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Serie A Sitcom - Folge 2: Karolin ist die Herrscherin des Universums

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06.09.2014
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A Sitcom - Folge 2: Karolin ist die Herrscherin des Universums

Karolin war die Herrscherin des Universums –damit will ich anfangen. ‚Ich‘, das heißt in dem Fall ich, Elefanten-Man, kleiner sprechender, auf zwei Beinen gehender Elefant -also im Grunde wie Benjamin Blümchen, nur nicht so schwul!- und Erzähler, Conferencier und zugleich Maskottchen der Sitcom ‚A Sitcom‘. Alles Weitere ist nachzulesen unter ‚A Sitcom – Pilotfolge‘!
Karolin war also die Herrscherin des Universums. Wie das genau passiert war, weiß ich nicht mehr, aber in jedem Fall waren Feudarianer vom Planeten Feudaria gekommen und hatten ihr erzählt, dass sie die Auserwählte sei, von der eine Prophezeiung sprach… naja, Sie wissen schon, der übliche Kladderadatsch halt…
Sie hatte netterweise ihre Freunde mitgenommen –zu Hans‘ Leidwesen auch Professor Horatio Müller; Hans hatte protestiert, worauf Karolin ihm angedroht hatte, ihn, Hans, nicht mitzunehmen. Da hatte er die Klappe gehalten.
Und so saß Karolin schließlich auf dem Goldenen Thron im Regierungssitz auf Feudaria und fragte sich, was sie mit dem Planeten Bluto machen sollte.
„Du meinst Pluto?“, fragte Vanessa.
„Nein“, antwortete Karolin, „‘Bluto‘. Der liegt ungefähr drei Sonnensysteme westlich von unserem! Außerdem ist Pluto gar kein Planet mehr, also ich bitte dich Vanessa, das weiß doch wirklich jeder!“
Vanessas Augen verengten sich und auch ihr Mund wurde auffallend schmal. Am liebsten hätte sie Karolin eine geklatscht, hielt sich aber noch gerade so zurück. Es machte sie ziemlich sauer, dass Karolin, die im Gegensatz zu ihr, Vanessa, noch kaum je ein Buch in der Hand gehalten hatte, jetzt sie, Vanessa, auf diese Art belehren musste, nur weil sie ausnahmsweise mal was behalten hatte, was ihr Zarlon erst zwei Tage zuvor erzählt hatte. Wer war überhaupt dieser Zarlon? Vanessa traute ihm nicht. Als selbsternanntes Großvisier –auf Feudaria hieß es tatsächlich ‚das Großvisier‘ statt ‚der Großwesir‘!- war er derjenige, der Karolin von der ganzen Auserwählten-Geschichte erzählt hatte und so weiter. Naja, was machte es schon. Vanessa seufzte. Wer war sie, der Herrscherin des Universums zu widersprechen, hatte diese sich auch einst ihre ‚beste Freundin‘ geschimpft und auf ihren Rat gehört…
„Jedenfalls ist auf Bluto ein blutiger Bürgerkrieg entbrannt!“, sagte Karolin, „was soll ich also tun, Vanessa? Eingreifen? Warten?“
„Greife ein!“, sagte Vanessa, „aber vorsichtig, besonnen! Flieg‘ hin, zeige Präsenz und versuche, sie zu überzeugen, dass Gewalt keine Lösung ist und man den Konflikt auch friedlich und diplomatisch lösen kann!“
„Ich respektiere deinen Rat, Vanessa“, sagte Karolin, „und entscheide mich, ihn nicht zu befolgen. Ich werde einfach warten, den Konflikt ignorieren und darauf hoffen, dass er sich von selbst löst!“

„Aber eigentlich war es doch ganz nett von Karolin, Ihnen diesen Mond zu überlassen oder, Herr Professor?“, fragte Hugo, das heißt eigentlich Müller selbst, in der bizarren hohen Stimme, mit der er immer als ‚Hugo‘ –wie er seinen linken kleinen Finger getauft hatte, den er dann immer bewegte- mit sich selbst kommunizierte.
„Verdammt, musst du mir eigentlich immer widersprechen, Hugo?“, empörte sich Müller,„Ob ein Zimmer in einer WG oder ein Mond in der Guttenberg-Galaxis, das ist doch alles nicht das Wahre! Ich strebe nach wie vor nach der Weltherrschaft, falls Du das vergessen haben solltest!“
Die Guttenberg-Galaxis war ein billiges Plagiat der Gutenberg-Galaxis –in der alles aus Büchern und anderen Print-Medien bestand, aber dazu komme ich ein anderes Mal!- deswegen das zusätzliche ‚t‘, Sie wissen schon, wie auf dem Rummel, wenn man diese M&M’s-Maskottchen aus Plüsch schießen kann, aber um urheberrechtliche Schwierigkeiten zu vermeiden, steht dann da ‚n‘ oben drauf statt ‚m‘ und die meisten Leute merken das nicht, hihi… Im Gegensatz zu den Bewohnern der Gutenberg-Galaxis, welche tatsächlich belesen waren, taten die Bewohner der Guttenberg-Galaxis nur so. Auch hatten viele Gebäude, ja teilweise ganze Planeten, die Form von Büchern, aber nicht so ansehnlich und von zweitklassigen Billig-Architekten errichtet. Die Bewohner der Guttenberg-Galaxis liefen gern herum und taten als würden sie lesen, obwohl sie in Wirklichkeit spezielle tragbare E-Bücher verwendeten, die ihnen kleine Filmchen zeigten –aber nicht zu anspruchsvoll, um sie nicht geistig zu überfordern! Trotzdem oder gerade deshalb hatte man ausgerechnet dort den intergalaktischen Regierungssitz Feudaria errichtet –der ganze Planet war künstlich angelegt worden- vermutlich weil es dort billiger war und die Einwohner unterwürfiger waren und die aufgeblasene Attitüde der feudarianischen Regierungs-Bonzen eher duldeten als man das anderswo tat.
„Bitten Sie doch Karolin, Ihnen die Verwaltung der Erde zu überlassen, Herr Professor“, schlug Hugo vor. Da sie jetzt das Universum beherrscht, schließt das die Erde mit ein, also hätten sie ja dann Ihr Ziel erreicht, oder Herr Professor?“
„Du hast Recht, Hugo!“, sagte Müller, „aber nun da ich weiß, dass man theoretisch auch das Universum beherrschen kann, reicht mir die Erde nicht mehr! Ich will, was Karolin hat. Nichts gegen Karolin, sie ist ein nettes Mädchen und ich mag sie. Aber absolute Macht soll sie doch lieber denen überlassen, die nach absoluter Macht um ihrer selbst willen streben, die sind ja wohl offensichtlich viel geeigneter, sie auch zu besitzen, findest du nicht auch, Hugo?“
„Aber klar, Herr Professor“, sagte Hugo, „jemand der gar nicht herrschsüchtig ist, kann doch mit Macht gar nichts anfangen. So jemand wird am Ende noch darauf verzichten, sie auszuüben, wenn die persönliche Freiheit und Würde seiner Untertanen oder so’n Scheiß es ihm verbieten! Was soll das dann, wozu ist man dann überhaupt allmächtig, dann kann man’s doch auch gleich lassen, oder?“
„Amen!“, sagte Müller, „aber was mach ich?... Ah, ja, ich hab’s! Ich muss herrscherliches Großvisier werden! Warum heißt es hier eigentlich ‚das Großvisier‘ statt ‚der Großwesir‘?“
„Naja“, erklärte Hugo, „weil der Inhaber dieses Amtes eben als das ‚Visier‘ begriffen wird, durch den der Herrscher, oder in diesem Fall die Herrscherin, auf das Universum blickt, da es eigentlich das Großvisier ist, welches tatsächlich weiß, was im Universum so passiert und dann dem Herrscher davon berichtet. Das heißt, im Grunde hat das Großvisier viel mehr Macht als der Herrscher selbst, denn das Großvisier könnte ja auch dem Herrscher falsche Informationen zukommen lassen und ihn oder sie dadurch reinreißen!“
Nun da ich so darüber nachdenke, ist es schon erstaunlich, dass die Hugo-Hälfte von Müllers Gehirn faktische Dingte wusste, welche die andere nicht wusste und ihr diese erklären musste. Müller schien ein neues Stadium der Schizophrenie erreicht zu haben und das macht mir Angst…
„Ein absolut lächerliches und bescheuertes System!“, sagte Müller, „ich liebe es! Ich werde also Großvisier! Hierfür muss ich mich zunächst des aktuellen Visiers entledigen…“

Unterdessen hatte Karolin Hans in den feudarianischen Kerker werfen lassen, nachdem er sie gebeten hatte, anzuordnen, dass ein paar Feudarianerinnen ihm, einem ihrer engsten Freunde, als Sex-Gespielinnen zur Verfügung gestellt würden.
Was eigentlich gar nicht so schlimm war, denn Feudaria war dermaßen, auf gut Deutsch gesagt, bonzig, dass selbst die Gefängnisse wie Luxus-Hotels waren, nur eben mit bloß vier Sternen statt fünf, was für die Feudarianer schon fast Grund zum Selbstmord war, von jemanden wie Hans aber, der gewohnt war, so zu tun als sei er reich, nicht aber es wirklich zu sein, nicht unbedingt als Strafe empfunden werden konnte.
„Aber jetzt mal im Ernst, Hans“, sagte Sven, „die Frauen hier haben grüne Haut und drei Hörner auf dem Kopf! Bist du wirklich so notgeil –verzeih die Ausdrucksweise…“
„Sven“, sagte Hans, sich etwas Champagner nachschüttend, in jener belehrenden Art, die Sven bei ihm kannte und ‚liebte‘, „Möpse…“ Sven sah ihn erwartungsvoll an.
„Ja, das war’s schon“, sagte Hans, „das ist mein Gegenargument!“ Sven rollte genervt mit den Augen.
„Svenni-Boy!“, rief da plötzlich jemand.
-„Oh nein!“ Sven hatte für einen kurzen Moment verdrängt, dass er verfolgt wurde. Eine der Feudarianerinnen –sie war die Nichte des Botschafters oder sowas- hatte offensichtlich ein Auge auf ihn geworfen. Jetzt hatte sie ihn mal wieder gefunden.
„Puh“, sagte sie, „du hast es mir aber diesmal wirklich schwer gemacht, dich zu finden, Süßer! Fast hatte ich das Gefühl, du wolltest gar nicht von mir gefunden werden…“
„Aber wie kommst du denn darauf, meine Liebe!“, sagte Sven mit einem gezwungenen Lächeln. „Hilf mir!“, raunte er Hans zu.
„Ist schon OK, Sven!“, sagte Hans, vielleicht ein bisschen zu selbstbewusst, „ich mach das schon! Hey Ophelia!“ Er stand auf.
„Mein Name ist Karania!“, sagte die Feudarianerin empört, „Karania von und zu Klappengesicht!“
„Was für ein…“, setzte Hans an, aber ein mögliches Kompliment wollte ihm einfach nicht über die Zunge, „Name“, beendete er schließlich einfach den Satz.
„Na jedenfalls, Karania“, fuhr er fort, „ich weiß, du denkst, Sven sei cool, aber da täuschst du dich!“
„Hey“, rief Sven.
„Soll ich dir helfen Sven oder soll ich nicht?“, gab Hans zurück.
„Hm, also gut!“, grummelte Sven mussmutig.
„Weißt Du Karania“, sagte Hans, „Sven ist einfach ein Schwuli, ein Wachlappen! Wenn Du’n richtigen Kerl willst…“
„Dann soll ich mir so einen holen wie dich? Nee danke“, sagte Karania naserümpfend, „nun zu Dir Sven…“
Aber da hatte Sven schon klammheimlich den Ort des Geschehens verlassen…

Zarlon freute sich; sein Plan war genial; er würde eine Menge Geld veruntreuen, damit abhauen und es Karolin anhängen; dafür hatte er sich extra diesen Auserwählten-Quatsch ausgedacht, der natürlich gar nicht stimmte! Er selbst hatte schon vor Jahren die Schriftrolle gefälscht, sie in den Raum der Prophezeiungen geschmuggelt und dann gewartet, bis die ‚Weisen‘ von Feudaria jemanden finden würden, auf den die Attribute, die er dem ‚Auserwählten‘ dort angedichtet hatte, zutreffen würden. Dass es sich dabei ausgerechnet um eine Karolin Weber von der Erde handeln würde, war Zufall, aber was kümmerte ihn das? Die Bevölkerung des Universums sollte sie seinetwegen lynchen oder was auch immer; das wäre ihm egal; er würde den Rest seiner Tage auf Waiaiai verbringen, einem tropischen weil nah der dortigen Sonne gelegenen Planeten im Lambda-Quadranten, am Strand in der Sonne baden, eine mikroskopische Mirgirathi in der Hand –die Erklärung, worum genau es sich bei dieser intergalaktischen Cocktail-Spezialität handelt, spare ich mir an dieser Stelle; denken Sie sich einfach Ihren Teil… .
Gerade als Zarlon dabei war, diese Zukunfts-Perspektive mal wieder so richtig zu genießen, schlug ihn jemand K.O.. Es war Müller.
„Hervorragend, Hugo!“, sagte er nur.

Und so wurde schon bald Karolin in ihrem Gemach von Professor Horatio Müller aufgesucht.
„Herr Professor!“, rief sie erstaunt aus, „was tun Sie hier?“
„Ach“, sagte er nur, „ich konnte nicht schlafen, so allein auf meinem Mond, da bin ich nochmal kurz nach Feudaria rübergedüst und da ich sah, dass hier noch Licht brannte…“
„Ich konnte ebenfalls nicht schlafen“, sagte Karolin, „die Handelsdispute auf Kargemil halten mich wach. Vielleicht sollte ich den Handel mit Naikini-Händen einfach verbieten, aber so ziemlich jeder im Universum scheint der Meinung zu sein, dass die Glück bringen und/oder heilende Kräfte haben. Ich persönlich denke, dass sie einfach nur nach drei Tagen nicht mehr besonders gut riechen, aber auf mich hört ja mal wieder keiner!“
„Wieso eigentlich nicht?“, fragte Müller, „ich meine, du bist doch schließlich die Herrscherin des Universums…“
-„Da haben Sie natürlich recht, Herr Professor! Vielleicht sollte ich diesen Anspruch mal mehr geltend machen!“
„Ja, oder du machst einfach weiter wie bisher und lässt mich an deiner Stelle das Universum leiten!“
-„Wieso gerade Sie, Herr Professor?“
-„Na, wenn ich dann dein Großvisier bin…“
-„Aber ich hab‘ doch schon ein Großvisier, Zarlon den Unsympathischen!“
-„Ja, da wir gerade davon sprechen, ich hab‘ schlechte Nachrichten…“
„Da ist er“, rief Zarlon, den Raum betretend, „ergreift ihn!“
„Was?!?“, rief Müller erstaunt aus, „Z…Zarlon! Aber wie… Verdammt Hugo, ich hatte dich doch explizit instruiert, ihn in die Besenkammer zu sperren, so dass ich mir später überlegen könnte, ob ich ihn ins Weltall schleudere oder als Versuchskaninchen für meine Experimente benutze!“
„Und wie bitte hätte ich das in Ihrer Abwesenheit tun sollen, Herr Professor?“, fragte Hugo empört, „Haben Sie etwa vergessen, dass ich lediglich Ihr kleiner Finger bin? Also, zuweilen wird Ihnen Ihre eigene Schizophrenie zum Verhängnis Herr Professor, denken Sie mal drüber nach!“

Doch ehe Müller dazu gekommen war, darüber nachzudenken, hatte man ihn gepackt und zu Hans in den Kerker geworfen. Letzterer genoss gerade eine Dose Kaviar in einem Schaumbad. Die Ankunft Müllers trübte seine Freude ein wenig.
„Das ist ja mal wieder typisch!“, sagte er, „jetzt haben Sie sich extra einsperren lassen, Müller, weil sie mir die Gefangenschaft nicht allein gönnen! Also von meinem Kaviar kriegen Sie nichts ab, haben Sie verstanden?“
„Oh mein Gott!“, rief Müller, der Hans gar nicht zugehört hatte, „ich bin gefangen! Welch schreckliche Höllenqualen werde ich hier erdulden müssen?“
„Aber das sieht doch eigentlich gar nicht so schlecht aus, Herr Professor!“, bemerkte Hugo, „dafür dass es ein Kerker sein soll, ist es eigentlich ziemlich luxuriös!“
„Wie entsetzlich!“, rief Müller, „ich bin so weit weg von all meinen geliebten Chemikalien, meinen Totenschädeln, meinen Super-Waffen, kurz, dieser Atmosphäre von Zynismus und Verzweiflung die ich so liebe. Diese Farben, dieses Licht, ich halte das nicht aus! Wenn ihr vorhabt, mich länger hier zu lassen, dann tötet mich lieber gleich!“
„Ja“, sagte Hans grinsend, während er sich genüsslich einen Sekt reinkippte, „echt grausam wie man hier behandelt wird, nicht Müller?“
In diesem Moment wurde Zarlon in den Kerker geworfen. Müller riss die Augen auf und starrte ihn fragend an.
„Tja“, sagte Zarlon, „da bin ich das vielleicht mieseste, intriganteste Schwein im gesamten Universum und Karolin lässt mich einsperren, weil ihr meine Haarfarbe nicht passt! Ich fürchte, sie ist ein bisschen größenwahnsinnig geworden!“
„Das finde ich ja eigentlich sehr sympathisch“, sagte Müller, „vorausgesetzt, dass ich derjenige bin, der größenwahnsinnig ist. Bei anderen Leuten finde ich das weniger bewundernswert!“
„Macht was ihr wollt!“, warf Hans ein, „aber von meinem Kaviar kriegt ihr nichts! Ich meine, das Zeug schmeckt mir überhaupt nicht, igitt, aber was soll ich machen, es ist nunmal Kaviar!“

So war also Karolin die Macht zu Kopf gestiegen. Den Bürgerkrieg auf Bluto beendete sie, indem sie den gesamten Planeten in ihr persönliches Feriendomizil verwandelte und die Bewohner auf den benachbarten Planeten Gruto umsiedelte…wo der Bürgerkrieg einfach weiterging mit dem Unterschied, dass jetzt auch noch die Ureinwohner Grutos mitmachten…
Kurz darauf ließ sie Vanessa ebenfalls in den Kerker werfen, nachdem diese sie darauf hingewiesen hatte, wie bescheuert das eigentlich gewesen war.
Schließlich wurden alle Eingekerkerten durch Sven befreit –leider auch Zarlon, der sich schnell in ein anderes Sonnensystem absetzte, in welchem er vermutlich weiter sein Unwesen trieb, schätze ich jetzt einfach mal.
„Aber wo hast du den Schlüssel her, Sven?“, fragte Hans.
„Karania von und zu Klappengesicht hat ihn mir gegeben!“, sagte Sven, „sie hat ihn von ihrem Vater, als Botschafter hat der auch immer einen Schlüssel zum Kerker, fragt mich jetzt auch nicht, warum genau!“
„Du musst ihr aber sagen, dass das mit euch nichts wird, Sven!“, sagte Vanessa, „du kannst sie nicht die ganze Zeit ausnutzen, das ist grausam!“
„Ach das würde ich mir an deiner Stelle nochmal überlegen, Sven!“, sagte Hans.
„Ach Hans“, seufzte Vanessa, „hör lieber mal auf, Kaviar zu essen, das muss dir doch langsam zum Hals raushängen!“
„Ich verabscheue es!“, sagte Hans, „mir wird bald schlecht, wirklich! Aber ich werde nie wieder in meinem Leben Gelegenheit bekommen, Kaviar zu essen, also…“
Sven ging einfach hin und schlug Hans den Kaviar aus der Hand. Dann gab er ihm nochmal demonstrativ einen leichten Schlag gegen den Hinterkopf.
„Schluss jetzt, lasst uns gehen!“ rief er dann.

„Karolin!“ Sie schreckte auf. Über ihrem Bett stand Vanessa.
„Hatte ich dich nicht einkerkern lassen?“, fragte sie unwirsch und rief dann „Wachen!“
„Wir haben deine Wachen narkotisiert!“, sagte Vanessa, „der Professor hat uns etwas Chloroform zur Verfügung gestellt! Verdammt Karolin, diese ganze Universums-Geschichte war doch irgendwie von Anfang an keine gute Idee, findest du nicht auch?“
Karolin überlegte eine Zeit lang.
„Na gut!“, seufzte sie schließlich, „wahrscheinlich hast du recht, Vanessa, wie immer! Ich hab‘ eh Angst, dass ich bald guillotiniert werde oder sowas!“
Und so brachen sie auf, zur Erde zurückzukehren, während Feudaria und damit auch das gesamte Universum eine neue demokratisch gewählte Regierung unter Karania erhielt, für die das ein kleiner Trost war, dafür dass sie bei Sven nicht hatte landen können.

Doch ein paar Tage später verschluckte sich Karolin an einer Fischgräte und starb.

ENDE

 

Hallo John!

Ich muss gestehen, es gibt nur einen einzigen Grund, warum ich dir einen Kommentar zu diesem Text schreibe: In der weichherzigen, mildtätigen Stimmung, die ich von Weihnachten hinübergerettet habe, halte ich den Anblick einer Geschichte, die schon monatelang mutterseelenallein ohne einen einzigen Kommentar herumsteht, einfach nicht aus. :xmas:

Mir ist beim Lesen aber schnell deutlich geworden, woran es liegen könnte, dass sich hier noch niemand äußern wollte. Die Geschichte bombardiert mich in einem rasenden Tempo mit Namen von Figuren und Ereignissen, die so schnell vorbeiziehen, dass sie mein Interesse nicht wecken konnten. Daher habe ich sehr schnell angefangen, den Text nur noch zu überfliegen. Allerdings hab ich noch mitbekommen, dass der Erzähler in den ersten paar Zeilen das Wort "schwul" als Schimpfwort gebraucht. Spätestens da war mir klar, dass der Text und ich keine Freunde werden.

Mein Eindruck ist, dass du diesen Text für dich selbst geschrieben hast. Daran ist nichts verkehrt, und in gewisser Weise tun wir das natürlich alle - wenn das Schreiben keinen Spaß machen würde, gäbe es hier keine Geschichten. Aber ein Text, wo sich der Autor Gedanken darum gemacht hat, wie er den Leser ansprechen und dafür sorgen kann, dass die Geschichte für Außenstehende verständlich und unterhaltsam wird, sieht einfach anders aus.

Das ist ein humoristischer Text. Damit fangen viele Leute an, die sich am Schreiben versuchen. Vielleicht, weil man meint, in dem Fall müsse man alles nicht so ernst nehmen, auch die Kritik nicht. Wenn man eine ernsthafte Geschichte schreibt, sein Herzblut da rein steckt, und dann sagt jemand: das war aber nix, das tut schon mehr weh, als wenn man ein paar Witze macht, die nach hinten los gehen. Aber ich bin trotzdem nicht überzeugt, ob es gut ist, mit so etwas anzufangen - ich glaube nämlich, humorvolle Texte gut hinzukriegen ist noch schwerer, als ernsthafte Texte hinzukriegen.

Die Versuchung ist groß, einfach einen Haufen bizarrer Ereignisse, komisch klingender Namen und völlig absurder Wendungen aneinanderzureihen und das dann "Geschichte" zu nennen. Das ist es aber noch lange nicht. Auch bei einer humorvollen Geschichte muss das Handwerk stimmen, Figuren müssen ordentlich eingeführt werden, die Handlung muss einem nachvollziehbaren Verlauf folgen. Und zusätzlich muss sie dann auch noch lustig sein.
Wenn diese Grundlagen fehlen, dann nützt es auch nicht viel, wenn du einen Wortwitz nach dem anderen aus dem Hut zauberst und eine absurde Szene die nächste jagt.

Ein bisschen erinnert mich deine Geschichte an "Per Anhalter durch die Galaxis". Es ist nun schon eine Weile her, dass ich das für den Gipfel des Humors gehalten habe, aber ich habe es immer noch in guter Erinnerung. Da ist auch viel von dieser Sorte Humor drin, und das ist auch ein vergleichsweise "hektischer" Erzählfluss, aber das nimmt sich trotzdem genug Zeit, um den Leser an gewisse Sachen heranzuführen. Das ist Arthur Dent. Sein Haus soll für den Bau einer Umgehungsstraße abgerissen werden. Zufällig soll zur gleichen Zeit die Erde für den Bau einer Hyperraumumgehungsstraße abgerissen werden. Und so weiter. Verstehst du was ich meine?
Soviel Zeit musst du dir auch nehmen, wenn du willst, dass ich dir folge. Man muss erst mal wissen, was los ist, bevor man das lustig finden kann.

Übrigens steigt die Wahrscheinlichkeit, dass auch ein nicht so überzeugender Text Kommentare erhält, ganz enorm an, wenn der Autor sich im Forum nicht nur durch das Einstellen von Geschichten, sondern auch mit Kommentaren zu anderen Texten beteiligt. :)
Darüber hinaus würde es dir selbst gut tun, dich umzusehen und aktiv zu werden. Zu sehen, wie andere Autoren es machen, und zu analysieren, was dich als Leser anspricht oder nervt, ist sehr hilfreich für die Arbeit an deinen eigenen Texten. Jetzt ist ja bald die Zeit für gute Vorsätze ... ;)

Grüße von Perdita

 
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Hi,

sorry, hab' Deinen Kommentar jetzt erst gesehen. Hab' auch jetzt keine Zeit, ausführlicher drauf einzugehen, aber dieser Link dürfte helfen ;) :

http://www.wortkrieger.de/showthread.php?54536-A-Sitcom-Pilotfolge

Viele Grüße

John

Vielleicht noch kurz: Das mit "schwul" ist (offensichtlich) ironisch gemeint; ich bin niemand, der "schwul" als Schimpfwort verwendet, sondern will mich, im Gegenteil (!) offensichtlich(?) hier über eben genau diese Unsitte lustig machen (!).

Gruß

John

 

Hallo John,

Deine Antwort hinterlässt bei mir einen ähnlichen Eindruck wie die Geschichte selbst. Genauso, wie du dir beim Schreiben deiner Texte nicht anscheinend nicht allzu viele Gedanken darüber machst, wie du den Leser richtig "abholst", hast du dich auch nicht sehr tiefgehend mit meinem Kommentar auseinandergesetzt. Keine Zeit ... na ja. Wenn ich nicht genug Zeit habe, um so ausführlich auf eine Kritik einzugehen, wie ich es für nötig halte, dann warte ich halt, bis ich die Zeit dafür habe. Nachdem du den Kommentar so lange nicht bemerkt hast, wäre es auf ein paar Tage länger doch auch nicht mehr angekommen.

Mit einem Link zu deiner ersten "Sitcomfolge" ist meine Kritik jedenfalls aus meiner Sicht nicht abgehakt. Serienteile müssen für sich stehen können und für den Leser nachvollziehbar sein, ohne dass man die anderen Teile gelesen hat. Außerdem hatte ich beim Überfliegen des ersten Teils nicht das Gefühl, dass die Figuren dort besser eingeführt werden und man als Leser besser die Orientierung behält.

Vielleicht noch kurz: Das mit "schwul" ist (offensichtlich) ironisch gemeint; ich bin niemand, der "schwul" als Schimpfwort verwendet, sondern will mich, im Gegenteil (!) offensichtlich(?) hier über eben genau diese Unsitte lustig machen (!).

Hmm. Das Argument ist mir bekannt, das gibt es ja auch in anderen Fällen. Wenn man alle Frauen scherzhaft "Schlampe" nennt, dann verliert das Wort seinen Beleidigungscharakter und wird zu einer lustigen Neckerei oder so. Ich finde nicht, dass das stichhaltig ist.

Jemand, der das Wort "unironisch" als Beleidigung verwendet, sei es aus Gedankenlosigkeit oder mit der bewussten Absicht zu verletzen, woran soll der erkennen, dass es bei dir "ironisch" ist und ihm sein Fehlverhalten aufzeigt?

Oder jemand, der zur "Zielgruppe" solcher Beleidigungen gehört, woran soll der merken, dass er sich in deinem Fall doch bitte nicht verletzt und ausgegrenzt fühlen soll, weil du es ja "ironisch" gemacht hast?

Wenn ich dir auf den Fuß trete und du sagst "Au", und ich sage dir dann, du sollst doch bitte nicht "Au" sagen, weil ich dir ironisch auf den Fuß getreten bin und mich damit über Leute lustig mache, die anderen in echt auf die Füße treten, würdest du mich ernst nehmen? Ich nicht.

Aber egal, ich will mich auch nicht als Political Correctness-Polizei aufspielen, mir hat das Wort in diesem Kontext missfallen und deshalb hab ich das gesagt. Wenn es dir so gefällt und du mit der Reaktion leben kannst, dann lässt du es halt so.

Ich merke an deiner Antwort, dass du eine andere Auffassung vom Schreiben hast als ich, und andere Standards, was deine "Sorgfaltspflicht" als Autor angeht, sage ich mal. Wenn jemand sagt, dass er einer Geschichte nicht folgen kann, dann suche ich die Verantwortung zuerst bei mir und nicht beim Leser, und ich überlege mir, wo ich ansetzen könnte, um ihm eine Brücke zu bauen.
Ich fürchte, wenn die Auffassungen so unterschiedlich sind, dann ist ein Kommentar vergebliche Mühe. Wenn ich in Zukunft unkommentierte Texte von dir sehe, werde ich das deshalb nicht wiederholen.

Und weil das so hingeschrieben irgendwie eingeschnappt klingt, noch eine Analogie, um zu erklären, dass ich es nicht so meine (noch 3 Stück, dann ist meine Stempelkarte voll :)):
Wenn jemand gerne und oft Fastfood isst, und ich dem erkläre, dass das aber nicht gesund ist, und er sagt: Hauptsache es schmeckt, dann ist das völlig in Ordnung und sein gutes Recht. Aber es würde halt auch nichts bringen, wenn ich dann jeden Tag versuche, mit dem über Ernährung zu diskutieren.
So ganz passt das Bild noch nicht, denn was du als Autor machst, ist eher damit zu vergleichen für andere zu kochen als bloß selbst essen. Aber wenn ich einmal gesehen habe, wie es in deiner Küche zugeht, und es mir beim besten Willen nicht zusagt, dann muss ich ja nicht wiederkommen, es gibt ja viele Alternativen hier. :)

Grüße von Perdita

 

Hi,

ehrlich gesagt kommen mir meine Antworten auf Deinen ersten Kommentar rückblickend unnötig "eingeschnappt" vor -sorry dafür! So (!) wichtig ist mir dieser spezielle Text nun auch wieder nicht, dass ich ihn unbedingt mit "Zähnen und Klauen" verteidigen müsste. Ich könnte ihn ja auch z.B. immer nochmal neu schreiben (allerdings bin ich dafür nicht wirklich motiviert -gut, ich spiele mit dem Gedanken, erst die erste Folge nochmal neu zu schreiben und dann mal weiterzugucken, weiß noch nicht- zumal ich versuche, mich in andere Richtungen "vorzutasten"). Ein (!) Aspekt, warum ich "eingeschnappt" war, lag allerdings wohl in Deiner Vermutung, ich hätte den Text für mich selbst geschrieben und warum ich da den Drang fühle, zu protestieren, liegt daran, dass gerade ich -im Gegensatz zu gewissen anderen Leuten, mit denen ich schon zu tun hatte, die doch allen Ernstes die These vertraten, das Wichtigste sei, dass ein Text "mit sich selbst kommuniziert" (in dieser Formulierung!)- wirklich absolut nicht die Auffassung bin, dass Kunst (oder sagen wir lieber bescheiden Unterhaltung) etwas sei, was man für sich selbst mache (um Gottes Willen!!!). Dann kann man es auch gleich lassen. Und so habe ich auch diesen Text keineswegs für mich selbst geschrieben, sondern in der ernsthaften Hoffnung, andere Leute fänden das auch witzig. Dass es offensichtlich nicht so war -nun, mit sowas muss man halt rechnen (ein Grund mehr, warum ich mich damit einfach hätte abfinden sollen, zumal ich Deinen Kommentar wie gesagt erst so spät entdeckt habe, da ich in der Zwischenzeit diesem Text eigentlich schon keine besondere Aufmerksamkeit mehr geschenkt hatte...). Außerdem sehe ich mich sowieso nach wie vor als jemand, der halt noch Einiges zu lernen hat, aber dafür muss ich hin und wieder mal einen Text wie diesen "raushauen", sehen wie Leute darauf reagieren und es dann eben ggf. in Zukunft besser machen (so verstehst Du allerdings hoffentlich, dass ich auch über Deinen Vorwurf, ich wäre der Auffassung, man müsse sich als Autor keine Mühe geben, leicht gekränkt war und ich bin auch nicht der Meinung, dass ich mir bei diesem Text hier keine Mühe gegeben hätte -vielleicht war's ja die falsche Art von Mühe... ist ja eigentlich auch egal; dass sonst niemand Interesse hatte, auf den Text irgendwie zu reagieren, zeigt ja schon, dass an dem was Du schreibst, was dran sein wird und ich mach mir dann schon auch für mich selbst Gedanken, was ich falsch gemacht haben könnte und eben, wie gesagt, beim nächsten Mal besser machen könnte).
Muss eine Folge einer Serie unbedingt "für sich stehen"? Dafür ist es ja schließlich 'ne Serie. Aber gut, ist vielleicht wirklich Quatsch und auch hier ist es im Grunde wieder egal wie ich das sehe; der Text hat nicht die positive Reaktion gefunden, die ich mir erhofft hatte und das ist letztlich das worauf es ankommt, also...

Zu der ganzen "schwul" - Geschichte muss ich mich jetzt allerdings auch noch äußern:

Ich, der Autor, habe nicht jemanden als schwul beschimpft (!) (und schonmal eh nicht physische Gewalt ausgeübt, was nochmal was anderes ist, weshalb das mit dem "auf den Fuß treten" sowieso kein Argument ist; über physische Gewalt müsste man dann nochmal für sich diskutieren, aber auch nur dann, wenn ich sie tatsächlich ausgeübt hätte -ich spiele übrigens schon seit geraumer Zeit mit dem Gedanken, mal eine Satire zu machen [als Prosatext oder Kurzfilm je nach dem] über einen "Performance Künstler", der, um das Publikum "zu provozieren und zum kritischen Denken anzuregen" tatsächlich Leute umbringt; soviel zu dem Thema und meiner Einstellung dazu!).
Ich habe das lediglich meinem Erzähler in den Mund gelegt, der darüber hinaus ein Elefant (!) ist, der das Wort benutzt, um Benjamin Blümchen (!) zu diskreditieren, den er einfach nur aus Prinzip nicht leiden kann, weil er auch ein sprechender Elefant ist, aber halt eher lieb, nett und für Kinder, während Elefanten-Man eher ein "badass" ist, der raucht, Schnaps trinkt (all das wird am Anfang der ersten Folge erklärt) und sich auch nicht scheut, mal eine etwas derbere Ausdrucksweise an den Tag zu legen; deswegen bezeichnet er Benjamin Blümchen als "schwul". Ich meine wie viel ironischer willst Du's denn noch haben?!?
Man kann jetzt diskutieren, ob die Ironie nicht rüberkommt, aber Du scheinst mir ja vielmehr einfach grundsätzlich auf den Standpunkt zu stellen, dass ich Leute als schwul beschimpfen wollte (oder gar Frauen als Schlampen -wie komm ich denn zu der Ehre jetzt auch noch als übler Macho angesehen zu werden ;) ?). Worauf basiert diese Unterstellung? Achso, darauf dass ich das Wort verwendet habe; Aber darum geht es doch gerade, welche Bedeutung das hier in dem Kontext (!) hat. Grundsätzlich ist ein Text, der etwas Mieses zum Gegenstand (!) hat, deswegen nicht automatisch selbst mies (wenn überhaupt ist grundsätzlich erstmal eher das Gegenteil anzunehmen), es sei denn er würde diese nicht wünschenswerte Sache verherrlichen. Sich über etwas lustig zu machen ist aber das Gegenteil (!) davon, es zu verherrlichen!
Du scheinst Dich aber eher auf den Standpunkt zu stellen, dass man sowas "böses" grundsätzlich überhaupt gar nicht zu schreiben habe und dass man dadurch, dass man es tue, es automatisch schon verherrlichen würde und der Hinweis darauf, es sei Ironie könne (!) überhaupt grundsätzlich (!) nur eine fadenscheinige Ausrede sein für die miesen Zwecke die man (angeblich) verfolge. Wie gesagt, woher kommt diese Unterstellung, wenn Du darüber, ob man das als Ironie verstehen kann, gar nicht diskutieren willst? Das ist ein Zirkelschluss, Du sagst im Grunde: " Du bist (verzeih die Ausdrucksweise, sie dient hier der Verdeutlichung) ein homophobes Arschloch weil Du ein homophobes Arschloch bist!" Da müsstest Du mich schon persönlich kennen um das beurteilen zu können, ansonsten hast Du nur diesen Text als Anhaltspunkt und ich habe gerade Argumente geliefert, dass man den durchaus ironisch verstehen kann. Sollte ich da falsch liegen, tut es mir Leid.
Übrigens, vielleicht noch zum Thema ich + "political correctness" (wobei ich das bewusst in Anführungszeichen schreibe, da dieser Begriff irgendwie als rechthaberisch-zeigefingerhaft "vorbelastet" ist- Du wirst aber hoffentlich verstehen, was ich in dem Zusammenhang damit meine): http://www.wortkrieger.de/showthread.php?54885-Die-Erz%E4hlung-vom-Krieg-der-Erde-Kapitel-1-Lana (Achte vor Allem auf die anschließenden Kommentare; in Kombination mit Deiner Empörung über diese "schwul"- Sache könnte mich das jetzt natürlich zu einem jammervollen "Wie man's macht, macht man's verkehrt" verleiten ;) ...)

Der langen Rede kurzer Sinn: Ich bin keineswegs schwulenfeindlich oder dergleichen (weit davon entfernt!) und bitte darum, mir das, nach dem Motto "im Zweifel für den Angeklagten" auch zu glauben, wenn ich das so schreibe. Ich bin auch nicht der Meinung, dass dieser Text hier ernsthaft den Eindruck vermitteln kann, dass es so wäre, entschuldige mich aber, sollte ich mich da täuschen!

Viele Grüße

John

 

Hallo John,

Ich versuche mich noch mal besser zu erklären. Vielleicht ist es keine gute Idee, das immer abends nach der Arbeit zu machen, ich will jetzt keine einmal in Gang gesetzte Missverständnisspirale immer weiter drehen. :)

Ich könnte ihn ja auch z.B. immer nochmal neu schreiben (allerdings bin ich dafür nicht wirklich motiviert -gut, ich spiele mit dem Gedanken, erst die erste Folge nochmal neu zu schreiben und dann mal weiterzugucken, weiß noch nicht- zumal ich versuche, mich in andere Richtungen "vorzutasten")
Ja, das wäre im Sinne des "Schreibwerkstatt"-Charakters des Forums - vielleicht nicht komplett neu schreiben, aber halt überarbeiten. Wenn du jetzt sagst, du willst dich in andere Richtungen bewegen, ist das aber natürlich auch okay. Das meinte ich ja in meinem ersten Kommentar - solche Humorgeschichten sehen verführerisch einfach aus, sind aber aus meiner Sicht nicht unbedingt ein super "Trainingsfeld" wenn man mit dem Schreiben anfängt, weil das Handwerkliche dann manchmal hinter den Witzen zurücksteht.

Und so habe ich auch diesen Text keineswegs für mich selbst geschrieben, sondern in der ernsthaften Hoffnung, andere Leute fänden das auch witzig.
Wie gesagt: Wenn du den Leser abholst, also erst mal zeigst: Wer sind eigentlich die Figuren, und wieso soll man sich dafür interessieren, was mit denen passiert - dann ist es auch möglich, das was passiert witzig zu finden. Wenn aber so gefühlt in jedem Absatz eine neue Figur auftaucht und irgendwelche Witzigkeiten von sich gibt ... da müssten die Sachen, die gesagt werden, halt schon sehr genau den Humor des jeweiligen Lesers treffen, um ihn trotz der Orientierungslosigkeit zum Weiterlesen zu bewegen.

so verstehst Du allerdings hoffentlich, dass ich auch über Deinen Vorwurf, ich wäre der Auffassung, man müsse sich als Autor keine Mühe geben, leicht gekränkt war und ich bin auch nicht der Meinung, dass ich mir bei diesem Text hier keine Mühe gegeben hätte -vielleicht war's ja die falsche Art von Mühe...
Also dass du dir keine Mühe gegeben hast, hab ich nicht gemeint. Wenn ich den Eindruck habe, da hat einer in fünf Minuten was aufs Papier gerotzt, dann tendiere ich dazu, gar nicht zu kommentieren.
Das merkt man schon, dass hier Zeit ins Schreiben investiert wurde.
Aber wenn erst mal lange keine Reaktion auf eine Geschichte kommt, und dann die Reaktion: Ich kann dem Text nicht folgen, und ich bin sehr früh ausgestiegen, dann hätte ich halt erwartet, dass der Autor sagt: Oh, da muss ich mal schauen, wo ich ansetzen kann, um den Leser drin zu halten. Und deine Reaktion: Guck dir doch mal den ersten Text an, die war halt für mich ein Signal dafür, dass ich mir als Leser hier quasi selbst überlassen bleibe, und wenn ich nicht folgen kann - mein Pech.

Muss eine Folge einer Serie unbedingt "für sich stehen"?
Ja, das ist in den Wortkrieger-Regeln drin. Also es können natürlich die selben Figuren wieder auftauchen, und es können Handlungsstränge aus der einen Folge in der nächsten weitergeführt werden und so. Aber prinzipiell sollte es nicht zwingend erforderlich sein, die anderen Teile zu kennen, um den Text zu verstehen. Also bei Harry Potter etwa könntest du ja theoretisch auch mit Buch 5 anfangen - ist zwar nicht gerade zu empfehlen, weil man viel verpasst, aber man würde trotzdem einigermaßen zurechtkommen. Das ist so die Zielvorstellung für Serien von Kurzgeschichten. Wenn man eine lange durchgehende Geschichte erzählen will, wo das Lesen von Teil 1 unbedingt vorausgesetzt wird für das Lesen von Teil 2, dafür gibt es das Romanforum.

Ich, der Autor, habe nicht jemanden als schwul beschimpft (!) (und schonmal eh nicht physische Gewalt ausgeübt,
Nein. Ich hab ja auch gesagt, dass der Erzähler das tut und nicht du, und hab das auf den Fuß treten nur als Beispiel benutzt.

Ich habe das lediglich meinem Erzähler in den Mund gelegt, der darüber hinaus ein Elefant (!) ist, der das Wort benutzt, um Benjamin Blümchen (!) zu diskreditieren, den er einfach nur aus Prinzip nicht leiden kann, weil er auch ein sprechender Elefant ist, aber halt eher lieb, nett und für Kinder, während Elefanten-Man eher ein "badass" ist, der raucht, Schnaps trinkt (all das wird am Anfang der ersten Folge erklärt) und sich auch nicht scheut, mal eine etwas derbere Ausdrucksweise an den Tag zu legen; deswegen bezeichnet er Benjamin Blümchen als "schwul". Ich meine wie viel ironischer willst Du's denn noch haben?!?
Das ist halt das Problem: Die Charakterisierung der Figuren, einschließlich des Erzählelefanten, kommt zu kurz. Dieser Kontext fehlt mir in der Geschichte. Ich hab da nur gesehen: Benjamin Blümchen ist schwul. Und damit meint der Erzähler eben nicht, der Benjamin fühlt sich zu anderen Jungs-Elefanten hingezogen, sondern er meint: schwach, doof, unmännlich, halt diesen ganzen Rattenschwanz von negativen Assoziationen, die aufkommen, wenn man das Wort als Schimpfwort benutzt.

Man kann jetzt diskutieren, ob die Ironie nicht rüberkommt, aber Du scheinst mir ja vielmehr einfach grundsätzlich auf den Standpunkt zu stellen, dass ich Leute als schwul beschimpfen wollte (oder gar Frauen als Schlampen -wie komm ich denn zu der Ehre jetzt auch noch als übler Macho angesehen zu werden ?).
Das war ein Beispiel - es gibt die Argumentation "wenn ich es ironisch mache, dann darf sich auch keiner drüber aufregen" halt wirklich auch in anderen Zusammenhängen, und ich finde das Argument halt nicht sehr überzeugend.
Also entweder man sagt: Ich will lieber vorsichtig sein, was die Gefühle anderer Leute angeht, und versuche die Benutzung von solchen "belasteten" Worten lieber zu vermeiden. Oder man sagt: Ich rede wie ich will, und das müssen andere Leute abkönnen. Das macht einen nicht gleich zu einem bösen Menschen. Aber man muss es dann halt auch selber abkönnen, wenn jemand so ein bisschen sozialpädagogisch ankommt und sagt: "Ich finde es nicht okay, dieses Wort so zu gebrauchen", und dann vorzuschieben, man hätte es ja ironisch gemacht - das überzeugt mich halt nicht.

Achso, darauf dass ich das Wort verwendet habe; Aber darum geht es doch gerade, welche Bedeutung das hier in dem Kontext (!) hat.
Ja klar, der Kontext ist entscheidend.

1) "Als mein Bruder klein war, hatte er lange blonde Haare, und viele Leute sagten er sieht aus wie ein Mädchen."

2) "Der Trainer hat gesagt, mein Bruder boxt wie ein Mädchen."

Im ersten Satz ist der Ausdruck "wie ein Mädchen" neutral, oder sogar positiv gemeint (niedlich!).
Im zweiten ist er sexistisch.

Du scheinst Dich aber eher auf den Standpunkt zu stellen, dass man sowas "böses" grundsätzlich überhaupt gar nicht zu schreiben habe

Nein, natürlich geht das, dass man eine Figur etwas "Problematisches" sagen lässt. Aber dann kommt im Idealfall halt in der Geschichte auch heraus, dass das problematisch war, wenn man das als Autor selbst so empfindet. In deinem Text konnte ich jetzt keine Missbilligung bemerken für das was der Erzähler sagt. Der Erzähler soll durch den Text führen - also normalerweise ist das jemand, mit dem der Leser sich identifizieren soll oder dem er zumindest folgen möchte, entweder aus Sympathie oder aus Interesse. Klar, der Erzähler ist hier keine besonders ernstzunehmende Figur. Aber das könntest du doch auch zeigen, ohne dir so eine Diskussion ans Bein zu binden. :)
"Im Grunde wie Benjamin Blümchen, nur nicht so nervtötend" - sagt im Prinzip, was du sagen wolltest (denke ich), ohne dass so ein Fass aufgemacht wird.

Grundsätzlich ist ein Text, der etwas Mieses zum Gegenstand (!) hat, deswegen nicht automatisch selbst mies (wenn überhaupt ist grundsätzlich erstmal eher das Gegenteil anzunehmen), es sei denn er würde diese nicht wünschenswerte Sache verherrlichen. Sich über etwas lustig zu machen ist aber das Gegenteil (!) davon, es zu verherrlichen!
Ja, da bin ich voll deiner Meinung. Aber: macht sich der Text über den Erzähler lustig? Ich hatte den Eindruck, der Erzähler macht sich über Benjamin Blümchen lustig. Und der Erzähler ist halt wie gesagt normalerweise die Figur, der ich folgen soll.
Du scheinst zu sagen: Das ist ein sprechender Elefant, wie kannst du nur irgendwas für voll nehmen, was der zu sagen hat? Aber in so einem Text, wo lauter absurde Dinge passieren, gehört ein sprechender Elefant halt zur "Normalität" in diesem Geschichtenuniversum. Also für mich sagt die Tatsache, dass es ein Elefant ist, nicht automatisch aus, dass alles, was der von sich gibt, vom Leser als lächerlich bewertet werden soll. Zwischen witzig und lächerlich liegt ja ein Unterschied.

Du sagst im Grunde: " Du bist (verzeih die Ausdrucksweise, sie dient hier der Verdeutlichung) ein homophobes Arschloch weil Du ein homophobes Arschloch bist!"
Nein. Ich sage: Du hast da etwas in deiner Geschichte stehen, was als verletzend empfunden werden könnte, und was außerdem nicht mal besonders wichtig ist für den Text - warum nicht darauf verzichten?
Dass nicht jeder, der "das ist ja voll schwul" und ähnliches sagt, das böse meint oder homophob ist, ist mir bewusst. Und mir macht es auch gar keinen Spaß, da die Moralkeule auszupacken. Aber wenn man nichts dazu sagt, dann bleibt es weiterhin gesellschaftsfähig, dass zu sagen, und Leute, die es auch ohne das schon schwer genug haben, müssen es sich weiterhin anhören. Also halte ich es für das kleinere Übel, zu sagen, dass man das nicht okay findet.

Also, ich hoffe das war jetzt klarer als vorher? Ich fand es schön, dass du doch noch mal ausführlich geanwortet hast, und hab mir deshalb auch noch mal richtig Zeit genommen, um darauf einzugehen.

Und deshalb geh ich noch mal zu meiner anderen missionarischen Tätigkeit über. :D

Beim Überarbeiten von Texten lernt man ganz viel! Und beim Kommentieren von anderen Texten auch! Und außerdem bekommen Leute die kommentieren auch selbst mehr Kommentare! :)

Grüße von Perdita

 

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