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So Gott will

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04.10.2014
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So Gott will

»Machst du heute ein bisschen früher Schluss?«, hatte ihm seine Frau morgens aus der Küche zugerufen, kurz bevor er losgehen wollte. Sie war in den Flur getreten und trocknete sich die Hände an ihrer Schürze ab. »Später kommen die Kinder. Ich mache Kuru Fasulye. Ich weiß doch, Bohneneintopf ist dein Leibgericht.« Er hatte an der offenen Tür gestanden, den Herbstmantel schon angezogen. »Ich versuche es, aber ich habe heute einen Termin mit einem Verlagsvertreter. Außerdem ist so viel zu tun«, hatte er ihr schnell geantwortet und sich dabei schlecht gefühlt. Er war froh gewesen, ihr den Rücken zugewandt zu haben.

Die Beine in eine zerschlissene Decke gewickelt, sitzt er auf einem Holzstuhl und wartet. Vor ihm, auf dem kleinen Tisch, liegt auf einem Tellerchen ein Stück Weißbrot mit Oliven und Schafskäse. Neben der Registrierkasse steht ein Glas Tee. Die braune Flüssigkeit dampft noch. Die beiden Zuckerwürfel, die er hinein fallen lässt, lösen sich langsam auf, während sie auf den Grund des Glases sinken. Bevor er den ersten Schluck nimmt, rührt er den Tee mit einem kleinen Löffel um und bringt die Zuckerkristalle zum Tanzen. Sein Blick ist auf die Bali Paşa Caddesi gerichtet, die wie ausgestorben daliegt. Trotz der Kälte dieses Oktobernachmittages, steht die Tür seines Ladens wie immer offen. Er denkt an die erste Kundin heute. Sie stammt nicht aus seinem Viertel, das hatten ihre Aufmachung und ihr suchender Blick sofort verraten. Sie war zuerst an seinem Geschäft vorbeigegangen – die Absätze ihrer Wildlederstiefel bearbeiteten das Pflaster wie kleine Hämmer – als sie, Gott weiß warum, kehrtmachte und mit einem Kopfnicken eintrat. Er war sofort aufgestanden.
»Kann ich etwas für Sie tun?«
Sie bedankte sich und sagte, sie wolle sich einfach umschauen.
»Bitte, gerne«, hatte er geantwortet und sich wieder gesetzt.
Sie würde nichts kaufen. Er beobachtete, wie sie an den Regalen vorbeiging und, den dunklen Lockenkopf schräggelegt, mal das eine, mal das andere Buch herausnahm, darin blätterte und es wieder zurückstellte. Das war es dann gewesen. Sie hatte sich mit einem gemurmelten Gruß verabschiedet und er fühlte sich sofort noch miserabler.

Seitdem sind vier Stunden vergangen. Er seufzt, steht langsam auf, presst die rechte Hand auf die schmerzende Stelle seines Knies und streckt den Kopf aus der Tür. Keine Menschenseele zu sehen. Auf dem Bürgersteig gegenüber versuchen zwei graue Hunde an den Inhalt eines Müllsacks zu kommen. Schließlich gelingt es ihnen, ein Loch in den Sack zu beißen. Fleischreste kommen zum Vorschein. Volltreffer. Angewidert beobachtet er, wie sich ihre angespannten, mageren Körper darüber hermachen. Vielleicht sollte er heute früher nachhause gehen. Endlich mit seiner Frau reden. Andererseits… Was, wenn ausgerechnet dann jemand käme? Und er nicht da wäre? Er schüttelt den Kopf. Nein, das kann er nicht riskieren. Im ganzen Viertel würde sich herumsprechen, dass der Karakush sich nachmittags lieber von seiner Frau bedienen lässt und die Füße hochlegt, als Bücher zu verkaufen. Oder noch schlimmer: Der Karakush geht nachhause, weil ihm die Kunden wegbleiben. Eine Schmach wäre das! Seine Frau macht ihm regelmäßig Vorwürfe, dass er zu viel arbeitet: »Komm doch mal früher heim, du hast dir eine Pause verdient!« Er weiß, dass sie es nur gut meint. Trotzdem ärgert ihn ihre Fürsorge. Er mag es nicht, wenn sie sich in seine geschäftlichen Angelegenheiten einmischt. Was weiß sie denn schon darüber, wie man eine Buchhandlung führt? Immerhin macht er seine Arbeit nicht erst seit gestern! Es wird auch wieder besser werden!

