Was ist neu

Die Nacht und das Schicksal

Mitglied
Beitritt
27.08.2014
Beiträge
6
Zuletzt bearbeitet:

Die Nacht und das Schicksal

Es war bereits nach Mitternacht, als er das Schiff verließ. Nachdem er einen kurzen Moment auf der hölzernen Schiffsrampe stehen geblieben war, seine schmerzenden Glieder gestreckt und sich Übersicht über die Docks verschafft hatte, setze er endlich - zum ersten Mal seit sieben Monaten -Fuß auf den Boden der Hafenstadt. Desber hatte lange auf diesen Moment gewartet. Die Überfälle waren selten gewesen, und noch seltener hatte sich das ganze bezahlt gemacht. Viel zu oft hatten sie kleine, hilflose Handelsschiffe gekapert, viel zu oft hatten diese außer Rum nichts Interessantes geladen – und viel zu oft hatte Desber seinen Anteil versoffen.
"Wenn es Nacht wird, auf hoher See, und du nichts hast, außer den Traum von einer schönen Frau, und zwei Dutzend nach Scheiße stinkender Kerle, was ist falsch daran zur Flasche zu greifen, den Traum realer werden zu lassen - und die Realität zu vergessen?"
Doch heute Nacht würde er keinen Rum brauchen um seine Träume wahr werden zu lassen, das stand fest.
Mit einem müden Lächeln blickte er auf den Goldbeutel an seinem Gürtel, umfasste ihn, und fühlte mit den Fingerspitzen die Goldstücke, die ihm heute den Eintritt in eine Frau gewähren sollten. Hätten Kampf und Krankheit nicht acht seiner Kameraden weggerafft, so wäre sein Anteil kleiner gewesen – und der Inhalt seines Beutels. Er hatte nicht um sie geweint.
Acht Tote bedeuteten nichts, außer Acht Mäuler weniger die es zu stopfen galt, und acht Männer weniger die er in seinen einsamen Stunden ausblenden musste.
Alle acht waren grün hinter den Ohren gewesen, das hatte er nicht erst auf See bemerkt. Als er die Mannschaft der „Schwarzen Taube“ das erste Mal musterte, waren ihm diese Kerle sofort aufgefallen.
Jungen mit glatter Haut, aufgeregten Augen und Flaum auf der Oberlippe, bereit für das Abenteuer ihres Lebens. Nur wenige solcher Knaben überstanden ihre erste Seefahrt, und noch weniger ihre zweite. So gesehen handelte es sich bei Desber um eine echte Seltenheit. Er hatte viele Jahre auf See verbracht, mehr als jeder dieser acht Burschen an Land.
„Ich weiß nicht was schlimmer ist“, dachte er sich müde, noch immer die Münzen durch das Säckchen fühlend, „jung zu sterben wie die Acht, oder wieder und wieder hinaus zu fahren, einen Teil von sich dort draußen zu verlieren, und schließlich als leere, wortkarge Hülle in einer Hafenkneipe zu enden.“
Er ließ den Beutel los, hüllte sich in seinen dunkelroten, bis zu den Kniekehlen reichenden Mantel, und nahm langsam die ihm altbekannte Strecke in Richtung Oberstadt auf. Seine Gelenke schmerzten beim Gehen, doch die Gewissheit bald in Amelia, einer der besten Huren der Hafenstadt, mit ihrem schwarzen Haar und vollen Brüsten zu sein, spendete ihm Trost genug.
Sie war zwar nicht die legendäre Szylla, die beste Nutte der Stadt, der man nachsagte dass sie Theobald den Tollen, ehemals einer der reichsten Männer der Stadt, nur mit ihrer Fotze in den Ruin getrieben haben soll - aber Amelia war dennoch eines der besten Pferde im Stall.
Er wunderte sich wie viel Gold man auf den Tisch legen müsste um die Nacht mit der sagenumworbenen, rothaarigen Schönheit verbringen zu dürfen, aber schob den Gedanken schnell beiseite. Mehr Gold als er hatte, so viel stand fest.
Geistesabwesend griff er in die Innenbrusttasche des Mantels und holte eine Schnapsflasche hervor, um seinen plötzlich auftretenden Schwindel zu kurieren. Aber als er den kalten Stahl an seine Lippen setzte blieb seine Kehle trocken.
„Heute Mittag war sie noch voll.“ Er schüttelte genervt den Kopf, die Flasche zurück in die Tasche steckend. Zum Glück hatte er vor dem Verlassen des Schiffes noch einen guten, starken Rum getrunken.
„Vielleicht lieg‘ ich falsch, und das verfluchte Kopfweh kommt nicht von der Krankheit, sondern von der Medizin.“
Desber hatte nicht das erste Mal Skorbut. Er war es mittlerweile gewohnt, und schenkte den Symptomen keine große Beachtung. Lediglich die schmerzenden Gelenke bereiteten dem, ansonsten robusten Mann, nennenswerte Probleme.
Die toten Jungen hingegen hatten sich schwer getan die Krankheit wegzustecken und die Sonne und das faule Wasser taten ihr übriges.
„Das Meer duldet nur die stärksten. Es prüft dich mit stechender Sonne und tosenden Stürmen, mit endlosen Windstillen und faulendem Wasser - es ist der Tribut den du zahlen musst wenn du rauben willst.“
Desber war sich nicht sicher ob er noch immer rauben wollte. Ein vernünftiger Mann hätte sich eine Arbeit als Tagelöhner im Hafen gesucht, eine Frau gefunden und Familie gegründet. Doch Desber fühlte sich müde und alt, zu alt für eine Veränderung.
„Eine Familie gründen… was wäre vernünftig daran mein Verlangen nach Raub und Mord mit etwas stillen zu wollen, das mich überhaupt erst in die Piraterie getrieben hat?“

