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Gwen

Seniors
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10.02.2000
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Gwen

Hinter mir lag eine stundenlange Fahrt von Cheyenne, Wyoming, bis Denver, Colorado. Mein Rückflug in heimatliche, europäische Gefilde, war für morgen 20 Uhr ab Stapleton International angesetzt. Es war kurz vor Mitternacht und noch immer um die 30 Grad. Ich schnappte mein Gepäck vom Steig der Greyhound-Station und steuerte eine Gruppe Taxifahrer an. Für die Nacht brauchte ich unbedingt ein Quartier. Die Fahrer leierten die Namen einiger Hotels herunter, die sich recht teuer anhörten. Ich sagte ihnen, wie viel Geld ich noch hatte und daraufhin bot mir einer an, mich für acht Dollar zum Flughafen zu fahren, wo es wohl Schlafkabinen für fünf Dollar die Nacht gäbe. Ich willigte ein. Er trug meinen Rucksack und die Kameratasche zum Taxi, schmiss beides in den Kofferraum, dann rasten wir los.

Leider wurde ich enttäuscht. Die Flughafenverwaltung konnte mir kein einziges freies Zimmer mehr geben. Also schlenderte ich wieder nach draußen und setzte mich auf die breiten Steinbänke der Bushaltestelle. Ein warmer Wind fegte über die leere Fläche. Was sollte ich tun? Im Freien zu übernachten, erschien mir nicht ratsam. Mit dem Bus in die Stadt zurück, um mir ein billiges Zimmer zu suchen? Es war inzwischen ein Uhr nachts. Würde ich überhaupt eines finden? Und wann fuhren hier die Busse? Ich versank in einer Art Lethargie und ließ den Wind mein T-Shirt heben und senken, legte einfach die Beine hoch und harrte der Dinge, die da kommen sollten - oder auch nicht. Das erschien mir am vernünftigsten.

Nach einer Zigarette und mehr oder weniger erhebenden Gedanken, änderten sich auf unerwartete Weise die Lebensströme um mich herum. Zwei schwarze Frauen torkelten auf mich zu. Die eine so groß wie ich und gertenschlank, die andere einen Kopf kleiner und unauffällig. Aber beide so dermaßen betrunken, dass sie die Bushaltestelle nur durch gegenseitiges Stützen zu erreichen vermochten. Zwischen sich trugen sie eine große braune Papiertüte. Außer mir war niemand an der Bushaltestelle, und sie wählten meine Steinbank als geeigneten Sitzplatz; mehr noch - die eine setzte sich links neben mich, die andere rechts. Und sie lachten unentwegt.

Ich fühlte mich ein wenig eingeengt, etwas unwohl sogar, und hatte Mühe, die Gesprächsfetzen zu verstehen. Alles war ein Lallen, Lachen, Kichern, Luft holen. Die Gertenschlanke zog eine Literflasche Bier aus der Tüte, schaute mich an, kniff ein Auge zu, und reichte sie der Unauffälligen. Ich lehnte mich sehr weit zurück. Dann kam eine zweite Flasche zum Vorschein, es ploppte, die Kronkorken landeten auf dem Boden und die Frauen genehmigten sich zwei, drei kräftige Schlucke. Was tun, dachte ich. Meine Hoffnung auf etwas Schlaf verlor sich in der Nacht. Eine Flasche tauchte vor meinem Gesicht auf.
»Hey, willst’n Bier?«
Ich sah beide an. Sie gaben sich ernsthaft Mühe, ein Kichern zu vermeiden, keine Ahnung warum, aber sie waren zu einer gewissen Anteilnahme gelangt.
»Warum nicht?«, erwiderte ich und griff danach, nahm einen tiefen Schluck. Es schmeckte so wie es aussah - nach nichts.
»Mein Name ist Gwen.«
Ich schaute nach rechts. Die Kleine war also Gwen.
»Und ich heiße Linda«, lallte die große Schlanke.
»Wir sind die Scheißschwestern.«
»Ihr seid Schwestern?«

Ich war verblüfft. Etwas Gegensätzlicheres gab es wohl kaum. Und es hätte gut sein können, dass sie mich auf den Arm nahmen. Gwen griff in die braune Tüte, förderte noch eine Flasche hervor und öffnete sie.
»Hier, für dich. Und jetzt sag uns deinen Namen.«
»Heinrich.«
»Was? Scheiße, was ist das für’n Name?«
»Ein deutscher Vorname.«
Ich trank mehrere Schlucke aus der Literbombe.
»He, er is’n Deutscher«, sagte die Große.
Sie rückten von beiden Seiten auf mich zu. Ihre Alkoholfahnen waren von bedeutender Existenz.
»Deswegen trinkt er das Bier wie nix«, meinte Gwen.
Die Große setzte ihre Flasche an und leerte sie mit einem Schluck. Sie drehte sie um, schüttelte die letzten Tropfen auf das Pflaster und verdrehte die Augen. Dabei murmelte sie etwas Unverständliches und sackte nach hinten weg. Gwen stand auf.
»Hilf mir.«
Ich erhob mich, und wir legten ihre Schwester in voller Länge auf die Bank. Dann setzten wir uns nebeneinander davor.
»Wenn die Bullen auftauchen und sie so sehen, dann kommt sie in den Bau. Und ich ebenfalls.«
Das beunruhigte mich. Ich stand noch einmal auf, holte meinen großen Rucksack und legte ihn so auf die Bank, dass er die Sicht auf den Rest der Großen fast versperrte.
»He, das ist ‘ne gute Idee.«

Die Kleine lächelte mich an. Wie war noch ihr Name? Ah ja, Gwen. Gwen hatte sehr krause Locken, war sehr schwarz, trug einen weißen Pullover und verwaschene Jeans. Im kargen Licht der Flughafenbeleuchtung entdeckte ich zuerst das Weiße in ihren Augen, sehr große, sehr runde Augen. Ihre Pupillen so schwarz wie ihre Haut, ihr Blick sehr verloren, traurig verloren.
»He, Gwen, hör mal.«
Sie war gerade dabei, ihre Flasche zu leeren. Ich bot ihr meine an.
»Sag einfach Henry zu mir, okay?«
»Henry ...«, wiederholte sie. »Ja, Henry gefällt mir. Wie alt bist du?«
»Siebenundzwanzig. Und du?«
»Oh, ich bin neunundzwanzig.«
Neunundzwanzig! Unglaublich. Sie sah aus wie neununddreißig.
»Wo kommt ihr beiden her?«
Sie blickte zu Boden.
»Downtown.«
»Und ihr seid tatsächlich Schwestern?«
»Selber Dad, aber verschiedene Mütter.«
»Yeah«, lallte Linda aus dem Hintergrund. Sie war kurz wach geworden, drehte sich um, kraulte sich am Kopf und dämmerte wieder weg.
»Ist es schön in Deutschland?«, wollte Gwen wissen.
»Mir gefällt es gut.«
»Habt ihr Schwarze?«
»Es gibt einige, klar.«
Ich erwartete die nächste Frage, aber sie blickte in den Himmel.

»Wann kommt denn hier ein Bus? Oder ist jetzt Nachtruhe?«, versuchte ich abzulenken.
Gwen schaute auf ihre Uhr.
»In ein paar Minuten kommt einer. Wir warten auch auf ihn. Na ja, normalerweise fahren wir erst morgens um fünf zurück in die Stadt. Aber ...«, sie schaute auf Linda, »sie haben uns rausgeschmissen.«
»Wo rausgeschmissen?«, fragte ich.
»Wir waren bei der Putzkolonne, im Flughafen. Unser Chef hat uns gerade gefeuert. Wir haben gut gearbeitet. Klos und so etwas. Na ja, was soll’s. Jetzt wollen wir auf ‘ne Party. Ist uns eigentlich ganz recht.«
Sie schaute wieder auf ihre Schwester. Dann hob sie ihren Blick.
»He, Mann, warum kommst du nicht mit auf die Party?«
Ich sah sie an. Eine Party? Was könnte das wohl für eine Party sein? Ich unter lauter Schwarzen. Und vielleicht gab es da gegenüber weißer Haut weniger aufgeschlossene Partymitglieder.
»Und du denkst, das ist eine gute Idee? Schau mich an?«
Ich drehte meine Handflächen vor ihr.
»Scheiße, Mann, das sind lauter Freunde. Ist doch egal. Wenn meine Schwester und ich dabei sind, geht das schon klar. Oder wartest du hier auf etwas Bestimmtes?«
Ich zögerte.
»Nein, eigentlich nicht. Mein Flug geht erst morgen Abend. Na, also gut. Gehen wir auf deine Party.«
»Okay, Mann, Henry, ich freu’ mich wirklich.«
Sie grinste ein breites Grinsen und ihre Augen lachten. Meine Freude hielt sich in Grenzen. Ich hatte Bammel. Gwen war keine Katalogschönheit. Nicht so wie Linda. Linda war anmutig, grazil. Gwen kam mir vor wie die Blume vom Lande, fast unschuldig. Nur ihre Augen waren nicht mehr ganz so unschuldig. Sie hatte einen hübschen vollen Mund und weiche zarte Finger. Der Bus kam und wir weckten Linda. Sie war kaum fähig zu konkreten Äußerungen. Ich hievte sie hoch, lehnte sie an Gwen und schnappte mit der rechten Hand meinen Rucksack, zog ihn mir über den Rücken, schulterte meine Kameratasche, dann legte ich mir Lindas linken Arm um den Hals. Gwen schaute mich an.
»Wie stark du bist.«
»Alles nur Show.«
Der Bus kam in weitem Bogen um das Rondell gefahren. Er war leer. Die hellen Fenster leuchteten uns entgegen. Die vordere Tür schwang auf und wir stiegen unter enormen Anstrengungen ein. Gwen zahlte für uns drei. Hinter dem Fahrer gab es vier Sitze, die längs montiert waren. Ich lud mein Gepäck ab, samt Linda. Im Rückspiegel des Fahrers konnte ich sein Gesicht sehen. Misstrauisch beäugte er uns. Nach fünf Minuten schloss er endlich die Tür und fuhr ab.

