Was ist neu

Eine verwelkte Rose

Mitglied
Beitritt
17.10.2014
Beiträge
40
Zuletzt bearbeitet:

Eine verwelkte Rose

Sie legte sich auf die braune Matratze zu ihm.
"Weißt du", flüsterte sie mit zittrigem Atem, "wie sehr ich dich vermisst habe?"
Er schwieg. Sie horchte.
Auf dem Weg zu ihm hatte sie die goldene Kette
ihres Vaters in den schwarzen See befördert. Es schnürte ihr die Kehle zu.
Ihr Kleid war weiß und mehrfach beschichtet über ihrer angespannter
Haut. Ihre Haare klebten schweißnass auf ihrem Gesicht. Ihr Atem wurde langsam regelmäßiger.
"Ich komme zu dir. Diesmal für immer."
Sie wusste, dass sein Schweigen seine Art des Redens war. Daran hatte sie sich gewöhnt und es wurde ihr langsam immer angenehmer.
Für einen Moment der Unsicherheit wendete sie sich von ihm ab, legte sich auf ihre rechte Seite und legte die weiße Rose neben sich, um es anzustarren.
Erinnerungen durchfluteten sie. Ihre Muskeln spannten sich noch mehr an als zuvor und sie vergaß, wo sie ihren linken Arm hingelegt hatte.
Wieder überkam sie der Geruch von verbrannter Tinte und Papier, das Braune der Asche und das lodernde Feuer, was sich in den Augen ihres Vaters wiederspiegelte. Das Braune seines Uniforms.
Schlagartig schloss sie ihre Augen in der kindlichen Überzeugung, dass
die Bilder verschwinden würden. Zwar verschwanden die Bilder nicht, aber ein merkwürdiger Schmerz trat ein. Sie spürte es am linken Unterarm. Dornen hatten sich in ihre Haut gebohrt.
Ohne eine Miene zu verziehen benutzte sie die rote Tinte und die Spitze ihres Zeigefingers um ein Bild zu zeichnen. Sie zeigte es ihm.
"Schau, Elias. Jetzt sind wir gleich."
Er schien zu lächeln, was sie noch glücklicher machte. Sie umklammerte ihren Körper.
Noch einmal drehte sie sich um und dachte :
"Früher hattest du dich vor deinem Namen gefürchtet."
Jetzt legte sie sich auf ihren Rücken und starrte ein besseres Kunstwerk an, als das, was sie auf ihre Haut gezeichnet hatte. Sterne lagen verstreut auf dieser endlos großen, schwarz-blauen Decke. Sie löste endlich den Griff ihrer Arme um ihre Taille, obwohl ihre Muskeln
sich noch viel angespannter anfühlten und drehte sich um zu ihm, um sich daran zu erinnern, warum sie gekommen war. Sie drehte ihren Rücken zu allem, was atmete und sich bewegte.
Eine Feststellung lastete auf ihrem Herz.
"Keiner wird uns verstehen."
Denn keiner hatte es getan.

Am nächsten Tag kam der Friedhofwärter. Was er sah war eine junge Frau in einem Brautkleid, die durch den Frost von letzter Nacht nicht mehr zu atmen schien und ein Stein mit der Beschriftung : "Hier ruht eine weiße Rose."

 

Nova schrieb zu ihrer Geschichte:

-------------------------------------------
Hallo liebe Community. Das ist mein zweiter Versuch für eine Kurzgeschichte und mein erster, den ich hier veröffentliche. Ich hoffe es gefällt euch und hoffe auf eure Kritik :-)
--------------------------------------------------

Anmerkungen zur Geschichte bitte unter den Text :)

 

Hallo Tashmetum,
(Danke für das Kompliment...)
...und für die Kritik natürlich. Ich habe die Geschichte bearbeitet indem ich die von dir erwähnten Fehler zur Kenntnis genommen habe.
Als Tochter von Migranten hatte ich schon immer mit grammatischen Fehlern zu kämpfen, deswegen ist es für mich keine große Überraschung gewesen was in deiner Kritik stand. Was keineswegs heißen soll, dass es in Ordnung ist wenn ich diese Fehler mache.
In der Geschichte sind eigentlich einzelne Anspielungen zu finden, von denen ich gedacht hätte, dass sie einfach zu finden sind aber wie es zu sein scheint habe ich mich geirrt.

Ich wünsche dir einen schönen Tag :-)

 

Hej Nova,

zuerst ging es mir wie Tashmetum. Nach dem zweiten Lesen verstehe ich aber vllt doch ganz gut, was in Deiner Geschichte passiert.
Warum das alles so passiert, in welchem Verhältnis die Erzählerin z.B. zu diesem Elias steht oder stand, warum das Feuer in den Augen ihres Vaters leuchtet, kann ich nur erahnen.

Was mir unklar geblieben ist:

Ihr Kleid war weiß und beschichtet.
Da denke ich an gewachste Tischdecken. Meinst Du wirklich beschichtet. Wenn ja, womit?

