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Die Befreiung, Thema 69 von gbwolf

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06.09.2014
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Die Befreiung, Thema 69 von gbwolf

Die Befreiung

Myklas und Tyrr pressten ihre Körper so tief sie konnten in die feuchte Wiese. Ihr Herzschlag wurde immer schneller, ihre Gesichter waren nass von kaltem Schweiß und sie atmeten heftig, als wären sie gerade stundenlang gelaufen.
Doch dies alles hatte einen Grund. Sie waren nun zum Lager der Vagabunden gekommen. Die Vagabunden, welche sie nun schon seit Wochen verfolgten. Sie hatten ihre kleine Schwester entführt.
Das Vagabunden ab und an Menschen verschleppten kam regelmäßig vor. Dann musste die Familie ein kleines Lösegeld bezahlen und sie konnten ihre Liebsten in die Arme schließen. Doch selbst wenn ihre Eltern einen nennenswerten Reichtum hätten, niemals würden diese Geiselnehmer ihre Schwester zu ihnen zurück bringen.
Elsa war wie die gesamte Familie eine Formwandlerin. Leider war sie noch zu jung um ihr Talent wirklich nutzen zu können, doch selbst wenn sie dazu in der Lage wäre, es war doch mehr als fraglich ob diese, durchaus geübten Krieger vor einem Fuchs in Ehrfurcht erstarren würden.
„Denkst du sie haben uns bemerkt?“, raunte Myklas zu Tyrr.
„Wenn du weiter so einen Lärm machst, dann ganz bestimmt“.
Tyrr blickte finster zu den Lagerfeuern und er versuchte seine Schwester auszumachen. Sein Puls hatte sich wieder etwas beruhigt und langsam begann sich ein bekanntes Gefühl von Wut in seinem Körper auszubreiten. Seine Muskeln fühlten sich wesentlich stärker an und er konnte seine Gestalt nur mit Mühe zurückhalten.
Als Formwandler konnte man nicht in jede beliebige Gestalt schlüpfen. Nach dem neunten Geburtstag eines Kindes wurde das Tier in ihnen lebendig und sie mussten lernen es zu kontrollieren. Das Hauptproblem für sie alle war, Formwandler waren in der großen Stadt sehr beliebt. Man stellte sie in Zoos der reichen Leute aus und hielt sie sich wie Haustiere. Wollten sie Elsa ein solches Schicksal ersparen, mussten sie nun Handeln.
Myklas krampfte seine Hand zu einer Faust. Er dachte an seinen Vater, der voller Feigheit nicht in der Lage war zu tun, was nun mal zu tun war. Er bebte und knirschte mit den Zähnen, denn auch sein Tier wollte nun aus ihm heraus.
Myklas begann nun sich zu verwandeln. Sein Körper krümmte sich und seine Knochen änderten ihre Form, die Muskeln wuchsen und spannten sich, seine Haute bekam wie von Zauberhand ein Fell. In wenigen Sekunden hatte er sich in einem beachtlich großen Wolf verwandelt. Er schlich sich nun nahezu lautlos durch das Moos an das Lager heran, seine feine Nase konnte den Eintopf auf der Kochstelle riechen, den Schweiß der Männer, die Angst. Die Angst seiner kleinen Schwester.

Tyrr brauchte nur auf seinen Bruder blicken um zu wissen, dass er Elsa entdeckt hatte. Nun hintere ihn nichts mehr an der Verwandlung. War schon Myklar beeindruckend, so war Tyrr in der Gestalt eines fast drei Meter großen, schwarzen Bären selbst für gestandene Krieger furchteinflößend. Von nun an verständigten sie sich durch ihre Gedanken, eine weitere gute Eigenschaft wenn man verwandelt war.
Es begann zu regnen und dicke Tropfen prasselten durch die Blätter der Bäume auf den Boden. Vielleicht durch den Regen, oder einfach durch seine Unerfahrenheit, Tyrr bemerkte den Stolperdraht erst als es zu spät war. Ein dicker Baumstamm traf ihn wie ein Rammbock. Seine Knochen knirschten, er schmeckte sein eigenes Blut und vor seinen Augen begannen Sterne zu tanzen. Mehrere Vagabunden sprangen auf und eilten mit blanken Schwertern zu Tyrr.
„Tyrr, nicht! Halte aus ich komme.“, schrie Myklas stumm.
„Lass mich, kümmere dich um Elsa und bring sie in Sicherheit!“, stöhnte Tyrr schwach.
Schon verwickelten die Geiselnehmer Tyrr in einen heftigen Kampf. Er wehrte sich nach Kräften und fegte gleich drei Krieger auf einmal von den Beinen.
„Alarm! Ein Monster greift an, alle Soldaten sofort an das Südende!“, gellte es aus dem Lager.
„Holt die Bögen, das Ungetüm bringt einen dicken Patzen Geld ein“, befahl ein großer, bärtiger Mann mit nur einem Auge. Ein junger Soldat wollte dem Befehl Folge leisten, doch mit einem markerschütterndem Brüllen stürzte sich Myklas auf ihn. Noch bevor der Vagabund wusste wie ihm geschah quoll Blut aus einer tiefen Wunde in seinem Hals und starb noch bevor er auf dem Boden aufschlug. Zwei weitere Männer hatten kaum ihre Waffen gezogen als sie von dem dunklen Wolf niedergestreckt wurden. Er war jetzt nur mehr wenige Meter vom Käfig in dem seine Schwester war entfernt. Myklas konnte ihre hoffnungsvoll schimmernden Augen schon sehen. Plötzlich war ein dickes Netz über ihn. Er schnappte, jaulte, biss um sich und versuchte sich aus der Falle zu winden. All diese Versuche machte der Einäugige mit einem kräftigen Schlag auf seinen Kopf ein jähes Ende.

Dunkelheit umgab ihn. Sein Kopf dröhnte, er zitterte und schmeckte den metallenen Geschmack von Blut in seinem Mund. Die Glieder schmerzten als wäre er durch Glas geschlittert. Langsam öffnete er seine Augen. Myklas sah zuerst seinen noch immer bewusstlosen Bruder. Tyrr hatte eine tiefe Wunde auf seiner linken Seite und blutete durch den provisorischen Verband. Sie waren nicht länger in ihrer Tiergestalt. Dann sah er die ängstlichen Augen, den kleinen, weinenden Körper seiner Schwester.
„Geht es dir gut Elsa?“, fragte Myklas.
„Ja, es geht. Was haben die nur mit uns vor? Wo ist Vater? Kommt er uns retten?“
„Nein, ich fürchte nicht. Er hatte zu große Angst. Oder was weiß ich. Wir wollten sich retten und nun sie uns an.“
„Wir werden einen Weg finden Myklas, ganz bestimmt. Du wirst auch sehen, Vater sucht nach uns.“, entgegnete Elsa bestimmt.
Tyrrs keuchen schreckte sie beide auf. „Wo sind wir? Was ist passiert?“, stöhnte er. „Sie haben uns Tyrr, die Vagabunden haben uns gefangen. Jetzt ist alles aus.“, entgegnete Myklas betrübt.

Weiter kamen sie nicht. Der einäugige Krieger kam auf sie zu.
„Ich bin Baltor. Dies sind meine Männer und ich begrüße euch herzlich.“, sagte er mit tiefer, bedrohlicher Stimme. „Ihr bringt mir eine schöne Stange Geld. Außer der kleine hier. Wenn er nicht durchkommt, gibt er vielleicht einen netten Bettvorleger ab.“
„Versuch doch mal ihn zu holen du Bastard!“, schrie Myklas voller Zorn.
„Das werden wir noch früh genug Junge.“, entgegnete Baltor bestimmt.

Sie wurden nun schon seit Stunden durch die Gegend gekarrt. Das ruckeln des Wagens bereitete Tyrr große Schmerzen. Er stöhnte und fieberte mittlerweile. Wenn er nicht bald verarztet werden würde, so war sich Myklas sicher, überlebte er den Transport nicht.
Elsa starrte durch die Gitterstäbe. Tränen rollten ihre Wangen hinab und beinahe hätte sie die gleichmäßige Bewegung am Horizont übersehen. Immer größer werdende Schwingen näherten sich der Karawane. Sie wollte ihren Augen nicht trauen, es war zu schön um wahr zu sein.
„Myklas sie nur, Vater kommt, er kommt uns retten!“, kreischte sie aufgeregt.
„Vater? Ist es wahr? Das kann sein. Elsa, verwandle dich und versuche durch die Stäbe zu kommen. Dann öffne die Türe.“, entgegnete Myklas.
„Aber es ist zu schwer, ich schaffe es nicht.“
„Du schaffst es, weil du es schaffen musst. Vater wird es nicht alleine mit ihnen aufnehmen können. Er braucht mich. Ich glaube an dich!“, entgegnete er und blickte ihr dabei tief in die Augen.

Elsa brauchte vier Versuche um es endlich in ihre Form zu schaffen. Sie war ein zierlicher Fuchs und konnte mit einiger Mühe durch die engen Stäbe entkommen. Sie lief unter den Wagen und wartet auf einen günstigen Moment um auf das hintere Trittbrett zu springen. Sie verwandelte sich zurück und drückte die Sperre zurück um die Tür zu öffnen.
„Was machst du da, du verdammtes Gör?!“, grunzte der Reiter hinter dem Käfigwagon.
Doch da war es zu spät, Myklas stürzte sich in der Gestalt seines Wolfes auf den Mann und war ihn vom Pferd. Nahezu zeitgleich fuhr ein riesiger Greif in die Menge der Vagabunden. Es war tatsächlich ihr Vater. Schon mit dem ersten Angriff tötete er ein Dutzend der Krieger.
„Schnell, bring Elsa und Tyrr auf meinen Rücken.“, sprach sein Vater über seine Gedanken.
Myklas gehorchte und verwandelte sich zu einem Menschen. Er und Elsa hoben Tyrr auf seinen Rücken. Sie mussten sich beeilen, denn die Vagabunden hatten den ersten Schock verdaut und formierten sich. Kaum war Elsa auch auf dem Rücken des Greifs bemerkte Myklas, wie die Männer ihre Bögen vorbereiteten.
Noch im Sprung wurde er zur reißenden Bestie und blickte zu seinem Vater.
„Bring sie Weg, ich halte sie auf. Die Pfeile könnten euch treffen.“, wandte er sich an den Greif
„Niemals, sie werden dich töten.“
„Aber bitte, ich bringe ihnen Leben viel mehr Gold als tot. Rette sie, dann finde mich. Du weißt wohin sie mich bringen werden. Aber jetzt erteile ich ihnen noch eine Lektion, warum man sich besser nicht mit Formwandlern anlegen sollte.“, grinste er verächtlich.
Ohne eine Reaktion abzuwarten stürzte er sich auf die Bogenschützen. Sein Vater katapultiere sich in die Luft und konnte nur mit Mühe einigen Speeren und Lanzen ausweichen. Einzig ein Pfeil traf seine rechte Schwinge, doch den Schmerz bemerkte er gar nicht.
Seine Augen füllten sich mit Tränen und sein Herz krampfte sich zusammen. Er konnte nicht mal zu seinem Sohn zurückblicken und sehen wie er wieder unter einem Netz verschwand.
„Ich finde dich, mein Sohn. Ich finde dich und wenn es das Letze ist, was ich tue. Danke für deinen Mut.“, schluchzte er in Gedanken.


Verwendete Wörter als Vorgabe:
• Schwinge
• Tropfen
• Moos
• Horizont
• atmen

 

Einszwo,

du hast drei Stories hier hochgeladen, Kritik bekommen, äußerst (!) sparsam darauf geantwortet, aber noch keine Story von anderen Autoren kommentiert. Man könnte meinen, du wärst vom Stamme Nimm. Ein Forum lebt aber vom Nehmen UND Geben. Bring dich einfach ein, kommentiere Geschichten von anderen Autoren, vorzugsweise denjenigen, von denen du dir feedback erwünschst.

Nur mal so als Tip nebenbei.

 

Hi,

Das tut mit sehr leid. Sollte es nicht rüber kommen. Ich habe jetzt mal viele Geschichten gelesen und mir dazu meine Gedanken gemacht. Zusätzlich habe ich mir deine Kritik zu Herzen genommen und mir viele Infos geholt zu "show, don't tell", Szene und Dialoge.
Natürlich werde ich auch anderen Autoren antworten, jedoch fühle ich mich noch nicht gefestigt und in der Position um hilfreiche Kritik außer " Das gefällt mir sehr gut" zu bringen.
Ich wollte nicht diesen Eindruck bei Dir oder anderen Autoren erwecken und werde von nun an mich besser einbringen. Danke Dir für deinen Hinweis.

Liebe Grüße

 

Hallo einszwo,

da bin ich noch mal. Bis hierhin war weder in der ersten (Zweifel) Geschichte noch hier ein Zeichen zu korrigieren, was ich schon beim Lesen der Namen für pure Magie halten musste.

