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Verlassen

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06.07.2014
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Verlassen

Es ist warm und ich sitze auf einer rot-braun karierten Decke. Der in der untergehenden Sonne liegende Stadtpark riecht angenehm nach geschnittenem Gras und frischen Wildrosen. Um mich herum nur lachende Gesichter. Lautstarke Kinder tummeln sich um ihre Eltern und ein Hund verrichtet ungeniert sein Geschäft.

Doch ich bin nicht allein. Vor mir auf der Decke sitzt ein graziles Mädchen mit langen, blonden Locken. Sie trägt eine eng anliegende Jeans und ein gelbes Polo-Shirt. Lächelnd sucht sie meinen Blick. Als sie ihn findet, senkt sie zunächst ihre Augen und schaut mich mit leicht geneigtem Kopf wieder an. Ihr auf mich gerichteter Körper erfüllt mich mit kribbelnder Erregung. Während sie ihre Hand auf mein Bein legt, überkommt mich ein Schauer der Euphorie.

Selbst wenn ich wollte, ich kann meine Aufmerksamkeit nicht von ihr abwenden. Sie hat eine niedliche, kleine Nase. Bis auf einen winzigen Höcker ist sie makellos, aber ohne ihn wäre ihre Schönheit nichtssagend. Ihre himmelblauen Augen dagegen sind in einem absolut reinen Weiß gefasst.

Ich konzentriere mich auf ihre sinnlich geschwungenen Lippen, als sie im Begriff ist, mir etwas zu sagen. Während sie spricht, bemerke ich eine drückende Verspannung in meinem Kopf. Hinter einem hellen Lichtblitz verschwimmt plötzlich meine Wahrnehmung. Ich konzentriere mich. Schnell nehme ich meine Umgebung wieder klarer wahr. Dennoch, etwas stimmt nicht. Mir fällt ein trüber Fleck über dem Antlitz meiner Begleiterin auf. Trotz großer Anstrengung kann ich sie nur noch schemenhaft erkennen. Fassungslos und mit steigender Anspannung starre ich in ihre Richtung. Ich spüre, wie sich meine Züge zu einer hässlichen Fratze verziehen. Die Stimmung kippt und Panik liegt schlagartig in der Luft. Von einer Sekunde auf die andere gafft mich jeder Parkbesucher an. Sie scheinen entsetzt von dem Anblick, der einmal mein Gesicht war. Fremde Hände versuchen, meine Miene gewaltvoll in die richtige Form zu ziehen. Wie gelähmt lasse ich das brutale Treiben über mich ergehen. Große Teile meiner Zähne und Haare werden mir im wilden Getümmel herausgerissen. Trotzdem empfinde ich keinen Schmerz. Erst als sich das blonde Mädchen von mir abwendet und geht, komme ich zu mir.

Dunkel ist es.
Über einer kreisrunden Tanzfläche mit Sitzbänken herum, dreht sich leicht eiernd eine glänzende Discokugel. Zwei Nebelmaschinen zischen und sprühen in unregelmäßigen Schüben Dunst und Tropfen nicht ganz verdampfter Flüssigkeit auf das Parkett. Laserstrahlen zucken über zerschlissene Hartholztische und aufgeplatzte Ledersitze. Die Musik, eine Mischung aus Techno-lastigen Melodien und „housigen“ Begleitbässen, dröhnt hart aus breiten Lautsprechersäulen. Dazu Schwarzlicht, das jeden Fussel auf meinem Outfit zum leuchtenden Makel werden lässt.

Schwerfällig stehe ich aus einem der rissigen Sitze auf.
Bei dem Versuch zu schlucken, holt mich die Erinnerung ein. Der billige Schnaps hat meinen Mundraum bis tief in den Rachen ausgetrocknet.

Um mich herum nur fremde Gestalten. Leuchtende Wesen, die meine betäubte Wahrnehmung zu einem Brei aus fließenden Rhythmen und bewegenden Körpern verschwimmen lässt. Ich schlucke erneut.
Reflexartig greife ich zu der Flasche vor mir auf dem Tisch. Das Bier ist warm und gleich der erste Schluck beschert mir einen unangenehmen Schmerz hinter meinem linken Auge. Begleitend dazu durchfahren mich bildhafte Gedanken an den Alkohol, der sich gerade durch meine Blutbahn kämpft.

Erschöpft greife ich in meine Hosentasche. Ihr Inhalt, ein blauer Pfandchip, eine krumm gedrückte Zigarette und ein Garderobenschein mit der Nummer 11. Meine Entscheidung fällt auf die Nummer 11 und ich gehe zur Kleiderabgabe.

Zurück an der Oberfläche, sehe ich parkende Autos am Straßenrand. Düstere Metallsilhouetten, die Kälte verströmen. Außerhalb ihrer Reichweite bringe ich die krumme Zigarette zum Brennen. Ich bemerke nicht, wie sich hinter mir die Tür des Clubs öffnet und sich ein schwarzhaariges Mädchen an mir vorbeidrängelt. Mit einer frech klingenden Entschuldigung dreht sie sich im Laufen zu mir um. Soweit ich kann, schaue ich ihr nach, bis sie in einer kleinen Seitengasse verschwindet. Nach zwei weiteren Zügen von der krummen Zigarette trete auch ich meinen Heimweg an.

 

Hallo Leonda!

Am besten nur eine Leerzeile vor "Dunkel ist es."
Die anderen Leerzeilen sind störend, normale Absätze genügen. Leerzeilen sind informationshaltig.

Lächelnd sucht sie meinen Blick. Als sie ihn findet, senkt sie zunächst ihre Augen und schaut mich mit leicht geneigtem Kopf wieder an. Ihr auf mich gerichteter Körper erfüllt mich mit kribbelnder Erregung. Während sie ihre Hand auf mein Bein legt, überkommt mich ein Schauer der Euphorie.

Interessant wie durch die Umständlichkeit der Beschreibung die spezifische Schaumgebremstheit drogeninduzierter Wahrnehmung imitiert wird.

Bin ansonsten schon etwas zu alt, um da voll hineinzukippen. Leider. Aber misslungen ist es nicht.
Ich nehme an du bist noch jung und hast alle Zeit der Welt, an deinem Talent weiter zu feilen.

liebe Grüße

baronsamedi

 

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