Ihr Atem wurde langsam regelmäßiger.
Es klang für mich nicht so, vorher, als wäre ihr Atem unregelmäßig gewesen. Das Flüstern wirkte eigentlich ganz entspannt.

Ruckartig streckte sie sich aus, drehte ihren Rücken zu ihm.
Wieso ruckartig? Würde es nicht einfach genügen, dass sie sich ausstreckt?

Legte die weiße Rose neben sich um es anzustarren.
Starrte sie die weiße Rose, also sie an, oder etwas anderes?

Ihre Muskeln spannten sich noch mehr an.
Auch hier: Vorher verrätst Du mit keiner Silbe, dass ihre Muskeln angespannt sind. Vielleicht könnte man auch sagen, dass diese Verspannung ihren ganzen Körper betrifft.

Die Dornen hatten sich in ihre Haut gebohrt.
Den Artikel würde ich benutzen, wenn ich dem Leser vorher schon erklärt habe, dass es da Dornen gibt.
Ansonsten kann ich das mit "Dornen hatten sich in ihre Haut gebohrt" einfach behaupten.

Ohne eine Miene zu verziehen benutzte sie die rote Tinte und die Spitze ihres Zeigefingers, um ein Bild zu zeichnen.
Sie zeigte es ihm.
"Schau, Elias. Jetzt sind wir gleich."
Hier wüsste ich gern genauer, was da vor sich geht.

"Früher hattest du dich vor deinen Namen gefürchtet."
Hier auch.

Ich hoffe, Du lässt Dich nicht entmutigen und schreibst weiter.
Viel Spaß noch hier.

Gruß,
Ane

 

Hallo Ane :-)

Deine Kritik hat mich überhaupt nicht entmutigt. Im Gegenteil. Mich hat es gefreut, dass du auf ein paar Fehler hingewiesen hast.

Um deine Verwirrung loszuwerden :
Der Protagonist fürchtet sich vor seinen Namen, da es seine Identität als einen Juden verraten könnte. Elias ist ein jüdischer Vorname.
Und das was das Mädchen auf ihren Unterarm zeichnet ist ein Davidsstern. Deswegen auch die Stelle wo sie auf die Sterne guckt.
Zusätzlich : mit braun ist das Nazi braun gemeint. Deswegen habe ich es zweifach erwähnt. Auch das mit der weißen Rose hat mehr als eine symbolische Bedeutung.

Ich hoffe das war hilfreich

 

Liebe Nova,

Deine Erklärungen waren hilfreich - und auch wieder nicht.
Natürlich verstehe ich jetzt besser, was vor sich geht (übrigens war meine Lesart eine ganz andere).

Was nicht klar geworden ist, ist Deine Motivation und die halte ich für wichtig. Was hattest Du für Fragen, was für Annahmen oder Leitgedanken dazu im Kopf.
Ich frag das nicht, damit Du mir das wirklich beantwortest, sondern weil das in Deine Geschichte gehören und sie interessanter und besser im Sinne von verständlicher machen würde.

Immer noch viel Spaß hier.

Gruß,
Ane

 
Zuletzt bearbeitet:

”Some say love, it is a river
That drowns the tender reed”​

"Keiner wird uns verstehen",
lässt sich vielleicht gelegentlich auf den Satzbau beziehen, aber ansonsten sollte man die Aussage nicht allzu wörtlich nehem,

liebe Nova –

und damit erst einmal herzlich willkommen hierorts! Dein Hinweis im Kommentar erzeugt bei mir automatsch die Frage, ob Deutsch gar nicht Deine Muttersprache sei.

Braun ist sicherlich nicht Deine Lieblingsfarbe – aber das hat dann eher mit der Geschichte und / oder historischen Ereignissen zu tun, statt mit der Farbe an sich, denn etymoligisch steckt sie auch im Namen des Meister Petz (Bär, noch deutlich im Bruno zu erkennen) und im fleißigen Biber und von Braunlage aus bin ich mit der damals elfjährigen Tochter das erste Mal über den Brocken gegangen und bis Schirke wieder runter, ohne Not und Elend (zwei Orte am Osthang) zu queren, und das Kind quengelte nicht einmal …

Nicht jedes Braun muss an Braunau erinnern, deshalb kann ich natürlich auch völlig daneben liegen.

Aber es gibt einiges anzuzeigen, was Tash übersehen hat, etwa hier beim Infinitiv mit „um“

Legte die weiße Rose neben sich[,] um es anzustarren.
Was aber besonders auffällt ist die Invasion der Pronomen, spätestens ab hier
Auf dem Weg zu ihm hatte sie die goldene Kette ihres Vaters in den schwarzen See befördert. Sie hatte ihr die Kehle zugeschnürt.
„… ihm … sie … ihres … Sie … ihr …“
Nun gut, es hätte auch eins oder zwo mehr sein können „ ihrem Weg … ihre ...“
Da zugleich die Protagonisten – nur scheinbar, wird sich bald herausstellen - nur stellvertretend durch ihre Personalpronomen bezeichnet sind, setzt sich die Invasion zwangsläufig fort erweitert um Possessiv- und Reflexivpronomen. Aber es geben sich Möglichkeiten, die Flut einzudämmen Ohne vorweg einen Namen zu nennen), wenn’s etwa um die Kette geht, tät’s zB ein schlichtes „die“ …

Ihre Haare klebten schweißnass auf ihrem Gesicht. Ihr Atem wurde langsam regelmäßiger.
Wessen Haare/Atem sollten sonst gemeint sein? Vielleicht besser
[Die] Haare klebten schweißnass auf ihrem Gesicht. [Der] Atem wurde langsam regelmäßiger.

