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Sich Luft machen

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16.09.2014
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Sich Luft machen

Tim-Peter saß an seinem Schreibtisch im Büro und überlegte, was er tagsüber gegessen hatte. Es war dreiviertel fünf, bald Feierabend, und bisher hatte er außer Unmengen an Kaffee und zwei Stück Kuchen noch nichts weiter zu sich genommen, das die Wallungen in seinem Magen, die vor einer halben Stunde begonnen hatten, erklären würde.
Nachdem er eine Weile sein Gewicht von der einen Pobacke auf die andere verlagert hatte, war er überzeugt, dass es sich um eine besonders starke Blähung handeln musste. Ihm schräg gegenüber saß seine neue Kollegin, die seit Beginn dieser Woche mit ihm an den letzten Quartalszahlen arbeitete, welche sie bis Ende des Jahres durchhaben mussten.
Die Blähung mit etwas Feingefühl in seinen Stuhlpolster zu drücken kam nicht in Frage. Zu groß war seine Angst, dass es nicht geräuschlos ablaufen würde und selbst wenn, war da immer noch die Gefahr, dass seine Ausdünstungen bis zu ihr wehen würden. Da sie momentan nur zu zweit in ihrem Abteil saßen, würde ihr unweigerlich klar sein, dass es von ihm kommen musste, was Tim-Peter allein schon beim Darandenken unangenehm war. Stattdessem stand er auf und ging durch die Tür den Gang entlang zu den Toiletten.
Er war bereits vor dem Männerklo angelangt, als er vom anderen Ende des Ganges einen Kollegen entgegenkommen sah. Er erkannte ihn sofort, denn er war stets darum bemüht, ihm aus dem Weg zu gehen. Er machte dauernd Witze auf Kosten anderer, erzählte selbst die größten Lügen mit verbissener Überzeugtheit und ließ bei seinen zu den Raucherpausen laut vorgetragenen Geschichten über andere nie ein gutes Haar an ihnen. In den dreieinhalb Jahren die er hier nun arbeitete, war es Tim-Peter jedesmal gelungen diesem unangenehmen Kollegen unbemerkt zu entkommen und hatte ihm dadurch keine Gelegenheit gegeben, ihn wie so viele Andere zum Gespött unter den Kollegen zu machen.
Schnell öffnete er die Tür zu den Männertoiletten und schloss sie ebenso schnell, nachdem er eingetreten war. Alle Kabinentüren standen offen, er war allein. Er ging die einzelnen Bereiche entlang und suchte nach dem saubersten Klo. Tim-Peter ging eigentlich nie auf Arbeit auf die Toilette, zumindest nicht groß. Zu groß war sein Ekel sich auf eine Klobrille zu setzen, wo vorher gerade noch jemand Unbekanntes gesessen haben könnte. Heute würde er eine Ausnahme machen. Die Schmerzen in seinem Bauch waren unangenehmer als sein Ekel und noch mehr trieb ihn die Angst an, dass er in der Öffentlichkeit in eindeutiges Geräusch hinterlassen würde. Er schloss die Kabinentür und zog lange Streifen von Klopapier aus dem Behälter und ließ es in das Klo fallen. Nichts hasste er mehr, als wenn das Klowasser während das Stuhlganges an sein Hinterteil spritzte. Noch mehr lange Streifen von Klopapier legte er doppelt gefaltet auf die Klobrille, bis sie schließlich komplett überdeckt war. Mehr oder weniger zufrieden öffnete er seinen Gürtel, machte seinen Reißverschluss auf und zog seine Hose herunter. Mit weniger Unmut als er gedacht hatte, ließ er sich auf die komplett abgedeckte Klobrille herunter und atmete einmal tief und entspannt durch.
Die Tür ging auf und jemand tratt ein. Tim-Peter dachte sofort, dass es dieser Kollege sein musste. Zwar hatte er viel länger gebraucht das Klo vorzubereiten, als der Kollege vom Ende des Ganges bis zu den Männertoiletten gebraucht haben konnte, aber wer sollte es sonst sein? Mit heruntergelassenen Hosen auf dem Klo sitzend lauschte Tim-Peter still und ohne sich zu bewegen. Der Kollege ging an den Pissoirs vorbei auf ihn zu und betrat die Kabine links neben ihm.
Tim-Peter schaute auf seine Uhr. Er würde einfach warten, bis der Kollege fertig und gegangen war. Da alles vorbereitet war, war der Drang alles rauszulassen nun umso größer, aber er war gleichzeitig von dem Gedanken gelähmt, dass dieser Kollege den anderen von seinen Geräuschen auf der Männertoilette erzählen würde. Er redete auch so schon nur das Nötigste auf Arbeit und fand es unerträglich daran zu denken, dass sie durch diesen Kollegen diese Seite an ihm kennenlernen würden, groß aufgebauscht und mit Lügen ausgemalt, wie er es sonst auch immer tat.
Zigarettenqualm drang in Tim-Peters Nase. Statt seinem Geschäft nachzugehen, gönnte sich sein Kollege offenbar auf dem Klo eine kleine Raucherpause. Er hoffte, dass er bald fertig sein würde und wartete ab. Er fragte sich, ob sein Kollege wohl wusste, dass er hier gerade neben ihm saß. Dass jemand neben ihm war, musste ihm klar sein, der rote Strich am Türschloss musste ihm aufgefallen sein. Also auch, wenn Tim-Peter sich bisher komplett ruhig verhalten hatte, musste er ihn dennoch bemerkt haben. Was er wohl gerade dachte? Vielleicht fragte er sich, was wohl Tim-Peter solange auf dem Klo machen würde.
Blitzartig stand er auf und zog seine Hosen hoch. Mit etwas frischen Klopapier in der Hand schob er das andere Papier auf dem er gesessen hatte ins Klo und warf es, nachdem er aufgeschlossen und die Spüle betätigt hatte, in das abfließende Wasser hinein. Mit eiligen Schritten ging er an den Toiletten vorbei zu den Waschbecken und wusch sich drei Mal mit Seife gründlich seine Hände. Nachdem er sich abgetrocknet hatte, drückte er mit seinem Ellbogen die Türklinke hinunter und verließ die Männertoilette. Seine Wallungen im Unterleib waren noch ein bisschen stärker geworden und hinterließen nun auch auf dem Weg zurück an seinen Schreibtisch einen leichten, dumpfen Schmerz. Aber er war froh, dieser unangenehmen Situation noch einmal entkommen zu sein.
Wieder im Büro angekommen überlegte Tim-Peter, was er nun tun sollte. Er schaute auf die Uhr, fünf nach fünf. Seine Kollegin war bereits dabei ihren Computer runterzufahren und packte ihre Sachen in ihre Tasche. Gleich würde sie weg sein und Tim-Peter seinen Blähungen freien Lauf lassen können. Er tippte ein paar Sachen auf seiner Tastatur herum, weniger um Eifrigkeit vorzutäuschen, als um sich von den nun immer häufiger anbahnenden Schmerzen abzulenken, die mit seinen Wallungen im Bauch einhergingen und seit seinem gescheiterten Toilettenbesuch noch einmal zugenommen hatten.
Endlich war seine Kollegin aufgestanden und wünschte ihm beim Vorübergehen noch flüchtig einen schönen Feierabend. Tim-Peter überlegte nicht lange, ob er nochmal auf die Toilette gehen oder gleich hier bleiben sollte. Viel zu groß war der Druck in seinem Unterleib mittlerweile geworden und zumindest einen Teil würde er sich jetzt gleich Luft machen, sobald die Schritte seiner Kollegin draußen im Flur verhallt sein würden.
Noch während er ihrem leiser werdenen Gang lauschte, konzentrierte er sich auf seinen Magen und seinen Schließmuskel. Tim-Peter versuchte die richtige Mischung aus Druck und Entspannung zu finden, so dass er ohne viel Lärm und ohne sich in die Hose zu machen endlich Erleichterung verschaffen konnte. Angespannt saß er auf seinem Stuhl und folgte tief versunken den Geschehnissen seines Unterleibes. Er meinte die richtige Mischung gefunden zu haben und begann seinen nun schon minutenlang verkrampften Schließmuskel ein wenig zu lockern.