Weil das momentan jeder so macht, hat er vor einigen Wochen sogar Kochbücher angeschafft. Er könnte das Regal neu sortieren. Er könnte den Inhalt aber auch einfach in den Müllcontainer befördern. Eine blödsinnige Idee war die Sache mit den Kochbüchern gewesen. Eine zu teure Investition obendrein. Sind Kochbücher vielleicht Literatur? »Nein, aber Kochbücher sind modern«, hatte sein Freund Mustafa mit hochgezogenen Augenbrauen erklärt. »Du wirst sehen, die Leute kaufen sowas!« Er hatte also einen Teil der religiösen Bücher – die wunderschönen Koran-Ausgaben und Hadith-Sammlungen waren geblieben, wo sie waren – ein Stückchen weiter nach hinten geräumt, um Platz zu schaffen. Von den Kochbüchern hatte er trotzdem kein einziges verkauft. Er weiß, was das bedeutet. Er darf gar nicht an den jämmerlichen Umsatz der letzten Monate denken. Dabei hatte ihm Mustafas Meinung eingeleuchtet: Anstatt ihren jungen Töchtern ordentlich kochen beizubringen, treffen sich die Mütter heutzutage lieber in der Stadt zum ›Shoppen‹, oder wie das heißt. Sie schleppen abends haufenweise neue Kleidung nachhause und die Töchter müssen zusehen, wo sie bleiben. Falls sie schließlich verheiratet sind – ja, falls! – bleibt ihnen doch gar nichts anderes übrig, als in die Buchhandlungen zu spazieren, um aus neumodischen Kochbüchern die alten Rezepte ihrer Mütter zu lernen. Er denkt an seine jüngste Tochter. Sie ist – Gott sei Dank! – schon einige Zeit verheiratet. Sie ist schön und kann kochen. Aber seine Frau geht ja auch nicht shoppen. Trotzdem wartet die ganze Familie seit Ewigkeiten auf das Enkelkind. Seine Tochter, stur wie ein Ochse, lässt nicht mit sich reden. Auch deshalb wird er mit seiner Frau sprechen müssen.
Er humpelt zum Regal, nimmt die Bücher heraus und stapelt sie neben sich auf dem Boden. Bei jedem Bücken schmerzt sein Knie. Die Jahre auf dem Bau waren nicht spurlos an ihm vorübergegangen. »Verschleißerscheinungen!«, hatte der Arzt gesagt und mit den Schultern gezuckt. Unverrichteter Dinge war er wieder nachhause gefahren. Er wusste das schon vorher. Nur seiner Frau zuliebe hatte er sich auf den Weg nach Beyoğlu gemacht. Weil die Ablageflächen staubig sind, holt er aus dem kleinen Nebenzimmer einen Eimer mit Wasser und einen Lappen. Er wischt, bis das Wasser so schmutzig und grau ist, dass er den Boden des Eimers nicht mehr sehen kann. Das hat er sich von seiner Frau abgeguckt. »Erst dann ist es wirklich sauber«. Wenn sie ihn so sehen würde… Schließlich sortiert er die Bücher neu ein – gut sichtbar platziert er die Veröffentlichungen der angesagten Fernsehköche. Er tritt ein paar Schritte zurück, fasst sich an den Schnurrbart, betrachtet sein Werk. Ja, das könnte gehen. Er stellt den Eimer weg und geht zu seinem Platz. Er räumt das leere Glas und sein Mittagessen ab, das er nicht einmal angerührt hat.

Als er seinen Laden abschließt, taucht die Dämmerung die Stadt in fahles, bläuliches Licht. Die beiden Hunde sind längst verschwunden. Wahrscheinlich versuchen sie ihr Glück anderswo. Zuhause umarmt ihn seine Frau zur Begrüßung. »Du hattest einen anstrengenden Tag…« Sie riecht nach Bohneneintopf. Er hört Gelächter aus dem Esszimmer. Die anderen sind also schon da. Er lächelt müde und deutet ein Kopfnicken an. Morgen würde bestimmt Kundschaft kommen. Ja, wenn er darüber nachdenkt, ist er sich sicher, dass er morgen etwas verkaufen wird. Morgen würde er zuversichtlicher sein und am Abend würde er seiner Frau alles erzählen... So Gott will.

 
Zuletzt bearbeitet:

Guten Abend an alle,

ich habe gestern etwas geschrieben, von dem ich hoffe, dass es einer Kurzgeschichte näherkommt. Ich konnte sogar einige Dialoge einbauen. ;)

Über Rückmeldungen zu meinem zweiten Text würde ich mich sehr freuen.

Liebe Grüße
Alma

 

Hallo Alma,

das klingt jetzt irgendwie doof, aber es ist eine nette Geschichte. Nett steht ja oft im Verdacht, irgendwie scheiße zu sein, aber so ist es nicht gemeint. :D Klar, da klingt auch wenig Hintergrund mit, aber im Großen ist es eine eher leichte Geschichte, Generationenkonflikt, der Einzug der Moderne und Auswirkungen auf das alltägliche Leben. Das meine ich überhaupt nicht negativ! Das Setting wirkt. Auch die Atmo ist gut. Ich mochte die mageren Hunde, das sind gute Details, die einem Text das Echte geben. Ich weiß nicht, hast du selbst Migrationshintergrund? Ich kann das mit den Speisen und so nicht beurteilen, es liest sich aber authentisch. Außerdem habe ich jetzt Hunger bekommen. Sprachlich finde ich das angenehm, allerdings wäre mir das auf Dauer zu viel - so, auf diesem Format, finde ich die Beschreibungen gut dosiert.

Tja, Dialoge. Da hast du nicht wirklich viel drin!:D Ich hätte, nur als Bsp, einen Dialog mit der Kundin, die dann keine wurde, als passend empfunden. Warum kauft sie nicht? Warum will sie vielleicht bei ihm nicht kaufen? Sucht sie etwas, was er nicht anbieten kann, will? Da verschenkst du viel an Potential. Der Dialog wird ja von vielen Autoren gerne stiefmütterlich behandelt, weil man da nicht zeigen kann, wie toll man an seinen Sätzen poliert hat. Aber oft sind diese geschliffenen Sätze halt nur Prahlerei, die nichts erzählen, Proof nannte das mal (bei einem von meinen Texten, und völlig zu Recht) rhetorische Blendgranaten. Der Dialog ist unmittelbar, es ist der direkte Zugang zum Charakter. Vor allem muss man genau hinhören. Ich finde, Geschichten die oral erzählt werden, also so wie man spricht, besonders reizvoll. Quinn hat hier eine Geschichte drin, wo er auch so arbeitet (ich such dir den Titel nachher mal raus), wo du das Gefühl hast, er sitzt am Tresen neben dir und erzählt es dir zwischen zwei Getränken. Das ist nicht direkt Dialog, aber es ist sehr nah am Ohr, am Sprechakt. Trotzdem: Dialoge finde ich wichtig. Ist aber nur meine Meinung.

Fazit: Melancholischer, leichter Text, den ich in einem Rutsch gelesen habe, und den ich gerne gelesen habe. Das Ende, mit dem so Gott will - das passt für mich nicht. Da fehlt mir der Bezug, um ehrlich zu sein. Deswegen halte ich auch den Titel für irreführend. Gott passt für mich da nicht rein, der wird nie erwähnt. Das würde ich weglassen, oder aber noch einführen, so das da ein Bezug entsteht.

Gruss, Jimmy

 
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Hallo Jimmy,

vielen Dank für deine Zeit.

Nein, ich habe keinen Migrationshintergrund, habe mich aber im Studium mit Literatur aus dem Nahen Osten beschäftigt. Zudem liebe ich Istanbul, war schon mehrmals dort und den Iran habe ich auch bereist.

Ja, so viele Dialoge sind es noch nicht, aber es sind immerhin überhaupt schon mal welche drin - im Gegensatz zu "Skinny Love". :D Danke auf jeden Fall für den Hinweis auf den Dialog mit der Kundin - den könnte ich wirklich ausbauen und darüber noch viel mehr über den gesellschaftlichen Hintergrund sagen. So bleibt die Frau blass.
Ich würde mich freuen, wenn du mir die Geschichte von Quinn raussuchst. Interessiert mich sehr, wie sie gestaltet ist und dabei ohne "direkten" Dialoge auskommt. Da kann ich sicher was lernen.

Noch etwas zum Titel und Schlusssatz meiner Geschichte:
Inschallah (=so Gott will), wird von Türkisch oder Arabisch sprechenden Menschen (teilweise selbst von weltlich eingestellten) nicht nur an Sätze angehängt, die ein mögliches Ereignis beschreiben, auf das sie keinen Einfluss haben (also z. B. "Morgen wird es regnen, inschallah"), sondern sie hängen es oft auch an Sätze, in denen sie ihre eigenen Pläne, Vorhaben beschreiben (z. B. "Morgen spreche ich mit meiner Frau, inschallah"). Hier schwingt durchaus Fatalismus mit.
Meinem Protagonisten dient der Verweis auf "Gottes Wille" als bequeme Ausrede dafür, dass er eben doch nicht aktiv geworden ist / werden wird.

Er ist auf jeden Fall religiös und konservativ:

Er hatte also einen Teil der religiösen Bücher – die wunderschönen Koran-Ausgaben und Hadith-Sammlungen waren geblieben, wo sie waren – ein Stückchen weiter nach hinten geräumt, um Platz zu schaffen.

Mein Protagonist ist alles in allem passiv und bequem, seine Aktionen sind halbherzig. Er schließt "Kompromisse", aber diese resultieren aus einem falschen Verständnis, letztlich aus einem Entweder-Oder-Denken. Er räumt die religiösen Bücher (und seine konservativen Vorstellungen) ein Stückchen nach hinten - sozusagen als Zugeständnis an die Moderne. Dass er dies als Zugeständnis betrachtet, wurzelt in seinem falschen Verständnis von Moderne. Diese Moderne ist genauso wenig bereit, Religion oder Spiritualität ins Leben zu integrieren, wie konservative Religionsvertreter dazu bereit sind, die Moderne ins Leben zu integrieren.

Dass sein Laden ohne klares Konzept nicht funktioniert, ist logisch.

Erschließt sich dir durch meine Erklärung der Titel nun besser?

Liebe Grüße
Alma

 

Hallo Alma,

habe die Geschichte schön gefunden, sie hat Hand und Fuß, und ist "rund". Mir gefällt auch das Melancholische. Und ich finde, Du hast den fremden Kulturkreis sehr authentisch rübergebracht. Hut ab.

die Absätze ihrer Wildlederstiefel bearbeiteten das Pflaster wie kleine Hämmer –
... Und bringt die Zuckerkristalle zum Tanzen
Du hast wieder einige sehr kunstvoll formulierte Sätze drin. Mir gefällt Dein Stil, aber teilweise ist es mir ein bisschen zu - ich weiß nicht genau, wie ich es ausdrücken soll, da ich auf jeden Fall Respekt vor Deiner Arbeit habe - hochtrabend/gewollt? Das verhindert bei mir so ein bisschen, dass ich mich richtig reinversetzen kann.
Trotzdem sehr gerne gelesen,
LG Kerkyra

 

Hi Kerkyra,

herzlichen Dank für deine Meinung, hat mich sehr gefreut. :)

Ja, stimmt, das mit den "hämmernden Absätzen" ist zu viel und auch unmotiviert, da gebe ich dir recht. Deshalb wirkt es deplatziert und hochtrabend. Wenn ich die Frau anschließend als bestimmt, als sehr selbstbewusst beschrieben hätte, dann hätte diese Beschreibung vielleicht besser gepasst. Aber hey - danke! Auch Jimmy hatte ja geschrieben, dass ich aufgrund des fehlenden Dialogs mit der Kundin Potential verschenkt hätte. Ich glaube, ich weiß jetzt, in welche Richtung ich weitergehen kann bzw. was diese Szene innerhalb der Geschichte noch abrundet.

Was die tanzenden Zuckerkristalle betrifft... Darauf muss ich bestehen. :D Die tanzen nämlich wirklich im türkischen Çay - und das sieht sehr schön aus. Der Zucker löst sich auf eine sehr melancholische Art und Weise auf. ;)

Liebe Grüße
Alma

 

Hallo Alma,

ich steig' gleich ein.

»Später kommen die Kinder. Ich mache Kuru Fasulye. Ich weiß doch, Bohneneintopf ist dein Leibgericht.«

Sorry, das ist für mich alles andere als authentisch. Die zwei sind sicher jahrzehntelang verheiratet. Da kann die doch nicht zu ihm sagen, sie wisse, was sein Leibgericht sei. Da muss er sich ja verschaukelt vorkommen. So ein Ausspruch würde passen z.B. wenn jemand frisch verliebt ist und zum anderen sagt, er wisse, welche Eissorte der andere gerne isst.

Die beiden Zuckerwürfel, die er hinein fallen lässt, lösen sich langsam auf, während sie auf den Grund des Glases sinken.
Ich spreche dagegen. Die sinken als ganzes runter. Und das geht so schnell, dass sie sich nicht langsam auflösen können, auch wenn sie sich grundsätzlich Kristall für Kristall auflösen würden. Sagen wir mal so: Wäre das Glas 10 Meter hoch, würde die Beschreibung vielleicht stimmen.

Trotz der Kälte dieses Oktobernachmittages, steht die Tür seines Ladens wie immer offen.
Komma weg

Er denkt an die erste Kundin heute.
Komische Satzstellung. Ich befürchte fast, das muss man etwas komplizierter schreiben.


Mir gefällt die melancholische Stimmung des Textes. Mir ist jedoch nicht ganz klar, in welcher Lebenssituation der Protagonist momentan steckt. Ist er so etwas wie ein Frührentner und verbringt die Zeit halt im Bücherladen, weil das besser ist, als seiner Frau auf den Keks zu gehen - oder ist das tatsächlich sein Broterwerb, der keiner ist?

Wenn zweiteres der Fall ist, frage ich mich, von was denn die Familie lebt, denn der Protagonist scheint ja mit dem Buchladen ein Draufleggeschäft zu haben.

Und dann frage ich mich, was er denn seiner Frau erzählen will/soll? Dass es so schlecht läuft? Das wird sie ja mit ihrem weiblichen Instinkt spätestens dann kapiert haben, wenn in der Haushaltskasse ebbe ist.

Ich stelle mal in den Raum, ob die Übersetzung von Inschallah (=so Gott will) als Titel wirklich so geeignet ist. Jede Übersetzung nimmt einem Wort die Spitze, mit wenigen Ausnahmen, die es in der ursprünglichen Sprache hatte. Das "So Gott will" ist für mich viel zu sehr besetzt mit dem Lied Guten Abend, gute Nacht in dem auch die Strophen: ... morgen früh, so Gott will, wirst du wieder geweckt vorkommen.

Also du siehst, du hinterlässt bei mir ein paar kleine Fragen, aber davon abgesehen hat mir die Geschichte gut gefallen.

Liebe Grüße
bernadete

 

Hallo bernadette,

natürlich weiß sie, was sein Leibgericht ist. Aber sie teilt ihm indirekt mit, dass sie ihm etwas Gutes tut und sich um ihn Gedanken macht - weil sie hofft, dass er dann mit der Sprache rausrückt. Sie bemuttert ihn, anstatt einfach mal Tacheles zu reden und hofft, dass sich schon irgendwie alles klären wird. Beispielsweise warum ihr Mann nie früher Feierabend macht. Insofern unterstützt sie ihn auch ein Stück weit in seiner Feigheit.

Ja, das mit den Zuckerwürfeln stimmt natürlich; da war ich ungenau. Den Satz werde ich entsprechend umstellen.

Was den Satz "Er denkt an seine erste Kundin heute" betrifft, da bin ich nicht sicher... Ich denke es geht, aber es wäre eleganter, wenn ich stattdessen schreibe "Er denkt an die erste Kundin, die heute in seinen Laden gekommen war" oder so ähnlich.

Nein, mein Protagonist ist kein Frührentner, er betreibt die Buchhandlung schon zum Broterwerb. Allerdings hat er lange auf dem Bau gearbeitet, bis sein Knie das nicht mehr zugelassen hat. Sei ein paar Monaten wirft der Buchladen kein Geld mehr ab, was die Haushaltskasse seiner Frau (noch) nicht sehr belastet, weil er Ersparnisse aus seiner Zeit auf dem Bau hat. Das sagt der Text zugegebenermaßen nicht, aber ich dachte, das würde der Leser interpretieren können. :D Aber vielleicht ist das zu viel verlangt, weil ja keiner in meinem Kopf steckt. ;)

Danke auch für deine Überlegungen zum Titel. Ich hatte überlegt, ob ich die Übersetzung nehme (und auch im Text selbst von "Gott" spreche) oder ob ich das Original lasse. Deinen Kritikpunkt kann ich auf jeden Fall nachvollziehen.

Wie sehen denn das die anderen?

Vielen Dank, bernadette, für deine Zeit und die Rückmeldung. :)

Liebe Grüße
Alma

 

Nein, mein Protagonist ist kein Frührentner, er betreibt die Buchhandlung schon zum Broterwerb. Allerdings hat er lange auf dem Bau gearbeitet, bis sein Knie das nicht mehr zugelassen hat. Sei ein paar Monaten wirft der Buchladen kein Geld mehr ab, was die Haushaltskasse seiner Frau (noch) nicht sehr belastet, weil er Ersparnisse aus seiner Zeit auf dem Bau hat. Das sagt der Text zugegebenermaßen nicht, aber ich dachte, das würde der Leser interpretieren können.

Das ist es, was ich meine. Diesen Sachverhalt könntest du sehr elegant in einem Dialog unterbringen. Ich weiß, ich wiederhole mich, aber gerade bei diesen Texten mit minimalem Plot ist es wichtig, jedes Symbol, jede Chiffre, die für etwas steht, eine Handlung etc (du kennst dich da als Lit-Studentin sicher besser aus) muss genau passen. Einen gewissen Interpretationsraum hat man sowieso, der Leser assoziiert, er duldet keine Leerstelle und spinnt sich seinen eigenen Subtext, aber man kann es schon auch manipulieren. Und mit einem kargen Dialog, der die Wesenheit des Prots mit berücksichtigt, könnte man da mehr backstory zu den Figuren bringen, besonders halt zu dem Buchhändler.

 

Sei ein paar Monaten wirft der Buchladen kein Geld mehr ab, was die Haushaltskasse seiner Frau (noch) nicht sehr belastet, weil er Ersparnisse aus seiner Zeit auf dem Bau hat.
Ich bin Frau eines Handwerkers, der auf dem Bau arbeitet und kann dir sagen, dass wir keine Ersparnisse anhäufen können; das auch noch zum Thema Interpretation :D

 

Hej Alma,

was ich an "Inschallah" gerne mag ist die Leichtigkeit, mit der es (oft) benutzt wird. Selbst, wenn jemand von schwerwiegenden Problemen spricht, hat die Redewendung auf mich immer sehr lässig gewirkt, wie ein Gott in der Hosentasche, der bei Bedarf kurz gezückt und dann wieder zurückgestopft wird.
Wenn jemand es dann auch noch wie in Deiner Geschichte benutzt, um sich zu drücken oder seinen eigenen Willen bzw. Unwillen zu kaschieren, finde ich es als Taktik ziemlich witzig.

Dass Du es gar nicht in der wörtlichen Rede verwendest (:susp: oder hab ich das übersehen? Ich guck gleich noch mal), find ich deswegen schade. Es wird dadurch dem deutschen "So Gott will" ähnlicher, mit dem es meiner Meinung nach gar nicht so viel gemeinsam hat.

Ich würd Inschallah trotzdem besser finden, als Titel.

Ich hatte überlegt, ob ich die Übersetzung nehme (und auch im Text selbst von "Gott" spreche)
Tust Du doch. :confused: Auch da finde ich "Allah" passender.

Sonst hab ich noch gedacht, dass es doch merkwürdig ist: Er macht sich Sorgen, dass das ganze Viertel mitbekommen könnte, dass er früher geht und kommt nicht auf die Idee, dass das ganze Viertel (inkl. seine Frau) dann auch bereits weiß, dass er eigentlich kaum etwas verkauft.
Oder weiß die Frau das schon und versucht ihn mit ihren Vorschlägen nur dazu zu bringen, es endlich selbst zuzugeben?

die Absätze ihrer Wildlederstiefel bearbeiteten das Pflaster wie kleine Hämmer
Irgendwie sehe ich sie hier eher Flamenco tanzen als laufen. Vielleicht, weil ein Hammer auch nicht "läuft", sondern immer wieder auf dieselbe Stelle haut.

Ich find die Geschichte weder gut noch schlecht. Hoffentlich klingt das nicht zu hart, so ist es nicht gemeint. Ich kann sie einfach nicht eintüten, gefühlsmäßig.

Gruß,
Ane

 

Hallo Alma,

du fängst im ersten Absatz in der Vergangenheit an und die eigentliche Handlung ist in Präsens, weil der Anfang eine Rückblende ist. Da stutzt man kurz, wenn der Absatz zu Ende ist, weils sich dann natürlich anders liest im Präsens. Keine Ahnung, warum es unbedingt eine Rückblende sein muss. Ich fände es auch spannender, den Mann in seinen Buchladen zu begleiten, mit dem kaputten Knie, wie er auf dem Weg vielleicht noch Mustafa begegnet und als Leser kriegt man einen Einblick in das Viertel.

Trotz der Kälte dieses Oktobernachmittages, steht die Tür seines Ladens wie immer offen. Er denkt an die erste Kundin heute. Sie stammt nicht aus seinem Viertel, das hatten ihre Aufmachung und ihr suchender Blick sofort verraten. Sie war zuerst an seinem Geschäft vorbeigegangen – die Absätze ihrer Wildlederstiefel bearbeiteten das Pflaster wie kleine Hämmer – als sie, Gott weiß warum, kehrtmachte und mit einem Kopfnicken eintrat. Er war sofort aufgestanden.
»Kann ich etwas für Sie tun?«
Sie bedankte sich und sagte, sie wolle sich einfach umschauen.
»Bitte, gerne«, hatte er geantwortet und sich wieder gesetzt.
Sie würde nichts kaufen. Er beobachtete, wie sie an den Regalen vorbeiging und, den dunklen Lockenkopf schräggelegt, mal das eine, mal das andere Buch herausnahm, darin blätterte und es wieder zurückstellte. Das war es dann gewesen. Sie hatte sich mit einem gemurmelten Gruß verabschiedet und er fühlte sich sofort noch miserabler.
Die Interaktion mit der Kundin müsste jetzt eigentlich seinen Konflikt darstellen, auch für den Leser, noch weiß man nicht, was jetzt das Problem des Prots ist. Er müsste jetzt schon aktiv werden, er müsste jetzt auf die junge Frau zugehen und sie auf die Kochbücher aufmerksam machen und das erzählen, was Mustafa ihm erzählt hat oder über sein Lieblingsessen mit dem Fasuli, irgendwas, also so ein letzter verzweifelter Versuch die Bücher zu verkaufen, Mensch. Die Frau müsste auch darauf reagieren und je nach dem, was du für eine Geschichte schreiben willst, kann die Frau belustigt sein, ein, zwei Bücher kaufen und den Alten immer wieder besuchen und es ensteht zwischen ihnen eine Freundschaft, sie könnte allerdings sich bedrängt fühlen und aus dem Laden rausrennen, gegen Mustafa knallen, der gerade in den Laden kommt. Mustafa wirft ihm vor, nicht richtig verkaufen zu können. Erzähl eine Geschichte, Mensch. Irgendeinen Konflikt muss es doch geben. Jemand der auf dem Bau gearbeitet hat, der ist doch nicht faul und denkt sich, inshallah wirds morgen besser, wasn das? :) Ich nehme dir die Figur irgendwie nicht ab. Warum eröffnet er überhaupt einen Buchladen? Warum nicht eine Teestube, eine Cafeté oder sonstwas. Wieso ausgerechnet Literatur? Hat er das früher machen wollen und seine Eltern konnten sich die Uni nicht leisten und er musste auf dem Bau, was ist der Hintergrund von diesem Mann, von deiner Figur. Die bleibt irgendwie blass.
Und seine Frau ist nie auf die Idee gekommen ihn mal zu besuchen? Sich mal den Laden anzugucken und auch im Viertel, die Leute sehen doch, dass im Laden tote Hose ist. Seine sture Tochter, hat sie ihn nicht vor Amazon und den Zerfall der Buchhandlungen gewarnt? Wollte er sich aber trotzdem durchsetzen und hat den Laden eröffnet und jetzt läufts scheiße, aber er wills nicht zugeben, weil er der eigentliche sture Kopf der Familie ist.

Was deiner Geschichte fehlt ist ein richtiger Konflikt, nicht so ein: meine Figur ist faul, verlässt sich aber auf Gott. Inshallah wird außerdem nicht so verwendet, es ist mehr: Ich fliege im Juli in die Türkei, inshallah, ich treff mich gleich mit Ali, inshallah, wir kaufen uns ein Haus, inshallah. Doch nicht: Ich sitze im Laden, trinke Tee und meine Bücher verkaufen sich von alleine, inshallah. :D

Du brauchst auch unbedingt einen Widerstand, wogegen die Figur ankämpfen muss. Die Frage ist ja: Warum läuft der Laden nicht gut? Was ist das Problem? War es eine schlechte Idee in diesem Viertel den Laden zu eröffnen, warum hat er das vorher nicht gewusst? Ist er überhaupt ein Verkäufer? Das könnte doch der Konflikt sein. Er will unbedingt einen Buchladen aufmachen und die Familie ist dagegen, dan könntest du gucken, ob er erfolgreich ist oder scheitert. Das wäre eine coole Geschichte.
Weiß nicht, mach mal was daraus. Ich sehe auch nicht wirklich die Notwendigkeit, dass das eine türkische Familie sein muss, das könnte doch genau so ein Deutscher sein, was war denn deine Motivation dafür, außer dass du dich für die Türkei und den Iran interessierst?

JoBlack

 

Hallo Alma,

ich mag auch plotarme Geschichten, wenn der Stil passt und die Figur lebt, und das ist hier der Fall. Finde ich viel besser als die mit der Badewanne.

merci

baronsamedi

 

Hallo Alma!

Deine Geschichte habe ich gerne gelesen - aber: mir fehlt der Knaller.
Die Kundin, die kurz seinen Laden besucht, würde sich hierfür super anbieten. Vielleicht war sie eine frühere Bekannte des Buchhändlers und taucht nach Jahren wieder auf oder sie versucht ein Buch zu stehlen, wird von ihm erwischt und erzählt eine dramatische Lebensgeschichte.

Mir fehlt auch so ein bisschen die Moral der Geschichte. Was möchtest du dem Leser mit deiner Geschichte mitgeben?

Nichtsdestotrotz: Dein Schreibstil gefällt mir und du hast ein gutes Gespür für Worte. Wie gesagt: Gerne gelesen!

Herzliche Grüße
Emma Luesem

 

Guten Morgen an alle,

vielen herzlichen Dank für eure Rückmeldungen.

@ Jimmy:

Danke für deine Mühe und die genauere Erklärung. Hab verstanden. :) Mehr Hintergrund.

@ bernadette:

Ja, vielleicht fällt mir da noch ein anderer Beruf ein, oder eine zusätzliche Einnahmequelle... Oder ein Kontext, der die Sache mit dem Bau erklärt. Auf jeden Fall werde ich am Hintergrund arbeiten, JoBlack schreibt ja auch, dass ihm u.a. unklar ist, weshalb jemand, der auf dem Bau gearbeitet hat, dann eine Buchhandlung führt.

@ Ane:

Ich hatte überlegt, ob ich die Übersetzung nehme (und auch im Text selbst von "Gott" spreche) oder ob ich das Original lasse.

...ja, und dann hatte ich mich in der Tat für die Übersetzung entschieden. Vielleicht ist das Original aber tatsächlich besser, weil ich ansonsten ja auch türkische Begriffe verwenden, wie bspw. Kuru Fasulye. Die deutsche Übersetzung "So Gott will" bricht damit.
Danke auf jeden Fall für dein Feedback! :)

Er macht sich Sorgen, dass das ganze Viertel mitbekommen könnte, dass er früher geht und kommt nicht auf die Idee, dass das ganze Viertel (inkl. seine Frau) dann auch bereits weiß, dass er eigentlich kaum etwas verkauft.
Oder weiß die Frau das schon und versucht ihn mit ihren Vorschlägen nur dazu zu bringen, es endlich selbst zuzugeben?

Er ist auf jeden Fall ein Verdrängungskünstler. Frei nach dem Motto: Solange ich mich normal verhalte, wird den anderen schon nicht auffallen, dass mein Laden nicht läuft. Oder sie werden mir zumindest keine unangenehmen Fragen stellen. Natürlich ahnt seine Frau (und vllt. auch das Viertel) dass etwas nicht stimmt. Sie will ihn einerseits schon dazu bringen, dass er mit der Sprache rausrückt. Allerdings ist sie andererseits auch ganz froh, es nicht zu genau zu wissen.

Aber ja: Das findet nur in meinem Kopf statt, muss der Leser aber nicht automatisch so interpretieren. Da ist es meine Aufgabe, den Subtext zu manipulieren, wie Jimmy sagte. ;)

Liebe Grüße
Alma

PS: Danke schon einmal vorab, JoBlack, baronsamedi und Emma, für eure Kritik. Ich gehe bald darauf ein!

 

Hallo JoBlack, hallo baronsamedi, hallo Emma!

JoBlack, herzlichen Dank für deine ausführliche Beschäftigung mit meinem Text!
Wenn ich meine Geschichte jetzt lese, merke ich, dass die Interaktion mit der Kundin den Konflikt hervorbringen müsste. Deine Ideen, wie mein Protagonist mehr Farbe bekommen könnte, gefallen mir gut, sie sind sehr inspirierend und auch die Fragen, die du stellst, zeigen mir, was ich aus dem Stoff noch machen kann.

Ja, inshallah ist mehr, das stimmt natürlich. Es wird ja grundsätzlich inflationär verwendet. ;) Sehe ich das ganz falsch, dass es manchmal aber auch die Bedeutung annimmt, von der ich gesprochen habe?

Du hast gefragt, warum es unbedingt eine türkische Familie sein muss; ob es nur daran liegt, dass ich mich für den Nahen Osten interessiere. Ja, daran liegt es natürlich auch, aber es ist trotzdem mehr. Ich wurde hier schon gefragt, ob ich Migrationshintergrund habe. Den habe ich nicht wirklich, ich bin in Deutschland geboren und aufgewachsen. Aber ich habe ungarische Wurzeln. Für meine beiden Großväter war Deutsch eine Fremdsprache, die sie erst im späten Jugendalter erlernten. Sie wuchsen in Budapest auf.
Jetzt springe ich: Orhan Pamuk beschreibt in "Istanbul", das du vielleicht kennst, das "Hüzün"- Gefühl einer ganzen Nation. Um zu verdeutlichen, was er meint, gibt er Beispiele. Eines davon ist: "...alte Buchhändler, die während einer der zahlreichen Wirtschaftskrisen in ihrem Lädlein frieren und den lieben langen Tag vergeblich auf Kunden warten..." ;)
Hüzün, oder ein verwandtes Gefühl (da Pamuk jenes tatsächlich v. a. auf Istanbul bezieht) - das jedoch nicht einfach als "Melancholie" beschrieben werden kann - ist mir erstaunlicherweise aus meiner Familie sehr vertraut. Ob das am Ungarischen liegt? Ich habe keine Ahnung. Vielleicht. Jedenfalls habe ich versucht, dieser Stimmung einen Sprachraum zu geben. Das ist der Hintergrund meiner kleinen Geschichte; übrigens auch der für "Skinny Love", zu der auch eine Episode gehört, die in Istanbul spielt. Okay, jetzt wird's langsam off-topic und unterm Strich bleibt natürlich die Erkenntnis: Ich muss mich im Geschichten schreiben üben - nicht nur Stimmungen rüberbringen. ;) Und dein Kommentar hat mir diesbezüglich sehr geholfen, also danke noch einmal.

Baronsamedi, es freut mich, dass dir meine "plotarme" Geschichte gefällt! :)

Emma, auch dir danke für deine Rückmeldung. Vielleicht würde dir der "Knaller" weniger fehlen, wenn ich mehr Plot hätte? Wenn du über die Hauptfigur mehr erfahren würdest? Zur Moral und zu dem, was ich dem Leser mitgeben möchte, kann ich ehrlich gesagt nicht so viel sagen. Meiner Meinung nach, muss Literatur dem Leser keine Moral transportieren. Zumindest ist das nicht das, was mich als Leserin an Literatur befriedigt. Das war mir bisher gar nicht so bewusst, aber jetzt, wo ich wegen deines Kommentars darüber nachdenke... Danke für den Anstoß! Mein Anspruch ist es eher, dass das, was ich schreibe, abbildet, anstatt zu belehren und dem Leser moralisch etwas mitzugeben. Wenn die Geschichte überzeugt und der Leser sie sprachlich genießt, macht mich das sehr glücklich.

Liebe Grüße
Alma

 

Hallo Alma,

ich habe deine Geschichte hier soeben gelesen und finde sie gut und lesenswert.
Die kleinen Änderungsvorschläge, die in den Kommentaren schon angesprochen sind, kann ich ebenso nachvollziehen und kann dir hier nichts neues erzählen. Ich schließe mich da auch den Meinungen meiner Vorredner an, was die Kundin im Buchladen angeht. Da geht noch ein bisschen was ;-)

Inschallah ist auch ein wunderbarer Ausdruck, der mich schon seit mehreren Jahren begleitet, da ich einige Jahre in den arabischen Ländern ein- und ausgeflogen bin. Auf viele Fragen, die schwer oder nicht zu beantworten sind hört man es. Was mir persönlich sehr gut an deiner Geschichte gefallen würde, wenn der Titel auch "Inschallah" hieße. Ich glaube, du hast es auch in den Kommentaren erwähnt, warum du dich trotzdem für die deutsche Übersetzung entschieden hast.

Wenn ich dir auch wirklich nichts neues schreiben konnte, wollte ich dir zumindest in meinem Kommentar sagen, dass ich deine Geschichte gut finde. Nicht mehr und auf keinen Fall weniger *lächel*

Wünsche dir noch einen schönen Ausklang des heutigen Tages
Viele Grüße
Heike

 

Herzlich willkommen hierorts!,

liebe Alma!

Alles schon gesagt? zu dieser kleinen Skizze vom Niedergang eines ehrbaren Kaufmannes, eines (verm.) ehem. Gastarbeiters hierorts auf'm Bau, der mit wenig auskam und das Ersparte in die Heimat am Bosporus schickte und sich so ein kleines Vermögen buchstäblich erarbeitete und sich nach der Rückkehr einen kleinen Laden leistete (auch Sätze können ganze Geschichten erzählen).

Nein, ein paar Dinge, die gar nicht so unauffällig sind, wie’s zunächst erscheinen mag, da sie bisher unbeachtet blieben. Da wären die Auslassungspunkte (wenn man sie einmal in einer bestimmten Form im Kopf hat, wie Du, verdrängt man schnell, dass die zwo Varianten unterschiedliches bedeuten) :

Andererseits…
Wenn sie ihn so sehen würde…
»Du hattest einen anstrengenden Tag…«
… und am Abend würde er seiner Frau alles erzählen...
Besser eine Leerstelle zwischen Wort und Auslassungspunkten, denn ohne diese Leerstelle zeigen sie an - oder besser: sollen sie anzeigen, dass am vorhergehenden Wort wenigstens ein Buchstabe fehle, was ja nun mal nicht der Fall ist.

Einmal wäre ein Wort zu korrigieren (auf das die meisten hierorts auch noch programmiert erscheinen, ist schließlich auch eine Abkürzung):

»Du wirst sehen, die Leute kaufen sowas!«
So was immer auseinander, da ein verkürztes „so etwas“

Hier wäre m. E. die Wirklichkeitsform (der Indikativ) durch den Konjunktiv zu ersetzen

Seine Frau macht ihm regelmäßig Vorwürfe, dass er zu viel arbeitet: …
Eben im Nebensatz, zum einen ist es indirekte Rede, also besser „…, dass er zu viel arbeite“, tatsächlich wissen wir aber bereits, dass recht wenig zu tun ist und der Konjunktiv irrealis mit all seinen Zweifeln zu wählen wäre „ …, dass er zu viel arbeitete“– oder „arbeiten würde“ – ich nehm an, dass Du die letztgenannte Form vorzögest. Das Argument, man könnte den Konjunktiv „arbeitete“ mit der Vergangenheitsform verwechseln, muss eingebunden in einem Text in der Gegenwart äußerst merkwürdig anmuten.

Noch was, was jimmy schon angesprochen hat bzgl. der wohl einzigen Kundin (die womöglich anschließend bei Amazon bestellen wird): Warum soll ihm nicht beim Anblick der Fremden warm werden, wenn er schon vorher das Klackern der Absätze, ihr Vorbeigehen am Laden beachtet und den Lockenkopf anschließend im Visier hat.

Gott muss eh viel aushalten und so’n bissken warme Gefühle tun ihm auch mal gut. Mit Sicherheit hat der hohe Herr Humor.

Gruß

Friedel

 

Hallo Heike,

danke dir für das Feedback, freut mich, dass dir meine Geschichte gefallen hat.

Hallo Friedel,

vielen Dank für deinen Kommentar mit den zusätzlichen Verbesserungsvorschlägen. Find ich sehr interessant - gerade auch das mit den Auslassungspunkten.

Ja, warum sollte er sich nicht ein bisschen in seine Kundin vergucken. Wer weiß, was da noch geht ... :) Ob Gott Humor hat? Schwer zu beurteilen. Dass du Humor hast, steht für mich jedenfalls außer Frage und das mag ich. Danke also für deine lieben Zeilen. :)

Liebe Grüße
Alma

 

Hallo Alma,

ich hab deine kleine Geschichte gern gelesen. Ich mochte diese ruhige und melancholische Stimmung die du rüber gebracht hast.

Die Beine in eine zerschlissene Decke gewickelt, sitzt er auf einem Holzstuhl und wartet. Vor ihm, auf dem kleinen Tisch, liegt auf einem Tellerchen ein Stück Weißbrot mit Oliven und Schafskäse. Neben der Registrierkasse steht ein Glas Tee. Die braune Flüssigkeit dampft noch. Die beiden Zuckerwürfel, die er hinein fallen lässt, lösen sich langsam auf, während sie auf den Grund des Glases sinken. Bevor er den ersten Schluck nimmt, rührt er den Tee mit einem kleinen Löffel um und bringt die Zuckerkristalle zum Tanzen.

Hat mir besonders gut gefallen, da man sich das Alles sehr gut vorstellen kann. Sehr detailverliebt, wodurch Bilder im Kopf des Lesers entstehen. Zumindest in meinem.
Ob die Zuckerwürfel sich bereits aufgelöst haben, bevor sie auf dem Boden aufkommen, kann (ich trink den Tee ohne Zucker :) ) und will (das Bild gefällt mir einfach) ich gar nicht beurteilen.

Hat mir gut gefallen.

Gruß Kellerassel

 

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