Wir erreichten die Innenstadt – Downtown. Irgendwann zog Gwen an einer Schnur. Der Bus hielt an. Linda wurde wach und schaffte es mit eigenen Kräften hinaus. Ich hielt ihren linken Arm, mehr zu meiner Beruhigung. Wir trotteten den Bürgersteig entlang und nach kurzer Zeit stiegen wir eine kurze Treppe hinab. Sie führte zu einem Club, der in den Keller gebaut war. Dummerweise war ich als erster an der Tür. Linda erklärte mir, dass ich klingeln müsste. Ich klingelte. Prompt öffnete sich die Tür - und da stand vielleicht ein Schrank vor mir. Über zwei Meter, sehr muskulös, kurzgeschorene Haare, ein sehr kantiges, männliches Gesicht. Er schaute mich an, überflog kurz meinen Rucksack, die Kameratasche und wollte gerade zu einer Rede ansetzen, als Gwen sich bemerkbar machte.
»He! He, Mike, is’n Freund von uns. Los, lass uns rein.«

Gwens Satz rettete mir das Leben, so vermutete ich zumindest. Er machte Platz, musste es sogar. Neben ihm passte niemand durch die Tür. Er wies mir in dem kleinen Vorraum ein Eckchen zu. Dort stellte ich Rucksack und meine Kameratasche ab.
»Bitte pass darauf auf. Danke.«
Eine mächtige Reihe weißer Zähne grinste mich an. Naja, ich glaubte an die Menschheit im Großen und Ganzen. Gwen schob mich in den Club hinein. Er erinnerte mich sofort an etwas aus den siebziger Jahren. Alte Charles Bronson Filme, Rockford oder ähnliches. Es gab ein etwa acht Meter durchmessendes Podest als Tanzfläche, der Raum maß zwanzig auf fünfundzwanzig Meter und war komplett mit einem weinroten Teppich ausgelegt.
In die Wände waren acht Nischen eingebaut mit Tischen darin, schwarze Tische, hochglanzpoliert. Und es roch süßlich. Es gefiel mir. Es hatte Stil. Die Musik war nicht laut, eine Funkmelodie der Siebziger. Und dann das Publikum. Dreißig Leute, ungefähr. Und alle sahen mich an. Verschmutzte Jeans, Cowboystiefel, ein weißes T-Shirt, weiße Hautfarbe. Haare nicht gewaschen. Ich wollte in den Boden versinken. An einigen Tischen saßen sehr edle Schwarze. Ein feiner, sehr glatt gebügelter Nadelstreifenanzug, weiter Schlag, rotes Hemd, die obersten drei Knöpfe offen, Goldkettchen und ein breitkrempiger Hut mit einem seidenen Band darum. Wie im Film, dachte ich. Solche Anzüge gab es noch einige. Der Rest im Raum war normal gekleidet. Die Frauen waren alle von Lindas Schlag - edel. Rechts hinter dem Eingang, an der Außenwand, war die Bar. Eine große Theke, geschwungen, und dort saßen die, zu denen ich mich gesellen wollte. Ich fühlte mich plötzlich behaglich und wusste nicht warum.

Es waren ausnahmslos breitschultrige Gewichtheber. Vor lauter Rücken sah ich kaum die Flaschen. Linda ging schnurstracks zu einem Glattgebügelten und fiel ihm um den Hals. Gwen und ich setzten uns an die Bar. Der Stiernacken links sah kurz her. Der rechts von Gwen grummelte ein Hallo und nahm einen tiefen Schluck aus seinem Glas. Der Barkeeper gesellte sich langsam zu uns.
»Das ist Henry. Er kommt aus Deutschland«, erzählte ihm Gwen.
»Ah, Deutschland. Mein Bruder war in Deutschland stationiert, in Coburg.«
»Coburg, kenne ich. In Bayern.«
»Ja«, raunte der Wirt.
Er überlegte eine Sekunde.
»Henry? Ist kein deutscher Name, oder?«
»Ich heiße Heinrich«, sagte ich.
»Was?«
»Henry«, gab ich lakonisch von mir.
»Yeah, Henry. Was willst du trinken?«
»Was wird empfohlen?«, fragte ich zurück.
»Russian Hip.«
Ich wusste nicht, was Russian Hip war.
»Nehme ich.«
Gwen orderte dasselbe. Er mixte etwas zusammen und stellte zwei Russian Hip vor unsere Nasen. Gwen und ich prosteten uns zu und tranken das grünliche Zeug. Es schmeckte phantastisch frisch. Wodka mit Limone und noch etwas. Auf jeden Fall nicht zu wenig Wodka. Ich griff unwillkürlich zu meinem Geldbeutel in der Gesäßtasche. Dort steckte auch mein Kugelschreiber. Ich holte ihn heraus und ging auf Klo. Auf dem Weg zum Klo kam ich an Mike vorbei, dem Koffer an der Tür. Ich ging zu ihm, setzte ein freundliches Gesicht auf und hielt ihm den guten Lamy unter die Nase.

»Hier, ein Präsent aus Deutschland. Extra für dich.«
Mike nahm den Kugelschreiber sehr vorsichtig in seine Hand. Als könnte ein zu harter Griff ihn in der Mitte durchbrechen. Er besah ihn sich genau, drückte auf den Knopf, es klickte satt. Mine raus, Mine wieder rein, Mine raus. Er holte einen Zettel aus der Tasche und begann Kringel zu malen. Er gefiel ihm. Er grinste wieder breit und ich staunte über die blitzblanken, weißen Zähne zwischen diesen großen schwarzen Lippen. Er bedankte sich vielmals und reichte mir seine große schwarze Pranke. Ich schlug ein. Er drückte zu. Ich wollte nicht ächzen. Ich drückte ebenfalls zu. Er parierte mit noch mehr Druck und ich gab alles, was ich hatte, dazu ein freundliches Gesicht, aber ich war an meiner Grenze, er nicht.
»Oh, Mann«, lächelte er.
»Jesus, was für eine Kraft«, erwiderte ich.
Er ließ los, gottseidank, und ich ging auf Klo.

Ich saß wieder an der Bar, den zweiten Russian Hip vor mir. Es gab nicht viel zu sagen. Ich besah mir die Leute und machte mir ein paar Notizen auf einen kleinen Zettel. Gwen sah das.
»Was schreibst du da?«, wollte sie wissen.
»Ein paar Notizen, für Gedichte und so.«
»Du schreibst Gedichte? Was für Gedichte?«
»Na ja, Gedichte halt. Was ich sehe, wie ich etwas sehe etc.«
»Bist du berühmt? In Deutschland meine ich?«
»Nein, ach was. Berühmt wird man nicht mehr durch Gedichte. Hier in den Staaten würde das noch eher klappen. Hier gibt es eine Menge Untergrundzeitschriften und kleine Verlage. Black Sparrow Press zum Beispiel.«
»Du kennst Black Sparrow Press?«
»Ja, Bukowski ist einer von denen, der auch durch die Black Sparrow Press erst richtig berühmt wurde. In Deutschland hat er einen beachtlichen Erfolg.«
»Wow, du kennst Bukowski? In Deutschland wird der auch gelesen?«
»Bei uns ist er sogar ziemlich berühmt.«
»Das ist großartig, wirklich. Ich kenne Bukowski auch. Meine Schwester hat ein paar Bücher von ihm.«
»Er ist aber ‘n Weißer«, warf ich ein.
»Nein. Er ist kein Weißer. Er ist ein Mensch. Auch Bukowski haben sie gefickt.«
Ich hob mein Glas.
»Auf Bukowski«, prostete ich ihr zu.
Sie nahm ihr Glas.
»Yeah, auf Bukowski.«

Der Barkeeper kam vorbei.
»Was ist mit Bukowski?«, fragte er.
»In Deutschland kennen sie Bukowski. Er ist dort berühmter als bei uns. Henry kennt ihn. Und er schreibt auch Gedichte«, erklärte ihm Gwen.
Der Stiernacken links beugte seinen Kopf zu mir. »Wer schreibt Gedichte?«, kam seine dunkel klingende Frage.
»Das ist Henry aus Deutschland!«, rief der Barkeeper, »und er schreibt Gedichte.«
»Wirklich? Mein Cousin schreibt auch Gedichte«, warf der Stiernacken ein.
Der Barkeeper füllte unsere Gläser auf. Diesmal etwas mehr Wodka als üblich. Ich vertrug keinen Wodka.
»Les’ uns etwas vor, Henry«, forderte der Barkeeper durch die Bässe.
»Oh ja, les’ uns etwas vor«, beschwor mich Gwen.
»Die sind doch alle auf Deutsch. So gut spreche ich nicht Englisch.«
»Los, Mann«, forderte mich der Stiernacken auf.
Alle um mich herum nickten. Der Alkohol machte mich leichtsinnig. Ich stand auf und holte aus der Kopftasche des Rucksackes meinen Schreibblock. Mike, der Türsteher, fragte, was das sei. Gedichte, erklärte ich ihm. Oh, Gedichte. Und was ich damit nun wolle? Den anderen an der Theke vorlesen, erläuterte ich ihm. Ich ging zur Theke zurück. Mike folgte mir. An meinem Platz angelangt, bedeutete mir der Barkeeper, dass ich zu ihm hinter den Tresen kommen sollte. Es wäre der beste Platz. Ich folgte seinem Rat und stand neben ihm. Er war erfreulicherweise etwas kleiner als ich.
»Jonathan«, sagte er, »aber alle nennen mich Jon, ohne „h“.«

Er reichte mir die Hand. Ich nahm einen großen Schluck aus meinem Glas. Das Herz rutschte mir in die Hose. Bloß keinen Mist bauen jetzt. Auf was hatte ich mich da nur eingelassen? Ich blätterte ein paar Seiten zurück. Über meinen ersten Tag in New York hatte ich eines verfasst. Zu meinem Vorteil war ich angetrunken. Ich begann mit der Geschichte, wo der Busfahrer mir elf einzelne Dollar abknöpfte, weder 10- noch 20-Dollar-Scheine akzeptierte. Die Zuhörer lächelten etwas. Ich fuhr fort. Die U-Bahn aus der Bronx, die betrunkene Schwarze usw. Dann Schluss. Ohne aufzuschauen schnappte ich mein Glas, trank einen großen Schluck und las gleich das nächste. „Amerika“ hatte ich es genannt. Es war einfacher zu lesen. Nach einer Satzpause schaute ich kurz hoch. Die Anzahl an Zuhörern war gestiegen. Dann etwas über eine Frau in Deutschland, kurz und prägnant. Ich machte lange Pausen zwischen den Sätzen, trank einen Schluck. Die Musik wurde leiser gedreht. Ich registrierte es eher nebenher. „Lieben ist Leben“ hieß es. Ich hörte ein paar Mal „Yeah“, dann „Fuck“, ein Gedicht über meinen verstorbenen Vater, „Shit“, sagte einer. Mein Publikum klatschte, mein Glas war leer. Jonathan brachte mir ein volles. Ich trank und erfand Sätze dazu, wenn ich nicht weiter wusste. Weitere vier folgten, dann konnte ich nicht mehr.

Lauter schwarze Hände drängelten sich um meine weiße Hand und schüttelten sie. Ich sah Gwen neben mir. Sie strahlte übers ganze Gesicht. Ich ging zu meinem Hocker, setzte mich drauf und genoss die Minuten. Ich fragte Jonathan, ob sie etwas von „Public Enemy“ hätten. Das würde ich jetzt gerne hören. Der Stiernacken freute sich, dass ich „Public Enemy“ kannte. Jonathan telefonierte kurz. Ich unterhielt mich mit Gwen, unseren Nachbarn und Jonathan, und ab und zu gesellten sich Mike und ein paar andere her. Ich fühlte mich plötzlich geborgen, doch wahrscheinlich war ich einfach nur komplett naiv und dämlich. Die Zeit verstrich und ich war tief beeindruckt. Gwen beugte sich zu mir herüber.
»Du bist ein Weißer mit schwarzer Seele«, flüsterte sie mir ins Ohr.
Ich war stolz auf ihre Bemerkung, aber warum eigentlich? Ich wollte einfach nur ein Mensch sein, ohne irgendwelche äußeren Merkmale nach denen man kategorisiert wird. In meine Grübeleien hinein flog krachend die Eingangstür auf.

Vielstimmiges Geschrei, mein Überblick ging verloren. Alle sollten aufstehen und an die Wand, ich versuchte im Durcheinander etwas zu erkennen. Polizisten in schwarzen Uniformen standen an der Tür, ihre Waffen in der Hand. Mike, der Türsteher, mit breitgemachten Beinen an der Wand zum Klo. Meine Nachbarn, Gwen und ich wurden von den Hockern weggezogen. Und durch meinen Wodkakopf hörte ich die Frage nach meinem Ausweis. Unter meinem T-Shirt, sagte ich dauernd. Man langte mir unter mein T-Shirt. Eine unendliche Zeit später packte mich jemand an der Schulter und drehte mich um. Ich blickte in ein braunes Gesicht, in blaue Augen.
»Was macht ein Deutscher in dieser Kneipe?«
Er wiederholte seine Frage.
»Freunde«, sagte ich hastig. »Das sind Freunde von mir. Sie haben mich eingeladen.«
Gwen stand neben mir und erklärte es ihm. Ein anderer brachte meinen Rucksack, meine Kameratasche. Sie durchsuchten beides. Dann gab es nichts mehr zu tun für sie. Ich wäre verrückt, gab mir der Braungesichtige zu verstehen. Sie führten fünf der Gäste ab, und den Rest schmissen sie raus. Das Lokal wurde für heute geschlossen. Ich versuchte dem Braungesichtigen klar zu machen, dass ich noch nicht bezahlt hatte. Er lächelte mich mitleidsvoll an.

Wir standen draußen auf der Straße. Die Leute hatten sich verzogen, die Polizisten ebenfalls. Ich war betrunken. Und Gwen erging es nicht besser. Auf jeden Fall hatte ich eine Menge Geld gespart.
»Und was jetzt?«, fragte ich Gwen.
»Wir gehen zu mir.«
»Ist das weit?«
»Es geht«, antwortete sie lapidar und stiefelte los.
Ich schulterte mein Gepäck und marschierte hinter ihr her. Was blieb mir anderes übrig? Uhrzeit und Orientierung gab es nicht mehr auf diesem Planeten. Der Wodka polterte quer durch meinen Kopf. Ich verfluchte meine Situation und war auf einmal sehr deprimiert. Nach ein paar Minuten näherte sich uns ein Taxi. Ich sprang zwischen den parkenden Autos auf die Straße und hielt es an. Ich rief Gwen, die ein paar Meter voraus war. Gwen erklärte mir, dass sie kein Geld mehr hatte. Ich schmiss meine Last auf den Rücksitz, schob sie ins Taxi und nahm vorne Platz. Wohin?, fragte der Fahrer. Gwen nannte ihm eine Adresse, ihren Kopf schon leicht nach vorne gebeugt. Der Taxifahrer sagte nichts, ich auch nicht und Gwen war eingeschlafen. Er fuhr fünf Minuten und hielt vor einem Haus.
»He, Gwen! He, wir sind da.«
Ich schüttelte sie. Sie hob ihren Kopf, schaute aus dem Fenster und sagte:
»Ne, hier wohn’ ich nich’.«
Ich schaute den Taxifahrer an.
»Jesus«, sagte er, »die ist total besoffen.«
»He, verdammt, Gwen. Du hast doch gesagt, du wohnst hier.«
Ich rüttelte sie wie ein Mixgetränk. Sie kam zu sich. Erneut blickte sie aus dem Fenster.
»Ja, ja, oh Mann.«
Der Taxameter tickte, Gwen starrte durch die Scheibe, fixierte mich, als nähme sie all ihre Konzentration zusammen. »Hier hab’ ich mal gewohnt, vor zwei Wochen. Jetzt wohn’ ich in „Roar“. Direkt an der Startbahn.«
Sie sackte wieder weg.
»Wie weit ist das?«, fragte ich den Taxifahrer.
»Jetzt, bei Nacht, ‘ne Viertelstunde.«
»Und wie viel wird das kosten?«
»Zehn Dollar.«
»Dann mal los.«
Ich fragte ihn, ob ich hinten die Scheibe runter kurbeln könnte, um Gwens Zustand durch Frischluft zu verbessern. Er war einverstanden. Ich drehte die Scheibe herunter und schob ihren Kopf aus dem Wagen. Sie stöhnte und redete wirres Zeug. Das Gewirr der Straßenschluchten zog an mir vorüber, dann bogen wir plötzlich links ab und hielten abrupt.

»Hier steigen wir aus«, sagte Gwen.
Ich öffnete meine Tür, half ihr aus dem Taxi und warf mein Gepäck auf den Bürgersteig. Die Straße war kaum beleuchtet. Es gab nur auf einer Seite Häuser. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite war ein drei Meter breiter, sehr unordentlicher Randstreifen, und dann kam ein langer Zaun, der das große Flughafengelände zur Straße hin abtrennte. Man konnte direkt auf die Lande- und Startbahn sehen. Jede Menge blauer und roter Positionslichter warfen ihr flackerndes Licht in den Himmel. Die Mietskasernen, äußerst verwahrloste rote Ziegelbauten, standen leicht diagonal mit ihrer Stirnseite Richtung Flughafen. Zwischen ihnen befand sich jeweils ein zwanzig Meter breiter Grünstreifen.
»Los, komm«, forderte mich Gwen auf, »wir sind gleich da.«
Ich schulterte ein weiteres Mal mein schweres Gepäck und lief ihr nach. Vor dem vierten Haus, dessen Eingang auf der Stirnseite war, blieb sie stehen, ging auf die verglaste Haustür zu, bog aber vorher rechts ab. Ich lief ihr nach. Am Hauseck stoppte sie, zog sich die Hose herunter, ihr blanker Hintern streckte sich mir entgegen und dann pinkelte Gwen auf den Rasen. Ich drehte mich um. Es plätscherte ordentlich. Als sie fertig war, öffnete sie die Glastür. Ein ordinärer Muff schlug mir entgegen. Spaghetti mit Tomatensoße, Hähnchen, Urinstein, alles Mögliche und in konzentrierter Form.
»Einen Moment noch, Henry.«
Sie blieb vor einer Tür stehen.
»Geh’ schon mal hoch. Ich wohne im ersten Stock, gleich die erste Wohnung. Ich geh mich noch kurz waschen und meinen Sohn holen.«
»Deinen Sohn?«

Ich machte mich auf den Weg nach oben. Auf der Treppe fiel mir zum ersten Mal richtig auf, dass ich wirklich langsam genug von meinem Gepäck hatte. Hoch damit, runter damit, von hier nach dort - ich wollte endlich ausruhen. Dann stand ich vor ihrer Tür. Oder vor dem, was mal eine Tür war. Unten fehlten glatte fünfzehn Zentimeter, auf der ganzen Breite. Ein Brett war darüber genagelt. In Brusthöhe befanden sich Löcher, vier oder fünf Stück. In eines steckte ich meinen Zeigefinger. Das Sperrholz war nach innen gesplittert. In meine Gedanken hinein hörte ich ihre Stimme und die eines Kleinkindes. Dann stand sie vor mir. Mit einem derart süßen Fratz auf dem Arm, dass ich sofort alles vergaß.
»Das ist Quentin«, sagte sie stolz.
»Quentin, das ist Henry, aus Deutschland.«
Quentin grinste mich an.
»Wie alt ist er?«
Gwen hob ihn hoch und schüttelte ihn leicht.
»Er ist jetzt drei Jahre alt.«
Sie streckte ihn mir her. Ich nahm ihn, setzte ihn auf meinen linken Arm und bestaunte seinen kleinen, schwarzen Lockenkopf, während Gwen in ihrer Hosentasche nach dem Schlüssel kramte.
»Was ist mit deiner Tür passiert?«, wollte ich wissen.
»Tja, ich weiß auch nicht. Das war schon, als ich hier einzog.«
Ich staunte. Sie war schon wieder fit. Nicht zu vergleichen mit der letzten halben Stunde. Offenbar vertrug sie einiges. Der Schlüssel steckte im Schloss, die Tür ging auf, ich setzte den kleinen Quentin auf den Boden und schob ihn samt meinem Gepäck in die dunkle Wohnung. Und es blieb dunkel. Ich tastete mich so gut es ging in einen Raum hinein.

»He, Gwen, wo ist das Licht?«
Die Antwort kam in Form einer dicken, brennenden Kerze.
»Hier gibt’s kein Licht. Den Strom ham sie mir abgestellt.«
»Ach so, na dann ...«
Meine Augen gewöhnten sich an das Kerzenlicht. Ich sah das, was sie als ihre Wohnung bezeichnete. Es war ein Loch. Ein leeres Loch in Form einer Zweizimmerwohnung. An der rechten Seite das Fenster zum Flughafen. Das größere Zimmer war etwa vier auf vier Meter und gleichzeitig auch die Küche. Das kleinere Zimmer, komplett leer, maß zwei auf drei Meter. Links, von der Tür aus gesehen, das Bad. Und es stank in dieser Wohnung. Eigentlich war sie gar nicht leer. Rechts im Eck des „Wohnzimmers“ türmte sich ein Berg versiffter Bettwäsche auf. Im linken Eck ein Berg mit Kleidung. Es machte den Eindruck einer Kleidersammelstelle des Roten-Kreuzes. Alles was der Mensch zum Anziehen benötigte; nur eben völlig durcheinander, und wahrscheinlich sehr verschmutzt. Gwen stellte die Kerze auf den Boden und knuddelte ihren Quentin. Ich setzte langsam einen Fuß vor den anderen. Es gab einen Teppichboden, zumindest wurde er mal als solcher verkauft, übersät mit Flecken, Brandlöchern, abgewetzten Partien, Unrat, leeren Trockenmilchdosen. Die Flecken beeindruckten mich. Große, rote Fladen, ich dachte an getrocknetes Blut und an die fünf Löcher in der Tür. Mit diesem Teppich würde ich in Deutschland Millionär, ein zweiter Joseph Beuys.

Vorsichtig tastete ich mich um die etwas nach vorn gezogene Trennwand. Dahinter siedelte die Einbauküche. Hängeschränke, Spüle, ein Herd, eine Arbeitsplatte und ein riesiger Kühlschrank. Die Küche war nicht besser als der Teppich. Hier hielt niemand etwas vom Spülen. Töpfe, Teller, Essensreste allenthalben aus trockenem Ketchup, starre, kalte Fritten, eine Art organischer Sumpf in der Spüle, es war mehr als ekelerregend. Ich machte den Kühlschrank auf, rein interessehalber, schloss ihn aber gleich wieder. Offenbar gab es schon Leben darin. Mich zupfte etwas an meinem Hosenbein. Es war der kleine Quentin.
»Hunger?«, gab er grinsend von sich.
»Äh, Gwen, dein Sohn hat Hunger.«
Sie schaute ums Eck.
»Ich hab nichts. Morgen kriegt er was, bei seiner Oma.«
Der Kleine schaute mich weiterhin an.
»Hunger?«
»Wie mir scheint, hat er aber jetzt Hunger, nicht morgen.«
Sie kniete sich vor ihn hin und versuchte ihm zu erklären, dass es erst morgen etwas gäbe. Er blickte sehr traurig drein, aber dann sah er mich wieder an, mit seinen großen schwarzen Knopfaugen. Ich hielt es nicht aus.
»Gwen, wo gibt es hier einen Supermarkt? Einen, der noch offen hat?«
»Grad vorne ums Eck ist einer.«

Ich ließ mir den Schlüssel geben und ging in diesen Supermarkt, besorgte zwei Flaschen Milch und etwas vom nahrhaften amerikanischen Weißbrot, das sich wie eine Ziehharmonika pressen ließ. Unvermittelt sah ich mich in der Küche wieder, meinen kleinen Gaskocher, den ich in all der Zeit nicht gebraucht hatte, vor mir, und wärmte Milch in meinem Campingtopf. Ich füllte ein wenig Milch in seine Nuckelflasche, nicht ohne ihn zuvor mit kochendem Wasser zu desinfizieren, und in den Rest der Milch versenkte ich Teile des Weißbrots. Dann war es angerichtet. Ich muss zugeben, dass ich mich nicht auf den Teppich zu setzen traute, sondern wühlte ein großes Handtuch aus meinem Rucksack, das uns als Sitzunterlage diente.
»Vorsicht, Quentin, die Milch ist noch sehr heiß.«
Er nahm die Flasche in die Hand, scherte sich nicht um meine Warnung, setzte an, und trank in einem Zug aus. Dann grinste er wieder übers ganze Gesicht, verputzte das in die Milch getauchte Brot und blickte mich erneut auffordernd an. Also dasselbe noch einmal. Wieder verschwand es wie nichts in ihm. Gwen und ich saßen auf dem Handtuch, ich kramte zwei Zigaretten heraus, gab ihr eine, und so betrachteten wir eine Weile still das flackernde Kerzenlicht. Der kleine Quentin kroch auf den Schoß seiner Mutter und ließ sich streicheln. Ein müdes Lächeln erschien dann und wann auf Gwens Gesicht. Mit einem Mal wurde Quentin wieder fit. Er wackelte ins Eck, schnappte sich eine Trockenmilchdose, stellte sie mitten in den Raum, zog sich die Hose runter und setzte seinen kleinen Hintern auf den großen Weißblechbecher. Es war so etwas Selbstverständliches in seiner Handlung, dass ich zuerst gar nichts sagen konnte. Er begann zu pressen, sein Gesicht verkrampfte sich etwas, dann die Erlösung. Als Garnitur gab es noch ein bisschen Flüssiges. Er beendete seine Verrichtung und zog die Hose wieder hoch. Dann stellte er sich neben mich und legte seine kleine Hand auf meine Schulter.

»Macht er das immer so?«
»Ja. Das macht er doch gut, oder?«
»Ja, so selbstständig, aber ... hast du kein Klo?«
»Oh, ach so, die Toilette war schon verstopft, als ich hier einzog.«
»Und wo gehst du auf Klo? Ich meine, für einen Erwachsenen ist die Dose doch sicher etwas zu klein?«
»Ich geh entweder runter zu meiner Mutter, und wenn die nicht da ist, rüber zum Flughafen. Da hat’s vorne am Eck jede Menge Büsche.«
Ich überlegte kurz.
»Und auf die Idee, deinen Klo zu reparieren, bist du noch nicht gekommen?«
Sie lachte. Herzlich oder zynisch? Ich vermochte es nicht zu erkennen.
»Für was?«
Tja, für was? Vielleicht hatte sie ja sogar Recht. Aber ich empfand diesen Anblick doch als deprimierend und außerdem … etwas stieg in meine Nase. Ich roch genauer hin. Hhmm, das war eindeutig die Dose, die ein erdrückendes Fluidum verströmte.
»Die Dose stinkt, Gwen.«
»Oh, Entschuldigung, warte ...«
Sie stand auf und warf die Dose in hohem Bogen aus dem Fenster.
»Schon fertig.«

So einfach war das. Der kleine Quentin hatte sich hingelegt. Nicht in ein Bett - es gab ja kein Bett hier in dieser Wohnung. Er lag mitten im Zimmer und war schon halbwegs eingeschlafen. Er wird doch frieren, dachte ich, aber mir wurde klar, dass es sicher nicht seine erste Nacht auf diesem Teppich war, ohne Decke, ohne ein weiches Kissen. Mit angewinkelten Knien, die Handflächen unter seinem Kopf gefaltet, lag er zwischen den Flecken. Ein süßer Fratz. Ich kramte ein zweites Handtuch aus meinem Rucksack und deckte ihn zu. Seine Mutter setzte sich neben ihn. Sie betrachtete ihn voller Liebe. Sie gehörten zusammen, die beiden, man spürte es. Aber was gab es da für eine Zukunft? Für den kleinen Quentin? Gwen streichelte seinen Kopf, seine süßen Krauslocken. Sie redete mit ihm, leise Worte über ein kleines Märchen. Ein Märchen, das von ihrer Welt Lichtjahre entfernt war. Es machte mich sehr traurig. Ich war den Tränen nahe wie sonst kaum. Ich wusste einfach nicht weiter - Ratlosigkeit in dieser Form war mir fremd. Es gab keine dummen Sprüche, die diese Situation retten konnten.

Ich lehnte mich an den kleinen Heizkörper unter dem Fenster und betrachtete die beiden unentwegt, fühlte mich verloren, mehr als verloren. Da war kein Boden mehr unter meinen Füßen. Nichts, auf was ich stehen konnte, auf was ich bauen konnte. Ich hatte keinerlei Erfahrung mit dieser Art von Realität. Der kleine Quentin schlief, atmete leicht und unbeschwert. Gwen robbte zu mir herüber. Wir lehnten gemeinsam an diesem kalten Heizkörper. Ich bezweifelte, dass er überhaupt funktionierte.
»Das alles hier«, flüsterte ich leise vor mich hin, »scheint keinen Sinn zu machen.«
»Was für einen Sinn sollte es auch haben?«
Gwens Frage entbehrte jeder Vision. Sie klang überrascht.
»Einen Sinn eben. Ich habe ja auch noch keinen gefunden. Was für einen Sinn bewahrt das Leben sich für Quentin auf?«
Sie setzte sich mir gegenüber.
»Hey, Henry. Was ist mit dir? Du hast ja Tränen in den Augen. Wo ist der starke Henry, der Gedichte vorliest und lachen kann und viel trinken?«
Ich lächelte sie verzweifelt an.
»Den gibt es gar nicht.«
Mir kam ein beunruhigender Gedanke.

»Wer ist eigentlich der Vater von Quentin?«
Gwen schaute mich verdutzt an.
»Ein Schwarzer nehme ich an.«
Ich lachte unvermittelt los.
»Ja, das sehe ich auch so. Aber, ich meine, wer ist er? Wo ist er?«
Sie lehnte sich zurück und sinnierte ein paar Sekunden.
»Tja, ich weiß es nicht. Es gibt da wohl einige Möglichkeiten. Wenn ich es genau zurückdatiere ... vielleicht die Nacht, von der ich überhaupt nichts mehr weiß. Am anderen Tag bin ich aufgewacht, war nackt, und hatte das Gefühl, jemand hätte mich recht hart rangenommen. Mir tat alles weh. Da unten meine ich ...«
Sie deutete zwischen ihre Beine. Ich nickte.
»Es hat geblutet. Meine Tage hatte ich nicht. Ich kann mich an nichts erinnern. Ich war wohl zu betrunken. Vielleicht hat mich auch einer vergewaltigt. Auf jeden Fall habe ich schon seit vier Jahren keinen festen Freund mehr.«
»Warum nicht? Was ist mit Heirat?«
Im gleichen Augenblick verfluchte ich mich für derart dämliche Fragen. Aber ich suchte nach Gründen, nach irgendwas, mit dem ich mir das hier erklären konnte. Gwen rückte an mich heran, legte ihren Kopf auf meinen Schoß und besah mich von unten.

»Ich war mal verheiratet, eigentlich bin ich’s noch. Ist aber schon paar Jahre her. Ich weiß nicht, wo der Idiot sich herumtreibt, keine Ahnung.«
»Warst du glücklich mit deinem Mann?«
Nun lachte sie glucksend.
»Jesus, nein, Mann. Am Anfang, na, da war ich verliebt. War fertig mit der Schule und so. Hab bei Sears-Robuck abends Kleider auf die Stange gehängt. Der Abteilungsleiter wollte mir dauernd an meinen kleinen schwarzen Arsch. Ich habe gekündigt und geheiratet. Nach ein paar Wochen war’s dann auch schon vorbei mit dem Verliebtsein. Er war noch nicht mal halb so intelligent wie der Abteilungsleiter bei Sears und meistens einfach nur brutal. Ficken wollte er die ganze Zeit. Ficken, ewig trinken und mit seinen Kumpels rumziehen. Dann saß er mal ‘en halbes Jahr im Knast. Und als er raus kam, da war er nur noch kalt.«
Sie schwieg. Mir war fast nicht aufgefallen, dass ich ihr durch die Haare streichelte. Wärme - das war es, was die Menschen am nötigsten hatten. Doch wer hatte schon genug von dieser Wärme. Bei den meisten reichte es ja noch nicht mal für den Eigenbedarf. Ich sah, wie sich Gwens linker Arm nach oben streckte. Ihre Hand umfasste meinen Hals. Sie war kräftig, und ihr Arm zog mit gleichmäßiger Kraft meinen Kopf nach unten. Ihre Lippen öffneten sich leicht, ich spürte ihren Atem bereits vor meiner Nase, kurz davor. Dann stoppte sie meine Talfahrt. Es war eine erotische Distanz. Kribbeln ohne Berührung.
»Du bist ein Weißer mit einer schwarzen Seele. So unschuldig. Du gefällst mir, Henry.«

Ich wusste nicht was antworten und traute mich auch nicht näher an ihre Lippen heran. Ich hatte Angst vor dem, was kommen könnte. Ich war auf einmal erregt und schämte mich dafür. Doch sie zog mich endgültig nach unten, ohne eine Gegenwehr, unsere Lippen begannen sich vorsichtig zu küssen. Ihr Geruch war würzig. Er hing wie Chloroform in meiner Nase und betäubte die Bilder und Gedanken, die mir durch den Kopf geisterten. Zaghaft öffnete ich meinen Mund, ich wollte nicht zu weit gehen. Sie tat es dafür. Ihre Zunge suchte sanft kreisend nach Kontakt, entdeckte meine Zunge und etwas fiel von mir ab. Meine Hände manövrierten sich fast selbständig an ihren Kopf, umschlossen ihn, und ich ließ meine Daumen sanfte Kreise auf ihren Schläfen vollführen. Ihre Hände krallten sich in meinen Nacken, zogen und suchten nach Halt. Der Kuss war lang und grenzenlos stürmisch. Unsere Lippen trennten sich wie zwei frisch verklebte Plastikteile. Ich hörte nicht auf, ihren Kopf zu massieren. Die Lust in mir kämpfte mit meiner Vernunft, mit meinem Gewissen. Ich ließ die Lust gewinnen.

Sie setzte sich aufrecht, zog ihren weißen Pullover aus, mein T-Shirt. Langsam folgte ihre Hose, meine Hose, dann saßen wir uns gegenüber, im Schneidersitz, nackt. Sie schwarz wie die Nacht, und ich weiß wie schmutziger Schnee. Ihr Körper war von begnadeter Weiblichkeit, samten glänzend unter dem schwachen fahlen Licht, das eine Straßenlaterne hier rein schickte. So saßen wir einige Zeit und betrachteten uns. Ihr entging nicht mein wachsendes Begehren. Sie rutschte heran, zog mich von der Heizung weg und drückte mich auf den Rücken. Sie legte sich auf mich. Ich genoss die Wärme ihres Körpers, fühlte ihre Brüste und ihre Brustwarzen auf meiner Haut. Meine Hände trafen sich dort, wo die Pobacken sich berührten, fuhren dieses Tal nach unten, nach oben, dann den Rücken hinauf, über ihre Lenden, zurück bis zum Hals. Meine Finger lösten sich von ihrer Haut, schwebten berührungslos über ihren Rücken. Sie zuckte leicht, gab leise Töne von sich und erschauerte.
»Der magische Henry.«
Ich sah sie an und küsste sie auf ihre Lippen, auf ihren Hals. Wie verzaubert kam ich mir vor. So viel Anmut in einem so kleinen Augenblick. Dann rutschen sie plötzlich nach unten. Ihre Lippen küssten meine Brustwarzen, meinen Nabel, dann hauchte sie meinen Namen auf mein Begehren und umschloss es mit ihrem Mund.

Meine Hand landete auf dem Teppich. Meine Finger suchten nach Halt. Und sie fanden Halt. Ich langte in einen getrockneten Ketchupfleck oder was immer es war. Plötzlich fiel mein Blick auf den kleinen Quentin. Er schlief mit unschuldiger Miene neben diesem Ketchupfleck. Ich wusste nicht genau warum, aber der Zauber verflog in eine andere Sphäre. Ernüchterung kam wie die Flut über mein schutzloses Herz. Ruckartig richtete ich mich auf und zog Gwen weg, hob sie an ihren Schultern hoch vor mein Gesicht. Sie schaute mich verdutzt an.
»Hab’ ich was falsch gemacht?«
»Nein. Alles war wunderbar, aber ... ich kann nicht. Es geht einfach nicht.«
Sie sah mich für eine halbe Minute an, schweigend, und in ihre Augen trat ein wissender Blick.
»Es ist eine Frau zwischen uns, hab ich Recht?«
»Nein«, erwiderte ich.
»Was ist es dann?«
Ihr Blick fiel auf den Boden, wie ein nasser Sack, und die Tränen gleich hinterher.
»Es ist, weil ich schwarz bin, oder?«, schluchzte sie. Ich langte unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht nach oben.
»Nein. Nicht weil du schwarz bist.«
Sie wischte sich die Augen halbwegs tränenfrei.
»Schon gut. Ich weiß, dass es nicht so ist. Entschuldigung.«
»Ich weiß nicht, ob du das verstehst, aber ich hoffe es. Ich bin einfach zu traurig. Ich … ich verkrafte das nicht wirklich gut hier, deine Realität. Tut mir leid.«
»Aber grade dann ist ein bisschen Liebe doch wichtig«, warf sie fast flehend ein.

Ich lehnte mich wieder an die Heizung und zog sie zu mir her. Ihr samtener, schwarzer Rücken kauerte sich an meine Brust, ihr Kopf an meine linke Schulter. Es ist schwer zu beschreiben, was in mir vorging. Trauer und Depressionen wechselten sich ab. So begann ich, ihren Kopf zu massieren. Ihre Schläfen, ihr ganzes Gesicht. Meine Finger fuhren über ihre Augenbrauen, die Wangen, den Hals hinab. Gwen genoss diese Berührungen. Ich genoss meine Berührungen. Es beruhigte mich. Ein kleines Stück Geborgenheit inmitten dieser verbrannten Erde. Sie nahm meine Hand und legte sie vor ihren Schoß, vor die immense, feuchte Hitze. Mein Finger tastete danach, tauchte hinein, sanft und langsam, von oben nach unten, sehr zögernd. Dann öffnete sie sich vollends und ich berührte den Punkt, der sie leicht zittern ließ. Ich stellte mir vor, ihr all die Zärtlichkeit zu geben, die sie bisher nie bekommen hatte, und zeichnete geometrische Figuren auf ihre pulsierende Sehnsucht. Langsam schneller, schnell langsamer werdend. Ich hörte auf, und noch bevor sie atmen konnte, begann ich wieder. Die Hitze vergrößerte sich, Gwens Rücken gebar eine sanfte Spannung. Ihre Hände griffen nach oben, umklammerten meinen Hals, aus ihrem Mund kam ein leichtes Stöhnen, abgehackte Töne. Dann verging sie in einem sanften Feuer voller gequälter Stimmen und zuckender Muskeln. Ich hielt sie fest und weinte.

Stunden oder nur Minuten schwebten vorbei, ohne uns auch nur zu berühren.
»Du bist sicher, dass du nicht auch Zärtlichkeit brauchst, Henry?«
»Wir werden jetzt schlafen. Ist besser so.«
Sie stand auf und zog sich ihren Pullover über. Ich legte mich vor die Heizung, starrte an die Decke und zündete mir eine Zigarette an. Gwen kam her, legte sich neben mich. Sie beugte sich über mein Gesicht und gab mir einen Kuss
»Gute Nacht, Henry.«
»Gute Nacht, Gwen.«
Sie drehte sich um. Ihre Hände faltete sie unter ihrem Kopf zusammen. Wie der kleine Quentin, dachte ich, rauchte fertig und schmiss die Kippe aus dem Fenster.

Mein Schlaf wich sehr langsam aus meinem Hirn. Die Realität drängte sich mit unerbittlicher Brutalität in mein Erwachen. Ich sah den Teppich, roch den Moder, der in jeder Ecke dieser Wohnung nistete. Auf dem Kleiderberg entdeckte ich den kleinen Quentin. Grinsend saß er da wie ein König. Ich lächelte gequält zurück.
»Hi, Quentin. Bist du okay?«
Er nickte. Als ich stand, streckte ich mich ausgiebig und ging auf die Tür am Ende des Flurs zu. Mein Bedürfnis nach einer Dusche war enorm. Aber Dusche und Klo waren nur sehr undeutlich zu erkennen, nicht mehr als ein Haufen Dreck. Ich konnte unmöglich auf dieses Klo und in diese Dusche. Also ging ich zurück in die Wohnküche und durchsuchte die Schränke nach einem Reinigungsmittel, fand einen Reiniger mit Phosphorsäure, und ich fand Rorax. Als Reinigungstuch verwendet ich eines meiner Handtücher. So bewaffnet begann ich sauber zu machen.

Ich verbrauchte den ganzen Reiniger. Erstaunlich, wie viel Dreck ich damit entfernen konnte. Das Klo war schwieriger. Ich kippte die ganze Flasche Rorax hinein. Es zischte und schäumte. Immer wenn die Verstopfung ein wenig nachgab, ließ ich Wasser nachlaufen, um den Druck hoch zu halten. Dann blubberte es unheimlich, und das dort unten drin rutschte durch. Es schüttelte mich, als ich mir überlegte, wer hier schon alles sein Geschäft verrichtet hatte, und ich gesellte mich nun auch dazu. Einigermaßen zufrieden stieg ich in die Dusche. Gerade als ich den meisten Schaum in meinen Haaren und auf meinem weißen Körper hatte, trat der kleine Quentin ins Bad. Er schaute mich erstaunt an.
»Daddy?«
Ich stellte mich unter den Wasserstrahl, die Seife lief über mein Gesicht.
»Ich bin nicht dein Daddy. Schau mich an.«
Ich zeigte auf mich.
»Ich bin weiß, du bist schwarz. Ich kann gar nicht dein Daddy sein.«
»Daddy?«
Es war zwecklos.
»Was gibt es?«
»Hunger, Daddy.«
»Okay, Quentin. Weck deine Mama auf. Wenn ich hier fertig bin, gehen wir frühstücken, alles klar?«
Er grinste. Ich beeilte mich. Und ich gönnte mir noch eine Rasur. Gwen kam ins Bad. Sie stellte sich neben mich und schaute ebenfalls in den Spiegel. Meine Rasur interessierte sie offenbar. Plötzlich griff sie an meine linke Brustwarze und drehte sie sanft. Ich knickte ein und schnitt mich unterm Kinn.
»Scheiße! Nicht da drehen. Dann werde ich schwach.«
Gwen lachte.
»Wenn ich das heute Nacht gewusst hätte, wärst Du mir nicht entkommen.«
»Zieh lieber deinen Sohn an. Wir gehen jetzt frühstücken.«
Sie schlurfte aus dem Bad und ich betrachtete meinen Schnitt, zog meine Klamotten an und packte meine Rucksack.

Es war heiß. Der Effekt des Duschens verflüchtigte sich nach zehn Minuten Herumlaufens auf den Straßen. Mein Rucksack war schwer, meine Fototasche baumelte mir vor dem Hals, und zu allem Überfluss saß auch noch der kleine Quentin in meinem Nacken. Er war zu faul zum Laufen. So kamen wir an eine ziemlich breite Straße. Direkt am Eck gab es ein klimatisiertes Frühstückslokal. Es war sehr groß und so gut wie leer. Wie erfreulich. Wir setzten uns auf die Barhocker am Eck vor den Klos. Ohne lange zu überlegen, bestellte ich drei Teller mit Rührei, Schinken und Toast. Es waren ordentliche Portionen. Der kleine Quentin saß zwischen Gwen und mir. Ich orderte einen Orangensaft für ihn, den er auch prompt über die Theke kippte. Ich ließ noch einen bringen und einen Lappen. Als ich den Boden aufwischte, fiel ein großes Stück Rührei vor meine Nase. Ich wollte es gerade aufheben, als Gwen nach unten kam, es schnappte und aufaß. Ich sagte nichts und setzte mich wieder. Der Wirt kam vorbei und ich ließ mir noch von dem kostenlosen Kaffee nachschenken. Wieder fiel ein Stück Rührei auf den Boden. Gwen bückte sich und aß es auf.
»He, Gwen. Wenn du noch einen Teller möchtest, dann bestell noch einen. Aber lass um Himmels Willen das Rührei auf dem Boden liegen. Wer weiß, wie viele Hunde da schon hingepinkelt haben.«
Sie schaute mich verlegen an.
»Freust du dich auf Deutschland?«
»Ja, sicher. Ich bin froh, wenn ich wieder daheim bin. Ich kann mit eurem Land wenig anfangen. Vielleicht habe ich auch nicht die richtigen Dinge gesehen.«

Doch ihr Interesse war nicht der Grund ihrer Frage. Ich spürte ihre Traurigkeit und kam mir vor wie ein Idiot, der sich bei etwas ertappte. Hier bleiben? In Denver? Bei Gwen und dem kleinen Quentin? Der Gedanke kam mir und war verlockend. Gwen war ein sanftes, schönes Wesen und der Kleine ein pragmatisches, süßes Kerlchen. Wie Säure fraß sich mein schlechtes Gewissen in mich hinein. Ich merkte, dass ich nicht zu einem weißen Ritter taugte, der, das Schwert schwingend, für Gerechtigkeit sorgen konnte. Ich wusste nicht, was ich wollte. Ich wusste nur, dass ich das hier nicht zu ertragen bereit war. Gwen bemerkte meine Zerrissenheit. Ich fischte meinen Geldbeutel heraus, rechnete kurz zusammen, plus Trinkgeld, und bezahlte.
»Gehen wir?«
Sie nickte. Der Wirt sah das Geld, zählte nach und war zufrieden.

Ich schulterte mein Gepäck und dann steuerten wir auf den Ausgang zu. Draußen brannte die Sonne nach wie vor sehr unbarmherzig auf die baumlose Straße. Der Asphalt reflektierte die enorme Hitze. Ich setzte meinen Rucksack ab und nahm den kleinen Quentin auf den Arm. Er umklammerte plötzlich meinen Hals mit seinen kleinen Armen und drückte seine Backe an meine, dass es fast schon weh tat. Ich streichelte seinen Kopf, und gab ihm einen dicken Schmatz. Ich fühlte mich mies. Schon wieder einmal verlor er jemanden, den er mochte. Und ich hatte ihn richtig ins Herz geschlossen. Es tat mir weh. Ich sah Gwen weinen über seine Schultern hinweg.
»He, Quentin. Deine Mutter weint. Komm, geh zu ihr und halt sie fest.«
Sie nahm ihn mir ab und ich küsste sie auf ihren Mund, drückte alle beide fest an mich. Ich konnte sie nicht mitnehmen und nicht hierbleiben. Ich musste gehen. Also riss ich mich los. Ich hatte seit heute Morgen Angst vor diesem Augenblick.
»Ich werde dich nie vergessen, Henry. Danke für alles.«
»Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Gwen. Es tut mir weh.«
»Vergiss uns einfach nicht.«
»Nein, ich werde euch nicht vergessen.«
Sie drehte sich um und verschwand schnell um die Ecke. Ich suchte ein Bushäuschen. Die Linie 146 fuhr direkt zum Flughafen.

Auf meinem Flug von Denver nach Baltimore fiel mir auf einmal ein, dass ich nach ihrer Adresse hätte fragen können, ich Idiot. Ich verfluchte mich. Care-Pakete aus Deutschland, Briefe oder vielleicht eine Einladung. Geld hätte ich ihr schicken können. Spielzeug für den kleinen Quentin ...
Ich spürte, dass dies wieder eine Nacht war, die meinem Leben einen Stoß in eine andere Richtung versetzte. Ich beschloss, das alles nicht zu vergessen, und es aufzuschreiben.

 

Mahlzeit!

Damals, 1991, hieß der Flughafen in Denver noch "Stapleton International", der neue Flughafen war in Planung. "Roar" war der Stadtteil direkt neben dem Flughafen. Man kann sich vorstellen, warum er diese inoffizielle Bezeichnung trug. Der August in Denver ist kein Zuckerschlecken.

Gwen hieß wirklich Gwen, aber ich denke mal, dass ich deswegen keinen Ärger bekomme. Ist einfach schon zu lange her. Trotz allem, ist es mir wichtig, diese kleine Episode, unscheinbar und zahllos vorhanden auf der Welt, zu erzählen.

Viel Spaß.

Morphin

 

Der Stiernacken links beugte Kopf zu mir. »Wer schreibt Gedichte?«, kam seine dunkel klingende Frage.
»Das ist Henry aus Deutschland!«, rief der Barkeeper, »und er schreibt Gedichte.«
»Wirklich? Mein Cousin schreibt auch Gedichte«, warf der Stiernacken ein.

Ich fühlte mich plötzlich geborgen,

Der Wodka polterte quer durch meinen Kopf.

Himmel, was für eine Gute Nacht-Geschichte.
Ist‘s eine literarische Kurzgeschichte? Keine Ahnung. Will ich da jetzt eine Kritik schreiben? Nein. Eine Rezension? Drauf geschissen.
Ich will dir einfach nur weiter beim Erzählen zuhören, Heiko.

Du bist ein begnadeter Geschichtenerzähler.

 

Nabend

Erstmal wieder: Sehr unterhaltsam und sehr schön geschriebene Geschichte? Ist das wirklich alles so passiert? Einerseits klingt es zu 'gut' (in Sachen Geschehnis als erzählbare Geschichte), um wahr zu sein, aber einige Sachen klingen auch zu unecht, als dass man sie in eine erfundene Geschichte reinpacken sollte (die Sache mit dem Bad putzen z.B...).
Es hört sich so an wie eine dieser Situationen, in denen ich 'früher' gerne mal - in stark abgeschwächter Form natürlich - war, wenn ich mich in fremden Städten auf der Straße rumgetrieben habe. Die Situationen die, während man sie erlebt, äußerst unangenehm sind und man sich, wie du beschriebst, hilflos fühlt und sich fragt, wie man hier je wieder rauskommen kann. Sobald man dann aber irgendwann später wieder im eigenen Bett liegt, erscheint das Geschehene dann auf einmal großartig, weil man weiß, dass man etwas erfahren hat, was man auf keine andere Weise erfahren hätte können. Ich habe mich häufig verflucht, wenn ich ab und zu irgendwo gelandet bin, wo ich zur Hölle nicht hin wollte, aber sobald alles vorbei war, war ich sehr froh, dass alles so gelaufen ist, weil ordentlich daraus gelernt wurde. So hat sich die Geschichte für mich von vorne bis hinten angehört. Sehr schön...

Naja, ich glaubte an die Menschheit im Großen und Ganzen.
Da musste ich richtig lachen. Das hat sich für mich fast so wie ein plötzliches gedankliches Wimmern angehört.

»Du bist ein Weißer mit schwarzer Seele«
Und diesen Satz gibts sogar zweimal...
In Bamberg (auch Bayern) sind/waren auch sehr viele Amerikaner stationiert. Viele Amerikaner waren meistens am Wochenende in meiner Lieblingsbar unterwegs (ein Irish Pub, da wurde englisch geredet). Hatte also recht viel mit denen zu tun. Vor ein paar Jahren, da sollte ich 20 rum gewesen sein, habe ich mich da sehr lange mit einem Typen unterhalten, den ich am selben Abend erst kennengelernt hatte. Er war auch schwarz und nach ein paar Stunden hat er mich dann auf eine Privatfeier irgendwo in die Kaserne mit eingeladen. Da angekommen, hat er mich dem Gastgeber und einigen Freunden (die meisten auch schwarz) mit "Yo, this is my nigga Chris" vorgestellt. Sowas als Weißer aus dem Mund eines Schwarzen zu hören, fand ich damals irgendwie ziemlich cool. Ich hab das als ein Riesenkompliment gesehen. Ob es so gemeint war, oder nicht, war mir recht egal... Wie hast du diesen oben zitierten Satz gesehen?

Und zu guter Letzt...

»Hey, Henry. Was ist mit dir? Du hast ja Tränen in den Augen. Wo ist der starke Henry, der Gedichte vorliest und lachen kann und viel trinken?«
[...]
»Den gibt es gar nicht.«

Wüsste gar nicht, wie ich beschreiben sollte, wieso mir das so gut gefällt. Tut es aber. Sehr gut sogar.

Alles in Allem war es mal wieder eine Freude

lg zash

 
Zuletzt bearbeitet:

Grüß die Gott,

bin voll im Stress. Alle Geburtstage der Familie finden von August bis Oktober statt. Um es mal kurz zu definieren: Meine Frau hat 8 Geschwister, Schwiegermama 9 Geschwister, Schwiegerpapa 10 Geschwister. Da bleibt nicht viel Luft zum Atmen. Grad saß ich beim Kaffee, und überlegte mir, warum das so ist? Aber klar, das hier ist der größte Weingarten Deutschlands. Die Kinder wurden NACH der Herbsternte gezeugt, inklusive Kelterzeit im Keller, und VOR dem Rebenschneiden im Januar, Februar. So kommt man auf den Dezember als Zeugungsmonat.

Aber Schluß mit off topic.

@Ernst
Ein kurzer Kommentar der gleich noch nen Fehler aufdeckte. Gleich mal repariert. Also ja, das Erzählen von Geschichten ... ich stell mir das immer romantisch vor am Lagerfeuer, wenn die Alten erzählten, die Jungen gespannt zuhörten, vor sich das Licht, hinter sich das unsagbar Dunkle der Nacht, voller Gefahren ... Danke Dir.

@zash
Zu dieser Geschichte kann ich Dir nur sagen, dass es exakt so abgelaufen ist. Schon im Flugzeug von Denver nach Baltimore begann ich mit Notizen, Sätzen im Kopf, Beschreibungen von Gwen und Quentin. Da aber daheim die Kacke am Dampfen war, damals, blieb alles erst mal liegen. Jetzt hab ich sie mir wieder vorgenommen und kräftig gestutzt.

Du fragst, wie ich mich damals fühlte, und ich weiß noch genau, dass ich mich durchgehend geschämt habe und völlig verloren war. Aber das Wichtigste für mich, ist, dass es mir geholfen hat, meine Ansichten über das Leben und die Menschen zu festigen. Dass nichts, aber auch gar nichts, über den ersten 19 Artikeln unseres Grundgesetzes steht. Kein Staat, keine Ideologie, keine falsch verstandene Religion. Dass ALLE Menschen gleich sind ... obwohl Ferguson, der Nahe Osten, die Ukraine und viele andere Brennpunkte das Gegenteil zu beweisen scheinen.

"Gwen" ist im strengen literarischen Duktus keine Kurzgeschichte, aber das ist für mich so eine typisch deutsche Tradition, die - wie viele andere - abgeschafft gehört. Die Erlebnisse dort in Denver - und auch Wochen vorher in New York - haben mir viel gegeben für meine Zukunft, vor allem auch für meine Rolle als Vater, als Erzieher. Trotz meiner damaligen Verlorenheit, bin ich dankbar für diese Stunden.

Diese Geschichte und viele andere solcher Geschichten müssen wieder und wieder erzählt werden, um den Menschen beständig klar zu machen, dass keiner von uns über dem anderen steht.

Danke fürs Lesen.

Morphin

 

(Edit: Das hab ich schon heute Morgen geschrieben, noch bevor ich deine Kommentarantwort gelesen habe.)


Noch mal ich, Heiko

Ich habe deine Geschichte heute Morgen beim Frühstück fertiggelesen, mit vielleicht etwas kritischeren Augen als gestern spätnachts, und vielleicht auch etwas mehr im Hinblick darauf, ob das nun im strengen Wortsinn eine literarische Geschichte ist, oder nicht doch nur irgendein, wenn auch sehr angenehm erzählter Ausschnitt aus der Biographie irgendeines mir unbekannten Menschen.
Und natürlich habe ich mich auch gefragt, inwiefern ich da überhaupt eine Unterscheidung treffen kann und soll.
Du scheinst ja tatsächlich deine Erinnerungen wahrheitsgetreu niederzuschreiben und versuchst auch, deine damaligen Gefühle und Reflexionen so authentisch wie möglich wiederzugeben. Und du tust das obendrein in einer wirklich lesenswerten Sprache, sehr persönlich halt, und es sind auch sehr viele berührende Stellen im Text.
Aber irgendwie, also ich weiß nicht recht, ob ich dir jetzt meinen Gesamteindruck so richtig vermitteln kann …
Vielleicht ist mir der Text einfach zu lang - also nicht zu langatmig oder gar zu langweilig, es passiert ja wahrlich genug - und vielleicht auch einfach zu chronologisch, zu wahrheitsgetreu(?) erzählt, keine Ahnung, dramaturgisch zu wenig ausgefeilt, weil es halt einfach so linear vom Anfang zum Ende geht. Ach, was weiß ich.
Für mich war der Höhepunkt der Geschichte eindeutig der Besuch in der Bar. Wie da diese vermeintlichen Raubeine ihre zarten Seelen offenbaren, in Wahrheit alle Poeten sind, also das fand ich einfach bezaubernd. Die Szene hab ich zweimal gelesen. Da hätte ich mir gewünscht, dass du das noch etwas ausgebaut hättest, meinetwegen auf Kosten der historischen Wahrheit, einfach noch mehr aus dieser herrlichen Situation rausholst, mir dem Leser kannst du ja ruhig das Blaue vom Himmel herunter schwadronieren, ich glaub dir ja sowieso jedes Wort.

Aber wenn es nun mal deine Intention ist, wirklich nur das zu erzählen, was tatsächlich passiert ist, dann muss ich das natürlich akzeptieren und erkenne auch deine Motivation dahinter, den Wunsch, das eigene Leben bewahren zu wollen. Ist doch jedes Menschen Leben, trotz seiner Einzigartigkeit, wahrlich flüchtig und unwiederbringlich.

Ach was, scheiß auf Literarizität, ist einfach eine wunderschöne Geschichte.

Ich will dir einfach nur weiter beim Erzählen zuhören, Heiko.
Genau.

offshore

 

Halli Hallöchen,

so ein herrlich blauer Himmel, bauschige Daunen kleben dran, eine angenehme Wärme, und ich sitz schon wieder vor dem Ding. Nochmalst ein Danke. Ja, im Prinzip sprichst Du da ein Thema an, über das ich schon lange nachdenke. Und zwar der Sinn und vor allem Unsinn von DIN-Normen für Literatur. Da das aber off topic ist, wäre das was für ... keine Ahnung, Kaffeekränzchen?

Ich guck mal, wo das passt, und mach nen Thread auf. Außerdem geh ich jetzt in den Hof, die Beine hochlegen mit nem Espresso in der Hand.

Griasle
Morphin

 

Lieber Morphin,

erst einmal: Ich freue mich sehr, dass du wieder mal aus dem Reich der Karteileichen auferstanden bist und uns mit Texten von einer Qualität beglückst, dass ich denke, hey, Mann, wow. Danke. Wieder mal sprachlos.

Aus dieser Geschichte spricht eine Authentizität, die mir das Gefühl gibt, dass draußen vor meiner Haustür noch irgendetwas ist außer dieses schon etwas wetterlädierte, zerrissene Postpaket mit der kaum noch lesbaren Aufschrift: »Ein Leben. Von Mutter. An ihren Sohn.« Wobei, das klingt jetzt vielleicht trauriger, als es ist, hab gerade so n Bock auf Theatralik, so schlecht geht es mir gar nicht was das betrifft, zumindest nicht bevor ich deine Geschichte gelesen habe :D.

Ein kleiner Haken: Ich hatte anfangs meine Schwierigkeiten, mir die beiden Schwestern an der Bushaltestelle vorzustellen. Genauer, wie sie reden. Du stellst sie uns als sturzbesoffene vor, sie können mit dem Prot aber immer noch so reden – beurteilt an ihrer wörtlichen Rede –, dass er sie versteht. Wobei es schwer ist, Betrunkenheit an wörtlicher Rede deutlich zu machen, klar.

Das hat mir das Reinkommen in den Text erschwert. Okay, auch dass sie überhaupt deutsch reden, aber das ist ja streng genommen richtig so, irgendwann muss man halt Abstriche bei der Authentizität machen, damit der Text verständlich wird.

Später im Text:

Sie stand auf, packte die Dose, ging ans Fenster, öffnete es, und dann flog die Wurzel allen Übels in hohem Bogen auf den Rasen. Sie schloss das Fenster.
  • Also jetzt tu ich mal so, als würde mir dieser Grad an Verwahrlosung der Gwen und ihrem Kind nicht schaudern lassen: Gab es da Rasen? Wirklich?!
  • Die Wurzel allen Übels ist eine recht überspannte Formulierung für eine profane Dose, sei sie auch so gefüllt wie beschrieben. Das ist ja mehr eine metaphorische Redewendung und daher in meinen Augen hier nicht ganz passend.

Sehr gern gelesen,
-- floritiv

 

”[…]
I was born in Germany
And I'm happy to be
Here in the land of the brave and the free
[…]
America, America
Step out into the light
You're the best dream man has ever dreamed
And may all your Christmases be white.”
Sigmund Freud's Impersonation of Albert Einstein in America​

Ich wollte einfach nur ein Mensch sein, ohne irgendwelche äußeren Merkmale nach denen man kategorisiert wird

hi dude,

ich hoff, dass es immer noch so ist (bin mir eigentlich sehr sicher), und bin sprachlos, dass mir nix besseres als Randy Newman zur Einleitung einfallen will – obwohl’s auch Mama Told Me Not To Come hätte sein können

Ihre Alkoholfahnen waren von bedeutender Existenz.
Da könnte auch Ironie verlorengehn, wenn sie nicht zugleich ein Werkzeug der Verteidigung wäre
Mit diesem Teppich würde ich in Deutschland Millionär, ein zweiter Joseph Beuys
- und das in einer Zeit, da der Oberspießer Jeff Koons für einen Köter aus Ballons fast 60 Mio ersteigert ...

Zu diesem umwerfenden Stück autobiografischer Aufzeichnung fällt mir einfach nix ein – darum nur’n paar Flusen – überwiegend Kommas – überwiegend in der Reihenfolge des Auftritts (wird vielleicht doch Komma- und Komaberater)

… von Cheyenne, Wyoming[,] bis Denver, Colorado.
… und harrte der Dinge[,] die da kommen sollten -
Sie gaben sich ernsthaft Mühe[,] ein Kichern zu vermeiden, …
»Warum nicht?« [,] erwiderte ich …
… und ich gab alles[,] was ich hatte, …
… bestaunte seinen kleinen[,] schwarzen Lockenkopf,
Das war schon[,] als ich hier einzog.«
mit seinen großen[,] schwarzen Knopfaugen
Ich hatte Angst vor dem[,] was kommen könnte.
Er hing wie Chloroform in meiner Nase und betäubte die Bilder und Gedanken[,] die mir durch den Kopf geisterten.
Ihr samtener[,] schwarzer Rücken …
So begann ich[,] ihren Kopf zu massieren.

Wexel

Im Freien die Nacht verbringen erschien mir nicht ratsam.
Der Satz ist in seiner scheinbaren Klar- wie Einfachheit geradezu eine Herausforderung - als gesprochenes Wort, denn so spricht man eben - und als wörtliche Rede ging’s auf jeden Fall durch, aber manchem wird sich das Geheimnis erst durch Möbelrücken auftun. „Mir erschien nicht ratsam die Nacht im Freien verbringen.“ Da sträubt sich der Infinitiv, er schreit nach seinem behütenden „zu“ und so auch nach dem nachzutragenden Komma:
Im Freien die Nacht [zu] verbringen[,] erschien mir nicht ratsam.
(Ähnliches geschieht gegen Ende nochmals, nur erzeugt’s da die Wirkung, dass ich nix zu sagen kann.)
Im kargen Licht der Flughafenbeleuchtung entdeckte zuerst Weiße in ihren Augen, …
Da fehlt was – Heinrich! & hier:
Dort steckte auch Kugelschreiber.
… zog ihren weißen Pullover aus, mein das T-Shirt.

Klos und sowas.
so [et]was
Ich besorgte zwei Flaschen Milch und etwas vom[…] nahrhaften amerikanischen Weißbrot, das sich …
Etwas davon […] füllte ich in seine Nuckelflasche …
…, dass ich mich nicht auf den Teppich zu s[e]tzen traute, …

Doch wer hatte schon genug von dieser Wärme.
Nur ein Aussagesatz? Aber auch alles andere als eine Frage, denk ich, eher ein Hilferuf!!!!

Gruß

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallöchen,

endlich Montag, nicht wahr!? Die Verwandtenblase hat sich wieder zerstreut. Bis übermorgen.
floritiv
Danke fürs Lesen der "Karteileichen". :D Satz mit dem Fenster hab ich mal geändert. Der Rasen war recht vertrocknet, so Mitte August. Aber bei dem vielen Dünger und etwas Regen, wäre das schon wieder gworden. :D

Aber da wo der Flughafen früher lag, findest Du heute nur Industriegebiet und Gewerbe.
Ich schätze auch mal, die beiden hätten einige von sich überzeugte Trinker unter den Tisch gebechert.
Friedrichard
Koma und Kommata beseitigt und ausgebessert. Das mit der Wärme ist tatsächlich kein Hilferuf, eher eine resignierte Feststellung. Jedenfalls meinen wärmsten Dank fürs Lesen und und fürs Verbessern. Als ich den Text geschrumpft habe, sind mir wohl einige Worte abhanden gekommen.

Noch ein nettes Erlebnis, von der Fahrt. Losgefahren bin ich in Lander, Wyoming. Mit nem Kleinbus. Und die Fahrerin bekam mit, dass ich aus DE komme. An einem Parkplatz hat sie dann eine Karte von Nord- und Südamerika rausgeholt und gefragt, wo denn Deutschland wäre. "Hier, am Außenspiegel", erklärte ich ihr. Aber sie war ganz lieb. Nur in Erdkunde hatte sie eine 6.

Griasle
Morphin

 

Und die Fahrerin bekam mit, dass ich aus DE komme. An einem Parkplatz hat sie dann eine Karte von Nord- und Südamerika rausgeholt und gefragt, wo denn Deutschland wäre. "Hier, am Außenspiegel", erklärte ich ihr.
Da ist sie - die Fahrerin - ja nahezu eine Repräsentante der Vereinichten Staaten ...

 

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