Laut klopfte es an dem Türrahmen in seinem Büro.
“Was machen sie denn so spät noch hier?” Erschrocken verkrampfte Tim-Peter auf seinem Stuhl und presste seine Arschbacken fest zusammen.
“Als ich sie vorhin auf die Toilette gehen sah, dachte ich, dass sie sich danach schnurstrack auf den Heimweg machen würden.”
Sein Vorgesetzter stand in der Tür und fixierte ihn mit seinen durchdringenden Augen. Tim-Peter wusste nicht was er antworten sollte, vorallem, da der Schmerz in seinem Bauch gerade unerträglich schien.
“Kommen sie nur! Machen sie alles aus und begleiten sie mich auf dem Heimweg. Ich wollte sowieso mit ihnen noch ein paar Dinge besprechen.”
Tim-Peter suchte verzweifelt nach einer Ausrede, er wollte einfach nur allein sein und sich in Ruhe Luft machen können. Noch einmal auf Toilette gehen kam aber nicht in Frage, da sein Vorgesetzter ihn gerade ja erst dorthin gehen gesehen hatte und es komisch gewesen wäre, jetzt noch einmal dort hin zu gehen. Immer tiefer sank der pochende Schmerz in seinem Unterleib und es bereitete ihm große Mühe seinem Vorgesetzten gegenüber sich nichts anmerken zu lassen. Vielleicht sollte er einfach mitgehen, um so schnell wie möglich nach Hause zu kommen. Dort würde er dann endlich allein sein und sich in Ruhe Luft machen können.
Tim-Peter griff nach seiner Jacke und schaltete den Stromverteiler ab. Verkrampft und mit hängenden Schultern ging er neben seinem Vorgesetzten den Gang entlang und betrat nach ihm den Fahrstuhl.
“Freuen sie sich denn gar nicht auf ihren Feierabend? Sie sehen so verkrampft aus.”
Tim-Peter fiel nichts sinnvolles als Antwort ein und murmelte nur etwas von Müdigkeit und schlechtem Schlaf. Lieber sollte sein Vorgesetzter denken, dass er Probleme beim Einschlafen hatte, als dass ihm gerade unangenehmste Blähungen zu schaffen machten. Vorallem hoffte er durch sparsames Kommunizieren umso schneller Zuhause zu sein, um sich dort endlich Luft machen zu können.
Sie fuhren im Auto seines Vorgesetzten aus dem Parkhaus. Tim-Peter kostete es immer mehr Mühe sein Gesicht einigermaßen ruhig und entspannt zu lassen, während er in seinem Inneren zunehmend unangenehmere Kämpfe bestritt, um alles in sich zu behalten. Immer wieder ließ er auf die für ihn gerade uninteressanten Sätze seines Vorgesetzten ein zustimmendes Ja oder verstehendes Aha verlauten, doch so sehr er auch sein Gesicht trotz aller Krämpfe unter Kontrolle behalten konnte, spürte er mittlerweile deutlich die kleinen Schweißtropfen, die sich auf seiner Stirn bildeten und unregelmäßig seine Schläfen hinabliefen.
“Warten sie hier, ich muss auf der Bank nur kurz ein paar Dinge erledigen.”
Sein Vorgesetzter stieg aus dem soeben geparkten Auto und ging über die Straße zur nächsten Bank. Tim-Peter schloss seine Augen und horchte einen kurzen Moment tief in sich hinein. Es grummelte und zuckte in seinem Unterleib und er spürte deutlich, dass nicht weit von seinem Enddarm entfernt sich eine riesige Ladung anbahnte. Er konnte unmöglich sich hier im Auto seines Vorgesetzten sitzend Luft machen. Nicht nur würde die Zeit zum Lüften sicherlich nicht ausreichen, um alle seine Ausdünstungen bis zu dessen Wiederkehr wegzubekommen, auch konnte Tim-Peter mittlerweile überhaupt nicht mehr garantieren, dass bei jedem noch so zaghaften Versuch, seinen Schließmuskel ein wenig zu entspannen, nicht gleich auch mehr oder weniger große Mengen an Kot seinen Körper verlassen würden. Er würde eine Toilette brauchen, um sich Luft machen zu können, alles andere hatte ab jetzt keinen Sinn mehr.
Tim-Peter öffnete seine Augen und blickte sich um. Direkt auf seiner Seite des parkenden Autos befand sich ein kleines Café. Er überlegte kurz, wieviel Zeit er wohl noch habe, bis sein Vorgesetzter zurückkommen würde und entschied in Anbetracht der nun schon bald nicht mehr auszuhaltenden Schmerzen in seinem Bauch, dass er es wagen musste. Er stieg eilig aus dem Auto, schloss die Wagentür und betrat das kleine Café.
“Guten Abend der Herr, was darf ich ihnen bringen?”
Tim-Peter fragte nach der Toilette.
“Wenn sie unsere Toilette benutzen wollen, müssen sie zuerst etwas bestellen.”
Tim-Peter bat sie um eine Ausnahme, es sei wirklich dringend.
“Tut mir leid, mein Chef hat ausdrücklich darauf hingewiesen keine Ausnahmen zu machen und kontrolliert das auch.”
Gehetzt und mit verschwitztem Gesicht rannte Tim-Peter zum Auto, um sein Portmonnaie aus seiner Jacke zu holen. Er würde einfach einen Kaffee bestellen, schnell auf der Toilette sich Luft machen und beim Rausgehen bezahlen.
Nach vorn über den Beifahrersitz gebeugt, griff er nach seiner Jacke und fummelte umständlich am Innenfutter entlang nach seinem Portmonaie. Endlich umfassten seine Finger das glatte Leder und holten es aus der Jacke. Er richtete sich auf und wollte gerade die Autotür schließen, als er auf der gegenüberliegenden Straßenseite seinen Vorgesetzten kommen sah.
Tim-Peter warf schnell seine Jacke mitsamt seinem Portmonnaie auf die hintere Sitzreihe und setzte sich vorsichtig mit zusammengepressten Arschbacken in das Auto. Mit seiner Rechten schloss er die Beifahrertür, während er mit seiner Linken ein paar kleine Tränen aus seinen Augen wischte.
“So, ich habe alles erledigt. Jetzt steht einem entspannten Feierabend ja nichts mehr im Wege”, sagte sein Vorgesetzter nachdem er eingestiegen war und den Motor angemacht hatte.
Sie fuhren weiter und Tim-Peters blieb die ganze Fahrt über stumm. Zu groß war jetzt die Angst, dass er die Kontrolle verlieren und seinem Vorgesetzten auf den Beifahrersitz scheißen würde. Er hielt sich verkrampft und mit schwitziger Innenhand an dem Haltegriff der Tür fest und zuckte aller paar Sekunden im Gesicht zusammen, wenn ihn die Kontrolle über seinen Unterleib zu entgleiten drohte.
Tim-Peters Vorgesetzter hatte entweder von all dem nichts bemerkt oder ließ sich zumindest nicht davon beirren weiterhin auf ihn einzureden. Während Tim-Peter nur an seinen Bauchinhalt und die durch seinen Darm pfeifenden Winde dachte, sprach sein Vorgesetzter von Quartalszahlen, unumgänglichen Veränderungen und Möglichkeiten für ihn am Ball zu bleiben. Plötzlich klingelte sein Telefon.
“Ja? Nein, das habe ich nicht gewusst. Sind sie sicher? Seit wann? Das kann doch nicht wahr sein, das hätten sie mir doch vorhin noch zeigen können! Nein, das bringt nichts, ich muss es selber sehen. Ich komme gleich noch vorbei!”
Tim-Peters Vorgesetzter fuhr an den Gehweg und hieß ihn auszusteigen.
“Sie haben es ja mitbekommen, ich muss nochmal in die Firma. Aber da vorn ist ja gleich die U-Bahn, mit der sie sonst auch immer fahren. Machen sie es gut!”
Tim-Peter stieg schnell aus und kaum dass er die Beifahrertür zugeworfen hatte, raste das Auto auch schon davon.
Er hielt sich die Hände auf seinen verkrampften Bauch und blickte sich um. Wo er auch hinsah, überall Menschen die hektisch durch den Abend wirrten. Er wollte unbedingt allein sein. Und er brauchte dringend eine Toilette.

