten die Allee, und auch an einem Park trugen mich die bunten Wogen vorbei. Doch die Pflanzen gefielen mir nicht. Sie waren schrecklich unbunt, leer, wirkten wie tot. Sie waren Kalt. Das vermittelte mir jedenfalls die Gnade. Ihre Blätter tanzten mit den Farben des Windes, doch es wirkt nicht wie ein schöner Tanz; belanglos.


Ich trieb weiter, sah Menschen. Auch sie sind grau geworden. Dort waren die Farben. Genau. Einen winzigen Augenblick erinnere ich mich, bis auch das die Gnade mir nimmt. Auch das hat mir gefallen. Die Welt war voller kalter Dinge aber das Lebendige war warm und bunt. Doch nun gehen sie fort, während die Welt strahlt. Auch sie kreuzen meinen Weg. Sie sind bald alle hinter dem Schleier verborgen, dem Schleier aus Gnade. Sehen, aber nichts spüren. Die Menschen waren mein Heim, doch nun ist es die Welt geworden. Wer von ihnen kann mich nun noch verletzen? Niemand.

Die grauen Menschen werden mit jeder Woge blasser und blasser. Einige verschwinden vor meinen Augen, lösen sich auf. Wo gehen sie hin? Die Gnade will es mir nicht sagen.
Sie scheinen hinter den Vorhang zu gehen, fort von diesem wundervollen Ort. Und wenn sie die Grenze überschritten leuchteten auch sie auf, wie die eigentlich toten Dinge um mich herum, in ihrer ganzen Pracht. Doch dann waren sie Fort.


Doch das war nun alles vergangen. Fort waren die Menschen mit ihren stolzen Farben. Sie hatten den Farben der Welt weichen müssen. Die Menschen um mich herum wurden immer blasser, mit jedem wogenden Schritt den ich tat. Bald wären sie gegangen. Ich ahnte etwas in mir, ein Gefühl. Früher hätte ich es gewusst; es ist mit dem Schleier gewichen.
Wenn sie ihn durchtraten sah ich Worte, genauso Schwarz wie die Risse im Himmel. Neid, konnte ich erkennen, Hass und Zorn. So viele bösen Worte, ich wollte sie mir nicht ansehen. Nichts von ihnen wissen. Oder wollte die Gnade nicht das ich sie sah?

Die dunklen Risse schienen sich nun dem Erdboden entgegen zu neigen. Und auch sie zeigen mir ihre schwarze Pracht. Ich spüre etwas jenseits der Gnade. Es fühlt sich dunkel an, aber befreiend.
Schwarz hat viele Schatten, dass weiß nur nicht jeder.
Die Risse schienen auf etwas zu zeigen was sich vor mir befand.

Die Wogen trugen mich nun schneller voran, änderten abrupt ihre Richtung, dass ich fast gestürzt wäre. Ich konnte die Gnade kaum noch spüren. Die Wogen waren nun auch durchzogen von schwarzen Rissen. Hatten sie mich erreicht und brachten mich zu einem anderen Ort als die Gnade? Ich spürte wie sich etwas in mir regte, meine Gefühle begannen wieder in mir zu brennen. War dass das Machwerk der Risse?

Aber es ging weiter. Weiter und weiter und weiter. Immer weiter. Ich konnte das Ziel schon fast sehen. Es leuchtete, brach sich in allen erdenklichen Farben. Es strahlte in einer solchen Macht, wie ich sie nie zuvor in dieser Welt gesehen hatte. Das gefiel mir.
Und dann sah ich.

Familie. Meine Familie. Ich sah ihr Blut in ihnen. Wie ihr Blut in mir. Es war gleich. Ich hörte ihre Herzen. Ich hörte meines. Sie waren gleich. Ich sah meine Freunde, und ich konnte ihr Blut und ihre Herzen kaum von meinem unterscheiden. Familie. Das waren sie. Und ich lächelte, wurde Teil der wahren Gnade, Teil der Menschen, die ich am meisten auf der Welt liebte. Und wir strahlten, heller als alles andere um uns herum. All die Dinge.

Die Risse erreichten mich, übernahmen mich, drangen vollkommen in mich ein. Ich hörte auf die Gnade zu fühlen und begann zu verstehen. Die Risse im Schleier der Gnade dieser Welt, waren die Wahrheit. Schwarz weil sie voller dunkler Erkenntnisse steckten, die durchaus die Macht besaßen mich zu verletzen. Doch ich fühlte wieder, ich, nur ich, nicht durch die Gnade. Alles war wieder da.

Ich blickte mich erneut um, sah mir die Straße an die hinter mir lag. Die Häuser hatten ihre Farben verloren, waren zu normalen toten Dingen geworden. Doch die Bäume und Pflanzen hatte ihre Lebendigkeit wieder erlangt, strahlten nun wieder aus sich selbst heraus. Und auch die Menschen waren zurück. Auch sie mit all ihren Farben.

