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Alleine

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09.09.2014
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Alleine

Leon schlug die Augen auf. Er hörte die Vögel singen. Durch die Ritzen der geschlossenen Fensterläden konnte er die ersten Sonnenstrahlen erkennen.
Mit einem Satz sprang er aus dem Bett, um die Läden aufzustoßen. Die Sonne ragte gerade ein wenig über den Bäumen hervor, gerade genug um das Fenster von Leons Kammer in ihr licht zu tauchen. Er sog die Morgenluft tief ein. Es war der perfekte Morgen. Heute würde er seine neue Angel ausprobieren. Joan hatte ihm die Angel vor wenigen Tagen zu seinem siebten Geburtstag geschenkt. Eigentlich war es ja nicht sein richtiger Geburtstag gewesen, den wusste keiner.
Es war vor sieben Jahren gewesen, als man eines morgens einen Säugling vor der Tür des Wirtshauses gefunden hatte. Niemand wollte sich um den Jungen kümmern, denn bei den Menschen des Westvolkes war es eine Schande als Kind keine Eltern zu haben. Zudem war der Junge keiner von ihnen, niemand kannte seine Eltern, es wäre vermutlich etwas anderes gewesen, hätten die Eltern im Dorf gelebt und dort auch uns Leben gekommen, und so nahm ihn ein alter Kriegsveteran namens Joan auf. Der Alte Mann lebte auf dem kleinsten Hof des Dorfes, was dazu führte, dass er sich nicht alleine ernähren konnte, sondern auf Almosen angewiesen war.
Das dieser Alte nun einen Säugling aufzog, war für die Dorfbewohner ein Grund dem Mann keine Hilfe mehr zu geben. Daher hatte Joan kaum genug für sich und den Jungen zu Essen.
Doch trotz aller Bemühungen der Dorfbewohner wuchs der Junge bei dem alten Joan auf. Er war zwar etwas klein für sein Alter, doch sorgten die harte Arbeit, die Leon schon früh leisten musste, und das wenige fettige Essen für einen schlanken, drahtigen und muskulösen Körper, wie man ihn bei einem siebenjährigen kaum vermuten würde.

Leon zog sich schnell seine verdreckten Klamotten an und rannte mit seiner Angel aus der Hütte hinaus Richtung Fluss.
Im Dorf war es noch still. Die meisten Familien waren gerade beim Aufstehen, daher war noch niemand auf der Straße unterwegs. Carna, ein Dorf wie jedes andere im Königreich, hatte dreiundfünfzig Familien. In den letzten hundert Jahren waren nur wenige Häuser zu dem Dorfkern hinzugekommen. Die meisten Häuser waren mehr als fünf Generationen alt. Aus den Schornsteinen und Abzügen stiegen Rauchschwaden auf. Leon mochte diese Zeit, bevor die Dorfbewohner ihre Häuser verließen und ihm missbilligende Blicke zuwarfen.
Leon kam an die Stelle des Ithar, die er sich am Vortag herausgesucht hatte. Die Sonnenstrahlen spiegelten sich im Wasser des Flusses. Die Bäume bekamen ihre Blätter. Es war ein herrlicher Frühlingstag. Leon warf seine Angel aus und setzte sich in das taufrische Gras.
In den nächsten Stunden fing er eine Forelle nach der Anderen. Als er nach drei Stunden fünf gefangen hatte, beschloss er es für heute gut sein zu lassen. Er knotete die Fische an einen Strick zusammen und schulterte seine Angel.
Im Dorf waren jetzt viele Menschen unterwegs. Wenn Leon ihren Blicken begegnete, konnte er ihre Abscheu sehen. Er lief gerade über den Dorfplatz an dem Wirtshaus vorbei, als ein kleiner Stein ihn von Hinten an seiner Schulter traf. Er drehte sich um und erkannte Zwei Jungen, die er nur zu gut kannte. Igo und Las waren zwei der Jungen, die das Spiel Leon-Ärgern erfunden hatten. Sie waren die Ersten wenn es darum ging, den Jungen zu ärgern oder gar zu verprügeln. Doch obwohl die beiden drei Jahre älter waren, mussten sie sich in acht nehmen. Leon war klein, doch schnell und stark. Meist griffen die beiden mit einer größeren Gruppe an, doch heute waren sie alleine. Sie hatten jeder ein dicken Stock in der Hand.
Leon wusste, dass die Erwachsenen nichts unternehmen würden. Sie würden zugucken und sich dann wegdrehen. Später würden sie sagen, sie hätten nichts gesehen.
Igo machte einen Schritt auf Leon zu.
„Wen habe wir denn da?“ feigste Las.
„Wenn das nicht der Bastard ist,“ antwortete Igo.
Las lachte laut auf.
„Seine Eltern wollten ihn nicht und so musste der alte Sack ihn aufziehen.“
Er spuckte aus.
„Bist du über Nacht stumm geworden?“
Leon sagte nichts. Er legte seinen Fang beiseite, die Angel ebenfalls. Er wollte sie nicht beschädigen. Igo und Las kamen nun näher an Leon heran. Sie hoben ihre Schlagwaffen. Leon tauchte unter ihren Schlägen weg und traf Igo mit einem harten gezielten Schlag in den Bauch. Im selben Moment, in dem Leon den Treffer landete, traf ihn ein Schlag ins Kreuz. Kaum war er unter schmerzen zu Boden gegangen, da trat Las auch schon mehrmals zu. Leon krümmte sich vor Schmerzen, als Igo sich auf ihn setzte und ins Gesicht schlug, immer und immer wieder. Leon schmeckte Blut. Er merkte wie seine Nase gebrochen wurde und sich mehrere Zähne lockerten, dann wurde es dunkel um ihn. Fast im selben Moment riss Joan Igo von seinem Opfer weg. Er war außer sich, sah Leon in seinem Blut liegen und holte zum schlag gegen den Täter aus. Doch bevor seine Hand den Jungen berühren konnte, bekam er einen Schubs und stürzte.
Als er mit dem Hinterkopf auf einen Stein aufschlug, war er sofort Tod.
Die Dorfbewohner sahen, wie sich eine Pfütze aus Blut um dessen eingeschlagenen Kopf bildete. Neben ihn lag der vermutlich auch bald tote Ziehsohn des Alten. Keiner der Bewohner machte auch nur Anstalten Hilfe zu leisten.
Da trat ein Fremder aus dem Wirtshaus heraus. Es war ein grau bärtiger Mann mit zerschlissenem Reisemantel, doch war jedem Mann, jeder Frau und jedem Kind sofort bewusst, dass es sich bei diesem Mann um einen Hexer handelt.
Der Beweis dafür hing auf seinem Rücken: ein großes silbernes Schwert, ein Hexerschwert. Der Mann kniete sich neben Leon und untersuchte ihn, dann Joan. Zum Wirt des Gasthauses sagte er: „Hol mein Pferd.“
Dann wandte er sich den Bewohnern von Carna zu.
„Was seit ihr nur für Menschen. Ihr guckt zu, wie zwei Jungen einen Anderen Tod schlagen und greift nicht ein. Und dann wird der Einzige der dem Jungen zu Hilfe kommt auch noch ermordet. Was seit ihr für ehrbare Leute. Eins sei euch gewiss, dieser Junge,“ er deutete auf Leon, „ist noch am Leben, ich werde ihn aufpäppeln und ihn zu einem Hexer machen. Er wird ein Hexer werden und eines Tages wird er sich an diesem Dorf rächen. Dafür werde ich sorgen. Ihr sollt keine ruhige Minute mehr haben. Ihr werdet für das leid das ihr angerichtet habt büßen.“
Er richtete nun seine Aufmerksamkeit auf die beiden Täter.
„Ihr beide, ihr werdet bald vom königlichen Gericht hören, was auf Mord steht wisst ihr vermutlich. Ich werde Meldung machen. Niemand, niemand entkommt seiner Strafe.“
Mit diesen Worten hob der Hexer Leon hoch und setzte ihn auf sein Pferd, welches ihm der Wirt gebracht hatte. Er nahm die Zügel und führte es davon. Schweigend beobachteten die Dorfbewohner, wie der Hexer das Dorf verließ.
Langsam machten sich alle Bewohner auf den Weg nach Hause. Keiner mochte es aussprechen, doch sie hatte alle Angst. Sie warteten ob Soldaten kommen würden um Igo und Las zu verhaften, doch keine kamen.