Tim-Peter machte sich auf den Weg zur U-Bahn. Er wusste dass es dort eine öffentliche Toilette gab, wo er sich endlich Luft machen konnte. Unterwegs kam er an einer Seitengasse vorbei, in der mehrere große Müllcontainer standen. Er überlegte kurz, ob er einfach dahinter sein Geschäft erledigen sollte, da die Krämpfe in seinem Bauch kaum mehr auszuhalten waren.
Tim-Peter griff an seinen Hintern und betastete seine dünne, beige Baumwollhose, die er heute morgen angezogen hatte. Er hatte nichts dabei, um sich nach seinem Geschäft zumindest provisorisch seinen Hintern abzuwischen. Er dachte an die Heimfahrt in der U-Bahn, die ihm noch bevorstand. Eingepfercht zwischen etlichen Menschen auf engsten Raum, würde er mit vollbesudelter Hose stehen. Vielleicht würde jemand etwas bemerken und andere auf ihn aufmerksam machen. Auf jeden Fall würde jemand etwas riechen und angeekelt sich von ihm abwenden. Diese Gedanken fand Tim-Peter unerträglich und er entschied sich, die paar hundert Meter weiter bis zur U-Bahn zu laufen.
Er fügte sich nahtlos in den Menschenstrom ein, der die Rolltreppen hinunter in die Tiefen der U-Bahnschächte floss. Er kannte die Station gut, weil sie zu seinem üblichen Heimweg von der Arbeit dazugehörte. Unten angekommen, verließ er den Hauptstrom Richtung Gleise und ging auf die öffentlichen Toiletten zu. Sein Bauch grummelte in freudiger Erwartung auf Erleichterung immer stärker und Tim-Peter kam in einen leichten Zustand der Entspannung an dem Toiletteneingang an. Er griff zu seinem Portmonnaie, um das Geldstück einzuwerfen, damit er durch die Absperrung gehen konnte. Verwirrt griff Tim-Peter zwei Mal ins Leere und strich sich schließlich ungläubig mit flacher Hand über seine linke Brust. Weder das Portmonnaie noch seine Jacke hatte er bei sich.
Nichts war mehr zu von der vorfreudigen Entspannung zu spüren. Laut grummelte es von seinem Bauch hinauf und Tim-Peter musste einige Kraft aufwenden, um sich nicht hier während des Feierabends vor der Absperrung zu den Toiletten in seine Hose zu machen. Ein Schmerz ging durch seinen Unterleib und er krümmte sich ruckartig nach vorn. Mit verschwitzter Stirn lehnte er sich gegen den kalten Stahl der Absperrung. Er umfasste verkrampft die nicht nachgebenden Gitterstäbe und schloss verzweifelt seine Augen. Ein kleines, rundes Stück Metall trennte ihn davon, sich endlich erlösend Luft machen zu können.
Langsam blickte Tim-Peter auf und schaute scheu umher. Unmöglich erschien es ihm, aus dieser Masse an zielstrebig und erbarmungslos sich vorwärtsbewegenden Menschen einen Einzelnen herauszugreifen oder seine Aufmerksamkeit erregen zu können. Und selbst wenn er jemanden zum Anhalten bewegen konnte, wusste er nicht, was er ihm sagen sollte. Dass er ein Geldstück brauchen würde, um auf das Klo gehen zu können? Egal wie er sich den Verlauf des Gespräches auch vorstellte, er fand einfach keine erträgliche Möglichkeit, die ihn ausreichend dazu bewog, einen Versuch zu wagen.
Ohne noch weiter darüber nachzudenken, ließ Tim-Peter die Absperrung los und machte sich auf den Weg zu den Rolltreppen. Er hatte sich dazu entschlossen die paar Minuten noch mit der U-Bahn nach Hause zu fahren, um dort endlich allein sein zu können. Sein Gangbild war noch kläglicher als sonst, da er völlig verkrampft war und das Zusammenpressen seiner Arschbacken große Schritte unmöglich machte. Unten angekommen fuhr gerade die U-Bahn ein. Er ließ allen anderen den Vortritt und stieg als letzter in den Waggon. Ganz hinten in der Ecke war noch ein freier Sitzplatz und Tim-Peter setzte sich verkrampft, aber durch das Sitzen doch ein wenig erleichtert, hin
Wieder schloss er seine Augen und zum ersten Mal seit dem Verlassen des Büros kam er ein wenig zur Ruhe. Der Lärm der fahrenden U-Bahn, die telefonierenden Mitfahrer, dies alles erreichte ihn momentan nur undeutlich. In seinen Gedanken ging er die letzten Meter durch, die er brauchen würde um daheim anzukommen. Er würde die Tür aufschließen, eintreten, die Tür zumachen und direkt auf die Toilette gehen. Sein Bauch schien sich für den Moment damit zufrieden zu geben, denn der Schmerz ging ein wenig zurück und auch der Druck auf seine zusammengepressten Arschbacken ließ merkbar nach. Die Angst, sich unter all diesen Menschen in seine Hosen zu machen, ging zurück, da er nun ein wenig zur Ruhe gekommen war. Tim-Peter holte mit immer noch fest geschlossenen Augen tief Luft und atmete weit und langsam aus.