Er wurde von dem plötzlichen Duft von Parfum aus seinen Gedanken gerissen.
Erst jetzt fiel Desber auf, dass er schon kurz vorm Tor zur Oberstadt stand, und der Gestank von Fisch und Fäkalien dem Duft von Gewürzen, Frauen und Wein gewichen war. Anstatt von ärmlich wirkenden Holzhütten, wie man sie ihm Hafenviertel vorfand, standen hier stattlichere Anwesen von wohlhabenderen Bürgern. Der Weg war breiter gebaut, in regelmäßigen Abständen von Bäumen umrahmt, und mit hellen Steinen gepflastert. An der nächsten Biegung befanden sich Treppe und Tor in die Oberstadt, an dem die Stadtwache zwei Gardisten positioniert hatte. Die Straßen waren leer und duster, nur schwach vom Mond und einigen Laternen am Wegesrand beleuchtet, doch nicht duster genug um sich den misstrauischen Blicken der Wächter zu entziehen. Er nahm es ihnen nicht übel.
Vor ihren müden Augen lief ein übel riechender Fremder durch die leeren Straßen der nächtlichen Hafenstadt, einen ungepflegten, schwarz-grauen Vollbart und ausgedünntes, schulterlanges Haar tragend, verschlungen in einem dunkelroten, ausgefranztem Stoffmantel und die Füße in ausgelaufene Lederschuhen vergraben.
„Viel Spaß noch heute Nacht“, dachte er sich, mit der rechten Hand nach einer der beiden Musketen tastend, die er versteckt unter seinem Gewand trug, zusätzlich zu Dolch und Entermesser. Desber konnte sich nichts Schlimmeres vorstellen, als unbewaffnet zu sein. Er sah der Stadtwache kurz in die Augen.
„Während dein Platz in den kalten, dunklen Straßen der Hafenstadt ist, habe ich heute Abend meinen Platz in der warmen, nassen Fotze von Amelia“
Er passierte die Wache mit kurzen Schritten und schmerzenden Knien, und begann mit sich selbst zu scherzen.
„In meinem Alter und diesem Zustand kann ich mir meines festen Standes offenbar nicht mehr so sicher sein“, dachte sich Desber mit schiefem Grinsen, „seien es die Beine oder sei es mein Schwanz“.

Die Treppen zur Oberstadt waren der schwerste Teil. Desber musste auf den zahllosen Stufen mehrere Male schnaufend anhalten, und verfluchte die Arroganz und den Hochmut der Reichen.
„Wie viel haben sie sich diese Absurdität von Treppe kosten lassen?“ Desber streckte seine schmerzenden Knie durch, während er die wohl duftende Nachtluft in seine Lungen strömen ließ.
„Das ist wohl der Unterschied zwischen den Narren in der Oberstadt und den Piraten auf dem Meer. Die einen verlieren ihr Geld für einen Aufstieg, die anderen erbeuten Geld und steigen auf. Ich bin froh mich zu letzterem zu zählen.“
Desbers Aufstieg jedoch war nie so steil, und nie so lang gewesen, auch wenn er sich das selbst nicht eingestehen wollte.


Die Torwachen erwarteten ihn bereits mit hämischem Grinsen und abfälligen Blicken. Er musste einen absurden Anblick geliefert haben, das wusste er. Beschämt, betrunken, und mürrisch von den Schmerzen, trat er vor die beiden Wachmänner. Beide trugen die schwarz-rote Rüstung der Stadtgarde, und waren bewaffnet mit einer Muskete und einem Bastardschwert. Den rechten der beiden kannte er schon von vorherigen Besuchen in der Oberstadt, doch der linke war ihm fremd.
Er erinnerte ihn an seine toten, jungen Kameraden auf der „Schwarzen Taube“.
„Er trägt den selben Flaum auf der Oberlippe, und ist mindestens noch genauso grün wie sie es waren.“ Der Eintritt in die Oberstadt war ihm sicher, obgleich er in seinem zerzausten Mantel und seiner ungepflegten Erscheinung aussah wie der ärmste Mann des Hafenviertels. 50 Gold und Lech würde ihn passieren lassen, wie er es bisher immer getan hatte.
„Gold ist mehr wert als Pflicht“, das hatte Desber mittlerweile gelernt.
Er blieb vor den beiden stehen, und konnte die Anstrengung der vergangenen Minuten nicht nur in seinen Gliedern, sondern auch in Form von Schweiß auf der Stirn und am Rücken spüren.
„Geh die Gosse lecken, elender Abschaum!“, tönte es von links.
„Ein übermotivierter Neuling, wer hätte das gedacht?“ Desber setzte ein erschöpftes Grinsen auf und holte seinen Goldbeutel hervor.
„Pardon, aber das einzige was ich lecken werde ist die schöne Amelia, junger Freund. Ihr habt zweifelsohne schon von ihr gehört, da bin ich mir sicher.“ Er öffnete den Sack und ließ seine Finger hinein gleiten, ohne den Augenkontakt mit dem ihm unbekannten Wachtmann abzubrechen. „Der Unterschied zwischen euch und mir ist“, sagte Desber, eines seiner Dutzenden Goldstücke empor hebend, „ich kann sie mir leisten.“
Der Knabe warf ihm einen entrüsteten Blick zu, und Desber fühlte sich sofort besser. Er wandte seinen Blick dem rechten, ihm bekannten Wachtmann zu.
Dessen versteinertes Gesicht und die starren Augen ließen ihn darauf schließen, dass der Gardist keine gute Laune hatte.
Er nahm den Beutel am Schaft und schwang ihn lässig von links nach rechts.
„Lech, meine Kondolenz. Wie mir scheint ist dein Humor verstorben. Aber keine Angst, der Mörder ist noch hier“ Desber nickte grinsend mit seinem Kopf in Richtung des vorlauten Wachtmanns, aber Lech verzog noch immer keine Miene.
„Verrate mir, seit wann beschäftigt ihr Kinder, Lech? Das kann ja wohl nicht eure Vorstellung einer guten Stadtwa-“
„100 Gold“, wurde er unsanft unterbrochen „ oder du leckst tatsächlich nur die Gosse.“ Desber erstarrte.
„100 Gold!? Das kann er nicht ernst meinen, diese aufgedunsene Ratte! Das sind 50 Gold weniger fürs Puff, und das bedeutet Chirya anstelle von Amelia! Was fällt ihm ein!?“
„Bist du wahnsinnig geworden Lech?“ Desbers Stimme war schwer vom Alkohol, und den Zorn der letzten Minuten hatte er zu lange zurückgehalten. „Das ist das Doppelte des üblichen Schmiergeldes! Wäre ich nicht so betrunken, ich würde Hackfleisch aus dir machen, und aus deinem Kameradenkind! Ich pisse auf euch!“ Er sammelte seine Spucke und rotze vor die blank polierten Stiefel der Wache. Stille. Lechs steinerne Miene war rot angelaufen, seine Augen voller Zorn, und Desber wusste dass er einen Fehler gemacht hatte. Der Gardist führte bedrohlich langsam die rechte Hand an den Griff seines Bastardschwertes. „
Wärst du nicht so betrunken, Desber, wärst du jetzt tot.“ Seine Stimme ließ Desbers Mark erschüttern.
„Verdammter Idiot“, dachte er sich, „wärst du nicht so vorlaut gewesen, nicht so von Amelia besessen, du könntest schon in diesem Moment Chirya haben!“
Lech zog ruckartig sein Schwert einige Zentimeter aus der Scheide und blickte Desber direkt in die Augen.
„Du kannst dich glücklich schätzen. Ich lasse dich nicht nur leben, sondern auch passieren. Ich sollte dich töten, aber ich sehe dein Gold gerne, und nicht jeder bevorzugt Mord und Raub dem regelmäßigen Einkommen, Pirat!“
Desber blieb die Luft weg.
„Sie wissen es! Wenn einer der beiden plaudert war’s das. Wo bin ich hier rein geraten?“ Alle Selbstsicherheit und Maßlosigkeit hatten ihn verlassen. Er sammelte sich und öffnete langsam seinen trockenen Mund:
„ Lech, es… tut mir leid. Es ist… lange her dass ich eine Frau hatte… zu lange, du verstehst?“ Seufzend öffnete er den Beutel und nahm 100 Gold heraus. „Hier, lass mich passieren“ sagte er müde, „bitte.“ Lech schüttelte stur mit dem Kopf.
„150, oder du drehst um."
„Ich hätte es wissen müssen. Die Beleidigungen und das Stillschweigen berechnet er extra“. Unter normalen Umständen hätte Desber das Wort erhoben, aber er war zu weit gegangen. Seufzend griff er tiefer in seinen Beutel und gab Lech wortlos das Schmiergeld.
„Danke Desber. Viel Spaß im Freudenhaus.“

Wenige Augenblicke nachdem er passiert hatte hörte er die beiden Gardisten lauthals lachen. Von den 200 Goldstücken die er hatte waren 50 für das Schmiergeld vorgesehen gewesen, und die restlichen 150 für Amelia. Nun hatte er lediglich 50 Goldstücke übrig. Das reichte gerade noch für Veyara, eine dicke, alte Blonde mit zu viel Hintern und zu wenig Brüsten, und ein Bier oder zwei. Doch eine Frau wie Veyara war aus Fleisch und Blut, und immer noch besser als die Nacht einsam mit einer Flasche Rum unter Deck zu verbringen, und sich mit fiktiven Frauen zu vergnügen. Zerknirscht setzte er seinen Weg fort.
Immerhin musste er sich nicht mehr mit anstrengenden Ansteigen oder Treppen herumärgern. Das obere Viertel der Hafenstadt war eine geebnete Fläche, in deren Zentrum ein großer, runder Marktplatz saß. Alle Straßen der Oberstadt führten zu ihm, er war das Zentrum des alltäglichen Lebens, und das Zentrum Desbers Begierde. Die „Feuchte Jungfrau“, das teuerste und edelste Bordell der gesamten Stadt hatte dort seinen Sitz. Es wurde zwar dem Namen nicht unbedingt gerecht, Huren waren selten Jungfrauen, aber das war Desber reichlich egal.
Obwohl die Begegnung mit Lech und dessen Kindkamerad schon einige Minuten zurücklag, konnte er immer noch nicht begreifen was gerade passiert war. Das einzige was die Nacht noch schlimmer machen könne, wäre dass ihm der Eintritt in die „Feuchte Jungfrau“ verwehrt werden würde. Wenn er so an sich herunter sah erschien ihm das nicht einmal unwahrscheinlich.
Seine Nase fing gerade den Duft von Blumen, Pflanzen und teuren Likören ein, die nur aus der Brennerei um die Ecke kommen konnten, als er einen schrillen Schrei hörte. Er blieb stehen und horchte auf. Der Schrei war von rechts gekommen, keine Frage.
Da! Schon wieder, diesmal länger und weniger schrill. Desber setzte langsam, mit schmerzenden Knien, seinen Weg fort. Die hellen Schreie waren nun keine mehr, sondern ein ersticktes, wehleidiges Flennen. Desber war sich inzwischen sicher, dass es von einer Frau stammen musste. Er war zweifelsohne betrunken, aber noch immer in der Lage zu verstehen was unterdrückte Frauenschreie in einer dunklen Seitengasse bei Nacht zu bedeuten hatten. Es war ihm egal.
„Ein Pirat kennt sich aus mit Vergewaltigungen, und das ist nicht die erste die ich geschehen lasse. Ich bin nicht zuständig für solche Belange, wozu gibt es die Stadtwache mit ihren grünen Knaben? Alles was ich will ist endlich in das verdammte Puff gehen und Veyara mieten.“ Er wandte sich wieder ab und wollte gerade seinen Weg fortsetzen, da hörte er hastige Schritte aus der Seitengasse und hektische, hohe Atemzüge. Er wandte seinen Kopf wieder der Dunkelheit zu, doch das war nicht mehr nötig.
Die Frau hatte es geschafft sich ins düstere Laternenlicht zu flüchten, doch Desber war geblendet von ihrer Makellosigkeit. Ihr enges, blaues Kleid zeichnete ihre perfekten weiblichen Kurven ab, ihr rotes Haar trug einen goldenen Haarreifen und umrahmte das schönste Gesicht das er je gesehen hatte. Auch ihre zierlichen Arme und ihr Hals trugen goldfarbenen Schmuck. Für einen Moment trafen ihre grünen Augen sich mit Desbers.
„Hilf mir!“, schien ihr Blick ihm zuzuflüstern. Dann wurden ihre Beine brutal von hinten weggerissen, sie fiel hart auf die gelben Pflastersteine und wurde blutend wieder in die Gasse gezerrt. Sie sah ihn benommen an, und verschwand in der Dunkelheit.
„Tut mir leid für dich, Schönheit.“ Desber wollte sich wieder umdrehen, als er den goldenen Haarreifen zu seinen Füßen liegen sah. Ein erfahrener Pirat wie Desber sah, selbst im Dämmerlicht der Straßenlaterne, binnen einer Sekunde ob es sich um pures Gold, oder ein vergoldetes Schmuckstück handelte. Das hier war Gold. Hochkarätig. Und die Schönheit hatte noch mehr davon bei sich. Mit all diesen Schmuckstücken wäre sein Abend, ach was dachte er, der Rest seines Lebens gezeichnet von Huren und Schnaps und Reichtum. Diese Möglichkeit konnte er sich nicht entgehen lassen, das war die Chance auf seinen eigenen Hauptgewinn, den er nicht mit der Mannschaft teilen musste.
Desber öffnete seinen Mantel, um schneller an seine zwei Musketen sein Entermesser und seinen Dolch zu kommen, nahm die Kerze aus der Straßenlaterne, und schritt vor in die Dunkelheit.


Im flackernden Schein der Kerze konnte er die Schönheit sehen, der nun das Kleid vom Leib gerissen worden war. Über ihr lehnte ein Mann der Stadtwache. Mit der linken Hand drückte er ihr den Mund zu, mit der rechten presste er seinen Dolch an ihre Kehle.
„Sieht so aus als hätte die Hafenstadt ein großes Problem mit der Ehrenhaftigkeit ihrer Stadtwache“, dachte sich Desber, beinahe schockiert. Die Frau blickte ihn mit einer Mischung aus Furcht und Hoffnung an, wohingegen der Gardist ihm keinerlei Beachtung schenkte. Während Desber mit der linken Hand die Kerze hielt, fasste er mit der rechten Hand an den Griff seines Entermessers.
„Lass sie in Ruhe!“ In der engen Gasse hatte seine Stimme wenig Platz sich auszubreiten, und klang tief und furchteinflößend. Doch der Gardist sah ihn an und lachte nur, den Dolch noch immer an die Kehle der Schönheit gepresst.
„Hast du dich verliebt, alter Mann? Kann’s dir nicht verübeln, ist 'n hübsches Ding.“ Seine Stimme war hart wie Stein. „Bist leider zu spät. Jetzt gehört sie mir. Du entschuldigst mich?“ Er wandte den Blick wieder der Schönheit zu. „Jetzt nehm ich dich du Nutte, ein erstes und ein letztes Mal!“ Desber wunderte sich was der Mann mit letzterem gemein hatte, doch er hielt sich nicht gerne mit Denken auf.
Er zog sein langes Entermesser und ging entschlossen auf den am Boden liegenden Mann zu. Die kleinen Steinchen unter seinen Stiefeln, die das gelbe Pflaster bedeckten, knirschten unter dem Gewicht.
Als er noch etwa drei Schritte von dem Szenario entfernt war sprang der Gardist auf und stach schnell in Desbers Richtung.
Dieser wich flink aus und der Dolch verfehlte seinen Torso nur knapp. Desber nutze den Moment der Unachtsamkeit, und trat dem an ihm vorbeistürmenden Mann in die Kniekehle.
Fluchend stürzte er zu Boden. Und noch bevor er aufstehen konnte drückte Desber seinen Stiefel in dessen Rücken.
„Schön liegen bleiben, Jungspund“ Es tat gut sein Knie zu entlasten, also entschloss Desber sich spontan etwas fester zuzudrücken als nötig. Sein Entermesser hielt er dem Mann seitlich an die Kehle, während dieser fluchend im Dreck lag, und versuchte sich zu befreien.
Desber setzte die Klinge vorsichtig an, und fuhr langsam am Hals des Mannes entlang. Blut quoll aus dem roten Schlitz. Er nahm seinen Fuß vom Rücken des Vergewaltigers, woraufhin dieser nach oben schnellte. Er fuhr herum, sein Gesicht voller Unglaube und Schock.
„Du Bastard!“ Während er mit der linken Hand hektisch versuchte die Blutung einzudämmen, zog er mit der Rechten sein Bastardschwert. „Du bist tot, alter Mann!“ Sein zorniges Gesicht wurde durch das flackernde Kerzenlicht zu einer verstörenden Fratze verformt. Doch Desber wusste dass er gewonnen hatte, und ließ ruhig das Blut von der Klinge tropfen.
„Bei weitem nicht so tot wie du, junger Mann. Deine Schnittwunde sieht ziemlich übel aus, und wenn du dir nichts anziehst fängst du dir noch ‘nen Schnupfen ein.“ Desbers Blick wanderte auf die nackte Männlichkeit des Mannes, die zwischen seinen Beinen baumelte. „Aye.. dir scheint bereits ziemlich kalt zu sein, du Jammersprotte. Verzieh dich!“ Und die Wache gehorchte ihm.

Nachdem die Schritte des Mannes in der Ferne verstummt waren und Desber seine blutverschmierte Waffe am dunkelroten Mantel abgestriffen und wieder weggesteckt hatte, wandte er sich mit plötzlicher Unsicherheit der Frau zu.
Sie lehnte an der Wand, ihre nackten Brüste mit den Knien verdeckend. Desber wusste nicht wie er sich zu verhalten hatte. Jegliche Erfahrung die er mit Frauen besaß, hatte er im Freudenhaus gesammelt. Und für diese Art von Erfahrung konnte es keine unpassendere Situation geben.
Die Schönheit begann sich zu erheben. Im dämmerigen Licht der Kerze konnte Desber nur annähernd erkennen wie perfekt sie gebaut war, doch nach sieben Monaten ohne Frau reichte aus es mühelos aus um ihn hart zu machen.
Sie hob das zerrissene Kleid vom Boden auf und bedeckte damit so gut es ging ihren Intimbereich, und die Hälfte ihrer Brüste. Zu Desbers Verwunderung atmete sie ruhig.
„Es ist wirklich an der Zeit dass ich ins Puff komme. Ich habe gerade eine Frau vor einer Vergewaltigung gerettet, einem Mann den Hals aufgeschnitten, und stehe hier und hab ‘nen steifen.“
Er wollte es sich nicht eingestehen, aber liebend gerne hätte er die Chance ergreifen und… Schluss damit. Er war zwar ein Pirat, dutzendfacher Mörder, und Räuber, aber manche Taten waren selbst ihm zu scheußlich.
„Ich hoffe ich habe euch nicht verängstigt“, stammelte er vor sich hin.
„Verdammte Scheiße, was machst du hier Desber?! Raub‘ sie aus und sei fertig mit ihr!“
„Hast du nicht.“ Ihre Stimme war ruhig, und süß wie Honig, doch ihr Gesicht strahlte weder Dankbarkeit, noch Erleichterung aus. „Was willst du?“
Desber war nicht des Dankes wegen eingesprungen, doch die vollkommene Abstinenz des selbigen verwirrte ihn. Wäre die Frau so gütig wie schön, es wäre ihm unmöglich gewesen sie auszurauben. Doch ihre Kälte ließ ihn aus dem warmen Schönheitsschlummer der letzten Sekunden erwachen.
„Deinen Goldschmuck. Komplett.“
Normalerweise hätte Desber eine Waffe gezogen um der Forderung mehr Würze zu verleihen, aber in dieser Lage entschloss er sich, darauf zu verzichten. Sie war ohne Zweifel undankbar, aber noch immer eine wehrlose Frau, die nur wenige Sekunden zuvor glücklich einer Vergewaltigung entgangen war. Es wäre taktlos sie so zu bedrohen.
„Meinem Gatten wird das nicht gefallen. Aber ich gebe ihn dir, als Zeichen meines tiefen Dankes.“
„Sie macht sich lächerlich über mich!“ Desber wurde wütend. Die Frau begann sich der Schmuckstücke zu entledigen.
„ Aber merke dir, ich bekomme mehr von meinem Mann als Goldschmuck. Vielleicht sogar deinen Kopf“
„Wenn der Schmuck wirklich von ihrem Mann ist, ist er einer der Reichsten der Stadt. Noble Männer heiraten noble Frauen, und dieses Weib hier ist nicht nobel, das verraten ihre nieder Sprache und ihre schlechten Manieren. Sie sprach von ihrem Gatten, also ist sie auch nicht seine Mätresse… Das macht keinen Sinn…“
Doch Desber interessierte sich nicht für reiche Männer und in was sie ihre Schwänze steckten. Er dachte zurück an die Treppe zur Oberstadt, und wie er auf die Reichen und ihren Hochmut geschimpft hatte. Dies war seine persönliche Gelegenheit einem dieser noblen, reichen Säcke gehörig in die Suppe zu spucken. Es war ihm gleich ob man ihn tot sehen wollte, alles was er sich jetzt noch wünschte war sein neu gewonnenes Gold für die legendäre Szylla auszugeben, ihren Mund um seinen Schwanz zu haben und sich den Kopf wegzusaufen. Sein Leben war ihm noch nie viel wert gewesen. Seine Zweifel verließen ihn wieder. Der funkelnde Schmuck lag mittlerweile vollständig vor seinen Füßen, doch die Schönheit sah nicht weniger glänzend aus, wenn auch mit kalten und herablassenden Blick. Desbers Gewissen holte ihn ein.
Intuitiv hielt er der ausgeraubten Frau seinen Dolch hin, den Griff zuerst.
„Nichts für ungut, Weib. Seht zu dass ihr sicher nach Hause kommt.“ Desber war in diesem Moment so reich wie nie zuvor in seinem Leben, aber fühlte er sich das erste Mal wahrhaftig schuldig. Die Frau schaute ihn verächtlich an, und öffnete schnell ihren Mund:
„Verrückt. Du glaubst du rettest mich vor dem Alptraum jeder Frau, und weißt nicht dass ich ihn nicht fürchte. Der einzige Grund warum ich geschrien habe…“
sie führte ihren Mund an sein Ohr, und flüsterte: „… war der Dolch.“ Die Note ihres Rosenduftes lag noch in seiner Nase, als sie sich von ihm abwandte und ohne ein Wort des Abschieds die Gasse verließ.

Desber blieb einige Sekunden stehen ungerührt stehen. Er brauchte einen Moment die Ereignisse der letzten Minuten zu verarbeiten. Wenn sie die Wahrheit gesagt hatte, wäre es womöglich das Beste mit seiner Beute die Stadt zu verlassen.
Aber wohin sollte er gehen? Seine Familie war tot, und er hatte niemanden außer Rum und Wein und Schnaps. Und erkaufte Gesellschaft von Frauen, wenn er Glück hatte. Er machte sich erneut auf zur „Feuchten Jungfrau“.
Seine Knie schmerzten und sein Schädel begann erneut zu dröhnen. Desber fühlte sich nicht nur wie ein Greis, sondern sah auch aus wie einer. Ein ungepflegter Greis. Sehr ungepflegt. Er war erleichtert dass er nun Gold im Überfluss hatte, womöglich musste er Kristian, den Besitzer des Freudenhauses bezahlen um überhaupt eintreten zu dürfen.
Er schätzte den Wert des Schmucks auf mindestens 3000 Goldstücke. Genug um das ganze Repertoire des Hauses für seine Ansprüche zu mieten. Er würde zu gerne die entsetzen Gesichter der reichen Schnösel sehen, die wegen ihm den Schuppen verlassen müssten, zurück zu ihren langweiligen, dicken Frauen mit ihrem teuren Schmuck und den seidenen Kleidern.
Er wunderte sich wo sich die Frau aus der Seitengasse gerade war…war was dran, an ihrer Drohung? Er griff wieder nach der Schnapsflasche in der Innentasche des Mantels, ehe im einfiel dass er schon alles getrunken hatte.
„Kümmert mich nicht, ob sie noch lebt.“, log er sich an.
„Die besten Frauen der Stadt gehören heute mir! Was hätte mir besseres passieren können, als dieser Überfall?“

Als er den großen Marktplatz der Oberstadt erreichte war die Nacht noch dunkler, aber seine Gedanken wieder heller geworden. Das Zentrum war in der Quere doppelt so groß wie die „Schwarze Taube“ lang war. Umrundet von diversen Tavernen und Gasthäusern standen unzählige hölzerne Marktstände auf den gelben Steinen des Platzes, doch bei Nacht herrschte hier kein Leben mehr. Desber hörte entfernt Gelächter und laute Stimmen aus den umringst liegenden Wirtschaften, doch schenkte ihnen keine Beachtung. Sein Blick war starr auf sein Ziel gerichtet.
Aus den Fenstern der „Feuchten Jungfrau“ leuchtete dämmeriges Kerzenlicht, und irgendwo, auf den Dächern der Hafenstadt, hörte er eine Krähe krächzen. Desber vergewisserte sich nach der Anwesenheit seiner kostbaren Beute, die er in sämtlichen Taschen seines Hemdes und des dunkelroten Mantels untergebracht hatte, und trat endlich in das Bordell ein.

Die feuchte Luft duftete nach Rosen und Frauen und Wein. Im Raum war ein großer Teppich ausgelegt. Mit zahlreichen, bunten Ornamenten geschmückt, bot er ein Bild des willkommenen Empfangs und der Exquisite. Unglücklicherweise machte er nach dem Kuss mit Desbers Lederstiefeln keinen so schönen Anblick mehr.
Die Männer und Frauen im Hauptraum unterbrachen langsam ihre Lustspiele und musterten Desber mit skeptischen Blicken. Selbst die Musik des Harfenspielers verstummte allmählich.
„Was? Die Frauen unterbrechen die Arbeit wegen dem bisschen Dreck auf der Fußmatte? Was wird passieren wenn ich mich ausziehe?“, scherzte er mit sich.
„Wenn die Nacht vorbei ist spendier ich Kristian ‘nen neuen Teppich als Trinkgeld“
Diese Frauen gehörten heute Nacht alle ihm, nur wussten sie noch nichts von ihrem Glück. Desber wandte seinen Blick Kristian zu und die Blicke der Zuschauer wandten sich ab. Die Frauen gingen wieder an die Arbeit, und der Harfenspieler zupfte weiter an den Strängen. Musik erfüllte den Raum, und die unangenehme Stille war verflogen.

„Kristian, alter Kollege… tut mir leid wegen des Teppichs.“ Desber grinste den Besitzer mit zwei Reihen fauliger Zähne und blutendem Zahnfleisch an. Er vergaß zu oft dass Skorbut nicht nur die Gelenke angriff. Der Bordellier schnickte mit den Fingern und ein großer, breiter Mann trat aus der Ecke hervor. Er überragte Desber um zwei Köpfe. „Hey, hey, immer halb lang, wir wollen ja nichts überstürzen.“
„Wenn er hier mit dir fertig wirst du dir wünschen du hättest was überstürzt – und zwar den Teppich. Auf den Kopf zu fallen ist die angenehmere Art zu sterben du Schmutzfink.“
So langsam fragte sich Desber warum ihn niemand zu leiden mochte.
„Aye, ich bin ein Schmutzfink. Aber…“, er griff tief in seine Taschen und ließ den Goldschmuck auf die Theke prasseln, „ein wohlhabender Schmutzfink, mit neuem Reichtum! Macht mich das nicht eher zu einem Phönix?“ Desber grinste den Mann wieder an, noch frecher als vorher.
„Wohl eher zu einer Elster. Ich kenne den Schmuck. Er gehört Szylla.“
Desbers Grinsen wich langsam von seinen Lippen.
„Ich hab mich nur verhört. Das ist ein Missverständnis“, beruhigze er sich selbst.
„Mir scheint ich sollte auch bei dir anfangen, so gut wie du zahlst“ Desber lachte nervös los. Ein einsames Lachen. Er hatte zu viel getrunken. Der Schnaps sprach nun an Desbers Stelle.
„Ich bezahle sie nicht mehr du Ekelpaket. Hab‘ sie verkauft, an den reichen Morgan. Hab ihn eisenhart hochgehandelt, den alten Geizkragen. Meine Szylla geb‘ ich nicht her, hab ich gesagt. Aber als er bei 10.000 Goldstücken noch immer verhandelte hab ich sie verkauft. Ist mir nicht leicht gefallen. Der Pferdehändler hebt die besten Stuten gerne für sich selbst auf.“
Desber hätte sich über die schlechte Poesie lustig gemacht, wenn er nur die Worte gefunden hätte. Die Frau in der Gasse war tatsächlich Szylla, und er hatte den reichsten Mann der Stadt bestohlen. Langsam begann er zu verstehen in was er da rein geraten war.
„Aber woher weißt du so sicher dass das der Schmuck von Szylla ist?“, fragte er plötzlich.
Zwei bewaffnete Männer schritten durch die Tür und musterten prüfend die Gäste.
„Weil sie heute Abend hier war. Sie war hier, in ihrem grünen Kleid, ganz in Gold geziert. Wollte angeben vor den Mädels, abgehobenes Balg. Aber warum erzähl ich dir das, du hast sie ja gesehen. Hast sie umgebracht, ja? Tja, die Konsequenz daraus steht hinter dir.“
Kristian schielte mit seinen Augen schmunzelnd zu den zwei Männern, die mit harten Gesichtern hinter Desber warteten. Er drehte sich langsam, mit einem dicken Kloß im Hals um.
„Das muss er sein. Er passt auf die Beschreibung, und ihr Gold liegt da auf der Theke, ich sag‘ dir das ist er.“
Desber wusste dass es vorbei war. Er zückte schnell seinen Dolch, doch die Männer waren schneller. Der Schnitt war tief und das Blut quoll schnell. Still sank er zu Boden, fast friedlich.
„Hätten sie mich wenigstens das Gold verhuren lassen.“, dachte er sich traurig.
Desber hatte sich immer ausgemalt auf See zu sterben, in einem Kampf, heldenhaft, wie er es leider viel zu selten war. Tatsächlich starb er in einem See voll Blut, auf dem Teppichboden eines Bordells, aufgeschnitten wie ein Schwein.
„Hättet ihr das nicht auch draußen erledigen können?“, hörte er Kristian noch entfernt meckern. „Der Läufer ist ein Vermögen wert!“, und dann:
„War nicht unsere Entscheidung, alter Mann. Aber keine Sorge, Morgan hat euch Szylla nicht vergessen. Er spendiert euch einen neuen Teppich als Trinkgeld“

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo liebe Wortkrieger! :)
Ich hoffe euch gefällt meine Geschichte, und bin mir sicher ich ernte konstruktive und hilfreiche Kritik. Und ich hoffe dass die Vulgarität an einigen Stellen nicht gegen die Regeln verstößt ;-)

P.S. Mir ist gerade aufgefallen dass ich mir bessere Titel einfallen lassen muss. Der hier ist eindeutig irreführend, und klingt eher nach einer Drama-Romanze :D

Grüße,

Krimpf

 

Ahoi Krimpf!

Die Nacht und das Schicksal finde ich garnicht mal so schlimm, "Die Nacht des Schicksals" wäre da definitiv ein bisschen näher an Drama-Romanze ;)

Also deine Geschichte hat mir recht gut gefallen, allerdings wäre sie um ein vielfaches angenehmer zu lesen wenn du mehr Absätze verwendest. So wie sie da steht mit diesen "Riesen" Absätzen find Ichs zum einen nicht so schön, zum anderen strengt das lesen an.

Desber find ich klasse, er strahlt diesen rauen Piratencharme aus.

In der Geschichte geht's ja um Desber, dass verlassen des Schiffes, bis hin zu seinem Tod. Auf dem Weg erfahren wir ja ein wenig über den Piratonisten(schlechtes Wortspiel beabsichtig), erfahren einiges über seinen Charakter und wie er die Dinge betrachtet. Ich fand seine Gedanken gut beschrieben, vielleicht könnte man diese allerdings in kursiv setzen, da wird der unterschied zwischen Gedanken und Wörtlicher Rede ein wenig deutlicher ;) (Find ich persönlich einfach angenehmer)

Auch sein Handeln finde ich soweit logisch und nachvollziehbar, er erscheint wie ein harter Hund, hat aber auch seine Prinzipien( in dem er der Frau zu Hilfe eilt, sie nicht vergewaltig). Hier wieder der schon erwähnte Piratencharme ;)

Ich hätte gerne noch mehr über Desber erfahren, die Anspielung auf seine Familie am Anfang z.B, oder auch eines seiner Abenteuer auf See. Keine Frau hat sich je für ihn interessiert außer die Huren? Weil er eine Visage wie ein Affe hat oder er sein ganzes Leben auf See verbracht hat? Mehr Informationen über ihn hätte ich durchaus lesenswert gefunden :)

Am Ende hätte ich mir noch einen kleinen Kampf gewünscht, Desber der um sein Leben kämpft, und ein wenig Blut der Gardisten auf dem teueren Teppich vergießt wäre, m.A ein würdigeres Ende gewesen und hätte sicherlich auch Spaß gemacht Desber in richtiger Aktion" zu erleben. Allgemein könnte das Ende, die Enthüllung über die Hure und Desbers Abgang ein wenig Detaillierter beschrieben sein. Bis zum Schluss beschreibst du ja auch sehr vieles etwas genauer, hätte ich mir auch so am Ende gewünscht, ging mir ein wenig schnell, dass alles ;)


Zum Abschluss: Die Geschichte hat mir gut gefallen, hatte Spaß beim Lesen und durch deine Beschreibung des Geschehens hatte ich die Bilder direkt im Kopf. Würde mich über eine frühere Desber Geschichte freuen(der Charakter hat es mir irgendwie angetan :) ).


Mit besten Grüßen

James M.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo James! Danke für das nette Feedback! :)

Das mit dem kursiv ist mir eben aufgefallen, in Word hatte ich alles fein ordentlich in kursiv geschrieben, aber irgendwie wollte das per copy & paste nicht klappen :Pfeif::lol:
Ich bügle das mal eben aus :D

Ansonsten stimme ich dir zu. Das Ende habe ich zu hektisch abgetippt, wollte die Geschichte unbedingt zu Ende bringen und eure Meinungen hören. Über den Vorschlag mit einer Geschichte aus dem Vorleben Desbers denke ich gerne nach :) Eventuell erfährt man dann auch mehr über seine Famile und die Frauen. Ich dachte mir es sei unlogisch wenn Desber auf dem Weg zum Bordell detailliert sein ganzes Leben nochmal überdenkt, und hatte geplant Desber dadurch interessanter zu machen. Hat ja wohl auch geklappt :lol:

Viele Grüße,

Krimpf

 

Hallo Krimpf,
wie James Moddy bereits angedeutet hat, ist die Geschichte wegen der großen Absatzblöcke nicht angenehm zu lesen, weil man kaum nachvollziehen kann, wer was spricht. Daher stelle ich einen Textblock als Beispiel für das "Auflockern" ein. Grundsätzlich gibt es immer einen neuen Absatz bei Rede und Gegenrede.

„Kristian, alter Kollege… tut mir leid wegen des Teppichs.“ Desber grinste den Besitzer mit zwei Reihen fauliger Zähne und blutendem Zahnfleisch an. Er vergaß zu oft dass Skorbut nicht nur die Gelenke angriff. Der Bordellier schnickte mit den Fingern und ein großer, breiter Mann trat aus der Ecke hervor. Er überragte Desber um zwei Köpfe.
„Hey, hey, immer halb lang, wir wollen ja nichts überstürzen.“
„Wenn er hier mit dir fertig wirst du dir wünschen du hättest was überstürzt – und zwar den Teppich. Auf den Kopf zu fallen ist die angenehmere Art zu sterben du Schmutzfink.“
So langsam fragte sich Desber warum ihn niemand zu leiden mochte. „Aye, ich bin ein Schmutzfink. Aber…“, er griff tief in seine Taschen und ließ den Goldschmuck auf die Theke prasseln, „ein wohlhabender Schmutzfink, mit neuem Reichtum! Macht mich das nicht eher zu einem Phönix?“
Desber grinste den Mann wieder an, noch frecher als vorher.
„Wohl eher zu einer Elster. Ich kenne den Schmuck. Er gehört Szylla.“
Desbers Grinsen wich langsam von seinen Lippen. „Ich hab mich nur verhört. Das ist ein Missverständnis.“
„Mir scheint ich sollte auch bei dir anfangen, so gut wie du zahlst“
Desber lachte nervös los. Ein einsames Lachen. Er hatte zu viel getrunken. Der Schnaps sprach nun an Desbers Stelle. „Ich bezahle sie nicht mehr du Ekelpaket. Hab‘ sie verkauft, an den reichen Morgan. Hab ihn eisenhart hochgehandelt, den alten Geizkragen. Meine Szylla geb‘ ich nicht her, hab ich gesagt. Aber als er bei 10.000 Goldstücken noch immer verhandelte hab ich sie verkauft. Ist mir nicht leicht gefallen. Der Pferdehändler hebt die besten Stuten gerne für sich selbst auf.“

Sei so fleißig und baue den Text um, dann lese ich ihn auch ...
Nix für ungut, aber Du willst ja dazu lernen!
kinnison

 

Hallo kinnison,

hab' den Text überarbeitet und mit Absätzen versehen. Hoffentlich ist er jetzt besser zu lesen :)

Grüße,

Krimpf

 

Hallo Krimpf,

"Desbers letzter Stich!" ... wäre ein Titel ... der nicht so allgemein wäre. ;-)
Du hast eine schöne Geschichte geschrieben, beim Lesen habe ich mich amüsiert.
Was die vielen "Wackler" im Text angeht: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen!
Du bist Schüler und liest "Das Lied von Eis und Feuer" auf englisch? ...
Du hast Potenzial!
Ich kann gut schreiben, aber mit der Germanistik stehe ich auf Kriegsfuß, das heißt, ich kann nicht erklären, warum etwas so und nicht anders geschrieben wird. Das macht aber das jahrzehntelange Lesen wett und die Übung mit zahlreichen Texten. Ich mache also viel mit "Gefühl" richtig.
Aber unter uns: Ich habe auch ein gutes Schreibprogramm, nämlich "Papyrus für Autoren". Das "meckert" stets, wenn ich etwas falsch schreibe. Irgendwann gehen aber die Regeln doch in Fleisch und Blut über.
Schreiben ist 10 Prozent Inspiration und 90 Prozent Transpiration, die 10 Prozent sind bei Dir gar kein Problem, eher bist Du schon bei 50 ... Du hast viele gute Einfälle und kannst schon etliche Details schildern. Also geht es um die Form ... Groß- und Kleinschreibung, Kommaregeln, Absätze wann und wo?
Tja, und wie James Moddy schon andeutete: Einen richtigen Kampf am Ende hätte ich dem guten Desber als "Abgang" schon gegönnt. Außerdem sollten zwei Stadtwachen gegen ein "guten Piraten" zu wenig sein. Es müsste schon eine ganze Kompanie her, damit er keine Chance mehr hat.
Bei Dialogen musst Du darauf achten, dass der Leser stets weiß, wer was sagt.
„Kristian, alter Freund … tut mir leid wegen des Teppichs.“ Desber grinste den Besitzer mit zwei Reihen fauliger Zähne und blutendem Zahnfleisch an. Er vergaß zu oft dass Skorbut nicht nur die Gelenke angriff.
Der Bordellier jedoch schnickte mit den Fingern und ein großer, kräftiger Mann trat aus einer Ecke hervor. Er überragte Desber um zwei Köpfe.
„Hey, hey, immer halb lang, wir wollen ja nichts überstürzen!“, murmelte Desber und trat einen Schritt zurück.
„Wenn er hier mit dir fertig ist, wirst du dir wünschen, du hättest was übersprungen – und zwar den Teppich, du Schmutzfink.“
Langsam fragte sich Desber, warum ihn niemand leiden schien.
„Aye, ich bin ein Schmutzfink. Aber …“, sagte er und griff tief in seine Taschen und ließ den Goldschmuck auf die Theke prasseln, „... ein wohlhabender Schmutzfink, mit neuem Reichtum! Macht mich das nicht eher zu einem Phönix?“ Desber grinste den Mann wieder an, noch frecher als vorher.
„Wohl eher zu einer Elster. Ich kenne den Schmuck. Er gehört Szylla.“
Desbers Grinsen wich langsam von seinen Lippen. Ich hab mich nur verhört. Das ist ein Missverständnis, beruhigte er sich selbst.
„Mir scheint, ich sollte auch bei dir anfangen, so gut wie du zahlst“ (Dieser Satz ist unverständlich ...)
Desber lachte nervös los. Ein einsames Lachen. Er hatte zu viel getrunken.
„Ich bezahle sie nicht mehr du Ekelpaket." Der Bordellier hob bedauernd beide Schultern. "Hab‘ sie verkauft, an den reichen Morgan. Hab ihn eisenhart hochgehandelt, den alten Geizkragen. Meine Szylla geb‘ ich nicht her, hab ich gesagt. Aber als er bei 10.000 Goldstücken noch immer verhandelte hab ich sie verkauft. Ist mir nicht leicht gefallen. Der Pferdehändler hebt die besten Stuten gerne für sich selbst auf.“

Weiter so!
kinnison

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi kinnison :)

Erstmal danke für dein großes Lob! Freut mich, dass dir die Geschichte gefallen hat. Dein Titel gefällt mir wesentlich besser als meiner, schade dass man das nicht mehr editieren kann.
Was Grammatik angeht gebe ich dir Recht, da muss ich mich definitiv steigern.

Bezüglich der detaillierten Beschreibungen und Desbers Abgang: Wie du bereits gesagt hast lese ich "Das Lied von Eis und Feuer", beste Buchserie die ich kenne :)

Martins Stil färbt ab, und ich versuche meinen Schreibstil mit Elementen aus seinem zu ergänzen. Daher auch die ausschweifenden Erläuterungen. Ich denke jeder der seine Bücher kennt, weiß um Martins seitenlangen Kleidungsbeschreibungen :D

Ich versuche aber auch die Graustufen, Konsequenzen und Glaubwürdigkeit aus seinen Geschichten zu übernehmen. Desber ist ein betrunkener Verbecher, nicht mehr der jüngste, und gepeinigt von schmerzenden Gliedern.
Natürlich hätte auch ich ihm gerne ein würdigeres Ende geschenkt, natürlich hätte ein Kampf mehr hergemacht. Aber man bekommt eben nicht immer das was man sich wünscht. Desber hat sich selbst ziemlich in die "Scheiße geritten", die falschen Entscheidungen getroffen, und die Konsequenz daraus erhalten. Als er am Ende den zwei Stadtwachen gegenübersteht ist er nicht nur in Unterzahl, sondern auch erschöpft von dem Weg, betrunken und ziemlich krank. Ich fände es nicht glaubwürdig wenn er den beiden Wachen in ihrer dicken Rüstung noch ernsthaft Schaden zufügen könnte.
Vielleicht eifere ich meinem Vorbild da auch zu sehr nach, aber in seinen Werken bekommt der Leser eben auch nicht oft was er will, und muss zusehen wie seine Lieblinge chancenlos untergehen. Ich sag nur "Red Wedding" ;-)

P.S. Ich denke eine andere Geschichte mit Desber ist nicht unwahrscheinlich :)

Krimpf

 

Hallo Krimpf,

"Wenn es Nacht wird, auf hoher See, und du nichts hast, außer den Traum von einer schönen Frau, und zwei Dutzend nach Scheiße stinkender Kerle, was ist falsch daran zur Flasche zu greifen, den Traum realer werden zu lassen - und die Realität zu vergessen?"

außer DEM Traum


noch immer die Münzen durch das Säckchen fühlend
das schreit hier nach einem greifbareren Verb als „fühlend“ vielleicht "tastend"


Nacht mit der sagenumworbenen, rothaarigen Schönheit

sagenumwoben halte ich für ein Unwort

Lediglich die schmerzenden Gelenke bereiteten dem, ansonsten robusten Mann, nennenswerte Probleme.

einfach nur „Probleme“ ohne „nennenswerte“.


„Eine Familie gründen… was wäre vernünftig daran mein Verlangen nach Raub und Mord mit etwas stillen zu wollen, das mich überhaupt erst in die Piraterie getrieben hat?“

Bei den direkten Reden müsste man stärker auf typgerechtes Vokabular achten. „Mein Verlangen“ ist mir etwas zu abgehoben für so einen Rabauken. Der gesamte Text in Anführungszeichen sollte daraufhin abgeklopft werden.


Duft von Parfum

ob man das nicht noch kürzer sagen kann? Noch dazu wo der Duft zwei Zeilen später noch mal kommt.

Anstatt von ärmlich wirkenden Holzhütten, wie man sie ihm Hafenviertel vorfand, standen hier stattlichere Anwesen von wohlhabenderen Bürgern.

Anstatt ärmlicher Holzhütten wie im Hafenviertel standen hier die stattlichen Anwesen wohlhabender Bürger.


Sie hob das zerrissene Kleid vom Boden auf und bedeckte damit so gut es ging ihren Intimbereich, und die Hälfte ihrer Brüste.

Intimbereich: ein Fremdwort, das hier wirklich sehr fremd wirkt. Wie Deo auf dem Mittelalterfest.

lg baronsamedi

PS: Für jemand, der so gut schreiben/erzählen kann, kennst du dich nicht sehr gut mit Beistrichregeln aus.

 

Hallo Krimpf,

die zehn Bände vom Eis-Feuer-Lied habe ich letztes Jahr gelesen.
Es wird Zeit, dass ich eine Rezension schreibe, aber nicht hier im Forum.
Deine Argumente zu Desbers Ende hast du überzeugend vorgetragen.
Er hat es also nicht besser verdient, obwohl ...
Aber richtig ... ich hatte nämlich eher "Fluch der Karibik" in Sinn bei Desber, ich lag also verkehrt.
Übrigens ... bei mir reicht nicht einmal die zehnte Überarbeitung, um meine Texte wirklich rund zu bekommen (Das Bessere ist der Gegner des Guten).

Bis dann
kinnison

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom