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Die Katze ist tot

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17.09.2012
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Die Katze ist tot

"Die Katze ist tot", sagte Roni.
Phil nickte. "Die Katze ist tot."
Andächtig betrachteten die beiden das tote Tier, das in unnatürlicher, seltsam verdrehter Art und Weise vor der Garageneinfahrt lag.
"Oh mein Gott, was ist denn passiert?", fragte Mick, der sich zu den Beiden gesellte.
"Die Katze ist tot."
"Ist sie wirklich tot?"
"Mausetot..."
"Wem gehört sie denn?", fragte Mick.
"Was soll denn diese Frage", antwortete Roni genervt. "Die Katze ist tot."
"Ok, ok. Wem gehörte sie?"
"Nein, ich meine... Das Tier hat niemandem gehört. Es gehörte sich selber."
Mick schloss die Augen und seufzte. Er hatte Ronis Einstellung zu Tieren völlig vergessen. Seine zum Teil radikalen und übertriebenen Vorstellungen über die Rechte der Tiere gingen seiner Meinung nach etwas zu weit. Doch diesmal wollte er ihn nicht strapazieren. Schliesslich war eine Katze tot.
"Wenn du wissen möchtest, wo das Tier gewohnt hat, dann frag auch richtig", sagte Roni. "Sie kommt wohl aus dem Haus der Huber."
"Huber?", fragte Phil. "Die sind doch in den Ferien."
"Ja, aber die Katze ist hier geblieben."
"Und jetzt ist sie tot", stellte Phil klar.
"Was ist denn passiert?", fragte Mick.
"Sie wurde überfahren."
"Von wem?"
Roni zuckte mit den Schultern.
Mick blickte Phil an, der seinem Blick auswich und den Kopf schüttelte.
"Das ist doch die Garage der Huber, nicht?", wollte Mick wissen.
"Ja", antwortete Roni. "Aber jetzt sind sie ja nicht da. Jemand muss hierher eingefahren sein, zum Wenden oder so."
"Aber was spielt das alles jetzt noch für eine Rolle", sagte Phil. "Die Katze ist tot."
Ein Hund, ein Mops, kam interessiert aus dem Garten, wohl durch das intellektuelle Gespräch der Drei angelockt. Er erblickte das tote Tier vor der Einfahrt, betrachtete nachdenklich die drei Menschen, ging dann zur Katze und schnupperte an ihr. Dann blickte er wieder zu den Drei hinauf.
"Die Katze ist tot", schien sein Blick auszusagen. Er gab einen hustenden Laut von sich und watschelte gemächlich von dannen.
"Die Katze ist tot", bestätigte Mick.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo kvgunten!

Eine sehr hintergründige Geschichte. Der einfache Bürger vertraut seinem eigenen Urteil nicht, dazu ist er nicht erzogen, er braucht erst einen Experten, um das Offensichtliche zu glauben. Fast wie im richtigen Leben.
In der Story tritt der Experte in Person eines Mopses auf. Das find ich passend, wer kann besser eine tote von einer lebendigen Katze unterscheiden als ein Hund es kann? Vielleicht sollte man sogar hier einen Mops aus Amerika (z.B. den USA) nehmen und besser noch gleich mindestens zwei davon. Vielleicht sogar vom FBI. Ich bin mir nicht ganz, jedoch fast sicher, dass es beim FBI hervorragend ausgebildete Möpse gibt.

In dem Sinne, unter Humor wäre das Textlein auch nicht verkehrt.

Lieben Gruß

Asterix

 

Hi,

hihi :)
Ich bin mir grad nicht sicher, ob das so wirklich eine Kurzgeschichte ist; aber was solls?
Ich mag den Text, der irgendwie richtig viel Spaß macht. Ich würd Asterix zustimmen, "Humor" ist eine sehr gute Zusatzoption.
Hab mich fast ein wenig an einen Ausschnitt aus "Warten auf Godot" erinnert gefühlt.

Andächtig betrachteten die beiden das tote Tier, das in unnatürlicher, seltsam verdrehter Art und Weise vor der Garageneinfahrt lag.
Das "andächtig" gefällt mir ebenfalls.

Ach, da ist echt viel gutes Zeuchs drin. Kurz und witzig.

"Nein, ich meine... Das Tier hat niemandem gehört. Es gehörte sich selber."
Das hier!

Schliesslich was eine Katze tot.
Schließlich war

Öhm, und ich glaube "Beide" und "Drei" (einmal gegen Beginn, zweimal am Ende) klein.

Er gab einen hustenden Laut vor sich und watschelte gemächtlich von dannen.
von sich
und gemächtlich ... Witziges Wort. Ich tendiere hier aber eher zu gemächlich ;)

Also: Gern gelesen!

Liv.

 

Hallo Asterix, hallo Liv

Danke für eure Rückmeldungen und Hinweise!
Die Geschichte ist aus einer wahren Begebenheit heraus entstanden. Ich wollte das Ganze etwas skuriler erscheinen lassen und ich bin sehr froh, dass die Geschichte guten Anklang findet. Der Hund hätte eine wichtigere Rolle spielen sollen, doch dann habe ich das beim aktuellen Text belassen.

Die Sache mit dem ß... Ich verstehe, dass es sich um einen deutschen Forum handelt. Ich bin aus der Schweiz und habe mich ganz ehrlich nie mit den Regeln des ß befasst. Da war ich erfreut von einem deutschen Kollegen zu hören, dass man inzwischen in Deutschland das ß einfach als ss schreiben kann. Vielleicht könnte mir da jemand seine Meinung dazu sagen?

Bei "Beide" und "Drei" habe ich Grossbuchstaben gewählt, da es sich meiner Meinung nach um Substantive handelt. Vielleicht liege ich da falsch.

Gruss,
kvgunten

 

Die Sache mit dem ß... Ich verstehe, dass es sich um einen deutschen Forum handelt. Ich bin aus der Schweiz und habe mich ganz ehrlich nie mit den Regeln des ß befasst. Da war ich erfreut von einem deutschen Kollegen zu hören, dass man inzwischen in Deutschland das ß einfach als ss schreiben kann. Vielleicht könnte mir da jemand seine Meinung dazu sagen?
Wir haben hier viele Mitglieder aus der Schweiz. Ständig "ss" statt "ß" ist ein Indiz dafür und dann kein Grund, es hier als Fehler zu markieren. Das ist so eine ungeschriebene Regel hier. ;)

Für alle Deutschen gilt die falsche Schreibweise nach wie vor als Rechtschreibfehler. :teach:

Lieben Gruß!

 

Lieber kvgunten,

mir hat die Geschichte auch gefallen, wobei sie eher wie eine Szene für ein Hörspiel oder eine Comic-Vorlage auf mich wirkt. Dass du alle Emotionen, die man bei dem Titel ja durchaus erwarten könnte, weglässt, macht die Sache witzig und lakonisch.
Ein Satz hat mich gestört:

Seine zum Teil radikalen und übertriebenen Vorstellungen über die Rechte der Tiere gingen seiner Meinung nach etwas zu weit.

Mit übertrieben beschreibst du ja schon etwas zu weit gehendes. Damit ist die Sache doppelt gemoppelt (aber damit hast du dann auch deinen zweiten mops...)

Liebe Grüße
Cleng

 

Hallo Cleng

Danke für den Kommentar. Das stimmt, das ist wohl zu gemein formuliert.
Der Satz ist zu lesen aus der Sicht von Mick, der nichts mit den Gedanken seines Freunden anfangen kann. Darum wollte ich das möglichst negativ ausdrücken, obwohl ich persönlich nicht dieser Meinung bin.

Gruss,
kvgunten

 

Wir haben hier viele Mitglieder aus der Schweiz. Ständig "ss" statt "ß" ist ein Indiz dafür und dann kein Grund, es hier als Fehler zu markieren. Das ist so eine ungeschriebene Regel hier.
Dann ein dickes Tschuldigung von mir! Hab ich echt nicht gewusst - werds mir aber merken ;)

 

@ Asterix

Ich schätze Deine stets tolerante Haltung sehr, die Du auch bei Misslichkeiten den Autoren entgegenbringst. So ist es mir beinah peinlich dies vorzubringen, aber ich denke hier sollte kvgunten nicht einfach die „Gnade einer ungeschriebenen Regel“ zugestanden, sondern die Legitimität der von ihm angewandten Regel unterstrichen werden. Eine nuancierte Variation, aber sie stipuliert länderübergreifend die Sprachlichkeit des Hochdeutschen.

Leider ist mir Dein nachfolgend zitierter Hinweis erst heute Nacht aufgefallen, sonst hätte ich eher reagiert. Doch bei der Erwähnung von Regelwerken achte ich ein klitzeklein pedantischer darauf, wie sie interpretiert werden.


Wir haben hier viele Mitglieder aus der Schweiz. Ständig "ss" statt "ß" ist ein Indiz dafür und dann kein Grund, es hier als Fehler zu markieren. Das ist so eine ungeschriebene Regel hier. ;)

Für alle Deutschen gilt die falsche Schreibweise nach wie vor als Rechtschreibfehler. :teach:


:confused: Dieses „Update“ hatte ich nie erhalten. Es verwunderte mich auch insofern, da vor knapp einem Jahr die internen Regeln herabgebrochen wurden. Da soll ausgerechnet ein übergeordnetes Regelwerk der damaligen „Sprachenkonferenz“ neu gebeugt worden sein? Die in diesem Punkt unveränderten (KG/WK) Regeln festgehaltene Formulierung lautet auf Rechtschreibung und Rechtschreiberegeln, ohne weitere Interpretation oder Abgrenzung.

Der ursprüngliche Kommentar der Sprachenkonferenz, welche von Fachleuten aus allen Ländern mit nennenswertem deutschsprachigen Bevölkerungsanteil verfasst wurde, ist mir nicht mehr zugänglich. Doch hier ein Auszug (Seite 29) aus der amtlichen, für Deutschland gültigen Fassung:

Regelwerk Deutsche Rechtschreibung
Empfehlungen des Rats für deutsche Rechtschreibung
München und Mannheim – Februar 2006

2.3 Besonderheiten bei
§ 25 […]
[…]
E2: Steht der Buchstabe ß nicht zur Verfügung, so schreibt man ss.
In der Schweiz kann man immer ss schreiben. Beispiel: Straße – Strasse
E3: Bei Schreibung mit Großbuchstaben schreibt man SS, zum Beispiel:
Straße – STRASSE

Diese sichtbar gemachten Gedanken sollen nur eine Anmerkung sein, da Sprache ein hohes Gut ist, die eine Kommunikation erlaubt, welche über Grenzen – so sie gelingt - die Verständigung erlaubt, und in ihren Artungen nicht unbedeutend sein darf.

Nichts für ungut, aber so sakrosankt wie es aufscheint mochte ich es nicht unwidersprochen stehen lassen. :shy:

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Lieber Anakreon!

Ich sehe keinen Unterschied zwischen unseren Aussagen.
Das amtliche Regelwerk zur deutschen Rechtschreibung, aus dem du zitierst, ist jedoch nur für Behörden bindend, meine ich.
Die deutsche Rechtschreibung verlangt eine differenzierte Einsetzung von ß/ss, Duden-Regel 159. Die Regel 160 bezeichnet nur eine Notlösung für maschinelle Schreibgeräte ohne ß Taste, da international das ß nicht gebräuchlich ist, weil es im ISO/IEC 10646 nicht vorhanden ist.

Lieben Gruß

Asterix

 

Und zurück zur Geschichte

Liebe kvgunten,

Mir hat dein Textchen ein Grinsen abgewonnen. Und ich denke, damit hat der Text alles erreicht, was zu erreichen war. Zumindest in dieser Form. So ein bisschen lauert da schon mehr unter der Oberfläche. In meiner Wahrnehmung eine Übeforderung mit plötzlich eintretenden Ausnahmefällen, die gesellschaftlich noch etwas tabuisiert werden, bzw keine klare Etikette/ Verhalten vorschreiben. Wie verhält man sich richtig, wenn ein Tier umkommt? Wie viel Betroffenheit ist angebracht? Was macht man mit dem Kadaver?
Sowas halt, aber das müsste man schon noch mehr rauskitzeln, wenn es dir darauf ankommt. In dieser Form ist das eher humoristisch angelegt. Wie gesagt, ich habe geschmunzelt. Obwohl ich Katzen mag ;)

Grüßlichst
Weltenläufer

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe kvgunten,

ich würde versuchen, das mal in das Präsens umzuschreiben. Ich glaube der Text gewinnt dadurch an Drastik. Warum, kann ich dir leider nicht genau sagen. Bei längeren Texten ist das selten durchzuhalten und manchmal auch anstrengend zu lesen, hier wäre die Wirkung aber ziemlich stark.

intellektuelle Gespräch

Hier mischt du dich als Autor meiner Meinung nach in was ein, was dich nichts angeht. Ansonsten haben wir eine saubere Bestandsaufnahme, einen Bericht, und dann diese wertende Vokabel.

lg baronsamedi

 

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