"Ihre Fahrkarte bitte!"
Tim-Peter reagierte nicht.
"Entschuldigen sie, dürfte ich bitte ihre Fahrkarte sehen?"
Tim-Peter hielt seine fest Augen verschlossen.
"Hallo! Verstehen sie mich?"
Tim-Peter blickte sachte auf und sah einen großen, kräftigen Mann in normaler Alltagskleidung vor sich. An seine Jacke war ein Ausweis angeklemmt, der ihn als Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes erkennbar machte. Sein kleiner, schmächtiger Kollege stand mit ebenso angeklemmten Ausweis und ein wenig Abstand im Hintergrund und beobachtete ihn aufmerksam.
"Also! Dürfte ich ihre Fahrkarte sehen?"
Obwohl er wusste, dass es sinnlos sein würde, griff Tim-Peter mit der selben Handbewegung zu seiner Brusttasche, wie auch schon vor der Absperrung bei den Toiletten. Wieder griff er ins Leere und wieder strich er sich verwirrt über seine Brust. Der große Mann schaute ihm dabei mittlerweile erkennbar ungeduldiger zu und winkte seinen Kollegen herbei. Tim-Peter teilte ihnen mit, dass er sein Portmonnaie vergessen hatte.
"Dann müssen wir sie bitten, bei der nächsten Station mit uns auszusteigen."
Tim-Peter sagte, dass er es eilig habe und unbedingt nach Hause müsse. Ebenso teilte er dem großen Mann mit, dass er eine Jahreskarte, aber diese zusammen mit seinem Portmonnaie im Auto seines Vorgesetzten vergessen habe.
"Dann muss ich sie bitten, dass sie mit uns bei der nächsten Station aussteigen, damit wir ihre Daten aufnehmen können. Danach können sie direkt weiterfahren."
Tim-Peter wiederholte, dass er es wirklich eilig habe und er nicht mit aussteigen könne.
Während die U-Bahn in die Station einfuhr und zum Stehen kam, stellten sich die beiden Männer links und rechts neben ihm und halfen ihm langsam, aber bestimmt auf. Zusammen mit anderen Aussteigenden gingen die beiden Männer mit Tim-Peter in ihrer Mitte hinaus. Vorbei war die Ruhe und der nachlassende Schmerz in seinem Unterleib. Das Grollen und die schmerzenden Stiche hatten nun wieder deutlich zugenommen und machten Tim-Peter zu schaffen. Nur mit größter Mühe hielt er sich zusammen und ging mit vorsichtigen Schritten zwischen den Männern mit. Ein wenig Abstand zu den anderen Fahrgästen, deuteten sie ihm stehenzubleiben und stellten sich vor ihm hin.
"Wenn sie uns ihre Daten sagen, können wir nachschauen, ob ihre Jahreskarte bei uns im System verzeichnet ist."
Tim-Peter nannte ihnen seinen vollen Namen, sein Geburtsdatum und seine Wohnadresse. Während der kleine Mann die Angaben in ein tragbares Gerät tippte, hielt sich Tim-Peter seinen verkrampften Bauch und blickte verzweifelt mit runterhängendem Kopf umher. Ein paar telefonierten, ein paar führten mit neben ihnen Herlaufenden ein Gespräch, doch die meisten rauschten mit leeren Gesichtern einfach an ihnen vorbei. Niemand nahm die Situation wahr, in der sich Tim-Peter befand und ebenso vermochte Tim-Peter niemanden in diesen Massenbewegungen wirklich wahrzunehmen.
"Stimmen ihre Angaben so?", fragte er kleine Mann und zeigte ihm den Bildschirm seines Gerätes.
Tim-Peter las alles schnell durch und bestätigte das Eingegebene.
"Dann kann ich sie leider nicht finden. Dies kann manchmal vorkommen, wenn sie bar bezahlt haben. In ganz seltenen Fällen kann der Verkäufer die Angaben beim Übertragen vom Formular auch mal falsch eingegeben haben."
Tim-Peter teilte ihnen mit, dass er nicht bar bezahlt und er beim Verkauf alle Angaben ordentlich und wahrheitsgemäß angegeben hätte.
"Ja, das glaube ich ihnen, aber wir müssen uns leider trotzdem ihrer Identität vergewissern und dass sie ein gültiges Ticket besitzen. Haben sie sonst irgend etwas dabei, womit sie sich ausweisen können?"
Tim-Peter durchsuchte seine Taschen, während es in seinem Bauch grummelte und rumorte. Er hatte nichts dabei und zuckte nur mit seinen Schultern.
"Dann muss ich sie bitten, uns zur Polizeistation zu begleiten. Sie befindet sich eine Etage weiter oben und dort wird ihnen dann alles weitere mitgeteilt."
Tim-Peter bat um eine Ausnahme, da es wirklich dringend sei.
"Was meinen sie wie oft wir um eine Ausnahme gebeten werden. Wenn wir da jedes Mal zustimmen würden, hätten wir ja gar nichts zu tun. Bitte begleiten sie uns jetzt zur Polizeistation, dort wird alles weitere schnell und zügig erledigt."
Wieder stellten sich die beiden Männer links und rechts neben Tim-Peter und deuteten ihm mit sanften Druck zwischen ihnen mitzulaufen. Widerwillig machte Tim-Peter seine ersten Schritte und ging gekrümmt zwischen ihnen mit. Kurz vor der Rolltreppe traf ihn ein starker Schmerz im Magen. Gekrümmt und ächzend kam er zum Stehen und holte tief Luft.
"Bitte gehen sie weiter!" forderte ihn der große Mann auf.
Langsam setzte Tim-Peter seine Schritte fort, aber er musste dabei tief einatmen und wusste kaum, worauf er sich konzentrieren sollte.
Sie kamen oben an und die beiden Männer führten ihn durch die Menschenmassen hindurch zu der ansässigen Polizeistation. Während der Größere seine Hand auf Tim-Peters Schulter legte, klopfte der Kleinere an die Tür, die auch sogleich geöffnet wurde. Sie befohlen Tim-Peter sich hinzusetzen und machten sich unverzüglich daran, ein Dokument auszufüllen.
Tim-Peter blieb stehen, da sein Bauch zu verkrampft war, um sich zu setzen und er es kaum wagte, sich großartig zu bewegen, um nicht den nun schon zwei Stunden lang angestauten Druck schlagartig zum Entladen zu bringen.
Langsam und gemächlich kam ein dicker Polizist zur Aufnahme und redete mit den beiden Männern. Immer wieder nickend und zustimmend blickte er zu Tim-Peter und stellte sich schließlich, nachdem sie zu Ende geredet hatten, zu ihm in den Gang.
"Guten Abend. Ich glaube ihnen, dass sie ein gültiges Ticket besitzen. Aber wir müssen trotzdem einen Weg finden, damit sie sich ausweisen können. Wenn das erledigt ist, könnnen sie gehen. Gibt es irgend jemand, der sie abholen könnte? Der könnte dann auch gleich für sie die Bürgschaft übernehmen."
Tim-Peter erzählte dem dicken Polizisten von seiner Verlobten und dass er sie gerne anrufen könne, sobald er einmal kurz die Toilette benutzt haben würde.
"Tut mir leid, die ist gerade besetzt. Wir haben zwei Junkies da, die gerade mit fünf Wachen im Toilettenraum sind. Die sind völlig durch und werden das Ganze sicher noch eine Weile in Beschlag nehmen. Ich schlage vor sie rufen ihre Verlobte an und lassen sie herkommen. Je schneller sie hier ist, umso schneller können sie gehen."
Der dicke Polizist hielt ihm einen Telefonhörer hin. Nur widerwillig, aber ohne viel Kraft für Widerstand oder auch nur weiteres Nachfragen griff Tim-Peter zu dem Hörer und wählte die Nummer.
Das Telefon hatte erst einmal geklingelt, als auch schon seine Verlobte abhob und sich ein zorniger Redeschwall Tim-Peter entgegenschlug.
"Wo zum Teufel steckst du? Ich warte nun schon seit einer Stunde und versuche andauernd dich zu erreichen. Hast du vergessen, dass wir heute mit meinen Eltern verabredet sind? Wieso gehst du denn nicht an dein Handy?"
Tim-Peter erschrak und hielt stumm das Telefon an sein Ohr. Während all seiner verzweifelten Versuche, sich endlich Luft machen zu können, hatte er tatsächlich vergessen, dass sie heute zusammen mit den Eltern seiner Verlobten zum Essen verabredet waren.
"Hallo! Wieso sagst du nichts? Ich bin gerade wirklich böse auf dich! Du weißt wie viel Wert sie auf Pünktlichkeit legen! Was machen wir denn nun für einen Eindruck auf sie?"
Mit jedem Satz den seine Verlobte ihm durch das Telefon hindurch an seinen Kopf warf, zuckte ein stechender Schmerz durch Tim-Peters Bauch. Vorwürfe in sein Ohr und Krämpfe in seinem Bauch wechselten sich ab, verbanden sich treffsicher miteinander und schnürrten ihm seine Kehle zu, so dass er stumm mit zitternder Hand nur den Hörer hielt und alles mit zusammenzuckenden Augen über sich ergehen ließ.
"Also! Was ist los?"
Unter dem aufmerksamen Blick des dicken Polizisten begann Tim-Peter stotternd und nur zögerlich seiner Verlobten am Telefon zu erklären, dass er sein Portmonnaie im Auto seines Vorgesetzten vergessen hatte und anschließend in eine Fahrkartenkontrolle geraten war. Jeglichen Bezug zu seinen Bauchschmerzen und deren Ursachen ließ er komplett aus und er hoffte auf keine weiteren Rückfragen, wieso er sich nicht eher über sein Handy gemeldet hatte.
Nachdem er fertig war und er sich noch viele, weitere Vorwürfe, die aber alle den selben Gegenstand, nämlich seine Unverlässlichkeit, zum Ziele hatten, angehört hatte, befohl seine Verlobte ihm dazubleiben und zu warten, bis sie ihn Abholen kommen würde. Sie legte aber nicht auf, ohne ihn darauf aufmerksam zu machen, dass sie jegliche weitere Verzögerung in keinster Weise dulden würde, was Tim-Peter nur stumm und sein Magen mit einem lauten, durchaus auch am Telefon hörbaren Grummeln beantwortete.