Hier gibt’s nun eine Variation innerhalb seiner Rolle im Satz:
Sie wusste, dass sein Schweigen seine Art des Redens war
Sie wusste, dass [das/ alternativ: zu schweigen] Schweigen seine Art des Redens war.
Usw. Ich weiß, Du schaffst den Rest selber!

Da Du den Spannungsbogen aufrechterhalten willst, verbirgstu den eigentlichen Hintergrund bis ziemlich zum Ende, wenn mit der Namensnennung der Leser geradezu aufs Ende gestoßen wird, die eigentlich viel früher das Problem der Pronomen lösen würde, aber die Geschichte wie ein offenes Buch erzählen ließe – womit wir bei der Asche sind

das Braune der Asche
Ist Asche braun? Gut, braun ist gelb oder rot mit Grauschleier – aber der dominiert die Asche und die ist i. d. R. grau, manchmal sogar weiß ...

Die Dornen hatten sich in ihre Haut gebohrt.
Liegt die Rose nicht neben ihr?

Einmal schlägt die Fälle-Falle zu, statt Akkusativ korrekt: Dativ!

"Früher hattest du dich vor deine[m] Namen gefürchtet."

Hier fehlt einiges!
Sie starrte die große Decke an bemalt mit Sternen, umklammerte nicht mehr ihren Körper und drehte sich endgültig zu ihm um.

Sie starrte die große Decke an bemalt mit Sternen, …
Entweder ist ein Komma hier nachzutragen bei der Appostion oder die Apposition wird zum Attribut verschoben, also
Sie starrte die große Decke an[,] bemalt mit Sternen, …
oder
Sie starrte die große[, mit Sternen bemalte] Decke an […], …

Und im zwoten Teil fehlt der Name oder das entsprechende Pronomen (wegen der Inflation würd ich den Namen bevorzugen
…, umklammerte nicht mehr ihren Körper und drehte sich endgültig zu ihm

”Some say love, it is a razor
That leaves your soul to bleed”​

Gruß

Friedel,
der Dir gesteht, dass alles halb so wild ist gegenüber dem, was da geschehen ist.

Zitate aus ”The Rose”, das bei der Trauerfeier für Robert Enke gespielt wurde

 

Hallo Friedrich,

Um auf deine Frage zurückzukommen : Deutsch ist eigentlich meine Muttersprache (Ich spreche seit 17 Jahren deutsch) aber zusätzlich spreche ich auch türkisch. Ich weiß nicht, wodurch meine Fehler zustande kommen. Früher hatte man mir empfohlen Bücher zu lesen aber daran mangelt es nicht.

Auch bei dir werde ich die von dir aufgeführten Fehler zur Kenntnis nehmen und sie entsprechend korrigieren. Wahrscheinlich müsste ich auch die ganze Geschichte überarbeiten.
Auf jeden Fall möchte ich mich bei dir für deine Kritik bedanken. Danke, dass du dier die Zeit genommen hast diesen amateurhaften Versuch einer Kurzgeschichte zu lesen.
Was ich noch klären möchte : braun IST meine Lieblingsfarbe und es war nur auf die Nazi Zeit bezogen. Deswegen sollte man das mit "das Braune der Asche" nicht wörtlich nehmen. Trotzdem bleibt das natürlich alles mein Fehler :-)

Schönen Tag noch

 

Nix zu danken,

liebe Nova,

Fehler machen wir alle und laienhaft sind wir zumeist. Wird schon werden, aber der Gedanke der Überarbeitung ist sicherlich nicht falsch.

braun IST meine Lieblingsfarbe und es war nur auf die Nazi Zeit bezogen.
Letzteres hab ich gemeint (Braunau ist der Geburtsort des GröFaZ = Größter Feldherr aller Zeiten, wie der Anstreicher ironisch bezeichnet wurde). Insofern geht das mit der braunen Asche (als Symbol) auf jeden Fall in Ordnung. Da ist nix falsch dran ...

Bis zum nächsten Mal!

Friedel,
der zwar unter Söhnen Osmans im Internetcafé sitzt, aber noch nicht einen Brocken Türkisch gelernt hat. Die können alle besser Deutsch als viel native People. Und bei Dir wird's auch so sein ...

 

Danke für das Kompliment und die Stellungnahme :-) Jetzt weiß ich was du gemeint hast.

 

Hi Nova,

mir gefällt dein Schreibstil und finde dir ist da auf jedenfall eine gute Geschichte gelungen. Besonders der Twist am Ende ist toll, ich musste wirklich um ein paar Ecken denken und die Geschichte nochmal lesen.

Grüße
Stawrogin

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom