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Bedrängnis

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30.08.2014
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Bedrängnis

Ich bin mitten in einer Großstadt. Es ist Nacht, aber die breiten Straßen sind hell erleuchtet und voller Menschen. Der Verkehr ist unüberschaubar. Es ist fürchterlich laut, ein chaotisches Gemisch aus Hupen, Motoren und Stimmengewirr quält meine Ohren. Ich laufe allein diese Straße entlang, ohne Ziel und völlig orientierungslos. Der Lärm macht mich nervös und die vielen fremden, exotischen Gesichter inmitten dieser fremden Stadt lassen in mir ein Gefühl der völligen Desorientierung aufsteigen. Nachdem ich eine Weile zwischen den fremden Menschen umher stolpere fällt mir ein, dass ich versuche, nach Hause zu kommen. Aber ich weiß nicht, wo ich hin muss. Ich kenne den Weg nicht und blicke verunsichert zwischen den erleuchteten Hochhäusern und Leuchtreklamen auf und ab während ich versuche, mich an den Heimweg zu erinnern. Mit jeder Sekunde die vergeht fühle ich, wie meine Kehle sich enger zusammenschnürt und ein Gefühl von blinder Panik sich den Weg in mein Bewusstsein bahnt. Überall sind Menschen. Die Gehwege sind voll von ihnen. Ständig stoße ich mit Leuten zusammen. Mir wird schwindelig, ich bekomme keine Luft mehr. Alles um mich herum fängt an sich zu drehen. In meinem Magen breitet sich ein flaues Gefühl aus. Egal, wohin ich mich drehe, überall sind Menschen. Ich bleibe mitten in dieser Masse von Menschen stehen, die sich zu allen Seiten um mich herum vorwärts drängt, um Luft zu holen. Die Zeichen auf den Leuchtreklamen und die Gesichter der Menschen sehen asiatisch aus. Nach einiger Zeit erkenne ich, dass es Chinesisch ist. Ich versuche, mich an meine Kurse zu erinnern, um jemanden nach dem Weg zu fragen als ich realisiere, dass ich die Adresse nicht kenne. Wieder steigt Panik meine Kehle hinauf und bildet einen Kloß in meinem Hals, der mir das Atmen unendlich schwer macht. Nicht weit entfernt sehe ich den Zugang zu einer U-Bahn Station. Dort gibt es sicher einen Stadtplan, also bahne ich mir einen Weg durch die fremden Gestalten und klettere die Stufen hinunter in diesen unterirdischen Tunnel. Vielleicht erkenne ich ja einen Straßennamen oder ein Viertel auf dem Stadtplan.

Hier unten ist es genauso voll von Menschen wie draußen und die schwache, gelbliche Beleuchtung und die niedrigen Decken lassen den Tunnel noch kleiner und enger wirken, als er überhaupt schon ist. Die Luft ist dick und es liegt ein unangenehmer Geruch in ihr. Ich habe das Gefühl, dass die dreckigen dunklen Wände immer näher kommen, dass ich zwischen ihnen und den Menschenmengen eingesperrt bin und mich nicht vom Fleck bewegen kann. Dieses Gefühl von Enge und Desorientierung wird immer schlimmer. Nicht nur, dass mir das Atmen schwer fällt, jeder Atemzug den ich tue schmerzt in meiner Kehle und der Geruch erweckt in mir das Gefühl von Übelkeit. Das Stimmengewirr schallt von den Wänden herüber. Da ist er wieder, der Kloß in meinem Hals. Ich spüre ein drückendes Gefühl in der Brust. Ich will nur hier weg und quetsche mich durch das Gewirr zu einem Stadtplan an einer der Wände. Dort lehne ich mich erst mal an und versuche, wieder normal zu atmen. Der Plan bildet das Chaos perfekt ab. Ein Gewirr aus Linien und Zeichen, das ich nicht entziffern kann. Keiner der Straßennamen kommt mir bekannt vor. Völlig unvermittelt gehe ich in Richtung eines der unterirdischen Gleise und steige, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, in die nächste U-Bahn, die dort abfährt.

In der Bahn sind auf beiden Seiten an den Fenstern entlang Bänke, so dass jeder mit dem Rücken zum Fenster sitzt. „Wozu dann überhaupt Fenster einbauen?“ frage ich mich. Es sind erstaunlich wenige Passagiere in meinem Abteil und ich fange an, langsam wieder durchzuatmen. Noch steht der Zug am Bahnsteig. Ein Stück rechts von mir liegt eine junge Frau rücklings auf der Bank. Sie hat den Kopf in den Nacken gelegt und starrt mich aus großen, dunklen Augen an. Ihre langen schwarzen Haare, die auf der Bank liegen, bilden eine Art Rahmen um ihre Stirn. Erst jetzt sehe ich, dass die Bahn keine Decke hat. Das Abteil ist nach oben offen. Ich fühle mich wie in einer parallelen Dimension. Ich sitze im ersten Abteil und kann durch das Führerhäuschen auf die Gleise vor uns sehen. Sie reflektieren die gelbliche Beleuchtung von der Decke des Tunnels.

Der Zug fährt los. Kaum dass er den Bahnhof verlassen hat, nimmt er eine unglaubliche Geschwindigkeit auf. Die Lichter an der Decke des Tunnels wirken dadurch, als würden sie flackern. Aber obwohl der Zug nach oben hin offen ist, zieht es nicht. Man spürt kaum einen Luftzug auf den Bänken. Es ist als ob ich in einer Achterbahn säße, der Zug rast die Gleise entlang und die Reflektionen der Deckenlampen auf den Gleisen lassen erahnen, welche Bewegung der Zug als nächstes machen wird, wie die Beleuchtung einer Autobahn. Es geht bergauf und bergab, durch steile Kurven, immer tiefer in die unterirdische Dunkelheit hinein. Ich schließe die Augen und warte, hoffe dass der Zug bald anhält. Es fühlt sich an wie eine Ewigkeit als der Zug ohne jeglichen Zwischenstopp scheinbar an der Endstation ankommt. Jedenfalls denke ich, dass es die Endstation ist, weil alle anderen Passagiere aufstehen und zu den Türen gehen. Alle bis auf die junge Frau rechts von mir. Sie liegt noch immer auf dem Rücken und starrt mich an. Sie blinzelt nicht. Die Leute wirken kein bisschen irritiert, als ob das eine völlig normale Fahrt gewesen wäre. Ich stehe auf und gehe an der Frau vorbei Richtung Tür. Ihre Blicke verfolgen mich bei jeder Bewegung. Erleichtert atme ich auf, als ich den Bahnsteig betrete.

 

Hej Saye,

das liest sich wie eine Traumsequenz. Das Problem mit solchen Texten ist, dass sie wenig Aussagekraft haben. Da findet sich jemand in einer Großstadt wieder als hätte man ihn wie in eine Puppenstube einfach hineingesetzt, dieser jemand fährt U-Bahn wo eine Frau liegt, überall sind viele Leute und es gibt ein paar unspezifische Gefühle und Gedanken - mehr kann ich nicht darin finden.

Wenn Du eine Geschichte schreibst, solltest Du Dir überlegen, was Du eigentlich aussagen oder was genau Du zeigen möchtest. Hier habe ich den Eindruck, dass Dir der Grund nicht klar war und ich deswegen nur einen verschwommenen Eindruck herauslesen kann.

Viel Spaß noch hier,

Gruß,
Ane

 

Hallo Ane,

ja, da hast du recht - eine wirkliche Kurzgeschichte ist das nicht. Es handelt sich hier tatsächlich um einen Traum, den ich vor langer Zeit aufgeschrieben habe. Der Grund, weshalb ich den Text hier eingestellt habe (das hätte ich wohl besser dazu geschrieben) ist, dass ich Meinungen und Eindrücke zum Schreibstil sammeln wollte, der sich klar von dem in meinen neuen (tatsächlichen) Kurzgeschichten unterscheidet. Auf die unterschiedlichen Reaktionen bin ich sehr gespannt.

Hej Saye,

Wenn Du eine Geschichte schreibst, solltest Du Dir überlegen, was Du eigentlich aussagen oder was genau Du zeigen möchtest.


Das zu transportieren ist für mich vermutlich der größte Knackpunkt und ich hoffe, dass das in meinen kommenden Beiträgen klarer wird.
Vielen Dank für deine Antwort - jede Reaktion hilft mir, Probleme herauszuarbeiten und zu beseitigen!

Liebe Grüße,
Saye

 

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