Nordische Namen allesamt, wobei ausgerechnet der Einäugige durch die nordische, aber auch die Welt west-germanistischer Zunge mit dem Chef von Asgard gleichgesetzt werden kann, wobei „eigentlich“ Tyr® - Rechts- und Kriegsgott - lange auch Chef der Asen war, bis eben sein „wütendes“ (nix anderes heißt Odin/Wotan) Söhnchen den Boss herauskehrte (deshalb halten viele Interpreten auch den Hagen des Nibelungenliedes, erster Kanzler auf teutschem Boden, für eine odin-ähnliche Figur oder gleich für den Meister persönlich). In der Sigurdsaga kommt dieser Einäugige übrigens als Otter unter die Leute …
Aber zurück zu Tyr. Hier im Süden – da wo Nibelungen- und Gudrunsage, aber auch Dietrich von Bern und alle Ortlieb und Hug- und Wolfdietrich herkommen, hieß er Ziu, wo dem geübten Auge nun auch der olympische Boss ins Gesicht springt: Das kuriose ist, die wanderten alle auch schon mal über die Erde, führten oft ein Vagabundenleben. Hab halt auch Sagen und Mythen verschlungen … aber leide keine Fantasy. Nicht mal Tolkien!, der ja nur die nordische Mythologie abgekupfert hat, aber auch noch gut schreiben konnte.

Aber hier ist die Magie nun zu Ende. Dazu sei die Bemerkung erlaubt, dass am Anfang des folgenden Satzes kein Artikel oder Pronomen, sondern die Konjunktion mit zwo s steht:

Das Vagabunden ab und an Menschen verschleppten[,] kam regelmäßig vor.
Der nächste Satz verwechselt Singular und Plural
Dann musste die Familie ein kleines Lösegeld bezahlen und sie konnten ihre Liebsten in die Arme schließen.
Selbst erkannt, nach dem Hinweis? Wenn nicht, hier die Lösung
Dann musste die Familie … bezahlen und sie [Anm.: die Familie] konnte[…] ihre Liebsten in die Arme schließen.

zurück bringen
Zusammen!

Neben der Zeichensetzung zum Infinitivsatz gibt es hier noch zu fragen, warum der Konjunktiv unterbrochen wird?

Leider war sie noch zu jung um ihr Talent wirklich nutzen zu können, doch selbst wenn sie dazu in der Lage wäre, es war doch mehr als fraglich ob diese, durchaus geübten Krieger vor einem Fuchs in Ehrfurcht erstarren würden.
Besser
Leider war sie noch zu jung[,] um ihr Talent wirklich …

„Wenn du weiter so einen Lärm machst, dann ganz bestimmt“.
Hier müsste der flüchtige Punkt wieder an seinen angestammten Platz vorm Gänsefüßchen gesetzt werden.

… und sie mussten lernen[,] es zu kontrollieren.
Zu den Infinitivsätzen mein Tipp: Setz grundsätzlich ein Komma, selbst wenn es nicht erforderlich zu sein scheint: Die Ausnahmen von der „kann“-Regelung durch „muss“-Regelungen führen immer in Fallen … vor allem, wenn man die Ausnahmen nicht parat hat (das ist nicht mal näherungsweise so schwierig wie im Steuerrecht)
Myklas begann nun[,] sich zu verwandeln.

Flüchtigkeit (wie schon im Zweifel) oder zuschnappende Fälle-Falle?
In wenigen Sekunden hatte er sich in eine[n] beachtlich großen Wolf verwandelt.
Tyrr brauchte nur auf seinen Bruder blicken[,] um zu wissen, dass …

Da war ich zunächst baff:
Nun hintere ihn nichts mehr an der Verwandlung.
Sehfehler oder Hörfehler? Hindere!

…, eine weitere gute Eigenschaft[,] wenn man verwandelt war.

Hier nun wäre ein Komma entbehrlich, wird es doch durch die Kunjunktion ganz gut vertreten
Vielleicht durch den Regen, oder einfach durch seine Unerfahrenheit, …

Tyrr bemerkte den Stolperdraht erst[,] als es zu spät war. Ein …

„Tyrr, nicht! Halte aus[,] ich komme[…]“, schrie Myklas stumm.
… mit einem markerschütternde[n] Brüllen …
Noch bevor der Vagabund wusste[,] wie ihm geschah[,] quoll Blut
Zwei weitere Männer hatten kaum ihre Waffen gezogen[,] als sie von dem dunklen Wolf niedergestreckt wurden.
Er war jetzt nur mehr wenige Meter vom Käfig[,] in dem seine Schwester war[,] entfernt …

Usw.

Ich geh davon aus, dass Du selbst daran interessiert bist, alle gramm. Fehler zu beseitigen. Empfehlung kann ich Dir auf jeden Fall die ersten hundert Seiten des Rechtschreibdudens, der die Grundzüge kompakt durchgeht und allemal leichter ist als der Grammatikduden (wer nimmt schon gerne 1300 Seiten mit ins Bett? Gibt ja nur blaue Flecken …)

Gruß

Friedel

 

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