Tim-Peter suchte nicht mehr nach einer Möglichkeit auf die Toilette zu gehen. Er wusste nicht genau, wie schnell seine Verlobte ihn abholen würde und wagte es gar nicht sich auszumalen, wie sie reagieren würde, wenn er nicht sofort zur Stelle wäre.
Statt sich nun noch Hoffnung auf den sehnlichst erwünschten Toilettengang zu machen, konzentrierte Tim-Peter sich stattdessen ausschließlich darauf, alles in sich zu behalten. Mal zuckte es in seinem Unterleib von vorn bis nach hinten in sein Rückenmark, dann wiederum war er sich sicher, dass er den Kampf, nicht auszulaufen, soeben verloren hatte, nur um sich schließlich durch die nächsten Schmerzen wieder nach vorn zu krümmen. Mit für ihn ungeahnten Kräften presste und krampfte er seinen Hintern fest zusammen, verzog sein Gesicht zu unansehnlichenen Ausdrücken und versuchte durch kräftiges Massieren seines Bauches, der Schmerzen irgendwie Herr zu werden.
Als seine Verlobte schließlich die Polizeistation betrat, erschrak sie über Tim-Peters gekrümmte und verschwitzte Erscheinung.
"Wie siehst du denn aus? Und so willst du zu einem Essen gehen, zu dem meine Eltern uns eingeladen haben?"
Tim-Peters Bauch machte ihm zu sehr zu schaffen, als dass er auch nur daran gedacht hätte, irgendetwas zu erwidern. Seine Verlobte nahm ein Taschentuch und wischte ihm wirsch und unsanft über sein Gesicht. Anschließend strich sie ihm noch über seine Schultern und zupfte am Saum seines Jackets umher. Tim-Peters Unterleib grummelte laut vor sich hin und er ließ das ganze Prozedere ohne eine Unmutsäußerung über sich ergehen.
"Normalerweise würde ich dich so nicht mitnehmen, aber wir haben einfach keine Zeit mehr und ich kann ja wohl nicht alleine dort auftauchen. Was hast du dir nur soviel Zeit gelassen nach der Arbeit!"
Die ganze Fahrt über zum Restaurant bestrafte sie ihn nur mit eisigem Schweigen und erst nachdem sie geparkt hatten, hielt sie für einen Moment inne und stellte Tim-Peter gegenüber klar, dass sie von ihm erwartete, dass er sich jetzt umso mehr um einen versöhnlichen Abend bemühen und keine weiteren Zwischenfälle verschulden würde. Danach stieg sie aus, hang sich in Tim-Peters Arm ein und führte ihn zu dem Eingang des Restaurants.
Die Eltern seiner Verlobten saßen bereits an dem vorbestellten Tisch und erhoben sich auch nicht, als die beiden zu ihnen traten. Ihr Vater blickte nicht mal auf, als sie sich an den Tisch setzten, die Mutter schaute dafür umso vorwurfsvoller ihre Tochter an und ließ sie ihre Missachtung spüren.
"Na das ist mal wieder typisch! Da laden wir dich schon voller Großzügigkeit in das beste Restaurant der gesamten Stadt ein und du wagst es uns warten zu lassen. Was soll nur aus dir werden?"
"Vorallem mit ihm an ihrer Seite!" fügte ihr Vater scharf mit einem Kopfnicken Richtung Tim-Peter hinzu, ohne dabei auch nur für einen Moment seinen Blick von der Speisekarte zu lösen.
Während seine Verlobte nur mit zusammengepressten Lippen stumm da saß, keuchte Tim-Peter heftig aus seinem halboffenen Mund. Es waren weniger die Worte, die ihm zu schaffen machten, als vielmehr der Kampf, der in seinem Inneren gerade tobte und ihn jetzt bis an seine letzten Grenzen trieb.
"Warum hast du uns denn so lange warten lassen?" fragte die Mutter.
"Tim-Peter hat sich auf seiner Heimfahrt zu viel Zeit gelassen. Es schien ihm nichts auszumachen uns alle warten zu lassen." erwiderte seine Verlobte.
"Oder etwa doch?" Sie blickte ihn vorwurfsvoll an.
Tim-Peter saß zusammengekauert auf seinem Stuhl und konzentrierte sich nur auf seinen Bauch. Schweißtropfen rannen seine Stirn hinab und landeten auf seinen Armen, die er eng umschlungen um seinen Unterleib gelegt hatte.
"Nicht mal entschuldigen kann er sich, das ist ja absolut unerhört! So etwas ist mir noch nie passiert! Einfach keine Mannieren! Was sagst du dazu?" fragte die Mutter den Vater.
"Ich war immer dagegen, dass sie sich mit meiner Tochter verloben und habe es bisher nur geduldet, um ihr die Chance zu geben, dass sie sich mir gegenüber als würdig erweisen. Auf alles was wir ihnen hier vorwerfen, antworten sie nicht nur mit feigem Schweigen, sondern blicken auch noch wie ein getretener Hund nach unten." Der Vater fixierte Tim-Peter mit seinem feurigem Blick.
"Wie sieht es denn jetzt aus, trauen sie sich etwas zu sagen?"
Tim-Peter hielt mit zusammengekrümmter Gestalt seinen Blick gesenkt.
"Nichts?" fragte ihn der Vater zum wiederholten Mal.
Stumm und verschwitzt hielt Tim-Peter seinen Augen nach unten gerichtet.
"SCHAU MICH VERDAMMT NOCHMAL AN, WENN ICH MIT DIR REDE!" schrie der Vater.