Die Dorfbewohner lebten von nun an in der Hoffnung, nie der Rache des Waisenjungen zum Opfer zu Fallen.
Doch kam seit diesem Vorfall nie mehr ein Hexer durch ihr Dorf. Und insgeheim wusste ein jeder:
Der nächste Hexer der zu uns kommt, wird Leon sein. Und so vergingen die Jahre in Angst, doch niemand kam.

 

Hi, und gleich ins Volle:

Leon schlug die Augen auf. Er hörte die Vögel singen. Durch die Ritzen der geschlossenen Fensterläden konnte er die ersten Sonnenstrahlen erkennen.

Augen aufschlagen klingt für mich wie Tennis, dort wird aufgeschlagen. Hier "öffnen" wir sie, sanft - mehr gibt das Lid nicht her.
"Durch die Ritzen der geschlossenen Fensterläden" ist mechanisch gesehen unmöglich. Entweder sind die Fensterläden zu oder sie haben noch Ritzen. Die "ersten" ... kann Prot nicht wissen, weil er ja die Augen zu hatte.

Vorschlag: Plötzlich war er wach, hörte Vogelgezwitscher, war geblendet von der Sonne, die sich durch die Jalousie presste.

Mit einem Satz sprang er aus dem Bett, um die Läden aufzustoßen. Die Sonne ragte gerade ein wenig über den Bäumen hervor, gerade genug um das Fenster von Leons Kammer in ihr licht zu tauchen.

Mit einem Satz aus einem Bett zu springen, halte ich für unmöglich genauso wie das "gerade ein wenig über den Bäumen" ragen der Sonne. Hier verbrennst du deinen Text im Nonverbalen, zumal ein Laden keine Jalousie ist. "Gerade ein wenig" ist Deutung, obwohl die Sonne (zum Glück) stets zu gleicher Zeit aufgeht - eine wichtige Stringenz im Text.

So zieht es sich weiter, ich stoppe erst mal, weil ich nicht weiß, wie du diese Hardcoreaufklärung findest.

LG, Karn

 

Moin,
danke für deine Ansichten.
Zum ersten Satz, ich kenne viele Bücher in denen personen die Augen aufschlagen allen voran Harry Potter.
Die Ritzen in den geschlossenen Fensterläden, sollen die Armut von Leon und des Alten hervorheben.
Das rausspringen aus dem Bett ist ebenfalls aus vielen Büchern Bekannt.
Das Mit der Sonne ist wirklich nicht gut geschrieben. Da muss ich mir noch etwas einfallen lassen.
Danke für dein Komentar, gerne mehr.
Scutus

 

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