Die Gnade hatte mich getäuscht, versprach sie doch nur Gutes, nahm sie jedoch jedes eigene Gefühl, nannte sich Gnade und verbarg doch alles hinter einem Schleier aus Gleichgültigkeit. Und hinter diesem Schleier war man alleine, abgeschirmt von all den Menschen die mich verletzen konnten, doch auch von allen die man Mögen und Lieben konnte. Ich wollte nicht in einer Welt leben ohne jedes Gefühl.

Ich spürte erneut die kalte Gleichgültigkeit in mir, wie sie versuchte mich erneut zu umgarnen, doch dieses mal würde ich es ihr nicht gestatten. Ich hatte gelernt. Wusste nun das jeder Schmerz es wert war, denn er war den Preis, für alles Gute und Wundervolle im Leben. Mein Blick ruhte auf meiner Familie, und mit der Macht, dieser Fülle an Emotionen drängte ich sie zurück, bis sie selber verblasste und verschwand.

 

Hej James Moddy,

der erste Satz schafft es bei mir schon, Interesse zu wecken. Gnade, für und von wem, wer hat die überhaupt nötig, wie geht es dem, der da Gnade braucht, wie kommt der dazu. Das klingt nicht so übel.

Wenn Du dann schreibst "Ich wandle an einem sonderbaren Ort" ohne dass weiter auf die Gnade eingegangen wird, dann verschwindet mein anfängliches Interesse spürbar. Und so geht es weiter. Ich finde kaum Anhaltspunkte, das alles wabert in Gebilden und Schleiern und irgendwann stelle ich fest, dass ich aufgehört habe zu lesen. Nicht mal willentlich.

Nicht alle Menschen hatten bunte Farben. Manche von ihnen hatte viele Farben. Manche strahlten, andere waren eher blass, bei wieder anderen strahlte jede Farbe. Doch bei den meisten tat dies nur eine. Aber die blassen sahen auch schön aus. Mir hatten sie gefallen. Doch es gab auch Menschen ohne Farben. Die waren nicht schön. Nein.
Und die ohne Farben. Weiß waren sie, zeigten nicht was für Farben sie hatten, hatten sie doch alle. Und die Schwarzen; verschlangen alles Licht, doch ohne Licht gibt es keine Farben. Doch jeder trug etwas von dem Schwarz. Fast alle. Nur manche nicht so, wie andere es taten. Schwarz hat viele Schatten, dass weiß nur nicht jeder.
Hier wird für mich deutlich, wie ungenau das Beschriebene dem Erzähler (möglicherweise auch dem Autor) sein muss. Wie soll es da erst Deinen Lesern gehen?
"Alle, manche, die meisten, jeder, fast alle, manche ... "
Was kann diese Beschreibung, außer umständlich zeigen, dass es alle möglichen Variationen gab.

Ich hab mich dann noch mal gezwungen, in dem Rest des Textes zu lesen. Das ist bestimmt ein gut gemeinter Text, aber viel zu unscharf. Je klarer Du das, was passiert für den Leser formulierst, umso besser kann der Dir folgen und überhaupt einen Bezug zum Text herstellen.

Ich könnte nicht einmal sagen, dass ich den Text nicht mochte. Er enthält möglicherweise eine Geschichte, die erzählenswert ist. So wie er jetzt hier steht, kann ich aber kaum etwas davon darin finden.

Ich wünsche Dir trotzdem weiter viel Spaß hier & beim Schreiben.

Gruß
Ane

 

Hallo Ane,

danke für deine Kritik und deine Anmerkungen. Ich habe mir den Text nochmals "durch deine Augen" angeschaut und glaube ich verstehe was du meinst. Mit der Gnade am Anfang könnte man definitiv noch mehr machen und auch die Beschreibungen wären klarer hinzubekommen.

Die Dinge die zu "ungenau" beschrieben wurden mussten wahrscheinlich darunter leiden das alles wie ein Traum aufgebaut war und an Träume kann man sich ja meist schlecht erinnern. Hab wohl versucht das so rüberkommen zu lassen ;)

Werde mich aber nochmals dransetzen und versuchen alles ein wenig deutlicher zu formulieren! :)

Gruß James

 

Hallo James!
Dein Einbau des Wortes Gnade als eine Art Ding-Symbol hast Du sehr gut und angenehm lesbar gemacht.

Sie waren schrecklich unbunt, leer, wirkten wie tot. Sie waren Kalt. Das vermittelte mir jedenfalls die Gnade. Ihre Blätter tanzten mit den Farben des Windes, doch es wirkt nicht wie ein schöner Tanz; belanglos.

Du hast sicher bewusst "unbunt" gewählt, da es ja auch um deine Überschrift geht. Ich muss trotzdem zugeben, "farblos", "grau in grau" o.Ä. hätten mir besser gefallen und eher zu deiner Sprache im Text gepasst.

Liebe Grüße
einszwo

 

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