Sein Geschrei ließ die Gespräche an den umliegenden Tischen jäh verstummen. Alles war totenstill und blickte zu ihnen herüber. Nur das Schluchzen seiner Verlobten war zu hören, während sie sich ein Taschentuch vor ihren Mund hielt und bei jedem Mal mit ihrem ganzen Körper zusammenzuckte.
Tim-Peters Anspannung schien auf einmal wie komplett gelöst. Jeglicher Druck auf seinen Magen war verschwunden und auch die Anspannung in seinem Hinterteil war gänzlich aufgelöst. Er verspürte das Bedürfnis seinen Mund aufzumachen und hob nun endlich seinen Blick.
Tief schaute Tim-Peter dem Vater in die Augen und setzte zum Sprechen an. Ein großer, tiefbrauner Klumpen fiel aus seinem Mund heraus und landete mit einem dumpfen, schmatzenden Geräusch auf seinem Teller.
"Oh mein Gott! Oh mein Gott! Was ist das? Was ist denn das?" schrie die Mutter.
Manche Gäse an den umliegenden Tischen erhoben sich, um einen besseren Blick zu bekommen.
Tim-Peter wollte etwas sagen, doch statt Worten zu formen, spie er einen braunen Schwall von ekelhaft übelriechender Flüssigkeit über den gesamten Tisch und spritzte damit bis zu der Brust des Vaters. Kleine, bräunlich, gelbe Batzen landeten auf seinem Hals und seiner Wange und so sehr er auch versuchte, irgendwie seine Beherrschung nicht zu verlieren, glitt ihm unwillkürlich seine Zunge zwischen seinen zusammengepressten Lippen hervor und nahm einen Teil der braunen Soße auf.
"Das ist doch... Na das ist doch..."
"Scheiße!" schrie die Mutter. "Das ist Scheiße!"
Als ihre Mutter ihren zweiten, erkenntnisreichen Ausruf hinausgeschriehen hatte, fing Tim-Peters Verlobte an zu würgen. Das Taschentuch vom Schluchzen noch in der Hand, hielt sie es so fest es ging vor ihren Mund und kämpfte heftig darum, alles in sich zu behalten.
"So etwas habe ich meinen Lebtag noch nicht -" ein gigantischer Furz, unverstellt und direkt aus Tim-Peters Arsch geschossen, unterbrach den fassungslosen Vater. Das laute Ungeheuer knallte durch das ganze Restaurant und wurde noch auf der Straße von vorübergehenden Passanten vernommen.
Während der Furz in den Ohren aller Anwesenden nachdonnerte, fing Tim-Peters Verlobte an, willenlos auf den Boden zu kotzen. Nachdem ihr alles links und rechts über ihr Gesicht gequollen war, hatte sie es aufgegeben, sich ihr Taschentuch vor den Mund zu halten und ließ stattdessen vornübergebeugt alles raus.
"Scheiße! Aus seinem Mund!" schrie ihre Mutter. "Aus seinem Mund kommt Scheiße!"
Der vollgespritzte Vater war verstummt und saß mit weit aufgerissenen Augen in seinen Stuhl gepresst da. Als er zu einer Äußerung ansetzte, kamen nur stotternde Silben heraus und er ließ es schnell wieder bleiben.
Während die Mutter seiner Verlobten lauthals hysterisch um sich schrie, griff sich Tim-Peter mit beiden Händen an seinen Hals. Ein großer Schmerz ging durch seine Brust und zwang ihn dazu, sich noch weiter nach vorn zu beugen.
Zuerst riss Tim-Peter seinen Mund auf, ohne dass er ein Geräusch von sich gab. Dann fing sein Körper wiederholt an zu zucken und riss ihn harsch nach vorn. Er versuchte die Kontrolle wiederzuerlangen, aber statt den Zuckungen einhalt zu gebieten, gelang es ihm nur mit wackeligen Beinen aufzustehen. Mit seinen Händen links und rechts von seinem Teller, stützte er sich auf den Tisch und beugte sich nach vorn.
Seine Verlobte unterbrach ihr Kotzen und schaute angsterfüllt zu Tim-Peter herüber. Selbst ihre Mutter verstummte und starrte voller Ekel über den Tisch, während ihr Vater nur weiterhin völlig fassungslos mit weit aufgerissenen Augen da saß.
Zunächst entglitt Tim-Peter nur ein leises Stöhnen, welches in kleinere Rülpse überging. Aber dann krampfte sein Magen zusammen und drückte mit ganzer Kraft seinen Inhalt nach oben. Er riss seinen Mund noch ein letztes Stück weiter auf und streckte seine Zunge weit hinaus.
Drei Fäuste groß, kam ein schwarzer Klumpen zum Vorschein, welcher sich langsam seinen Weg durch Tim-Peters Kehle suchte. Schmierig und zäh, drückte sein Körper diese Ausgeburt der Hölle aus sich heraus. Als der Batzen Tim-Peters Mund verließ, landete er wuchtig und die braune Flüssigkeit umherspritzend auf seinem Teller.
Nichts war zu hören. Niemand sagte auch nur ein Wort. Jeder Blick war auf Tim-Peter und das gerade aus seinem Mund hervorgequollene, unfassbare Stück Scheiße gerichtet.
Langsam hob Tim-Peter seinen Kopf und blickte aufmerksam umher. Direkt und selbstbewusst schaute er jedem Anwesenden tief in die Augen. Eine neue Stille war eingetreten. Und hinein in diese neue Stille sagte Tim-Peter:

"Endlich ist es raus."

 

Willkommen GoethesWolf,

mir hat deine Geschichte gefallen. War schön zu lesen und eigentlich auch ganz witzig. ABER,
mir fehlt die Eskalation. Ich hätte es einfach so cool und lustig gefunden, hätte er dem Chef ins Auto gekackt oder was weiß ich, denn darum ging es mir bei deinem Text.
Als Satire würde ich das Ganze dennoch nicht bezeichnen. Eher als Alltag, sowas kommt öfter vor als man glaubt.
Trotzdem Potential!

Hank.

 

Hallo GoethesWolf,

eine schön geschriebene Story über die alltäglichen Schwierigkeiten des menschlichen Daseins. Liest sich gut, allerdings fehlt mir eine Pointe am Schluss.

Liebe Grüße
Troisdorf11

 

Hallo Hank,
Hallo Troisdorf,

Ihr habt natürlich völlig Recht, am Ende fehlt die Pointe. Ich habe nun den zweiten Teil des Textes hinzugefügt und sehr bald sollte auch der finale Schluss noch kommen.
Ich habe gelesen, dass man hier keine unfertigen Geschichten veröffentlichen soll und kann dies auch nachvollziehen. Allerdings hat mir das letzte Stückchen Motivation gefehlt, um sie zu vollenden und meine, dass dies hiermit nun geschehen ist.

Vielen Dank für das Durchlesen und hoffentlich viel Spaß jetzt beim zweiten Teil. Das große Finale ist schon in Arbeit und fast fertig... =)

Lieben Gruß,
Constantin

 

Liebe Maria,

ich danke Dir sehr herzlich für Deinen ausführlichen Kommentar, insbesondere, weil er mir wirklich viele, gute Gedanken gebracht hat und ich in nicht wenigen Dingen mit Dir übereinstimme.
Was die Verbindung von Goethe und Furz- und Scheißgeschichten angeht. Nun ja, es ist nur ein Name, den ich irgendwie schnell gewählt habe und ist ja auch eine geschmackliche Äußerung Deinerseits, die, wenn ich sie schon nicht teile, zumindest tolerieren kann. Dies fällt mir umso leichter, da Du bei allen Emotionen sehr sachlich fundiert schreibst und ich auch Dein Anklagen mit einem leichten Augenzwinkern Deinerseits vernehme.

Ich habe nun das wirklich finale Ende hinzugefügt, was bei Deinem ersten Lesen noch nicht dabei war und hoffe, dass der ersehnte Knall nun damit eingetreten ist.
Was Deine Meinung zu dem Wort "Scheiße" angeht, stimme ich Dir zumindest teilweise zu und habe versucht die Geschichte bis zum Ende hin etwas "sauberer" zu halten, damit der Kontrast mit dem Ende damit umso stärker ausfällt. Vielen Dank für Deine Idee hierzu und es freut mich, dass Du einen Stil bei mir erkennen kannst.

Dies ist meine erste Veröffentlichung von Prosa und Dein Kommentar hat mich wirklich gefreut und angeregt, da am Ball zu bleiben.

Ich werde noch ein paar Sachen hier und da ändern, aber zumindest die Handlung steht erstmal soweit und ist somit nun für das finale Lesen freigegeben.

Vielen Dank nochmal und viel Spaß beim erneuten Durchlesen, diesmal mitsamt Ende...


Lieben Gruß,
Constantin

 

So, noch ein paar Rechtschreibfehler behoben und vorallem auch noch die allerletzten und wahrscheinlich wichtigsten Sätze nochmal überarbeitet.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo GoethesWolf
Ich habe Blut und Wasser geschwitzt. Mir hat es gefallen, ich hatte schlimmes Mitleid und es war für mich horror zu lesen. Spannender, als irgendeine Horrorgeschichte mit Aliens, Monster, oder Zombies.
Das Ende hat mir nicht so gut gefallen. Ich finde, die Geschichte lebte vom Realen. Dann wurde es mir zu irreal. Ich denke, es hätte gereicht, wenn er sich vor den Eltern in die Hose geschissen hätte, nach allen Regeln der Kunst und sich in Erklärungsnot gewunden.
Das Ende hat also Abzug in der B-Note, aber Du hast mich insgesamt echt am Wickel gehabt, Kompliment.
Grüße von Gretha

Edit sagt, da muss noch was raus, was noch in meinem Hirn raus furzt:
Für mich hat die Geschichte den "Arsen und Spitzenhäubchen"-Effekt. Man leidet und denkt nur die ganze Zeit, "NEIN, BITTE NICHT das auch noch."
Im besten Sinne, bei diesem alten Schinken sterbe ich auch tausend Tode.

 

Hallo, GoethesWolf!

“Freuen sie sich denn gar nicht auf ihren Feierabend? Sie sehen so verkrampft aus.”
:lol:

Musculus sphincter ani externus versus Valva ileocaecalis, ein spannender K(r)ampf! Selten so gelacht, aber auch bemitleidet. Ich glaube ja nicht, dass es zu Mundstuhl auf diesem Wege kommen kann, aber das macht nichts, denn der Weg hin zu diesem Ereignis ist lesenswert.

Eine kleine Hürde zur rasanten Geschichte ist der Anfang:

Tim-Peter saß an seinem Schreibtisch im Büro und überlegte, was er tagsüber gegessen hatte. Es war dreiviertel fünf, bald Feierabend, und bisher hatte er außer Unmengen an Kaffee und zwei Stück Kuchen noch nichts weiter zu sich genommen, das die Wallungen in seinem Magen, die vor einer halben Stunde begonnen hatten, erklären würde.
Nachdem er eine Weile sein Gewicht von der einen Pobacke auf die andere verlagert hatte, war er überzeugt, dass es sich um eine besonders starke Blähung handeln musste. Ihm schräg gegenüber saß seine neue Kollegin, die seit Beginn dieser Woche mit ihm an den letzten Quartalszahlen arbeitete, welche sie bis Ende des Jahres durchhaben mussten.
Der Anfang ist langweilig. Überlege mal, ob du den nicht streichen kannst.

Okay, was dann folgt, ist spannend. Eine Satire? Ja, vielleicht. Eine auf Benimmregeln, die uns manches Mal zu sehr drangsalieren? Es gibt ja viele solcher „kleinen“ Regeln, die regelrecht Ängste, gar Phobien auslösen können.

Lieben Gruß

Asterix

 

Nein, punkt, Ende, aus. Die Handlung ist Scheiße. Ich meine, sie besteht wirklich aus Scheiße, und dass ich diese Geschichte ein zweites Mal gelesen habe, das verzeihe ich dir nicht so einfach. Und dann kackt der Typ aus dem Mund? Wtf? Nein, nein, nein! Verdammt, so eine Scheiße werde ich nicht zu Ende lesen. Da war das alte Ende weitaus besser, aber nein, Mister Perfekt wollte es ja unbedingt auftrumpfen in dem er in der Biologie des Menschen pfuscht!

Und dann seine Verlobte, das muss auch raus, auch ein Bilderbuchbeispiel, bei der man sich fragt, wieso zum Teufel der Typ sich überhaupt für sie entschieden hat? Noch dazu ist sie noch seine Verlobte! Ich würde einfach die Verlobung auflösen und mir eine Mietze angeln, die mich nicht ankotzt!


Hallo Maria,

ich muss mich ja fast bei Dir entschuldigen, wie es scheint. Aber wenn man Kunst an ihrer Wirkung auf Menschen bemisst, habe ich bei Dir scheinbar einen Treffer erzielt, oder?
Danke für Dein erneutes Lesen auf jeden Fall, ich hoffe Du träumst jetzt nicht schlecht.. :)

Lieben Gruß,
Constantin

 

Hallo Asterix,

Lachen und Mitleid finde ich aus meiner Sicht Tim-Peter gegenüber angemessen. Aber ich habe ihn ja am Ende scheinbar dazulernen lassen.
Ob er sich das nächste Mal anders verhalten wird oder sämtliche mögliche Ausfahrten, um so etwas zu vermeiden, wieder verpasst - wer weiß...

Ein langweiliger Anfang ist aus meiner Sicht hier absolut passend, da Tim-Peter selbst langweilig, seine Arbeit langweilg und auch sein Alltag langweilig ist. Nur nicht eben dieses eine Mal! :D
Natürlich wäre es toll, wenn der Leser die Lust am Weiterlesen nicht verliert, aber bei zwei kurzen Absätzen ist die Gefahr hoffentlich gering.

Ich danke Dir für Deine Mitteilung.

Lieben Gruß,
Constantin

 

Hallo GoethesWolf,

hab Deine Geschichte mit Vergnügen gelesen, musste sogar einige Male lauthals lachen. Du hast das gut aufgebaut, die ganzen Umstände, die es dem armen Tim-Peter unmöglich machen, sich zu erleichtern, wirken gar nicht überkonstruiert. Man kann sich das alles lebhaft vorstellen.
Einige geile Einfälle wie:

Wir haben zwei Junkies da, die gerade mit fünf Wachen im Toilettenraum sind. Die sind völlig durch und werden das Ganze sicher noch eine Weile in Beschlag nehmen.
das fand ich sehr lustig.
Ein bisschen "drüber" fand ich den Dialog mit den Eltern. Das hätte man etwas unterschwelliger schreiben können. Anscheinend hast Du ja das Ende noch einmal neu geschrieben, so kenne ich die Ursprungsversion leider nicht. Ich finde die Idee schon witzig, macht natürlich aus der Alltagsgeschichte gleich eine Fantasy-Story. Die Szene erinnert mich ein bisschen an den Stephen King Film "Stand by me", wo der Junge die Geschichte vom dicken Kind erzählt, das beim Wettfressen alle vollkotzt.
Hab mich ehrlich amüsiert,
Gruß Kerkyra

 

Hallo Goetheswolf,

also ich bin immer wieder etwas fassungslos, wenn ich solche Furz-und-scheiß-Geschichten lese. Ich weiß, dass ich nicht der einzige bin, der das für ausgesprochen infantil und einfallslos hält, aber anscheinend gibt es auch immer wieder Leute, die sowas gerne lesen. Zweiterer Punkt trägt übrigens mehr zu meiner Fassungslosigkeit bei als ersterer ;)
Das Thema rangiert hier auf jeden Fall in den oberen Rängen, was Neulings-Themen angeht. Dein Text unterscheidet sich immerhin darin, dass er sich schreibtechnisch schon recht flüssig liest.
Dennoch krankt er wie die übrigen Texte daran, dass sich aus diesem Them schlecht eine Geschichte stricken lässt. "Druck im Darm" ist keine Geschichte. Ist eher ein Witz, der auch nicht lustiger wird, je länger man ihn dehnt. Außerdem ist der Ausgang natürlich von vorn herein klar.
Würde der Text etwas verlieren, wenn du ihn um ein Viertel kürzt? Um die Hälfte, zwei Drittel? Das sind so fragen, die einen als Autor beschäftigen sollten.
Das Ende dann ... Nun ja, du findest hier immerhin einen würdigen Knall, für den aufgestauten Scheiß (um mal im Bilde zu bleiben ;) ), aber mehr als ein Überfliegen war nicht drin. Dennoch scheine ich nichts verpasst zu haben.
Nachdem du dir also Luft gemacht hast, wünsche ich dir hier viel Freude im Forum :)

grüßlichst
weltenläufer

 

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